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1. Handbuch für den Geschichtsunterricht in preußischen Volksschulen - S. 76

1887 - Langensalza : Beyer
76 Vierter Abschnitt. Die Geschichte des deutschen Reiches von Heinrich I. rc. aus fernen Landen zu denselben gelenkt, um hier Ruhe und Frieden für seine Seele zu suchen. „Es war der frommen Wallfahrer höchstes Glück, während der Osterzeit in Jerusalem zu knieen, auf den Bergen des Leidens Christi und an der Stätte, wo sein Leib bestattet worden war. Hatten sie betend und büßend sich ihrer Gelübde entledigt, dann tauchten sie, der Vergebung ihrer Sünden froh, den Leib in das Wasser des Jordans und pflückten Palmenzweige aus dem Garten Abraham's bei Jericho." So lange die Araber Herren des Landes waren, durften die Pilger gegen die Entrichtung einer Steuer ungehindert kommen und gehen. Als aber Jerusalem 1072 von den unduldsamen seldschukkischen Türken erobert wurde, erlitten sowohl die eingebogen Christen als auch die Wallfahrer harte Drangsale. Die heiligen Stätten wurden entweiht und geplündert, die Geistlichen geschlagen und gestoßen, und mit Strenge forderte man von den armen Pilgern ein Goldstück für die Erlaubnis, Jerusalem zu besuchen. — Da kehrte im Jahre 1094 ein Mann aus dem gelobten Lande nach Europa heim, der die Not der Christen in Palästina kennen gelernt hatte, und dem dieselbe tief zu Herzen gegangen war; es war Peter, der Einsiedler, von Amiens. Er trat vor den Papst Urban Ii. und schilderte ihm die Seiden der Christen im gelobten Lande, gleichzeitig überreichte er ihm einen Brief des Patriarchen von Jerusalem, in welchem die flehende Bitte um Hilfe dem Papst ans Herz gelegt wurde. Dieser erteilte dem Einsiedler Peter den Auftrag, in Stadt und Land umherzuziehen und durch seine Predigt die Gemüter zu entflammen für die Befreiung des heiligen Grabes aus den Händen der Ungläubigen. Abgezehrt von Hunger und langen Mühsalen, barfuß und mit entblößtem Haupte, das Pilgergewand mit einem Stricke zusammengehalten, mit einem Kruzifix in der Hand, ritt er auf einem Esel daher. Er predigte in Kirchen, aus den Straßen, auf Kreuzwegen, und feine glühende Beredsamkeit verbreitete allgemeine Begeisterung. Mit grellen Farben malte er die Not der Pilger im gelobten Lande. „Wie lange wollt ihr noch zaudern," sprach er, „den Heiden das heilige Land zu entreißen? Sollen euch erst die Strafgerichte Gottes treffen? Sie werden euch treffen, wenn ihr nicht alles lasset, was ihr habt, und für Christum kämpft. Ich verkündige euch Hunger und Pestilenz und die ewige Verdammnis, wenn ihr nicht Weib und Kind, Haus und Hof, Burg und Stadt verlasset und hinziehet. Wohlan, streitet für ihn, dessen Namen sie höhnen, und alle eure Sünden sind euch vergeben, ihr habt die ewige Seligkeit, Frieden und Freude in Ewigkeit!" Im November 1095 hielt Papst Urban eine große Kirchenversammlung zu Clermont, im südlichen Frankreich. Aus einem freien Platze wurde dieselbe abgehalten; denn auch der größte Saal hätte die zahlreiche Versammlung nicht fassen können. Von einem erhöhten Platze aus redete Urban mit lauter Stimme zu der Menge, die sich hier eingefunden hatte: „Der Erlöser unseres Geschlechts, welcher zum Heile Aller menschlichen Leib und Gestalt annahm, wandelte in jenem auserwählten Land, das jetzt eine Beute der Ungläubigen geworden ist. Jede Stelle ist dort geweiht durch die Worte, welche er gesprochen, durch die Wunder, welche er verrichtet hat. Und diese Stadt, die Heimat Jesu Christi, die Wiege unseres Heils, ist nicht mehr teilhaft der Erlösung! In dem Tempel, aus welchem Christus die Kaufleute vertrieb, damit

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1. Geschichte des Mittelalters - S. 109

1867 - Mainz : Kunze
Von der Begründung des päpstlichen Uebcrgewichtes rc. 109 §. 25. Die Kreuzzjjge 1096-1291. 1. Der erste Kreuzzug. Ursache und Ausgang. (1096-1099). Seit Helena ihren Sohn Constantin den Großen zum Bau der Die Pilger herrlichen Wallfahrtskirche in Jerusalem veranlaßt hatte, war es im Abendlande Sitte geworden, zum Grabe Christi zu pilgern und Ver-Grabe haben gebung der Sünden an dieser ehrfurchtsvollen Stätte vom Hinnnel zu erflehen. Diese Wallfahrten dauerten noch fort, als bereits Jerusalem von den Arabern 627 erobert worden war. Mit jedem Jahrhundert war aber die Lage der Pilger eine ungünstigere geworden, und obwohl die heiligen Stätten oft auf frevelhafte Weise von den Türken entweiht, fromme Pilger aufs unbarmherzigste mißhandelt, der Gottesdienst ge- stört und die Priester mit Schimpfworten und Schlägen verjagt worden waren, so hatte die Zahl der Wallfahrer nach dem gelobten Lande doch nicht abgenommen. Ein schwarzes. Kleid, ein langer Stab, ein großer Hut und Muscheln von der Küste des gelobten Landes waren die ein- fache Auszeichnung jener christlichen Pilger. Zu jener Zeit kam ein Priester aus Amiens nach Jerusalem; Petcr von er hieß Peter der Eremit (Einsiedler) und war von Gestalt klein, hager und unansehnlich, aber ein lebhafter Geist sprach aus deni durch- dringenden Auge und dem beredten Munde. Dieser war Zeuge (1093) der Mißhandlungen, welche die Christen von den Türken erdulden mußten und bat den Patriarchen Simeon von Jerusalem, er möge ihm Briefe an den Papst und die Fürsten des Abendlandes mit- geben, daß diese ausziehen und die heiligen Stätten den Händen der Ungläubigen entreißen möchten. So geschah es. Papst Urban Ii. nahm den Eremiten freundlich auf, segnete ihn und sandte ihn nach Italien und Frankreich, um die Gemüther für den heiligen Krieg vor- zubereiten. Bleich und abgezehrt von vielem Fasten und ausgestandenen durchziehtdas Beschwerden, barfuß und barhaupt, gegürtet mit einem Strick, das Abendland Crucifix in der Hand, ritt Peter auf einem Esel von Ort zu Ort und das smtj! öffnete die Herzen der Christen, bis der Papst die Bischöfe und Aebte zu einer Versammlung nach Piacenza und Clermont beschied. Schon in Piacenza hatten Viele das Gelübde abgelegt, in den Kampf gegen die Ungläubigen zu ziehen. Auf der Kirchenversammlung zu Clermont mban ii. be- schilderte Peter in Gegenwart Urbans in begeisternder Rede die Drang- "'9 die Kir- fale der frommen Pilger im Morgenland, und nachdem Urban selbst lungen von die ungeheure Menge zum bewaffneten Zuge nach dem gelobten Lande "nd aufgefordert, allen Teilnehmern Vergebung ihrer Sünden und die

