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1. Geschichte des Altertums - S. 221

1889 - Wiesbaden : Kunze
§. 35, 2. Die Dccemvirn. Appius Claudius. Virginias Tod. 221 lumnia und begaben sich dann in langem Zuge vor die Stadt in das Lager der Feinde. Als Coriolanus vernahm, daß seine Mutter, seine Gemahlin und seine Kinder an der Spitze dieser unerwarteten Gesandtschaft ständen, eilte er seiner ehrwürdigen Mutter mit ausgebreiteten Armen entgegen. Aber diese wehrte den entarteten Sohn ab und sprach: „Erst laß mich wissen, ob ich zum Feinde oder zum Sohne komme. Mußte mein Alter den Jammer erleben, Dich als Feind des Vaterlandes zu erblicken? Wollte Dir nicht einfallen, als Du gegen Rom zogest, daß da Deine Götter, Dein Haus, Deine Mutter, Deine Frau und Deine Kinder sind? Hätte ich keinen Sohn, dann wäre Rom jetzt nicht bedrängt, und ich hätte frei im freien Vaterland das Ende meiner Tage kommen sehen!" Diese Worte, der Anblick seiner Familie und das Schluchzen der römischen Matronen erweichten seinen Sinn. Mit dem Ausrufe: „Mutter, Rom hast Du gerettet, aber Deinen Sohn hast Du verloren!" bewilligte Coriolan seiner Vaterstadt 490 den Frieden und führte das Heer der Volsker zurück. Wie die Sage berichtet, soll dieses seinen wortbrüchigen Führer gesteinigt haben. Eine andere Sage läßt ihn als Verbannten ein hohes Alter in der freudenlosen Fremde erreichen. Die Kämpfe zwischen den Patriziern und Plebejern dauerten fort. Als Spurius Cassius zum dritten male zum Konsul gewählt worden war, machte er den Vorschlag, die Plebejer an der Nutznießung des eroberten Landes teilnehmen zu lassen. Die Volksversammlung nahm den Vorschlag mit Freuden an; allein nach Ablauf seines Amtsjahres 486 warf man dem Volksfreunde vora er strebe nach der Königsherrschaft. Er wurde deshalb zum Tode verurteilt und vom tarpejischen Felsen hinabgestürzt, sein Haus geschleift. Die Ackerverteilung kam nicht zur Ausführung, und als 13 Jahre später ein Volkstribun hiergegen Klage führte, fand man ihn am andern Morgen tot in seinem Hause. 2. Die Decemvirn. Appius Claudius. Virginias Tod. Nachdem die Plebejer es 472 durchgesetzt hatten, daß auch die Tribunen in der Volksversammlung Gesetzesvorschläge machen durften, machte sich das Bedürfnis nach geschriebenen Gesetzen geltend. Bisher hatten nämlich Herkommen und Gewohnheit gegolten, aber manche Streitfrage war von der Willkür der Patrizier ungerecht entschieden worden. Als jedoch der Volkstribun Terentilius Harsa 462 beantragte, man solle Gesetze aufzeichnen, durch welche die Staatsgewalt der Konsuln genau bestimmt werde, erschienen die jungen

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1. Für die 4. Klasse - S. 47

1910 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Die Stndekmpfe. 47 die Kraft und Frische des ganzen Krpers ausging. Sie taten wieder ihre Schuldigkeit wie zuvor und fhlten sich wohl dabei." Die Plebejer erkannten den Sinn der Fabel. Als ihnen die Patrizier Die Plebejer die Schulden erlieen und gestatteten, da zum Schutze der Rechtlosen^^"^ Bolkstribnen (anfangs zwei, spter zehn) eingesetzt wrden, kehrten sie wieder nach Rom zurck. Nunmehr gestaltete sich ihr Leben ertrglicher. Wollten ja einmal im Senate belgesinnte Patrizier ein Gesetz beraten, das die Plebejer aufs neue bedrckte, so stand der Volkstribun von seinem Sitze auf und sprach: Veto", d. h. ich erhebe Einspruch, dann war der Beschlu ungltig. -X- Einst brach in Rom Hungersnot aus. Da schlug der stolze Patrizier Mrcius Coriolnns vor, an die Plebejer nur dann Getreide zu Marcius verteilen, wenn sie auf die Volkstribunen verzichteten. Darber erhob Coriolanus. sich unter den Plebejern ein Sturm der Entrstung; Coriolanus wurde verbannt und floh zu den Volscern. den Feinden Roms. Mit ihnen erschien er vor seiner Vaterstadt. Senatoren und Priester baten den Erzrnten um Schonung Roms vergeblich. Dann nahte ein Zug rmischer Frauen dem Lager, Mutter und Gattin traten dem Gefrchteten entgegen. Da schwand sein Zorn. Mit den Worten: ,.O Mutter, du hast Rom gerettet, aber deinen Sohn hast du verloren!" fhrte er das Heer ins Volscerland zurck und starb in der Verbannung. * Noch immer hatten die Plebejer darunter zu leiden, da die vor- Die Plebejer nehmen Richter parteiisch Recht sprachen. Das kam daher, da es noch geschrie?ne keine geschrieben Gesetze gab. Die Plebejer verlangten nun solche. Da Gesetze empfingen zehn erfahrne Männer, die Decemvirn, die Leitung des Die Staates und den Auftrag, die Gesetze auszuzeichnen. Auf zwlf Bronze- Decemvirn, tafeln wurden diese dann ffentlich ausgestellt. Aber nach Ablauf ihrer Amtszeit wollten die Decemvirn nicht von der Leitung des Staates zurcktreten und lieen sich ^ Gewalttaten zu schulden kommen. Am schlimmsten trieb es der hochmtige ppius Claudius. Aus dem Markte lie er Virginia, die schne Tochter eines angesehenen Plebejers ergreifen und wollte sie zu seiner Sklavin machen. Da strzte der Vater des Mdchens herbei, ergriff an einer Fleischbank ein scharfes Messer und stie es seiner Tochter ins Herz; denn er wollte sein Kind nicht dem schndlichen Manne berlassen. Erbitterung ergriff das Volk, und zum zweitenmale soll es Rom verlassen haben. Appius Claudius wurde in den Kerker geworfen, die Decemvirn wurden vertrieben, und die Regierung wurde wieder zwei Konsuln bertragen. Diese stammten noch lngre Zeit aus dem vornehmen Stande, doch Die Plebejer spter stellten die Plebejer immer einen der beiden Konsuln. Auch zu den ^hchsten andern hohen mtern im Staate wurden sie nach und nach zugelassen. mtern.

2. Alte Geschichte - S. 19

1911 - Leipzig : Hirt
— 19 — Xii. Innerer Zwist. 1. Durch welche Maßregel das niedere Bolk Roms sich seine Rechte wahrte. Die freie Bevölkerung Roms zerfiel in Patrizier und Plebejer; die Patrizier waren die vornehme Adelspartei, die Plebejer das gewöhnliche niedere Volk. Da nach der Vertreibung der Könige die Patrizier Gewalt und Recht an sich rissen und die Plebejer aufs härteste bedrückten, so verließen die Plebejer Rom und zogen auf den heiligen Berg (494 o. Chr.). Nachdem ihnen Menenius 21 g ripp am. die Fabel von dem Magen und den Gliedern erzählt hatte, kehrten sie unter der Bedingung zurück, daß ihnen gestattet würde, Tribunen zu wählen, welche ihre Rechte dem Senate und den Patriziern gegenüber vertreten sollten. 2. Wer den Plebejern dieses Recht nehmen wollte. Als bald daraus in Rom eine Hungersnot ausbrach, machte Coriolanus den Vorschlag, dem Volke das aus Sizilien herzugeschaffte Getreide nicht eher zu verabreichen, als bis das Volk auf seine neu erworbenen Rechte verzichtet habe. Die Volkstribunen luden ihn zur Verantwortung vor. Coriolan entzog sich dem Volksgericht und verließ Rom. Bald kam er wieder an der Spitze eines feindlichen Heeres. Erst durch die Bitten der Gattin und der Mutter wurde er zum Abzug bewogen. 3. Wie in Rom geschriebene Gesetze entstanden. Da es zu jener Zeit in Rom noch feine festen gesetzlichen Bestimmungen gab und patrizische Richter das Recht nach Willkür und Parteilichkeit sprachen, so forderten die Plebejer geschriebene Gesetze. Mit der Abfassung derselben wurden 451 v. Chr. zehn Männer beauftragt, welche man 451. um ihrer Zahl willen Dezemvirn nannte. Die von ihnen getroffenen Bestimmungen nannte man das Zwölftafelgesetz. 4. Warum die Dezemvirn abgesetzt wurden. Einer der Dezemvirn war Appius Claudius, welcher nach dem Besitze der römischen Jungsrau Virginia strebte. Um sie in seine Gewalt zu bringen, ließ er sie durch einen seiner Untergebenen für die Tochter einer seiner Sklavinnen erklären, wonach sie dann dem letzteren gehört hätte. Der zu ihrem Schutze herbeigeeilte Vater stieß ihr, um sie vor Schande zu retten, ein Messer in das Herz. Vom Volke gezwungen, mußte der (Senat in die Absetzung der Dezemvirn willigen. Appius Claudius gab sich selbst den Tod. Die alte Ordnung kehrte zurück. Der innere Streit dauerte indessen noch jahrelang fort, indem die Plebejer mit Zähigkeit und Ausdauer für Verbesserung ihrer politischen (— staatlichen) Stellung kämpften. Am Ende erlangten sie Gleichberechtiauna mit den Patriziern. 9 Xiii. Zeit schwerer Yot. 1. Inwiefern ein gallischer Feldherr Rom schwer bedrängte. Im Norden Italiens saßen damals die dem großen keltischen Volksstamme angehörigen Gallier. Zwischen ihnen und den Römern lag das

