§. 1. Land und Volk der Germanen.
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Boden war wenig bearbeitet. Von Getreide baute man nur Gerste und Hafer. Üppige Weiden nährten Rindvieh und Pferde, die, wenn auch klein und unansehnlich, doch von trefflicher Art waren. Edle Obstbäume konnten nicht gedeihen, dagegen boten die Wälder wilde, eßbare Beeren mancherlei Art.
Germanische Völkerstämme. Die Germanen führten ihre Abstammung auf ihre Götter zurück. Als Stammvater nennt Taeitus nach einer germanischen Volkssage den „von der Erde geborenen" Gott Tuisko und als dessen Sohn Mannus (den ersten Mann). Diesem schrieb man drei Söhne zu: Ingo, Jsto und Jrmin, nach welchen die Stämme Norddeutschlands Jngävonen, die „zunächst an dem Rhein" wohnenden Jstävonen, die Stämme Mittel- und Süddeutschlands Hermionen genannt wurden. Diese drei Hauptstämme zerfielen in mehr als 50 Einzelstämme, die jedoch nur lose zusammenhingen und während der Völkerwanderung zum Teil ineinander aufgingen. Auf der linken Rheinseite hatten sich die Triboker im Elsaß, die Nemster um Speier, die Vangionen um Worms, die Treuerer (Trierer) aus beiden Seiten der Mosel den Römern unterworfen, machten aber den thatenlosen Galliern (Kelten) gegenüber mit Stolz ihren germanischen Ursprung geltend. Unter Kaiser Augustus siedelten die rechtsrheinisch, den Treverern gegenüberwohnenden Ubier, die ebenfalls zu den Römern hielten, auf das linke Rheinuser und ließen sich im Gebiete des heutigen Köln nieder, wo ihre Hauptstadt 51 n. Chr. zur römischen Kolonie erhoben und als Geburtsort Agrippinas, der Tochter des Germanikus und Gemahlin des Kaisers Claudius, den Namen Colonia Agrippinensis erhielt. Das Rheindelta dagegen besetzten die Bataver. Auf der rechten Rheinseite wohnten: die Usipeter am Niederrhein, die Tenc-t er er den Ubiern gegenüber, die Brukt er er von der Lippe bis zur Ems, die Mars er im heutigen Münsterlande, die Sigambrer im Gebiet der Ruhr und Sieg, die streitbaren Chatten im Hessenlande, die tapfern Cherusker von der Weser bis zum Harz. Der Nordseeküste entlang wohnten von der Rhein- bis zur Emsmündung die Friesen, von da bis zur Elbe die Ch auken, in Holstein die Sachsen, nördlich davon die Angeln, in Jütland die Cimbern. Die im Osten wohnenden Stämme wurden unter dem Namen Sueben (die Schweifenden) zusammengefaßt. Dazu gehörten: die Langobarden auf der Westseite der unteren Elbe, die Semnonen im Gebiet der Havel und Spree, die Warnen in Mecklenburg; der Ostseeküste (dem suebischen Meere) entlang: die Heruler und Rugier
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Extrahierte Personennamen: Gott_Tuisko Mannus Ingo Jsto Augustus Augustus Chr Agrippinas Claudius Colonia_Agrippinensis
Stmme und Vlkervereine.
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Und der Niemalsausgesprochne,
(r, der lteste der Alten,
Wird fr immer aller Dinge,
Aller Menschen liebend walten.
Ihr, mit Kranz und Binsenkrben, Tretet in den Ring, ihr Kleinen,
Singt den Reim, wiewohl ihr heute Klger thtet, still zu weinen.
Dennoch fingt; den jungen Nacken Schmerzt noch nichtdasiochderfranken.^) Singt, und mag es traurig lauten Wie das Singen eines Kranken."
Und die Knaben und die Mdchen Huben an mit leiser Stimme:
Schirm uns, Balder, weier Salder, vor des Lhristengottes Grimme I
Komm zurck, du sumst so lange; Sieh, wie Erd' und Gimmel klagen! Komm zurck mit deinem Frieden Auf dem goldnen Sonnenwagen I
Weier Balder, weie Blumen, _
rie am Bach und Rain sie sprieen, Wei, wie deine lichten Brauen,
Legen wir dir gern zu Fen.
Steh, wir geben, was wir haben; Arm sind unsre Fruchtgefilde, La Geringes dir gengen,
Weier Balder, Gott der Milde!