2. Geschichte des Mittelalters - S. 109

1878 - Mainz : Kunze
Sott der Begründung des päpstlichen Uebergewichtes 2c. 109 §. 28. Die Krmzzüge 1096—1291. 1. Der erste Kreuzzug. Ursache und Ausgang. (1096—1099.) Seit Helena ihren Sohn Constantin den Großen zum Bau der Die Pilger herrlichen Wallfahrtskirche in Jerusalem veranlaßt hatte, war es im ^gen Abendlande Sitte geworden, zum Grabe Christi zu pilgern und Ber- Grabe haben gebung der Sünden an dieser ehrfurchtsvollen Stätte vom Himmel zu ^bulden ^ ^flehen. Diese Wallfahrten dauerten ziemlich unbelästigt fort, als bereits Jerusalem von den Arabern 637 erobert worden war. Später war aber die Lage der Pilger eine ungünstigere geworden, besonders als die seldschuckischen Türken das Reich der Chalifen in ihre Hand gebracht hatten. Doch, obwohl die heiligen Stätten oft auf frevelhafte Weise von den Türken entweiht, fromme Pilger aufs unbarmherzigste mißhandelt, der Gottesdienst gestört und die Priester mit Schimpfworten und Schlägen verjagt worden waren, fo hatte die Zahl der Wallfahrer nach dem gelobten Lande nicht abgenommen. Ein schwarzes Kleid, ein langer Stab, ein großer Hut und Muscheln von der Küste des gelobten Landes waren die einfache Auszeichnung jener christlichen Pilger. Zu jener Zeit kam ein Priester aus Amiens nach Jerusalem; Peter von er hieß Peter der Eremit (Einsiedler) und war von Gestalt klein, 2tmien§ hager und unansehnlich, aber ein lebhafter Geist sprach aus dem durchdringenden Auge und dem beredten Munde. Dieser war Zeuge (1093) der Mißhandlungen, welche die Christen von den Türken erdulden mußten und bat den Patriarchen Simeon von Jerusalem, er möge ihm Briese an den Papst und die Fürsten des Abendlandes mitgeben, daß diese ausziehen und die heiligen Stätten den Händen der Ungläubigen entreißen möchten. So geschah es. Papst Urban Ii. nahm den Eremiten freundlich auf, segnete ihn und sandte ihn nach Italien und Frankreich, um die Gemüther für den heiligen Krieg vorzubereiten. Bleich und abgezehrt von vielem Fasten und ausgestandenen Beschwerden, durchzieh! das barfuß und barhaupt, gegürtet mit einem Strick, das Crucifix in der S£6enbsanb H^d, ritt Peter aus einem Esel von Ort zu Ort und öffnete die 7as Herzen der Christen, bis der Papst die Bischöse und Aeb'te zu einer Versammlung nach Piacenza und Clermont beschied. Schon in Piaeenza hatten Viele das Gelübde abgelegt, in den Kampf gegen die Ungläu- Urban n. belügen zu ziehen. Auf der Kirchenversammlung zu Clermont schilderte^ die fiir= Peter m Gegenwart Urbans in begeisternder Rede die Drangsale der Tungenton' frommen Pilger im Morgenland, und nachdem Urban selbst die unae-5piacen5a und 1 1 9 Clermont.

3. Vaterländische Geschichtsbilder - S. 49

1896 - Leipzig : Brandstetter
— 49 — zwei Kirchen erbauen. Seit dieser Zeit — es war zu Anfang des 4. Jahrhunderts — war es Sitte geworden, Pilgerfahrten nach dem heiligen Lande zu unternehmen, um dort zu beten und im Jordan zu baden. Der Priester kleidete den Pilger in ein langes, dunkles Pilgergewand und versah ihn mit Kreuz, Pilgertasche und Pilgerstab. Die Araber, welche im 7. Jahrhunderte Palästina eroberten, störten die Pilger in ihrer Andacht nicht. Als aber im 11. Jahrhunderte die seldschuckischen Türken die Herren des Landes wurden, bedrückten sie die Christen daselbst und die zahlreichen Pilgerscharen, raubten und plünderten in Christenhäusern, zerbrachen die heiligen Kreuze, entweihten die Kirchen, verhöhnten die Priester, verlachten die Gebete, übertönten die frommen Gesänge durch wildes Geheul, ja faßten einmal den Patriarchen von Jerusalem bei seinem-greisen Haare und schleppten ihn vom Altare fort. Dazu verlangten sie von den Pilgern hohe Abgaben, und wer diese nicht zahlen konnte, mußte unverrichteter Sache vor den Thoren Jerusalems wieder umkehren. Solche Bedrückung erweckte in den Herzen der Christen Jerusalems die Sehnsucht nach Befreiung. 2. Peter von Amiens. Unter den zahlreichen Pilgern befand sich 1094 auch der Einsiedler Peter von Amiens. Als er die Bedrückungen seiner Glaubensbrüder und die heidnischen Greuel an den heiligen Stätten sah, beschloß er, das heilige Land von der Herrschaft der Ungläubigen zu befreien. Dazu fühlte er sich vom Himmel berufen; denn als er einst am heiligen Grabe betete, glaubte er die Stimme des Erlösers zu vernehmen: „Auf, Peter, eile in deine Heimat und verkünde die Leiden meines Volkes, auf daß ihm geholfen und die Stadt von den Ungläubigen befreit werde!" Dem Patriarchen von Jerusalem, der eine Bittschrift an den Papst mitgab, versprach er Hilfe. Sofort machte er sich auf und kam glücklich nach Rom. Papst Urban Ii. lobte seinen frommen Eifer und beauftragte ihn, Italien und Frankreich zu durchziehen und das Volk für die Befreiung des heiligen Landes zu begeistern. In eine Mönchskutte gekleidet, ohne Kopfbedeckung, barfuß und mit einem Kruzifix in der Hand, so durchzog er auf einem Esel beide Länder. Wo er einen Hausen Menschen fand, predigte er von den Leiden der Christen im Morgenlande, erzählte sein himmlisches Gesicht, las die Briefe des Patriarchen von Jerusalem vor, betete, klagte, weinte und gewann so aller Herzen für einen Zug ins heilige Land. Wie ein Heiliger wurde er verehrt, und glücklich pries man diejenigen, denen es vergönnt war, seine Kleidung zu berühren. Sogar die Haare, welche man seinem Esel ausriß, wurden als Heiligtümer aufbewahrt. 3. Lirchenversammlung )U Clermont. Die durch Peter hervor- gerufene Erregung der Gemüter benutzte Papst Urban Ii., indem er 1095 eine große Kirchenversammlung nach Clermont in Frankreich berief. Auf dieser schilderte erst Peter von Amiens und dann der Papst die namenlosen Bedrückungen der Christen im heiligen Lande. Endlich forderte dieser zur Befreiung der heiligen Stätten auf, indem er allen Teilnehmern am Zuge volle Vergebung ihrer Sünden nud ewigen Lohn im Himmel zusicherte. Alle Zuhörer waren von Begistemng und heiligem Eifer erfüllt. „Gott will es! Gott will es!" riefen sie wie aus einem Munde, und Tausende drängten herzu, sich zum Kampfe gegen die Ungläubigen weihen zu lassen. Sofort schnitt der Papst aus seinem kostbaren Purpurmantel kleine, rote Kreuze und heftete sie Kornrumpf, Geschichtsbilder für Preußen. 4

4. 1 = 5. Schulj. - S. 78

1908 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
78 fahrten nannte. Die Stadt Jerusalem, der Ölberg, Gethsemane, Golgatha, Bethlehem und andere heilige Orte wurden beständig von christlichen Pilgern besucht. Als aber die rohen Türken Palästina eroberten, wurden die Christen oft in ihren Andachtsübungen gestört und schnöde mißhandelt, die geweihten Orte beschimpft und geplündert. Wehklagend kamen die Pilger nach Europa zurück und erzählten von dem Jammer in Jerusalem. 2. Peter von Amiens. Keiner aber verstand die Not der dortigen Christen so feurig zu schildern wie der französische Einsiedler Peter von Amiens. Er hatte eine Wallfahrt nach Jerusalem gemacht und dort die Greuel angesehen, welche die Türken verübten. Auf seiner Heimreise begab er sich nach Rom zum Papste und sprach: „Heiliger Vater, in Jerusalem werden die Drangsale, welche die Ungläubigen uns Christen bereiten, immer ärger. Der Herr Christus will aber solche Schmach uicht länger dulden. Er ist mir an seinem Grabe im Traume erschienen und hat zu mir gesagt: „Auf, Peter, eile in deine Heimat und verkünde die Leiden meines Volkes, auf daß ihm geholfen und die heilige Stadt von den Ungläubigen befreiet werde." Der Papst antwortete: „So gehe denn hin, mein Sohn, erzähle allerorten, was du gesehen und gehöret hast und rufe die Christen auf, Jerusalem den Türken zu entreißen." Und Peter tat also. Im groben, wollenen Mönchsrock, einen Strick um den Leib, barfuß und mit einem Kruzifix in der Hand, zog er, auf einem Esel reitend, von Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorf. Das Volk lies zusammen, wenn es ihn sah, und er redete begeistert zu der Menge: „Auf, ihr Christen, zum heiligen Kampfe! Der Heiland ruft euch, sein Grab zu befreien aus der Schmach, seine Stadt Jerusalem zu retten ans den Händen der Gottlosen. Und ihr wollet noch zaudern, ihr wollet nicht hören auf die Stimme des Herrn?" Die Wirkung dieser Predigt war eine gewaltige. Das Volk sah in dem bleichen, abgezehrten Pilgersmanne, dessen Augen wie Feuer glänzten, einen Boten, von Gott gesendet. Alle Herzen wurden ergriffen von der Macht seiner Worte; allenthalben regte sich ein glühender Eifer, zum Streite gegen die Ungläubigen auszuziehen. 3. Es wird ein Kreuzzug beschlossen. Nun berief der Papst eine Kirchenversammlung nach einer Stadt in Frankreich. Eine zahllose Menge Volkes strömte dort zusammen. Zuerst schilderte Peter in stammender Rede das Elend der Christen im gelobten Lande. Dann sprach der Papst: „Sollen wir noch länger die heiligen Orte den Ruchlosen zum Raube lassen? Auf, gegen die Feinde des christlichen Namens kehret die Schwerter! Als Sieger werdet ihr heimkehren oder die Märtyrerkrone erlangen. Wer mitziehet in den heiligen Kampf, dem sind seine Sünden ver-