3. Geschichte des Altertums - S. 73

1902 - München [u.a.] : Franz
Die Gesetzgebung der Decemvirn 450. 73 bestand darin, daß ein neues, eigens zu ihrem Schutze bestimmtes Amt, das Tribuuat, errichtet wurde. Die aus der Plebs gewählten Volkslribnnen („Anwälte") (anfangs 2, später 10) sollten unverletzlich sein und jeden Plebejer gegen Willkür und Härte von Seite der Patrizier schützen. Infolge des Einspruchsrechtes, das ihnen ursprünglich zu Gunsten jedes einzelnen Plebejers gegeben war, dehnte sich ihre Gewalt allmählich zu einem Schntzamt über die gesamte Plebs aus, die sie zu eigenen Versammlungen, den Tribulkomitien, beriefen und als deren Vertreter sie auch an den Sitzungen des Senats (anfangs vor der geöffneten Türe, dann im Inneren des Saales) teilnahmen. Hier konnten sie durch das ,,Vetou, (d. H. „ich verbiete") jeden Senatsbefchlnß verhindern. Als Gehilfen erhielten die Tribunen zwei plebejische Ädilen, die besonders polizeiliche Befugnisse (wie Marktaufsicht) ausübten. Die Patrizier hatten den Plebejern nur ungern das Tribuuat zugestanden. Ihre nächsten Bestrebungen waren darauf gerichtet, dasselbe wieder abzuschaffen. Als bald nachher eine Hungersnot in Rom ausbrach und der Senat Getreide aus Sizilien hatte kommen lassen, riet ein Patrizier, Coriolan, man solle das Getreide erst an das Volk verteilen, wenn dasselbe auf das Tribuuat verzichtet habe. Von den Tribunen deshalb zur Verantwortung vor die Tributkomitien geladen, ging er in die Verbannung zu den Volskern im südlichen Latium, die mit den Römern schon in Krieg gelegen waren. Er soll dieselben gegen seine eigene Vaterstadt geführt, die Belagerung aber auf die Vorstellungen seiner Mutter Veturia und seiner Gattin Volumnia aufgehobeu haben. Die Gesetzgebung der Decemvirn 450. Die Römer lebten ursprünglich uach ungeschriebenem Recht. Da aber die Richterstellen nur mit Patriziern besetzt wurden, verlangten die Plebejer immer dringender nach Aufzeichnung des geltenden Rechtes?) Endlich gaben die Patrizier nach. Nachdem auf Senats-befchlnß drei Gesandte nach Griechenland geschickt worden, um die *) Lies Shakespeares „Coriolan" (Schulausgabe). — Als Coriolau seine Mutter umarmen wollte, da wies sie ihn mit den Worten zurück: „Erst laß mich wissen, ob ich zum Feinde oder zum Sohne komme. Mußte ich in meinem Alter den jiummer erleben, dich als Feind des Vaterlandes zu erblicken? Hast du nicht bedacht, als du gegen Rom zogst, daß da deine Götter, dein Haus, deine Mutter und deine Kinder sind? Hätte ich keinen Sohn, dann wäre Rom jetzt nicht bedrängt, und ich hätte frei im freien Vaterland das Ende meiner Tage kommen sehen!" Von dieser Ansprache und dem Wehklagen seiner Frau und Kinder tief ergriffen, sagte er: „Mutter, Rom hast du gerettet, aber deinen Sohn hast du verloren!" und zog mit dem feindlichen Heere wieder ab. 2) Vgl. die Zustände in Athen vor Solon. Das Tribunal. Tribut- fomtieu. Das Veto. Ädileu. Coriolan ‘) um 490. Veturia und Volumnia.

4. Das Altertum - S. 91

1912 - Leipzig : Hirt
Die Adelsherrschaft. 91 (Gleichnis vom Magen und den Gliedern). Doch stellten die Plebejer die Bedingung, da ihnen zwei eigene Beamte, Volkstribunen, bewilligt wrden. Diese hatten das wichtige Recht, Beschlsse der brigen Beamten und des Senats, die sr die Plebejer nachteilig erschienen, durch ihr Veto (wrtlich: ich verbiete") zu verhindern. Ihre Person war unverletzlich; wer sich an ihnen vergriff, verfiel der Acht. Sage. Coriolanus, ein stolzer Patrizier, mute bald daraus die Macht der Tribunen erfahren. Whrend einer Hungersnot machte er dem Senat den Vor-schlag, das aufgekaufte Getreide nur unter der Bedingung an die Plebejer zu verteilen, da die Volkstribuuen abgeschafft wrden. Die ergrimmten Plebejer forderten ihn vor Gericht, und da er nicht erschien, bewirkten die Tribunen seine Verbannung. Er ging zu den feindlichen Volskern und fhrte ihr Heer siegreich gegen Rom. Alle Friedensantrge der Rmer wies er schroff zurck; endlich lie er sich durch die Trnen seiner alten Mutter und seiner Gattin erweichen. Er sank seiner Mutter in die Arme und sagte: Mutter, Rom hast du gerettet, aber deinen Sohn verloren!" Dann kehrte er zu den Volskern zurck und bewog sie zur Umkehr. Er aber mute lebenslang in der Verbannung bleiben. 4. Das Zwlftaselgesetz. Nach Beseitigung dieser Gefahr wurden neue Forderungen an die Patrizier gestellt. Sie allein hatten die Kenntnis der mndlich berlieferten Rechtsbestimmungen und verfuhren in ihrer Anwendung oft willkrlich. Deshalb verlangten die Plebejer geschriebene Gesetze. Nachdem die Patrizier sich lange gestrubt hatten, willigten sie endlich ein, eine Gesandtschaft nach Griechenland zu schicken, um die dortigen Gesetze kennen zu lernen. Nach der Rckkehr der Gesandten wurden zur Aus-arbeitung der Gesetze ze'hn Männer gewhlt. Die Gesetze wurden auf zwlf eherne Tafeln eingegraben. Sie bilden die Grundlage des rmischen Rechts. Die Zehnmnner verlngerten eigenmchtig die ihnen bertragene Gewalt und regierten tyrannisch trotz der zunehmenden Unzufriedenheit im Volke, bis einer von ihnen, Appius Claudius, einen frechen Angriff auf die Freiheit der Virginia, der Tochter eines plebejischen Haupt-mannes, wagte. Ihr eigener Vater ttete sie, um sie der Schmach zu ent-ziehen. Da brach der Sturm im Volke los; die Zehnmnner muten ab-danken. Appius Claudius entleibte sich im Kerker. Nicht lange danach gelang es den Plebejern, ein Gesetz zur Annahme zu bringen, das die Ehe zwischen Patriziern und Plebejern als rechtmig anerkannte. Dadurch wurde eine Vermischung der beiden Stnde mglich. 5. Die Gallier in Rom. In dieser Zeit der inneren Streitigkeiten waren die Rmer fortwhrend in uere Kmpfe verwickelt, in denen sie siegreich ihr Gebiet erweiterten. Sehr gefhrlich wurde ihnen das Volk der Gallier. Unter ihrem Brennus (d. i. Anfhrer) besiegten sie auf einem Plnderungszuge die Etrusker und brachten einem rmischen Heere an dem Flchen Allia eine furchtbare Niederlage bei. Sie besetzten das von seinen

