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1. Schiller-Lesebuch - S. 185

1883 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
185 nicht wohl zu Mute war, nun da man schon im voraus dagegen pro- testiert, ist es in doppelter Betrachtung nicht rätlich. Mögen Sie mir vielleicht den 5. Akt mitteilen und mich diesen Morgen nach 10 Uhr besuchen? damit wir die Sache besprechen könnten. Brief Goethes an Schiller vom 15. Juni 1800. Man'hatte alle Ursache, mit der Ausführung sehr zufrieden zu sein, so wie das Stück mich ausserordentlich erfreut hat. Iii. Die Jungfrau von Orleans. Vgl.: „Das Mädchen von Orleans“. „Kassandra“. „Andreas Hofer“ (Mosen). „Alexander Ypsilanti auf Munkacs“ (W. Müller). 129. Die geschichtliche Jungfrau von Orleans. Hach Hobirk. - Im achten Jahresbericht über die höhere Lehranstalt in Rheydt, 1843. Johanna d’Arc war im Februar oder März des Jahres 1410 oder 1411 zu Dom Remy, einem Dorfe an der lothringischen Grenze, geboren. Ihre Eltern, Jacob v. Are und Isabelle Romee, waren ehrliche und ziem- lich wohlhabende Landleute, welche sich durch Frömmigkeit und Recht- schaffenheit, wie durch Einfachheit ihrer patriarchalischen Sitten auszeich- neten. Aus ihrer Ehe entsprossen fünf Kinder, drei Söhne und zwei Töchter, Jacob, Johann, Peter, Johanna, Katharina. Die Erziehung der Johanna war einfach, ihrem Stande angemessen: die Grundwahrheiten des Glaubens ihrer Väter, einige religiöse Übungen, Arbeiten, die ihrem Ge- schlechte und ihrem Stande anpassten, das sind die Kenntnisse, welche sie empfing. Feldarbeiten und das Hüten der Herde des Dorfes waren mit den kleinen Wallfahrten nach der Einsiedelei der Liebfrauen von Bermont und dem Besuche des Mai- oder Feenbaumes ihre liebsten Beschäftigungen. Dieser Baum, nahe bei dem Dorfe, eine majestätische Buche, nebst der in der Nähe sprudelnden Quelle galten seit alter Zeit für wunderbare Orte, wo einst die Feen ihr Wesen getrieben haben sollten, und spielten in den Zaubergeschichten der Gegend eine grosse Rolle. Früh schon bildete sich in Johanna eine beschaulich-religiöse Stimmung, sowie auch durch die Not des zerrissenen Vaterlandes und durch die Lage des ritter- lichen, aber schwer gedrückten Dauphins der lebhafteste Patriotismus in ihr geweckt wurde. — Um das Jahr 1423—24, wo die Partei Karls Vii. die Schlachten zu Crevant und Verneuil verlor, hatte sie, wie sie später in ihren Verhören aussagte, zum erstenmale Erscheinungen übernatürlicher Wesen. Der heil. Michael u. a. drangen in sie, nach Frankreich zu gehen und dem Könige zu helfen, die Belagerung von Orleans aufzuheben und den König zur Krönung nach Rheims zu führen.

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1. Für den Unterricht in höheren Mittelklassen berechnet - S. 153

1887 - Leipzig : Kesselring
Frankreich und England im 14. und 15. Jahrhundert. 153 den zugesprochenen Herrschersitz besteigen konnte, rief ihn (1422) der Tod ab. Drei Monate nach Heinrich V. starb auch der wahnsinnige Karl Vi. und sein Sohn Karl Vii. (14221461) wurde von der Partei der Orleans als rechtmiger Nachfolger anerkannt. Gegen ihn brachen vereint Eng-lnder und Burgunder auf, eroberten alles Land bis an die Loire und schritten zur Belagerung von Orleans, um sich einen Weg nach dem sdlichen Frankreich zu bahnen. Da, in der hchsten Not, erhielt König Karl unerwartete Hilfe. 2. Es war den 1. Mrz des Jahres 1429, als eine Jungfrau in Johanna mnnlicher Kleidung, von zwei Knappen und vier Dienern begleitet, in Dark Karls Vii. Palast erschien und sich als die Befreierin Frankreichs ankndigte. *429. Sie hie Johanna Dark, war die Tochter ehrbarer Landleute und 1412 in dem Dorf Domremy^ geboren. Unter den Beschftigungen ihres Standes war sie herangewachsen; doch neigte sie frhzeitig zur religisen Schwrmerei. Mit tiefem Schmerz erfuhr sie das Elend ihres Vaterlandes, und die Sehnsucht nach Besserung des Zustandes verband sich mit den frommen Gefhlen ihres Herzens so lebendig und so innig, da sie himm-tische Gestalten zu sehen glaubte, von denen sie aufgefordert wurde, Orleans zu entsetzen und den Dauphin zur Krnung nach Reims zu führen. Von diesem Glauben getrieben, begab sich das 17jhrige Mdchen an das Hof-lager zu Chinon, unweit Orleans. Nachdem sie alle Bedenken des Knigs und seiner Umgebung berwunden hatte, ward ihr ein kleines Truppenkorps anvertraut. Auf prachtvollem Streitro erschien nun Johanna; vor ihr her warv ein Banner getragen, auf welchem der Allmchtige, den Erdball haltend, von Lilien und zwei knieenden Engeln umgeben, abge- x bildet war, und worauf die Namen standen: Jesus, Maria". Dem Volk kam sie als ein berirdisches Wesen vor, und begeistert griff man zu den Waffen. . An der Spitze des Heeres eilte die Jungfrau gen Orleans, um der -Mmung hartbedrngten Stadt Lebensmittel und Mannschaften zuzufhren. Zuvor r ean ' jedoch stellte sie unter den Soldaten Zucht und Ordnung her: alle muten beichten und sich dem Schutz des Himmels empfehlen. Fast ohne Wider-stand kam man vor Orleans und gelangte, während die Belagerten einen Ausfall machten, samt der Zufuhr am 29. April 1429 glcklich in die Stadt. Mit lautem Jubel wurde Johanna empfangen. Ihr erster Gang war nach der Kirche, um Gott zu danken ; dann begab sie sich nach dem herzog-lichen Palast, wo sie aber ganz einfach leble. Unter der Anfhrung der Jungfrau hob sich mit jedem Tag der Mut des franzsischen Heeres, während im englischen Lager ein Grauen, wie vor Geisterspuk, vor dem rtselhaften Mdchen einherging und den Widerstand der Krieger lhmte. Es war kein Halten mehr unter den englischen Soldaten, sobald es hie: die Jungfrau kommt 1" Das ganze Belagerungsheer geriet bald so auer Fassung, ba schon nach 9 Tagen die Belagerung aufgehoben werden mute. So hatte die Jungfrau ihr erstes Versprechen erfllt und schickte sich nun an, auch ihr zweites zu lsen. Sie begab sich nach Tours zum König, knieete vor ihm nieder und sprach: Wohledler Dauphin, kommet 1 Domremy, Dorf in Lothringen, am linken Ufer der Maas.

2. Geschichte des Mittelalters - S. 210

1887 - Leipzig : Teubner
210 Jungfrau von Orleans. Johanna d'arc war geboren in dem Dorfe Dom Remy an der Grenze von Lothringen und Champagne und stammte von einfachen Bauersleuten, die sie in Arbeitsamkeit und frommer Sitte erzogen. Schon früh zeigte sie einen Hang zu religiöser Schwärmerei; sie zog sich von ihren Jugendgespielen zurück, und in ihrer Einsamkeit glaubte sie bei ihrem erregten und überspannten Gerste himmlische Erscheinungen zu sehen. Gott und die Jungfrau Maria und die Engel erschienen ihr und verkehrten mit ihr. Da hörte sie von dem Unglück ihres Vaterlandes, von dem Unglück ihres armen Königs, der in Gefahr war, an die Fremden seine rechtmäßige, von Gott ihm verliehene Krone zu verlieren, und sie glaubte sich vom Himmel berufen, von Gott und der heiligen Jungfrau gemahnt, an die Spitze ihres Volkes zu treten und das Vaterland zu retten; sie wollte als Werkzeug des Himmels ihrem Könige zu seinem Rechte verhelfen. Ohne Wissen ihrer Eltern begab sie sich zu dem Kommandanten der nahen Stadt Vancouleur, dem Ritter Bandriconrt, und eröffnete diesem ihr Vorhaben. Er hielt sie für eine Schwärmerin und wies sie anfangs ab; zuletzt jedoch ließ er sich durch die feste Zuversicht des wunderbaren Mädchens bestimmen, sie in Begleitung von zwei Rittern nach Chinon an der Loire in das Hoflager des Königs zu schicken (Februar 1429). Obgleich sie den König nie gesehen, soll sie ihn doch auf der Stelle unter den anwesenden Rittern, unter welchen er sich geflissentlich, um sie zu prüfen, verborgen hatte, herausgefunden haben. Auch entdeckte sie ihm, wie man erzählt, ein Geheimnis, das nur ihm allein bekannt war. Darauf sprach sie: „Ich bin Johanna die Magd. Mir ist vom Himmel der Auftrag geworden, Eure Feinde von Orleans zu vertreiben und Euch nach Rheims zu führen. Dort werdet Ihr, wenn Ihr meine Dienste annehmt, die Krone von Frankreich empfangen, die Euch gebührt." Der König ließ sie hierauf, um über ihre göttliche Sendung klar zu werden, von einer Versammlung von Geistlichen und dann von dem Parlament zu Poitie/s prüfen, und alle fanden, jt < 4*.- y ^

