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1. Landeskunde der Provinz Posen - S. 3

1911 - Breslau : Hirt
A. Das ganze Land. I. Lage und Bedeutung des Posener Landes. Das Posener Land ist ein Teil jener gewaltigen Tiefebene, die sich vom Fuße der Pyrenäen im Sw über Nordfrankreich, Deutschland und Rußland bis an die Ketten des Uralgebirges im 0 hindehnt. Dort, wo die endlosen Ebenen Westrußlands eine energische Einschnürung durch das Vordringen der Ostsee im dl und die Aufwölbung der karpatischen und sudetischen Falten im 8 erfahren, haben wir das Übergangsgebiet zwischen dem Norddeutschen Flachlande auf der einen und der Russischen Tafel auf der anderen Seite. Es sind zwei Gebiete, die einander äußerlich zwar recht ähnlich sehen, in ihrem inneren geologischen Aufbau aber grundverschieden sind. Gerade am äußersten Rande dieses Grenzgebietes ist unser Posener Land gelegen, und Zwar so, daß es zum weitaus größten Teil zum Norddeutschen Flachland gehört und wohl nur mit einem Zipfel im No auf die Russische Tafel übergreift. Es ist ungefähr gleichweit von der Küste der Ostsee im N wie vom Rande der Sudeten im 8 entfernt; es entbehrt also sowohl der anregenden Kraft des Meeres, welches den Sinn des Menschen in weite Fernen lenkt und in ihm weltumspannende Pläne reifen läßt, als auch der Vielgestaltigkeit der Bodenformen, mit welcher eine reichere Entwicklung staatlicher und geistiger Kultur verbunden zu sein pflegt. Wie das Posener Land geologisch als ein Grenzgebiet gekennzeichnet ist, so in noch stärkerem Maße anthropogeographisch: Germanentum und Slawentum stoßen in seinen Grenzen aufeinander und liegen in jahrhundertelangem, noch heute unentschiedenem Kampfe. Vielleicht hängt es mit diesem ruhelosen Völker- getriebe und der Abgeschlossenheit von den beiden anregendsten geographischen Elementen: Meer und Gebirge, zusammen, daß unser Land auf geistigem wie auf politischem Gebiete gegenüber den anderen Landschaften Deutschlands so auffällig zurücksteht: wir suchen umsonst nach Namen von weltbekannten Dichtern, Künstlern oder Gelehrten, die unserer Heimat entstammen, mögen es Deutsche oder Polen fein; während die Nachbarlandschaften Schlesien, Brandenburg, Preußen und Pommern ihre Kant, Herder, Kopernikus, Opitz, Kleist u. a. m. besitzen. Fast dasselbe Bild auch auf politischem (Bebtet; nur einmal hat das Posener Land eine welthistorische Rolle gespielt: damals, als Boleslaus Ehrobry es zum politischen und geistlichen Mittelpunkt seines Königreiches machte. Aber mit dem baldigen Zusammenbruch seines Reiches unter seinen Nachkommen hörte auch diese Rolle Posens auf; für das Königreich Polen lag es zu peripherisch, um dauernder Mittelpunkt zu bleiben, daher übernahm Krakau und später Warschau Posens Aufgabe. Ähnlich steht es mit der Bedeutung der Provinz Posen für das Königreich Preußen: während Brandenburg die Wiege des Preußischen Staates wurde, Pommern ihm den ersten direkten Weg zum Meere gab, Preußen ihm die Königskrone verschaffte und Schlesien endlich seine Groß- machtstellung begründete, hat Posen für Preußen wie für Polen nur eine Be- deutung zweiten Ranges gehabt: es bildet das Bindeglied zwischen den beiden Eckpfeilern der deutschen Macht an der russischen Grenze, zwischen Schlesien und Preußen. Aber während es für Polen ein nach W weit vorgeschobener Posten war, der auch hydrographisch mit dem Hauptstrom des Landes, der Weichsel, gar nicht zusammenhing, ist es umgekehrt für Preußen-Deutschland ein urnotwendiger Bestandteil; denn die Provinz Posen schließt eine tief in den Leib des Reiches bis in die Nähe der Reichshauptstadt reichende Lücke. 1*