5. Lebensbilder, insbesondere aus der deutschen Geschichte - S. 18

1916 - Düsseldorf : Schwann
18 sich zu ihrem Besten wieder mit ihm aus." Die Plebejer verstanden, was Men6nius damit sagen wollte, und kamen zurck. Aber die Patrizier muten ihnen gestatten, da sie sich fortan zu ihrem Schutze besondere Beamte whlten. Volkstribunen wurden diese genannt. Sie konnten Einspruch erheben, wenn die Patrizier ein ungerechtes Gesetz machen wollten, und dann war es mit der Sache aus. 3. Der Zorn des Korioln. Manchen Patriziern gefiel das nicht. Besonders grollte den Tribnen der junge, stolze Koriol6,n. Nun brach in Rom eine Hungersnot aus, denn die Ernte war miraten, und die Ratsherren kauften auswrts Getreide an, um es zu ver-teilen. Diese Gelegenheit benutzte Koriomn. Er machte den Vorschlag, das Getreide solle dem Volke nur dann geliefert werden, wenn es auf die Tribnen verzichte. Als die Plebejer das hrten, kamen sie in Wut. Koriomn wurde vor Gericht angeklagt. Aber der harte Mann erschien nicht. Deshalb mute er Rom verlassen. Ergrimmt ging er zu den alten Feinden der Rmer, den Volskern, und bewog sie, Rom von neuem zu bekriegen. Ja sie machten ihn zu ihrem Anfhrer und drangen bis dicht vor die Tore der Stadt. Der Verrter schlug hier ein Lager auf und verwstete rings die Felder der Plebejer; die Lndereien der Patrizier dagegen rhrte er nicht an. Das Volk war in arger Not. Die Ratsherren schickten eine Gesandtschaft an ihn ab, da er seine Vaterstadt verschone, aber Koriomn wollte sie gar nicht empfangen. Auch die Priester richteten nichts aus; der harte, rachschtige Mann lie sich nicht erweichen. Endlich beschlossen die rmischen Frauen, an ihrer Spitze seine alte Mutter und seine Gattin, ihn mit Bitten zu bestrmen. Als ihm gemeldet wurde, es nahe ein Zug von Weibern, lachte er hhnisch auf; bei der Kunde aber, auch Mutter und Gattin seien dabei, regte sich sein Herz, und er ging ihnen sehnschtig entgegen. 4. Koriolans Abzug Der Sohn wollte seine inniggeliebte Mutter umarmen. Aber sie wies ihn ernst zurck und sprach: Erst sage mir, ob du als Feind deines Vaterlandes oder als mein Sohn kommst!" Zugleich warfen sich ihm seine Gattin und die brigen Frauen bittend zu Fen. Korioln konnte sich nicht lnger halten. Er sank der Greisin in die Arme und rief: O Mutter, Mutter, Rom hast du gerettet, aber deinen Sohn verloren!" Alsbald fhrte er das Heer von Rom weg, und matt sagt, er sei dafr von den wtenden Volskern zu Tode gemartert worden. Die Rmer aber errichteten an der Stelle, wo die Frauen ihn zum Abzge bewogen hatten, aus Dankbarkeit einen Tempel.

6. Geschichte des Altertums, des Mittelalters und der beginnenden Neuzeit - S. 74

1898 - Hannover [u.a.] : Meyer
— 74 — ihm allein zu danken sei. Die Schulden des Volkes wurden erlassen, die in Knechtschaft schmachtenden Schuldner befreit; ferner räumte man dem Volke das Recht ein, jährlich zwei Tribunen zu erwählen, die, heilig und unverletzlich, Anwälte des Volkes gegen Übergriffe sein und durch ihren Einspruch (Veto) ihm nachteilige Beschlüsse des Senats hindern sollten. Später wurde ihre Zahl auf fünf, dann auf zehn vermehrt. Sie erhielten auch die Befugnis, die Plebejer zu Versammlungen (Tribntkomitien) zu berufen, die nach jener alten Einteilung in Anshebnngsbezirke zusammentraten. In solchen Komitien wurden auch die Tribunen erwählt. (Reaktion des Coriolan.) Dieses Zugeständnis kränkte die Patrizier tief. Als eine Hungersnot ausbrach, wollte ein tapferer und angesehener Bürger, Marcius, den man wegen seines Sieges über die Stadt Corioli mit dem Beinamen Coriolan ehrte, den Darbenden nur dann auf Staatskosten Getreide liefern, wenn das Volk auf das Tribunal verzichtete. Die Plebejer klagten ihn deshalb an und bewirkten seine Verbannung. Er begab sich zu den Volskern, einem Volke im mittleren Latium, und führte mit ihrer Hilfe Krieg gegen seine Vaterstadt. Seine Mutter und seine Gattin flehten ihn an, das Heer zurückzuführen; ihre Thränen siegten. „O Mutter," rief er aus, „du hast Rom gerettet, aber ich bin verloren." Er zog sich zurück, aber die erbitterten Volsker erschlugen ihn. (Das Zwölftafelgesetz.) Unumschränkt richtete der patrizische Beamte deu Plebejer, da ein geschriebenes Gesetz nicht bestand. Auf den Vorschlag des Tribunen Terentilins Harsa wurde trotz heftiger Gegenwehr der Patrizier eine Kommission von zehn Männern (Dezemvirn) erwählt, um Gesetze aufzuzeichnen. Man gab ihnen die den Konsuln zustehenden Befugnisse, auch unterblieb während ihrer Amtsführung die Wahl der Tribunen. Die im ersten Jahre niedergeschriebenen Gesetze wurden vom Volke gebilligt und in zehn eherne Tafeln eingegraben, zu denen später noch zwei andere kamen. Im zweiten Jahre wußte einer dieser Männer, der stolze Patrizier App ins Claudius, die Wahl auf ihm treu ergebene Bürger zu leukeu und begann nun eiue schrankenlose Willkürherrschaft. Ohne das Volk zu frageu, verlängerten die Dezemvirn ihre Thätigkeit bis in das dritte Jahr. Als Appius die juuge Virginia, des Plebejers Virginias Tochter, einem seiner Klienten, der sie als seine Sklavin in Anspruch nahm, vor Gericht zusprach, eilte der Vater aus dem Lager herbei und tötete sein Kind, um es der Schmach der Sklaverei zu entreißen, vor aller Augen auf dem Forum. Das war das Zeichen zum Aufruhr. Abermals zog

7. Welcher die Geschichte des Alterthums und des Mittelalters enthält - S. 72

1854 - Saalfeld : Riese
72 junge patrizische Held, der seinen ehrenvollen Beinamen von der Eroberung der volskischen Stadt Corioti erhalten hatte, war ein heftiger Feind dev Plebejer. Von dem engherzigen Geiste seines Standes fortgerissen, rieth er im Senate, eine Hnngersnoth zu benutzen und den Plebejern erst gegen die Abschaffung der nur eben eingeführtrn Volkstribunen Getreide abzu- lassen. Die Tribunen, durch die Zumuthung, auf das Heiligste, ihr erwor- benes Recht, gegen das Gemeinste zu verzichten, aufs höchste ausgebracht, beriefen den Coriolan, auf eine unerhörte Weise, vor die Volksversammlung und bewirkten einen Volksspruch, der auf lebenslängliche Verbannung lau- tete. Der stolze Senator hatte sich nicht so tief demüthigen und auf die Ladung der ihm so verhaßten Tribunen vor der Volksversammlung erschei- nen wollen, sondern war zu den römerfeindlichen Volskern geflohen, um bald zur Rache an der Spitze eines Heeres wiederzukehren, welches ihm die Volsker anvertraut hatten (491). In Rom selbst herrschte Bestürzung und Zwietracht, welche Cvriolanns dadurch nährte, daß er die Güter der Patrizier schonte, die der Plebejer aber schonungslos verwüstete. Unter- dessen nahm die Bedrängniß der belagerten Stadt zu und die entmuthigten Bürger wünschten eine Aussöhnung mit dem Coriolan. Eine Gesandtschaft aus Senatoren, eine zweite aus Priestern bestehend, begab sich in das feindliche Lager, um ihn zum Abzüge zu bewegen; aber alle Vorstellungen blieben bei dem harten, stolzen Aristoeraten ohne Erfolg. Endlich, als Ver- wirrung, Angst und Bangigkeit in der belagerten Stadt den höchsten Grad erreicht hatten, machten sich seine Mutter Veturia und seine Gattin Vo- lumina mit ihren Kindern und den angesehensten römischen Frauen auf und erschienen vor dem trotzigen Manne mit Bitten und Thränen. Diesem Anblick konnte das bisher unbeugsame, unerbittliche Herz nicht länger wider- stehen, er entließ sie mit freundlicher Milde unter den Worten: „Mutter! Mutter! Rom hast du gerettet, aber ich bin verloren!" — und sich selbst und seine Rachsucht überwindend, führte er das Heer der Volsker zurück. Aber nun traf ihn die Rache Dieser, welche ihn in einer Versammlung steinigten. Jedoch gab es auch schon damals einzelne Patrizier, welche den Ple- bejern freundlich entgegenkamen, wie der Consul Spurtus Cassius, welcher den Vorschlag that (486), auch unter die Plebejer die eroberten Ländereien zu vertheilen, welche seit des Tarquinius Vertreibung die Pa- trizier allein sich angeeignet hatten. Aber fürs erste wußten die Patrizier diesen Vorschlag noch zu hintertreiben und erklärten den Cassius als Ver- räther, ja verurtheilten ihn nach geendetein Consnlate zum Tode. Allein an dem süßen Gedanken der Ackervertheilung hatten die Tribunen einen Hebel, mit welchem sie auch den Haufen der Gemeinsten leicht in Bewe- gung sehen konnten, der für gleiches Recht wohl keinen Sinn hatte, aber für gleichen Besitz. Kurz nachher erkämpfte der Tribun Volero dem Volke (der Plebs) das Recht, in Tribus-Versammlungen über alle öffentlichen Angelegenheiten, ohne Einmischung der Patrizier, sich zu berathen und Beschlüsse zu fassen, die freilich erst mit Zustimmung des Senates Gesetzes- kraft erhielten.

