24
Länderkunde. — Asien.
und bedeutenden Männer; der Ahnenkultus bildet auch die „Grundlage des Familien-
lebens, in dem sich große Hochachtung vor den Eltern und vor dem Alter zu erkennen
gibt". Im allgemeinen sind die Chinesen religiös gleichgültig und in groben Aber-
glauben versunken. Jm^V wohnen viele Mohammedaner; die Zahl der Christen
wird auf 1,15 Mill. angegeben.
Bis vor kurzem wurde das chinesische Riesenreich, zwanzigmal so groß wie das
Deutsche Reich, von einem Kaiser, der sich „Sohn des Himmels" nannte, beherrscht.
Der jüngste Aufstand'des Volkes veranlaßte den Herrscher abzudanken und führte
zur Umwandlung der Monarchie in eine Republik.
12. Chinesische Gerichtsverhandlung.
Auch in ihren Gesetzen und in ihrer Rechtspflege zeigen die Chinesen viel Eigenart. Der höchste Gerichtshof
in Peking heißt Strafamt. Dieser hat auch die Entscheidung über Todesstrafen. Die verhängten Strafen
sind streng, oft grausam.
d) Besiedlung. China ist das Land der großen Städte. Namentlich Fluß-
straßen und Meeresbuchten erscheinen als Siedlungslagen bevorzugt.
Im N: Peking (1600), „Nordresidenz", bildet ohne die Vorstädte ein Rechteck von
32qkm Fläche mit 5 m dicker und 6 m hoher Umfassungsmauer, die durch 16 Tore
Einlaß gewährt. Die Mandschustadt, in der viele Tempel, Moscheen, der Kaiser-
palast und die Prachtstraße der europäischen Gesandtschaften liegen, ist von der
äußerst belebten, aber ungepflasterten und unsauberen Chinesenstadt durch eine
Mauer getrennt. Pekings Seehafen ist Tientfin (800), der Hauptstapelplatz für
den Handel Nordchinas und der Mongolei.
In der Mitte, in den tee- und seidenreichsten Provinzen: Schanghai (700),
Mittelpunkt des Tee-, Seiden- und Baumwollhandels, wurde der bedeutendste Ver-
lragshafen Chinas mit regelmäßigen Dampferverbindungen nach Europa und
Amerika; es ist der Sitz zahlreicher deutscher Handelshäuser. Hanköu-Wu-
tschang (1500) amjäntsekiäng, der hier 3|km breit ist, entwickelte sich zum Stapel-
platz für den europäischen, meist britischen Handel und zum Endpunkt der europäischen.
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast]]
Extrahierte Ortsnamen: Asien Deutsche_Reich Peking China Peking Pekings Mongolei Schanghai Chinas Europa Amerika
72
Zweiter Abschnitt.