2. Landeskunde des Deutschen Reiches - S. 88

1902 - Breslau : Hirt
88 Weltstellung. Süddeutsche Staaten. staaten je nach der Kopfzahl ihrer Bevölkerung. 4. Post- und Telegraphen- wesen außer in Bayern und Württemberg'.- 5. Rechtspflege (einheitliches bürgerliches und Strafrecht, Reichsgericht in Leipzig). Auf Handel, Ver- kehr, Gesundheitswesen und andere Verwaltungszweige hat das Reich Einfluß, doch sind sie im wesentlichen den Einzelstaaten überlassen. § 135. c) Weltstellung. Unser Reich bildet die Mitte sowohl Gesamteuropas als auch des germanischen Teiles von Europa. Deshalb war das Deutsche Reich seit dem Mittelalter das wichtigste Land des Erdteiles. Durch Deutschland bahnte sich der Handelsverkehr des Nordens mit dem Süden, des Westens mit dem Osten seit Jahrhunderten bis auf den heutigen Tag seine Pfade, und trotz der geringen Eutwickeluug unserer Küste hat deutsche Kraft und Ausdauer auch unserer Schiffahrt einen Platz unter den ersten Seemächten der Erde gesichert. — Kein anderes Land ist aber auch so oft der Schauplatz europäischer Kriege gewesen, und kein anderes Reich ist durch natürliche Grenzen so wenig geschützt wie das nnsrige. Im S. und S.o. sind Gebirge vorgelagert, im W. folgt unsere Greuze zwar dem Wasgenwalde, läuft aber dann ohue sichernden Abschluß über die Hochflächen jenfeit des -Rheines, wo überhaupt der S- und N. unseres Vaterlandes fast in einem gemeinsamen W. aufgehen. Hier ist der Rhein, „Deutschlands Strom, nicht Deutschlands Grenze", das einigende Band unseres Südens und Nordens. Der O. unseres Reiches geht unmerklich in das russische Flachland über, und nur Menschenhand hat hier Grenz- zeichen gesetzt. Unsere Sicherheit beruht darum lediglich auf unserer Krast, die sich vor allem in dem einheitlichen, stets schlagfertigen Heere kundgibt, sodann in der in den letzten zehn Jahren stark vermehrten Kriegsflotte, die uns die einer modernen Großmacht unentbehrliche See- geltung verschaffen, den Handel wie die Küsten und Kolonien des D. R. schützen und die notwendige Getreidezufuhr auch im Fall eines Krieges gewährleisten soll. So hat unsere Wehrkraft ihre Aufgabe nicht im An- griffe, sondern in der Verteidigung, und das neue Deutsche Reich ist der zuverlässigste Bürge des europäischen Friedens2. Süddeutsche Staaten. § 126. 1. Königreich Bayern. 76000 qkm, 6,18 Mill. E., 81 auf 1 qkm. | Katholiken (70%, 8 Bistümer), ^ Evangelische (28%). Bayern" be- steht aus dem Hauptlande, das durch den Jura in Donau- und * Nach dem Vertrage von 1902 hat Württemberg seit 1. Iv. 1902 unter Vorbehalt auf eigne württemberqische Postwertzeichen verzichtet. 2 „Das deutsche "Volk hat weder das Bedürfnis noch die Neigung, über seine Grenzen hinaus etwas anderes als den auf gegenseitiger Achtung der Selbständigkeit und gemeinsamer Förderung der Wohlfahrt begründeten Verkehr der Völker zu er- streben." Bismarck. „Was Deutschland in einem halben Jahre mit seinen siegreichen Waffen errungen hat, das muß es ein halbes Jahrhundert mit Waffen schützen, damit es nns nicht wieder entrissen werde." — „Nur ein mächtiges Deutschland in der Mitte von Curopa ist die Bürgschaft für den europäischen Frieden." Moltke. -Z Stauber, Landeskunde des Königreichs Bayern. 5. Aufl. Breslau 1902.

3. Großes Lehrbuch der Geographie - S. 458

1902 - Breslau : Hirt
458 Deutsches Reich. N. und S.". Erleichtert wurde das Eingreifen fremder Mächte durch den Verlauf unserer im N.o. und W. nur an ganz kurzen Strecken durch natür- lichen Schutz gestärkten Grenzen. Durch die Ereignisse von 1866 sind diese im S.o. sehr eingebuchtet, aber hier durch Gebirge geschützt; durch den Krieg von 1870/71 sind sie weit nach W. vorgeschoben worden. Im N.o. verläuft die breite O.-Seite des Reiches unbestimmt und unmerklich in das große sar- matische Flachland, und nur von Menschenhand sind hier Markzeichen seines Endes und des Anfanges eines anderen Staatsgebietes gesetzt. Im W. folgt die Grenze in u. Richtung zwar zuerst den Vogesen, läuft aber daun ohne starken, sichernden Abschluß quer über die hochlaudartigen Landschaften jenseits des Rheins, da wo überhaupt der S. und N. unseres Vaterlandes, durch das Gebiet des Rheins, „Deutschlands Strom, nicht Deutschlands Grenze", geeinigt, fast in einem gemeinsamen W. aufgehen. Bei dieser innigen geographischen Berührung mit dem O. und W., aus eine kurze Strecke auch mit dem N., ist eine Sicherung des Reiches und deutscher Art und Sitte gegen die im O. wie im W. vorhandenen zentralisiert regierten Großstaaten fremden Stammes allein durch stetes Bereithalten der gesamten, einheitlich geleiteten deutschen Wehrkraft möglich, welche die beste Grenze der geeinten Nation, die sicherste Bürgschaft ihrer staatlichen Unabhängigkeit bleiben wird. Die Aufgabe auch des neuen Reiches ist darum wesentlich die der Verteidigung, nicht die des Angriffes. „Das deutsche Volk hat weder das Bedürfnis noch die Neigung, über seine Grenzen hinaus etwas anderes als den aus gegenseitiger Achtung der Selbständigkeit und gemeinsamer Förderung der Wohlfahrt begründeten Verkehr der Völker zu erstreben." Solange der Handel Europas überwiegend zwischen N. und S. sich be- wegte und der Blick seiner Völker nicht über den Rand des Atlantischen Ozeans, und n.-wärts kaum über Skandinavien hinaus reichte, also das Mittelalter hindurch, stand Deutschland auch im Mittelpunkte des Verkehrs und des Handels und war am Ausgange des Mittelalters das wohlhabendste Land Europas. Mit dem Zeitalter der Entdeckungen wurde das anders. Die Staaten, die dem Ozean näher lagen und zuerst in jenen Fahrten Macht und Ehre gewannen, heimsten auch die Früchte des Handels mit den überseeischen Ländern und die gewinnbringenden Ernten der Kolonien ein, während Deutsch- land an Macht und Handelsbedeutung gleichmäßig sank. Das Zeitalter der Eisenbahnen jedoch hat ihm seine vermittelnde Stellung und seine Be- deutung als nicht zu umgehendes Kernland von Europa zurückgegeben, auch sein Seehandel hat sich aufs neue auf seine großen Aufgaben besonnen und sich eine Stellung im transozeanischen Verkehr erobert, die keinem der atlanti- schen Staaten — allein Großbritannien ausgenommen — nachsteht. Nach seiner Höhengliedcrung erscheint Deutschland als eine n. Abdachung der Alpen, gesondert in Hochland und Tiefland, und zwar durch eine Linie vom O.-Ende der Sudeten bis an das N.w.-Ende des Teutoburger Waldes; wichtiger noch ist die Linie des Hauptkammes d?r deutschen Mittelgebirge (s. S. 362), die Grenze zwischen Hoch- oder Oberdeutschland und Niedeb- deutschland. Unter Mitteldeutschland werden die bergigen und wald- reichen ls. Fig. 183 S. 460) Landschaften zu beiden Seiten jenes Kammes, etwa zwischen den Breiten des Harzes und des südlichsten Mains, zusammengefaßt. — Bei der vorherrschenden Absenkung der Grundfläche nach N. gehen auch

