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1. Länderkunde von Europa ohne das Deutsche Reich, Die koloniale Stellung der europäischen Mächte - S. 59

1912 - Berlin : Oldenbourg
Die Schweiz. 59 Zeit vorbildlich für die deutsche Alpenwirtschaft. Die Getreideerzeugung der Schweiz deckt freilich den Bedarf nicht; Brotfrüchte bilden daher ihren Haupt- einfnhrartikel. Das Schweizerische Alpenvorland gilt mit Recht als Musterland der Rinderzucht und Milchwirtschaft, dann des Obstbaues. Handels- und Gewerbetätigkeit. Schon seit alter Zeit zeichneten sich die alemannischen Stämme durch rege Gewerbetätigkeit und kaufmännisches Wesen aus. Neben den Augsburger und Ulmer Kaufleuten zogen im Mittelalter auch die Züricher und Baseler durch einen großen Teil von Europa, und der rührige Schweizer der Gegenwart hat mit Hilfe der reichen Wasserkräfte seines Landes trotz der Entfernung vom Meere und des Mangels an eigenen Kohlenfeldern eine hochentwickelte Industrie geschaffen. So blüht im Kanton Basel die Seidenweberei, im Kanton Zürich die Seiden-, Baumwoll- und Maschinenindustrie, in verschiedenen Kantonen die Schokolade-Jndnstrie. Die Flachschweiz ist eine der Hauptwerkstätten der europäischen Großindustrie. Verkehr. Der Verkehr in der Flachschweiz ist sowohl in der Längs- wie in der Querrichtung recht lebhaft, und insbesondere in neuester Zeit hat sie ein ziemlich dichtes Eisenbahnnetz erhalten. Eine große Längsbahn läuft von Genf über Lausanne, Bern und Luzern und Zürich zum Bodensee und zur Arlbergbahn. Die Querlinien sind folgende: 1. Die Bahn Vallorbe—lausanne; sie führt von Dijon in Burgund durch den Jura ins obere Rhonetal und durch die Simplonbahn nach dem Langensee. Sie verbindet dadurch Frankreich einerseits und die Westschweiz und Oberitalien anderseits. 2. Die Linie (Basel—)Olten — Luzern. Hier schließt die Gotthard- bahn an; sie verknüpft Italien mit dem rheinischen Westen Mitteleuropas. 3. Nicht mehr der Flachschweiz angehörig ist die dritte Querlinie; sie zieht vom Bodensee im Rheintale aufwärts bis über Chur hinaus und führt als Albnlabahn nach dem Engadin; ihre Fortsetzung nach Italien ist geplant. Siedelungen. Lausanne am Genfer See, Fremdenstadt und Handelsplatz in Wein und Käse. Nö. davon Fr ei bürg und Bern, dieses die Bundeshaupt- stadt und Sitz namhafter Weberei, Strohflechterei, Holz- und Lederwarenbereitung, 80000 Einw. Basel am Rheinknie, zweitgrößte Stadt der Schweiz, 130000 Einru., mit großem Reichtum und bedeutender Seidenweberei. Am Nordende des Züricher Sees Zürich, größte Stadt der Schweiz, 200000 Einw., Mittelpunkt der Baumwollindustrie der Nordostschweiz und Hauptplatz der schweizerischen Seidenfabrikation, auch geistiger Mittelpunkt der Deutschen Schweiz. Nördlich davon Winterthur, eine Hauptstätte des Maschinenbaues. Die größeren Siedelungen liegen an den Stellen, wo wichtigere, aus den Alpen kommende Straßen auf die große Längsstraße treffen. 3. Die Hochschrveiz. Am Langensee (Lago Maggiore), dessen nördlichster Teil noch zur Schweiz gehört, und am Luganer See herrscht Mittelmeerklima, reifen Weizen, Mais, Trauben, Oliven, Zitronen, Mandeln und Pfirsiche.