8. Handbuch der allgemeinen Weltgeschichte - S. 103

1873 - Frankfurt a.M. : Jaeger
103 mußten den Herren in den Krieg folgen und waren dadurch verhindert ihre Felder zu bestelle». Darum ernteten sie auch häufig nichts. Dazu kam noch, daß sie Steuern zahlen und im Kriege, ohne Sold zu erhalten, sich verköstigen mußte». Ju der Noth borgten sie gegen hohe Zinse», und konnten sie das Darlehen nicht zurückerstatten, so mußten sie als Sklaven in die Wohnungen der Patrizier übersiedeln und auf ihre Freiheit verzichten. Einst als Nom gegen die Aolsker den Krieg erklärt hatte, weigerte sich das Volk auszurücken. Jn dieser Noth wählte der Senat einen volks-thümlichen Mann zum Dictator, einen Befehlshaber mit unumschränkter Macht über Leben und Tod auf 6 Monate. Dieser versprach dem Volke Abhilfe von seiner Noth, wenn es in den Krieg ziehe, allein die Patrizier hielten, wie schon öfter geschehen war, wieder nicht das gegebene Wort. Da zogen die Plebejer aus der Stadt auf den heiligen Berg, um' eine neue Wohnstätte zu gründen (493). Eine Er ^»"Auszug zählung des an sie abgesendeten Meuenins Agrippa veranlaßte sie zu unterhandeln, ' Sie erklärten sich bereit zurückzukehren, wenn man ihnen die Schulden erlasse, den Eingekerkerten ihre Freiheit ertheile und zwei unverletzliche Vorsteher zugestehe, welche sich des Volkes gegenüber der Obrigkeit und den Patriziern annehmen sollten. Diese Forderungen wurden gewährt. Die beiden Vorsteher hießen Volkstribunen; sie waren unabsetzbar und unverletzlich, sie konnten durch ihre Einrede (Veto) jeder “soifv“ Handlung einer Magistratsperson und jedem nachtheiligen Senatsbeschlusse Einhalt lribunm, thun und durften flüchtigen Plebejern in ihrem Hause eine Zufluchtsstätte gewähren. Die Tribunen wurden den Patriziern bald lästig. Als Rom 492 und 491 von einer großen Hungersnoth heimgesucht und Getreide aus Syrakus angekauft wurde, machte ein Patrizier, Cajus Marcius Coriolanus dein Senate den Vorschlag, dem Caju; Volke nur dann unentgeltlich Korn zu überlassen, wenn es auf die- Tribunen ver- cotiotänus zichte. Erbittert über diese Znmuthuug lud ihn das Volk unerhörter Weise vor fein6cbt0^3lom-Gericht. Coriolanus stellte sich nicht, sondern begab sich zu den Volskern und führte sie gegen Rom. Die Stadt wäre verloren gewesen, wenn nicht in der letzten Stnnde die Gattin und die Mutter des Eoriolan, Äolumnia und Veturia, au der Spitze der römischen Frauen den erbitterten Feind der Plebejer zum Rückzüge bewogen hätten. Eoriolan führte die Feinde zurück und starb in der Verbannung ; nach andern Nachrichten steinigten ihn die Volsker, die sich von ihm getäuscht sahen (489). Die Kämpfe zwischen Patriziern und Plebejern dauerten fort. Als Spurius Spurt»; Casstus zum dritten Male Eousul wurde, machte er den Vorschlag, alles eroberte eag™^bein Land unter die Plebejer zu vertheilen. Die Volksversammlung nahm den de; Volke?, Vorschlag mit Freuden an. Allein nach Ablauf seines Amtsjahres (486) warf man dem Volksfreunde vor, er strebe nach der Königsherrschaft. Er ward enthauptet littd seilt Haus geschleift. Die Aeckerverthciluug kam nicht znr Ausführung, und als 13 , wird Jahre später ein Volkstribnn hiergegen Klage führte, fand man ihn ant andern $,n3endilet' Morgen todt in seinem Hanse. Nachdem 472 die Plebejer es durchgesetzt hatten, daß auch die Tribunen in der Die Decem-Volksversammlung Gesetzesvvrschläge machen durften, regte sich allmählig das Be- beauftragt," dürfnis nach geschriebenen Gesetzen. Bisher hatten Herkommen und Gewohnheit gegolten mib die Willkür der Patrizier manche Streitfrage ungerecht entschiede». Als aber ei» Volkstribun beantragte, matt solle Gesetze auszeichnen, durch welche die schnsiliche Staatsgewalt der Eonsnln genau bestimmt werde, erschienen die jungen Patrizier be- 'sammeln' wassnet und jagten das Volk auseinander. Nach heftigen Kämpfen gestanden die Patrizier den Plebejern andere Rechte zu, z. B. die Verdoppelung der Zahl der

9. Geschichts-Bilder - S. 77

1865 - Langensalza : Greßler
77 durch das Volk und später durch die Kaiser ausgebildeten und bis auf uns erhaltenen römischen Rechts wurden. Nachdem die Verfasser der zwölf Tafeln sich ihres Auftrags entledigt hatten, strebten sie nach Verlängerung ihrer Gewalt; auch bedienten sie sich derselben auf willkürliche Weise, ja, Appius K lau diu s schien es darauf angelegt zu ha^en, sich die Alleinherrschaft zu erringen. Ein solches Gebühren erregte den allgemeinen Unwillen des Volkes; doch geschah Nichts. Endlich aber führte der Frevel- muth des Appius eine Empörung herbei. Er hatte nämlich die schöne Virginia, die Tochter des Virginias gesehen und strebte nach ihrem Besitz. Als Appius sah, daß er das Mädchen durch Versprechungen nicht gewinnen könnte, gab er vor, sie sei die Tochter einer Sklavin, und als solche stände es dem rechtmäßigen Herrn frei, sie zurückzufordern. Durch diesen Ausspruch hätte Appius seinen Zweck erreicht; aber der unglückliche Vater vereitelte den Plan des Tyrannen. Unter dem Vorwände, von seiner Tochter Abschied zu nehmen, ergriff er ein Messer und stieß es ihr in die Brust. Mit dem blutigen Messer eilte er durch die Haufen des Volkes und rief Götter und Menschen um Rache an. Das ganze Volk gerieth in Aufruhr. Appius wurde ergriffen und in's Ge- fängniß geworfen, wo er sich selbst entleibte (448); seine Genossen flohen aus Rom, die Gesetze dagegen blieben in Kraft, um anzudeuten, daß an dem verdienstlichen Werke die Verbrechen seiner Urheber keinen Antheil hätten. So nahm die Regierung der zehn Männer im dritten Jahre ein Ende und die Konsuln und Tribunen traten wieder in ihr Amt ein. Fortsetzung des Streites rm Innern. Krieg mit Beji. Die Gallier in Rom. Gleichstellung der Patrizier und Plebejer.*) (447—300 v. Chr.) Ein großer Schritt zur Gleichstellung der Patrizier und Plebejer geschah im folgenden Jahre, als der Vorschlag des Tribuns Canu- lejus, die Ehe zwischen beiden Ständen zu gestatten, angenommen wurde. Ein zweiter Vorschlag des Tribuns, daß die Konsuln auch aus den Plebejern sollten gewählt werden dürfen, führte zur einst- weiligen Aufhebung des Konsulats, indem die Patrizier, die auch hier eine Niederlage voraussahen, wenigstens den Schein retten lvollten. Deshalb wurden auf ihren Vorschlag die Konsuln durch Kriegstribunen ersetzt, zu denen auch Plebejer gewählt werden konnten. Die Amtsgewalt dieser Tribunen kam den konsularischen ziemlich gleich, nur wurde davon die Würde der Censoren ge- trennt, d. h. derjenigen Beamten, die das Steuerwesen besorgten *) Rach Fr. Sieger und A.