4. Handbuch der Geographie - S. 197

1914 - Breslau : Hirt
Deutsches Reich: Weltstellung. 197 Deutsches Reiche, gebildet aus 25 Staaten und dem Reichsland Elsaß-Lothringen. [540 833 qkm, 64 925 993 E., 120 auf 1 qkm.] Weltstellung. Das im Jahre 1871 neuerstandene Deutsche Reich nimmt die Mitte Europas ein; ihm ist, wie keinem anderen Staate, in diesem Erdteil eine zentrale, vermittelnde und aus- gleichende Stellung zuerkannt, eine für die Zusammensetzung seiner Bevölkerung höchst wichtige Erscheinung. Denn wenigstens seine n. Hälfte nimmt die Mitte des ganzen germanischen Völker- kreises in Europa ein und hat an ihren Grenzen slawisch-deutsche, französisch- und belgisch-deutsche, sowie skandinavisch-deutsche Völkerteile; sodann ist deutsche Bevölkerung nach allen Seiten über den dadurch germanisch gewordenen Teil Europas ausgegangen. Infolge dieser geographischen Lage in der Mitte der gesamten christlich-germanischen Welt war das alte Deutschland in seiner Glanzzeit die leitende Macht und später, als es von seiner Machtfülle verloren und gekrüftigte Staaten zu unmittelbaren oder mittelbaren Nachbarn erhalten hatte, oft der Schauplatz der Entscheidung der allgemeinen Fragen Europas, „gewissermaßen eine unermeßliche Walstatt zwischen den Völkern des O. und W., des N. und S." Erleichtert wurde das Eingreifen fremder Mächte durch den Verlauf unserer im N.o. und W. nur an ganz kurzen Strecken durch natür- lichen Schutz gestärkten Grenzen. Durch die Ereignisse von 1866 sind diese im S.o. sehr ein- gebuchtet, aber hier durch Gebirge geschützt, durch den Krieg von 1870/71 sind sie weit nach W. vorgeschoben worden. Im N.o. verläuft die breite Ostseite des Reiches unbestimmt und un- merklich in das große slawische Flachland, und nur von Menschenhand sind hier Markzeichen seines Endes und des Anfanges eines anderen Staatsgebietes gesetzt. Im W. folgt die Grenze in n. Richtung zwar zuerst den Vogesen, läuft aber dann ohne starken, sichernden Abschluß quer über die hochlandartigen Landschaften jenseit des Rheins, der als „Deutschlands Strom, nicht Deutsch- lands Grenze" das unentbehrliche Bindeglied zwischen Ober- und Niederdeutschland darstellt. Bei dieser innigen geographischen Berühmng mit dem Ausland im O. und W., auf eine kurze Strecke auch im N., ist eine Sicherung des Reiches und deutscher Art und Sitte gegen die im O. wie im W. erwachsenen Großstaaten fremden Stammes allein durch stetes Bereithalten der gesamten, einheitlich geleiteten deutschen Wehrkraft möglich, welche die beste Grenze der geeinten Nation, die sicherste Bürgschaft ihrer staatlichen Unabhängigkeit bleiben wird. Die Aufgabe auch des neuen Reiches ist dämm wesentlich die der Verteidigung, nicht die des Angriffes. „Das deutsche Volk hat weder das Bedürfnis noch die Neigung, über seine Grenzen hinaus etwas a.nderes als den auf gegenseitiger Achtung der Selbständigkeit und gemeinsamer Förderung der Wohl- fahrt begründeten Verkehr der Völker zu erstreben." Solange der Handel Europas überwiegend zwischen N. und S. sich bewegte und der Blick seiner Völker nicht über den Rand des Atlantischen Ozeans und nordwärts kaum über Skandinavien hinausreichte, also das Mittelalter hindurch, stand Deutschland auch im Mittelpunkte des Verkehrs und des Handels und war am Ausgange des Mittelalters das wohlhabendste Land Europas. Mit dem Zeitalter der Ent- deckungen wurde das anders. Die Staaten, die dem Ozean näher lagen und zuerst in jenen Fahrten Macht und Ehre gewannen, heimsten auch die Früchte des Handels mit den überseeischen Ländern und die ge- winnbringenden Ernten der Kolonien ein, während Deutschland nach dem Ausbruche des 30 jährigen Krieges an Macht und Handelsbedeutung gleichmäßig sank. Das Zeitalter der Eisenbahnen jedoch hat ihm seine vermittelnde Stellung und seine Bedeutung als nicht zu umgehendes Kernland von Europa zurückgegeben, auch sein Seehandel hat sich aufs neue auf seine großen Aufgaben besonnen und sich eine Stellung im transozeanischen Verkehr erobert, die keinem der atlantischen Staaten — allein Groß-- ausgenommen — nachsteht. Das ist geschehen, obwohl das Reich mit seiner Küstenlänge von 665 km um die Hälfte hinter Frankreich zurücksteht und davon obendrein noch 1365 km auf ein vergleichs- weise entlegenes und verkehrsärmeres Sackmeer entfallen. 1 S. Kuhen-Steinecke, Das deutsche Land. 5. Ausl. 1908.