2. Das Deutsche Reich, Zusammenfassende Darstellung der mathematischen Erdkunde, Wiederholung der außereuropäischen Erdteile, Grundzüge der Handelsgeographie und Verkehrswege - S. 23

1913 - Berlin [u. a.] : Oldenbourg
fabrik in Essen. (Zu Abschnitt V.) Nach einer Orininalaufiiahme der ?(.-©. .skliipp, Esse». Ihre Haupterzeugnisse. Gußstahlkanouen, Geschosse und Panzerplatten, gelten als unübertroffen. Großartig sind die Wolilsahrtseinrichtnngen der Fabrik, die Fürsorge für Wohnung, Ernährung und Fortbildung der Arbeiter, für Kranke und Genesende. „Der Zweck der Arbeit," sagte Alfred Krupp, „soll das Gemeinwohl sein; dann bringt Arbeit Segen, dann ist Arbeit Gebet." Nach einer Photographie von Wilhelm Fülle, Barmen. Deutsches Verkehrsleben. Schwebebahn in Elberfeld-Barmen im Wuppertale. (Zu Abschnitt Vii.) Der ungemein rege Verkehr im industriereichen Wuppertal ist über die natürlichen Schranken des Gebietes hinaus- gewachsen, und der erfindungsreiche Geist der deutschen Technik hat zu seiner Bewältigung die Schwebebahn in Elberfeld- Barmen geschaffen. Die Wagen dieser 131/2 km langen Bahn hängen an einer Schiene, die an einem eisernen Draht- gerüst befestigt ist, und gleiten auf dieser, von elektrischer Kraft getrieben, dahin. Das Schwebegleis wurde teilweise über der Wupper angelegt, um den Straßenverkehr in dem engen Tale nicht noch mehr zu belasten. Hier sausen die Wagen unbehindert dahin und erreichen eine Geschwindigkeit bis zu 40 km. Die Haltestellen befinden sich meist bei den Wupperbrücken.

3. Das Deutsche Reich, Zusammenfassende Darstellung der mathematischen Erdkunde, Wiederholung der außereuropäischen Erdteile, Grundzüge der Handelsgeographie und Verkehrswege - S. 46

1913 - Berlin [u. a.] : Oldenbourg
46 Einzelgebiete, Schätzen zu suchen, die im „lichtlosen Erdenschöße" verborgen sind, wodurch diese Gebirge zu Musterschulen des Berg- und Hüttenwesens für die ganze Welt geworden sind. Vor allem in den rheinischen Landen hat die industrielle Tätigkeit auf deutschem Boden ihre großartigste Entfaltung gesunden. Die reichen Kohlenlager im Ruhr- und Saarbecken und deren Zusammenlagcrung mit Eisenerzen haben hier auch eine Bevölkerungsdichte hervorgerufen, die im Düsseldorfer Regierungsbezirk bis zu 500 Bewohner auf 1 qkm steigt. Die wichtig- sten unter den Erzeugnissen der rheinischen Industrie sind die Gußstahlkanonen der Kruppschen Gußstahlwerke in Essen (300000 E.), in denen über 30000 Arbeiter und Beamte beschäftigt sind, die Stahlwaren