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1. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 67

1897 - Leipzig : Hirt
67 Kaum war sie genesen, so erschtterte der Friede von Tilsit, der den Staat um die Hlfte verkleinerte, ihre Gesundheit von neuem. Nur ihr Gottvertrauen hielt sie aufrecht, und sie zeigte eine solche Wrde und edle Haltung, da sie den König und ihre ganze Umgebung zu trsten ver-mochte. Ohne Murren fgte sie sich in die Entbehrungen, welche das Un-glck dem Knigshause auferlegte. Um dem verarmten Vaterlande zu Hilfe zu kommen, wurde das groe goldene Tafelgeschirr, ein Erbstck der Vter, in die Mnze geschickt, um Geld daraus zu Prgen. Auch ihre Diamanten gab Luise hin und behielt nur einen Schmuck von Perlen; denn Perlen", sagte sie, bedeuten Thrnen, und ich habe deren so viele vergossen". 4. Die Ergebung, mit der sie die Heimsuchung trug, machte sie ihrem Gemahl noch teurer, und das ganze Volk hing ihr, wie einer Heiligen, in rhrender Liebe an. Als sie (erst im Jahre 1809) wieder nach Berlin zurckkam, uerten sich Verehrung und Treue in begeisterter Weise. Aber die Leiden hatten das Herz der Knigin, das so lebhaft fr das Wohl des Vaterlandes schlug, gebrochen. Sie hatte den lange gehegten Wunsch, den Vater und ihre Geschwister zu besuchen, im Juni 1810 ausgefhrt. Dort, auf dem Schlosse Hohenzieritz, verfiel sie in eine gefhrliche Krankheit, und ihr Gemahl mute bald an ihr Sterbebett berufen werden. Die Knigin hatte" so erzhlt als Augenzeugin die Oberhofmeiste-rin den Tod bereits auf der Stirn geschrieben, und doch, wie empfing sie ihn, mit welcher Freude umarmte und kte sie ihn! Und er weinte bitterlich. Der Kronprinz und Prinz Wilhelm waren mit ihm gekommen. So viel die arme Knigin es nur vermochte, versuchte sie noch immer zu sprechen, Sie wollte so gern immer noch zum Könige reden, ach, und sie konnte es nicht mehr. So ging es fort, und sie wurde immer schwcher. Der König sa auf dem Rande des Bettes, und ich knieete davor. Er suchte die erkalteten Hnde der Knigin zu erwrmen: dann hielt er die eilte und legte die andere in meine Hnde, um da ich sie wann reiben sollte. Es war etwa 9 Uhr (in der Frhe des 19. Juli). Die Knigin hatte ihren Kops sanft auf die Seite geneigt und die Augen fest gen Himmel gerichtet. Ihre groen Augen weit geffnet und aufwrts blickend sagte sie: Ich sterbe; o Jesu, mache es leicht!" Ach, das war ein Augen-blick, wie niemand ihn je vergit." Schluchzend war der König zurck-gesunken und hatte kaum die Kraft, der Verklrten die Augen zuzudrcken. ^ ^as Andenken an die Knigin Luise lebte fort und trieb viele edle Vaterlandsfreunde an zur hingebenden Thtigkeit fr den zertrmmerten Staat. Der alte Geist der Frmmigkeit, Pflichttreue und Sittenreinheit 5*

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1. Griechische und römische Sagen und Erzählungen, Deutsche Sagen, Lebensbilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 74

1910 - Leipzig : Hirt
74 Hi. Lebensbilder aus der Brandenburgisch-Preuischen Geschichte. Kaum war sie genesen, so erschtterte der Friede von Tilsit, der den Staat um die Hlfte verkleinerte denn der König mute alle Pro-vinzen links von der Elbe an Napoleon abtreten , ihre Gesundheit von neuem. Nur ihr Gottvertrauen hielt sie ausrecht, und sie zeigte eine solche Wrde und edle Haltung, da sie den König und ihre ganze Umgebung zu trsten vermochte. Ohne Murren fgte sie sich in die Ent-behrungen, die das Unglck dem Knigshause auferlegte. Um dem ver-armten Vaterlande zu Hilfe zu kommen, wurde das groe goldene Tafel-geschirr, ein Erbstck der Vter, in die Mnze geschickt, um Geld daraus zu prgen. Auch ihre Diamanten gab Luise hin und behielt nur einen Schmuck von Perlen; denn Perlen", sagte sie, bedeuten Trnen, und ich habe deren so viele vergossen". Als sie (erst im Jahre 1809) wieder nach Berlin zurckkam, uerten sich Verehrung und Treue in begeisterter Weise. Aber die Leiden hatten das Herz der Knigin gebrochen, das so lebhaft fr das Wohl des Vaterlandes schlug. Sie hatte den lange gehegten Wunsch, den Vater und ihre Geschwister zu besuchen, 1810 ausgefhrt. Dort, auf dem Schlffe Hohenzieritz, verfiel sie in eine gefhrliche Krankheit, und ihr Gemahl mute bald an ihr Sterbebett gerufen werden. . Die Knigin hatte", so erzhlt als Augenzeugin die Oberhof-meisterin, den Tod bereits auf der Stirn geschrieben, und doch, wie empfing sie ihn, mit welcher Freude umarmte und kte sie ihn! Und er weinte bitterlich. Der Kronprinz und Prinz Wilhelm waren mit ihm gekommen. Soviel die arme Knigin es nur vermochte, versuchte sie noch immer zu sprechen. Sie wollte so gern immer noch zum Könige reden, ach, und sie konnte es nicht mehr! So ging es fort, und sie wurde immer schwcher. Der König sa auf dem Rande des Bettes, und ich kniete davor. Er suchte die erkalteten Hnde der Knigin zu erwrmen; dann hielt er die eine und legte die andere in meine Hnde, auf da ich sie warm reiben sollte. Es war etwa um neun Uhr (in der Frhe des 19. Juli). Die Knigin hatte ihren Kops sanft auf die Seite geneigt und die Augen fest gen Himmel gerichtet. Ihre groen Augen weit ge-ffnet und aufwrts blickend, sagte sie: Ich sterbe; o Jesu, mach es leicht! Ach, das war ein Augenblick, wie niemand ihn je vergit." Schluchzend war der König zurckgesunken und hatte kaum die Kraft, der Verklrten die Augen zuzudrcken, feines Lebens Sterne, die ihm auf feiner dunkeln Bahn fo treu geleuchtet (19. Juli). Um die schne, edle Knigsrose klagte mit dem Dichter das Volk, und das Mausoleum in Charlottenburg, wo sie jetzt mit ihrem Gemahl

2. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 68

1896 - Leipzig : Hirt
68 die Franzosen sich schon nherten. Sie selbst erklrte: ich will lieber in die Hnde Gottes als dieser Menschen fallen." Und so wurde sie am 3. Januar 1807 bei der heftigsten Klte, bei dem frchterlichsten Sturm und Schneegestber in den Wagen getragen und zwanzig Meilen weit nach Memel gebracht. Die Reise dauerte drei Tage und drei Nchte; am Tage fuhr man teils auf den Sturmwellen des Meeres, teils auf dem Eise; die Nchte verweilte man in den elendesten Htten. In der ersten Nacht lag die Knigin in einer Stube, deren Fenster zerbrochen waren, so d der Schnee auf ihr Bett geweht wurde, ohne erquickende Nahrung. So hat noch keine Knigin die Not empfunden. Kaum war sie genesen, so erschtterte der Friede von Tilsit, der den Staat um die Hlfte verkleinerte, ihre Gesundheit von neuem. Nur ihr Gottvertrauen hielt sie aufrecht, und sie zeigte eine solche Wrde und edle Haltung, da sie den König und ihre ganze Umgebung zu trsten vermochte. Ohne Murren fgte sie sich in die Entbehrungen, welche das Un-glck dem Knigshause auferlegte. Um dem verarmten Vaterlande zu Hilfe zu kommen, wurde das groe goldene Tafelgeschirr, ein Erbstck der Vter, in die Mnze geschickt, um Geld daraus zu prgen. Auch ihre Diamanten gab Luise hin und behielt nur einen Schmuck von Perlen; denn Perlen", sagte sie, bedeuten Thrnen, und ich habe deren so viele vergossen". 4. Die Ergebung, mit der sie die Heimsuchung trug, machte sie ihrem Gemahl noch teurer, und das ganze Volk hing ihr, wie einer Heiligen, in rhrender Liebe an. Als sie (erst im Jahre 1809) wieder nach Verlin zurckkam, uerten sich Verehrung und Treue in begeisterter Weise. Aber die Leiden hatten das Herz der Knigin, das so lebhast fr das Wohl des Vaterlandes schlug, gebrochen. Sie hatte den lange gehegten Wunsch, den Vater und ihre Geschwister zu besuchen, im Juni 1810 ausgefhrt. Dort, auf dem Schlosse Hohenzieritz, verfiel sie in eine gefhrliche Krankheit, und ihr Gemahl mute bald an ihr Sterbebett berufen werden. Die Knigin hatte" so erzhlt als Augenzeugin die Oberhofmeiste-ritt, den Tod bereits auf der Stirn geschrieben, und doch, wie empfing sie ihn, mit welcher Freude umarmte und kte sie ihn! Und er weinte bitterlich. Der Kronprinz und Prinz Wilhelm waren mit ihm gekommen. So viel die arme Knigin es nur vermochte, versuchte sie noch immer zu sprechen. Sie wollte so gern immer noch zum Könige reden, ach, und sie konnte es nicht mehr. So ging es fort, und sie wurde immer schwcher. Der König sa auf dem Rande des Bettes, und ich knieete davor. Er suchte die erkalteten Hnde der Knigin zu erwrmen; dann hielt er die

3. Deutsche Lebensbilder und Sagen - S. 83

1905 - Leipzig : Hirt
20. Friedrich Wilhelm Iii. und die Knigin Luise. 83 immer zu sprechen. Sie wollte so gern immer noch zum Könige reden, ach, und sie konnte es nicht mehr. So ging es fort, und sie wurde immer schwcher. Der König sa auf dem Rande des Bettes, und ich kniete davor. Er suchte die erkalteten Hnde der Knigin zu erwrmen; dann hielt er die eine und legte die andere in meine Hnde, auf da ich sie warm reiben sollte. Es war etwa um neun Uhr (in der Frhe des 19. Juli). Die Knigin hatte ihren Kopf sanft auf die Seite geneigt und die Augen fest gen Himmel gerichtet. Ihre groen Augen weit ge-ffnet und aufwrts blickend sagte sie: Ich sterbe; o Jesu, mache es leicht! Ach, das war ein Augenblick, wie niemand ihn je vergit." Schluchzend war der König zurckgesunken und hatte kaum die Kraft, der Verklrten die Augen zuzudrcken, seines Lebens Sterne, die ihm auf seiner dunkeln Bahn so treu geleuchtet (19. Juli). 5. Um die schne, edle Knigsrose klagte mit dem Dichter das Volk, und das Mausoleum in Charlottenburg, wo sie jetzt mit ihrem Gemahl und ihrem groen Sohne ruht, dem Kaiser Wilhelm I., ist das Wallfahrtsziel Unzhliger geworden. So lebte ihr Andenken fort und trieb viele edle Vaterlandsfreunde an zur hingebenden Ttigkeit fr den zertrmmerten Staat. Der alte Geist der Frmmigkeit, Pflichttreue und Sittenreinheit kehrte wieder ein. Der Freiherr vom Stein schuf als Staatsmann ein neues Preußen, der Feldherr Scharnhorst ein neues Heer. An der eben gegrndeten Hochschule in Berlin wetteiferten gelehrte Männer, die reifere Jugend fr den notwendigen Kampf gegen den Feind vorzubereiten; krperlich suchte sie Vater Jahn durch die Einfhrung des Turnens zu sthlen. Dies alles geschah im Geiste Luisens. 6. Endlich kam der Tag, den sie vorausahnend geschaut hatte, wo der Napoleon das Gottesgericht hereinbrach. In den weiten Ebenen Rulands ging 1812 durch Hunger und Klte seine groe Armee" zugrunde. Nunmehr erhob sich Preußen wie ein Mann, als der König von Breslau aus, wo er mit seinem Verbndeten, dem Kaiser von Rußland, zusammengetroffen war, sein Volk zum Kampfe gegen den Unterdrcker aufrief. Die Preußen hatten in den Tagen der Not wieber beten gelernt, im Gotteshaus traten sie daher zusammen, um den Segen des Herrn zum heiligen Kampfe zu erflehen. Am Geburtstage der Knigin" am 10. Mrz, stiftete der König das Ehrenzeichen fr die Tapfersten unter den Tapfern, das Eiserne Kreuz. Groe Tafeln in den Kirchen der Pro-vinzen stlich der Elbe rufen dem lebenden Geschlecht die Namen der Helden ins Gedchtnis, die damals (181315) fr das Vaterland ge- 6*

4. Bilder aus der vaterländischen, besonders der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 63

1912 - Leipzig : Hirt
Friedrich Wilhelm Iii. und die Knigin Luise. 63 jubelten, ahnte, wie bald ihnen die Kmgin genommen werden wrde. Sie hatte den lange gehegten Wunsch, den Vater und ihre Geschwister zu besuchen. 1810 ausgefhrt. Dort, auf dem Schlosse Hhenzieritz, verfiel sie in eine gefhrliche Krankheit, und ihr Gemahl mute bald an ihr Sterbebett gerufen werden. Er kam mit seinen beiden ltesten Shnen. Die Knigin hatte", so erzhlt als Augenzeugin die Oberhof-Meisterin, den Tod bereits auf der Stirn geschrieben, und doch, wie empfing sie ihn, mit welcher Freude umarmte und kte sie ihn! Und der König weinte bitterlich. Der Kronprinz und Prinz Wilhelm waren mit ihm gekommen. Sooiel die arme Knigin es nur vermochte, versuchte sie noch immer zu sprechen. Sie wollte so gern immer noch zum Könige reden, ach, und sie konnte es nicht mehr! So ging es fort, und sie wurde immer schwcher. Der König sa auf dein Rande des Bettes, und ich kniete davor. Er suchte die erkalteten Hnde der Knigin zu erwrmen; dann hielt er die eine und legte die andere in meine Hnde, auf da ich sie warm reiben sollte. Es war etwa um neun Uhr (in der Frhe des 19. Juli). Die Knigin hatte ihren Kopf sanft anf die Seite geneigt und die Augen fest gen Himmel gerichtet. Ihre groen Augen weit ge-ffnet und aufwrts blickend, sagte sie: Ich sterbe; o Jesu, mach es leicht! Ach, das war ein Augenblick, wie niemand ihn je vergit." Schluchzend war der König zurckgesunken und hatte kaum die Kraft, der Verklrten die Augen zuzudrcken, seines Lebens Sterne, die ihm auf seiner dunkeln Bahn so treu geleuchtet (19. Juli). Um die schne Knigsrose klagte mit dem Dichter das Volk, und das Mausoleum in Charlottenburg, wo sie jetzt mit ihrem Gemahl und ihrem groen Sohne, dem Kaiser Wilhelm I., ruht, ist das Wallfahrtsziel Unzhliger geworden. In allen Schulen ist daher auch der hundertjhrigen Wiederkehr ihres Todestages feierlich gedacht worden und dadurch die Erinnerung an die edle Knigin wieder lebendig geworden. Im Unglck kehrte der alte Geist der Frmmigkeit, Pflichttreue und D-^Wieder-Sittenreinheit wieder. Die grten Verdienste haben sich hier der Freiherr Preuens, vom Stein und der Fürst Hardenberg sowie die Generale Scharu-Horst und Gneisenau erworben. Eine Anzahl wichtiger neuer Gesetze gaben den Untertanen neue Rechte, legten ihnen aber auch neue Pflichten auf. Jetzt besa der Bauer sein Gut als freies Eigentum, der Brger durfte sich die Beamten der Stadt selbst whlen, und jeder gesunde Mann in Preußen wurde Soldat. An der eben gegrndeten Universitt in Berlin begeisterten gelehrte und vaterlandsliebende Männer die preuischen Jnglinge fr den Entschlu, das Vaterland von den Feinden zu be-freien. Der Turnvater Jahn lie sie ordentlich turnen und machte sie dadurch krftig und gewandt. Dies alles geschah im Geiste Luisens. Endlich kam der Tag, den sie vorausahnend geschaut hatte, wo der Napoleon das Gottesgericht hereinbrach. In den weiten Ebenen Rulands ging 1812 durch Hunger und Klte und den Brand Moskaus

