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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Provinz Pommern - S. 5

1914 - Stettin : Schuster
Die Provinz Pommern. Pommern wird in seiner ganzen Länge an der Nordküste von der Ostsee bespült. Fast keiner seiner Punkte ist weiter als 120 km von diesem Meere entfernt. Es ist also ein Küstenland. Das sagt auch sein Name, den man von dem slavischen po more ableitet, d. h. am Meere. Die pommersche Küste ist etwa 520 km oder 69 Meilen lang. Eine grade Linie, welche den westlichsten mit dem östlichsten Orte Pommerns verbindet, mißt aber nur 450 km. Das kommt daher, daß die Küsten Pommerns einen stumpfen Winkel bilden, den die Ostsee als Pommersche Bucht füllt. — Die Orte der Südgrenze Pommerns haben verschiedene Entfernung vom Meere. Am weitesten sind von der Ostsee die Gegenden um Bahn, Kallies und Ratzebnhr abgelegen. Die Breite Pommerns schwankt zwischen 40 und 120 km oder 5 und 15 Meilen. Pommern ist 30000 qkm groß und hat 1700000 Einwohner. Es ist eine von den 12 Provinzen des Königreichs Preußen, das etwa 12mal so groß ist. Ganz Deutschland ist wohl 18mal so groß. — In alter Zeit war Pommern von seinen Nachbarländern fast überall durch natürliche Grenzen abgeschlossen. Vorpommern wurde nach Süden durch ein breites, sumpfiges Tal begrenzt. (Randow, Recknitz.) Den Übergang über dasselbe wehrten zahlreiche Burgen. An der hinterpommerschen Grenze zog sich ein gewaltiger Wald hin, der mehrere Tagereisen breit war. — Die heutigen Nachbarländer Pommerns sind im Westen die Großherzogtümer Mecklenburg Schwerin und -Strelitz, im Süden die Provinzen Brandenburg (Uckermark und Neumark) und Westpreußen (Regierungsbezirk Marienwerder), im Osten ebenfalls Westpreußen (Regierungsbezirk Dauzig). — Pommerns Wappen ist der rote Greif auf einem silbernen Schilde. Die Landesfarben sind blau und weiß. — Die Oder teilt Pommern in Vor- und Hinterpommern. Das Gdertal und seine Ränder. a) bis Stettin. Nach einem Wege von über 100 Meilen Länge tritt die Oder bei dem Dorfe Nipperwiese in Pommern ein. Das Tal, welches sie durchfließt, ist etwa 4 km breit. Zu beiden Seiten erheben sich Hochländer: das Randower und das Bahner Hochland. Zunächst stießt die Öder auf der östlichen Seite des Tales dicht unter den Bergen hin bis nach Fiddichow. Dann wendet sie sich nach dem westlichen Ufer und erreicht die alte ^tadt Gartz. Bei Gartz teilt sich die Oder in zwei

2. Provinz Pommern - S. 7

1914 - Stettin : Schuster
7 — Stettin besitzt einen Freihafen, d. i. ein Gebiet, auf welchem alle Ware steuerfrei ist und erst versteuert werden muß, wenn sie in das Inland geht und einen Industriellen zwischen Parnitz, Reglitz und Güterbahnhof. — Stettin war um 1100 die Residenzstadt Wartislavs I. und galt als festeste Stadt im Lande. 1245 wurde es eiue deutsche Stadt, die 1360 Mitglied der Hansa wurde. 1675—77 belagerte sie j>er Große Kurfürst und legte die Stadt fast in Trümmer. 171") beschossen die Russen Stettin. 1806—13 war es in den Händen der Franzosen. — Am 1. April 1900 wurden die Orte Grabow, Bredow und Nemitz in Stettin einverleibt. Einwohnerzahl über 250000. Die neuen Straßen sind breit und durch Spazierwege und Schmuckplätze verschönt. Von seinen alten Gebäuden sind zu erwähnen: Das Schloß, die Peter- und Paulskirche (1124 vou Bischof Otto gegründet) und die Jakobikirche (gegründet 1187). b) von Stettin bis zur Mündung. Das linke Oderufer mit seinen Bergen ist auch hinter Stettin mit einer fast ununterbrochenen Reihe von Ortschaften besetzt. Das sumpfige und flache rechte Ufer trägt nur anfangs einige Fabrikanlagen, z. B. Dampfschneidemühle, Fettwarenfabrik, chemische Fabrik, Anthracitwerke. Unmittelbar aus Bredow folgt Züllchow, ein Ort mit 8000 Einwohnern. Hier stehen die großen Dampfmühlen und die Portland-Zementfabrik. Bekannt sind auch die Züllchower Anstalten. Knaben, welche den Eltern und der Schule nicht gehorchen wollen, sich um- hertreiben und lose Streiche oder Diebstähle und andere Vergehen ausüben, werden hierhergebracht. Sie werden unter steter Aufsicht und scharfer Zucht gehalten, damit aus ihueu ordentliche Menschen werden. Gegenüber von Züllchow fließt aus der Oder die Swante in den Dammschen See. Der Name erinnert an die Wenden. Die Erhöhung, welche heute die Försterei Bodenberg trägt, soll ihnen als Begräbnisplatz gedient haben. — Nach Züllchow folgen Bollinken und Frauendorf. (4000 Einwohner.) Der Ort gehörte einst dem St. Marienkloster in Stettin. Um eigenen Kloster- wein zu haben, siedelten die Nonnen hier Deutsche aus Weingegenden an, doch ging der Weinbau bald wieder eiu. Der letzte große Weingarten be- fand sich auf der heutigen Elisenhöhe. Als die Stadt Stettin Friedrich Wilhelm Iv. hier ein Fest feierte, benannte sie die Stätte nach der Ge- mahlin des Königs. In dem nun folgenden Gotzlow erinnert der Wein- berg, der jetzt wieder mit Reben bepflanzt ist, daran, daß bis 1830 daselbst Wein gebaut wurde. Glienken und Kratzwiek-Stolzenhagen haben viele Fischer und Ziegelei- oder Fabrikarbeiter als Bewohner. Die Ton- massen des linken Oderufers liefern jährlich Millionen von Ziegelsteinen. Die Tonberge haben wahrscheinlich dem Ort seinen Namen gegeben, denn glinitka heißt in der slavischen Sprache Tongrube. Bei Kratzwiek-Stolzen- Hagen erhebt sich das Eisenwerk „Kraft". Eisen findet sich nicht rein. Es ist meistens mit anderen Körpern als Eisenerz verbunden und durch Gestein verunreinigt. Das Erz wird in dem Hochofen geschmolzen. Ein Hochofen ist ein runder Bau vou 6—8 m Durchmesser und etwa 15 m Höhe. Seiue Wände sind aus verschiedenen Steinschichten erbaut. Die innersten sind feuerfest. Von außen sind starke Eisenringe oder Eisenmäntel herumgelegt. In dem unteren Teile des Hochofens entzündet man ein tüchtiges Holz- oder Kohlenfeuer. Dann schüttet man von oben (durch die Gicht) abwechselnd Koks und Erze hinein. Zur Vergrößerung der Glut wird bis aus 1000° erhitzte Luft in den Ofen geblasen. In dieser Höllenglut schmelzen die Eisenerze. Auch die Steine werden flüssig. Die geschmolzenen Stein- massen, Schlacken genannt, schwimmen auf dem flüssigen Eisen. Man läßt sie abfließen und benutzt sie znr Herstellung von Ziegeln, Kopf- und Trottoirsteinen. Etwa alle 6 Stunden zapft man auch das geschmolzene Eisen ab. Sobald der Zapfen heraus- gestoßen ist, schießt das Eisen als weißglühende Flüssigkeit hervor. Man leitet es in Sandformen, in denen es erkaltet. Das gewonnene Eisen heißt Roheisen.