von Solingen und Remscheid, die Baumwollstoffe von Elberfeld-Barmen (340000 E.), die Sammet- und Seidenstoffe von Krefeld, die Tuche und Bnckskin von Aachen und Burt- scheid, die Weißwaren von Neuß. Die Rheinfranken. In den von ihnen bewohnten und vielfach reich geseg- neten Gebieten herrscht eine heitere Lebensauffassung vor, wie sie auch in den Karnevalsvergnügen von Mainz und Köln und in mancherlei Sprichwörtern und Redensarten zum Ausdruck kommt, z. B. „Fröhlich Pfalz, Gott erhalt's!" „Erst mach deine Sach', dann trink' und lach'!". Dabei ist der Rheinsranke sehr arbeitsam und sparsam und hält viel auf seiuen zwar meist kleinen, aber doch selbständigen Grundbesitz. Außer der großen Rührigkeit zeichnet den Rheinfranken auch reiche Phan- tasiebegabuug aus; sie offenbart sich in der Fülle der Rheinsagen wie in der Pflege der Kunst und Poesie. Hier ragt das stolzeste Werk deutscher Bau- fünft aus, der Kölner Dom, hier wirkte die alte Kölner Malerschule und blüht noch heute die Düsseldorfer Kunstakademie, hier ist die Heimat vielgerühmter Dichter, von denen nur Karl Simrock, Gottfried Kinkel, Emil Rittershaus, Klemens Brentano, Becker und Schneckenbnrger genannt seien. Das Hessische Bergland und das Weserbergland. Das Hessische Bergland ist eine Plateaulandschaft, der die Vulkankuppen des Vogelsberges und der Rhön aufgelagert sind. Große Wichtigkeit für den Verkehr zwischen Nord und Süd kommt den hessischen Talzügen zu, einer Fortsetzung der Ober- rheinischen Seuke. In ihnen führen zwei wichtige Verkehrsstraßen vom Maine her nach Norddeutschland: 1. von Frankfurt durch die obstreiche Wetterau und das obere Lahutal an Gießen und Marburg vorbei nach Kassel und weiterhin durch das Leinetal zur Nordsee; 2. von Hanau durch das Kinzig- und Fuldatal über Bebra nach Göttingen und weiterhin ebenfalls zur Nordsee. — Der Boden des Hessischen Berglandes ist, abgesehen von den frncht- bareren Tälern, wenig ergiebig. Das Weserbergland dagegen weist einen anmutigen Wechsel von Wald- gekrönten Gebirgen, grünen Wiesen und goldenen Getreidefluren auf, es ist ein Land des Ackerbaues im Gegensatz zum industriereichen Rheinland. Nur am Fuße des Teutoburgerwaldes hat sich in Bielefeld das Großgewerbe seß- Haft gemacht, es ist der Hauptsitz der westfälischen Leinwandindustrie. Als alte Kulturstätten ragen hervor das Kloster Corvey an der Weser, die Stadt Hildesheim an der Innerste mit ihrer altdeutschen Bauart und die Universitäts- stadt Göttingen an der Leine. J