5. Deutsche Lebensbilder und Sagen - S. 82

1905 - Leipzig : Hirt
82 20. Friedrich Wilhelm Hi. und die Knigin Luise. in den elendesten Htten. In der ersten Nacht lag die Knigin in einer Stube, deren Fenster zerbrochen waren, so da der Schnee auf ihr Bett geweht wurde, ohne erquickende Nahrung. Aber sie genas trotzdem von ihrer Krankheit. So hat noch keine Knigin die Not empfunden; aber sie durfte auch in reichem Mae die Liebe des Volkes erfahren. Und einige Jahre spter sang ein Dichter von ihr: Wir sahn dich Anmut endlos niederregnen, Wie groß du warst, wir ahneten es nicht." Das grte Opfer brachte sie dem Staate, dem geliebten Manne und den Kindern, als sie Napoleon bei einer Zusammenkunft bat, er mge milde Friedensbedingungen stellen; ahnte sie es doch, da der harte Sieger nicht durch die Bitte einer Frau sich bewegen lassen wrde, auch nur ein Dorf dem Könige deshalb mehr zu lassen. So hflich Napoleon auch war, ihre Bitte um Magdeburg erhrte er nicht. Kaum war sie genesen, so erschtterte der Friede von Tilsit, der den Staat um die Hlfte verkleinerte, ihre Gesundheit von neuem. Nur ihr Gottvertrauen hielt sie aufrecht, und sie zeigte eine solche Wrde und edle Haltung, da sie den König und ihre ganze Umgebung zu trsten vermochte. Ohne Murren fgte sie sich in die Entbehrungen, die das Unglck dem Knigshause auferlegte. Um dem verarmten Vaterlande zu Hilfe zu kommen, wurde das groe goldene Tafelgeschirr, ein Erbstck der Vter, in die Mnze geschickt, um Geld daraus zu prgen. Auch ihre Diamanten gab Luise hin und behielt nur einen Schmuck von Perlen; denn Perlen", sagte sie, bedeuten Trnen, und ich habe deren so viele vergossen". 4. Als sie (erst im Jahre 1809) wieder nach Berlin zurckkam, uerten sich Verehrung und Treue in begeisterter Weise. Aber die Leiden hatten das Herz der Knigin gebrochen, das so lebhast fr das Wohl des Vaterlandes schlug. Sie hatte den lange gehegten Wunsch, den Vater und ihre Geschwister zu besuchen, 1810 ausgefhrt. Dort, auf dem Schlosse Hohenzieritz, verfiel sie in eine gefhrliche Krankheit, und ihr Gemahl mute bald an ihr Sterbebett berufen werden. Die Knigin hatte" so erzhlt als Augenzeugin die Oberhof-meisterin den Tod bereits auf der Stirn geschrieben, und doch, wie empfing sie ihn, mit welcher Freude umarmte und kte sie ihn! Und er weinte bitterlich. Der Kronprinz und Prinz Wilhelm waren mit ihm gekommen. Soviel die arme Knigin es nur vermochte, versuchte sie noch

6. Überblick über die Brandenburg.-Preuß. Geschichte bis zum Regierungsantritte des Großen Kurfürsten, Allgemeine Geschichte von 1648 bis zur Gegenwart - S. 89

1907 - Leipzig : Hirt
Knigin Luise. 89 allerorten wurde dem geliebten Knigspaare der rhrendste Empfang be-reitet. Ergreifend war der Einzug in Berlin. Im Sommer 1810 konnte ihr noch einer ihrer langjhrigen Wnsche erfllt werden, sie durfte einen Besuch am vterlichen Hofe in Strelitz machen und dort auch ihre geliebte Gromutter, die Fhrerin ihrer Jugend, wiedersehen. Aber sobald sie sich der mecklenburgischen Grenze nherte, wich ihre Heiterkeit, und bald wurde sie von tiefer Wehmut ergriffen, als ob ein dunkles Vorgefhl ihres baldigen Dahinscheidens ihre Seele erfasse. Diese Wehmut verlie sie nicht mehr, selbst inmitten der Freuden, die ihr am Hofe des Vaters bereitet wurden. Als einige Damen, die ihr von frher vertraut waren, mit Wohlgefallen auf die Perlen, ihren einzigen Schmuck, wiesen, sagte sie: Ich liebe sie auch sehr und habe sie zurckbehalten, als es darauf ankam, meine Brillanten hinzugeben. Sie passen besser fr mich; denn sie bedeuten Trnen, und ich habe deren so viele vergossen." Der König kam ihr nach Strelitz nach. Um die Zeit seines Be-suches in lndlicher Stille zuzubringen, suhren alle nach dem Lustschlosse Hohenzieritz. Dort kam die Knigin leidend an. Bald stellten sich Husten und Fieber ein. Zwanzig Tage schwebte sie zwischen Leben und Tod. So nahte die neunte Stunde des 19. Juli 1810, die Todesstunde. Es trat wieder ein heftiger Anfall ein. Ach, mir hilft nichts mehr als der Tod", rief die Leidende. Der König fa an ihrem Bette, er hatte ihre rechte Hand ergriffen. Es war 10 Minuten vor 9 Uhr, als die Knigin sanft das Haupt zurck-bog, die Augen schlo und mit dem Ausrufe: Herr Jesus, mach es kurz?" die Seele aushauchte. Der König war zurckgesunken; er raffte sich bald wieder auf und hatte noch die Kraft, seiner Luise die Augen zuzudrcken, seines Lebens Sterne, die ihm auf feiner dunkeln Bahn so treu ge-leuchtet". Preußen und ganz Deutschland trauerten mit dem Könige um Luise. Der tiefste Schmerz eines ganzen Volkes begleitete ihren Leichenzug nach Berlin und Charlottenburg, wo ihr der edle Gemahl eine Ruhesttte bereitet hat, wie sie ihrer und seiner wrdig ist. Die entschlafene knig-liche Dulderin ist als Preuens Schutzgeist in heiliger Erinnerung ge-blieben. Theodor Krner sang ihr das Grablied: Du schlfst so sanft I Die stillen Zge hauchen Noch deines Lebens schne Trume wieder; Der Schlummer nur senkt seine Flgel nieder, Und heil'ger Friede schliet die klaren Augen. So schlummre fort, bis deines Volkes Brder, N?enn Flammenzeichen von den Bergen rauchen, Mit Gott vershnt die rost'gen Schwerter brauchen, Das Leben opfernd fr die hchsten Gter.

7. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 69

1896 - Leipzig : Hirt
69 eine und legte die andere in meine Hnde, um da ich sie warm reiben sollte. Es war etwa 9 Uhr (in der Frhe des 19. Juli). Die Knigin hatte ihren Kopf sanft auf die Seite geneigt und die Augen fest gen Himmel gerichtet. Ihre groen Augen weit geffnet und auswrts blickend sagte sie: Ich sterbe; o Jesu, mache es leicht!" Ach, das war ein Augen-blick, wie niemand ihn je vergit." Schluchzend war der König zurck-gesunken und hatte kaum die Kraft, der Verklrten die Augen zuzudrcken. 5. Das Andenken an die Knigin Luise lebte fort und trieb viele edle Vaterlandssrennde an zur hingebenden Thtigkeit fr den zertrmmerten Staat. Der alte Geist der Frmmigkeit, Pflichttreue und Sittenreinheit kehrte wieder ein. Der Freiherr von Stein schuf als Staatsmann ein neues Preußen, der Feldherr Scharnhorst ein neues Heer. An der eben gegrndeten Hochschule in Berlin wetteiferten gelehrte Männer, die reifere Jugend fr den notwendigen Kampf gegen den Feind vorzubereiten; krperlich suchte sie der Volksfreund Jahn durch die Einfhrung des Turnens zu sthlen. Dies alles geschah im Geiste Luisens. Die Dichter priesen sie als den verklrten Schutzengel Preuens. 6. Endlich kam der Tag, den sie vorausahnend geschaut hatte, wo der Napoleon, der niedrige Verleumdungen der die Knigin von Preußen verbreitet hatte, das Gottesgericht hereinbrach. In den weiten Ebenen Rulands ging 1812 durch Hunger und Klte seine groe Armee" zu Grunde. Nunmehr erhob sich Preußen wie ein Mann, und in dem Befreiung s-kriege (181315), war es ihr Bild, das die Kmpfer begeisterte. Der Dichter Theodor Krner, selbst ein todesmutiger Streiter, sprach es aus in den Worten: So soll Dein Bild auf uusrer Fahne schweben Und soll uns leuchten durch die Nacht zum Sieg. Luise sei der Schutzgeist deutscher Sache, Luise sei das Losungswort zur Rache!" Als nach der groen Vlkerschlacht bei Leipzig die Herrschast Napoleons der Deutschland zusammengebrochen war, als der khnste Feldherr, der Feldmarschall Blcher, sein Heer bis Paris gefhrt hatte, da sprach dieser alte Held still vor sich hin: Luise ist gercht". 7. Friedrich Wilhelm in. verwand den Schmerz, da sich die Augen-sterne geschlossen hatten, die ihm auf seiner dunklen Bahn so treu geleuchtet, niemals ganz. Er errichtete der geliebten Entschlafenen im Park von Charlottenburg ein Mausoleum (Grabdenkmal) und lie dasr von dem tchtigsten Bildhauer dieser Zeit, Christian Rauch, einen Marmorsarkophag

8. Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart - S. 32

1912 - Leipzig : Hirt
32 Ii. Frankreich als Kaiserreich. Am Ende des Jahres 1809 konnte die Knigin wieder in ihre Hauptstadt Berlin zurckkehren, die sie seit drei Jahren nicht mehr ge-sehen hatte. Im Sommer 1810 machte sie einen Besuch am vterlichen Hofe in Strelitz und sah dort auch ihre geliebte Gromutter, die Fhrerin ihrer Jugend, wieder. Aber sobald sie sich der mecklenburgischen Grenze nherte, wich ihre Heiterkeit, und bald wurde sie von tiefer Wehmut ergriffen, als ob ein dunkles Vorgefhl ihres baldigen Dahinscheidens.ihre Seele erfasse. Diese Wehmut verlie sie nicht mehr, selbst inmitten der Freuden, die ihr am Hofe des Vaters bereitet wurden. Als einige Damen, die ihr von frher vertraut waren, mit Wohlgefallen auf die Perlen, ihren einzigen Schmuck, wiesen, sagte sie: Ich liebe sie auch sehr und habe sie zurckbehalten, als es darauf ankam, meine Brillanten hinzugeben. Sie passen besser fr mich; denn sie bedeuten Trnen, und ich habe deren so viele vergossen." Der König kam ihr nach Strelitz nach. Um die Zeit seines Be-snches in lndlicher Stille zuzubringen, fuhren alle nach dem Lustschlosse Hohenzieritz. Dort kam die Knigin leidend an. Bald stellten sich Husten und Fieber ein. Zwanzig Tage schwebte sie zwischen Leben und Tod. So nahte die neunte Stunde des 19. Juli 1810, die Todesstunde. Es trat wieder ein heftiger Anfall ein. Ach, mir hilft nichts mehr als der Tod!" rief die Leidende. Der König sa an ihrem Bette, er hatte ihre rechte Hand ergriffen. Es war 10 Minuten vor 9 Uhr, als die Knigin sanft das Haupt zurck-bog, die Augen schlo und mit dem Ausrufe: Herr Jesus, mach es kurz!" die Seele aushauchte. Der König war zurckgesunken; er raffte sich bald wieder auf und hatte noch die Kraft, feiner Luise die Augen zuzudrcken, seines Lebens Sterne, die ihm auf seiner dunkeln Bahn so treu ge-leuchtet." Preußen und ganz Deutschland trauerten mit dem Könige um Luise. Der Schmerz eines ganzen Volkes begleitete ihren Leichenzug nach Berlin und Charlottenburg, wo ihr der edle Gemahl eine Ruhesttte be-reitet hat, wie sie ihrer und seiner wrdig ist. 8. Napoleons Feldzug gegen Rußland. Im Jahre 1812 unternahm Napoleon einen Feldzug gegen Ru-laud, weil es die Kontinentalsperre gegen England nicht durchfhre und durch einen neuen Zolltarif den Handel Frankreichs schdige. Das Gro-Herzogtum Warschau stellte ihm bereitwillig, Preußen sowie sterreich not-gedrungen Hilfstruppen zur Verfgung. Die Kriegspartei am preuischen Hofe war der das Budnis mit Frankreich ungehalten und wnschte ein Bndnis mit Rußland. Die Minister waren dagegen der Ansicht, in diesem

9. Geschichtsbilder für die Oberstufe mehrklassiger Schulen - S. 32

1892 - Breslau : Goerlich
Ii - 32 bermute. Die Städte muten ungeheure Summen zahlen, das Landvolk wurde durch die feindliche Einquartierung ausgesogen, und das ganze Land litt unter schwerem Drucke. e. Beispiele von Mut und Paterlandsliebe. Doch auch in dieser trben Zeit fehlte es nicht an Beispielen des Mutes und der Vaterlands-liebe. Blcher kmpfte mit seiner Heeresabteilung aufs tapferste und schlug sich bis an die Ostsee durch. Erst in Lbeck ergab er sich, weil er weder Pulver noch Blei, weder Nahrung fr die Soldaten, noch Futter fr die Pferde hatte. Whrend die groen Festungen sich schmachvoll ergaben, leistete Kolberg unter dem Grafen Gneisenau und dem edlen Brger Nettelbeck tapferen Widerstand, und Graudenz wurde von dem tapferen Befehlshaber Courbire mutig verteidigt. Als die Franzosen diesem sagen lieen, es gebe keinen König von Preußen mehr, antwortete er: Die Festung bergebe ich nicht; ich will sehen, wie lange ich König von Graudenz bleibe." f. Der fernere Kampf und der frieden zu Tilsit. Inzwischen hatten die Russen den Kampf gegen die Franzosen erffnet; ihr Heer vereinigte sich mit der neugebildeten preuischen Armee, und am 7. und 8. Januar 1807 wurde die Schlacht bei Preuisch-Eylau geschlagen. Frchterlich war der Kampf; bis tief in die Nacht dauerte das Morden, und meilenweit war der Schnee vom Blute gertet. Tausende von Verwundeten fanden durch Klte und Hunger den Tod. Beide Teile schrieben sich den Sieg zu. Aber (am 14. Juni) errang Napoleon nach neunzehnstndigem Kampfe bei Friedland abermals einen Sieg, und nun war ganz Preußen in den Hnden des Feindes. Am 9. Juli 1807 wurde der Friede zu Tilsit geschlossen. beraus hart waren die Bedingungen: Preußen verlor alle Besitzungen zwischen Elbe und Rhein und alle ehemals polnischen Landesteile, mehr als die Hlfte seines Gebietes; das brige lie er dem Könige nur aus Achtung fr den Kaiser aller Reuen, und um den aufrichtigen Wunsch zu bethtigen, beide Nationen durch unauflsliche Bande der Freundschaft und des Vertrauens zu verbinden." Preußen mute 140 Millionen Franken Kriegskosten zahlen und sich verpflichten, nur 42 000 Mann Soldaten zu halten; es war zu einem Staate zweiten Ranges herabgedrckt. Die wichtigsten Festungen blieben in den Hnden der Franzosen, von denen 150 000 Mann in dem Lande stehen blieben, bis die kaum erschwingliche Summe bezahlt war. Mit Hrte und Rcksichtslosigkeit be-handelten die franzsischen Beamten die Einwohner; die Ausplnderung dauerte so lange fort, als noch Geld zu erpressen war. Dabei waren durch den Krieg viele Städte und Drfer zerstrt, viele tausend Familien ins Elend getrieben worden, 3. Knigin Luise. Die Gemahlin Friedrich Wilhelms in. war die Knigin Luise. Sie war das Muster einer edlen Frau und zrtlichen Mutter; deshalb halten wir ihr An-denken hoch in Ehren. a. Jugendzeit. Der Vater der Knigin Luise war Herzog von Mecklenburg-Strelitz; ihre Mutter starb, ehe die Prinzessin das sechste Lebensjahr erreicht hatte. Sie wurde deshalb bei ihrer Gromutter erzogen. Schon als Kind zeigte sich ihre Herzensgte. Ihre grte Freude war es, die Htten der Armen aufzusuchen und den Bedrftigen wohlzuthun.