3. Provinz Pommern - S. 32

1914 - Stettin : Schuster
Obstbäumen bepflanzt. Für Wald ist auf diesem fruchtbaren Boden kein Platz. Die Bewohner sind wohlhabend. Leicht haben sie es mit der Bestellung des Ackers nicht. In trockenen Zeiten ist der Lehmboden stein- hart. Da vermag kein Pflug die Erde aufzureißen. Im Frühjahre aber oder sonst zur Regenzeit werden die Ackerflächen zu einem Lehmbrei, iu dem Pferd und Wagen kaum vorwärts kommen. — An einzelnen Orten haben die alten Bewohner des Weizackers noch ihre bunte Tracht bei- behalten. Die Männer ziehen lange, blaue Röcke mit roten Aufschlägen und blanken Knöpfen an. Die Frauen tragen bis 15 kurze Röcke vou verschiedener Farbe, ein dunkles Mieder und eine Tuchjacke mit langen Ärmeln; über diese wird ein gesticktes Tuch gesteckt. Die langen Strümpfe und die Pantoffeln find gleichfalls bunt gestickt. Den Kopf ziert ein seidenes Häubchen mit langen Bändern. — Der Weizacker wird durch die Plöue entwässert. Sie entspringt anf Brandenburgs Gebiet und fließt durch den Plöne- (8,3 qkm) und den Madüsee. Der Madüsee (früher Medue) ist 36 qkm groß und der wasserreichste See ganz Pommerns. Er ist auch der einzigste See unserer Provinz, der mit seiner Sohle unter den Ostseespiegel reicht. Früher hieß er auch das Pommersche Meer. Zur Zeit Friedrichs Ii. wurde sein Spiegel gesenkt. Nahe am Ausfluß der Plöne liegt das frühere Kloster Kolbatz (gegr. 1173). Heute ist nur uoch die große Kreuzkirche erhalten, von der die kleinere Hälfte als Gottes- haus benutzt wird. Die Plöne mündet bei Altdamm in den Dammschen See. In der Madü wird die große Maräne gefangen. Sie soll auf folgende Weise hierher- gekommen sein: Ein Abt des Klosters hatte lange Jahre im Süden gelebt. Sein Leib- gericht waren Maränen. In Pommern gab es aber keine. Da hatte er oft großes Verlangen nach den schönen Fischen. Als der Abt einst wieder rechten Appetit auf Maränen hatte, kam der Teufel zu ihm. Er erbot sich, ihm so viele Maränen zu schaffen, als er nur haben wolle, wenn er ihm seine Seele verschreibe. Davon aber wollte der fromme Abt nichts wissen. Allein der Teufel machte seinen Appetit immer größer und versuchte ihn immer wieder. Als der Abt sein Verlangen nach dem Lecker- bissen nicht mehr bezwingen konnte, versprach er dem Satan seine Seele, wenn er ihm die Maränen noch vor dem ersten Hahnenschrei brächte. Da fuhr der Teufel wie der Sturmwind durch die Lüfte dahin. Als der Abt allein war, sah er ein, wie unrecht er getan habe. Nun fiel er auf die Kniee und betete zu Gott, er möge ihn noch einmal erretten aus des Teufels Kralleu. Wie er noch so betete, hörte er an dem Sausen iu der Luft, daß der Teufel schon zurückkomme. Der hatte ein ganzes Netz voll schöner Maränen und freute sich, dem lieben Gott wieder eine Seele abgenommen zu haben. Aber er hatte zu früh gelacht. Gerade als er über dem Madüsee war, erhörte Gott das Augstgebet des Abtes und ließ den Hahn krähen. Da sah der Teufel ein, daß er zu spät gekommen war, und warf wütend das Netz mit den Maränen in den See. Darin sind sie von der Zeit an geblieben. — Der Hauptort des Weizackers ist Ppritz mit 87o0 Einwohnern. Es ist eine der ältesten Städte Pommerns, 1124 berühmt ge- worden durch Otto von Bamberg. Aus ihr stammt der Missionar Gützlaff (* 1803 f 1851 auf Honkong). Alte Türme und Mauern, sowie die schöne Mauritiuskirche siud erhalteu. Der Ottobrunnen bekam 1824 eine würdige Ausstattung. — Die Bewohner finden in dem Ackerbau, besonders der Gärtnerei und iu der Viehzucht ihre Haupt- erwerbsqnelle, Auch hat Pyritz eine Maschinen- und Zuckerfabrik. — Der Flecken Werben ist durch feinen Maränenfang berühmt. — An den Pyritzer Weizacker schließt sich das Gebiet der Jhna. Sie hat ihren Ursprung in der Nähe des Enzigsee's. Zu ihrer Linken fließt die Faule Jhna. Vor Jakobshagen trennt sich von der Jhna die Gestohlene Jhna. Nach der Sage verdankt dies Flüßchen seinen Namen einem Müller; dieser grub vou der Jhna einen Graben nach der Quelle