3. Der biographische Unterricht - S. 48

1859 - Berlin : Gaertner
48 Alles war für den unglücklichen König verloren. Da wurde ihm auf eine wunderbare Weise Hülfe und Rettung zu Theil. §. 52. Die ersten Thaten der Jungfrau von Orleans. An der Grenze von Lothringen im Dorfe Dom Remy lebte ein Bauer, Th ibaut d'arc, der eine Tochter, Johanna, hatte. Dieses Mäd- chen war still und zurückgezogen und zeichnete sich durch einen frommen und Gott ergebenen Sinn aus. Von dem Wunsche erfüllt, den un- glücklichen König gerettet zu sehen, wandte sich Johanna oft in in- brünstigem Gebete zu Gott. Dabei fühlte sie ein Verlangen, durch eigene Kraft und Kühnheit dem bedrängten Vaterlande zu helfen. Dies Verlangen stieg in ihr zur Begeisterung. Im Traume sah sie den Erzengel Michael und heilige Frauen, welche ihr verkündeten, daß sie zur Rettung des Königs berufen sei. Sie ging daher, ohne ihren Eltern etwas zu sagen, zu ihrem Oheime, der sie zum Ritter Baudricourt, dem Befehlshaber der nahe gelegenen Stadt Vau- eouleurs, führte. Dieser wies sie zurück. Da sie aber Niemand in ihrem Glauben irre machen konnte, so gaben die Bewohner der Stadt ihr ein Pferd, Waffen und männliche Kleidung. In Begleitung zweier Ritter begab sie sick auf sehr gefahrvollen Wegen nach dem Schlosse Chinon, wo der König sein Hoflager hielt. Sie erschien vor Karl Vii. und sagte ihm, daß sie berufen sei, die Stadt Orleans, welche von den Engländern belagert wurde, zu befreien und den König zur Krönung nach Rheims zu führen. Der König soll hierauf, uni sich von der Wahrheit ihrer Eingebungen zu überzeugen, sie man- nichfach auf die Probe gestellt haben. Da ihre Aussagen eintrafen, gab ihr Karl Vii. Soldaten, und mit einer weißen Fahne in der Hand schritt sie dem Heere voran. Sie ging nach Orleans, um die fast verhungerten Einwohner dieser Stadt mit Lebensmitteln zu ver- sehen. Unterwegs hielt sie strenge Zucht im Heere. Orleans wurde erreicht. Sie ließ den Engländern sagen, daß sie sich entfernen soll- ten. Diese spotteten der Jungfrau von Orleans — so wurde sie jetzt genannt — obgleich sie doch vor ihr, wie vor eineni wunderbaren Wesen, Furcht hatten. Dann verließ sie die Stadt und begann einen Angriff auf die Bollwerke und Verschanzungen der Engländer. Nack) eineni heftigen Kampfe, in welchem Johanna durch einen Pfeil ge- fährlich verwundet wurde, wichen die Engländer und die Jungfrau zog siegreich in die Stadt ein. §. 53. Johanna s fernere Thaten. Die Vertreibung der Engländer durch eine Jungfrau erregte das größte Aufsehen in Frank- reich. Man hielt Johanna für ein göttliches Wesen und man kam, ihre Kleider und die Füße ihres Pferdes zu küssen. Sie begab sick,

4. Für einjährigen Unterricht in höheren Mittelklassen berechnet - S. 173

1869 - Hildburghausen : Nonne
Frankreich und England. Die Jungfrau von Orleans. 173 In der höchsten Noth aber erhielt der König Karl unerwartet einen retten- den Helfer. 2. Es war den 1. März des Jahres 1429, als eine Jungfrau in männlicher Kleidung, von zwei Knappen und vier Dienern begleitet, in Karls Vh. Palast erschien und sich als die Befreierin Frankreichs ankün- digte. Sie hieß Johanna d'arc, war die Tochter ehrbarer Landleute Johanna in dem Dorfe Domremy I an der Maas, geboren 1412. Unter den Be- ^ ^rc 1 fchäftigungen ihres Standes war sie herangewachsen. Man rühmte ihre Sanftmuth, Frömmigkeit und Gottesfurcht; doch neigte sie sich zur reli- giösen Schwärmerei. Mit tiefem Schmerz erfuhr sie das Elend ihres Vater- landes, und die Sehnsucht nach Besserung des Zustandes verband sich mit den frommen Gefühlen ihres Herzens, das nur von Gott Hülfe zu hoffen sich gewöhnt hatte, so lebendig und so innig, daß ihr himmlische Gestalten erschienen, von denen sie aufgefordert wurde, Orleans zu entsetzen und den Dauphin zur Krönung nach Rheims zu führeu. Von diesem Glauben ge- trieben, wandte sich das 17jährige Mädchen an Baudricourt, den Be- fehlshaber der benachbarten Stadt Vaucouleurs, und ward von ihm an das Hoflager in Chinon, unweit Orleans, gesendet. Und ohne Furcht trat sie hier vor den König und sprach in prophetischem Tone: „Wohledler Dau- phin, ich bin Johanna die Magd. Mir ist vom Himmel der Auftrag ge- worden, Eure Feinde von Orleans zu vertreiben und Euch nach Rheims zu führen. Dort werdet Ihr, nehmt Ihr meine Dienste an, die Krone Frankreichs empfangen, die Euch gebührt." Obwohl sie nie vorher den König gesehen hatte, so soll sie ihn doch auf der Stelle aus den anwesen- den Hofleuten herausgefunden und ihm Geheimnisse entdeckt haben, die auf natürliche Weise kein Mensch außer ihm wissen konnte. Auch soll sie ein in der St. Katharinenkirche zu Fier-Bois befindliches Schwert, welches seit vielen Jahren ganz in Vergessenheit gerathen war, genau beschrieben und dasselbe begehrt haben. Solche und ähnliche Gerüchte verbreiteten sich unter das Volk. Man brannte vor Begierde, das Wundermädchen zu sehen, welches Gott sich zur Rettung Frankreichs auserkoren habe. Da erschien Johanna auf einem prachtvollen Streitrosse, im Angesicht einer ungeheuren Volksmenge, von der sie mit lautem Zuruf begrüßt ward. Vor ihr her ward ein Banner getragen, auf welchem der Allmächtige, den Erd- ball haltend, von Lilien und zwei knienden Engeln umgeben, abgebildet war und worauf der Name stand: „Jesus, Maria". Sie erschien den Zuschauern als ein überirdisches Wesen, und begeistert griff man zu den Waffen. An der Spitze des Heeres eilte die Jungfrau gen Orleans, um der hartbedrängten Stadt Lebensmittel und Mairnschaften zuzuführen. Zuvor jedoch stellte sie unter den Soldaten Zucht und Ordnung her, daß diesel- den der Hilfe Gottes würdig seien: alle mußten beten, beichten und sich dem Schutze des Himmels empfehlen. Fast ohne Widerstand kam man vor Orleans und gelangte, während die Belagerten einen Ausfall machten, sammt der Zufuhr am 29. April 1429 glücklich in die Stadt. Mit lau- Einnahme tem Jubel wurde Johanna empfangen. Ihr erster Gang war nach derv- Orleans. Kirche, um Gott zu danken; dann begab sie sich nach dem herzoglichen Pa- *) *) Domremy, Dorf in Lothringen, am linken Ufer der Maas.

5. Geschichte des Mittelalters - S. 263

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 39, 1. Frankreich. 263 in welchem Karl Vi. auf Veranlassung des Herzogs ^ von Burgund und der Königin Jsabeau dem englischen König Heinrich V. seine Tochter Katharina vermählte und ihm die Thronfolge in Frankreich ^sicherte. Heinrich V. starb 1422 und hinterließ einen einjährigen Sohn, Heinrich Vi., als Erben der englischen und französischen Krone; als zwei Monate später auch Karl Vi. starb, folgte ihm fein ©ohn, der Dauphin, welcher den von feinern Vater mit England geschlossenen Vertrag verwarf und als Karl Vii. (1422-1461) die Regierung in Frankreich übernahm. Aber seine Lage war eine überaus trübe: die Engländer und Burgunder brachten aufs neue die Schrecken des Krieges über sein schwer heimgesuchtes Reich, und alles Land nördlich der Loire fiel den Feinden in die Hände, der König befaß nichts mehr als die Landschaft Berry. Schon belagerten die Feinde die von dem Grafen Dunois tapfer verteidigte Feste Orleans, den Schlüssel des Südens; fiel auch diese, so war es mit der Herrschaft des Königs zu Ende. Der König, an einem glücklichen Ausgang verzweifelnd, beschäftigte sich bereits mit dem Gedanken, das Land ganz zu verlassen, da brachte ihm eine Jungfrau Hilfe und Rettung. Die Jungfrau von Orleans. Jeanne d'arc, die Tochter wenig bemittelter, aber frommer und redlicher Landleute, war 1412 in dein Dorfe Domremy bei Vaucouleurs an der westlichen Grenze Lothringens geboren. Von ihren Eltern zu allem Guten angehalten, betrieb sie anfangs alle Geschäfte des ländlichen Lebens mit Fleiß und Vorliebe. Man rühmte ihre Sanftmut, ihre Frömmigkeit und Gottesfurcht. Sie pflegte die Kranken, half den Armen, ging täglich zur Kirche und nahm häufig das heilige Abendmahl. Dabei zeigte sie große Neigung zu religiöser Schwärmerei. In der Nähe von Domremy stand ein Wunderbaum, eine schöne Buche, welche nach einer alten Sage von Feen umgeben war; eine als wunderkräftig gepriesene Quelle sprudelte unweit derselben hervor. Dort pflegte Johanna in schönen Sommernächten oft zu weilen, und wenn sie recht inbrünstig betete, war sie himmlischer Erscheinungen gewiß. Mit tiefem Schmerz erfuhr Johanna, wie ihr Vaterland in immer größeres Elend versank, wie der unglückliche Dauphin Karl Vii., welcher König hieß, ohne zur Krönung gelangen zu können, rettungslos verloren schien, und in ihrem Innern stand es fest, daß nur Gott dem armen Lande helfen könne. In solcher Stimmung glaubte sie himmlische Gestalten, die Engel Gabriel und Michael, die heilige Katharina und andere zu schauen, welche ihr geboten, Orleans zu entsetzen und den Dauphin zur Krönung nach Rheims zu führen. Von diesem Glauben getrieben.