^der^die gewhlt wurden und ein untadelhaftes Leben gefhrt haben muten, egierung, hchsten Wchter des Gesetzes waren die Ephoren d. h. Auf-feher; sie muten darauf achten, ob die Könige den Gesetzen nach lebten, und konnten, wenn sie dieselben nicht pflichtgetreu fanden, sogar eine Anklage erheben. Doch scheint die Einrichtung des Ephorats erst geraume Zeit nach Lykurg als Gegengewicht gegen das Knig-tum beschlossen worden zu sein. Die Volksversammlung (Halia), an welcher jeder der 30 Jahr alte Spartaner Theil nahm, wurde regelmig an jedem Vollmonde unter freiem Himmel berufen und fate durch bloes Ja oder Nein Beschlsse der das, was die Gerusia ihr vorlegte, besonders der Gesetze, Beamtenwahl, Krieg und Frieden. Vermgen Ungleichheit des Vermgens mancherlei Anla zu Ruhe-
9 strungen gegeben hatte, so suchte Lykurg eine Gleichheit im Gter-besitze herzustellen. Zu dem Ende theilte er die Lndereien der Spar-taner in 9000 Ackerloose, die der Lacedmonier in 30,000 kleinere; jedes Loos konnte eine Familie ernhren. Den Gebrauch der Gold- und Silbermnzen hob er auf und fhrte statt derselben eisernes Geld ein. Um seine Mitbrger an Einfachheit und Gengsamkeit zu gewhnen, ordnete er gemeinsame Mahlzeiten an. Auch die Könige muten an denselben Theil nehmen, und jeder Brger einen monat-lichen Beitrag von Fleisch, Getreide, Feigen zc. dazu liefern. Bei diesen Mahlen ward strenge Migkeit beobachtet; aber es schalt auch jeder Tischgenosse seinen Nachbar, wenn er nicht a und die gemeinsame Kost verachtete. Das gewhnliche Gericht war die schwarze Suppe, ein Gemisch von Fleischbrhe, Blut, Essig, Rben :c. Ein fremder König, welcher die schwarze Suppe hatte rhmen hren, lie sich einen spartanischen Koch kommen und das gepriesene Gericht be-reiten. Sie schmeckte ihm aber nicht. Da erklrte ihm der Koch: Herr, die beste Wrze ist Hunger und Arbeit. Unsere Suppe schmeckt nur denen, welche sich vorher im Eurotas *) gebadet haben."
und Wer Ganz besondere Aufmerksamkeit verwandte Lykurg auf die Er-^der^Jugend? Ziehung der Jugend. Jedes neugeborene Kind wurde von der Be-Hrde in Augenschein genommen. War es schwchlich oder migestaltet, so wurde es auf dem benachbarten Gebirge Taygetus ausgesetzt. Bis zum siebenten Jahre blieben die Knaben und Mdchen im elterlichen Hause; dann bernahm der Staat ihre Erziehung auf feine Kosten. Die Jugend sollte sich vor Allem an Entbehrungen und an Ertragung des Schmerzes gewhnen. Die Knaben schliefen auf Schilfrohr,
*) Sparta lag am Eurotas-Flusse.
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
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Aus der deutschen Vorzeit.
17
die Oberherrschaft des Landes den Deutschen überlassen und zogen sich Die angel-theils nach Comwallis und Wales, theils nach der Bretagne zurück. ^avqttcivb Die Angeln und Sachsen gründeten im Laufe von 130 Jahren sieben «27 vereinigt. Königreiche: Kent, Sussex, Wessex, Essex, Ostangeln, Northumberland und Mercia, welche König Egbert I. 827 zu einem einzigen Reiche vereinigte.
Um die Mitte des 5. Jahrhunderts beunruhigten die Hunnen, * ^
welche sich seit ihrer Ankunst in Europa unter verschiedenen Häuptlingen Hunnen,
als Nomaden in den südrussischen Steppen aufgehalten hatten, die westlich gelegenen Länder. Attila oder Etzel hatte durch Meuchelmord die Herrschaft fast aller Hunnenstämme an sich gebracht, viele andere Völker, wie die Ostgothen, Gepiden, Langobarden rc. sich dienstbar gemacht und das oströmische Reich durch häufige Einfälle und unverschämte Forderungen heimgesucht*). Sein Aeußeres verrieth den Mongolen. Er war klein von Wuchs, hatte einen großen Kopf mit kleinen, lebhaft blickenden Augen, platter Nase, ein bartloses, schmutzig gelbes Gesicht und kriegerischen Sinn. Er wird als bedachtsam, stark von Entschluß, nicht unerbittlich gegen Flehende und gnädig gegen Unterwürfige geschildert. Sein stolzes Selbstvertrauen ward durch den Besitz eines Schwertes erhöht, welches ein Hirte in der Erde vergraben fand und für die Waffe des Kriegsgottes ausgab. Attila selbst betrachtete sich als eine Zuchtruthe in der Hand Gottes, nannte sich deshalb Godegisel und strebte nach der Herrschaft über den ganzen Erdkreis.