10. Neue, speciell preußische Geschichte - S. 125

1881 - Hannover : Helwing
Friedrich Wilhelm Iii, 125 waren im Zimmer versammelt. Es war zehn Minuten vor neun Uhr vormittags, als der letzte Kamps der die Sterbende kam. Sie bog sanft das Haupt zurck, schlo die Augen und rief deutlich aus: Herr-Jesu, Jesu, mache es kurz!" Fnf Minuten spter hatte sie ausgelitten. Noch einmal atmete sie hrbar auf; mit diesem letzten Seufzer endete ihr Leben. Der König war zurckgesunken. Er raffte sich bald wieder 8 auf und hatte noch die Kraft, seiner Luise unter Thrnen die Augen zuzudrcken - seines Lebens Sterne, die ihm auf seiner dunklen Bahn so treu geleuchtet." Dann strzte er hinaus, um seine Shne herein zu holen. Sie brachen in den lautesten Schmerz aus, sanken am Sterbe-lager der Mutter auf die Kniee und benetzten ihre Hnde mit heien Thrnen. Nicht allein Preußen, nein, ganz Deutschland trauerte um die Dahingeschiedene. Bei Einholung der Leiche in Berlin war der grte Teil der Einwohner in Trauer gekleidet. Der Andrang zu dem Sarge war so groß, da nur die Wenigsten die Dahingeschiedene sehen konnten. In Charlottenburg hatte der edle Gemahl der Unvergelichen eine wrdige Ruhesttte bereitet. Der Bildhauer Rauch schuf fr das Mausoleum das unvergleichliche Marmorbild der schlafenden Knigin, wobei Verehrung und Dankbarkeit ihm den Griffel fhrten; denn er verehrte in der Entschlafenen seine Wohlthterin. Noch heute ist das Mausoleum am Gebnrts- und Sterbetage der Knigin ein Wallfahrtsort fr Einheimische und Fremde. Ihr 100. Geburtstag aber, der 10. Mrz 1876, wurde im ganzen preuischen Vaterlande unter allgemeiner Teilnahme der Bevlkerung begangen. Xi. Jtapoleon auf der Hhe seiner Macht; sein Kall. 1 Der Krieg mit Hstreich. 1809. a. Erhebung in Spanien, Ostreich und Norddeutschland. Ein hnlicher Umschwung, wie in Preußen, war auch in Ostreich eingetreten, und alle echten Deutschen freuten sich schon auf den Tag, da beide Lnder sich gemeinsam gegen den Erbfeind erheben wrden. Napoleon hatte den spanischen König ohne allen Grund vom Throne gestoen und seinen Bruder Joseph, an dessen Stelle Murat König von Neapel wurde, auf denselben gesetzt. Da erhob sich das spanische Volk wie ein Mann und wurde von den Englndern (und der deutschen Legion) untersttzt. Diese Zeit hielt der Kaiser von Ostreich fr gnstig, die durch den Prebnrger Frieden verlorne Macht wieder zu gewinnen und den unterdrckten Vlkern die Freiheit wiederzugeben; er erklrte daher Napoleon den Krieg, und sein Heer drang in Baiern ein. Napoleon eilte aus Spanien zurck, rstete ebenfalls und forderte auch die Rheinbundfrsten dzn auf. Durch verschiedene Treffen drngte er da streichische Heer nach Ostreich zurck; dieses machte sich Hoffnung auf Preuens Hlfe, und Stein und dessen Gesinnungsgenossen rieten auch zum Kriege; aber der König hielt die Zeit der Erhebung noch nicht fr gekommen.

11. Hilfsbüchlein für den ersten Unterricht in der Geschichte - S. 35

1912 - Paderborn : Schöningh
35 berg und Memel fliehen. Unterwegs erkrankte Luise. Sie wollte aber nicht in Knigsberg bleiben, sondern sprach: Ich will lieber in die Hnde Gottes als in die Hnde der Franzosen fallen." Auf der Reise nach Memel hat sie bittere Not empfinden mssen; in einer Nacht wehte ihr sogar der Schnee auf das Bett. Trotz des groen Unglcks verlor sie das Vertrauen auf Gott nicht. Sie trstete sich mit dem Gedanken: Wir stehen in Gottes Hand." Die Befreiung Preuens sollte sie nicht mehr erleben. Die Leidenszeit hatte ihre Gesundheit zerstrt. Im Alter von 34 Jahren starb sie (tief betrauert vom Könige, von ihren Kindern und dem ganzen Volke). 37. Der Wunsch am Geburtstage. Der erste Geburtstag, den Luise als Kronprin-zessin in Berlin erlebte, wurde sehr feierlich begangen. Sehr zahlreich waren die Geschenke, womit man sie ehren und erfreuen wollte. Der König schenkte ihr das Schlo Oranienburg. Als er Luisens Freude bemerkte, fragte er. ob sie noch einen Wunsch habe. Ach ja," erwiderte die junge Frau, wenn ich drfte, so wnschte ich mir noch eine groe Handvoll Gold fr meine Armen." Gern wurde ihr dieser Wunsch gewhrt, und Luise war glcklich, da sie jetzt vielen Armen helfen konnte. 38. Die Knigin Luise und das hliche Kind. Auf einer Reise kam die Knigin Luise in die Stadt Stargard in Pommern. Vor dem Hause, wo sie ber-nachten wollte, standen 19 weigekleidete Mdchen, welche Blumen streuten. Die Knigin sprach so freundlich mit ihnen, da sie bald ganz zutraulich wurden. Sie fragte: Wieviel seid ihr denn?" Ein kleines Mdchen gab zur Antwort: Erst waren wir zwanzig, aber ein Kind sah so hlich aus, da haben wir es fortgeschickt, da du es nicht sehen solltest." Ach, das arme Kind," rief die Knigin, es hat sich gewi auf meine Ankunft gefreut und sitzt nun weinend zu Hause." Sie lie es herbeiholen, nahm es zu sich und zeichnete es vor allen anderen aus.