10. Lehrbuch der Geschichte des Altertums für die oberen Klassen höherer Mädchenschulen - S. 212

1903 - Leipzig : Roßberg
212 — Einem solchen inneren Aufruhre des Körpers verglich Menenius das Zerwürfnis des Volkes mit den Patriziern und überzeugte sie, daß es auch in einem geordneten Staate Unterschiede von arm und reich, Dienenden und Herrschenden geben müsse. 21. Coriolan (S. 116). Als einst in Rom eine Hungersnot herrschte und von auswärts auf Staatskosten Getreide herbeigeschafft worden war, riet Coriolan, die Vorräte verschlossen zu halten, wofern die Plebejer nicht auf die Volkstribunen verzichteten. Das ward laut, und der Grimm des Volkes entbrannte. Coriolan mußte die Stadt verlassen und wandte sich zu seinem Freunde, dem Könige der Volsker. Dieser gab ihm ein Heer, und Coriolan zog nunmehr als Landesfeind sengend und brennend bis in die Nähe Roms, wo er ein Lager aufschlug. Die Römer kamen in große Not. Schließlich wurde die Stadt zum zweitenmal durch die Frauen gerettet. Die edelsten Matronen zogen ins Lager der Volsker, an ihrer Spitze Coriolans betagte Mutter und seine Gattin, die ihre Kindlein an der Hand führte. Coriolan konnte den Bitten und Tränen der Mutter nicht widerstehen, sondern rief: „Mutter, das Vaterland hast du gerettet, aber deinen Sohn verloren! Mich siehst du nimmer wieder; mag dir's die Heimat danken!" Als die Frauen geschieden waren, brach er auf und entließ das Heer. Er lebte unter den Volskern bis ins hohe Alter. 22. Appius Claudius und Virginia (S. 117). Von dem Patrizier Appius Claudius, der mit zur Abfassung des „Zwölftafelgesetzes" be rufen war, wird berichtet, daß er den frevelhaften Versuch gemacht habe, Mrginia, die schöne Tochter eines angesehenen Plebejers, in seine Gewalt zu bringen, indem er sie einem seiner Klienten, der sie auf sein Betreiben als seine Sklavin beanspruchte, als Richter zusprach. Da entschloß sich ihr greiser Vater zu einer fürchterlichen Tat; er führte die Tochter, als wolle er von ihr Abschied nehmen, beiseite und stieß ihr ein Messer, das er von einer der am Forum befindlichen Fleischbänke wegnahm, in das Herz. 23. Manlius und Decius Mus (S. 120). In dem Latinerkrieg bewiesen die Konsuln Manlius und Decius Mus echte Römertugenden. Jener ließ seinen Sohn, der sich gegen den bestimmten Befehl des Vaters in einen Zweikampf mit einem vornehmen Latiner eingelassen hatte, obwohl er Sieger blieb, hinrichten; dieser entschloß sich in der Schlacht am Vesuv, als die römische Schlachtreihe wankte, sich für sein Volk zu opfern; nachdem er von einem Priester sich und zugleich das feindliche Heer den unterirdischen Göttern hatte weihen lassen, stürzte er sich unter die Feinde und starb den Heltentod. 24. Kabricius und Phrrhus (S. 122). Zwischen Pyrrhus und den Römern fanden einige Zeit nach der Schlacht bei Herakles Verhandlungen über die Auswechslung der Gefangenen statt, um deren willen die Römer den früheren Konsul Fabricius in des Pyrrhus' Lager sandten. Er war trotz der unermeßlichen Beute, mit der er stets die

11. Teil 1 - S. 103

1911 - Leipzig : Dürr
Matronen zogen ins Lager der Volsker, an ihrer Spitze Coriolans betagte Mutter und seine Gattin, die ihre beiden Söhnchen an der Hand führte. Coriolan konnte den Bitten und Tränen der Mutter nicht widerstehen, sondern rief: „Mutter, das Vaterland hast du gerettet, aber deinen Sohn verloren! Mich siehst du niemals wieder; mag dir's die Heimat danken!" Als die Frauen geschieden waren, brach er auf und entließ das Heer. Er lebte unter den Volskern bis ins hohe Alter. 3. Die Zehnmänner und das Gesetz der zwölf Tafeln, a) Die patrizi-schen Richter pflegten in Streitsachen nach altem Herkommen zu entscheiden. Da sie aber oft parteiisch entschieden, verlangten die Plebejer (462) die Aufzeichnung des gesamten gültigen Rechts. Zehn Jahre widersetzten sich die Patrizier diesem Verlangen; endlich wurden im Jahre 451 zehn Männer gewählt und beauftragt, die bis dahin mündlich überlieferten Rechtsbestim-mungen schriftlich aufzuzeichnen, die fortan die patrizischen Richter befolgen sollten. Am Ende des Jahres war das Werk größtenteils vollendet. Die Gesetze, die sie auszeichneten, wurden auf zehn Bronzetafeln geschrieben und ausgestellt. Für das nächste Jahr wählte man wieder zehn Männer, darunter auch drei Plebejer, deren Gesetze zwei weitere Bronzetafeln füllten. So entstand das Gesetz der zwölf Tafeln, welches die Grundlage des gesamten römischen Rechts bildete. b) Da die Patrizier in ihrer Mehrheit versuchten, die ihnen unangenehme Einrichtung der Volkstribunen nicht wieder aufleben zu lassen, zogen die Plebejer zum zweiten Male aus der Stadt. Jetzt erreichten die letzteren, daß die Volkstribunen wieder eingesetzt wurden, und erlangten sogar das Recht, für die in Zukunft vorzuschlagenden Gesetze in ihren Versammlungen gültige Beschlüsse zu faffen. Wenige Jahre nachher errangen die Plebejer ihren dritten Sieg, indem das Verbot der Ehe zwischen Patriziern und Plebejern aufgehoben wurde. 4. Das Ende der Ständeftämpfe. Nach mannigfachen Kämpfen mit den Patriziern setzten es die beiden Volkstribunen Licinius und Sextius durch, daß einer der beiden Konsuln immer ein Plebejer sein müsse. Schließlich erreichten es die Plebejer, daß sie auch zu allen übrigen Ämtern zugelassen wurden. § 23. I>ie römischen Hörigkeiten nach dem Ständekampfe. y 1. Mit dem Anwachsen des römischen Staates war auch die Zahl der Beamten gestiegen. Die Rechtsprechung war den Konsuln genommen und in die Hände besondrer Beamten gelegt worden, der Prätoren. Die Entscheidung über Leben und Tod blieb dem Volke in den Volksversammlungen vorbehalten. Das einflußreichste Amt hatten mit der Zeit die beiden Censoren erhalten. Sie hatten alle fünf Jahre die Bürgerliste auszustellen, aus welcher festgestellt wurde, wer römischer Bürger war und welche Pflichten und Rechte ihm zustanden. Sie hatten aber auch das Recht, einem Bürger,

12. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in höheren Töchterschulen - S. 25

1880 - Essen : Bädeker
Rom als Republik. 25 sollten, bewog die Plebejer zur Rückkehr nach Rom. Die Macht dieser Volkstribunen wurde allmählich so groß, daß sie die patrizischen Beamten und sogar die Konsuln bei den Tribus-comitien anklagen und verurteilen lassen konnten. Auch hatten sie das Recht, jeden Beschluß des Senats durch ihren Einspruch oder „Veto" ungiltig zu machen. Der stolze Patrizier Marcius Coriolanus mußte zuerst die Macht der Volkstribunen erfahren. Als er bei einer Hungersnot den armen Plebejern nur dann Getreide zukommen lassen wollte, wenn sie auf die Volkstribunen verzichteten, wurde er auf Antrag der letzteren aus Rom verbannt. Rachedürstend floh er zu den benachbarten Volskern und zog mit ihnen gegen Rom, und nur die Bitten seiner Mutter und seiner Gemahlin konnten ihn zum Abzüge bewegen. §. 27. Die Dezemvirn. — Garnilkus und die Hallier. Unterdessen dauerten die Kämpse im Innern zwischen den Patriziern und Plebejern sort und lähmten auch die Kraft des Staates nach außen. — Nur wenige Heldenthaten bewährten in dieser Zeit den kriegerischen Geist des römischen Volks. Als die Feinde einst das römische Heer eingeschlossen hatten, ernannten die Römer der: Cincinnatus zum Diktator. Die Abgesandten trafen ihn auf seinem kleinen Gütchen am Pfluge. Sofort verließ er diesen und befreite das römische Heer aus seiner verzweifelten Lage. Namentlich beklagten sich die Plebejer über den Mangel an geschriebenen Gesetzen. Die Richter, welche ja immer Patrizier waren, urteilten nach Herkommen und oft auch nach Willkür. Endlich setzten es die Volkstribunen durch, daß zehn Männer, Dezemvirn, ernannt wurden, welche schriftliche Gesetze abfassen sollten. Zugleich wurde ihnen während ihrer Arbeit auch die höchste Staatsgewalt übertragen. Die von ihnen verfaßten Gesetze wurden auf zwölf Tafeln geschrieben. 450. Bald aber mißbrauchten sie ihre Macht, und Appius Claudius wollte die Virginia, die Tochter des Plebejers Virginius, als Sklavin durch falsches Zeugnis in seine Gewalt bringen; der Vater konnte seilte Tochter nur durch den Tod retten. Das Volk aber wurde zum Ansstaude entflammt, und Tod oder Verbannung war das Los der Dezemvirn. Die Gesetze der zwölf Tafeln blieben jedoch itt Wirksamkeit. Immer größere Rechte erlangten die Plebejer. Zunächst wurden ihre Ehen mit Patriziern, die bisher verboten waren, für giltig erklärt, auch erhielten sie Zutritt zum Senat. Auch nach außen war Rom wieder siegreich, und der Diktator Carnillus unterwarf nach langem Kampfe die etruskische Stadt Veji. Aber sein Stolz machte ihn so verhaßt, daß er in die Verbannung gehen mußte.

13. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 94

1905 - Leipzig : Voigtländer
— 94 — Veturla und seine Gattin Volumnla, die ihre beiden Knaben an der Hand dein Vater entgegenführte. Dem konnte der starre Mann nicht widerstehen. Als ihn die alte Mutter fragte, ob sie denn einen Verräter des Vaterlandes zum Sohne haben sollte, rief er aus: „O Mutter, Mutter! Du hast Rom gerettet, aber deinen Sohn verloren." Er führte das Heer zurück ins Volskerland und blieb dort als Verbannter bis zu seinem Tode. 4. Die Jehnmanner. Doch auch jetzt hatten die Plebejer noch manches zu erleiden. Die Richter, die nur aus den Patriziern gewählt werden durften, entschieden in Streitigkeiten nach altem Herkommen oder nach ihrem Gutdünken, da es in Rom noch keine geschrieben Gesetze gab. Die Plebejer klagten daher über Willkür und verlangten feste, aufgezeichnete Gesetze. Ungern gaben die Patrizier nach und beauftragten angesehene Männer mit der Gesetzgebung. Weil ihrer zehn waren, nannte man sie die Z e h n m ä n n e r. Bis zur Vollendung ihres Werkes wurde ihnen zugleich die Regierung des Staates übertragen. Sie brachten auch endlich Gesetze zustande, die auf zwölf Tafeln eingegraben und öffentlich aufgestellt wurden. Aber nun wollten sie von der Herrschaft nicht zurücktreten und drückten das Volk durch arge Gewalttaten. Die schwerste Untat beging der vornehmste unter ihnen, Appius Claudius. Er ließ die Tochter eines tapfern Kriegers, Virginia, auf offener Straße ergreifen, um sie zu feiner Sklavin zu machen. Schon wurde das arme Mädchen fortgeführt, da eilte der Vater herbei, und weil er seine Tochter aus der Gewalt des mächtigen Mannes nicht mehr befreien konnte, ergriff er ein Messer und stieß es ihr ins Herz. Denn lieber wollte er sein Kind töten, als es dem schändlichen Appius überlasten. Diese gräßliche Tat brachte das ganze Volk in Aufruhr: die verhaßten Zehnmänner wurden abgesetzt, Appius aber in den Kerker geworfen, wo er sich entleibte. Die Regierung des Staates kam wieder an die Konsuln. 44, Die Gallier in Rom. — Aussöhnung der Stände. 1. Die Kriege der Römer. Wir haben schon erwähnt, daß die Römer beinahe unaufhörlich Krieg führten. Denn sie waren ein tapferes kampfbegieriges Volk, dem der Krieg die liebste Beschäftigung war. Ihre Stadt immer größer und mächtiger zu machen, ihr anfänglich so kleines Gebiet immer weiter auszudehnen und über andere Völker zu herrschen, darauf war all ihr Trachten gerichtet. Fast alle Kriege, die sie unternahmen, führten sie siegreich zu Ende. Wurden sie auch dann

14. Alte Geschichte - S. 118

1875 - Leipzig : Klinkhardt
— 118 — muß ich noch den Schmerz erleben, daß der Sohn, den ich geliebt, berr ich in ^iebe zu seinem Vaterlande auferzogen, daß der Sohn, auf dessen ^.ugend ich so stolz sein konnte, die wilden Feinde herbeiführt und seine eigene Heimat mit Feuer und Schwert verwüstet? Hast du nicht bedacht, unglücklicher Sohn, daß du gegen alles streitest, was dir lieb und heilig sein sollte? Hat dein Fuß nicht gezögert, als dein Auge die Mauern erblickte, in denen deine Väter gelebt, und die noch jetzt deine greise Mutter, deine geliebte Frau und deine unschuldigen Kindlein beschützen? Kehre um, o Sohn, und mache wieder gut, was du schlecht gemacht hast, damit ich dich segnen kann, wenn meine Augen sich auf immer schließen!" Bei diesen Worten stand Eoriolan bleich da, und es bednrste kaum noch der Bitten seiner Gemahlin, um ihn zur Umkehr zu bewegen. „Ich will thun, was ihr wollt," rief er thränenden Auges, „ich will die Feinde zurückführen. Rom habt ihr gerettet, aber du hast deinen Sohn verloren, Mutter, und du deinen Gemahl, Volumuia!" Coriolan führte die Volsker zurück und sah seine Vaterstadt nicht wieder. — Ueber sein Ende lauten die Sagen verschieden; die ältesten erzählen aber, daß er noch lange hochgeehrt bei den Volskern gelebt und in seinem Alter oft geklagt habe, wie schrecklich für einen Greis die Verbannung fei. Jnzwifchen dauerten die Kämpfe zwischen den Patriciern und den Plebejern unaufhörlich fort; denn jene wollten ihre alten Vorrechte zurückgewinnen, und diese suchten vollständige Gleichheit aller Römer herbei zu führen. Fürs erste ging das Streben der Plebejer dahin, geschriebene Gesetze zu bekommen, um es den Patriciern unmöglich zu machen, nach Gutdünken bald so, bald anders zu entscheiden. Obwohl die Patricier sich lange sträubten, mußten sie doch endlich zugeben, daß 3 Gesandte nach Großgriechenland (Unteritalien) und Athen geschickt wurden, um dort die weisesten Gesetze zu sammeln. Als diese nach 2 Jahren zurückkehrten, wurden 10 Patricier (daher Zehnmänner oder Decemvirn) beauftragt, die besten Gesetze auszuwählen und zu ordnen. Zugleich übertrug man ihnen auf 1 Jahr die unumschränkte Regierung des römischen Staats und ließ während dieser Zeit alle übrigen Aemter, sogar das der Volkstribunen, aufhören. Anfangs besorgten die Decemvirn die ihnen aufgetragenen Geschäfte ganz vortrefflich, und auch ihre Gesetze fanden großen Beifall. Am Ende des Jahres behaupteten sie aber, daß sie mit ihrer Arbeit nicht ganz fertig geworden und daß es deshalb nöthig sei, ihnen die Gewalt auch für das folgende Jahr zu lassen. Um das Volk nicht mißtrauisch zu machen, bewirkte Appius Claudius, der stolzeste und herrschsüchtigste Decemvir, daß diesmal nicht wieder 10 Patricier, sondern 5 Patricier und 5 Plebejer gewählt wurden, sorgte aber dafür, daß; die letzteren sämmtlich von ihm abhängig waren. Es war ihm nämlich gar nicht darum zu thun, noch ein Jahr zu regieren, sondern er hatte die Absicht, die Herrschaft für immer zu behalten. Die übrigen Decem-virn waren ganz mit ihm einverstanden, und so verbanden sie sich durch

15. Alte Geschichte - S. 27

1897 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
— 27 — v. Chr. Marcius Coriolänus verlangt von den Plebejern Abschaffung der Volkstribunen. Er wird von der Tribusversammluug verbannt und führt die Volsker gegen Rom. Seine Mutter und Gattin bewegen ihn zur Umkehr. Der Patrizier Sp(urius) Cajkis beantragt, daß ein Teil des Gemeindelandes unter die Plebejer verteilt werde. Er wird von den Patriziern zum Tode verurteilt und hingerichtet. Die Äquer schließen ein römisches Heer am Berge Älgidns ein. Lincinnätus wird vom Pfluge weggeholt und zum Diktator gemacht. (Als Diktator hatte er die höchste Gewalt 6 Monate lang.) Eincinnätns befreit das Heer und kehrt zum Pfluge zurück. Die Plebejer verlangen geschriebene Gesetze. 451 Die Konsuln und Tribunen werden abgeschafft, dafür werden Decemvirn (Zehnmänner) gewählt. Am Ende des ersten Jahres stellen sie 10, am Ende des zweiten noch 2 Tafeln Gesetze auf. Äppius Claudiusi der mächtigste unter den Decemvirn, spricht die Virginia, die Tochter des Virginius, einem seiner Klienten als Sklavin zu. Virgiuius ersticht seine Tochter. Die Plebejer wandern zum zweiten Male ans. 449 Die Decemvirn werden abgesetzt, die Plebejer kehren zurück. Äppius Claudius tötet sich selbst im Gefängnisse. Die Ehen zwischen Patriziern und Plebejern werden für gültig erklärt. Die Plebejer verlangen Teilnahme am Konsulat. Die Patrizier schaffen die Konsulwürde abermals ab und setzen drei (später sechs) Militärtribunen ein. Die etruskische Stadt Veji wird 10 Jahre lang belagert. Die Krieger erhalten Sold (die Reiter dreimal so viel als die Fußgänger).