Die Schwester des Kaisers Valentinian, Honoria, übersandte damals, um klösterlicher Einsamkeit zu entgehen, zu welcher sie als Strafe für ihren schlechten Lebenswandel von ihrer Mutter Placidia verurtheilt worden war, dem Hunnenkönig Attila heimlich einen goldenen Ring und ließ demselben ihre Hand und ihre Ansprüche auf Italien antragen.
Attila hielt alsbald um Honorias Hand bei dem weströmischen Kaiser rcir6t um an, ward aber abschlägig beschieden und beschloß, das weströmische Reich zu verderben. Zu der nämlichen Zeit trafen Boten des Vandalenkönigs Geiserich bei Attila ein und reizten ihn zum Kampfe gegen die Gothen. Geiserich fürchtete nämlich die Rache derselben, weil er die Tochter ihres Königs, die Frau seines Sohnes, auf bloßen Verdacht
*) Attila verwüstete 447 einen großen Theil des griechischen Reiches und ließ sich den Frieden gegen Abtretung eines Landstriches südlich der Donau und Verwillignng eines jährlichen Tribnts von 2000 Pfund Goldes ablaufen.
Casfian's Geschichte. Ii. 4. Aufl 2
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Extrahierte Personennamen: Attila Attila Attila Attila Attila Attila
Extrahierte Ortsnamen: Wales Sachsen Sussex Wessex Essex Northumberland Mercia Europa Hunnen Gottes Honoria Italien Donau
38
Erste Periode des Mittelalters.
Namens Chloderich. Zu diesem schickte Chlodwig und ließ ihm sagen: „Siehe, dein Vater ist alt geworden und hat einen lahmen Fuß; wenn der stürbe, würde dir das Reich zufallen, und unserer Freundschaft dürftest du gewiß sein." Dadurch ward Chloderich verleitet, seinen Vater, als er einst jenseit des Rheines in einem Buchenhain lustwandelte, ermorden zu lassen. Chlodwig hörte davon und ließ den gottlosen Sohn mit der Streitaxt erschlagen, um Siegberts Reich und schätze zu gewinnen. Ein anderer Vetter war König Chararich an der Somme; diesen fing Chlodwig durch List, ließ dem Vater und seinem Sohne das Haupthaar scheeren und beide zu Priestern machen. Mor? seiner ?ie murrten laui und sprachen in ihrem Unmuthe: „Am grünen Holz eignen An- ist das Laub abgeschnitten, und der Stamm noch nicht dürre, daß er »erwanbten. wieder ausschlagen kann zum Verderben jenes." Als Chlodwig diese Drohung vernahm, ließ er beide enthaupten und nahm ihr Reich und ihre Schätze in Besitz. Nun hatte Chlodwig noch einen Vetter, den König Ragnachar in Cambray, einen üppigen, geizigen, unbeliebten Mann. Durch unächten Schmuck von Erz verleitete Chlodwig einige Leute seines Gesolges zur Treulosigkeit gegen ihren König. Als dieser nun wider Chlodwig zu Felde zog, ward er geschlagen, und als Rag-nachar floh, fingen ihn feine eignen Leute und führten ihn sammt seinem Bruder gebunden vor den König, welcher beide mit seiner Streitaxt niederhieb. Nach diesen frevelhaften Thaten besorgte Chlodwig Nachstellungen von feinen Anverwandten, welche sich vielleicht gerettet haben konnten. Darum klagte er einmal laut in der Volksversammlung: „Wehe mir, daß der Himmel mir alle meine Blutsverwandten genommen, und daß ich einsam bin auf Erden." Er hoffte durch diese Worte das Mitleid zu erregen und die Ueberlebenden seiner Anverwandten kennen zu lernen. Aber alle Anwesenden schwiegen. Nun hegte Chlodwig die feste Ueberzeugung, daß sein Land seinen eignen Söhnen verbleiben Er selbst stirbt werde, und starb nicht lange darnach zu Paris 51 i, wo er in der Kirche begraben liegt, welche er den Aposteln zu Ehren hatte aufführen lassen. Tc>s frän- Chlodwigs Reich ward unter seine vier Söhne getheilt und durch fl die Einverleibung Burgunds und Thüringens erweitert (534). Als später
die Ostgothen in Italien nach Amalasunthas Tode mit dem griechischen Kaiser Justinian Krieg bekamen, suchten sie die Franken zum Beistand zu gewinnen und traten ihnen die Provence, Alamannien vom Rhein durch fort- zum Lech, sowie einen Theil von Venetien ab, so daß das gewährende sammte fränkische Gebiet vom atlantischen Ocean bis zum mittelländi-Theilungen f^en un^ asiatischen Meere reichte. Der jüngste von Chlodwigs Bürgerkriege, Söhnen überlebte feine Brüder und vereinigte das väterliche Reich auf
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
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62
Erste Periode des Mittelalters.