12. Die Neuzeit - S. 76

1905 - Leipzig : Hirt
76 Dritte Periode. Die Zeit der Umwlzungen. 95. Knigsbergs); der Kurfürst von Sachsen und die kleineren nord-deutschen Fürsten traten dem Rheinbunde bei; die meisten Festungen fielen den Franzosen in die Hnde, wenige, wie Kolberg (Helden-mtige Verteidigung durch den Kommandanten Gneisen au; die Brgerschaft unter Nettelbeck; Schills Streifzge vor der Stadt), hielten sich; Napoleon schaltete bermtig in Berlin (Siegesgttin des Brandenburger Tores; Degen Friedrichs des Groen; Schmh-schriften gegen die Knigin Luise) und erlie die Festlandsperre, durch die aller Handel mit England verboten wurde. Die Knigin Luise erkrankte am Typhus und mute, da die Franzosen heran-1807. rckten, Anfang Januar 1807 der die Kurische Nehrung nach Memel flchten, begleitet von ihrem Leibarzte Hufeland; aber sie lie den Mut nicht sinken. Die vereinigten Preußen und Russen lieferten den Franzosen die unentschiedene Schlacht bei Preuisch-Eylau, wurden aber bei Friedland entscheidend geschlagen. Auf Kaiser Alexanders Vorschlag unternahm die Knigin Luise den schweren Schritt, mit Napoleon in Tilsit persnlich der die Friedensbedingungen zu sprechen; vergebens: im Tilsiter Frieden mute Preußen 1. die Lnder westlich von der Elbe als Knigreich Westfalen an Napoleons Bruder Jerme berlassen; 2. die meisten ehemals polnischen Lnder als Herzogtum Warschau an Sachsen abtreten; 3. ungeheure Kriegslasten bezahlen und, bis sie bezahlt waren, eine franzsische Besatzung im Lande behalten. 5. Greuens Wiedergeburt. Knigin Luise bewog in richtiger Erkenntnis der Sage16) ihren Gemahl, Stein an die Spitze des Ministeriums zu berufen. Freiherr vom Stein, aus altem, ritterlichem Geschlechte, geboren auf seinem Stammschlo an der Lahn, hatte ein warmes Herz fr das Wohl des Volkes und des deutschen Vaterlandes. Whrend des letzten Krieges war er als Minister vom König in Ungnaden entlassen worden. Trotz dieser Krnkung und seiner erschtterten Gesundheit zgerte er nicht, die Leitung des Staatswesens zu bernehmen. berzeugt, da in der Erziehung des Volkes zur Freiheit und zur Vaterlandsliebe die Rettung des Staates liege, bewirkte er, da eine Reihe von Gesetzen erlassen wurde, durch die erst die freie Ent-faltung der Volkskrfte und ihre Verwertung fr das Gemeinwohl ermglicht wurde. Zwar mute er schon im folgenden Jahre, weil er bei Napoleon in Ungnade fiel, seine Entlassung nehmen, aber sein Nachfolger, Staatskanzler Hardenberg, wirkte in seinem Geiste fort.*) *) Eine Revolution im guten Sinne, durch Weisheit der Regierung und nicht durch gewaltsame Jmpulsion von innen oder auen, das ist unser Ziel." (Hardenberg.)

13. Handbuch für den Unterricht in der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 223

1895 - Paderborn : Schöningh
223 strbe und meinen Kindern!" Um vier Uhr morgens traf der König ein, mit ihm seine beiden ltesten Shne. Heim meldete der Kranken die Ankunft des Knigs. Welche Freude, die letzte fr die Sterbende! Der König war, als er das Ende seiner geliebten Gemahlin herannahen sah, gebrochen vor Schmerz. Alles, was er bisher hatte erdulden mssen, war gar nichts zu dem Leide der Gegenwart. Als die Knigin ihn erblickte, sagte sie mit schwacher Stimme: Mein lieber Freund, wie freue ich mich, dich zu sehen! . . . Bin ich denn so gefhrlich krank?" Man wollte den König trsten, es sei ja noch Hoffnung da. Ach," sagte er, wenn sie nicht mein wre, wrde sie leben; aber da sie meine Frau ist, stirbt sie gewi!" Er sa am Sterbebette und hatte Luisens Hand ergriffen. So nahte die neunte Stunde, die Todesstunde. Es trat wieder ein heftiger Anfall ein. Luft, Luft! Ach, mir hilft nichts mehr als der Tod!" rief die Leidende. Es war 10 Minuten vor 9 Uhr vormittags, als der letzte Krampf der die Sterbende kam. Sie bog sanft das Haupt zurck und schlo die Augen. Mit den Worten: Herr Jesus, mache es kurz!" endete sie ihr reines und wohlthtiges Leben am 19. Juli 1810 in einem Alter von 34 Jahren. Der König war zurckgesunken. Er raffte sich wieder auf und hatte noch die Kraft, feiner Luise unter Kssen und Thrnen die Augen zuzu-drcken, seines Lebens Sterne, die ihm ans seiner dunkeln Bahn so treu geleuchtet". Er fhrte dann seine Shne an das Totenbett. Sie brachen in den lautesten Schmerz aus, sanken am Sterbelager der Mutter auf die Kniee nieder, benetzten ihre kalten Hnde mit heien Thrnen und wollten sich nicht trennen von der, die sie der alles geliebt hatten. Die teure Leiche wurde am 30. Juli im Dome zu Berlin und am 23. Dezember desselben Jahres in dem neu erbauten Mausoleum zu Charlottenburg bei-gesetzt. Hier ruht die Selige in einem einfachen, schnen Tempel aus Marmor, welcher von Bumen beschattet wird. In diesem stillen, ge-weihten Rume haben Friedrich Wilhelm Iii. und Wilhelm I. in schweren Stunden oft gekniet und bei verhngnisvollen Schritten um Beistand zum Himmel gesteht. Ganz Deutschland trauerte mit dem tiefgebeugten Könige um die geliebte Knigin, die schon in ihrer Jugend ein Engel der Barm-Herzigkeit, ihrem Gemahl eine in Liebe und Treue ergebene Gattin und in der Zeit der Not eine Sttze und ein Trost, ihren Kindern und dem ganzen Lande eine milde und liebevolle Mutter, eine demtige Christin, im Leid eine gottergebene Dulderin und in allem das Bild einer echten deutschen Frau auf dem Throne war.14 Der Dichter Max von Schenken-dorf fang:

14. Bilder aus der vaterländischen, besonders aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 47

1912 - Münster i.W. : Schöningh
47 vergo. Doch auch im grten Leid bewahrte sie Mut und Gottver-trauen; sie war in dieser schweren Zeit der Trost und die Sttze ihres Gemahls. Tod der Knigin. Im Jahre 1809 konnte Luise endlich wieder in ihre Hauptstadt Berlin zurckkehren. Es war derselbe lag, an welchem sie vor 16 Jahren als Braut ihren feierlichen Einzug gehalten hatte. Viel Freude sollte die edle Knigin nicht mehr erleben. Der groe Kummer der das Schicksal ihres Vaterlandes hatte ihre Gesundheit zer-strt. Sie reiste in ihre Heimat; bei ihrer Gromutter und ihren Ge-schwistern wollte sie sich erholen und einige frohe Tage verleben. Schon kurz nach ihrer Ankunft erkrankte sie und starb bereits nach wenigen Tagen am 19. Juli 1810. An ihrem Sterbebette kniete der König mit den beiden ltesten Prinzen. In Charlottenburg, in dem dstern Fichtenhain", fand Preuens vielgeliebte Knigin ihre letzte Ruhesttte. Elend im Lande. Was Napoleon an Merkwrdigkeiten und Kunst-gegenstnden fand, lie er nach Paris schicken. Die franzsischen Gene-rale lieen sich groe Geldsummen zahlen; so mute die Stadt Breslau tglich 3000 Mark aufbringen. Die franzsischen Soldaten verlangten Braten und Wein von den armen Leuten, die selber nur trockenes Brot zu essen hatten. Den Bauern nahmen sie das Vieh und vernichteten ihre blhenden Saaten. Die Kaufleute gingen zu Grunde; denn Napoleon lie die Grenzen sperren, so da fast der ganze Handel aufhrte. Den preuischen Beamten konnte der Staat keine Gehlter auszahlen. Man mute Brot austeilen, um Beamte und Offiziere vor der uersten Not Zu schtzen. Iv. Die Vorbereitungen zur Befreiung. Die Kriegslasten werden bezahlt. In dieser traurigen Zeit fand der König in einigen tchtigen Mnnern treue Helfer, um das Land aus feiner trostlosen Lage zu befreien. Zu den verdienstvollsten Be-ratern des Knigs gehrte der Freiherr vom und zum Stein. Dieser sorgte zunchst dafr, da die Franzofen das Land rumten. Das ging nicht ohne Zahlung groer Kriegskosten. Daher wurde eine neue Kriegssteuer aufgelegt und allenthalben die grte Sparsamkeit eingefhrt. Die knigliche Familie gab dem Volk ein leuchtendes Beispiel. Der König verkaufte ein kostbares Tafelgeschirr fr 431> Millionen Mark; die Knigin schenkte ihre Kostbarkeiten, nur nicht die Perlen; denn P e r l e n", sagte sie, bedeuten Trnen, und diese habe ich genug fr das Vaterland ver -