5. Theil 1 - S. 156

1827 - Leipzig : Brockhaus
156 Iten nach dem Vaterlande, zu Papst Urban Ii., und machte ihm eine herzzerreißende Schilderung von dem, was er selbst und andere Pilgrime in dem heiligen Lande von der wil- den Barbarei der Türken gelitten hatten. Dabei übergab er ihm ein Empfehlungsschreiben von dem Patriarchen Si- meon zu Jerusalem, und einen Befehl von Jesus selbst, der ihm im Traum erschienen war und ihm geboten hatte, die ganze Christenheit aufzubieten, das heilige Grab aus den Händen der Ungläubigen zu erobern. Papst Urban ließ sich hinreißen von der ungekünstel- ten Beredtsamkeit des hochbegeisterten Peter, von der le- bendigen und rührenden Schilderung, die er ihm von der Grausamkeit der rohen Türken machte, von der Entweihung der heiligsten Orte, von dem Elend und der Schmach der Pilger. Er sprach daher zu ihm, seinen Eifer lobend: „Ich bin entschlossen, das große Werk zu versuchen; du aber gehe hin, mein Sohn, und sprich überall, wie du gegen mich gesprochen hast; wandle von Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorf, erwärme die kalten Herzen mit deiner glühenden Beredtsamkeit, und der Himmel wird seinen Segen zu un- fern Bemühungen geben." Da setzte sich Peter der Einsiedler barfuß und mit entblößtem Haupte auf einen Esel, umgürtete seinen von Hunger und Mühseligkeiten aller Art ausgetrockneten Leib mit einem Stricke, nahm ein Crucisix in die Hand, ritt von Dorf zu Dorf, von Stadt zu Stadt, wie ihm der heilige Vater geboten hatte, erzählte von seiner Reise nach Jerusalem, schilderte die Drangsale der Christen in dem ge- lobten Lande, und predigte mit flammenden Augen und un- widerstehlicher Beredtsamkeit Krieg und Rache gegen die Tür- ken. Alles horchte aufmerksam seiner Rcdch ® seine Erzäh- lungen gingen von Mund zu Mund, und entzündeten alle Herzen zu heiligem Grimme gegen die Muselmänner.

6. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 183

1881 - Danzig : Boenig
183 339. Die Kreuzzüge. Schon in früher Zeit war es Sitte, Pilgerreisen nach dem Lande Palästina zu machen, um an den heiligen Stätten zu beten, wo der Heiland gelebt hatte und für die Erlösung der Menschen gestorben war. Und je mehr sich das Christentum ausbreitete, um so häufiger wurden die frommen Reisen, die man auch Wallfahrten nannte, und die Stadt Jerusalem war nie leer von christlichen Pilgern. Aber als die rohen Türken Palästina eroberten, wurden die Christen oft in ihren Andachts- übungen gestört und schnöde mißhandelt, die geweihten Orte be- schimpft und geplündert. Wehklagend kamen die Pilger nach Europa zurück und erzählten von dem Jammer in Jerusalem. Keiner aber verstand die Not der dortigen Christen so feurig zu schildern, als der französische Einsiedler Peter von Amiens. Er hatte eine Wallfahrt nach Jerusalem gemacht und dort die Greuel angesehen, welche die Türken verübten. Auf seiner Heim- reise begab er sich nach Rom zum Papste und sprach: „Heiliger- Vater, in Jerusalem werden die Drangsale, welche die Ungläubigen uns Christen bereiten, immer ärger. Der Herr Christus will aber solche Schmach nicht länger dulden. Er ist an seinem Grabe mir im Traume erschienen und hat zu mir gesagt: Auf, Peter, eile in deine Heimat und verkünde die Leiden meines Volkes, auf daß ihm geholfen und die heilige Stadt von den Ungläubigen befreiet werde." Der Papst antwortete: „So gehe denn hin, mein Sohn, erzähle allerorten, was du gesehen und gehört hast und rufe die Christen auf, Jerusalem den Türken zu entreißen." Und Peter that also. Im groben Mönchsrock, einen Strick um den Leib, barfuß und mit einem Kruzifix in der Hand, zog er, auf einem Esel reitend, von Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorf. Das Volk lief zusammen, wenn es ihn sah, und er redete be- geistert zu der Menge: „Auf, ihr Christen, zum heiligen Kampfe! Der Heiland ruft euch, sein Grab zu befreien aus der Schmach, seine Stadt Jerusalem zu retten aus den Händen der Gottlosen." Die Wirkung dieser Predigt war eine gewaltige. Das Volk sah in dem bleichen, abgezehrten Pilgersmanne, dessen Augen wie Feuer glänzten, einen Boten, von Gott gesendet. Alle Herzen wurden ergriffen von seinen Worten und allenthalben regte sich ein glühender Eifer, zum Streite gegen die Ungläubigen aus- zuziehen. Nun berief der Papst eine Kirchenversammlung nach einer Stadt in Frankreich. Eine zahllose Menge Volkes strömte dort zusammen. Zuerst schilderte Peter in feuriger Rede das Elend der Christen im gelobten Lande. Dann sprach der Papst: „Sollen wir noch länger die heiligen Orte den Ruchlosen zum Raube

7. Zeit der alten Deutschen bis zur Reformationszeit - S. 59

1889 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 59 — Diese nahmen die christlichen Wallfahrten in Schutz. Auch ihnen war ja Jerusalem eine heilige Stadt; denn nächst Muhamed galt auch Christus bei ihnen für einen göttlichen Propheten. Da kam ein anderes mnhamedanisches Volk — ein Stamm der Türken — die Seldschuck en. Am östlichen Ufer des kaspischen Meeres hatten sie ehedem ihre Wohnzelte ausgeschlagen. Sie verließen aber ihre alten Wohnsitze, zogen westwärts und eroberten Kleinasien und Palästina. Jene Barbaren wußten nun die Vorteile friedlichen Verkehrs nicht zu schätzen und setzten die Christen Jerusalems und die Wallfahrer harten Drangsalen und Mißhandlungen jeder Art aus. e) Wird man da im Abendlande nicht daran denken, die Christen zu Jerusalem von der Not und Schmach zu b efreien? Gewiß lag vielen die Befreiung Jerusalems sehr am Herzen. Vor allem war es ein ehemaliger Einsiedler — Peter von Amiens, welcher das Volk zu einem Kriegszuge nach dem heiligen Lande zu begeistern versuchte. Er war selbst als Pilger in Jerusalem gewesen und hatte mit eigenen Augen die Not in Jerusalem gesehen. Barfuß und mit entblößtem Haupte, angethan mit einem grauen Pilgerkleide, das Crucifix in der Hand, saß er auf einem Esel und zog von Dorf zu Dorf, von Stadt zu Stadt. Wo er einen Haufen Menschen um sich sah, hielt er an und schilderte mit funkelnden Augen und hinreißender Beredsamkeit die Not der christlichen Brüder im heiligen Lande. Was wird er gesagt haben? — Non allen Seiten strömten die Menschen zusammen, lauschten seinen Worten und verehrten ihn wie einen Boten des Himmels. Jetzt ries auch der Papst die Christenheit zur Befreiung des heiligen Landes auf. 2. Die Kirchenversammlung zü Clermont. Ein Geschichtschreiber jener Zeit berichtet uns: „Viele Geistliche Fürsten und eine unzählige Menge Volkes aus den Säubern nordwärts der Alpen hatten sich zu Clermont, einer Stadt im südlichen Frankreich, zusammengefunden. Da erhob sich der Papst Urban Ii. und sprach: Ihr wisset, geliebteste Brüder, wie das Land der Verheißung in die Hände der Ungläubigen gefallen ist. Das Volk ist erniedrigt und duldet Unwürdiges, im Heiligtunte werden Priester gemordet, und die Kirche der Auferstehung, die Ruhestätte des Heilands', muß dm Frevel derer dulden, welche keinen Teil haben an dem ewigen Leben, sondern bestimmt sind dem höllischen Feuer. Darum aus, meine Geliebtesten, waffnet euch! Ein jeglicher umgürte seine Lenden mit dem Schwerte; denn besser ist sterben int Kampfe für unser Volk, als länger den Greuel dulden. Lasset uns ausziehen, und der Herr wird mit uns sein. Im Namen des barmherzigen Gottes und der Apostel Petrus und Paulus verkündigen wir allen, so die Waffen wider die Ungläubigen ergreifen, vollkommenen Ablaß ihrer Sünden, und denen, so int heiligen Streite fallen werden, verheißen wir den Lohn des ewigen Lebens; nehmen auch jeglichen Streiter des Herrn als wahrhaften