16. Griechische und römische Geschichte - S. 37

1911 - Leipzig : Hirt
21. Erste Periode. Begrndung der staatlichen Verhltnisse._37 Ttigkeit der Plebejer unablssig auf Gleichstellung mit jenen und Vermischung der Stnde gerichtet. Von allen mtern und von der Be-nutzung der Staatslndereien (eroberten Gebieten), fr die nur ganz ge-ringe Pacht bezahlt wurde, waren die Plebejer ausgeschlossen und hatten noch dazu unter grausamen Schuldgesetzen zu leiden. Trotzdem sie ihre Kriegspflicht treu erfllten, gewhrte ihnen der Senat nicht die oft der-fprochene Linderung. Da zogen sie aus der Stadt auf den nahen Heiligen 494. Berg, um eine neue Stadt zu grnden. Doch dem klugen Menenius Agrippa, dem Abgesandten der Patrizier, gelang es, sie zur Rckkehr zu bewegen (Gleichnis vom Magen und den Gliedern) unter der Be-dingung, da sie eigene Beamte, Volkstribunen, bekamen. Diese hatten das wichtige Recht, Beschlsse der brigen Beamten und des Senats, die fr die Plebejer nachteilig erschienen, durch ihr Veto (wrtlich: ich ver-biete") zu verhindern. 5. Coriolanus, ein stolzer Patrizier, mute bald darauf die Gewalt der Tribunen erfahren. Sie veranlaten seine Verbannung, als er eine Hungersnot dazu benutzen wollte, die Plebejer zum Verzicht auf die neue Einrichtung zu bewegen. Er ging zu den feindlichen Volskern und fhrte ihr Heer siegreich gegen Rom. Alle Friedensantrge der Rmer wies er schroff zurck, aber durch die Trnen seiner alten Mutter und seiner Gattin lie er sich erweichen*). 6. Das Zwlftafelgesetz, 450. Nach Beseitigung dieser Gefahr wurden neue Forderungen an die Patrizier gestellt. Sie hatten allein die Kenntnis der mndlich berlieferten Rechtsbestimmungen und verfuhren in ihrer Anwendung oft willkrlich. Deshalb verlangten die Plebejer geschriebene Gesetze (vgl. Athen 6, 2. 3). Nach langer Weigerung willigten die Patrizier ein, eine Gesandtschaft nach Griechenland zu schicken, um die dortigen Gesetze kennen zu lernen. Nach der Rckkehr der Gesandten wurden zur Ausarbeitung der Gesetze zehn Männer ge-whlt, die bis zur Ausfhrung ihres Auftrages zugleich die Regierung des Staates zu führen hatten. Die Gesetze, die sie auf zwlf eherne Tafeln eingraben lieen, wurden die Grundlage des rmischen Rechtes. 450. Die Zehnmnner verlngerten eigenmchtig die ihnen bertragene Gewalt und regierten tyrannisch trotz der zunehmenden Grung im Volke, bis einer von ihnen, Appius Claudius, einen frechen Angriff auf die Freiheit der Virginia, der Tochter eines plebejischen Hauptmannes, wagte. Ihr eigener Vater ttete sie, um sie der Schmach zu entziehen. Da brach der Sturm im Volke los; die Zehnmnner muten abdanken, Appius Claudius entleibte sich selbst im Kerker. 7. Die Gallier in Rom, 390. In dieser Zeit der inneren Streitigkeiten waren die Rmer fortwhrend in uere Kmpfe verwickelt, in *) Mutter, Rom hast du gerettet, aber deinen Sohn verloren."

17. Bilder aus der griechischen und römischen Sage und Geschichte, Römer und Germanen - S. 85

1915 - Leipzig : Hirt
Patrizier und Plebejer. 85 Die Plebejer erkannten den Sinn der Fabel: sie sahen ein, da die Einigung, armem Brger ebensosehr der Arbeitsgelegenheit, die die Patrizier ihnen bten, bedrften, um den Lebensunterhalt fr ihre Familien zu erwerben, wie die Patrizier die Arbeitskraft der Plebejer nicht entbehren knnten, um ihre cker zu bestellen und ihre Bauten auszufhren. Deshalb lieen sie sich in Unterhandlungen ein und kehrten in die Stadt zurck. Man bewilligte ihnen das Volkstribunat. Die beiden Volkstribunen waren die Schirmvgte der Plebejer. Jf60j^5ui Sie waren aus plebejischem Stande, und ihre Person war geheiligt und unverletzlich. Tag und Nacht stand ihr Haus offen, damit die Bedrngten jederzeit bei ihnen Schutz finden konnten. Sie durften gegen jeden Beschlu der Behrden oder des Senats, der dem Wohle der Plebejer widersprach, Einspruch erheben und den Beschlu dadurch unwirksam machen. Die Tribunen beriefen die Plebejer zu den Tributkomitien und fhrten den Borfitz. Spter erlangten sie sogar die Befugnis, im Senate Vortrge zu halten und in Abwesenheit der Oberbeamten den Senat zu berufen. 3. Koriolian. Einst brach in Rom eine Hungersnot aus. Das Sortotmi. wollte der stolze Patrizier Koriolan, dem das Volkstribunat ein Dorn im Auge war, benutzen, um das Tribunat den Plebejern zu entreien. Er machte den Vorschlag, den Plebejern von dem eingefhrten Getreide nichts zu verabfolgen, wenn sie nicht auf ihre Schutzbehrde verzichteten. Die Tribunen luden Koriolan vor die Tributkomitien; er erschien nicht und wurde deshalb zum Tode verurteilt. Koriolan begab sich in die Hauptstadt der Volsker, die damals gerade Astern, mit Rom im Kriege standen. An der Spitze des feindlichen Heeres rckte er vor seine Vaterstadt. Furcht und Schrecken herrschten in Rom. Der Senat schickte in seiner Bedrngnis eine Gesandtschaft an Koriolan, um mit ihm zu verhandeln. Dieser aber lehnte stolz jede Unterhandlung ab und forderte unbedingte Unterwerfung. Auf die Bitten des Senats begab sich Veturia, die greise Mutter Koriolaus, und seine Gemahlin Volumnia mit ihren beiden Kindern, von vielen edlen rmischen Frauen begleitet, in das feindliche Lager. Da konnte der harte Mann nicht widerstehen. Als 0)gjju8 ihn die alte Mutter fragte, ob sie denn einen Verrter des Vaterlandes zum Sohne haben solle, rief er aus: O Mutter, du hast Rom gerettet, aber deinen Sohn verloren!" Alsbald fhrte er das Heer der Volsker' zurck, wurde aber dafr von den Vvlskern erschlagen. 4. Die Ausshnung der Stnde. Die Plebejer waren sich ihrer $e4^iru Macht bewut geworden, und sie verlangten immer weitere Rechte. Da es ecimmit in Rom noch keine geschriebenen Gesetze gab, entschieden die Richter in Streitigkeiten nach altem Herkommen oder nach eignem Gutdnken. So waren die Plebejer der Willkr der patrizischen Richter preisgegeben. Deshalb verlangten sie, da die bestehenden Rechte und Gesetze aufgeschrieben und erweitert werden sollten. Die Patrizier muten nachgeben. Man