15. Handbuch für den Unterricht in der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 220

1895 - Paderborn : Schöningh
220 nachmaligen Könige Friedrich Wilhelm Iv. und Wilhelm I. Als echte deutsche Hausfrau lebte sie nur ihrem Gatten und ihren Kindern, welche sie selbst erzog. Luise wute, was bei der Erziehung hauptschlich not thut. Sie schrieb einst an ihren Vater: Meine Sorgfalt ist meinen Kindern gewidmet fr und fr, und ich bitte Gott tglich in meinem sie einschlieenden Gebete, da er sie segnen und seinen guten Geist nicht von ihnen nehmen mge." Dann fhrt sie fort: Erhlt Gott sie uns, so erhlt er meine besten Schtze, die niemand mir entreien kann. Es mag kommen, was da will, mit und in der Vereinigung mit unfern Kindern werden wir glcklich sein." Von ihr gilt, was der Dichter sagt: Und drinnen waltet Die zchtige Hausfrau, Die Mutter der Kinder, Und herrschet weise Im huslichen Kreise." Die klaren Sonnentage des stillen Glckes neigten sich leider frhzeitig dem Untergange zu. Die Lage Preuens wurde durch das Vorgehen des er-oberuugsfchtigen Herrschers von Frankreich immer ernster und drohender. Mit dem unheilvollen Kriege von 1806 brach endlich das Unglck herein. 4. Luise, die Schwergeprfte. Nicht nur der Arme und Niedriggestellte hat mit den Sorgen und Mhen dieses Lebens zu kmpfen, sondern selbst gekrnte Hupter mssen den Leidenskelch sogar bis zur Neige leeren. Das sehen wir an Luise. Trotz ihrer strahlenden Krone hat sie das Unglck im vollsten Mae kennen gelernt und manche Tage gesehen, von denen sie sagen konnte: Sie gefallen mir nicht!" Die Knigin nahm an den Leiden und Sorgen ihres Gemahls innigen Anteil. Mit schmerzerflltem Herzen sah sie die Not und das Elend ihres von Napoleon I. gebeugten Vaterlandes. Eine einzige Schlacht, der unglckliche Tag von Jena, hatte gengt, um Preuens Schicksal zu entscheiden. Nachdem die Unglckskunde von der verlorenen Schlacht in Berlin eingetroffen, hatte die Knigin, die gerne auch die Kriegsgefahren mit ihrem Gemahl geteilt, kaum Zeit, die ntigsten Sachen zusammeuzu-raffen. Am 17. Oktober sandte sie die kniglichen Kinder nach Stettin voraus, am 18. folgte sie ihnen.7 Sie mute, da der stolze Eroberer immer weiter nach Osten vorrckte, mit ihren Kindern nach Knigsberg, und von da spter sogar nach Metnel, der uersten Stadt des Staates, fliehen. Auf der Flucht war sie der grten Not preisgegeben; aber ihr

16. Erzählungen für den ersten Geschichtsunterricht - S. 78

1907 - Leipzig : Freytag
78 Gesundheit von neuem. Doch trug sie all das Unglck mit Ergebung in den Willen Gottes und mit festem Vertrauen auf bessere Tage. Sie war dadurch ein rechter Trost fr den König und die knigliche Familie. Fr das ganze Volk aber wurde sie ein Vorbild durch die Opfer, die sie gern dem Vaterlande darbrachte. Denn sie schickte nicht nur das groe goldene Tafelgeschirr in die Mnze, um Geld daraus zu prgen, sie gab auch ihre Diamanten hin. Nur einen Schmuck von Perlen behielt sie; denn Perlen," sagte sie, bedeuten Trnen, und Trnen habe ich genug vergossen." Luisens Tod. Leider sollte die unglckliche Knigin die Er-Hebung Preuens nicht mehr mit erleben. Sie kehrte nach Berlin zurck und besuchte von hier aus ihren Vater und ihre Geschwister auf dem Schlosse Hohenzieritz. Hier ergriff sie eine gefhrliche Krankheit. Der König eilte mit den beiden ltesten Prinzen an das Lager seiner Gemahlin und drckte der sanft Entschlafenen weinend die Augen zu. Sie wurde im Mausoleum zu Charlottenburg beigesetzt, und auf dem prachtvollen Sarkophage ihr Bildnis in Marmor ausgehauen. Ihr Andenken aber lebt fort im Herzen des ganzen Volkes. 36. Andreas Hofer. Zur Zeit, als Deutschland unter der Herrschaft Napoleons schmachtete, gab es wie im Norden so auch im Sden Deutschlands tapfere und tchtige Abb. 49. Schlacht am Berge Jsel. (Originalzeichnung von Engen Schroth.)

17. Erzählungen für den ersten Geschichtsunterricht - S. 102

1907 - Leipzig : Freytag
102 Gesundheit von neuem. Doch trug sie all das Unglck mit Ergebung in den Willen Gottes und mit festem Vertrauen auf bessere Tage. Sie war dadurch ein rechter Trost fr den König und die knigliche Familie. Fr das ganze Volk aber wurde sie ein Vorbild durch die Opfer, die sie gern dem Vaterlande darbrachte. Denn sie schickte nicht nur das groe goldene Tafelgeschirr in die Mnze, um Geld daraus zu prgen, sie gab auch ihre Diamanten hin. Nur einen Schmuck von Perlen behielt sie; denn Perlen," sagte sie, bedeuten Trnen, und Trnen habe ich genug vergossen." Luisens Tod. Leider sollte die unglckliche Knigin die Erhebung Preuens nicht mehr mit erleben. Sie kehrte nach Berlin zurck und besuchte von hier aus ihren Vater und ihre Geschwister auf dem Schlosse Hohenzieritz. Hier ergriff sie eine gefhrliche Krankheit. Der König eilte mit den beiden ltesten Prinzen an das Lager seiner Gemahlin und drckte der sanft Entschlafenen weinend die Augen zu. Sie wurde im Mausoleum zu Charlottenburg beigesetzt, und auf dem prachtvollen Sarkophage ihr Bildnis in Marmor ausgehauen. Ihr Andenken aber lebt fort im Herzen des ganzen Volkes. 36. Andreas fjofcr. Zur Zeit, als Deutschland unter der Herrschaft Napoleons schmachtete, gab es wie im Norden so auch im Sden Deutschlands tapfere und tchtige Abb. 57. Schlacht am Berge Jsel. (Origiualzeichnung von Engen Schroih')

18. Teil 1 - S. 104

1890 - Breslau : Hirt
104 Kaiser Wilhelm I. in den Sturmwellen des Meeres, teils im Eise fahrend, die Nchte in den elendesten Husern zu. Die erste Nacht lag die Knigin ohne erquickende Nahrung in einer Stube, deren Fenster zerbrochen waren, so da der Schnee ihr auf das Bett geweht wurde. Willig trug sie krperliche Leiden und Entbehrungen, freudig legte sie ihre Schmucksachen auf den Altar des Vaterlandes. Im Unglck wurde ihr edles Gemt noch mehr gelutert und erhob sich der die traurige Wirklichkeit. Im Dezember 1809 nahte endlich der frohe Tag, wo die knigliche Familie die Hauptstadt wiedersehen sollte. Die Reise ging aller Orten durch helle Freudenzeichen der Bevlkerung. Am 23. Dezember, gerade an dem Tage, an welchem Luise vor sechzehn Jahren in der nmlichen Stunde als Braut eingezogen war, nherten sich der König und die Knigin unter dem Donner der Geschtze und dem Gelute aller Glocken den Mauern Berlins. Fr die ganze Stadt war dieser Tag ein hoher Festtag. Aber nicht lange mehr sollte die Knigin unter den Lebenden weilen. Als sie im folgenden Sommer in ihrer mecklenburgischen Heimat weilte, ri sie der Tod hinweg. (19. Juli.) Kurz vor ihrem Ende beugte sie sanft das Haupt zurck und rief deutlich aus: Herr Jesu, Jesu, mache es kurz!" Sie hatte ausgelitten. Der König hatte noch die Kraft, seiner Luise unter Thrnen die Augen zuzudrcken seines Lebens Sterne, die ihm auf seiner dunklen Bahn so treu geleuchtet." Nicht allein Preußen, nein, ganz Deutschland trauerte um die Dahin-geschiedene. In Charlottenburg hat der edle Gemahl der Unverge-liehen eine wrdige Ruhesttte bereitet. 36. Kaiser Wilhelm I. 1. Jugendzeit; Heirat. Am 22. Mrz 1797 wurde dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm von seiner Gemahlin Luise der zweite Sohn geschenkt, welcher in der Taufe den Namen Wilhelm erhielt. Der junge Prinz war ein gar schwchliches Kind; aber die treue Pflege der Mutter ward reichlich gesegnet, und die militrischen bungen strkten seinen Krper. Meine Sorgfalt," schrieb die Knigin Luise, ist meinen Kindern gewidmet fr und fr, und ich bitte Gott tglich, da er sie segne und seinen guten Geist nicht von ihnen nehmen mge." Nach der unglcklichen Schlacht von Jena sprach die Knigin Luise auf der Flucht weinend zu ihren Shnen: Ruft knftig, wenn Eure Mutter nicht mehr lebt, diese unglckliche Stunde in Euer Gedchtnis zurck. Vielleicht lt Preuens Schutzgeist sich auf Euch nieder.