5. Kriegsgeographie - S. 3

1916 - Breslau : Hirt
I. Einleitung. S liche Länge der feindlichen Grenze auf feiten der Zentralmächte. Deutschland grenzt an vier feind- liche Staaten, und zugleich ist seine Küste durch Englands Flotte bedroht. Auch Österreich-Ungarn hat sich gleichzeitig gegen vier feindliche Nachbarn zu wehren und eine dem Angriff unmittelbar aus- gesetzte Küste zu bewachen. Bulgarien ist gleichzeitig vom 0 und vom W her angreifbar, und selbst die peripherisch gelegene Türkei hat in ihrem westlichen europäischen Teil und in Kleinasien einen Angriff von drei Seefronten zu gewärtigen, während ihre östlichen Gebiete in Armenien, in Ägypten und am Indischen Ozean feindliche Länder oder Machtbereiche berühren. Demgegenüber ist England infolge seiner insularen Lage überhaupt nicht unmittelbar durch einen Angriff auf sein Land bedroht, und in ähnlicher Lage ist Portugal. Frankreich, Belgien, Italien und Montenegro haben nur an einer Front zu kämpfen. Serbien hatte erst nach dem Eintritt Bul- garieus in den Krieg zwei Gegner sich unmittelbar gegenüber, Rußland nach der Kriegserklärung der Türkei deren drei. Die größten Anforderungen werden infolge seiner Lage an Deutschland gestellt, da es zwischen den beiden größten feindlichen Landmächten eingekeilt liegt und zugleich von England am unmittelbarsten bedroht wird. Da zum Überfluß seine Grenzen gegen Rußland und Frankreich von Natur ungeschützte und fast in allen Teilen, z. B. auch in den Vogesen, strategisch ungünstige sind, so konnte es die von 0 und W drohende Gefahr nur durch eiue kraftvolle Offensive abwenden. Freilich, wie die diplomatisch-politische Einkreisung Deutschlands vor dem Kriege nicht völlig gelang, so glückte auch die geschlossene militärische Umklammerung der Mittelmächte nicht. Den hartnäckigen Versuchen, Bulgarien und Rumänien zum Anschluß an die Entente zu bewegen und dadurch die Kette unserer Feinde um uns zu schließen und zugleich die Mittel- mächte von der Türkei zu trennen, setzten Deutschland und Osterreich-Ungarn die militärische Tat entgegen, indem sie unter tapferer Beihilfe Bulgariens durch die Niederzwingung Serbiens den Ring sprengten und eine räumliche Vereinigung aller Länder des Vierbundes vollzogen. Damit schufen sie sich gleichzeitig einen freien Zugang zum Mittelmeer und zer- schnitten die durch das neutrale Rumänien gehenden Verbindungen zwischen Rußland und seinen westlichen Verbündeten. Die untenstehenden Kärtchen verdeutlichen Sinn und Erfolg des Balkanfeldzuges. Nach der „Frankfurter Zeitung" vom 1. Jan. 1916. 1. Die Befreiung der Mittelmächte von der feindlichen Umklammerung als Wirkung des sieg- reichen Balkanfeldzuges. Die strategische Ungunst der inneren Lage der Mittelmächte wurde von Anfang an er- Wirtschaft- heblich vermehrt durch Nachteile wirtschaftlicher Natur, indem die Versorgung der Be-liche Folgen völkeruug und der Truppen mit solchen Nahrungsmitteln und Rohstoffen, die aus dem Aus- bet £a9e- laut) oder gar über See bezogen werden müssen, sowie die Verbindung Deutschlands mit semen Kolomen durch die feindliche Umfassung und durch die Verschließuug der Nordsee erschwert oder unmöglich gemacht wurden. l*