6. Der biographische Unterricht - S. 42

1874 - Berlin : Gaertner
— 42 — langen, durch eigne Kraft und Kühnheit dem bedrängten Vaterlande zu helfen. Dies Verlangen stieg in ihr zur Begeisterung. Im Traume sah sie den Erzengel Michael und heilige Frauen, welche ihr verkündeten, dass sie zur Rettung des Königs berufen sei. Sie ging daher, ohne ihren Eltern etwas zu sagen, zu ihrem Oheim, der sie zum Ritter Baudricourt, dem Befehlshaber der nahe gelegenen Stadt Vaucouleurs, führte. Dieser wies sie zurück. Da sie aber niemand in ihrem Glauben irre machen konnte, so gaben die Bewohner der Stadt ihr ein Pferd, Waffen und männliche Kleidung. In Begleitung zweier Ritter begab sie sich auf sehr gefahrvollen Wegen nach dem Schlosse Chi non, wo der König sein Hoflager hielt. Sie erschien vor Karl Vii. und sagte ihm, dass sie berufen sei, die Stadt Orleans, welche von den Engländern belagert wurde, zu befreien und den König zur Krönung nach Rheims zu führen. Der König soll hieraus, um sich von der Wahrheit ihrer Eingebungen zu überzeugen, sie mannich-sach auf die Probe gestellt haben. Da ihre Aussagen eintrafen, gab ihr Karl Vii. Soldaten, und, mit einer weißen Fahne in der Hand, schritt sie dem Heere voran. Sie richtete ihren Weg auf Orleans, um die fast verhungerten Einwohner dieser Stadt mit Lebensmitteln zu versehen. Unterwegs hielt sie strenge Zucht im Heere. Orleans wurde erreicht. Dann ließ sie den Engländern sagen, dass sie sich entfernen sollten. Diese spotteten der Jungfrau von Orleans — so wurde sie jetzt genannt — obgleich sie doch vor ihr, wie vor einem wunderbaren Wesen, Furcht hatten. Darauf begann sie einen Angriff auf die Bollwerke und Verschanzungen der Engländer. Rach einem heftigen Kampfe, in welchem Johanna durch einen Pfeil gefährlich verwundet wurde, wichen die Engländer, und die Jungfrau zog siegreich in die Stadt ein. §. 53. Johanna s fernere Thaten. Die Vertreibung der Engländer durch eine Jungfrau erregte das größte Aufsehn in Frankreich. Man hielt Johanna für ein göttliches Wesen, und man kam, ihre Kleider und die Füße ihres Pferdes zu küssen. Sie begab sich dann nach Tours, wo Karl Vii. war, kniete vor ihm nieder und sprach: „Wohledler Dauphin, empfanget die heilige Salbung und Eure Königliche Krone zu Rheims. Ich habe das größte Verlangen, Euch hinziehen zu sehen; darum eilet." Die Städte und Schlösser, welche zwischen Tours und Rheims lagen, waren alle von den Engländern besetzt. Dennoch folgte der König dem Rathe der Jungfrau. Mehrere feste Plätze ergaben sich, andre wurden durch Sturm genommen. Johanna zeigte überall Muth und Unerschrockenheit. Der Helm wurde ihr einmal zerschmettert, und sie selbst stürzte in einen tiefen Graben. Trotz dieser Gefahren führte sie den König glücklich nach Rheims. Am 17. Juli (1429) wurde er gekrönt. Johanna stand am Altare neben ihm, mit ihrer Fahne in der Hand, umfasste nach der Krönung seine Knie und sprach: „Edler König! jetzt ist Gottes Wille erfüllt, der verlangte, dass ich Orleans entsetzen und Euch nach der Stadt Rheims zur heiligen Salbung führen sollte." Der König erhob darauf die ganze Familie der Jungfrau in den Adelstand. Man erzählt, dass nach der Krönung Johanna den König gebeten habe, sie zu entlassen, weil ihr Werk vollbracht sei. Allein der König und das Heer sollen sie durch vieles Bitten zum Bleiben bewogen haben. Merkwürdig ist es, dass Johanna's fernere Thaten nicht mehr vom Glücke begleitet waren, und dass sie selbst auch keinen so großen Muth mehr zeigte. Die vorgefallenen Ereignisse machten auf die gegen Karl feindlich gesinnten Städte Frankreichs einen solchen Eindruck, dass sie sich bald ergaben. Nur Paris blieb hartnäckig. Johanna belagerte die Stadt. Da der schwache König ihr keine Hilfstruppen schickte, konnte sie trotz aller Tapferkeit nichts ausrichten. Sie wünschte

7. (Der biographische Unterricht) - S. 42

1887 - Berlin : Gaertner
42 langen, durch eigne Kraft und Khnheit dem bedrngten Vaterlande zu helfen. Dies Verlangen stieg _ in ihr zur Begeisterung. Im Traume sah sie den Erz--engel Michael und heilige Frauen, welche ihr verkndeten, dass sie zur Rettung des Knigs berufen sei. Sie ging daher, ohne ihren Eltern etwas zu sagen, zu * ihrem Oheim, der sie zum Ritter Baudricourt, dem Befehlshaber der nahe gelegenen Stadt Vaucouleurs, fhrte. Dieser wies sie zurck. Da sie aber niemand in ihrem Glauben irre machen konnte, so gaben die Bewohner der Stadt ihr ein Pferd, Waffen und mnnliche Kleidung. In Begleitung zweier Ritter zog e sie auf sehr gefahrvollen Wegen nach dem Schlosse Chinon, wo der König sein Hoflager hielt. Sie erschien vor Karl Vii. und sagte ihm, dafs sie berufen sei, die Stadt Orleans, welche von den Englndern belagert wurde, zu befreien und den König zur Krnung nach Reims zu führen. Der König soll hierauf, um sich von der Wahrheit ihrer Eingebungen zu berzeugen, sie mannich-fach auf die Probe gestellt haben. Da ihre Aussagen eintrafen, gab ihr Karl Vii. Soldaten, und mit einer weien Fahne in der Hand schritt sie dem Heere voran. Sie richtete ihren Weg auf Orleans, um die fast verhungerten Einwohner dieser Stadt mit Lebensmitteln zu versehen. Unterwegs hielt sie strenge Zucht im Heere. Orleans wurde erreicht. Dann lie sie den Englndern sagen, dass sie sich entfernen sollten. Diese spotteten der Jungfrau von Orleans so wurde sie jetzt genannt obgleich sie doch vor ihr, wie vor einem wunderbaren Wesen, Furcht hatten. Darauf begann sie einen Angriff auf die Bollwerke und Verschanzungen der Englnder. Nach einem heftigen Kampfe, in welchem Johanna durch einen Pfeil gefhrlich verwundet wurde, wichen die Englnder, und die Jungfrau zog siegreich in die Stadt ein. ; 53. Johannis fernere Thaten. Die Vertreibung der Englnder durch eine Jungfrau erregte das grte Auffehn in Frankreich. Man hielt Johanna fr ein gttliches Wesen, und man kam, um ihre Kleider und die Fe ihres Pferdes zu kssen. Sie begab sich dann nach Tours, wo Karl Vii. war, kniete vor ihm nieder und sprach: Wohledler Dauphin, empfanget die heilige Salbung und Eure Knigliche Krone zu Reims. Ich habe das grte Verlangen, Euch hinziehen zu sehen; darum eilet/' Die Städte und Schlsser, welche zwischen Tours und Reims lagen, waren alle von den Englndern besetzt. Dennoch folgte der König dem Rate der Jungfrau. Mehrere feste Pltze ergaben sich, andre wurden durch Sturm genommen. Johanna zeigte berall Mut und Unerschrocken-heit. Der Helm wurde ihr einmal zerschmettert, und sie selbst strzte in einen tiefen Graben. Trotz dieser Gefahren fhrte sie den König glcklich nach Reims. Am 17. Juli (1429) wurde er gekrnt. Johanna stand am Altare neben ihm, mit ihrer Fahne in der Hand, umfaffte nach der Krnung feine Kniee und sprach: Edler König! jetzt ist Gottes Wille erfllt, der verlangte, dass ich Orleans ent-setzen und Euch nach der Stadt Reims zur heiligen Salbung führen sollte." Der König erhob darauf die ganze Familie der Jungfrau in den Adelstand. Man erzhlt, dass nach der Krnung Johanna den König gebeten habe, sie zu entlassen, weil ihr Werk vollbracht sei. Allein der König und das Heer sollen sie durch vieles Bitten zum Bleiben bewogen haben. Merkwrdig ist es, dass Iohanna's fernere Thaten nicht mehr vom Glcke begleitet waren, und dass sie selbst auch keinen so groen Mut mehr zeigte. Die vorgefallenen Ereignisse machten auf die gegen Karl feindlich gesinnten Städte Frankreichs einen solchen Eindruck, dass sie sich bald ergaben. Nur Paris blieb hartnckig. Johanna belagerte die Stadt. Da der schwache König ihr feine Hilfstruppen schickte, konnte sie trotz aller Tapferkeit nichts ausrichten. Sie wnschte