4. Das Deutsche Reich, Zusammenfassende Darstellung der mathematischen Erdkunde, Wiederholung der außereuropäischen Erdteile, Grundzüge der Handelsgeographie und Verkehrswege - S. 52

1913 - Berlin [u. a.] : Oldenbourg
52 Einzelgebiete. in Schwaben 150 E. auf 1 qkm beträgt und iu der Oberrheinischeu Tiefebeue sogar auf 200 steigt. In den Schnittpunkten der wichtigsten Verkehrslinien sind volksbelebte Großstädte entstanden, ddren rasches Wachstum dein der mittel- und norddeutschen Städte nicht nachsteht, so Straß bürg (180000 E.), Mann- heim (200000 E.), Ludwigshafen, Mainz (115000 E.), Fran kfnrt a. M. (415000 E.), Nürnberg (330000 E.), Stuttgart (285000 E.). Industrie. Nicht zum wenigsten verdanken die Städte dieses Gebietes ihre heutige Blüte dem gewaltigen Ausschwung ihres industriellen Lebens, das durch das Saar- und Ruhrkohlenrevier, sowie durch die sächsischen und böhmischen Kohlenlager gefördert wird. Im Wasgan hat die Baumwollweberei, deren Hauptsitz Mülhausen ist, sich großartig entwickelt. Die Bewohner des Schwarzwaldes hat der Waldreichtnm zur Holzschnitzerei, Uhren- und Mnsik- instrnmentensabrikation geführt, besonders in Furtwangen und Lenzkirch. Pirmasens liefert Schuhwaren, Ludwigshafen Erzengnisse der Chemie, insbesondere Farben, Kaiserslautern Maschinen, Frankenthal Zucker, Pforzheim und Hauau sind durch ihre Edelmetallwaren bekannt; Mann- heim ist der größte Stapelplatz des süddeutschen Handels, namentlich in Ge- treide, Petroleum und Kolonialwaren, Frankfurt einer der erste» Geldmärkte, Main z der erste Weiumarkt Süddeutschlands. Sehr gewerbetätig sind dann anch die Franken lande, namentlich das erfindungsreiche Nürnberg, dessen Spielwaren und Lebkuchen weltbekannt sind wie seine Bleististe, seine Elektrizitätswerke und seine Maschinenfabriken, zu schweigen von der altberühmten, wunderbar mannigfaltigen Kleinindustrie dieser Stadt. Und neben Nürnberg verdienen Erwähnung die Nadelsabriken Schwabachs, das Erlanger und Kulmbacher Bier, die Spinn- und Webe-Industrie in Hof, Bayreuth und Bamberg, die Lichtenfelser Korbwaren, die Granit- industrie im Fichtelgebirg, die chemischen Fabriken von Schweinfurt und Höchst, die Schaumweinfabrikation der alten Bischofsstadt Würz bürg. Iu Schwaben ist die alte und höchst mannigfaltige gewerbliche Tätigkeit hauptsächlich au den Flnßfaden des Neckars gebunden, dessen Wasserkräfte wie die seiner Nebenflüsse dort seit langem in Dienst genommen worden sind. Da folgen den Strom entlang oder in feiner Nähe aufeinander: Nottweil mit großer Pulverfabrik, Reutlingen mit Gerbereien und Eisenwaren, Göppingen mit Maschinenbau und Webereien, Geislingen mit seinen geschmackvollen Christoflewaren und Eßlingen mitlokomotivban; Stuttgart ist der Haupt- platz für das süddeutsche Buchgewerbe, Canustatt hat Bäder und Maschinen; Heilbronn am Ende der Neckarschiffahrt versieht Württemberg mit Kolonial- waren und hat sonst vielerlei Industrie, Aalen am Kocher ist der Mittelpunkt der württembergischen Eisengewinnung, Hall am gleichen Flusse und Heil- Hronn besitzen reiche Salzlager, Gmünd erzeugt Edelmetallwaren. Bevölkerung. In das Südwestdeutsche Landbecken teilen sich die Pfälzer, Alemannen, Mainfranken und Schwaben. Die Pfälzer, den Rheinfranken zugehörend, nehmen die nördliche, die Alemannen die südliche Hälfte der Rhein- ebene ein; beide Gebiete trennt eine Übergangszone zwischen Karlsruhe und Weißenbnrg. Die Mainfraukeu erfüllen hauptsächlich die drei fränkischen Kreise in Bayern, die Schwaben den größten Teil des Königreichs Württemberg.

5. Das Deutsche Reich, Zusammenfassende Darstellung der mathematischen Erdkunde, Wiederholung der außereuropäischen Erdteile, Grundzüge der Handelsgeographie und Verkehrswege - S. 57