Rohheiten der kampflustigen Männer in der Regel wenig Antheil, obwohl wir auch unter den Frauen einzelne Beispiele von großer Streitsucht, Rachgierde und Mordlust treffen. Die Frauen der germanischen Völker beschäftigten sich von je vorzugsweise mit dem, was von deutschen Frauen immer mit musterhafter Ausdauer, großer Einsicht und De,, unermüdlichem Fleiße gehandhabt wurde, mit der Leitung und Besorgung germanischen Hauswesens, mit der Anfertigung und Unterhaltung der Kleidungs-stücke, mit Weben, Sticken und Nähen, mit der Erziehung der Kinder, Hauswesens ^er ds^ge und Wartung der Kranken und (Gebrechlichen. Wie °b. viel aber das an Gemüth reiche und für frommen Sinn empfängliche Geschlecht der Frauen dazu beitrug, im Abendlande die Ausbreitung der katholischen Lehre zu fördern, das ist bereits oben ausgesprochen worden und wird sich weiterhin ausführlicher darthun lassen.
Unter den Frauen des germanischen Stammes nahmen die gothischen und fränkischen die erste Stelle ein. Auch sie wurden, wie die ^rlmurau9ermani^en Fraum, geachtet und ihre Geistesgaben anerkannt; man bei den ger= bäumte ihnen gesetzlich sogar manche Borrechte vor den Männern ein ^Ttfern' ^strafte Unbilden, Mißhandlungen und Verletzungen, welche den grauen zugefügt wurden, gewöhnlich doppelt so hart, als ähnliche an Männern verübte Vergehen. Doch ist aus der andern Seite nicht zu übersehen, daß bei den Franken, wie bei den altert Germanen, die Frau als eine Sache angesehen wurde, welche verschiedener Behandlung fähig war. So konnte bei den alten Germanen verlangt werden, daß sich die Frau mit dem todten Manne verbrennen lasse, und es kam vor, daß der Mann das Recht beanspruchte, die Frau zu verschenken Gesetz ist^den °^X 5u erkaufen. Im falischen Gesetze der Franken wurden die Töch-Frauen *er üon der Erbschaft ausgeschlossen und nur die Söhne als erbberech-migünstig. tigt betrachtet. Dieser Artikel des salischen Gesetzbuches handelte eigentlich von Privatbesitzungen, wurde aber nachher aus die Besetzung des Thrones angewandt und das weibliche Geschlecht von der Thronfolge dadurch ausgeschlossen. Auch bei den Ostgothen herrschte ähnlicher Brauch.