6. Kriegsgeographie - S. 7

1916 - Breslau : Hirt
Ii. Geographische Grundfragen der Kriegsursachen und Kriegsziele. 7 Für Deutschland ist der heutige Grenzverlauf von schweren wirtschaftlichen Nachteilen. Die deutschen Abschnitte des Memel-nnd des Weichsellaufes und die zwischen ihnen liegenden Küstenlande entbehren ihres natürlichen Hinterlandes, wobei die wirtschaftlichen Nachteile, den die nahen Zollschranken verursachen, im unteren Weichselverkehr noch dadurch verstärkt werden, daß der russische Abschnitt des Stromes wohl absichtlich — aus militärischen Grün- den — in nngebändigter Wildheit und Ursprünglichkeit verblieb, wodurch auch das Ergebnis der sorgfältigen Regulierung des Flusses auf deutscher Seite stark beeinträchtigt wurde. So ergeben sich an der deutsch-russischen Grenze gewichtige Reibungsflächen politischer, stra- tegischer und wirtschaftlicher Natur, wobei aber die Hauptnachteile wieder auf deutscher Seite liegen. Daß aber Deutschland kein besonderes Verlangen gehegt hat, diese Unstimmig- keiten zu beseitigen, beweist die Geschichte des 19. Jahrhunderts und erklärt sich wohl zum Teil aus dem Umstände, daß eine solche Austragung nur geschehen kann unter gleichzeitiger Lösung der überaus schwierigen polnischen Frage. Ans alledem erhellt, daß auch die russisch-deutschen Reibungsflächen nicht als erhebliche Ursachen des Kriegsausbruches anzusprechen sind, wenn auch der Hinweis auf die erhoffte Gewinnung der preußischen Ostländer den englischen Diplomaten in Petersburg sicherlich die Arbeit wesentlich erleichtert hat. Aber dieser Erwerb war nur ein untergeordneter Punkt im Programm der äußeren Rußlands Politik Rußlands, deren Hauptziele in der Schaffung eines brauchbaren Zugangs zu S™"3er3euttt den Meeren des Weltverkehrs für die größte Kontinentalmacht Europas bestanden und *teere' bestehen. Dies Streben nach dem Besitz einer eisfreien Küste am Ozean, den „Drang nach einem warmen Meere", hat Rußland bereits nach vier Fronten, nach dem Mittelmeer und der atlantischen Seite, nach dem Stillen und dem Indischen Ozean betätigt, am stärksten in der Richtung auf das Mittelmeer. Hat es doch gegen die Türkei im Verlaufe von zwei Jahr- Hunderten nicht weniger als acht Kriege um den Besitz des Bosporus und der Dardanellen geführt. Der letzte Versuch vor dem gegenwärtigen Kriege, den obenerwähnten Drang zu befriedigen, brachte den Zusammenprall Rußlands mit Japan, das seinem kontinentalen Nachbarn den Weg zum Stillen Ozean wieder — vielleicht für immer — verlegte und dessen Blick von neuem gegen W, ins- besondere gegen Sw, gegen das Goldene Horn, richtete. Das Streben nach dem Besitz der Mittelmeerpforte mußte aber nicht nur einen erneuten Zusammenstoß mit der Hüterin dieses Tores, mit der Türkei, bringen, sondern ihm stand auch das unmittelbare Interesse der Mittelmächte, Deutschlands und der Donaumonarchie, ent- gegen. Denn ihnen wäre dadurch der freie Zugang nach Vorderasien und zum Indischen Ozean verlegt worden, den zu schaffen sie durch den Bau der Anatolischen und der Bagdad- bahn gerade im Begriffe waren. Diese Kreuzung berechtigter mitteleuropäischer Verkehrs- ziele bedeutet für Rußlands Politik einen Widerstand, der weit kräftiger war als der, den die Türkei selbst zu leisten vermochte, und daher mußte es von vornherein der Gelegenheit geneigt sein, sich an einer gemeinsamen Niederkämpfung der Zentralmächte zu beteiligen. Da das Bagdadbahn-Unternehmen, wie wir sehen werden, auch englische Zukuuftsptäne in Vor- derasien zu vereiteln droht, so erweist sich das türkische Staatsgebiet als besonders reich an Reibungs- flächen ernster Art. Maritime Wünsche und Sorgen waren es auch, die für den Eintritt Serbiens, Maritime Montenegros und Italiens in den Krieg eine gewichtige Rolle spielten. Es war voraus- Wünsche zusehen, daß das durch den Balkankrieg zur Größe einer Mittelmacht angewachsene Serbien ®e' das endgültige Ziel seiner Raumpolitik nicht nur in der Ausdehnung über alle serbischen ""negros! ^ Wohngebiete, sondern auch in der Erreichung eines Zuganges zum Mittelmeer sah. Die natürlichen geographischen Verhältnisse weisen Serbien mit voller Klarheit gegen das Agäische Meer; aber die vom Balkankrieg herrührende Freundschaft mit Griechenland hemmte den Hang nach dem inzwischen griechisch gewordenen Saloniki und lenkte unter wirksamer