19. Überblick über die brandenburgisch-preußische Geschichte bis zum Regierungsantritt des Großen Kurfürsten, Allgemeine Geschichte von 1648 bis zur Gegenwart - S. 80

1900 - Leipzig : Hirt
80 Vom Ausbruche der franzsischen Staatsumwlzung bis zum Sturze Napoleons I. Seite des Lebens schon in ihrer Jugend kennen lernen. Wren sie im 'Sche des berflusses groß geworden, so wrden sie meinen, das msse so sein. Da es aber anders kommen kann, das sehen sie an dem ernsten Angesichte des Vaters und den stern Thronen der Mutter. Meine Sorgfalt ist meinen Kindern gewidmet fr und fr, und ich bitte Gott tglich, da er sie segne und seinen guten Geist nicht von ihnen nehmen mge." Am Ende des Jahres 1809 wurde endlich der Knigin Sehnsucht erfllt, wieder in ihre Hauptstadt Berlin zurckkehren zu knnen, die sie seit dem Jenaer Unglckstage nicht mehr gesehen hatte. Die ganze Reise von Knigsberg nach der Hauptstadt sah einem Triumphzuge hnlich; allerorten wurde dem geliebten Knigspaare der rhrendste Empfang be-reitet. Ergreifend war der Einzug in Berlin. Im Sommer 1810 konnte ihr noch einer ihrer langjhrigen Wnsche erfllt werden, sie durfte einen Besuch am vterlichen Hose in Strelitz machen und dort auch ihre geliebte Gromutter, die Fhrerin ihrer Jugend, wiedersehen. Aber sobald sie sich der mecklenburgischen Grenze nherte, wich ihre Heiterkeit, und bald wurde sie von tiefer Wehmut er-griffen, als ob ein dunkles Vorgefhl ihres baldigen Dahinscheidens ihre Seele erfasse. Diese Wehmut verlie sie nicht mehr, selbst inmitten der Freuden, die ihr am Hofe des Baters bereitet wurden. Als einige Damen, die ihr von frher vertraut waren, mit Wohlgefallen auf die Perlen, ihren einzigen Schmuck, wiesen, sagte sie: Ich liebe sie auch sehr und habe sie zurckbehalten, als es darauf ankam, meine Brillanten hinzugeben. Sie passen besser fr mich; denn sie bedeuten Thrnen, und ich habe deren so viele vergossen." Der König kam ihr nach Strelitz nach. Um die Zeit seines Be-suches in lndlicher Stille zuzubringen, fuhren alle nach dem Lustschlosse Hohenzieritz. Dort kam die Knigin leidend an. Bald stellten sich Husten und Fieber ein. Zwanzig Tage schwebte sie zwischen Leben und Tod. So nahte die neunte Stunde des 19. Juli 1810, die Todesstunde. Es trat wieder ein heftiger Anfall ein. Ach, mir hilft nichts mehr, als der Tod," rief die Leidende. Der König sa an ihrem Bette, er hatte ihre rechte Hand ergriffen. Es war 10 Minuten vor 9 Uhr, als die Knigin sanft das Haupt zurck-bog, die Augen schlo und mit dem Ausrufe: Herr Jesus, mach' es kurz!" die Seele aushauchte. Der König war zurckgesunken; er raffte sich bald wieder auf und hatte noch die Kraft, seiner Luise die Augen zuzudrcken, seines Lebens Sterne, die ihm auf seiner dunkeln Bahn so treu geleuchtet". Preußen und ganz Deutschland trauerten mit dem Könige um Luise. Der tiefste Schmerz eines ganzen Volkes begleitete ihren Leichenzug nach

20. Vorstufe - S. 78

1907 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
78 Brandenburg - preuische Gejchichte. brg, Kstrin und Stettin. Nur Kolberg verteidigte sich aufs tapferste, seine Brger hielten unter Fhrung des Majors von Gneisenau und des alten Seemanns Joachim Nettelbeck stand, ebenso Graudenz unter dem General Courbiere und Glatz unter dem Grafen Gtzen. Doch diese wenigen Tapferen konnten das traurige Schicksal nicht abwenden. Nach den Schlachten bei Preuifch-Eylau und F r i e d l a n d (1807) (in Ostpreuen gelegen) mute der König Friedrich Wilhelm Iii., den auch sein einziger Bundesgenosse, Alexander I. von Rußland, im Stich gelassen hatte, den unseligen Frieden von Tilsit schlieen (1807). Preußen verlor alle Lnder links von der Elbe und die ehemaligen polnischen Besitzungen, dazu mute es ungeheure Kriegskosten zahlen und ftanzsische Besatzungen in einigen seiner Festungen dulden. Am furchtbarsten litt die unglckliche Knigin Luise bei dieser Schmach des Vaterlandes. Gleich nach der Schlacht bei Jena mute sie mit ihren Kindern von Berlin nach Ostpreuen flchten, und als die Feinde auch dorthin kamen, eilte sie bei bitterer Klte im Schnee-gestber trotz ihrer Krnklichkeit weiter bis zur uersten Stadt ihres Landes, nach Memel, um nicht in die Hnde Napoleons zu satten. Beim Friedensschlu versuchte sie, obwohl es ihr die grte berwindung kostete, dem Tod-feinde ihres Landes und ihres Gatten gegenber zu treten; in einem Gesprch mit Napoleon I. in Tilsit hoffte sie, das Herz des Siegers umzustimmen. Aber vergeblich! Er lie sich durch keine Bitten erweichen, sie mute sich fgen. Preuens Aber Napoleon irrte sich, wenn er glaubte, Preußen fr immer be-geburt. zwungen zu haben. Wohl lag seine Hand schwer aus dem Staate, aber diese Demtigung diente dem Volke zur Besserung. Gerade die Knigin Luise sah am schrfsten, da eine grndliche Umnderung in der Verwaltung und im Heerwesen ntig fei, um das Joch der Feinde abzuschtteln. Unermdlich drang sie in den König, tchtige Männer zu berufen, welche die Erhebung Preuens zuerst von seinen inneren Schden, dann im geeigneten Augen-blicke von der franzsischen Herrschaft leiten sollten. So arbeiteten hervor-ragende Minister wie der Freiherr vom Stein und der Graf Hardenberg daran, das ganze preuische Volk, in dem der gute Kern nur schlummerte, aufzurtteln. Jeder Preu? sollte sein Vaterland lieben lernen, jeder seine Pflicht darin erkennen, selbst zum Wohle des Vaterlandes mitzuarbeiten, jeder freudig Gut und Blut fr die Freiheit einsetzen. Männer wie Scharnhorst und Gneisenau setzten die allgemeine Wehrpflicht durch, jeder Preuße mute im Heere dienen. So erstarkte das Land im Innern und konnte es endlich wagen, gegen Napoleon die Waffen zu er-greifen. Die Knigin Luise sollte den herrlichen Kampf um die Freiheit nicht