Gott der Liebe, weier Balder,
Neige hold dich unfern Gren,
Blumen, rein, wie unsre erzen,
Legen wir dir gern zu Fen!
Und den pferstein umwandelnd, Warfen sie die heil'gen Kruter,
Lichte Glocken, lichte Flocken,
Lichte Sterne auf die Scheiter.
Dann mit leisen Lispelworten Nahm die priesterin die Schale:
Trinkt des weien Gottes Minne, Lh ihr hebt die Hand Zum Mahle!"
Durch die Runde ging ein Raunen Wie gedmpftes Becherklirren,
Wie im herbstlich drren Rohre Abendlfte heimlich schwirren.
Und der krause (Dxferdiener Aus des Kessels weitem Bauche Gab er jedem von dem Fleische, von der Mistel, von dem Lauche.
Sprach die Drude: Dankt den Gttern, Lscht die Glut und nehmt die Brnde! Dunkles brtet zwischen heute Und der nchsten Sonnenwende.
Denn nicht alle kommen wieder, Und nicht jedem ist zu trauen.
Fort! Die Sterne schimmern blasser, Und der Tag beginnt zu grauen."
In die Grnde glitt die Menge Wie verstoben, wie versunken; Frische Morgenwinde spielten Mit der Asche, mit den Funken.
Stmme und Vlkervereine.
Die Germanen zerfielen in eine groe Anzahl von Stmmen. So viel Regierungsbezirke die heutige preuische Monarchie zhlt, so viel Stmme mag es frher in diesen Gegenden gegeben haben. Husig genannt werden: die Ubier, die Bataver, die Friesen, die Sigambrer, die Cherusker. Die Ubier wohnten in der Gegend von Kln, die Bataver in Holland zwischen Rhein und Waal, die Friesen an der Nordseekste zu beiden Seiten der Emsmndung, die Sigambrer im Sden der Lippe, die Cherusker im Flugebiet der mittleren Weser. Einen gemeinsamen
*) Der Dichter verlegt die Handlung in die Zeit des berganges vom Heiden-tum zum Christentum.
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2 Die Vorgeschichte der Deutschen.
arischen oder indogermanischen vlkersamilie. Ein Teil von ihnen, die Nordgermanen, siedelte sich in Skandinavien an, der andere Teil, die Sdgermanen, nahm das Land zwischen Weichsel und Rhein in Besitz. Der Name Name Germanen, welcher Hufer im Streit" oder Nachbarn" bedeuten soll, wurde ihnen zuerst von den Keltert, dann von den Hrnern beigelegt. Der Name Deutsche (diutisk von diut=Dol&, also volkstmlich - zuerst von der Sprache gebraucht) kommt erst im zwlften Jahrhundert hufiger vor - bis dahin hatten sie selber keinen das ganze Volk umfassenden Namen, sondern nur Bezeichnungen fr ihre einzelnen Stmme.
ftmme Wichtige Volks st rnrne waren:
a) im Nordwesten von Deutschland: die priesen an der Nordsee-Kste, die Cherusker an der Weser, die Chatten in Hessen;
b) im Sden und Osten, zwischen Donau und Ostsee: die groe Vlkergruppe der Sweben. Zu ihr gehrten die Langobarden zwischen (Elbe und Rller, die Rngeln in Schleswig, die Semnonen in Brandenburg, die Burgunder zwischen der und Weichsel, die vandalen im Hiesengebirge, die G oten an der unteren Weichsel.
3. (Eigenart und Verfassung.
Vorzge 1. Eigenschaften. Die alten Germanen waren ein krperlich und geistig gesundes, auf strebendes Volk. Ms ihre besonderen Eigenschaften sind zu nennen: stattlicher wuchs, gewaltige Kraft, vorwiegend blondes haar und leuchtende blaue Rgen; Freiheitsliebe ^ unbndiger Ittut, Wahrhaftigkeit und Treue, Gastfreundschaft. Der rmische Geschichtschreiber Tacitus lobt ihr ernstes festhalten an guten alten Sitten: Gute Sitten haben bei den Germanen grere Macht als anderswo gute
Mngel Gesetze." Er tadelt aber ihre Neigung zu Trunk und leidenschaftlichem Spiel.