7. Kriegsgeographie - S. 8

1916 - Breslau : Hirt
8 A. Die kriegführenden Staaten. russischer Nachhilfe den Blick nach der Adria, die nicht nur weiter entfernt liegt von Serbien, sondern auch durch hohe Gebirge (und drei Wasserscheiden!) von ihm getrennt ist, überdies nicht in der Richtung der Hauptverkehrsachse des Landes liegt. Eine größere innere Berechtigung für das- selbe Streben nach einem brauchbaren Adriahasen könnte Montenegro vermöge seiner Lage in nn- mittelbarer Nähe der Küste nachweisen. Aber diese Politik Serbiens und Montenegros mußte die Ansprüche Österreich-Ungarns, das sich seinen einzigen Zugang zum Ozean nicht verkümmern lassen durfte und zur politischen und wirtschaftlichen Sicherung des bosnischen Hinterlandes die volle Beherrschung der Küste brauchte, um so empfindlicher bedrohen, als die Donaumonarchie hinter der serbisch-monte- negrinischen Wühlarbeit unschwer den Einfluß Rußlands erkannte. Italiens Au den Küsten der Adria begegneten sich die politischen Bestrebungen Österreichs auch ^enen Italiens, für das die adriatischen Ziele vielleicht die wichtigsten Gründe zum Ittelmeer, g.jntrjtt in den Krieg geworden sind. Italien wird durch seine Lage und seine natürlichen Bedürfnisse auf die Gegengestade an der afrikanischen Küste hingewiesen, insbesondere auf Tunis, das das gegebene Auswanderungsgebiet für die überdichte italienische Bevölkerung und zugleich ein entwicklungsfähiges Absatzgebiet und Erzeugungsland mancherlei Frucht für Italiens Menschenmassen gewesen wäre. In der Tat war Italiens Blick eine Zeillang auf dieses Gebiet gerichtet, aber trotz der Aufmunte- ruug, die ihm während des Berliner Kongresses durch Bismarck zuteil wurde, wagte es nicht, mit starker Hand zuzugreifen. Als dann 1881 Frankreich von Tuuis Besitz uahm, empfand Italien nicht nur diesen Verlust, sondern die ganze Schwäche seiner Stellung im Mittelmeer. Darum schloß es sich mit dem Deutschen Reich und Österreich-Ungarn zum Dreibund zusammen. Und der starke Rück- halt, den ihm dieser gewährte, hätte, wenn Italien die Klugheit bewies, ihm die Treue zu bewahren, ihm heute die Möglichkeit gegeben, nachzuholen, was damals versäumt wurde. Es konnte Tunis den Franzosen wieder abnehmen, sich zugleich von den drohenden Kanonen Bisertas und Maltas und der Einengung seines Herrschaftsbereiches durch Korsika befreieu und dadurch eine seiner geo- graphischen Lage entsprechende Stellung im Mittelmeer erwerben. Statt dessen fand es sich mit der Vormachtstellung Englands und Frankreichs im Mittel- meer ab, ja schloß sich immer enger an den eigentlichen mediterranen Herrn, an England an, das durch die Beherrschung der beiden Ausgänge des Mittelmeeres Italien von jeder über- seeischen Zufuhr abschneiden konnte und zugleich sein Hauptlieferant für Kohle und mancherlei Jndustrieerzeuguisse, sowie erster Geldgeber wurde. Durch Englands Zusammenschluß mit Frankreich wurde Italiens Beziehung auch zu diesem Mitbewerber um die Mittelmeer- Herrschaft besser, und so drehte sich denn die Front der italienischen Politik allmählich gegen Osten und damit gegen einen Teilhaber des Dreibundes. Zu diesem brachte sich die italienische Regierung bereits in einen offenen Gegensatz durch die Besitzergreifung von Tripolis. Denn damit stellte es sich auf die Seite derjenigen Mächte, die einen Zerfall des Türkischen Staates erwarteten, während die Zentralmächte auf eine Erhaltung und Stärkung des Osmanentums hin- arbeiteten. Gerade dieser Umstand veranlaßte England und Frankreich, Italien bei dem tripolita- nischen Abenteuer keiue Hindernisse in den Weg zu legen, zumal ja das wirtschaftlich viel weniger wertvolle Tripolis Italiens Blick von Tuuis und Ägypten zugleich abzog und außerdem eine dauernde Beschäftigung und Inanspruchnahme erheblicher Kräfte erwarten ließ. Ebenso sorgfältig wurden aber von ihnen zugleich die politischen Strömungen gepflegt, die auf eine Beherrschung der Adria durch den Besitz ihres Gegengestades abzielten. Diese Strömungen erhielten in Italien selbst mancherlei Nahrung. Die Erinnerung an den venezianischen Herrschaftsbereich sprach dabei ebemo mit wie der über- lieferte Gegensatz des italienischen Volkes gegen den jetzigen Bundesgenossen an seinen Nordost- liehen Grenzen. Gerade dieses Gefühl alter Feindschaft ließ die Italiener in der im Durchschnitt nur 200 km entfernten Gegenküste eine Bedrohung der ostitalieuischen Küste erblicken, die um so gefährlicher erschien, als die geradlinige, hafenarme Ostküste Italiens militärisch im Nachteil ist gegen- über der buchtenreichen dalmatischen. Denn diese besitzt gute Häfen und Zufluchtsorte in Menge

8. Kriegsgeographie - S. 9

1916 - Breslau : Hirt
H. Geographische Grundfragen der Kriegsursachen und Kriegsziele. 9 und gibt dadurch eine ausgezeichnete Basis für eine österreichische Offensive zur See ab. Endlich mag auch die Absicht, im Balkan sich neue Absatzgebiete zu schaffen, den Wnnsch Italiens gesteigert haben, das Adriatifche Meer zu einem rein italienischen zu machen. Die Besetzung Valonas an der nur 70 km breiten Ausgangspforte der Adria bedeutet tatsächlich die Schließung dieses Meeres für Osterreich und damit einen Griff nach der Kehle der Monarchie, deren Existenz als Großstaat davon abhängt, daß sie auch ein Mittelmeerstaat bleibt. Italien blickt aber auch jetzt weiter ostwärts nach der Levante. Im Krieg um Tripolis besetzte es die Dod ekanes — eine Gruppe von zwölf kleinen Inseln im Bereich der klein- asiatischen Westküste —, die es im Frieden als Pfand behielt, und jetzt scheinen ihm vom Drei- verband auch der südwestliche Teil Kleinasiens und Stücke von Syrien versprochen worden zu sein. So ergeben sich denn aus der heutigen Mittelmeerpolitik Italiens neben den ita- lienisch-österreichischen auch italienisch-türkische Reibungsflächen und Anregungen zur gewalt- tätigen Auseinandersetzung. Ozeanische Fragen größeren Stils waren auch entscheidend für den Eintritt Jap ans Japans Stel- in den Krieg. Dieser ostasiatische Inselstaat tritt seit einen: Jahrzehnt zielbewußt mit Macht- 1ugü^eeber ansprüchen im Stillen Ozean auf. Zwar hat er dort neben Deutschland in der Union, in u ee' Rußland und England noch andere und mächtigere Nebenbuhler. Für eine Auseinander- fetzung mit der britischen und der amerikanischen Herrschaft^ zu der Gegensätze und Reibnngs- stächen in Menge reizen, fühlt Japan vermutlich vorläufig noch nicht die genügende Kraft. Wohl aber mußte ihm nach der Niederwerfung Rußlands die durch den Zusammenprall der europäischen Staaten gegebene Gelegenheit günstig erscheinen, nun auch der Stellung des Deutschen Reiches im Stillen Ozean einen vernichtenden Schlag zu versetzen und zugleich durch die Besitznahme von Kiantschou und einiger ozeanischer Inseln die eigene Südseeherr- schast für den kommenden Kampf mit den beiden anderen Anrainern des Großen Ozeans zu stärken. So kann man annehmen, daß Japan nicht gerade den Ausbruch des Krieges gewollt und betrieben hat, daß es ihn aber als eine willkommene Gelegenheit benutzte, seine politischen Zukunftspläne wieder ein Stück zu fördern. Zusammenfassend kann man behaupten, daß die bisher kurz erörterten Sorgen und Deutsch- Wünsche der heute am Kriege beteiligten Mächte dessen Ausbruch wohl begünstigt und be- Jen^ce schleunigt haben, seine eigentliche innereursache aber sind sie nicht. Es ist in den nun- C9en'aöe- mehr vollendeten zwei Kriegsjahren oft genug ausgesprochen worden, daß der eigentliche Kriegsgrund in der Rivalität zwischen England und Deutschland zu suchen ist. Nicht so sehr handelte es sich dabei um örtliche Reibungsflächen; freilich fehlt es auch an solchen keineswegs. Deutsch - Ostafrika war den Engländern von jeher ein Stein mächtigen Anstoßes in dem Bestreben, ihren südafrikanischen Besitz mit dem ägyptisch-sudanesischen znr zusammenhängenden Kap—kairo-Linie zu vereinigen, und ebenso störend erschien ihm die wirtschaftliche Stellung Deutschlands in Vorderasien und im Bagdadbahn-Unternehmen, die geeignet war, den Plan eines zusammenhängenden englischen Besitzes von Ägypten nach Indien, von Kairo nach Kal- kutta zu verhindern. Beide angedeuteten Besitzerweiterungen aber glaubte England zur Befestigung seiner Beherrschung des Indischen Ozeans durchführen zu müssen. Weit empfindlicher aber erschien den Briten Deutschlands Rivalität zur See, die schnell zunehmende Größe und Stärke seiner Flotte. „Das Eingreifen der deutschen Diplomatie in überseeische Fragen und der Erwerb von ein paar Stücken Landes in Afrika und in der Südsee mochten noch hingehen. Aber der Bau einer Kriegsflotte, die eines Tages der englischen entgegentreten konnte, erschien als eine Anmaßung, als ein Ein- griff, eine Bedrohung der englischen Seeherrschaft" (Hettner). Die tatsächliche Beherrschung der gesamten Meeressläche durch eine überragende Flotte und die Überwachung aller wichtigen Wege und Knotenpunkte der Weltschiffahrt durch Besitz von Stationen an den strategisch