8. Der Jugendfreund - S. 386

1887 - Düsseldorf : Schwann
386 ohne Ekel das Blut ihrer Feinde. Sie waren sehr gefürchtet und richteten große Verheerungen an. Unter Arnulf I. erschienen sie zuerst in Deutschland und wiederholten ihre Einfälle unter den folgenden Kaisern. Im Jahre 917 kamen sie zum ersten Mal in's Elsaß. Vom Bodensee her überfielen sie die Stadt Basel und drangen ins Elsaß ein, das sie verheerten. Herzog Burkard von Schwaben setzte ihnen tapfern Widerstand entgegen. Im Jahre 924 machten die Ungarn einen neuen Einfall ins Elsaß und verheerten Alles. Ein drittes Mal erschienen sie (935) in unserm Lande; sie kamen wieder vom Bodensee her, drangen in den Schwarzwald ein, setzten über den Rhein und verheerten das Ober-Elsaß. Bei Bennweier suchte ihnen Graf Leutfried zu widerstehen, wurde aber geschlagen. Die Ungarn drangen bis an den Ungersb erg bei Dambach vor. Im Ober-Elsaß hinter- ließen sie im Thale von Gebweiler eine blutige Spur. Sie woll- ten die Abtei Murbach plündern; der Abt war mit den Kost- barkeiten geflohen. Sie fanden nur sieben Klosterbrüder vor, welche sie auf dem sog. Mordfelde am Fuße des Belchen elen- diglich ermordeten Ratgeber. 17. Der erste Krenffttg. (1096 ii. Chr.) Zu Ende des elften Jahrhunderts erscholl im ganzen christ- lichen Abendlande die Kunde: Das heilige Grab, worin der Leib Christi lag. ist in der Gewalt der Türken, welche die frommen Wallfahrer verfolgen und morden und die Heiligtümer schänden. Und es kam ein Pilger aus dem gelobten Lande zurück, Peter von Amiens, der Einsiedler genannt. Auf einem Esel zog er durch die Länder der Christenheit, in der 'einen Hand das Bild des ge- kreuzigten Heilandes und in der andern einen Brief vom Pa- triarchen von Jerusalem an alle Fürsten des Abendlandes, daß sie auszögen, um das heilige Grab aus der Gewalt der Türken zu besteien. Wo Peter von Amiens hinkam, predigte er mit lau- ter Stimme die Leiden der Christen im gelobten Lande und sprach: „Christus, der Herr, ist mir erschienen und hat zu mir geredet: „„Wohlan, Peter, richte aus, was du begannst, und ich werde mit dir sein, denn die Stunde ist gekommen, daß mein Tempel ge- reinigt werde."" Da übermannte in jener harten Zeit voll Raub, Mord, Fehde und wilder Gewalt alle Herzen ein mächtiger Drang. Jung und Alt, Mann und Weib, Reich und Arm, Adel und Knechte standen auf, um ins gelobte Land zu ziehen, zum Kriege gegen die Ungläubigen. Der Papst, Urban Ii., berief 1095 eine große Kirchenversamm- lung nach Clermont in Frankreich. Da waren 14 Erzbischöfe, 225 Bischöfe, 400 Äbte und Fürsten und Laien ohne Zahl. Mit be-

9. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 42

1918 - Leipzig : Voigtländer
— 42 — christlichen Kaisers. Vieser hatte in Jerusalem die prachtvolle heilige Grabeskirche erbaut, und seine Mutter Helena, die noch in hohem Alter nach Palästina gepilgert war, hatte dort an mehreren Orten Kirchen und Kapellen gestiftet. Don nun an war Jerusalem nie leer von pilgern. Huch als die straber das Land in Besitz genommen hatten (Hr. 8), dauerten die Wallfahrten fort, und die Christen wurden in ihren Rndachtübungen nicht gestört. Erst als die rohen Türken Jerusalem eroberten, änderte sich das. Die Christen wurden schnöde mißhandelt, die heiligen (Drte entweiht und geplündert, wehklagend kamen die Pilger nach (Europa zurück und erzählten von dem Jammer in Jerusalem. 2. Peter von Rtntetts. Keiner verstand diese Not so feurig Zu schildern, als der französische Einsiedler Peter von Hmiens. Huf einer wallfahrt nach Jerusalem hatte er selbst die Greuel angesehen, welche die Türken verübten. Nun zog er in grobem wollenen Mönchsrock, einen Strick um den £eib, barfuß und mit einem Kruzifix in der Hand, auf einem Esel reitend von Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorf. Das Volk lief zusammen, wenn es ihn sah. Begeistert redete er zu der Menge: „Huf, ihr Christen, der Heiland ruft euch! Ich selbst habe in Jerusalem gehört, wie aus allen Winkeln der heiligen Stätte der Weheruf erscholl: Rettet, ach rettet uns! Und ihr wollt noch zaudern, ihr wollt nicht hören auf die Stimme des Herrn?" Die Wirkung dieser predigt war gewaltig. Das Volk sah in dem bleichen abgezehrten Pilger, dessen Rügen wie Feuer glänzten, einen von (Bott gesandten Boten. Rlle herzen wurden ergriffen von der Macht seiner Worte; allenthalben regte sich ein glühender Eifer, zum Kampfe gegen die Ungläubigen auszuziehen. 3. Oie Mrchenversammlung zu (Tlermont. Zugleich berief der Papst eine Kirchenversammlung nach der Stadt Tlermont in Frankreich (1095). (Eine zahllose Menge Volkes strömte dort zusammen, und Peter wiederholte seine Schilderungen vom Elende der (Thristen in flammender Rebe. Dann sprach der Papst: „Ihr wisset, geliebtefte Brüder, wie das £anb der Verheißung in die Hände der Ungläubigen gefallen ist. Huf, meine (beliebtesten, waffnet euch! Ein jeglicher umgürte feine senden mit dem Schwerte. Lasset uns ausziehen, und der Herr wird mit uns sein. Wir verkünden allen, die die Idaffen wider die Ungläubigen ergreifen, vollkommenen Rblaß der Sünden, und denen, die im heiligen Streite fallen werden, verheißen wir den £ohn des ewigen Lebens." So ermahnte der Papst, und alles