1913 - Berlin [u. a.] : Oldenbourg
Die deutschen Landschaften und Stämme. 57 Erwerbszweige. Von alters her sind in den altbayerischen Landen Waldwirtschaft, Ackerbau und Rinderzucht die Quellen des Volkswohlstandes gewesen, und auch heute noch liegt der Besitz, ab- gesehen von den beiden Großstädten, hauptsächlich in den Händen des Land- Volkes. Von den Produkten der altbayerischen Landwirtschaft werden am meisten geschätzt niederbayerische Gerste, Holledauer Hopfen, Miesbacher Rinder, Rottaler Pferde und Passauer Gänse. Außer in Westfalen hat sich in deutschen Landen der Bauernstand kaum irgendwo in solcher Ursprung- lichkeit erhalten als auf altbayerischem Boden. Auch die Industrie hat auf der Hochfläche mehr und mehr sich entwickelt, namentlich in den Hauptorten München und An-gsburg. München (600000 E.) ist der erste Platz Deutschlands in fast allen Zweigen der Kunst und des Kunstgewerbes, ebenso in der Bierbrauerei; hervorragend sind serner seine Maschinenfabriken. Des weiteren hat in den altbayerischen Landen die Ausbeutung nutzbarer Mineralien und der Waldreichtum im Böhmerwald eine ansehnliche Granit-, Glas-, Holz- und Papierindustrie hervorgerufen; Nymphen- bürg und Passau erzeugen kostbare Porzellanwaren; große Ziegellager, beson- ders um München, begünstigen die Bautätigkeit. Im schwäbischen Teil der Hochebene blüht von alters her wie in allen alemannischen Gegenden neben der Landwirtschaft auch das Gewerbe, namentlich die Textilindustrie, deren Hanptsitz Augsburg ist (120000 E.); es besitzt Spin- nereien, Webereien, Färbereien, Bleichereien und Appreturanstalten; auch der Maschinenbau Augsburgs erfreut sich eines berechtigten Rufes. Allenthalben im Schwabenlande sind die Gewässer der Industrie dienstbar geworden, und so sind als Sitze achtenswerter Gewerbetätigkeit weiter zu nennen: an der Jller Sont- Hofen, Jmmenstadt, Kempten und Memmingen; an der Wertach Kauf- beuren, am Lech Füssen. Der Volksstamm der Bayern. Die Natur der Alpen und ihres Vorlandes hat dem Stammescharakter der Bayern seine Hauptzüge aufgedrückt. Ein kraft- volles, etwas derbes Wesen paart sich mit Einfachheit der Sitten, trenem Fest- halten am Hergebrachten, mit Offenheit und Treue, mit Tapferkeit und Unver- zagtheit. Mit der Freude an der Landwirtschaft verbindet der Bayer Neigung und Geschick zu künstlerischer Betätigung. Im alpinen Hausbau, in der male- rischen Volkstracht und in der Liebe zu Gesaug und Tanz, die er mit allen Gebirgsvölkern teilt, offenbart sich sein Sinn für das Schöne. Auf diese Natur- anlage des bayerischen Volksstammes gründet sich auch die Kunstpflege der bayerischen Fürsten. Verkehrslage des Alpenvorlandes; seine geschichtliche Be- deutung. Geographisch wichtiger als seine Bodenerzengnisse ist die Verkehrs- läge des Alpenvorlandes. Von jeher war die Donau die große Heer- und Handelsstraße Europas vom Orient zum Okzident und umgekehrt, und mit dieser Straße kreuzen im Alpenvorlands rechtwinklig die Wege, die von Italien über die Alpen nach Mittel- und Norddeutschland führen. Daraus erklärt sich sowohl das hohe Alter der Kultur in diesem Lande als auch die Tatsache, daß es durch alle Zeitalter der deutschen Geschichte der Schauplatz großer historischer Ereig-

6. Das Deutsche Reich, Zusammenfassende Darstellung der mathematischen Erdkunde, Wiederholung der außereuropäischen Erdteile, Grundzüge der Handelsgeographie und Verkehrswege - S. 19