4. Provinz Pommern - S. 18

1914 - Stettin : Schuster
— 18 — vor. Jagderinnerungen, Ritterrüstungen, Waffen aller Art, prächtige Ge- mälde finden wir im Innern. — Die Hauptorte des eigentlichen Rügen sind: Gingst und Garz, 2000 Einwohner. In der slawischen Zeit standen hier innerhalb des Burgwalles das Königsschloß und die Tempel des fünf- köpfigen Porenut. Südlich davon liegt Gr. Schoritz, der Geburtsort E. M. Arndts. Pntbns hat 2000 Einwohner. Hier steht das Schloß des Fürsten von Rügen in dem großen, schönen Park mit dem Wildpark. Süd- lich davon liegt Lauterbach, der älteste Badeort Rügens. Ästlich davon, bei Gr. Stresow, erhebt sich am Ufer ein Denkmal. Auf hoher Steinsäule steht die Figur Friedr. Wilhelm I. Am 15. 11. 1715 schlug er hier Karl Xii. vou Schweden und eroberte Rügen. Westlich von Lauterbach bei dem Dorfe Neuenkamp ist dem Großem Knrfürsten ein Denkmal errichtet. Nachdem er die Schweden bei Fehrbellin besiegt hatte, ging er am 13. 9. 1678 nach der Insel hinüber und vertrieb sie auch hier. Beide Denkmäler hat Friedrich Wilhelm Iv. errichten lassen. Gegenüber von Lauterbach umbrausen die Wogen die kleine Insel Vilm mit ihrem uralten Buchen- und Eichenwalde. Die bedeutendsten Badeorte sind Binz und Sellin. Kurz hinter Sellin betreten wir die Halbinsel Mönch gut. Sie heißt so, weil sie einst dem Kloster Eldena gehörte. Der nördliche Teil der Halbinsel hat viel Nadelwald. An denselben schließt sich der hoch- gelegene Badeort Göhren an. Hier schießt eine spitze Landzunge, das Nordpeerd, weit ins Meer hinein. Bon ihrer Höhe überblicken wir die ganze Halbinsel. Am Südpeerd ist Thiessow gelegen. Als ob es aus vielen Inseln bestände, so erscheint uns das bergige Gebiet Mönchguts. Erst wenn wir genauer hinsehen, bemerken wir die schmalen Sand- und Heidestrecken, welche die vielen Meeresbuchten überbrücken. Der übrige Boden ist auch nicht besonders fruchtbar, deshalb suchen die Männer durch Fischfang, Schiffs- und Lotsendienst ihr Brot zu verdienen und überlassen den Frauen den Ackerbau. Die Mönchguter haben die Tracht ihrer Büter bewahrt. Die Männer tragen 3—4 Paar Beiukleider. Die zu oberst getragenen sind sehr weite, weiße Leinwandhosen, die nur bis etwas übers Knie die Fischerstiefel bedecken. Sie haben eine rote oder blau gestreifte Weste mit blanken Knöpfen und eine kurze schwarze Jacke mit Hornknöpfen. Den Kopf bedeckt eine schwarze Mütze oder ein breitkrämpiger Hut. Bei festlichen Gelegenheiten setzen sie einen Zylinder auf und ziehen lange, schwarze Tuchröcke an. Die Frauen tragen durchweg schwarze Röcke. Über dieselben wird eine weiße Schürze gebunden. Den Oberkörper bekleiden sie mit einem schwarzen Mieder. Dasselbe wird durch einen bunten Brustlatz, Perlen und Schnüre verziert. Über die Schultern schlagen sie ein buntes Tuch. Auf deu Kopf setzen sie zunächst eine leinene, auf diese eiue schwarze, spitz zugehende Haube so, daß nur ein schmaler, weißer Rand hervorsieht. Hinten an der Haube hängt ein langes schwarzes Band. Blaue Schürzen werden nur von Bräuten getragen. Zum Zeichen der Traner wird ein weißes Tuch über die Mütze gebunden. — Der schönste Teil Rügens ist die Halbinsel Jasmund. Sie ist mit dem Kern der Insel durch die Schmale Heide, einen unfruchtbaren Dünenstreifen, verbunden. Die Halbinsel steigt von Westen nach Osten an und fällt mit steilen Ufern zum Meere ab. jpiese Ufer sind weiße Kreidefelsen, auf deueu ein herrlicher Buchenwald, die Stub-