10. Geschichtsbilder - S. 104

1903 - Berlin : Süsserott
- 104 — Heilands bete. Der Pilger ließ sich vor Antritt seiner Reise vom Priester einsegnen und mit geweihtem Wasser besprengen. Dann bekleidete man ihn mit dem langen Pilgergewande und dem großen Muschelhute, hing ihm die Pilgertasche um und reichte ihm den Pilgerstab. Als im 7. Jahrhundert die Araber das heilige Land eroberten, störten sie die Pilger nicht in ihrer Andacht, denn Jerusalem war auch ihrteu eine heilige Stadt. Sie ließen die Pilger gegen eine Abgabe ungehindert kommen und gehen. Im 11. Jahrhundert nahmen die Türken Besitz vom heiligen Lande. Jetzt wurde es anders. Sie bedrückten, verhöhnten und mißhandelten die Pilger und entweihten die heiligen Stätten. Nach ihrer Rückkehr schilderten die Pilger die Leiden, welche sie erduldet hatten. So wurde in vielen Herzen der Wunsch lebendig, das heilige Land den Händen der Ungläubigen zu entreißen. 2. Peter von Amiens. — Keiner verstand die Not der Pilger so feurig zu schildern, als Peter von Amiens, ein französischer Einsiedler. Er hatte die Greueltaten der Türken mit eigenen Augen gesehen und den Entschluß gefaßt, die ganze Christenheit zum Kampfe gegen die Ungläubigen aufzurufen. Im Auftrage des Papstes durzog er ganz Italien und Frankreich und erzählte allem Volk, Christus selbst habe ihm die Befreiung des heiligen Grabes befohlen. Peter von Amiens ritt auf einem Esel und predigte an jedem Orte, durch den er kam. Andächtig lauschte die Menge den flammenden Worten des bleichen und abgezehrten Mannes. In dichten Haufen umdrängte ihn das Volk und verehrte ihn wie einen Heiligen. Man riß ihm beinahe sein Kleid in Fetzen und zupfte seinem Esel die Haare aus, um sie als kostbare Andenken (Reliquien) aufzubewahren. 3. Die Kircheuversammlung zu Clermont. — Die allgemeine Begeisterung erreichte ihren Höhepunkt, als der Papst Urban 1095 eine Kirchenversammlung nach Clermont in Frankreich berief. Es kam hier soviel Volks zusammen, daß man unter freiem Himmel lagern mußte. Zuerst trat Peter auf und wiederholte noch einmal alles, was er in Jerusalem gesehen hatte. Dann hielt der Papst eine gewaltige Rede und verhieß allen, die in den heiligen Kampf ziehen würden, Vergebung der Sünden und einigen Lohn im Himmel. Als der Papst geendet hatte, rief die ganze Versammlung wie aus einem Munde: „Gott will es! Gott will es!" Alle waren bereit, die Waffen wider die Ungläubigen zu ergreifen und hefteten ein rotes Kreuz auf die rechte Schulter. Nicht bloß Ritter und Edle, sondern auch dienstbare Leute entschlossen sich zum Zuge, weil sie dadurch ihre Freiheit erlangen Peter von Amiens

11. Handbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte - S. 82

1894 - Paderborn : Schöningh
— 82 — W. In welchem Lande wirkte Jesus Christus? Wo liegt dasselbe? Welche Namen des Landes kennst du? Nenne Flüsse, Seeen, Gebirge, Ebenen, Wüsten, Städte des Landes! In welchem Ansehen stand das Land von jeher bei den Christen? Warum? Wie hat man die Achtung und Ehrfurcht vor dem heiligen Lande seit den ältesten Zeiten bekundet? Berichte über diese Pilgerfahrten! Welchen Nutzen brachten sie den Pilgern? Bis zu welchem Zeitpunkte konnten die Wallfahrer unbehelligt solche Züge unternehmen? Auf welche Weise trat eine Änderung ein? Welche Schwierigkeiten bereiteten die Seld-schnkken den Pilgern? Weise das an einem Beispiel nach! Wozu mußten die lauten Klagen der Christen auffordern? Warum wurde nicht eher Wandel geschaffen? Sch. Ü. 1. Palästina. (Kurze Beschreibung.) 2. Die Pilgerzüge nach dem heiligen Lande. 3. Die Bedrängnisse der Christen im heiligen Lande. B. Ueler von Amiens. 1. Peter in Jerusalem. — Einst pilgerte auch der Einsiedler Peter von Amiens1 nach Jerusalem und sah hier die Bedrängnis der Christen. Darob wurde er von so tiefer Wehmut ergriffen, daß er Tag und Nacht nicht Ruhe fand. Er sann auf Rettung und faßte den Entschluß, nach Europa zurückzukehren und alle Völker und ihre Fürsten aufzufordern, mit den Waffen solchen Trübsalen ein Ende zu machen. Durch eine Erscheinung,-die er hatte, wurde er in seinem Vorhaben bestärkt. 2. Peter beim Papste. — Er ging dann, mit einer Bittschrift des hart bedrängten Patriarchen von Jerusalem versehen, nach Rom und klagte dem Papste die schreckliche Not. „Heiliger Vater," sprach der fromme Pilger, „in Jerusalem werden die Drangsale, welche die Ungläubigen uns Christen bereiten, immer ärger. Der Herr Christus will aber solche Schmach nicht länger dulden. Er ist mir im Traum erschienen und hat zu mir gesagt: Eile in die Heimat und verkünde die Leiden meines Volkes, auf daß ihm geholfen und die heilige Stadt von den Ungläubigen befreit werde." Der Papst lauschte mit tiefer Rührung der ergreifenden Schilderung von den unsäglichen Leiden der christlichen Pilger und sagte zu Peter: „So gehe denn hin, mein Sohn, erzähle allerorten, was du gesehen und gehört hast, und rufe die Christen auf, Jerusalem den Türken zu entreißen!" Allenthalben forderte er nun die Christen zur Befreiung des heiligen Landes auf? Aller Herzen wurden ergriffen von der Macht seiner Worte. 3. Die Kirchenversammlung zu Clermont. — Auch der Papst blieb nicht unthätig. Er berief eine Kirchenversammlung^ nach Clermont5 in Frankreich. Ein großer Platz war dicht mit Menschen bedeckt, unter denen sich allein 213 Erzbischöfe und Bischöfe befanden. In der Mitte sah man ein hohes Gerüst, auf diesem den für den Papst errichteten Thron. Zuerst trat Peter auf. Eine tiefe Stille zeigte die Aufmerksamkeit, mit welcher man auf jedes seiner Worte lauschte. Seine Rede ergoß sich wie ein Feuerstrom;

12. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 444

1873 - Essen : Bädeker
• - 444 In Osten verband sich ein wildes Gebirgsvolk, die Türken, mit ihnen und nahm ihren Glauben an. Und als spater die Macht der Araber abnahm, fing die der Türken an zu wachsen. Sie führten beständige Kriege mit dem morgenländischen Kaiserthum, bis sie im Jahre 1453 gar die Hauptstadt, Konstantinopel, einnahmen, und da- mit dem ganzen Reich ein Ende machten. 2®. Der erste Kreuzzug. (1096 il. Chr.) Zu Ende des elften Jahrhunderts erscholl im ganzen christlichen Abendlands die Kunde: Das heilige Grab, worin der Leib Christi lag, ist in der Ge- walt der seldschuckischen Türken, eines wilden, räuberischen Volks, welches an Muhamed glaubt, die frommen Wallfahrer verfolgt und mordet und Heilig- thümer schändet. Und es kam ein Pilger aus dem gelobten Lande zurück, Pe- ter von Amiens, der Einsiedler genannt, der war so hager, wie der leibhaf- tige Tod, aber seine Augen leuchteten aus tiefen Höhlen, wie Feuerstammen. Auf einem Esel zog er durch die Länder der Christenheit, in der einen Hand das Bild des gekreuzigten Heilandes und in der andern einen Brief vom Patriarchen von Jerusalem an alle Fürsten des Abendlandes, daß sie auszögen, um das heilige Grab aus der Gewalt der Türken zu befreien. Wo Peter von Amiens hinkam, predigte er mit lauter Stimme die Leiden der Christen im gelobten Lande und sprach: „Christus, der Herr, ist mir erschienen und hat zu mir geredet: „„Wohlan, Peter, richte aus, was du begannst, und ich werde mit dir sein, denn die stunde ist gekommen, daß mein Tempel gereinigt werde."" Da über- mannte in jener harten Zeit voll Raub, Mord, Fehde und wilder Gewalt alle Herzen ein mächtiger Drang. Jung und Alt, Mann und Weib, Reich und Arm, Adel und Knechte standen aus, um ins gelobte Land zu ziehen, zum Kriege gegen die Ungläubigen. Der Papst, Urban Ii., berief 1095 eine große Kirchenversammlung nach Clermont in Frankreich. Da waren 14 Erzbischöfe, 225 Bischöfe, 400 Äbte und Fürsten und Laien ohne Zahl. Mit begeisterter Rede forderte er das Volk zur Befreiung des heiligen Grabes auf. Und es horchte in Thränen und Seufzern und rief wie aus einem Munde: „Gott will'sl Gott will'sl" Da heftete sich jeder ein rothes Kreuz aus die rechte Schulter und machte sich zur kriegerischen Wallfahrt bereit, welche davon „der Kreuzzug" heißt. Da schenkte mancher reiche Herr all' sein Hab und Gut an Kirchen und Klöster und wollte kein Eigenthum mehr haben, als das Schwert zu Christi Ehre. Niemand dachte mehr an Haus, Hof und Vaterland, Eltern und Kinder, sondern nur ans ferne Morgenland. Bald hatten sich viele Haufen Volks gesammelt, theils aus reli- giöser Gesinnung, theils aus Neugier und Gewinnsucht, theils aus Kampf- und Veränderungslust. Diese Schaaren — ohne rechte Waffen, wie ohne Zucht und Ordnung — folgten einem Anführer, Ritter Walter von Habenichts und dem Einsiedler Peter von Amiens — aus Frankreich durch Deutschland. Das Treiben dieser zügellosen Haufen war schrecklich; denn sie erschlugen die Juden in Deutschland, wo sie dieselben fanden. >L>ie regten durch ihre Gewalt- thaten die Ungarn und Griechen so gegen sich auf, daß die wenigsten von ihnen Asten sahen. Im ersten Kampfe mit den Türken wurden auch diese wenigen bis ans 3000 aufgerieben, mit denen Peter von Amiens nach Constantinopel zurückkehrte, um dort das nachfolgende Kreuzheer zu erwarten. Jndeffen hatte jene religiöse Begeisterung allmählich auch die deutschen Herzen durchdrungen. Da schaarte sich im Jahr 1096 ein zahlreiches Heer von Kreuz- fahrern, wohlgerüstet und in guter Zucht, rings um den frommen Gottfried von Bouillon, Herzog von Niederlothringen; mit ihm zogen noch viele tapfere Helden, an welche sich wieder viele Krieger anschloffen. So stand fast eine halbe Million Menschen in Wehr und Waffen, alle von einem einzigen Ge- danken durchdrungen, alle im festen Vertrauen, daß Gott ihnen den Sieg geben