8. Sagen aus der Welt der Griechen und Römer, deutsche Sagen, Lebensbilder aus allen Teilen der Weltgeschichte - S. 104

1910 - Berlin : Salle
104 Iii. Lebensbilder aus allen Teilen der Weltgeschichte. und mit einer weißen Fahne in der Hand schritt sie dem Heere voran. Sie ging nach Orleans, um die fast verhungerten Einwohner dieser Stadt mit Lebensrnitteln zu versehen. Unterwegs hielt sie strenge Zucht im Heere. Orleans wurde erreicht. Sie ließ den Engländern sagen, daß sie sich entfernen sollten. Diese spotteten der „Jungfrau von Orleans" — so wurde sie jetzt genannt —, obgleich sie doch vor ihr, wie vor einem wunderbaren Wesen, Furcht hatten. Johanna begann den Angriff auf die Bollwerke und Verschanzungen der Engländer. Nach einem heftigen Kampfe, in welchem Johanna durch einen Pfeil gefährlich verwundet wurde, wichen die Engländer, und die Jungfrau zog siegreich in die Stadt ein. Die Vertreibung der Engländer durch eine Jungfrau erregte das größte Aufsehen in Frankreich. Man hielt Johanna für ein göttliches Wesen und kam, ihre Kleider und die Füße ihres Pferdes zu küssen. Sie begab sich aber nach Tours, wo Karl Vii. war, kniete vor ihm nieder und sprach: „Wohledler Dauphin, empfanget die heilige Salbung und Eure königliche Krone zu Rheims. Ich habe das größte Verlangen, Euch dahinziehen zu sehen; darum eilet." Die Städte und Schlösser, welche zwischen Tours und Rheims lagen, waren alle von den Engländern besetzt. Dennoch folgte der König dem Rate der Jungfrau. Mehrere feste Plätze ergaben sich, andere wurden im Sturm genommen. Johanna zeigte überall Mut und Unerschrockenheit. Der Helm wurde ihr einmal zerschmettert, und sie selbst stürzte in einen tiefen Graben. Trotz dieser Gefahren führte sie den König glücklich nach Rheims, woselbst die Krönungsfeier stattfand. Johanna stand am Altare neben ihm mit ihrer Fahne in der Hand, umfaßte nach der Krönung feine Knie und sprach: „Edler König! jetzt ist Gottes Wille erfüllt, der verlangte, daß ich Orleans entsetzen und Euch nach dieser Sladt Rheims zur heiligen Salbung führen sollte." Der König erhob darauf die ganze Familie der Jungfrau in den Adelstand. Man erzählt, daß nach der Krönung Johanna den König gebeten habe, sie zu entlassen, weil ihr Werk vollbracht sei. Allein der König und das Heer sollen sie durch vieles Bitten zum Bleiben bewogen haben. Merkwürdig ist es, daß Johannas fernere Taten nicht mehr vom Glücke begleitet waren, und daß sie selbst auch keinen so großen Mut mehr zeigte. Die vorgefallenen Ereignisse machten auf die Karl feindlich gesinnten Städte Frankreichs einen solchen Eindruck, daß sie sich bald ergaben. Nur Paris blieb hartnäckig. Johanna belagerte die Stadt. Da der schwache König ihr keine Hilfstruppen schickte, konnte sie trotz aller Tapferkeit nichts ausrichten. Sie wünschte von neuem, in die Einsamkeit zurückzukehren. Allein sie

9. Geschichte des Mittelalters - S. 313

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die Engländer in Paris. Die Jungfrau von Orleans. 313 fast alle nördlichen und östlichen Provinzen an die Engländer und schien gegen einen Nebenbuhler wie der englische König unrettbar verloren, als Heinrich V. am 31. August 1422 zu Vincennes starb. Die Engländer in Paris. Sein Sohn Heinrich Vi., der Erbe der englischen und französischen Kronen, war erst ein Jahr alt und seine Oheime regierten für ihn England und Frankreich. Die Herzoge von Burgund und der Bretagne schworen dem jungen Könige den Vasalleneid und auch Paris huldigte, Lord Bedford aber wurde als Regent Frankreichs von dem ganzen nörd- lichen und östlichen Theile des Landes anerkannt. Der König Karl Vii. (seit Okt. 1422) wurde von den Engländern bei Krevant (1423) und Verneuil (1424) geschlagen; er war so verarmt, daß er kaum über einige Thaler verfügen konnte und zudem kein Feldherr, den Lüsten er- geben, unzuverlässig und undankbar. Zu seinem Glücke beschäftigte die Engländer ein Zwist mit dem Herzog von Burgund volle drei Jahre, aber im Okt. 1428 belagerten sie Orleans, das Thor zu Karls letzten Besitzungen; fiel es in ihre Macht, so war Frankreichs nationales Kö- nigthum verloren. Die Jungfrau van Wrlrans (1428—1430). Da rettete es die Jungfrau von Orleans, ein begeistertes 19jähri- ges Bauernmädchen, Johanna Nomee (d’Arc), aus dem lothringischen Dorfe Domremy. Sie erschien vor Karl Vii., der hoffnungslos aber vergnügt im Schlosse Chinon Hof hielt, und erklärte ihm, sie sei von Gott berufen die Engländer von Orleans zu vertreiben und den König nach Rheims zur Krönung zu führen. Der König glaubte ihr nicht, wohl aber das Volk und die Soldaten, und darum durfte sie einen Versuch wagen. Wie ein Mann gerüstet.trug sie den Kriegern die Fahne voran; die Franzosen folgten ihr als der von Gott erweckten Retterin und die Engländer flohen vor ihr wie vor einem übermenschlichen Wesen. Orleans wurde befreit (Mai 1429), Stadt für Stadt gewonnen, die Engländer überall aus dem Felde geschlagen und Karl Vii. in Rheims den 27. Juli 1429 gekrönt. Nun wollte die Jungfrau in ihr Dorf zurückkehren, weil ihre Sendung erfüllt sei; aber der König gedachte sie noch ferner gegen die Engländer zu verwenden und bewog sie bei dem Heere zu bleiben. Doch von jetzt an war das Glück nicht mehr mit ihr; ihr Angriff auf Paris scheiterte und bei einem Ausfälle aus Kompiegne wurde sie von den Engländern gefangen (25. Mai 1430). Karl Vii. that nichts für sie; sie wurde vor ein Gericht gestellt, das aus geistlichen und weltlichen Herren (englischen Franzosen) bestand; standhaft vertheidigte sie ihre höhere Sendung, wurde aber dennoch

10. Das Mittelalter - S. 300

1884 - Mainz : Kirchheim
ooo Die Jungfrau von Orleans. in Frankreich und bemächtigte sich eines Platzes nach dem andern. Doch bald rief ihn der Tod mitten aus seiner Siegesbahn. Er hinterließ ein Söhnchen von neun Monaten, das von der bnrgundischen Partei sogleich als König Heinrich Vi. (1422 —1461) anerkannt wurde. Kurz nach Heinrich V. starb auch der wahnsinnige König Karl Vi. Nun nannte sich der Dauphin König Karl Vii. (1422—1461); doch hieß er wegen seiner geringen Mittel spottweise nur der kleine König von Bourges, wo er residierte. Vereint brachen die Engländer und Burgunder gegen ihn auf, eroberten alles Land bis an die Loire und schritten zur Belagerung von Orleans, um sich einen Weg nach dem südlichen Frankreich zu bahnen. In der höchsten Not aber erhielt der König Karl unerwartet einen rettenden Helfer. 4. Die Jungfrau von Orleans. Es war am 1. Mai des Jahres 1429, als eine Jungfrau in männlicher Kleidung, von 2 Knappen und 4 Dienern begleitet, Karls Vii. Palast erschien und sich als die Befreierin Frankreichs ankündigte. Sie hieß I oh a nna d'arc, war die Tochter ehrbarer Landleute und in dem Dorfe Domremy in Lothringen geboren (1412). Unter den Beschäftigungen ihres Standes war sie herangewachsen ; doch zeichnete sie sich frühzeitig durch einen tief religiösen Sinn ans. Mit tiefem Schmerz erfuhr sie das Elend ihres Vaterlandes, und die Sehnsucht nach Bessernng des Zustandes verband sich mit den frommen Gesühlen ihres Herzens, das nur von Gott Hilfe zu hoffen sich gewöhnt hatte, so lebendig und so innig, daß ihr himmlische Gestalten erschienen, von denen sie aufgefordert wurde, Orleans zu entsetzen und den Dauphin zur Krönung nach Rh e i m s zu sichren. Von diesem Glauben getrieben, wandte sich das siebzehnjährige Mädchen an Vondriconrt, den Befehlshaber der benachbarten Stadt V au conlenrs, und ward von ihm an das Hoflager in Chinon, unweit Orleans, gesendet. Und ohne Furcht trat sie hier vor den König und sprach in prophetischem Tone: „Wohledler Dauphin, ich bin Johanna die Magd. Mir ist vom Himmel der Auftrag gegeben worden, eure Feinde von Orleans zu vertreiben und euch nach Rheims zu führen. Dort werdet ihr, nehmt ihr meine Dienste au, die Krone Frankreichs empfangen, die euch gebührt." Obwohl sie nie vorher den König gesehen hatte, so soll sie ihn doch auf der Stelle aus den anwesenden Hofleuten herausgefunden und ihm Geheimnisse entdeckt haben, die aus natürliche Weise kein Mensch außer ihm wissen konnte. Solche und ähnliche Nach-