9. Kriegsgeographie - S. 24

1916 - Breslau : Hirt
24 A. Die kriegführenden Staaten. Diese Preissteigerung der Frachten, die natürlich eine entsprechende Wertsteigerung der Frachtgüter zur Folge hat, gilt in ähnlichem Umfange auch für den Verkehr Englands mit den übrigen Ländern und ebenso für die anderen kriegführenden Mächte. Aber trotz der zum Teil ungeheuren Preise war bei dem Mangel an Schiffsraum und der hinzukommenden Verlängerung mancher Seewege (Fahrten nach Rußland, Fahrten um das Kap der guten Hoffnung infolge zeitweiliger Sperrung des Sneskanals) eine Aufrechterhaltung der Zufuhr im alten Umfange nicht möglich, was eine andere kleine Zusammenstellung deutlich erweist. In Tab. 8 sind einerseits die Mengen, andrerseits die Werte der Einfuhr einiger wichtiger Güter nach England in der Zeit vom 1. Januar bis 30. April 1915 verglichen mit demselben Zeit- abschnitt des Vorjahres. Es betrug die Abnahme bzw. Zunahme gegen die ersten 4 Monate des Jahres 1914: Tabelle 8. eingeführte Güter Menge % Wert % für Weizen...... — 13,5 + 42,5 „ Gerste....... — 8,1 4- 23,2 „ Mais....... + 14,5 4- 244,1 „ Zucker....... - 6,7 + 73,3 „ Butter....... — 5,5 + 10,2 Demnach müssen für verminderte Einfuhrmengen der notwendigsten Bedarfsartikel erheblich höhere Werte gezahlt werden. Auch bei uns sind die Preise für Nahrungsmittel und sonstige Bedürfnisse des Lebens zum Teil erheblich gestiegen; aber da wir gezwungen sind, den weitaus größten Teil unserer Bedürfnisse durch eigene Erzeugung zu decken, so be- deutet diese Preissteigerung keine Schwächung des Nationalvermögens in seiner Gesamt- ljeit1, während unsere Feinde gegenüber den ihnen liefernden Staaten, namentlich gegen- über den Vereinigten Staaten, in eine zunehmende Verschuldung geraten, die durch die ge- waltigen Munitionslieferungen ins Ungeheure anwächst 4. Zusammenfassung. Alles in allem brauchen nach dem gegebenen Uberblick über die wirtschaftlichen Grund- lagen der kriegführenden Staaten die Mittelmächte einen Vergleich mit ihren Gegnern nicht zu fürchten. Im Gegenteil hat ihre Volkswirtschaft eine wunderbare Kraft und Anpassungs- sälngkeit bewiesen, die ihre innere Gesundheit bekundet. Diese aber beruht in erster Linie auf der Bodenständigkeit, die unsere Volkswirtschaft trotz ihrer zunehmenden Beteiligung an der Weltwirtschaft bewahrt hat. Dagegen hat die unnatürliche Loslösung der englischen Volkswirtschaft vom heimischen Boden im Kriege die nachteiligsten Folgen gezeitigt. Das Bild wird noch wesentlich günstiger für uns durch einige Einzelzüge, die hier nur ange- deutet werden können. Eine Anzahl Erzeugnisse der deutschen Volkswirtschaft sind überhaupt nicht oder wenigstens nicht in kurzer Zeit durch andere Länder zu ersetzen. Das gilt von unserer ge- waltigen Zuckerausfuhr, das gilt von der Ausfuhr unserer Kalidüngestoffe, das gilt na- menttich von den Erzeugnissen unserer chemischen Industrie, für die Deutschland, ganz abgesehen von seiner führenden Stellung in den chemischen Wissenschaften, in der Vereinigung reicher Vor- rate von Kohle und Kalisalzen eine Grundlage hat, die kein anderes Land der Welt besitzt. Na- mentlich wird der Mangel an deutschen Farbstoffen, die nicht weniger als 90% der gesamten Welterzeugung darstellen, in der Webwarenindustrie aller Länder der Erde als überaus empfind- 1 Daraus erklärt sich auch unsere im allgemeinen günstige finanzielle Lage und der vom Auslande keines- wegs erwartete Erfolg unserer vier Kriegsanleihen. . «..i.,,. 2 Das kommt deutlich zum Ausdruck in der Gold aus- und -em,uhr der Vereinigten Staaten. Es betrug 1914 1915 die Ausfuhr 223 Millionen 3 31 Millionen S die Einfuhr 57 >, 452 „ l.)