^En'der der Geschichte der Gothen werden mehrere ausgezeichnete Frauen
Oftgothen genannt. Die Töchter Theodorichs des Großen, Theudegotha und Ost-^Töchter^ rogotha, waren, erstere an den Westgothenkönig Alarich, die zweite an den burgundischen Prinzen Sigmund vermählt. Theodorich vermählte stch zum zweiten Male mit Chlodwigs Schwester Audoflethis, welche Amalasunthas Mutter wurde. Nach Theodorichs Tod folgte Arnala-sunthas Sohn, die Mutter führte die Vormundschaft. Als sie ihrem Sohne eine römische Erziehung geben wollte, wurde das Volk unwillig
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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TM Hauptwörter (200): [T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder], T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König]]
246
Zeittafel. Erste und zweite Periode.
Erste Periode, 476-800.
Vom Untergang des weströmischen Reichs bis zur Erneuerung der
abendländisch-römischen Kaiserwürde.
481 Chlodwig, König der salischen Franken, besteigt den Thron.
486 Chlodwig schlägt den letzten römischen Statthalter Syragrius bei Soissons.
493 Theodorich der Große gründet das Reich der Ostgothen in Italien.
496 Schlacht bei Zülpich. Niederlage der Alemannen. Chlodwig läßt sich
taufen.
507 Sieg Chlodwigs über die Westgothen bei Vougle.
511 Tod Chlodwigs. Theilung des fränkischen Reichs.
518 Kaiser Justin besteigt den Thron.
526 Der Ostgothenkönig Theodorich der Große stirbt.
527 Justinian wird Kaiser des griechischen Reiches.
532 Der Nika Aufstand in Constautinopcl. Belisar.
534 Das Land der Burgunden wird von den Franken unterworfen.
555 Narscs zerstört das Ostgothenreich in Italien.
568 Alboin begründet das Longobardenreich.
585 Die Westgothen unterwerfen sich ganz Spanien.
613 Die fränkische Monarchie wird nochmals vereinigt.
622 Muhamed flieht von Mccka nach Medina.
632 Muhamed, der Stifter des Islam, stirbt.
687 Pipin von Heristall siegt bei Testri.
711 Sieg der Araber bei Tercz de la Frontera.
714 Carl Martell folgt seinem Vater im Majorate.
732 Carl Martell schlägt die Araber zwischen Tours und Poitiers.
752 Pipin läßt den letzten Merowinger absetzen.
755 Die Langobarden werden von Pipin geschlagen.
768 Pipin der Kleine stirbt zu St. Denis.
771 Carl der Große wird Alleinherrscher über die Franken.
774 Pavia, die Hauptstadt der Longobarden, fällt.
778 Carl der Große übersteigt die Pyrenäen.
800 Die abendländisch-römische Kaiserwürde wird wieder hergestellt.
Zweite Periode, 800—1073.
Von der Wiederherstellung der abendländisch-römischen Kaiserwürde
bis zur Ausbildung der römischen Hierarchie.
814 Carl der Große stirbt zu Aachen.
827 Egbert vereinigt die 7 angelsächsischen Königreiche.
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20
Einleitung.
Rugierfürsten Odoaker (I. S. 201). Gestatte mir, daß ich mit meinem
Volke dahin ziehe und ihn vertreibe. Siege ich mit Gottes Beistand,
dann möchte ich als Euer Sohn und Diener die Herrschaft Italiens
besitzen; werde ich besiegt, so seid Ihr des Iahrgeldes ledig, welches
Euch jetzt belästigt." Zeno willfahrte den Bitten Theodorichs und ent-
ließ ihn mit reichen Geschenken.
gründet in Also brach der ganze Stamm der Gothen im Frühjahr 489 auf:
ostgomäes d-^^uner, Weiber und Kinder mit den Heerden und der gesammten
Reich, 493. Habe und stieg die Alpen hinab in das Tiefland von Oberitalien.
Bei Aquileja verlor Odoaker die erste Schlacht, er mußte sich bis
Verona zurückziehen. Hier erfocht Theodorich, welcher seitdem in der
Heldensage Dietrich von Bern genannt wird, einen zweiten Sieg und
schloß seinen Gegner in Ravenna ein. Odoaker widerstand noch drei
Jahre, mußte aber zuletzt Land und Krone an Theodorich abtreten,
welcher seitdem den Pnrpurmantel anlegte*). Ganz Italien gehorchte
seinen Befehlen; Verona und Ravenna erhob er zu seinen Residenzen.