11. Das Mittelalter - S. 301

1884 - Mainz : Kirchheim
Die Jungfrau von Orleans. 301 richten verbreiteten sich unter das Volk. Man brannte vor Begierde, das Wundermädchen zu sehen, welches Gott sich zur Rettung Frankreichs auserkoren hatte. Da erschien Johanna auf einem prachtvollen Streitrosse; vor ihr her ward ein Banner getragen, auf welchem der Allmächtige, den Erdball haltend, von Lilien und Zwei knieenden Engeln umgeben, abgebildet war und woraus die Namen standen: „Jesus, Maria." Den Zuschauern kam sie als ein überirdisches Wesen vor, und begeistert griff man zu den Waffen. An der Spitze des Heeres eilte die Jungsrau gen Orleans, um der hartbedrängten Stadt Lebensmittel und Mannschaften Zuzuführen. Zuvor jedoch stellte sie unter den Soldaten Zucht und Ordnung her: alle mußten beten, beichten und sich dem Schutze des Himmels empfehlen. Fast ohne Widerstand kam man vor Orleans und gelangte, während die Belagerten einen Ausfall machten, samt der Zufuhr am 29. April 1429 glücklich in die Stadt. Mit lautem Jubel wurde Johanna empfangen. Ihr erster Gang war nach der Kirche, um Gott Zu danken; daun begab sie sich nach dem herzoglichen Palast, wo sie ganz einfach lebte. Unter der Anführung der Jungfrau machten die Franzosen bald gute Fortschritte: sie griffen die festesten Posten der Feinde an und nahmen eine Schanze nach der andern. Mit jedem Tage hob sich der Mut des französischen Heeres, während im englischen Lager ein Grauen, wie vor Geisterspuk, vor dem rätselhaften Mädchen einherging und alle Kräfte der Krieger lähmte. Denn daß Johanna von mehr als menschlicher Art fei, baran zweifelte niemand, und es half den Anführern der Feinde wenig, wenn sie den Glauben verbreiteten, sie sei des Teusels Werkzeug; um so furchtbarer erschien sie nur. Es war kein Halten mehr unter den englischen Soldaten, sobald es hieß: „die Jungfrau kommt!" Das ganze Belagernngsheer geriet bald so außer Fassung, daß schon nach neun Tagen (9. Mai) die Belagerung aufgehoben werben mußte. So hatte die Jungfrau ihr erstes Versprechen erfüllt und schickte sich nun an, auch ihr zweites zu lösen. Sie begab sich nach Tours zum König, kniete vor ihm nieber und sprach; „Wohlebler Dauphin, kommet und empfanget die heilige Salbung und eure königliche Krone zu Rheims!" Die Städte zwischen Tours und Rheims waren alle von den Englänbern und Burgunbern besetzt; bennoch folgte der König dem Rate der Jungfrau. Mehrere Plätze ergaben sich, andere wurden mit Sturm genommen. Johanna ging überall den Ihrigen voran und teilte jede Gefahr. Endlich führte sie den König glücklich nach Rheims,

12. Bilder und Lebensbeschreibungen aus der Weltgeschichte - S. 201

1887 - Hannover : Meyer
91. Die Jungfrau von Orleans. 201 91. Die Zungsrau von Orleans (uas). 1 in Im Jahre 1429 stand Frankreich am Räude des Verderbens. Ein ganzes Jahrhundert hatte es — mit Unterbrechungen — Su’teg mit England geführt, dessen Herrscher Erbansprüche auf den französischen Königsthron erhoben. Jetzt ermattete der Widerstand der Franzosen. Die Regierung führte zu der Zeit der Dauphin (spr. Dohsäng = Kronprinz) Karl Vii. König konnte er sich kaum nennen, weil er nicht gekrönt war, und gekrönt konnte er nicht werden, weil die alte Krönungsstadt Reims (spr. Rangs; nordöstl. v. Paris) im Besitze der Engländer war. Letztere hatten auch Paris und alles Land bis an die Loire inne; sie belagerten jetzt die Stadt Orleans, um sich einen Weg nach ^üdfrankreich zu bahnen. An ihrer Seite kämpfte Frankreichs mächtigster Vasall, der Herzog Philipp von Burgund; ja, des Dauphins eigene Mutter, die böse Jsabella, war mit ihnen im Bnnde. Eine tiefe Verzagtheit erfüllte die Gemüter der Franzosen. Fiel Orleans, dann war das letzte Bollwerk des Landes dahin, und schon beschloß Karl Vii., sich nach dem äußersten Süden des Landes zurückzuziehen. In dieser höchsten Not erstand Frankreich unerwartet ein Retter der wunderbarsten Art. 2. Auftreten der Jungfrau (1429). Es war im Frühjahr 1429, als am Hofe Karls Vii. eine Jungfrau in männlicher Kleidung erschien, die sich als gottgesandte Befreierin Frankreichs ankündigte. Sie hieß Johanna d'are und war die Tochter eines Landmaunes in Lothringen. Diesem einfachen Mädchen war die Not des Königs und des Vaterlandes tief zu Herzen gegangen; schlaflos lag sie oft auf ihrem Lager, grübelnd und betend. Endlich — so meinte sie — hatte sie himmlische Erscheinungen, und die heilige Jungfrau trug ihr, dem siebzehnjährigen Mädchen, auf, Orleans zu entsetzen und den König nach Reims zur Krönung zu führen. So begab sie sich denn ohne Furcht zum Könige und sprach: „Wohledler Dauphin, ich bin Johanna, die Magd. Mir ist vom Himmel der Auftrag geworden, Eure Feinde von Orleans zu vertreiben und Euch nach Reims zu führen. Dort werdet Ihr, nehmt Ihr meine Dienste an, die Krone von Frankreich empfangen, die Euch gebührt." Obwohl sie den König nie vorher gesehen hatte, soll sie ihn doch auf der Stelle unter den anwesenden Hofleuten, unter die er sich gemischt hatte, erkannt, ihm auch Geheimnisse entdeckt haben, die ans natürliche Weise außer ihm kein Mensch wissen konnte. So fand sie denn Glauben. Bald erschien sie öffentlich, in glänzender Rüstung und auf einem prachtvollen Streitrosse reitend, während ein weißes Banner mit dem Bilde des Heilandes vor ihr hergetragen wurde. Dem staunenden Volke erschien sie wie ein überirdisches Wesen, und begeistert griff man zu den Waffen. 3. Entsatz Öott Orleans. Als die Engländer von der Jungfrau hörten, spotteten sie, daß ein Mädchen Frankreich retten solle, nachdem die besten Männer es nicht vermocht hatten. Sie mußten aber bald erfahren, daß die Franzosen jetzt ganz andere Gegner waren. Schon zog die Jungfrau au der Spitze einer Schar gegen Orleans heran, um der bedräugteu Stadt Lebensmittel und Mannschaft zuzuführen. Zuvor hatte sie strenge Zucht und Ordnung unter den Soldaten wiederhergestellt und alle beichten lassen. Glücklich gelangte sie in die Stadt und wurde und Jubel empfangen. Ihr erster Gang war in die Kirche, um Gott zu danken. Unter ihrer Anführung machten die Franzosen nun glückliche Ausfälle und er-