10. Kriegsgeographie - S. 59

1916 - Breslau : Hirt
Y. Die Türkei und die übrigen Länder des Islam. 59 4. Montenegro. Ter Kampf gegen das serbische Feldheer fand noch ein Nachspiel in Montenegro und Albanien. Montenegro. Tas alte Reich der Schwarzen Berge, wie es bis 1878, auch wohl noch vor der letzten Ausdehnung 1912 bestand, ragt als eine schwer zu bewältigende Felsenfestung des Karst empor, an der breiten Nordostseite vom Tale der Tara wie von einem Festungsgraben umsäumt. Da hinein flüchteten nach der Schlacht auf dem Amselfelde versprengte Reste des Serbenvolkes und gründeten, bald den Türken, später auch den Österreichern zum schweren Verdruß, ein neues Gemeinwesen. Die besten, aber nicht guten Zugänge bietet das Lim-Tal, von dem und in dem die Wege über Bjelopolje und Berane hinaufführen. Die verwundbarste und von den Türken immer wieder heimgesuchte Stelle öffnet sich im 8 nach derbreiten Niederung des Sees von Skntari (Skodra). Von hier aus steigt das Tal einer anderen Tara und uachher der Zeta, fruchtbar und leidlich angebaut, ins Herz des Landes. Gebrochen aber wurde die Widerstandsfähigkeit des Heeres durch die Erstürmung des Loween, des für uneinnehmbar geltenden Berges, der beinahe bis znr Höhe des Rigi ansteigt und bisher die nahe Bucht von Cattaro bedrohte, sodann durch die darauf folgende Einnahme der Haupt- stadt Cetinje — beides durch österreichische Truppen —, endlich durch die infolge Zuströmens serbischer Flüchtlinge gesteigerte Hungersnot, die alte Geißel des kornarmen Läudchens. 5. Albanien. Wie graue Mauern steigen die menschenarmen Kalk- und Dolomitketten der Albanischen Albanien. Alpen in ermüdender Folge hintereinander auf, erkletterbar nur auf steilen Pfaden, die sich mühsam an die Seite der canonartig eingeschnittenen Flüsse zwängen. Hier hindurch mußten die ausgelösten Reste der südserbischen Heerhaufen im tiefen Schnee, ohne Lebensmittel, ihren Weg nach der Küste suchen, verfolgt von den Feinden, gepeinigt von den Landesbewohnern. Die Bulgaren jagten ihnen nach bis Elbasan in der Breite des Sees von Ochrida, während die Österreicher an der Küste ent- lang nach Süden zogen und die Italiener aus Durazzo verscheuchten, dem alten Dyrrhachium, in dem die Römer von Brundisium her landeten, um die Via Egnatia zu betreten, die nach Elbasan hinauf leitete. Näher noch als Durazzo, bis auf nur 80 km, an Apulien gerückt ist die geräumige Bucht von Balona (Avlona), wohlgeschützt durch das Akrokerauuische Vorgebirge (Kap Glossa — Zunge) und von Bedeutung für die Sperrung der Adria, welche die Italiener als mar« nostro ansehen. Darum haben sie sich hier eine feste Stellung und einen Flottenstützpunkt gesucht, die Wege aber ins Innere sind schwierig, eben albanischer Art. V. Die Türkei und die übrigen Länder des Islam. Ubersicht. Der Überrest des Türkischen „Weltreiches", das sich vor etwa 200 Jahren noch bis vor Lage des die Tore von Wien, über die Karpaten und die südrussischen Flüsse hinaus und im Westen Türkischen in der Form der Oberherrschaft über halb abhängige Staaten bis an die Säulen des Herakles erstreckte, nimmt jetzt noch die äußeren Enden zweier, und wenn wir Ägypten mitzählen, dreier zusammenstoßenden Erdteile ein. Zwei Meere dringen tief in den Körper des Reiches ein, der Persische Golf und der Golf von Jssns (Alexandretta, Jskenderun), und eine Reihen-- folge schmaler Gewässer trennt das Gebiet der Hauptstadt mit 28 000 qkm, also nicht viel mehr als Sizilien, von der Hauptmasse ab und beherrscht den Zugang zum Schwarzen Meere und damit zu Südrußland und Kankasien. Ein viertes Meer, der tiefe Grabeneinbruch des Roten Meeres, schneidet am türkischen Gebiet entlang so tief in das östliche Festland ein, daß hier dessen engste Zusammenschnürung entstand und es bei Sues nur eines 160 km langen Ka- nals bedurfte, damit sich Mittelmeer und Indischer Ozean die Hand reichen konnten. Diese Meeresstraßen mußten mit zwingender Gewalt die Verkehrsströme auf das türkische Gebiet lenken, aber zugleich die Begehrlichkeit derer wecken, welche diesestraßen besnhren und zu be- herrschen trachteten, andrerseits dem Staate, der alle diese Kreuzungspunkte besaß, einen starken Halt bieten, der gefestigt wurde durch eine Art von Gleichgewicht unter den Begehrlichen. Losgerissen ist bisher nur einer der großen Kreuzungspunkte des Verkehrs, nämlich Ägypten.
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