5. Provinz Pommern - S. 27

1914 - Stettin : Schuster
— 27 — solchen Bauten benutzt werden, bei denen sie nicht der Feuchtigkeit ausgesetzt sind. Für andere Bauwerke müssen sie gebrannt werden. Das geschieht im Ringofen. In der Mitte desselben steht der Schornstein. Um ihn herum sind Kammern angelegt. Bei unfern Stubenöfen wird das Feuer stets an derselben Stelle entzündet und bleibt auch dort. Beim Ringofen bleibt das Feuer nicht immer an demselben Platze; es wandert vielmehr im Kreise herum. Sind die Kammern alle voll Luftsteiue gepackt, so beginnt der Brand in Kaminer 1. Die heiße Luft geht aus Kammer 1 durch 2, 3, 4 usw. vielleicht bis 7. Dadurch werden die Luststeine in diesen Kammern anch gleich erwärmt. In einem Tage sind die Ziegel in Kammer 1 fertig gebrannt. Darum wird dann in 2 Feuer entzündet, und die heiße Luft kann nun bis Kammer 8 kommen. In Kammer 1 kühlen die Ziegel allgemach ab. Sind sie erkaltet, so werden sie herausgenommen. Sie heißen, weil man sie wie Brot im Osen gebacken hat, Backsteine. Pölitz (Poliz, Puliz, Pöltze) 4500 Einwohner, liegt an der Larpe, einem Neben- arm der Oder. Erhielt 1260 Stadtrecht, kam aber schon 1321 unter die Herrschaft Stettins. Die Bewohner treiben Ackerbau, Fischerei und Fischhandel. In der Nähe liegt in lieblichen Waldungen der Ausslugsort Messenthin. — Jasenitz am Aalbach, (altes Schloß, Dichter Lndwig Giesebrecht begraben). Das Flachland, welches sich am Haff ausbreitet, ist zumeist sandig oder moorig. Dieser Boden hat sich gebildet, als hier ein gewaltiger See flutete, von welchem das Haff nur noch ein kleiner Teil ist. Fast das ganze Gebiet trägt Nadelwald, der nur hin und wieder von kleinen Laub- Waldungen unterbrochen wird. Auf dem moorigen Grunde wachsen meter- hohe Farue und dichtes Beerengesträuch als trefflicher Versteck für das Wild. Zahlreiche Hirsche und Rehe finden sich namentlich in der Mützelbnrger- und Torgelower-Forst. (Jagdgebiet des Kronprinzen.) Die großen Wald- bestände liefern reichlich Nutz- und Brennholz. Dasselbe wird meistens auf Waldbahnen nach den Bahnhöfen oder den Ladeplätzen an der Küste geschafft. Der sandige Acker des Flachlandes ist wenig ertragreich. — Auch Altvorpommern ist nicht reich mit Seen bedacht. Im westlichen Teile gibts wohl zahlreiche Solle, größere Seen sind aber nicht vorhanden. In der östlichen Hälfte liegen der Große und Kleine Mützelbnrger-, der Stolzeuburger und am Haff der Neuwarper See. Der Aalbeckersee ist trocken gelegt worden. Der ehemalige Seegrund liefert den Ortschaften Vor-, Gegen-, Hintersee n. a. fruchtbare Wiesen und Ackerboden. Die Bewohner von Nenwarp, 2000 Einwohner, und Ziegenort treiben Fischerei und Schiffahrt. Stolzenburg hat eiue Glashütte. — Im fruchtbaren Peeuetal liegen: Demmin, 12500 Einwohner. Der Name stammt von dem wendischen dyni d. i. Rauch und bedeutet Rauch- oder Wohustätte. Die Lage zwifcheu Peene und Tollense machte D. zu eiuer festen Stadt. 1147, 1164, 1177 wurde sie durch Heinrich den Löwen be- lagert. Um 1250 ist Demmin eine deutsche Stadt und Mitglied der Hansa. 1631 er- obern sie die Schweden, 1637 die Kaiserlichen, 1639 wieder die Schweden. 1659 und 76 belagerte sie der Große Kurfürst. Im 7jährigen Kriege fiel sie kurze Zeit den Schweden in die Hände. Air die alte Zeit erinnern das Anklamer Tor und die Bartholomäuskirche. Die Bewohner treiben bedeutenden Korn- und Viehhandel und sind wohlhabend. Demmin ist der Mittelpunkt eines der reichsten Kreise Pommerns. — Jarmen, 3000 Einwohner, war früher mit Wällen und Gräben umgeben, 1630, 37 und 1712 waren seine Unglücksjahre. Das Dorf Stolpe ist aus dem ehemaligen Kloster entstanden (gegründet 1153). — Anklam, (Tanglim, Tanclym, Ankelem, Anklym) 15000 Einwohner, wurde 1121 von den Polen zerstört und bei dem Wiederaufbau größtenteils mit Deutscheu besiedelt. Es schloß sich früh der Hansa an. Mit dem 30jährigen Kriege ging seine frühere Blüte dahin. 1627 wurde es von den Kaiserlichen besetzt und vollständig ausgesogen. 1676 bezwang der Große Kurfürst die Stadt. Im nordischen Kriege sollte Anklam 1713 auf Befehl des russischen Zaren in Brand gesetzt werden. Im 7jährigen Kriege hatten bald die Preußen, bald die Schweden die Stadt im Besitz. Auf Befehl Friedrichs Ii. wurde sie entfestigt. — An die alte Zeit erinnert