13. Kaisers Bilder und Lebensbeschreibungen aus der Weltgeschichte - S. 101

1906 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
46. Die Jungfrau von Orleans (1429). 101 beschloß Karl Vii., sich nach dem äußersten Süden des Landes zurück-zuziehen. In dieser höchsten Not erstand Frankreich unerwartet ein Retter der wunderbarsten Art. 2. Auftreten der Jungfrau (1429). Es war im Frühjahr 1429, als am Hofe Karls Vii. eine Jungfrau in männlicher Kleidung erschien, die sich ^als gottgesandte Befreierin Frankreichs ankündigte. Sie hieß Johanna d'are und war die Tochter eines Landmannes in Lothringen. Diesem einfachen Mädchen war die Not des Königs und des Vaterlandes tief zu Herzen gegangen; schlaflos lag sie oft auf ihrem Lager, grübelnd und betend. Endlich — so meinte sie — hatte sie himmlische Er-scheinnngen, und die heilige Jungfrau trug ihr, dem siebenzehnjährigen Mädchen, auf, Orleans zu entsetzen und den König nach Reims zur Krönung zu führen. So begab sie sich denn ohne Furcht zum Könige und sprach: „Wohledler Dauphin, ich bin Johanna, die Magd. Mir ist vom Himmel der Auftrag geworden, Eure Feinde von Orleans zu vertreiben und Euch nach Reims zu führen. Dort werdet Ihr, nehmt Ihr meine Dienste an, die Krone von Frankreich empfangen." Obwohl der König, den sie nie gesehen, sich unter die Hofleute gemischt hatte, soll sie ihn doch auf der Stelle erkannt, ihm auch Geheimnisse entdeckt haben, die auf natürliche Weise außer ihm kein Mensch wissen konnte. So fand sie denn Glauben. Bald erschien sie öffentlich, in glänzender Rüstung und auf einem prachtvollen Streitrosse reitend, während ein weißes Banner mit dem Bilde des Heilandes vor ihr hergetragen wurde. Dem staunenden Volke erschien sie wie ein überirdisches Wesen, und begeistert griff man zu den Waffen. 3. Entsatz von Orleans. Als die Engländer von der Jungfrau hörten, spotteten sie,- daß ein Mädchen Frankreich retten solle, nachdem die besten Männer es nicht vermocht hatten. Sie mußten aber bald erfahren, daß die Franzosen jetzt ganz andere Gegner waren. Schon zog die Jungfrau an der Spitze einer Schar gegen Orleans heran, um der bedrängten Stadt Lebensmittel und Mannschaft zuzuführen. Zuvor hatte sie strenge Zucht und Ordnung unter den Soldaten wiederhergestellt und alle beichten lassen. Glücklich gelangte sie in die Stadt und wurde mit Jubel empfangen. Ihr erster Gang war in die Kirche, um Gott zu danken. Unter ihrer Anführung machten die Franzosen nun glückliche Ausfälle und eroberten eine englische Schanze nach der andern. Immer mehr hob sich der Mut der Franzosen; die Engländer aber empfanden ein Grauen vor der rätselhaften Jungfrau. Sie stehe mit dem Teufel im Bunde, meinten sie, und da war kein Halten mehr unter ihnen, wenn es hieß: „Die Jungfrau kommt!" Schon neun Tage nach Johannas Erscheinung mußte die Belagerung aufgehoben werden. Von dieser ihrer ersten Tat erhielt Johanna den Namen „Jungfrau von Orleans". 4. Krönung des Dauphins. Nachdem Johanna ihr erstes Versprechen erfüllt hatte, schickte sie sich an, das zweite zu lösen. Sie begab sich zum Könige, kniete vor ihm nieder und sprach: „Wohledler Dauphin, kommt jetzt und empfanget die heilige Salbung und Eure königliche Krone zu Reims!" Nun waren alle Städte auf dem Wege nach Reims

14. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 283

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die weiße und die rothe Rose in England. 283 Engländer ein Zwist mit dem Herzog von Burgund volle drei Jahre, aber im Okt. 1428 belagerten sie Orleans, das Thor zu Karls letzten Besitzungen; fiel es in ihre Macht, so war Frankreichs nationales König- thum verloren. Da rettete es die Jungfrau von Orleans, ein begeistertes 19jähriges Bauernmädchen, Johanna Romee (ä'^ro), aus dem lothringi- schen Dorfe Domremy. Sie erschien vor Karln Vii., der hoffnungslos aber vergnügt im Schlosse Chinon Hof hielt, und erklärte ihm, sie sei von Gott berufen die Engländer vor Orleans zu vertreiben und den König nach Rheims zur Krönung zu führen. Der König glaubte ihr nicht, wohl aber das Volk und die Soldaten, und darum durfte sie einen Versuch wagen. Wie ein Mann gerüstet trug sie den Kriegern die Fahne voran; die Franzosen folgten ihr als der von Gost erweckten Retterin und die Engländer flohen vor ihr wie vor einem übermenschlichen Wesen. Or- leans wurde befreit (Mai 1429), Stadt für Stadt gewonnen, die Eng- länder überall aus dem Felde geschlagen und Karl Vii. in Rheims den 27. Juli 1429 gekrönt. Nun wollte die Jungfrau in ihr Dorf zurück- kehren, weil ihre Sendung erfüllt sei; aber der König gedachte sie noch ferner gegen die Engländer zu verwenden und bewog sie bei dem Heere zu bleiben. Doch von jetzt an war das Glück nicht mehr mit ihr; ihr Angriff auf Paris scheiterte und bei einem Ausfälle aus Kompiegne wurde sie von den Engländern gefangen (25. Mai 1430). Karl Vii. that nichts für sie; sie wurde vor ein Gericht gestellt, das aus geist- lichen und weltlichen Herren (englischen Franzosen) bestand; standhaft und hehr vertheidigte sie ihre höhere Sendung, wurde aber dennoch als Here und Ketzerin zum Feuerlode verurtheilt und am 30. Mai 1431 zu Rouen verbrannt. Auch nach dem Tode des wunderbaren Mädchens blieb der Sieg bei den Franzosen; sie eroberten' alle englischen Städte, Paris 1436, die abgefallenen Großen versöhnten sich mit dem Könige und den Engländern blieb (1451) allein Kalais. Daher war es Karln Vii. möglich schon 1444 an die Erwerbung der Rheingränze zu denken und das Kriegsgesindel der Armagnaken gegen die Schweizer zu schicken, als er gerade mit den Engländern Waffenstillstand geschlossen hatte. Die weiße und die rothe Rose in England (1435—1486). Für England war der Verlust von Frankreich eigentlich ein Glück; denn blieb Frankreich bei England, so wurde Frankreich das Hauptland und England eine Provinz; dann konnte sich England auch nicht zur Seemacht heranbilden, weil die Könige als Herren von Frankreich die Eroberungspolitik einer kontinentalen Macht befolgt hätten. Ueberdies war in England das normannisch-französische Element bereits mit dem angelsächsischen zu der neuen englischen Nationalität verschmolzen, ohne

15. Geschichte des Mittelalters - S. 212

1878 - Mainz : Kunze
212 Vierte Periode des Mittelalters. Die Jugend- Jeanne d'arc, die Tochter wenig bemittelter, aber frommer, red-geschichte der und thätiger Landleute, war 1412 im Dorfe Domremy bei Vau-^"cruang0" couleurs an der westlichen Grenze Lothringens geboren. Von ihren (141-2-1431). (Aftern zu allem Guten angehalten, betrieb sie anfangs alle Geschäfte des ländlichen Lebens mit Fleiß und Vorliebe. Man rühmte ihre Sanftmuth, ihre Frömmigkeit und Gottesfurcht. Sie pflegte die Kranken, half den Armen, ging täglich zur Kirche und nahm häufig das heilige Abendmahl. Dabei neigte sie entschieden zur religiösen Schwärmerei. In der Nähe von Domremy stand ein Wunderbaum, eine schöne Buche, welche nach einer alten Sage von Feen umgeben war; eine als wunderkräftig gepriesene Quelle fprudelte unweit derselben hervor. Dort pflegte Johanna mit ihren Gespielinnen in schönen Sommernächten zu singen und zu tanzen. Aber seit ihrem 13. Jahre mied sie Gesang und Tanz, lebte still und in sich gekehrt und war so eifrig mit Andachtsübungen beschäftigt, daß sie von ihren Freundinnen oft verspottet wurde. Engel und Heilige erschienen ihr, wie sie später versicherte, damals zuerst, und wenn sie recht inbrünstig betete, war sie immer der himmlischen Erscheinung gewiß. Mit tiefem Schmerz erfuhr Johanna, wie ihr Vaterland in immer größeres Elend versank, wie der unglückliche Dauphin Carl Vii., welcher König hieß, ohne gekrönt werden zu können, Johanna faßt rettungslos verloren schien; in ihrem Innern stand es fest, nur Gott schln/den Eönne dem armen Lande helfen. In solcher Stimmung glaubte sie König und himmlische Gestalten zu schauen, die Engel Gabriel und Michael, die ~ heilige Katharina und andere zu vernehmen, welche ihr geboten, Orleans retten, zu entsetzen und den Dauphin zur Krönung nach Rheims zu führen. Von diesem Glauben getrieben, verließ das siebzehnjährige Mädchen das elterliche Haus, ging mit ihrem Oheim Durand Lapart nach Vaucouleurs, meldete sich bei dem dortigen Befehlshaber, dem Ritter Baudricourt, und verlangte von ihm zum Könige geführt zu werden, weil Gott ihr befohlen habe, Frankreich zu retten. Der Ritter hielt sie anfangs für eine Schwärmerin und wies sie ab. Da sie aber bei ihrem Vorhaben behaute, und manche aus feiner Umgebung dem Helden-müthigen Mädchen das Wort redeten, so willigte er endlich ein, gab ihr Kleidung, Rüstung und Pserd und sandte sie in Begleitung zweier Ritter zum König, welcher auf dem Schlosse Chinon unweit Bourges weilte. Sie erkannte denselben trotz seiner unscheinbaren Kleidung inmitten seines glänzenden Hofstaates sogleich, theilte ihm den von Gott Man erkennt ihr gewordenen Austrag mit und bat ihn, sie schleunigst nach Orleans Ihre göttliche senden. Carl wußte nicht, ob er ihren Offenbarungen trauen oder Sendung an. Ö 1 M 7 „ „ „ ' „ ^ < sie für ein teuflisches Blendwerk halten sollte. Als ihm aber Johanna