Auch Sicilien, die südlichen Alpenländer und Südgallien unterwarf er
seinem Scepter. Theodorich ward allgemein geliebt und hochgeehrt.
Theodortch Theodorich behandelte die Bewohner seines neu gestifteten Reiches
herrscht ge- mild und gerecht. Er behielt römische Sitten und Gebräuche möglichst
bei. Seinen Gothen gab er das Drittel der Ländereien, welches Odo-
akers Leute gehabt hatten, ließ die Gesetze und die Verfassung des
römischen Staates bestehen, so daß die Römer stets nach römischem
Rechte gerichtet wurden, und machte alle Unterthanen steuerpflichtig.
Die Gothen wurden nach gothischem Herkommen gerichtet, und es kam
eher vor, daß die Gothen nach römischem, als die Römer nach gothi-
schem Rechte abgeurtheil wurden. Den Gothen wies er den Wehr-
^ stand als ihren Beruf an, die Geschäfte des bürgerlichen Lebens den
Tein'sbov/ Römern. Darum mußten die Gothen unablässig in den Waffen sich
tapfer, üben, und ihre Kinder durften keine römischen Schulen besuchen, weil
nach der Vorstellung des Königs diejenigen nicht ohne Furch die feind-
lichen Schwerter erblicken würden, welche schon jung vor der Ruthe
des Lehrers gezittert hätten. Sowie er sein Volk zu tüchtigen Kriegern
heranzubilden bemüht war, ebenso förderte er unter den Eingebornen
Ackerbau, Gewerbe, Kunst und Wissenschaft.
') Bei der Uebergabe Ravennas sicherte Theodorich seinem Gegner Leben
und Freiheit zu; allein wenige Tage nachher ließ er ihn bei einem Mahle
todten, angeblich weil Odoaker eine Verschwörung im Schilde geführt habe.
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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38
Erste Periode des Mittelalters.
Namens Chtoderich. Zu diesem schickte Chlodwig und ließ ihm sagen:
„Siehe, dein Vater ist alt geworden und hat einen lahmen Fuß; wenn
der stürbe, würde dir das Reich zufallen, und unsrer Freundschaft
dürftest du gewiß sein." Dadurch ward Chloderich verleitet, seinen
Vater, als er einst jenseits des Rheines in einem Buchenhain lust-
wandelte, ermorden zu lassen. Chlodwig hörte davon und ließ den
gottlosen Sohn mit der Streitaxt erschlagen, um Siegberts Reich und
Schätze zu gewinnen. Ein anderer Vetter war König Chararich an
der Somme; diesen fing Chlodwig durch List, ließ dem Vater und
seinem Sohne das Haupthaar scheeren und beide zu Priestern machen,
durch den Sie murrten laut und sprachen in ihrem Unmuthe: „Am grünen Holz
eignen An- ist das Laub abgeschnitten, und der Stamm noch nicht dürre, daß er
verwandten, wieder ausschlagen kann zum Verderben jenes." Als Chlodwig diese
Drohung vernahm, ließ er Beide enthaupten und nahm ihr Reich und
ihre Schätze in Besitz. Nun hatte Chlodwig noch einen Vetter, den
König Ragnachar in Cambray, einen üppigen, geizigen, unbeliebten
Mann. Durch unächten Schmuck von Erz verleitete Chlodwig einige
Leute seines Gefolges zur Treulosigkeit gegen ihren König. Als dieser
nun wider Chlodwig zu Felde zog, ward er geschlagen, und als Rag-
nachar floh, fingen ihn seine eignen Leute und führten ihn sammt seinem
Bruder gebunden vor den König, welcher beide mit seiner Streitaxt
niederhieb. Nach diesen frivolen Thaten besorgte Chlodwig Nachstellungen
von seinen Anverwandten, welche sich vielleicht gerettet haben konnten.