6. Provinz Pommern - S. 43

1914 - Stettin : Schuster
— 43 Alle 3 Jahre tritt die Provinzialsynode zusammen. Ihren Verhandlungen wohnt ein Vertreter des Königs und der Generalsuperintendent bei. — Ueber der Provinzialsynode steht die Generalsynode, zu der die älteren preußischen Provinzen gehören. Sie hat zu Gesetzen, welche die Landeskirche betreffen, ihre Zustimmung zu geben. Die katholischen Gemeinden Pommerns gehören zu der Delegation (Bezirk) des katholischen Probstes zu Berlin. Die Probstei Tempelburg gehört zu Posen, Lauen- bürg zu Kulm. Die Gerichte der Provinz. Ueber den Amtsgerichten stehen die Landgerichte. Sie befinden sich in Greifswald, Stettin, Stargard, Köslin und Stolp. Wer sich bei dem Urteil des Landgerichts nicht beruhigen will, kann Berufung beim Oberlandes- gericht iu Stettiu einlegen, das aus 5 Richtern zusammengesetzt ist. vom Heere. In Pommern steht das Ii. Armeekorps. Es setzt sich zusammen aus der Iii. und Iv. Division. Zur Iii. Division gehören die 5. und 6. Infanterie-, die 3. Kavallerie- und 3. Feldartillerie-Brigade und zwar folgende Regimenter: Grenadier- Regiment König Friedrich Wilhelm Iv. (1. Pommersches) Nr. 2 in Stettin; Infanterie- Regiment Prinz Moritz v. Anhalt-Deffan (5. Pomin.) Nr. 42 in Stralsund und Greifs- wald ; Kolberger Greuadier-Regimeut Graf Gneifenan (2. Pomm.) Nr. 9 in Stargard; Jnfanterie-Regiment v. d. Goltz (7. Pomm.) Nr. 54 in Kolberg und Köslin; Kürassier- Regiment Königin (Pomm.) Nr. 2 in Pasewalk; 2. Pomm. Ulanen-Regiment Nr. 9 in Demmin; 1. Pomm. Feldartillerie-Regiment Nr. 2 in Kolberg und Belgard; Vor- pomm. Feldartillerie-Regiment Nr. 38 in Stettin. — Zur Iv. Division gehören die 7., 8., 74. Infanterie-, 4. Kavallerie- und 4. Feldartillerie-Brigade und zwar folgende Regimenter: Pomm. Füsilier-Regiment Nr. 34 in Stettin und Swinemünde; Jnfanterie-Regiment Graf Schwerin (3. Pomm.) Nr. 14 in Bromberg; 6. Pomm. Jnfanterie-Regiment Nr. 49 in Gnesen; 4. Westpreuß. Jnfanterie-Regiment Nr. 140 in Hohensalza (Jnowrazlav); 5. Westpreuß. Jnfanterie-Regiment Nr. 148 in Bromberg; 6. Westpreuß. Jnfanterie-Regiment Nr. 149 in Schneidemühl; Grenadier-Regiment zu Pferde Freiherr v. Derfflinger (Neumärkisches) Nr. 3 iu Bromberg; Dragoner-Regiment v. Arnim (2. Brandenb.) Nr. 12 in Gnesen; 2. Pomm. Feldartillerie-Regiment Nr. 17 in Bromberg; Hinterpommersches Feldartillerie-Regiment Nr. 53 in Bromberg und Hoheusalza. — Außerdem gehören zum Korps das Fußartillerie-Regiment v. Hindersin (Pomm.) Nr. 2 in Swinemünde, Danzig, Pillau; das Pionier-Bataillon Nr. 2 in Stettin, das Train-Bataillon Nr. 2 in Altdamm, das Jägerbataillon in Neustettin. Verkehrswege sind schiffbare Wasserstraßen, Chausseen und Eisenbahnen. Ryk, Peene und Oder sind schiffbar. Chausseen hat Pommern über 4000 liin, Kleinbahnen über 2000 Iii». Die meisten Eisenbahnen sind Staatsbahnen. (Normalspuren 1,435 ni.) Pommern hat 2 Kaiserliche Oberpostdirektioneu (Stettin, Köslin). Unter diesen stehen Postdirektoren. Je nach der Größe unterscheidet man Postämter elfter, zweiter und dritter Klasse. Kleinere Orte haben Postagenturen oder auch Posthilfsstellen. Von der Verwaltung. Alle Bewohner eines Dorfes oder einer Stadt bilden eine Gemeinde. Jede Gemeinde hat ihre Angelegenheiten selbst zu verwalteu, die Ober- aufsicht führt aber der Staat. Alle Gemeindeangehörigen sind zur Mitbenutzung der öffentlichen Einrichtungen und Anstalten berechtigt. Zu denselben gehören Schuleu, Armen- und Krankenhäuser, Sparkassen, Wegeanlagen, Wasserwerke, Schlachthäuser, Bade- Gas-, höhere Uuterrichtsaustalteu usw. Reicht das Vermögen der Gemeinde zur Unter- Haltung dieser Anstalten nicht aus, so müssen die Gemeindeangehörigen Steueru zahlen. Solche Gemeindesteuern sind: Einkommen-, Gebäude- und Grnndsteuerzuschlag, Hunde-, Bier-, Vergnügen- und Wanderlagersteuer. Die drei ersten sind Staatsstenern, nur die Zuschläge erhält die Gemeinde. Beträgt z. B. der Einkommenstenerznschlag 114%, so zahlt der Betreffende 100 Mark an den Staat und 114 Mark an die Gemeinde. (Grund- und Gebäudesteuer werden gegenwärtig vom Staate nicht erhoben.) Jeder Preuße, der 24 Jahr alt ist, ein Jahr in der Gemeinde wohnt, keine Arinenunterstütznng erhält, seine Steuern gezahlt hat und durch keiue gerichtliche Strafe seiner Ehre beraubt ist, gehört zu den Gemeindegliedern. Als solches kann er an den Wahlen teilnehmen und selbst gewählt werden. — Zum Zwecke der Wahl werdeu alle wahlberechtigteu Gemeindeglieder nach der Höhe der gezahlten Steuer iu drei Klasseu geteilt. Nehmen wir an, die Gemeindesteuern eines Ortes betrügen in diesem Jahre 3000 Mark. Davon zahlt der reiche Fabrikbesitzer allein den dritten Teil, nämlich 1000 Mark. Zwanzig Gemeindeglieder zahlen Steuern in verschiedener Höhe, aber nicht unter 20 Mark. Znsammen zahlen sie auch 1000 Mark. Das letzte Drittel briugen

