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und die Einwohner entflohen, war alles verwildert und die Quelle ganz mit Gebüsch
verwachsen. Nach dem Kriege wurde wieder ausgeräumt und ein Mann von Nieder-
selters pachtete den Brunnen für jährlich 2 Gnlden 20 Kreuzer (4m). Durch Empfehlung
berühmter Ä.zte stieg aber nach und nach der Ruf des Wassers so sehr, daß der
Brunnen für jährlich 14000 Gulden (24000 M) verpachtet wurde. Endlich kam ein
holländischer Kaufmann auf den Gedanken, viele tausend Krüge Selterswasser statt
des Ballastes auf den Boden seiner nach Indien gehenden Schisse legen zu lassen,
und so vermehrte sich der Absatz ungeheuer, Nun werden jährlich über 3 Millionen,
täglich also etwa 9000 Stück von Krügen und Flaschen Sauerwasser, früher bezeichnet
mit „Selters (Nassau)", jetzt mit „Königlich Selters" nach allen Weltgegenden ver-
sandt. Der Staat als Eigentümer hat die Brunnen von Selters, Fachingen und
Geilnau für mehr als 300000 Mark an eine Gesellschaft verpachtet.
In der Nähe des Fleckens ^Kirberg erwähnen wir noch das Dorf
Dauborn mit großen Fruchlbranutweinbrenuereieu („Dauborner").
12. Gberlahntreis.
Derselbe dehnt sich zu beiden Seiten der Lahn und der unteren
Weil aus. Taunus und Westerwald durchziehen ihn. Seine Kreisstadt
ist Weilbnrg au der Lahu und der Mündung der Weil. Weilburg, die
„Perle des Lahntales" genannt, hat eine malerische Lage auf einem
Bergvorsprnnge, welcher an drei Seiten von dem Flusse bespült wird.
An der vierten Seite ist der Bergrücken zweifach durchschnitten, von einem
Tunnel der Lahnbahn und einem unterirdischen Kanal, durch welchen
Lahnschiffe gehen. An Anstalten hat Weilburg ein Gymnasium, eine
Landwirtschastsschnle und eine Unteroffizier-Vorschule aufzuweisen. Von
hier stammten die deutschen Kaiser Konrad I., genannt Konrad von Weil-
bürg, und Adolf vou Nassau. Die Stadt war ehemals die Residenz der
Fürsten von Nassau-Weilburg. Das Schloß ragt auf schroffen Felsen
an der Lahn kühn empor. *Am Eckgesims desselben gegen den Schloß-
garten sieht man das Steinbild eines Huudes, von dem die Sage nach-
stehendes zu erzähle« weiß:
"Das Hündchen des Fürsten.
Der Fürst von Nassau-Weilburg hatte ein treues Hündchen, das seinen Herrn
überall hin begleitete. Einst machte derselbe einen Spaziergang und vergaß das
Hündchen mitzunehmen. Dieses war in ein Zimmer des Schlosses eingesperrt, nur
das Fenster stand offen. Als das treue Tier vom Fenster aus seinen Herrn an der
Lahn hmwandeln sah, sprang es in die furchtbare Tiefe hinab, um ihm nachzueilen.
Obwohl es durch den Fall schwer verwundet war, durchschwamm es noch mühsam
den Fluß und sank auf dem Wege gegen Löhnberg tot zu den Füßen des Fürsten.
Dieser ließ zum Andenken das Bild des treuen Tieres an die Schloßmauer anbringen.
Der eben genannte Flecken *Löhuberg (Löhn — Lahn) liegt flußauf-
wärts. Abwärts liegt Villmar, Flecken mit Marmorbrücheu und blühende»
Marmorwerken, welche den grau-roteu uassauischeu Marmor liefern. Viel
Marmor wird auch in den Schleifereien und im Zuchthause zu Diez ver-
arbeitet. Der wertvolle Stein fiudet sich auch bei -"Schupbach. Runkel,
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Extrahierte Personennamen: Krüge_Selterswasser Konrad_I. Konrad_I. Konrad_von_Weil- Konrad Adolf Adolf Löhnberg
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Franken
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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Heerstraßen in unzähligen Scharen herankommenden Kreuzfahrer erwartete. Sie schifften die Donau hinab durch Ungarn, Bulgarien, Thrazien bis gen Konstantinopel. Der größte Teil des Heeres, das 50 ooo Ritter und too ooo Fußgänger zählte, zog jedoch zu Lande. Darauf setzten sie über das Meer nach Kleinasien. Aber dieser Kreuzzug war für die fränkischen ßelden nicht glücklich; denn als sie nach Syrien kamen, starb -der würzburgische Bischof Gottfried an der Pest zu Antiochia, allda er in der 5t. j)eterskirche begraben wurde.
3m Juni U90 ertrank der Kaiser Friedrich, als er in Armenien über den Fluß Salcph mit dem Pferde setzen wollte. Und die zwei obengenannten Kitter, die mit dem Herzog Friedrich, des Kaisers Sohn, bis nach Palästina tapfer mit fortrückten, wurden endlich auch von der pestilenzischen Seuche angesteckt, die unter dem Kreuzfahrerheere grausam wütete. Sie starben beide zu Itcorgato wenige Tage nacheinander.
Auch der Kaisersohn ließ sein Leben im Morgenlande. Leopold von Österreich führte dann das Beer, kehrte aber bald mit dem Reste der deutschen Ritterscharen zu Schiffe heim.
5. Ein Minnesänger.
Berr Walther von der Dogelroeiöe,
Sroer des vergaez', der taet mir leide.
(Hugo von Trimbcrg.)
Am Sockel des Frankoniabrunnens vor dem Ehrenhof der Residenz in töürzburg sitzt ein großer Meister aus den Tagen der Bohenstaufen-zeit, mit dem Dichterpreis geschmückt: Berr Walther von der Vogelweide, die Zierde der Minnesänger.
Mo seine wiege stand, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden, wohl aber streiten sich gar viele (Drte um die (Ehre, die Beimat des Dichters zu sein. Walther war aus ritterlichem Stande, aber arm und um \\60 geboren. 3m Jünglingsalter zog er aus dem Vaterhause und kam an den Hof der Herzoge von (Österreich. Zu Wien erlernte er Sagen und Singen, die höfische Dichtkunst. Reinmar der Alte, der trefflichste Minnesänger, war ihm Lehrer und Vorbild. 3n höchster Blüte stand dazumal das Reich. Friedrich der Rotbart hatte siegreich in Italien gekämpft und feierte U84 das prachtvollste Reichsfest zu Mainz, von dem die Geschichte zu erzählen weiß; das Rittertum erlebte seine Glanzzeit, die Begeisterung für die Kreuzzüge war allerwärts. Kein Münder denn, wenn die Dichter jener Tage in höchster Begeisterung ihre Lieder erschallen ließen zum Lob und preis von des Reiches Herrlichkeit, von Minne und seliger Zeit.
Mit der Macht des Kaisertums war es vorbei, als um die Jahrhundertwende Staufe und Welfe sich um die Krone stritten. Wirrnis und Drangsal rissen ein im deutschen Lande. Walther verlor gerade in jener Zeit seine günstige Stellung am Wiener Fürstensitze und mußte auf die Wanderfahrt,
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Extrahierte Personennamen: Gottfried Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Leopold_von_Österreich Leopold Berr_Walther Hugo_von_Trimbcrg Walther Walther Reinmar_der_Alte Friedrich Friedrich Walther