Darum klagte er einmal laut in der Volksversammlung: „Wehe inir,
daß der Himmel mir alle meine Blutsverwandten genommen, und daß
ich einsam bin auf Erden." Er hoffte durch diese Worte das Mitleid
zu erregen und die Ueberlebenden seiner Anverwandten kennen zu lernen.
Aber alle Anwesenden schwiegen. Nun hegte Chlodwig die feste Ueber-
zeugung, daß sein Land seinen eignen Söhnen verbleiben werde, und
starb nicht lange darnach zu Paris 511, wo er in der Kirche begraben
Er selbststubl ^iegt, ^blche er den Aposteln zu Ehren hatte ausführen lassen.
Das frän- Chlodwigs Reich ward unter seine vier Söhne getheilt und durch
kische Reich ^ Einverleibung Burgunds erweitert (534). Als später die Ostgothen
in Italien nach Amalasunthas Tode (S. 21 u. 22) mit dem griechischen
Kaiser Iustinian Krieg bekamen, suchten sie die Franken zum Beistand
zu gewinnen und traten ihnen die Provence, Alemannien vom Rhein
bis zum Lech, sowie einen Theil von Venetien ab, so daß das ge-
sammte fränkische Gebiet vom atlantischen Ocean bis zum mittelländi-
Theilungen schen und adriatischen Meere reichte. Der jüngste von Chlodwigs
Bürg'erkrsege, Söhnen überlebte seine Brüder und vereinigte das väterliche Reich auf
durch fort-
währende
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
TM Hauptwörter (200): [T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König]]
Wohnsitze. Sprache. Sitten. Gerichtswesen.
9
immer weiter nach Westen/ ins nördliche Frankreich vorrückten:
ein tüchtiger, kräftiger Menschenschlag. In der Mitte von Deutsch-
land wohnten die Thüringer; über ihnen, an der Weser, im
jetzigen Westphalen und Hannover, die Sachsen; und über die-
sen, an den Ufern der Nordsee, die wilden Friesen. In
Schwaben saßen die Alemannen, im jetzigen Baiern die Bai-
ern (Vojer), und in dem nordöstlichen und östlichen Theile von
Deutschland, der jetzt Mecklenburg, Pommern, Brandenburg,
Sachsen, Böhmen, Mähren und Schlesien heißt, nichts als Wen-
den und Slaven, die sich durch schwarze oder braune Augen
und schwarzes Haar von den blonden, blauäugigen Deutschen
unterschieden und auch eine eigene Sprache redeten. Erst im
vierten und fünften Jahrhundert breitete sich das Christenthum
auch unter den deutschen Völkerschaften aus, nicht sowohl unter
den Stämmen, die in Deutschland saßen, als unter denen, welche,
wie z. B. die Gothen, in die Provinzen des römischen Reiches
eindrangen; aber nur sehr allmälig. Einer der ersten Bekehrer
zum Christenthum war hier der wackere Bischof Ulphilas, der
zur Zeit des Anfangs der Völkerwanderung unter den Gothen
lebte und seinen Landsleuten die Schreibekunst lehrte. Er über-
setzte auch mit vieler Mühe die Bibel in ihrer Sprache, von
welcher Uebersetzung wir noch einen Theil übrig haben. Mit der
Kenntniß der christlichen Religion machten die Deutschen nun
auch größere Schritte zur Ausbildung ihrer Sitten.
Das Familienleben beruhte auf der Gewalt des Hausvaters
als Oberhaupt, mit der Verpflichtung, die Seinigen zu schützen.
Man nannte dieses „Muntw d. h. Schutz, Aufsicht. Wenn der
Sohn die Waffen führen konnte, wurde er mündig; die Tochter
trat bei ihrer Verheirathung in den Schutz des Gatten über.