Frauen 2. Stellung der Srauen. Die Frauen genossen bei den Germanen hohe Achtung. Vielweiberei kam nur als seltene Ausnahme vor. Die Frau war ihrem Manne eine Genossin inrrbeit und (Befahr"; sie begleitete ihn sogar in den Kampf. Der Germane," sagt Tacitus, sieht in den Frauen etwas heiliges und schreibt ihnen die (Babe der Weissagung zu; er achtet deshalb ihren Hat und hrt auf ihre Rus-fprche."
3. Lebensweise. Die Lebensweise der Germanen war einfach.
Wohnung a) Wohnung. Sie bauten ihre Huser aus rohen Stmmen oder Fachwerk und deckten sie mit Schilf, Stroh oder Schindeln; am Giebel brachten sie wohl ein paar roh geschnitzte Pferdekpfe an. Der Hauptraum
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Extrahierte Personennamen: Hufer Tacitus
Extrahierte Ortsnamen: Skandinavien Rhein Deutschland Hessen Donau Ostsee Schleswig Brandenburg
Das Leben der Gerinanen.
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C. Die Westgermanen. Die Semnonen oder Sueven (Sueben) im heutigen Brandenburg, die Langobarden zwischen Elbe und Aller, die Hermunduren (die spteren Thringer) und die Markomannen in der Oberpfalz und Bhmen wurden nach dem Hauptstamm als Sueven im weiteren Sinne bezeichnet. Sie galten als die kriegslustigsten von allen Germanen. Ferner gehrten zu den Westgermanen die Cimbern, Angeln. Teutonen und Sachsen auf der Cimbrischen Halbinsel; die Friesen; die Bataver im Rheindelta; die Sigambern an der Sieg; die Cherusker an der Weser; die Kotten (oder Chatten, die spteren Hessen).
Welche dieser Stammesnamen sind bis heute erhalten? Welche Stmme haben ihre Wohnsitze gegenwrtig noch inne?
49. Das Leben der Germanen.
1. Kleidung, Bewaffnung und Kampfesart. Bekleidet waren beide Ge schlechter mit einfachen Untergewndern aus Wolle oder Linnen und einem Uberwurf aus Tuch oder Tierfelleu, der die Arme freilie. Als Schmuck-fachen trug man silberne und goldene Spangen, Hals- und Armringe.
Im Kriege dienten Speer, Schleuder, Keule, Axt und Schwert als Augrissswassen, der Schild zur Verteidigung. Als Helm trugen die Krieger vielfach einen Tierschdel. Sie kmpften zu Fu und zu Pferde; auch gab es aus Reitern und Fukmpfern gemischte Abteilungen. Zum Angriff ordneten sie sich mit Vorliebe in Keilform (Eberkopf"). Die Rmer frchteten nichts so sehr als die teutonische Witt" der anstrmenden Germanen, siegten aber in den meisten Fllen durch ihre bessere Bewaffnung und Aufstellung.
2. Huslichkeit. Das enge Zusammenwohnen in Stdten liebte der Germane nicht. Sein Bauernhof, aus Wohnhaus und Wirtschaftsgebuden bestehend und von einem Pfahlzaun umgeben, lag inmitten seiner Felder. Das Haus war ein einfaches Blockhaus oder ein Fachbau, bedeckt mit Stroh oder Schilf; vom Giebel schaute husig ein hlzerner Pferdekopf herab. Die innere Einrichtung entsprach in ihrer Einfachheit der ueren. Der Rauch des Herdfeuers fand feinen Ausweg durch die Tr und die kleinen Fenster.
3. Verfassung. Der Staat erwuchs aus der Familie. Die erweiterte Sippe bildete eine Gemeinde, eine Feldgenossenschaft (auch Hundertschaft oder Cent genannt). Innerhalb dieser Gemeinschaft wurde in der ltesten Zeit, vor Ausbildung des Sondereigentums, der gemeinsame Grundbesitz au die einzelnen Familien abwechselnd zur Nutznieung verteilt. Eine An-zahl von Gemeinden war gewhnlich zu einem Gan zusammengefat, der dann die Unterabteilung des Stammes (Staates) bildete. der wichtige Angelegenheiten, wie Gesetze, schwere Vergehen, Krieg und Frieden, entschied die Volksversammlung (das Ding") des Stammes, der eine Beratung
Christensen-Rackwitz, Geschichte. I. g
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