7. Provinz Pommern - S. 45

1914 - Stettin : Schuster
Hauptmann, darf Anträge und Beschwerden an die Regierung richten, beschließt über die Verwendung vou Geldern, welche aus der Staatskasse der Provinz überwiesen werden und über die Aufnahme von Anleihen, die für Wegebauten, Laudesverbesserungen, Wohl- tätigkeitsanstalten (Armeu-, Blinden-, Irrenhäuser usw.), Kuust und Wissenschaften (Museen, Archive) verwendet werden sollen. Zur Deckung und Tilguug der Ausgabeu werden Steuern als Zuschläge zu deu direkten Staatssteuern bis zu 25% erhoben. Der Landtag wählt den Provinzialausschuß. Zu demselben gehören der Landes- Hauptmann und 7—13 Mitglieder des Landtages. Er bereitet die Beschlüsse des Land- tages vor und ernennt und beaufsichtigt die Provinzialbeamteu. Die staatlichen Auf- fichtsbeamten fiud also: Laudrat, Regierungspräsident und Oberpräsident. Ihnen zur Seite stehen der Kreistag, der Bezirksausschuß und Provinzialrat. An der Spitze der Selbstverwaltung steht der Laudeshauptmauu und der Proviuzialausschuß, welche vom Provinziallandtage gewählt werden. Bei Streitigkeiten in Berwaltnngssachen entscheiden die Berwaltuugsgerichte. Solche sind für den Kreis der Kreisschuß, für den Bezirk der Bezirksansschuß und für den ganzen Preußischen Staat das Oberverwaltnngsgericht zu Berlin. Pommern gehört zum Königreich Preußen. Dasselbe ist eine Erbmonarchie; denn uach dem Tode des Königs erbt der älteste Sohn desselben den Thron. Preußen ist eiue konstitutionelle Monarchie; denn eine Verfassung (Konstitution) bestimmt die Rechte des Fürsten und des Volkes. Die höchsten Beainten des Königs sind' die Mi- nister. Sie sind für die Regieruugshandluiigen verantwortlich. Zum Zeichen dafür wird jeder königliche Erlaß von dem Minister, auf dessen Fach (Ressort) er sich bezieht, unterschrieben. Das Staats Ministerium hat folgende Abteilungen: 1. Das Mi- uisterium des Innern. Unter ihm stehen die Landräte, Regiernngs- und Oberpräsideuteu. Es ist die höchste Behörde für die innere Verwaltung. 2. Das Ministerium der geist- lichen, Unterrichts- und Mediziualaugelegeuheiten (Kultusministerium). 3. Das Mi- nisterium für Handel und Gewerbe. 4. Das Ministerium für öffentliche Arbeiten. 5. Das Ministerium für Laudwirtfchaft. 6. Das Ministerium der Fiuanzen. 7. Das Justizministennm. 8. Das Kriegsministerinm. 9. Das Ministerium für auswärtige Angelegenheiten. Unter ihm steheu die Botschafter, Gesaudteu und Konsuln. Die Volksvertretung besteht ans dem Herren- und Abgeordnetenhause. Zu letzterem gehören 433 Abgeordnete, aus Pommern 26. Diese werden vom Volke gewählt. Auch hier werden die Wähler nach den Steuern in 3 Klassen geteilt. Jede Klasse wählt ein Drittel der Wahlmänner, von denen auf 250 Seeleu eiuer kommt. Jeder Preuße, der 25 Jahre alt ist, kann wählen. Er ist ein Urwähler. Diese haben in öffentlicher Wahl den Wahlmann zu wählen. Die Wahlmänner bestimmen dann den Abgeordneten. Die Wahl ist eine öffentliche und indirekte. Die Abgeordneten werden aus 5 Jahre gewählt und bekommen Tagegelder. Der Landtag berät und beschließt über Staatseinnahmen und -Ausgaben. Alle Steuern müssen von ihm bewilligt werden. Ueber die Verwaltung der Staatsgelder muß die Regierung ihm Rechenschaft geben. Ohne seine Zustimmung kann kein Gesetz erlassen oder abgeändert werden. Das Herrenhaus besteht etwa aus 250 Mitgliedern. Es gehören dazu die großjährigen königlichen Prinzen, erblich berechtigte Mitglieder und solche, welche der König auf Lebenszeit ernennt. Die großen Städte werden durch die Oberbürgermeister, die Universitäten durch Professoren vertreten. — Neue Gesetze können vom Könige oder von den beiden Häuseru beantragt werden. Sie treten in Kraft, wenn sie von den beiden Kammern angenommen und vom Könige bestätigt und verkündet sind. Alle deutscheu Staaten bilden seit 1871 wieder ein Kaiserreich. Der König von Preußeu ist zugleich deutscher Kaiser. Der höchste Beamte des Reiches ist der Reichskanzler. Er führt den Vorsitz im Bundesrate. Letzterer besteht aus 58 Ber- tretern der Fürsten. Nach der Größe und Bevölkerung seines Landes richtet sich die Zahl der Vertreter, die der Fürst ernennen darf. Prenßen hat deren 17, Bayern 6, Sachsen und Württemberg je 4, Baden und Hessen je 3, Mecklenburg-Schweriu und Braunschweig je 2 und die übrigen je 1. — Die vom Bundesrate vorbereiteten Ge- setzesvorlagen werden dem Reichstage vorgelegt. Zu demselben gehören 397 Abgeordnete. Pommern wählt deren 14. Jeder Wähler hat im Wahllokale seinen Stimmzettel ab- zugeben. Auf demselben steht der Name dessen, den er wählen will. Die Wahl ist eine geheime und direkte. Georg-Eckert-Instltut für internationale Schulbuchtorsänung Braunschweig Schulbuchbibliothe*

8. Provinz Pommern - S. 26

1914 - Stettin : Schuster
reich. Der Boden ist fast durchweg fruchtbar. Wiesen siud selten. Wald fehlt fast ganz. Penkun, 2000 Einwohner, liegt in fruchtbarer Gegend. Die Bewohner treiben Ackerbau. Im Park am Schloßsee schönes Schloß. — Gartz (Gradicia, Garditz, Gartze) 4000 Einwohner. 1249 wurde es eine deutsche Stadt, 1468 öffnete es den Branden- burgern die Tore, wurde aber 1477 wieder zurückerobert. 1630 wurde es niedergebrannt, 1639 geschleift und in Schutthaufen verwandelt; desgl. 1659. 1713 von den Russen geplündert. Die Bewohner treiben Ackerbau (Tabak, Runkelrüben) Viehzucht, Handel und Fischfang, fabrizieren Zigarren und Zigarrenkisten. — Mescherin, ein Dorf mit großer Zuckerfabrik. Bereitung des Zuckers. Die sorgfältig gereinigten Rüben werden mit der Schnitzelmaschine in lange dünne Streifen geschnitten und in eiserne Zylinder gebracht. Dann wird reines, warmes Wasser daraufgegossen und das Gesäß luftdicht verschlossen. Das Wasser zieht den in den Rüben enthaltenen Znckerftoff heraus, fließt iu ein zweites und so weiter durch neun Gefäße. Die leeren Behälter werden immer von neuem mit Wasser gefüllt, bis die Schnitzel keinen Znckerftoff mehr enthalten. Sie werden dann als Viehfutter benutzt. Der Saft aus dem neunten Gefäße wird in großen Pfannen erwärmt und mit ungelöschtem Kalk vermischt, worauf er über Drell tücher laufen muß. Bei diesem Filtrieren bleibt der Kalk zurück. Aus dem Safte wird darauf ein großer Teil des Wassers verdampft. Der so entstandene Dicksaft wird noch einmal mit Kalk vermischt und gefiltert. Der Dicksaft wird darauf gekocht, bis er Fädeil zieht. Dann füllt man ihn auf Kästen und läßt ihn erkalten. Dabei wird ein Teil des Saftes fest. Man sagt, er krystallisiert. Der nicht erstarrte Syrup wird durch ein Draht- netz abgeschleudert. In dem Netze bleibt nun Rohzucker znrück. Dieser hat eine schmutzig gelbe Farbe und muß gereinigt oder raffiniert werden. Je nachdem der Zucker ein- oder mehreremale geläutert ist, unterscheidet man Farm- und Lumpenzucker, Melis und feine Raffinade. — Für den Zucker muß eine Verbrauchsabgabe, eine Steuer, bezahlt werden. Darum werden die Zuckerfabriken von Steuerbeamten beaufsichtigt. Diese müssen darüber wachen, daß kein Zucker unversteuert aus der Fabrik geht. Selbst der Fabrik bescher muß den Zucker, deu er verbrauchen will, versteuern. Nur der Zucker ist steuer frei, der ins Auslaud geschickt wird, sowie der, den der Konditor verarbeitet, und der, der zum Viehfutter dient. Wie der Zucker, so werden auch Bier, Spiritns und Tabak besteuert. Nördlich von Stettin erhebt sich das Warsower Hochland. Es wird im Norden vom Aalbach, im Osten von der Oder begrenzt. Die Süd- und Westgrenze bildet das von der klingenden Beck durchflossene Nemitzer Tal. Die höchste Erhebung ist bei Vogelsang (131 in). Der westliche Teil des Hochlandes ist sandig und größtenteils bewaldet. Die östliche Hälfte ist fruchtbarer Lehm- und Tonboden. An den Uferrändern bei Kratzwiek und Glienken, desgl. auf den Rollbergen werden die Tonlager zu Zement- und Ziegelfabrikation ausgenutzt. Von der Höhe bei Vogelsang entströmen mehrere Bäche. — Der Ton, der hier gegraben wird, heißt Sep- tarienton. In ihm finden sich viele rundliche Kalksteine, sogenannte Septarienknollen. Sie heißen so nach den vielen Spalten im Innern, die der Lateiner septeu nennt. Art den Spalten hat sich der Stein mit schönen gelben, roten, blauen, grünlichen u. a, Schichten (Kalkspatkrystallen) überzogen. In der Nähe Glienkens findet sich auf oder zwischen dem Septarienton der gelbgefärbte „Stettiner Sand". Es sind Quarz- kömchen, die mit dünnem Eisenüberzug versehen sind. Septarienton und Stettiner Sand haben sich im Meere gebildet. Das beweisen auch die kugelförmigen Steine, welche sich in diesem Sande finden. Man bezeichnet sie als Stettiner Kugeln oder Bomben. Sie siud apfelgroß bis zentnerschwer und außerordentlich hart. Im Innern findet man meist gut erhaltene Muscheln, Haifischzähne n. dergl. Um diese Dinge hat sich der Sand festgesetzt. Die Wellen rollten dann die zusammengeballten Muffen und gaben ihiteit die runde Form. — Ziegelbereitung. Der tüchtig zerkleinerte Ton kommt zwischen Walzen; diese zerquetschen und pressen ihn dann zu einem langen Streifen von der Höhe eines Mauersteines zusammen. Eine Schneidemaschine trennt nun von dein Streifen mit jedem Schnitt einen Stein ab. — Die feuchten Steine werden allmählich getrocknet, damit sie nicht rissig werden. Sie heißen jetzt Lnststeine. Diese können zu