1913 - Berlin [u. a.] : Oldenbourg
Deutschlands Gewerbe und Industrie. 19 V. Deutschlands Gewerbe und Industrie. Noch bis in die Mitte des vorigen Jahrhunderts beschäftigten sich 2/3 des deutschen Volkes mit Landwirtschaft, Deutschland war vorwiegend ein Ackerbau- staat. Dies hat sich seitdem wesentlich geändert. Die gewaltig anwachsende Be- völkernng vermag der Boden allein nicht mehr zu ernähren, Gewerbe und Handel spielen eine immer größere Rolle in unserem wirtschaftlichen Leben, besonders in den Städten, von denen viele infolge des massenhaften Zuzugs mit amerikanischer Geschwindigkeit angewachsen sind; auch manche Dörfer haben sich ans vorher unbekannten Orten zu uamhafteu Jnduftrieplützen aufgeschwungen. Überall in Deutschland, wo eine karge Natur den lohnenden Anbau ver- sagt, hat sich eine rührige Industrie entwickelt, besonders im Bereiche der mitteldeutschen Gebirgsschwelle. Die Unergiebigkeit mancher Landschaften zwang eben die Bewohner, nach neuen Nahrungsquellen zu suchen, und sie wandten sich dem Gewerbe oder dem Handel zu. Heute beschäftigt die deutsche Landwirtschaft nur mehr ^ der Gesamtbevölkernng. Die natürliche Grundlage der deutschen Industrie bilden die großen Kohlenlaqer an der Rnhr und Saar^ in Sachsen und Schllliey.und die teilweise damit zusammengelagerken Eisengruben (s.s. 20^-29)?^^eutschlands Kohleuerzeuguug bleibt in Europa nur hinter der von England zurück. In der Eisenerzencmna geht das Deutsche Reich sogar England voran; das bedeutendste deutsche Elsenlager ist das luxemburgisch-lothringische. Was die sonstigen Mineralschätze Deutschlands' betrifft, so wird es Hinsicht- lich der Gewinnung von Zink nur von der Union und bezüglich der für ein- zelne Industriezweige und denbodenanbau so wichtigen Kalisalze von keinem andern Staate der Erde übertroffen. Die größten Zmklager gehören Ober- schlesien an, die Kalisalze liefert das Magdebura-Halberstädter Gebiet, namentlich Ztamrt. Auch S i l b e r erzeugt das Deutsche Reich mehr als jeder andere europäische Staat, und in der S^alz Produktion steht es nur hinter Großbritan- nien zurück. Im ganzen sinken i.n Deutschland durch den Bergbau fast 900000 Menfchen ihren Unterhalt. / Y In vielen Zweigen des gewerblichen Schaffens hat Deutschland sich all- mählich in die vorderste Reihe zu bringen gewußt, so in der chemischen In- dustrie, in der Zucker- und Bierindustrie sowie in der Brannt-^... weinbrennerei, in der Stahl- und Waffenfabrikation, in der^^ ' Elektrotechnik, in der Erzeugung von Papier und Büchern, von * Spielwaren und Bleistiften. In der Baumwollindustrie folgt es gleich hinter England, in der Seidenindustrie unmittelbar nach Frankreich. In anderen Gewerben steht es mit den ersten Staaten in scharfem Wettbewerb, so in der Maschinen- und Kleineisenindustrie, in der Tabakindustrie, in der Kon- sektion, in der Woll- und Leinenindustrie, in der Glas- und Tonwarenfabrikation. Lange vernachlässigt wurde die Wucherei. Man schenkt ihr aber in neuester Zeit erhöhte Aufmerksamkeit, namentlich auch der Seefischerei. Immerhin ist Deutschlands Anteil an der Hochseesischerei der Welt noch recht gering (2v2 °/o ^ England 22°/0, Norwegen 13°/0). Es werden daher noch für viele

7. Das Deutsche Reich, Zusammenfassende Darstellung der mathematischen Erdkunde, Wiederholung der außereuropäischen Erdteile, Grundzüge der Handelsgeographie und Verkehrswege - S. 22

1913 - Berlin [u. a.] : Oldenbourg
Deutsche Industrie. Kruppsche Gußstahl- Die Kruppsche Gußstahlfabrik ist die größte Fabrik der Welt. Sie beschäftig in de» Essener Werken allein 33 000 Arbeiter, im Gruson-Werk bei Magdeburg-Buckau, in der Germania-Werft in Kiel, in ihren Kohlenbergwerken und Eisenhütten über 30000, im ganzen 70 000 Arbeiter. Die Essener Fabrik bildet eine Stadt für sich niit mehreren hundert Ge- bänden und einem Schienengeleise von 130 km Länge, auf dem 50 Lokomotiven und 2400 Eisenbahnwagen rollen. Nach einer Photographie von Wilhelm Fülle, Barme». Deutsche Industrie. Talsperre im Wuppertale bei Barmen. (Zu Abschnitt V.) Seit alten Zeiten dienen die reichen Wasserkräfte des Rheinischen Schiefergebirges dem Gewerbe, in keinem Tale aber in höherem Maße als im Wuppertale. Die zahlreichen und bedeutenden Fabrikstädte dieses Tales verdanken ihre Eni- stehung diesem Flusse. In neuerer Zeit bat man die Ausbeutung der „weißen Kohle", wie man die nutzbaren Wasser- kräfte jetzt vielfach nennt, durch große Talsperren noch gesteigert. Die Flüsse werden durch Querdämme zu Seen auf- gestaut, deren Abflnß in Werkkanäle geleitet wird. Eine der ansehnlichsten dieser Talsperren ist bei Barmen im Wuppertal.