16. Bilder und Lebensbeschreibungen aus der Weltgeschichte - S. 202

1887 - Hannover : Meyer
202 91. Die Jungfrau von Orleans. oberten eine englische Schanze nach der andern. Immer mehr hob sich der Mut der Franzosen; die Engländer aber empfanden ein Grauen vor der rätselhaften Jungfrau. Sie stehe mit dem Teufel im Bunde, meinten sie, und da war kein Halten mehr unter ihnen, wenn es hieß: „Die Jungfrau kommt!" Schon neun Tage nach Johannas Erscheinung mußte die Belagerung aufgehoben werden. Bon dieser ihrer ersten That erhielt Johanna den Namen „Jungfrau von Orleans". 4. Krönung Üea Dllu^hina. Nachdem Johanna ihr erstes Versprechen erfüllt hatte, schickte sie sich an, das zweite zu lösen. Sie begab sich zum Könige, kniete vor ihm nieder und sprach: „Wohledler Dauphin, kommt jetzt und empfanget die heilige Salbung und Eure königliche Krone zu Reims!" Nun waren alle Städte auf dem Wege nach Reims in den Händen der Engländer und Burgunder^ dennoch unternahm Karl den Zug, und Johanna führte ihn glücklich durch alle Feinde hindurch. In Reims, wo seit Chlodwig alle französischen Könige die Krone empfangen hatten, schmückte auch Karl Vii. mit derselben sein Haupt. Während der Feierlichkeit stand Johanna mit dem Banner in der Hand an seiner Seite. Danach aber kniete sie vor ihm nieder und bat mit Thränen in den Augen: „O König, meine Sendung ist erfüllt; laßt mich nun wieder heimkehren in meine Heimat und ins Vaterhaus!" Allein um keinen Preis wollte der König die verlieren, welche ihm bisher so unschätzbare Dienste geleistet hatte; war doch der Feind noch mächtig im Lande und selbst Paris noch in seiner Gewalt. Auf sein Drängen blieb Johanna beim Heere; doch das war zu ihrem Unglück. 5. (S’ltöc (1431). Eine Weile ging noch alles gut; indes erlosch doch bei den Franzosen nach und nach die frühere Begeisterung, und die Feinde erholten sich von lähmender Furcht. Endlich wurde sogar bei einem Ausfalle aus einer Stadt die Jungfrau gefangengenommen. Die Burgunder, welche sie ergriffen, lieferten sie gegen ein hohes Lösegeld an die Engländer aus, und diese führten das unglückliche Mädchen triumphierend mit sich nach Rouen (spr. Ruang). Hier wurde sie in einen tiefen Kerker geworfen; denn man betrachtete sie nicht als Kriegsgefangene, sondern als eine Zauberin, die mit der Hölle im Bunde stehe. Ihre Aussage, daß Gott und die heilige Jungfrau ihr erschienen seien, galt als Gotteslästerung, und das geistliche Gericht, vor welches sie gestellt wurde, verdammte sie zum Feuertode. Dieses grausame und ungerechte Urteil wurde im Jahre 1431 'auf dem Marktplatze in Ronen an ihr vollzogen. Der leichtsinnige und undankbare König Karl hatte nicht das geringste versucht, um sie Zu retten. Mit ungewöhnlicher Fassung bestieg Johanna den Scheiterhaufen; wiederholt hörte man sie den Namen Jesus rufen, ehe sie den Geist aufgab. Ihre Asche wurde in die Seine geworfen, damit keine Spur von ihr zurückbliebe. Der Tod der Jungfrau führte indes das Waffenglück der Engländer nicht zurück. Die Burgunder versöhnten sich mit Karl Vii.; Paris öffnete ihm die Thore, und die Engländer mußten schließlich das Festland räumen. Die Jungfrau wurde 25 Jahre nach ihrer Verbrennung durch ein neueingesetztes Gericht für unschuldig erkürt. Auf den Marktplätzen zu Orleans und Rouen find ihr Bildsäulen errichtet, und ihre wunderbaren Thaten leben fort in den Liedern und Sagen ihres Volks.

17. Weltgeschichte - S. 69

1865 - Langensalza : Greßler
69 Jungfrau von Orleans. Auf ihn folgte mit Hugo Capet das Haus der Capetinger, und mit Philipp Vi. das Haus Valois. Ein Herrscher dieses Hauses war Karl Vi., der späterhin wahnsinnig wurde, zu dessen Zerstreuung man das Kartenspiel ersann und unter dem es namentlich schlecht mit Frankreich stand. Das Volk zerfiel in zwei Parteien: in die orleanische und die burgundische, und beide befehdeten sich nicht nur. sondern letztere rief sogar zu ihrer Hülfe die Engländer in's Land. Von ihnen wurde Karl Vii. aus dem Hause Orleans auf das ärgste bedrängt, und er war nahe daran, seine Herrschaft zu verlieren, als ihm plötzlich eine gar seltsame Hülfe durch die Jungfrau von Orleans ju Theil ward. Sie war die Tochter eines Bauern, Namens Thi baut in dem Dorfe Do mremi, und führte früher den Namen Johanna d'arc. Vor allen Mädchen des Torfes zeichnete sie sich durch ihren kühnen, männlichen Sinn aus und nahm den wärmsten Antheil an den damaligen kriegerischen Vorgängen Frankreichs. In tiefes Nachdenken versunken, saß sie oft in der Einsamkeit bei ihren Heerden und wünschte nichts mehr, als daß es ihr doch vergönnt sein möchte, etwas für die Befreiung ihres Vaterlandes aus den Händen der Engländer thun zu können. Selbst Nachts auf ihrem Lager ward sie von diesem Gedanken bewegt, und so geschah es, daß sie oft im Traume die Jungfrau Maria mit dem Jesuskinde auf dem Arme auf sich zukommen sah, welche sie auf- forderte, zur Hülfe des Königs Karl herbei zu eilen. Nicht zwei- felte sie nun weiter daran, daß sie in der That hierzu berufen sei, und so ließ sie sich von einem Ritter zum Könige führen und theilte ihm ihren Wunsch mit. Zugleich erzählte sie ihm ihren, in der letzten Nacht gehabten Traum und versicherte ihn, daß sie ihn zu seiner Krönung nach der von den Feinden bedräng- ten Stadt Rheims führen würde. Anfänglich stutzte der König über die seltsame Jungfrau; doch bald wurde es ihm zur Ge- wißheit, daß der Höchste selbst sie ihm zusende. Karl ließ ihr daher eine mit goldenen Sternen geschmückte Rüstung von Eisen- blech anlegen, ein Pferd zuführen und eine mit dem Bilde des Heilands versehene Fahne überreichen. Ein Schwert, welches man auf ihre Angabe in der Kirche eines nahegelegenen Ortes vor- fand, war ihre Waffe. Hiernach begab sie sich zum Heere. Mit hoher Begeisterung empfing dasselbe die Jungfrau, fühlte plötzlich einen neuen Muth in sich und brannte vor Begierde, ihr in den Kampf zu folgen. Doch Johanna ließ erst alle Soldaten ihre

18. Kaisers Bilder und Lebensbeschreibungen aus der Weltgeschichte - S. 102

1906 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
102 47. Zustand der Kirche vor Luther. in den Händen der Engländer und Burgunder; dennoch unternahm Karl den Zug, und Johanna führte ihn glücklich durch alle Feinde hindurch. In Reims, wo seit Chlodwig alle französischen Könige die Krone empfangen hatten, schmückte auch Karl Vii. mit ihr sein Haupt. Während der Feierlichkeit stand Johanna mit dem Banner in der Hand an seiner Seite. Danach aber kniete sie vor ihm nieder und bat mit Tränen in den Augen: „O König, meine Sendung ist erfüllt; laß mich nun wieder heimkehren in meine Heimat und ins Vaterhaus!" Allein, um keinen Preis wollte der König die verlieren, welche ihm bisher so unschätzbare Dienste geleistet hatte, war doch der Feind noch mächtig im Lande und selbst Paris noch in seiner Gewalt. Auf sein Drängen blieb Johanna beim Heere; doch das war zu ihrem Unglück. 5. Johannas Ende (1431). Eine Weile ging noch alles gut; indes erlosch doch bei den Franzosen nach und nach die frühere Begeisterung, und die Feinde erholten sich von lähmender Furcht. Endlich wurde sogar bei einem Ausfalle aus einer Stadt die Jungfrau gefangen genommen. Die Burgunder, welche sie ergriffen, lieferten sie an die Engländer aus, und diese führten das unglückliche Mädchen nach Ronen. Hier wurde sie in einen tiefen Kerker geworfen; denn man betrachtete sie nicht als Kriegsgefangene, sondern als eine Zauberin, die mit der Hölle im Bunde stehe. Ihre Aussage, daß Gott und die heilige Jungfrau ihr erschienen seien, galt als Gotteslästerung, und das geistliche Gericht, vor welches sie gestellt wurde, verdammte sie zum Feuertode. Dieses grausame und ungerechte Urteil wurde im Jahre 1431 auf dem Marktplatze in Rouen an ihr vollzogen. Der undankbare König Karl hatte nicht das geringste versucht, um sie zu retten. Mit ungewöhnlicher Fassung bestieg Johanna den Scheiterhaufen; wiederholt hörte man sie den Namen Jesus rufen, ehe sie den Geist aufgab. Ihre Asche wurde in die Seine geworfen, damit keine Spur von ihr zurückbleibe. Der Tod der Jungfrau führte indes das Waffenglück der Engländer nicht zurück. Die Burgunder versöhnten sich mit Karl Vii., Paris öffnete ihm die Tore, und die Engländer mußten schließlich das Festland räumen. Die Jungfrau wurde 25 Jahre nach ihrer Verbrennung durch ein neu eingesetztes Gericht für unschuldig erklärt. In neuerer Zeit ist sie sogar vom Papste heilig gesprochen worden. Auf den Marktplätzen zu Orleans und Rouen sind ihr Bildsäulen errichtet, und ihre wunder-baren Taten leben fort in den Liedern und Sagen ihres Volks. Vi. Die M ötrltformntioii uitö der religiösen Niilpse. 47. Zustand der Kirche vor Luther. 1. Der Papst und die Geistlichkeit. Der Papst in Rom lehrte, er sei Christi Statthalter auf Erden, und alle Völker samt ihren Königen und Kaisern müßten ihm untertänig sein. Wenn er etwas lehre oder anordne, so sei es so gewiß und verbindlich, als habe Gott selber es getan.