18. Bilder und Lebensbeschreibungen aus der Weltgeschichte - S. 71

1887 - Hannover : Meyer
33. Appius Claudius. Camillus. 71 unthätig gewesen fei, sondern ihnen allen Kraft und Munterkeit verliehen habe. Sie söhnten sich daher mit ihm aus und erlangten durch neue Arbeit ihre alte Frische wieder. — Die Plebejer begriffen leicht, daß Menenins mit dem Magen den Senat, mit den Gliedern das Volk meine, und ließen sich wirklich, nachdem ihnen Erleichterung ihrer Last zugesichert war, zur Rückkehr bewegen. 6. Volkslribunen. Dieser Auszug bildet einen Wendepunkt in der Lage der Plebejer. Das wichtigste ihnen gemachte Zugeständnis war das Recht, sich Tribunen oder Volksvertreter zu wählen. Diese Tribnnen — anfangs zwei, später mehr — sollten des Volkes Rechte verfechten; Tag und Nacht mnßte rihr Haus für jeden hülfesnchenden Plebejer offen stehen. Wenn der Senat seine Beratungen hielt, so saßen sie vor der offenen Saalthür und konnten jeden Senatsbeschluß, der ihnen verderblich schien, dadurch zunichte machen, daß sie inten Saal hineinriefen: „Veto (ich verbiete cs)!" So hatte nun das Volk an den Tribunen Vorkämpfer und Führer erhalten; von jetzt an erstritt es ein Recht nach dem andern, bis es zuletzt völlige Gleichberechtigung mit den Patriziern errang. 7. (Sot'iolltll Vielen Patriziern waren natürlich die Tribunen ein Dorn int Auge, keinem aber mehr, als dem stolzen Senator Coriolan. Als nun in Rom eine Hungersnot ausbrach, sprach er im Senat: „Gebt dem Pöbel nur dann Brot, wenn er auf feine Tribunen verzichtet. Will er nicht, fo laßt ihn nur wieder nach dem heiligen Berge ziehen; wir wollen sehen, wer ihn diesmal zurückruft. Hierüber wurde das Volk so erbittert, daß Coriolan aus der Stadt fliehen mußte. Von Rachsucht erfüllt, ging er geradeswegs zu den feindlichen Volskern; an ihrer Spitze kam er bald gegen Rom gezogen. Die Gefahr und Angst war groß. Man schickte eine Gesandtschaft der vornehmsten Patrizier an den Zürnenden, vergebens. Nun kamen in feierlichem Zuge die römischen Priester; aber er ließ sich nicht erweichen. Da begaben sich die edelsten Frauen Roms, unter ihnen Coriolans Mutter und Gattin ins Lager des Unerbittlichen. Auch sie vermochten anfangs nicht sein hartes Herz zu rühren. Als aber seine Mutter (Veturia) sich vor ihm auf die Kniee warf, als sie weinend klagte, daß sie einen Verräter des Vaterlandes geboren habe, da widerstand er nicht länger. Er umarmte die innig geliebte Mutter, indem er sprach: „O Mutter, Rom hast du gerettet, aber deinen Sohn verloren!" Hierauf führte er das Heer zurück und soll dafür von den Volskern erschlagen worden fein. 33. Appius Claudius (451 v. Chr.). Camillus (390 v. Chr.). 1. Die Dezemvirn (451 v. Chr.) Noch gab es in Rom keine geschriebenen Gesetze, sondern die Richter entschieden nach Herkommen und Willkür, und da sie alle Patrizier waren, fo geschah den Plebejern vielfach Unrecht, ^ininer lauter forderte daher das Volk geschriebene Gesetze, und endlich mußten die Patrizier nachgeben. Zunächst schickte man nun Männer nach Griechenland, die besonders in dem damals unter Perikles blühenden Athen die Gesetze studieren sollten. Nach ihrer Rückkehr wurden Dezemvirn, d.h. Zehnmänner, mit der Abfassung neuer Gesetze beauftragt. Zugleich bekleidete man diese Männer statt der Konsuln mit der höchsten Gewalt, so daß es einstweilen weder Konsuln noch Tribunen gab. Die Dezemvirn vollendeten denn auch im Lause von zwei Jahren ihre

19. Geschichte des Altertums - S. 142

1879 - Mainz : Kunze
142 Dritter Abschnitt. wird aber kern, und reizte sie zum Kriege gegen seine eigene Vaterstadt auf. Roms^rgster Bangen sah Jung und Alt die Feinde nahen. Der Senat Fewd. schickte Gesandte an Coriolan ab, welche die Forderung zurckbrachten, es knne nur dann Friede werden, wenn Rom den Volskern ihr Land zurckgebe. Dieselben Gesandten, welche man zum zweiten Male abordnete, wurden gar nicht vorgelassen Im feierlichen Auf-zuge erschien die smmtliche Priesterschaft vor dem stolzen Coriolan, richtete aber eben so wenig aus. Da traten in der hchsten Not die rmischen Frauen als Retter des Vaterlandes auf; sie versam-melten sich in groer Menge bei Coriolans Mutter Veturia und seiner Gemahlin Volumnia, welche ihre Bitten mit denen der anderen Frauen vereinigen sollten. Ein groer Zug rmischer Matronen nahte sich dem Zelte Coriolans. Als dieser vernahm, seine Mutter stehe mit seiner Frau und seinen Kindern an der Spitze dieser unerwarteten Gesandtschaft, eilte er mit ausgebreiteten Armen seiner ehrwrdigen Mutter entgegen. Aber sie wehrte den entarteten Sohn Seine ab und sprach: Erst la mich wissen, ob ich zum Feinde oder zum Sohne komme. Mute mein Alter den Jammer erleben. Dich als Feind des Vaterlandes zu erblicken? Wollte Dir nicht einfallen, als Du gegen Rom zogest, da da Deine Götter, Dein Haus, Deine Mutter, Deine Frau und Deine Kinder sind? Htte ich keinen Sohn, dann wre Rom jetzt nicht bedrngt, und ich htte frei im freien Vaterland das Ende meiner Tage kommen sehen!" Diese Worte, der Anblick seiner Familie und das Schluchzen der rmischen Matronen erweichten seinen Sinn. Mit dem Ausrufe: Rom hast Du gerettet, Mutter, aber Deinen Sohn verloren!" bewilligte Coriolan seiner Vaterstadt Frieden und fhrte das Heer der Volsker zurck. Wie die Sage berichtet, soll dieses seinen wort-brchigen Fhrer gesteinigt haben. Eine andere Sage lt ihn als Verbannten ein hohes Alter in der freudenlosen Fremde metchen. . U. Uirginias Toll. Sppius ffaiiiftus (450). Die Plebejer Die Streitigkeiten zwischen den Plebejern und Patriziern ^sch^^e- dauerten noch lange Zeit fort. Da die ersteren der willkrlichen Gesetze, Strenge ihrer Zwingherrn mde waren, so verlangten sie endlich geschriebene Gesetze; denn bisher hatte man nach dem Herkommen und unbekannten Satzungen Recht gesprochen. Die Patrizier muten dieser gerechten Forderung endlich nachgeben und sandten drei angesehene Senatoren nach Athen, die dortige Verfassung aufzuschreiben. Nach Verlauf von zwei Jahren kamen diese zurck, und nun sollte

20. Geschichte des Altertums - S. 223

1889 - Wiesbaden : Kunze
§. 36, 1. Kämpfe mit den Äquern und Vejentern. 223 daß die Tochter des Virginius bereits gestorben und Virginia das Sklavenkind sei. Obgleich Virginius die Behauptung des Klägers als eine Lüge hinstellte, so sprach doch Appius Claudius als Richter die Virginia seinem Klienten als Eigentum zu. Da sah Virginius, daß sein einziges Kind für ihn verloren sei. Er bat um eine kurze Unterredung mit seiner Tochter, führte sie in seinem Schmerze zu einem nahen Fleischerladen, wo er ein Messer erfaßte und sie mit den Worten erstach: „Nur so, mein Kind, kann ich deine Ehre retten!" Hierauf verfluchte Virginius den Appius; das Volk aber versammelte sich um die Leiche, verlangte stürmisch nach Ordnung und Gesetz und nahm den Appius mit seinen Anhängern gefangen. Als hierauf Virginius mit dem blutigen Messer in das Lager kam und den Vorfall schilderte, wurden die Decetnvirn 449 ihrer Würde entsetzt. Appius Claudius wurde vor Gericht gefordert, entleibte sich aber im Gefängnis; die übrigen wurden verbannt. Hierauf wurden die Konsuln und Volkstribunen wieder eingesetzt. Das Volk zeigte Mäßigung; es achtete die erhaltenen Gesetze und erhielt durch seine bewunderungswürdige Ausdauer allmählich immer mehr Rechte. 445 wurden die Ehen zwischen Patriziern und Plebejern zugestanden. Der Forderung, daß einer der Konsuln aus den Plebejern gewählt werden sollte, suchten die Patrizier jedoch dadurch auszuweichen, daß von 444 ab statt der Konsuln jährlich 3 (später bis zu 8) Kriegstribunen mit konsularischer Gewalt eingesetzt wurden und zu diesem Amte auch Plebejer gelangen konnten. §• 36. iioni in Hof utits ller Sfäiitseniisgteidi. 1. Kämpfe mit den Äquern und Vejentern. Die Äquer. In die Zeit des Ständekampfes in Rom fallen wiederholt Kriege, welche die Römer mit äußeren Feinden zu führen hatten. Die mit den Volskern verbündeten Äquer hatten 458 ein römisches Heer eingeschlossen und waren bis vor Rom gedrungen. In dieser Gefahr wählten die Römer den Lucius Quinctius Cin-cinnatns zum Diktator. Als ihm die Abgeordneten des Senates die Ernennung zu der höchsten Staatswürde überbrachten, fanden sie thn am Pfluge, wie er nach der Weise seiner Väter sein kleines Landgut selbst bestellte, und seine Frau mußte ihm erst sein Amts- kleid holen, damit er die Gesandtschaft würdig empfangen konnte. Er folgte dem Ruf des bedrängten Staates, rettete das Vaterland und kehrte dann vom höchsten Amte wieder zu seiner ländlichen Arbeit zurück. '