9. Provinz Pommern - S. 11

1914 - Stettin : Schuster
— 11 — besteht die Insel hauptsächlich aus ebenem Ackerboden, während das Innere große Torfmoore aufweist. Der Hauptort dieses Teil's wie der gauzeu Insel ist die Stadt Wolliu. Die Bewohner der Insel treiben Ackerbau und Viehzucht, liefern Torf oder finden in den Kreidegruben, Kalköfen und Zemeutsabrikeu Beschäftigung. Die Badegäste bringen den Insassen der Stranddörfer (Neuendorf, Swautus, Heidebrink) gute Einnahmen. Von Berns sind die Bewohner derselben meist Fischer. Ihre Dörfer liegen zwischen den Dünen und können vom Strande aus kaum gesehen werden. Ans demselben stehen die an beiden Enden spitzen Fischerboote. Die Netze sind zum Trocknen aufgehängt. Bei günstigem Wetter geht's ans den Fischsang. Hanptgegenstand des Fischfanges ist der Hering. Die Netze haben eine Länge von 40 und eine Breite von 4 in. Durch Hölzchen, Tönn- chen usw. wird das Netz vor dein Sinken bewahrt. Damit es aber auch ausgespauut bleibe, sind Steine an der unteren Kante befestigt. So schwimmt die ausgespannte Netzwaud in dem Wasser. Die Maschen derselben sind so weit, daß die Heringe nur init dem Kopfe hindurch können. Am Weiterschwimmeu hindern die Brustflossen. Zurück können sie aber auch nicht, denn die Maschen schieben sich hinter die Kiemen und halten den Fisch fest. 8—12 Stuudeu nach dem Auslegeu wird das Netz wieder eiugeuommeu und nun geht's dem Strande zu. — Die Heriuge werdeu frisch oder „grün" verzehrt oder für den späteren Gebrauch zubereitet. Wie alle Seefische stirbt der Hering, sobald er aus dem Wasser gezogen wird und geht schnell in Ver- wesung über. Deshalb wird er sofort „gekehlt", d. h. am Halse wird eiu Einschnitt gemacht, um die Eingeweide herauszunehmen. Danach wird er gereinigt und gesalzen, sorgfältig abgetrocknet und geräuchert. — Das Räuchern geschieht in besonders dazu eingerichteten Häusern. Frische, ausgekehlte Heringe besprengt man anch wohl leicht mit Salz, trocknet sie dann wieder, röstet sie, legt sie in Essig und verkauft sie als Brat- Heringe. Das Salzen geschieht meist in den großen Heringspackereien, die den Fischern ihren Fang abkaufen. Nicht immer ist derselbe lohnend. Bei großen Massenfängen werden oft nur 20—60 Pfg. für das Wal (80 Stück) bezahlt. — Auch die Flunder ist ein häufig gefangener Fisch. Schollen und Steinbutten, Dorsch und Kabeljau, Lachs und Stör werden mit Netz und Angeln gefangen. Nicht selten wird auch ein Seehuud erlegt, von denen in der Ostsee viele lebeu und uuter den Fischen großen Schaden an- richten. — Eiu oft lohnender Verdienst ist die Bernsteinfischerei. Schon in alten Zeiten haben die Kaufleute von hier Bernstein geholt. Derselbe war ein sehr dünnflüssiges, schnell erhärtendes Harz. Es floß eiust in großer Menge aus einem, der Fichte ahn- lichen Baum, der im Ostseegebiet große Urwälder bildete. An dem Harze blieben*kleiue Fliegen, Mückeu, Insekten kleben und wnrden vou ihm überflosseu und eingehüllt. Aus dem Bodeu dieser untergegangenen Wälder hat das Meer den Bernstein ausgewaschen und iu Saudschichteu eingehüllt. Aus dieseu wird er durch Stürme losgerissen und init Tang an die Küste geworfen. Die Bernsteindreher verwerten ihn zu den ver- schiedensten Schmucksachen. — Die Sage erklärt den Urspruug des Bernsteins so: Phaeton, der Sohn des Sonnengottes Helios, bat einst seinen Vater inständig, ihm die Lenkung der Sonueurosse und des Sonnenwagens anzuvertrauen. Widerstrebend willigte der Vater ein. Doch der ungeschickte Jüngling verlor die Zügel, steckte die Erde fast in Brand und wurde selbst tot hiuabgeschleudert. Da beweinten ihn seine Schwestern, die Heliaden, lange und schmerzlich. Die Götter verwandelten sie endlich in Bäume und ihre fortfließenden Tränen in Bernstein. (Sagen: Der Baumfriedhof bei Misdroy, Am Jordansee.) Usedom ist die größere der beiden Inseln. Sie liegt zwischen Swine und Peene. Das Achterwasser dringt tief in die Insel ein und zerlegt sie in einen nordwestlichen und einen südöstlichen Teil. Beide werden durch einen schmalen Landstrich verbunden, der bei Koserow nur 325 m breit ist. Das Meer hat das Land hier wiederholt (1736, 41, 85, 92, 1872, 83) durch- brochen, so daß man sich genötigt sah, einen festen Damin als Schutzwall