19. Dichtung der Neuzeit - S. 276

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
276 Siebte Periode oder zweite Blüteperiode, von 1748 ab. Zweite Stufe. Die Befreiung von Orleans. Ein zwischen den englischen Feldherren und dem Herzoge von Burgund über eine bei Orleans erlittene Niederlage ausgebrochener Streit wird nur mit Mühe von der verachtungswerten Königin Jsabeau beigelegt. Dem von Lionel angekün- digten Kampfe kommt die Jungfrau zuvor; sie überfällt das englische Lager und erfüllt die englischen Soldaten mit furchtbarem Schrecken (Ii, 1—5). Getreu ihrer Pflicht, tötet sie den ängstlich um sein Leben flehenden Montgomery mit eigener, wenngleich bebender Hand (Höhepunkt ihres Heroismus) (Ii, 6—8). Dritte Stufe. Die Versöhnung des Herzogs von Burgund. Vermöge ihrer Beredsamkeit und Vaterlandsliebe stiftet Johanna Versöhnung zwischen dem Herzoge von Burgund und Dunois (I, 9 und 10). La Hire und Dunois gestehen sich gegenseitig ihre Liebe zu Johanna (Iii, 1). Die Aussöhnung kommt nicht allein zwischen dem Herzog von Burgund und dem König zu stände, sondern durch Johannas Bemühen auch zwischen jenem und dem Mörder seines Vaters Du Chatel. Die Werbung Dunois' und La Hires weist sie mit Ent- schiedenheit zurück (Iii, 2—4). Vierte Stufe. Der Sieg vor Reims und Talbots Ende. Neuer Schlachtruf begeistert die Jungfrau; die Engländer fliehen, Reims ist ihnen verloren, ihr Feldherr Talbot stirbt, alles Hohe stolz verachtend. Johanna wird zum Schlüsse der Schlacht vermißt (Iii, 5—8). 6. Höhe und Umschwung (Iii, 9—11). Johanna verfolgt einen schwarzen Ritter; es bemächtigt sich ihrer über sein doppelzüngig falsches Wesen, das sie verwirren soll, ein banges Gefühl. Als der Geist der Versuchung bei ihrem Angriff plötzlich versinkt, will sie ihren Mut nicht weichen und wanken lassen. Da stößt sie auf Lionel, überwindet ihn im Kampfe, reißt ihm den Helm vom Haupte und hebt schon das Schwert zum Todesstoße (Höhepunkt), als sie, in sein männlich schönes Antlitz schauend, von plötzlicher Liebe ersaßt, den Arm sinken läßt. Geängstigt, daß sie ihr Gelübde gebrochen, aber doch bangend um sein Leben treibt sie ihn zur Flucht (Umschwung und tragisches Mo- ment). Die Ankunft Dunois' und La Hires steigert in ihr das Gefühl der Schuld so sehr, daß sie ohnmächtig in La Hires Arme sinkt (Iii, 9—11). D. Fallende Handlung (Iv bis V, 12). Johannas Buße, Prü- fung und Läuterung. Erste Stufe. Ihr Schuldbewußtsein. Ihr schweres Schuldbewußtsein kämpft mit ihrer tief empfundenen Neigung („Ist Mitleid Sünde?" „Dich trieb des Mitleids fromme Stimme nicht"; Mono- logs. Im Gespräche mit der liebewarmen Sorel tritt ihr Schuldbewußtsein noch stärker hervor, so daß sie sich reumütig eine Verräterin nennt. Von La Hire und Dunois läßt sie sich nur mit Widerstreben, da sie ihren Bund gebrochen, die Fahne mit dem Bilde der Jungfrau aufdrängen (Iv, 1—3). Zweite Stufe. Ihre Anklage und Verbannung. Freunde und Verwandte Johannas schauen dem Krönungszuge zu, in welchem Johanna bleich und zitternd einhergeht (Iv, 4—7). Thibauts Absicht sie anzuklagen, um ihre Seele zu retten. Verstört eilt Johanna aus dem Dome, dessen „Gewölbe auf sie einstürzen"; sie findet für kurze Zeit eine Beruhigung in der Begegnung mit ihren Schwestern, die in ihr eine Sehnsucht nach dem heimatlichen Dorfe wach- rufen (Iv, 8 und 9).

20. Von der Bildung des Fränkischen Reiches bis zum Westfälischen Frieden - S. 79

1905 - Leipzig : Hirt
Die Jungfrau von Orleans. 79 und jung freudetrunken die Jungfrau umgab. In den nchsten Tagen nahm sie, die Fahne vorauftragend, an den gefhrlichsten Unternehmungen teil, und der Erfolg entschied stets fr sie; ihre Schar strzte sich blindlings ins Gefecht, während das englische Heer von aberglubischem Schrecken gelhmt war. Mehrere von dem englischen Heere haben erklrt, da sie, wenn sie den Namen der Jungfrau hrten oder ihre Fahne bemerkten, pltzlich Kraft und Mut verloren und ihre Bogen nicht mehr spannen, noch aus den Feind losschlagen konnten. Ehe die Jungfrau kam," sagt Dunois lange nachher aus, jagten 200 Englnder 800 bis 1000 von dem Heere des Knigs, und seit ihrer Ankunst kmpften 400 bis 500 Franzosen gegen die gesamte Macht der Englnder und zwangen sie, sich in ihre Befestigungen zurckzuziehen." Ein Kriegsrat der eng-tischen Feldherren beschlo, die Belagerung von Orleans aufzuheben. Johanna suchte sogleich den Weg nach Reims zu gewinnen und Karl zur Krnung zu geleiten. Allein der unschlssige König scheute eine tatkrftige Unternehmung, zumal mehrere einflureiche Hofbeamte dem khnen Plane der Jungfrau entgegenwirkten. Aber Johanna hielt an ihrer Absicht fest, und ihr Wille wurde erfllt. Ein neugebildetes franzsisches Heer setzte sich in Bewegung. Die Städte im Norden der Loire wurden eine nach der andern besetzt, und mehrere glckliche Ge-fechte, in denen die englischen Feldherren Talbot und Suffolk gefangen genommen wurden, bahnten den Weg nach Reims. Die englische Be-satzung zog ohne Widerstand ab. Karl wurde im Dome nach alter Sitte durch den Erzbischos gesalbt und gekrnt. Johanna stand mit ihrem Banner am Altare. An den Herzog von Burgund richtete sie von Reims aus ein Schreiben, worin sie ihn im Namen des Knigs des Himmels aufforderte, mit dem Könige von Frankreich Frieden zu machen; es sei ein Kampf gegen den Himmel. Karl selbst begann mit dem Herzoge zu unterhandeln. Obgleich der Bund mit England schon gelockert und der Herzog wankend geworden war, kam der Friede zwischen dem Könige von Frankreich und dem Herzoge von Burgund doch erst einige Jahre nach dem Tode Johannas zustande. Nach der Krnung Karls hielt Johanna ihr Werk noch nicht fr vollendet; sie erklrte, nicht eher ruhen zu wollen, bis sie Paris genommen und die Englnder aus Frankreich verjagt habe. Doch gab sie sich auch oft schwermtigen Betrachtungen hin, besonders wenn sie sah, wie sehr in der Umgebung des Knigs ihren Plnen entgegengewirkt wurde. Wenn auch mehrere der Heerfhrer, wie Dunois und La Hire, in ihrer Hin-gebung und ihrem Vertrauen nicht wankten, so wurden doch die Unter-nehmungen durch andre Einflsse gelhmt. Zu spt wurde der Angriff auf Paris gewagt, und ungeachtet der heldenmtigen Todesverachtung, mit der Johanna beim Sturme voranschritt, mute das franzsische Heer zurckweichen. Johanna wurde verwundet; ihr Schwert von Fierbois