Das Ehebündniß wurde mit vielem Gepränge in der Volks-
versammlung oder dem „Mahl" gefeiert, davon sich noch die
Wörter: Gemahl, Vermählung — erhalten haben. Die Kleidung
war kunstlos aus Fellen und Linnen verfertigt. Die Gesetze
unserer Vorfahren waren sehr einfach. Das Gericht, wozu die
ganze Volksgemeinde erscheinen durste, wurde an einem Hügel,
oder unter alten Eichen oder bei einem aufgesteckten Zeichen:
einem Schild oder einer Fahne, gehegt. Konnte man die Schuld
oder Unschuld eines Beklagten nicht ausmitteln, so mußte er
einen Eid leisten. Aber da kamen manche Fülle vor, wo nichts-
würdige Menschen einen falschen Eid geleistet hatten, und nun
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Deutsch- Hannover Sachsen Nordsee Schwaben Deutschland Pommern Brandenburg Sachsen Deutschland
Aufstand der Griechen. Ipsilanti. Heilige Schaar.
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Verfassung wieder her, starb aber bald darauf und hinterließ
seiner Tochter den Thron.
127. Die Befreiung Griechenlands.
Viel größere Aufmerksamkeit und Theilnahme, als alle diese
Verfassungskämpfe, erregte aber in ganz Europa das heldenmü-
thige Ringen des kleinen Griechenlands gegen die Herrschaft
der Türken, welche fast schon vierhundert Jahre auf einem Theil
der christlichen Bevölkerung Europas lastete, deren Ende aber
nun hereinzubrechen schien. Schon seit langer Zeit war in Grie-
chenland in einzelnen Gemüthern die Sehnsucht nach der Befrei-
ung und nach der Gründung eines selbständigen Reichs entstan-
den und durch weitverzweigte Genossenschaften wurde dieser Ge-
danke im Volke allmälig verbreitet. Rußland, welches um diese
Pläne wußte, ermunterte dieselben insgeheim theils wegen der
religiösen Verwandtschaft der Russen mit den Griechen, theils
und besonders in der Hoffnung, seine eigene Macht durch die
Schwächung der Türkei zu erweitern. Als sich nun mehrere
Statthalter des türkischen Sultans ungestraft für unabhängig
erklärt hatten, fanden sich die Häupter der griechischen Verschwö-
rung zum Aufstand ermuthigt, und ein Edelmann aus der Mol-
dau, welcher bisher in russischen Diensten gestanden, Alexan-
der Ppsilanti, rief die Hellenen im ganzen türkischen Reich
auf, das Joch der Osmanen abzuschütteln, indem er ihnen rus-
sische Hülfe in Aussicht stellte. Ueberall, in Morea (dem alten
Peloponnes), in Livadien (Hellas), in Thessalien und auf den
ionischen Inseln leistete man seinem Ruf Folge, und in kurzem
stand Ipsilanti an der Spitze einer bedeutenden Kriegsschaar,
die heilige Schaar genannt. Die Türken traten mit der größ-
ten Wuth und Grausamkeit gegen die Empörer auf, wo sie der-
selben Herr wurden; besonders aber wütheten sie mit blutigem
Racheschwert auch gegen die unschuldige griechische Bevölkerung
in Constantinopel und an andern Orten. Der griechische Patri-
arch wurde am Ostertage mit seinen Priestern gewaltsam vom
Altar gerissen und an den Pforten der Kirche aufgehängt, die
griechischen Familien wurden hingemordet oder mußten als Bett-
ler fliehen. Nun brach zwar Rußland den Verkehr mit der Pforte
ab, und Kaiser Alexander beabsichtigte, sofort zu Gunsten der
Griechen einzuschreiten; aber Oestreich und England hielten ihn
davon ab, Oestreich, um wo möglich einen größern Krieg zu ver-
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Extrahierte Personennamen: Ipsilanti Alexander Alexander Oestreich
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