8. Das Deutsche Reich, Zusammenfassende Darstellung der mathematischen Erdkunde, Wiederholung der außereuropäischen Erdteile, Grundzüge der Handelsgeographie und Verkehrswege - S. 47

1913 - Berlin [u. a.] : Oldenbourg
Die deutschen Landschaften und Stämme. 47 Thüringen und Harz. Bei dem vielgenannten Bebra unterhalb Hers- feld an der Fulda zweigt eine der Hauptverkehrslinien des mittleren Deutschland über Gotha, Erfurt und Weimar nach Leipzig ab. Sie durchschneidet Thüringen, das durch Naturschönheit, Sage, Geschichte und die Erinnerungen an unsere Dichterheroen gleichberühmte Herzland Mitteleuropas. Die wellige Thüringische Hochfläche ist ihrer Bodennatur nach vorwiegend ein Land des Ackerbaues; die Goldene Aue ist ihre Kornkammer, die Umgebung von Erfurt (200 m) ihr Gartenland. Doch hat auch allerhand Industrie in den zahlreichen thüringischen Städten Wurzel gefaßt, teils bodenständige, wie die Fabrikation des Nordhäuser Korn, die durch die Schafzucht des Eichsfeldes genährte Tuchfabrikation Mühlhausens, die Salz- werke von Halle, teils frei entstandene, wie die Strumpf- und Wolljackenwirkerei zu Apolda, die Herstellung ausgezeichneter optischer Instrumente zu Jena. Be- sonders große industrielle Betriebsamkeit herrscht infolge des Waldreichtums und der Mineralschätze sowie der dichten Bevölkerung im „Walde" selbst. Die Sonne- berger Spielwaren, die Suhler Gewehrfabriken, die Ruhlaer Meerschaum- pfeifen und die Schiefertafeln und Griffel aus dem Frankenwalde sind allbekannt. Ihren Ruhm verdanken die thüringischen Städte aber doch hauptsächlich ihrer Bedeutung für das geistige Leben des ganzen deutschen Volkes. Es sei in dieser Hinsicht erwähnt die Lutherstadt Eisen ach und die sagen- und geschichtsberühmte Wartburg, Gotha mit einem der ersten kartographischen Institute der Welt, Weimar mit den geweihten Stätten, wo Herder, Schiller, Goethe geschaffen, Jena mit seinem studentischen Treiben, das bereits im Fränkischen gelegene Mein in gen mit seinem Theater. In der Reisezeit ist Thüringen alljährlich das Ziel vieler Tausende von wanderlustigen Menschen, die entweder die nationale Wallfahrtsstätte auf dem Kyffhäuser und die Wartburg besuchen oder an den Naturreizen des Thüringer Waldes sich ergötzen wollen (f. Farbentafel). Anders hat sich das wirtschaftliche Leben im Harz entwickelt, dessen Bildungsweise, Naturschönheit, Sagenreichtum und Geschichte so viel Verwandtes mit dem Thüringer Wald hat. Der Harzer hat sich dem Bergbau zugewendet und ist in diesem Gewerbe der Lehrer der Alten und Neuen Welt geworden. Die Industriegebiete in Sachsen, in den Sudeten und in Oberschlesien. Uber die Senke des gewerbereichen Vogtlandes, in der die große Heer- und Handelsstraße von S. nach N. zieht (Hos, Plauen, Reichenbach), wird das ausgedehnte Gebiet der sächsischen Großindustrie mit seiner über- aus dichten Bevölkernngsanhäusuug erreicht. Die Grundlagen dieses Gewerbe- lebens bilden die Steinkohlenlager um Zwickau, in deren Umgebung mit wunder- barer Raschheit aus bedeutungslosen Landstädtchen wichtige und volkreiche Plätze der Woll- und Baumwollindustrie emporgewachsen sind, so Glauchau, Meeraue, Crimmitschau, Plauen (120000 <£.), Reichenbach, Zwickau, während Chemnitz (290000 E.) außerdem noch große Maschinenwerkstätten besitzt. Im Erzgebirge ist nach Erschöpfung der Metallager der einst blühende Bergbau Wrückgegangen. Jetzt hat sich dort bei der Unergiebigkeit des Bodens und der Rauheit des Klimas die Hausindustrie: Weberei, Herstellung von Spielwaren, Spitzenklöppelei und Feinstickerei, seßhaft gemacht. 4»
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