13. Der erste geschichtliche Unterricht - S. 28

1872 - Heidelberg : Weiß
— 28 — 27. Die Kreuzzüge. (1096—1291). Unter dem römischen Kaiser Constantin dem Großen mürbe ans Betreiben seiner Mutter Helena das verschüttete Grab bey Heilanbes ausgesucht und barüber ein prachtvoller Tempel gebaut. Auch an andern heiligen Orten Palästinas würden Kirchen errichtet. Seitbem wallfahrteten fromme Pilger immer häufiger zum heiligen Grabe, teils aus frommer Anbacht, teils zur Buße für ihre Sünden. Die Araber, welche nach den Römern die Herrschaft in Syrien führten, störten die Pilger nicht. Als aber die Seld-schuften, ein roher Türkenstamm, Palästina eroberten, verfolgten imb bedrückten biefe die Christen. Die frommen Pilger würden aufs unbarmherzigste mißhanbelt, der Gottesbienst durch Schreien und Lärmen unterbrochen, die Priester mit Schimpfworten und Schlägen verjagt, der ehrwürbige Patriarch Simeon von Jerusalem an beit Haaren vom Altar geschleift. Diese Unthaten sah auch ein frommer Pilger ans Frankreich, bcr Einsiedler Peter von Amiens. Mit einem Schreiben vorn Patriarchen von Jerusalem kam er zum Papst Urban Ii. und schilderte mit beredten Worten die Drangsale der Christen zu Jerusalem. Der Papst beauftragte Peter, in Italien und Frankreich die Gemüter auf den Kampf zur Befreiung des heiligen Grabes vorzubereiten. Im Jahre 1095 hielt der Papst selbst eine große Kirchenversammlung zu Clcrmont in Frankreich und forberte die Gläubigen aus, das gelobte ßanb den Ungläubigen zu entreißen. „Gott will es!" war der einmütige Ruf der Versammlung und alle, die an dem Heereszuge teil nahmen, hefteten ein rotes Kreuz ans die Schulter, daher die Bezeichnung Kreuzfahrer und Kreuzzug. —-- Das Hauptheer brach im August unter der Anführung des 1096] Herzogs Gottfried von Bouillon auf. Als das Heer bei Constautiuopel nach Asien übersetzte- zählte man 300 0 )0 streitbare Männer. Auf dem Zuge durch Kleinasien nach Syrien begann die Not und das Elend der Kreuzfahrer. Hunger und Durst, Krankheiten, die fortwährenden Kämpfe mit den kriegerischen Seldschukken lichteten das Heer der Kreuzfahrer, so daß nur etwa der zehnte Teil das gelobte Land erreichte. Diese aber, begeistert bnrck den Anblick der heiligen Stadt Jerusalem, eroberten trotz der tapfern Gegenwehr der Türken die Stadt. Gottfrieb von Bouillon war unter den ersten, welche von der Mauer in die Stadt sprangen. Die Thore würden geöffnet, und das Heer der Kreuzfahrer drang in die Stadt. (1099). Ein furchtbares, unbarmherziges Morden der

14. Erzählungen und Lebensbilder aus der deutschen Geschichte - S. 42

1918 - Leipzig : Voigtländer
— 42 — 21. Der erste Xreuzzug. 1. Die Not -er Pilger in Jerusalem. Schon in früher Zeit war es Sitte, pilgerreisen nach dem gelobten Lande zu unternehmen, um an den heiligen Stätten zu beten, wo der Heiland gelebt hatte und gestorben war. Besonders häufig wurden die Reifen, die man auch Wallfahrten nannte, seit der Zeit Konstantins, des ersten christlichen Kaisers. Vieser hatte in Jerusalem die prachtvolle heilige Grabeskirche erbaut, und seine Mutter Helena, die noch in hohem Riter nach Palästina gepilgert war, hatte dort an mehreren Orten Kirchen und Kapellen gestiftet. Don nun an war Jerusalem nie leer von pilgern. Huch als die Rraber das Land in Besitz genommen hatten (Nr. 8), dauerten die Wallfahrten fort, und die Christen wurden in ihren Rndacht-übungen nicht gestört. (Erst als die rohen Türken Jerusalem eroberten, änderte sich das. Die Christen wurden schnöde mißhandelt, die heiligen Orte entweiht und geplündert, wehklagend kamen die Pilger nach (Europa zurück und erzählten von dem Jammer in Jerusalem. 2. Peter von ftmietts. Keiner verstand diese Not so feurig zu schildern als der französische Einsiedler Peter von Amiens. Ruf einer Wallfahrt nach Jerusalem hatte er selbst die Greuel angesehen, welche die Türken verübten. Nun zog er in grobem wollenen Mönchsrock, einen Strick um den Leib, barfuß und mit einem Kruzifix in der Hand, auf einem (Esel reitend von Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorf. Das Volk lief zusammen, wenn es ihn sah. Begeistert redete er zu der Menge: „Ruf, ihr Christen, der Heiland ruft euch! Ich selbst habe in Jerusalem gehört, wie aus allen winkeln der heiligen Stätte der Weheruf erscholl: Rettet, ach rettet uns! Und ihr wollt noch zaudern, ihr wollt nicht hören auf die Stimme des Herrn?" Die Wirkung dieser predigt war gewaltig. Das Volk sah in dem bleichen abgezehrten Pilger, dessen Rügen wie Feuer glänzten, einen von Gott gesandten Boten. Rlle herzen wurden ergriffen von der Macht seiner Worte; allenthalben regte sich ein glühender (Eifer, zum Kampfe gegen die Ungläubigen auszuziehen. 3. Die Nirchenversaininlung zu (Tlermortt. Zugleich berief der Papst eine Kirchenversammlung nach der Stadt (Eiermont in Frankreich (1095). (Eine zahllose Menge Volkes

15. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 74

1864 - Breslau : Leuckart
74 Geschichte. dahin. Seit der Zeit war Jerusalem nie leer von frommen Pilgern, die vor heißer Sehnsucht brannten, die heiligen Stätten zu besuchen, wo einst der Heiland in menschlicher Hülle gewan- delt; nirgends war ihre Andacht inniger als dort. So lange die Araber Herren von Palästina waren, nahmen sie die Wall- fahrten in Schutz; denn auch bei ihnen galt Jerusalem für eine heilige Stadt. Als aber die seldschuckischen Türken, ein rohes und wildes Volk, um das Jahr 1072 dieses Land erober- ten, wurden die Pilger verfolgt und beleidigt, der^ christliche Gottesdienst beschimpft und die Diener des Altars mißhandelt. Man forderte große Summen für die Erlaubniß, die heilige Stadt zu betreten. Immer lauter und dringender vernahm man in Europa die Klagen über die Leiden der Pilger. Um dieselbe Zeit machte eine Wallfahrt in das gelobte Land Peter, gebürtig aus Amiens (Ami - eng), einer Stadt in Frankreich. Er lebte zuerst als Einsiedler, nachher wurde er Priester. Auf seiner Heimkehr aus Palästina kam er durch Rom und überreichte dem Papste Urban eine Bittschrift von dem bedrängten Patriarchen zu Jerusalem; zugleich schilderte er die Leiden, welche die Mutter aller Kirchen von ihren Tyrannen erdulde, mit flammenden Worten. Staunend hörte Urban den beredten Mann an, lobte seinen Eifer und sagte ihm alle Unter- stützung zu. „Gehe hin, mein Sohn," sprach er, „wandle von Dorf zu Dorf, von Stadt zu Stadt, erzähle überall, was du im gelobten Lande gesehen und gehört hast, erwärme die kalten Herzen und der Heiland wird seinen Segen zu deinen Bemühungen geben; das Uebrige soll meine Sorge sein!" Da setzte sich Peter barfuß und mit entblößtem Haupte, in einem grauen Pilgerkleide, auf einen Esel, umgürtete seinen abgezehrten Leib mit einem Strick; nahm ein Kreuz in die Hand und that, wie ihm vom Papste geboten ward. Er predigte auf den Straßen, Kreuzwegen, in Kirchen. Seine Worte erregten Begeisterung. Von allen Seiten strömten die Menschen zusam- men, um ihn zu hören; man empfing und verehrte ihn überall wie einen Boten des Himmels. Auch der Papst Urban blieb nicht unthätig. Er berief im Jahre 1005 eine Kirchenversammlung zu Clermont in Frankreich. Die ganze weite Ebene war mit Menschen angefüllt. In der Mitte erhob sich ein Gerüst, auf welchem der Thron für den Papst stand. Zuerst trat Peter auf und sprach so ergreifend von dem Elende der Christen im heiligen Lande, daß alles Volk laut weinte und schluchzte. Dann erhob sich der Papst mit folgenden Worten: „Ich will sie nicht trocknen, die Thränen der Wehmuth. Lasset uns weinen, meine Brüder! Aber wehe

16. Lehrbuch der Weltgeschichte für Schulen - S. 140

1872 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
Die Kreumge. (1096—1291.) Krster Kreuzzug. Schon frühe, ^besonders seit Constantins des Großen Zeit, war es eine fromme ^itte der Christen gewesen, nach Palästina zu wallfahren, um die heiligen Stätten zu besuchen, wo des Erlösers Fuß gewandelt, mit heißen Dankesthränen den Kreuzeshügel zu benetzen, wo er sein Blut zum Heile der Welt vergossen, und an dem Grabe zu beten, das ihn in seinen Schooß aufgenommen hatte. So lange die griechischen Kaiser im Besitze Jerusalems gewesen, hatten die Pilger dort freundliche Aufnahme gefunden; selbst die Araber gestatteten ihnen, gegen Erlegung eines Zolles, den ungestörten Besuch der Stadt, und die in Jerusalem lebenden Christen genossen unter einem Patriarchen freie Religionsübung. Das Alles änderte sich jedoch, als Palästina im Jahre 1076 in die Hände der Seldschuckeu, eines rohen Türkenstammes, fiel, der, unter seinem Emir Seldschuck für den Islam gewonnen, aus den Gegenden von Bochara erobernd durch Vorderasien vorgedrungen war. Die Seldschucken bedrückten nicht nur die morgenländischen Christen, sondern sie beraubten und mißhandelten auch die abendländischen Pilger; ja viele fanden selbst, nachdem sie alle Mühen und Gefahren der weiten Reise glücklich überstanden hatten, am Ziele ihrer Wanderung von ihren Händen den Tod. Diese Bedrängnis der Christen erregte das tiefste Mitgefühl eines frommen Mannes, Peters von Amiens, der eine Zeit lang als Einsiedler in der Nähe von Jerusalem gelebt hatte. Vou dem schwärmerischen Wunsche beseelt, der Besreier seiner Glaubensgenossen im Morgenlande und der Rächer des geschmähten Heilandes zu werden, eilte er mit einer Bittschrift des hart bedrängten Patriarchen von Jerusalem nach Rom, um den Papst Urban Ii. zu veranlassen, die gestimmte Christenheit des Abendlandes zu einem Befreiungskämpfe für das heilige Grab aufzufordern. Mit tiefer Rührung lauschte der Papst der ergreifenden Schilderung, die der begeisterte Einsiedler von den Leiden seiner christlichen Brüder in Palästina entwarf; er zollte feinem Feuereifer das gebührende Lob und trug ihm auf, die Völker des Abendlandes für den großen Plan zu gewinnen. Peter von Amiens durchwanderte hierauf ganz Italien und Frankreich und predigte in Städten und Dörfern über die Grausamkeit der Ungläubigen, über die Schmach, die den heiligen Stätten widerfahre, und über die Pflicht der Christen, solchen Frevel nicht länger zu dulden. Die hinreißende Kraft seiner Beredsamkeit

17. Die vaterländische Geschichte für Elementarschulen - S. 22

1882 - Kreuznach : Voigtländer
I — 22 — Türken Palästina eroberten, wurden die Christen oft schnöde mißhandelt und die geweihten Orte beschimpft und geplündert. Wehklagend kamen die Pilger nach Europa zurück und erzählten von dem Jammer in Jerusalem. 2. Peter von Amiens. — Keiner aber verstand die Not der dortigen Christen so feurig zu schildern, als der französische Einsiedler Peter von Amiens. Er hatte eine Wallfahrt nach Jerusalem gemacht und dort die Greuel angesehen, welche die Türken verübten. Auf seiner Heimreise begab er sich nach Rom zum Papste und sprach: „Heiliger Vater, in Jerusalem werden die Drangsale der Christen immer ärger. Der Herr Christus will aber solche Schmach nicht länger dulden. Er ist an seinem Grabe mir im Traume erschienen und hat zu mir gesagt: Auf, Peter, eile in deine Heimat und verkünde dort die Leiden meines Volkes, auf daß die heilige Stadt von den Ungläubigen befreiet werde". Der Papst antwortete: „So gehe denn hin, mein Sohn, erzähle allerorten, was du gesehen und gehöret hast, und rufe die Christen auf, Jerusalem den Türken zu entreißen". Und Peter that also. Im groben Mönchsrock, einen Strick um den Leib, barfuß und mit einem Kruzifix in der Hand, zog er, auf einem Esel reitend, von Ort zu Ort? Das Volk lief zusammen, wenn es ihn sah. Und er redete begeistert zu der Menge: „Auf, ihr Christen, zum heiligen Kampfe! Der Heiland ruft euch, sein Grab zu befreien aus der Schmach, seine Stadt Jerusalem zu retten aus den Händen der Gottlosen". Die Wirkung dieser Predigt war eine gewaltige. Das Volk sah in dem bleichen, abgezehrten Pilgersmanne, dessen Augen wie Feuer glänzten, einen Boten, von Gott gesendet. Alle Herzen wurden ergriffen von seinen Worten, und allenthalben regte sich ein glühender Eifer, zum Streite gegen die Ungläubigen auszuziehen. 3. Der Kreuzzug unter Gottfried von Bouillon (1096). — Nun berief der Papst eine Kirchenversammlung nach einer Stadt in Frankreich. Eine zahllose Menge Volkes strömte dort zusammen. Zuerst schilderte Peter in feuriger Rede die Not der Christen im gelobten Lande. Dann sprach der Papst: „Sollen wir noch länger die heiligen Orte den Ruchlosen zum Raube lassen? Auf,