10. Provinz Pommern - S. 36

1914 - Stettin : Schuster
'— 36 — betreibe oder Tabak. Bahn (2509 Einwohner), 1220 von Barnim I. angelegt, wurde zuerst dem Templer-, dann dem Johanniterorden geschenkt, von dessen Burg Wildenbruch nur noch ein Turm vorhanden ist. Die Bewohner treiben Ackerbau, Viehzucht, Getreide- und Wollhandel. — Fiddichow wird zuerst 1159 erwähnt als Burg Vidnchowa. 1347 reiht es Barnim Iii. in die Zahl der pommerschen Städte ein. Fiddichow zählt 2700 Einwohner, die Ackerbau (Tabak) treiben. Als besondere Industrie hat sich die Rohrdeckenweberei entwickelt. — Greifenhagen ist eine Gründung der Deutscheu, die 1254 Stadtrechte erhielt. 1325 geriet es wegen seiner Schiffahrt mit Stettin in Streit. 1630 zogen die Kaiserlichen ein, die erst nach der Beschießung am 1. Weihnachtstage den Schweden das Feld räumten; 1640 nahmen die Kaiserlichen Truppen wieder Besitz von Greifenhagen. Seit 1679 gehört es zu Brandeuburg-Preußen. 1760 plünderten die Russen hier. Greifenhagen hat 7300 Einwohner! es besitzt bedeutende Filz- und Filzwarenfabriken. Acker-, Obst-, Gemüsebau und Fischerei sind aber Hauptbeschäftigung. Jenseits der Thue werden die Berge in der Buch hei de wieder höher. Die Bnchheide erstreckt sich in südlicher Richtung etwa 20 km und hat eine Breite von 5—7 km. Dies ganze Gebiet besteht aus Bergen und schmalen, tiefeingeschnittenen Tälern, die mit stattlichen Buchen bewaldet sind. Die höchsten Erhebungen sind die Kolower Spitze (135) und der Klosterkopf' (132 m). Entwässert wird die Buchheide von der Jserbeck, dem Mühlen- bach und Hökendorser Bach. Im Osten sammelt die Plöne die Bäche. In der Buchheide liegen der Wend-, Wogliu- und «kleine Petznicksee. — Der Boden der Buchheide enthält Kreide- und Tonlager. Sie werden zu Zement verarbeitet. Zement wird aus Kalk oder Kreide und Ton gemacht. Kalk wird in Kalkmilch verwandelt. Aus der reinen Kalkinich läßt man das Wasser ver- dunsten. Von dem zurückbleibenden Kalkbrei formt man Steine. Diese werden zunächst an der Luft, dann in dem Dörrofen getrocknet. Die getrockneten Steine werden dann in Brennöfen bis zur Weißglut erhitzt. Die gebrannten Steine werden in der Mühle zu Pulver, d. i. Zement, zerrieben. Wie ist die Kreide hierher gekommen? Tiefbohrungen beweisen, daß der Untergrund Pommerns überall Kreide aufweist. Auf dieser liegen jüngere Erdschichten und die vom Eise aufgeschütteten Massen. Als die gewaltigen, mehr als 1000 w hohen Gletscher sich über dies Gebiet fortschoben, brachen sie vom Untergrunde vorstehende Ton- und Kreidescholleu los und schoben sie vor sich her, bis sich ihnen ein Halt entgegensetzte. Den widerstrebenden Block preßte der Gletscher zu- sammen, bis er endlich über das im Wege stehende Hindernis hinwegkippte. Dann schüttete er ihn mit seinem Steinschutt zu. In den Sandgruben finden sich milchweiße, kngelige Ouarzknollen. Aus diesen bereitet man feuerfeste Ehamottesteine. Der Teil des Höhenzuges, etwa bis Dramburg hin, besteht aus einer großen Zahl rundlicher Lehmberge. Sie erheben sich im allgemeinen nicht weit über 100 rn. Die höchste Erhebung sind die 189 rn hohen Kleistberge in der Nähe des großen Enzigsee's, der 122 rn über dem Meere liegt. Bon ihm zieht sich eine Zahl kleiner Seen in fast grader Linie bis nach dem 15 qkm großen Lübbesee. Eine andere Seenreihe reicht nördlich bis an den 8 qkm grosien Wothschwinsee. Beide liegen etwa 100 rn hoch. Alle diese Seen sind nur Reste eines früheren großen Wasserlaufs. Die heute noch vorhandenen Bäche haben ihr Bett als tiefe Schlucht in das weiche Erdreich gewaschen. Die Gehänge dieser Schluchten sind oft bis hoch hinauf mit üppigem Wiesen- grün oder prächtigem Laubwald bewachseu. — Nörenberg, 2600 Einwohner, Wangerin, 2700 Einwohner, sind Ackerstädte. Labes (Lobeze), 5000 Einwohner, wurde 1114 von Wolff von Borcke znr Stadt gemacht. Die Bewohner treiben Ackerbau. Erwähnenswerte Fabrikanlagen: Dampfschneidemühlen, Stuhl-, Stärke- und Spiritusfabrik. Ju der Nähe das Dorf Stramehl, die frühere Stadt Wulfsberg. — Schivelbeiu, 7800 Einwohner, besitzt eine Landwirtschaftsschule, Mahl- und Schneidemühlen, eine alte Kirche aus dem 14. Jahrhundert. — Dramburg, 6000 Einwohner, wurde 1279 als
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