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1. Provinz Pommern - S. 7

1914 - Stettin : Schuster
7 — Stettin besitzt einen Freihafen, d. i. ein Gebiet, auf welchem alle Ware steuerfrei ist und erst versteuert werden muß, wenn sie in das Inland geht und einen Industriellen zwischen Parnitz, Reglitz und Güterbahnhof. — Stettin war um 1100 die Residenzstadt Wartislavs I. und galt als festeste Stadt im Lande. 1245 wurde es eiue deutsche Stadt, die 1360 Mitglied der Hansa wurde. 1675—77 belagerte sie j>er Große Kurfürst und legte die Stadt fast in Trümmer. 171") beschossen die Russen Stettin. 1806—13 war es in den Händen der Franzosen. — Am 1. April 1900 wurden die Orte Grabow, Bredow und Nemitz in Stettin einverleibt. Einwohnerzahl über 250000. Die neuen Straßen sind breit und durch Spazierwege und Schmuckplätze verschönt. Von seinen alten Gebäuden sind zu erwähnen: Das Schloß, die Peter- und Paulskirche (1124 vou Bischof Otto gegründet) und die Jakobikirche (gegründet 1187). b) von Stettin bis zur Mündung. Das linke Oderufer mit seinen Bergen ist auch hinter Stettin mit einer fast ununterbrochenen Reihe von Ortschaften besetzt. Das sumpfige und flache rechte Ufer trägt nur anfangs einige Fabrikanlagen, z. B. Dampfschneidemühle, Fettwarenfabrik, chemische Fabrik, Anthracitwerke. Unmittelbar aus Bredow folgt Züllchow, ein Ort mit 8000 Einwohnern. Hier stehen die großen Dampfmühlen und die Portland-Zementfabrik. Bekannt sind auch die Züllchower Anstalten. Knaben, welche den Eltern und der Schule nicht gehorchen wollen, sich um- hertreiben und lose Streiche oder Diebstähle und andere Vergehen ausüben, werden hierhergebracht. Sie werden unter steter Aufsicht und scharfer Zucht gehalten, damit aus ihueu ordentliche Menschen werden. Gegenüber von Züllchow fließt aus der Oder die Swante in den Dammschen See. Der Name erinnert an die Wenden. Die Erhöhung, welche heute die Försterei Bodenberg trägt, soll ihnen als Begräbnisplatz gedient haben. — Nach Züllchow folgen Bollinken und Frauendorf. (4000 Einwohner.) Der Ort gehörte einst dem St. Marienkloster in Stettin. Um eigenen Kloster- wein zu haben, siedelten die Nonnen hier Deutsche aus Weingegenden an, doch ging der Weinbau bald wieder eiu. Der letzte große Weingarten be- fand sich auf der heutigen Elisenhöhe. Als die Stadt Stettin Friedrich Wilhelm Iv. hier ein Fest feierte, benannte sie die Stätte nach der Ge- mahlin des Königs. In dem nun folgenden Gotzlow erinnert der Wein- berg, der jetzt wieder mit Reben bepflanzt ist, daran, daß bis 1830 daselbst Wein gebaut wurde. Glienken und Kratzwiek-Stolzenhagen haben viele Fischer und Ziegelei- oder Fabrikarbeiter als Bewohner. Die Ton- massen des linken Oderufers liefern jährlich Millionen von Ziegelsteinen. Die Tonberge haben wahrscheinlich dem Ort seinen Namen gegeben, denn glinitka heißt in der slavischen Sprache Tongrube. Bei Kratzwiek-Stolzen- Hagen erhebt sich das Eisenwerk „Kraft". Eisen findet sich nicht rein. Es ist meistens mit anderen Körpern als Eisenerz verbunden und durch Gestein verunreinigt. Das Erz wird in dem Hochofen geschmolzen. Ein Hochofen ist ein runder Bau vou 6—8 m Durchmesser und etwa 15 m Höhe. Seiue Wände sind aus verschiedenen Steinschichten erbaut. Die innersten sind feuerfest. Von außen sind starke Eisenringe oder Eisenmäntel herumgelegt. In dem unteren Teile des Hochofens entzündet man ein tüchtiges Holz- oder Kohlenfeuer. Dann schüttet man von oben (durch die Gicht) abwechselnd Koks und Erze hinein. Zur Vergrößerung der Glut wird bis aus 1000° erhitzte Luft in den Ofen geblasen. In dieser Höllenglut schmelzen die Eisenerze. Auch die Steine werden flüssig. Die geschmolzenen Stein- massen, Schlacken genannt, schwimmen auf dem flüssigen Eisen. Man läßt sie abfließen und benutzt sie znr Herstellung von Ziegeln, Kopf- und Trottoirsteinen. Etwa alle 6 Stunden zapft man auch das geschmolzene Eisen ab. Sobald der Zapfen heraus- gestoßen ist, schießt das Eisen als weißglühende Flüssigkeit hervor. Man leitet es in Sandformen, in denen es erkaltet. Das gewonnene Eisen heißt Roheisen.
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