18. Von den ältesten Zeiten bis zum Westfälischen Frieden - S. 75

1903 - Berlin : Nicolai
75 Kulturgeschichtliche Kilder. 1. Die Kreuzzüge. Im Mittelalter hingen die Menschen mit warmer Liebe an ihrem Erlöser; heilig waren ihnen auch die Stätten, an denen er gelebt, gelehrt und gelitten hatte. Zahlreiche Wallfahrer pilgerten daher in das gelobte Land, um jene Stätten aufzusuchen, besonders seit dem Jahre 1000, in dem man allgemein den Untergang der Welt befürchtete. Palästina stand lange unter der Herrschaft der Araber. Diese hinderten die Christen nicht an dem Besuche der heiligen Stätten, wenn sie ein Schutzgeld bezahlten. Nachdem Palästina aber in den Besitz der Türken gekommen war, klagten die Pilger, daß sie feindlich behandelt, verfolgt und beraubt würden. Als solche Klagen in Europa laut wurden, hielt man es für eine Schmach, daß die heiligen Stätten in den Händen der Ungläubigen gelassen wurden. Schon Gregor Vii. hatte sich vorgenommen, sie zu befreien; aber die Kämpfe, die er zu bestehen hatte, hinderten ihn, seinen Plan auszuführen. Die Kirchenversammlung zu Clermont. Als aber jene Klagen immer lauter wurden, beschloß Urban Ii., die Christenheit zur Befreiung des heiligen Landes aufzurufen. In der französischen Stadt Clermont hielt der Papst eine Kirchenversammlung ab, zu der sich eine ungeheure Menge Volks eingefunden hatte. Die Versammlung wurde unter freiern Himmel abgehalten. Der Papst erschien im vollen Schmuck seiner Würde. Er ergriff das Wort, schilderte die Leiden der Pilger und forderte zu einem Zuge zur Befreiung des heiligen Landes auf. Als er geendet hatte, riefen alle wie aus einem Munde: „Gott will es! Gott will es!" Viele Fürsten, Grafen, Ritter und zahlreiches Volk gelobten, an dem Zuge teilzunehmen. Alle ließen sich zum Zeichen, daß es einen heiligen Krieg gelte, ein rotes Kreuz aus die rechte Schulter heften. Geistliche zogen durch Stadt und Land, um das Volk zur Teilnahme an dem Zuge anzufeuern. Unter ihnen zeichnete sich der Einsiedler Peter von Amiens durch

19. Kleine Weltgeschichte oder Geschichten aus der Geschichte - S. 58

1856 - Moers : Rhein. Schulbuchh.
58 §. 37, Die Kreuzzüge. sie meinten, Gott werde ihnen dann gnädiger sein, als daheim, und- das war nicht gut. Denn Gott will uns um Christi willen die Sünden vergeben, und nicht um einer Reise willen. So lange die Christen in Jerusalem herrschten, waren solche Pilger natürlich willkommen. — Auch als die Araber die heilige Stadt einnahmen, (§. 33), wurden die Wanderer noch immer freundlich behandelt. Aber als die rohen Türken Jerusalem eroberten, änderte sich das sehr. Die Pilger wurden verlacht, verspottet, beschimpft, geschlagen. Und wenn sie in die Kirche zum heiligen Grabe gehen wollten, mußte jeder von ihnen wohl dreißig Thaler an die habsüchtigen Türken bezahlen: gerade, wie es noch jetzt ist. Das betrübte die Pilgrime. Wehklagend kamen sie nach Europa zurück und erzählten von dem. Jammer in Jerusalem. Im Jahre 1095 kam auch der französische Einsiedler Peter von Amiens zurück, ging zum Pabste Urban Ii. rmd sagte: „Heiliger Vater, ich komme gerades Weges von Jerusalem und habe in der heiligen Stadt großen Jammer und Roth gesehen» Und als ich dort bitterlich darüber weinte, erschien mir der Heiland im Traume und forderte mich auf: „„Eile in Deine Heimath und wecke die Gläubigen auf zur Reinigung der heiligen Oerter!"" „Eilig kehrte ich zurück und warte nun Deiner Befehle!" „Gut", sagte der Pabst, „so reise umher und fordere die Menschen auf, sich zu vereinen und das heilige Grab den Ungläubigen zu entreißen!" Und nun setzte sich Peter, obwohl lahm, im groben, wollenen Mönchsrock, einen Strick um den Leib, auf einen Esel und ritt von Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorf. Barfuß, mit nie gekämmtem, schwarzem Haare, im bloßen Kopfe, das Kruzifix in der Hand, machte er eine wunderliche Figur. Das Volk lief zusammen, wenn es ihn sah, und er redete begeistert zu der Menge: „Auf, ihr Christen, der Hei- land ruft Euch! Ich selbst habe oft gehört, wie aus allen Winkeln der heiligen Orte der Weheruf ertönte: „„Rettet, ach rettet uns!"" Und Ihr wollt noch säumen, Ihr erkornen Werkzeuge des Herrn?" Peter hatte fich's blos eingebildet, daß der Heiland begehre, die Christen möchten das heilige Land wieder erobern, aber die Leute glaubten es und wurden voll Eifers. Niemand bedachte in der Zeit, daß die Waffen der Christen geistlich seien, denn man kannte das Wort Gottes nicht. Der Pabst berief Jedermann, wer könnte, nach Clermont in Frankreich zusammen und bewog daselbst die große Ver- sammlung zu einem Kriegszug wider die Türken. Er redete aber seine eigenen Einfälle und nicht Gottes Wort. „Es ist unsere hei- ligste Pflicht,"« Fagte er, „das heilige Land den Ungläubigen wieder zu entreißen. Jeder, der mit ziehet, wird sich dadurch die ewige Selig- keit erkaufen; wer aber ohne Grund daheim bleibt, bringt ewigen

20. Geschichte des Mittelalters - S. 382

1854 - Weimar : Böhlau
382 Veranlassung zu den Kreuz- zügen. Dritter I e i t r a u m. Vom Anfang der Kreuzzüge bis zu Rudolph von Habsburg, 1006—1273. 1) Die Kreuzzüge. Schon sehr früh waren Wallfahrten nach dem gelobten Lande üblich geworden. Häufiger wurden sie seit der Zeit Con- stantin's des Großen, welcher das Grab des Erlösers mit einem schönen Gewölbe hatte überbauen und daneben eine prächtige Kirche aufführen lassen. Die Araber, welche seit dem siebenten Jahrhun- dert Herrn von Palästina waren und bei den Besuchen der Pilger ihren Vortheil fanden, störten die Wallfahrten nicht und ließen die christliche Gemeinde zu Jerusalem ungekränkt. Dagegen hatten die Pilger mit mannigfachen Bedrückungen zu kämpfen, als das gelobte Land der Herrschaft der ägyptischen Khalifen unterworfen wor- den war. Doch wurden um das Jahr 1000 die Wallfahrten häu- figer, weil man die Wiederkunft Christi in Palästina erwartete. Der Erzbischof Siegfried von Mainz und andere Bischöfe unternah- men 1065 eine Wallfahrt nach Jerusalem mit 7000 Pilgern, von denen nur 2000 zurückkehrten. Schrecklich war das Loos der Pil- ger und der Christen in Palästina, als die Seldschucken (S. 365) Syrien und Palästina erobert und Ortok, der Führer einer türki- schen Horde, Jerusalem erhalten hatte. Laute Wehklagen erschollen und erregten den Wunsch, den Ungläubigen das heilige Land zu entreißen. Schon Gregor Vii. war von dem griechischen Kaiser um Hülfe gegen die Seldschucken angegangen worden, doch dessen Streit mit Heinrich Iv. hatte das beabsichtigte Unternehmen verhindert. Da erschien ein Einsiedler, Peter von Amiens, welcher eine Wallfahrt nach Palästina unternommen hatte und überbrachte dem Papste Urban Ii. (S. 306) ein Bittschreiben des bedrängten Patriar- chen von Jerusalem. Peter hatte die Mißhandlung der Christen gesehen und selbst erfahren und schilderte sie mit den lebhaftesten Farben. Christus, erzählte er, sei ihm im Traume erschienen und habe ihm befohlen, alle Christen zur Befreiung des heiligen Grabes aufzufordern. Peter wurde von dem Papst durch Italien und Frank- reich gesandt, um den an ihn ergangenen Ruf des Heilandes zu ver- kündigen. Ueberall wurde der fromme Pilger als ein Bote Gottes betrachtet. Abgezehrt und bleich, mit tiefliegenden Augen, barfuß und mit entblößtem Scheitel, in Lumpen gehüllt, einen Strick um die Lenden und ein Kreuz in der Hand, zog er auf einem Efel sitzend einher. Er predigte in Kirchen und auf der Heerstraße; feine hin- reißende Beredtsamkeit regte alle Gemüther auf; sein Eifer für die Religion und sein strenges Leben flößten Bewunderung und Ehr- furcht ein.