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wollten sie einen Fürsten aus einem deutschen einflureichen Frstenhause zum Hochmeister whlen. Die Wahl fiel 1511 auf den Markgrafen Alb recht von Brandenburg-Ansbach, einen Neffen des Knigs Sigismund von Polen. Auch dieser versuchte, der Lehnspflicht ledig zu werden, aber ver-geblich, denn das deutsche Reich gewhrte keine Hlfe. Da nun in Preußen sich die Reformation mit groer Schnelligkeit ausbreitete, so rieten Luther und Melanchthon dem Hochmeister, den Orden aufzulsen und den alten Ordensftaat in ein weltliches Frstentum umzuwandeln. Diesen Rat befolgte Albrecht. In dem Lehnsvertrage zu Krakau 1525 er- isss kannte er den König von Polen als seinen Lehnsherrn an und empfing von ihm die Belehnung mit Preußen als einem erblichen Herzogtums) Die Ordensritter wurden durch Anweisung von Gtern befriedigt und traten in den weltlichen Stand. Nur einige wenige waren mit der Aufhebung des Ordens nicht zufrieden und begaben sich nach Mergentheim an der Tauber in Wrttemberg, wo sich der Rest des deutschen Ordens bis zu seiner Auf-lfung 1809 durch Napoleon behauptete.
Gleich nach dem Vertrage von Krakau trat der nunmehrige Herzog Albrecht von Preußen (152568) zum Luthertum der, vermhlte sich mit einer dnischen Prinzessin und legte 1544 den Grund zu der Univer-sitt (Albertina) in seiner Hauptstadt Knigsberg. Die Verwaltung des neuen Herzogtums wurde in der Art geordnet, da an die Stelle der frheren obersten Ordensgebietiger vier Regimentsrte traten. Aus den frheren Komturbezirken wurden Hauptmter, deren Verwalter Amtshauptleute hieen.
Auf Herzog Albrecht L folgte sein unmndiger Sohn Albrecht n. Friedrich (1568 1618), dem aber hochfahrende Rte, die die Re-gierung fhrten, so viel Krnkungen bereiteten, da er allmhlich in eine geistige Krankheit verfiel, die durch widersinnige Heilmittel noch verschlimmert wurde; er ist nie zu einer selbstndigen Regierung gekommen. Im Jahre 1573, unmittelbar vor dem vlligen Ausbruch der Geistesstrung, wurde er mit Maria Eleonore von Jlich-Cleve vermhlt. Aus dieser Ehe gingen nur Tchter hervor. Das Land Preußen litt während der Regierungszeit Albrechts Ii. sehr unter der Miwirtschaft der Regierungsrte. Die Zu-stnde besserten sich erst, als nach dem Tode Albrechts H. der Kurfürst Johann Sigismund von Brandenburg, der Schwiegersohn Albrechts Dl, das Herzogtum Preußen mit der Mark Brandenburg vereinigte.
Nach E. Knaake und K. Lohmeyer.
*) Das Ordensland Preußen wird in ein Herzogtum verwandelt.
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3. Der Groe Kurfürst und die Begrndung des brandendurgifch preuischen Staates. 16401688.
a) Die uere Entwickelung des Staates.
ct. Die erste Zeit der Regierung und die Erwerbung der Sou-vernitt im Herzogtum Preußen.
Bis zum Westflischen Frieden. Auf Georg Wilhelm folgte sein erst zwanzigjhriger Sohn Friedrich Wilhelm (16401688), der sogleich der Retter seines Landes aus der Not des dreiigjhrigen Krieges wurde. Von seiner Mutter und Gromutter hatte er in seiner ersten Jugend eine vor-treffliche Erziehung genossen und war dann mnnlicher Leitung anvertraut worden. Seiner Sicherheit wegen hielt er sich einige Jahre in Kstrin, dann in Pommern auf, wo er 1632 die Leiche seines Oheims Gustav Adolf sah, die von Wolgast nach Schweden hinber gefhrt wurde. Schon im folgenden Jahre schickte ihn sein Vater nach der Universitt Leyden, wo er sich mit Eifer Sprach- und Geschichtsstudien hingab. Vorbergehend verweilte er auch im Haag; als man aber dort versuchte, ihn in die Netze des ppigen Hoflebens zu verstricken, entzog er sich mit mnnlicher Selbst-berwindung den lockenden Verfhrungen und wohnte der Belagerung von Breda bei, die von seinem Grooheim, dem Erbstatthalter von Holland, Prinzen Friedrich Heinrich von Oranien, geleitet wurde. Im Um-gange mit diesem vortrefflichen Fürsten lernte er die Aufgaben kennen, die seiner einst als Regent warteten; der Aufenthalt in den Niederlanden hatte ihm gezeigt, was ein kleiner Staat bei krftiger Staatsleitung in Kunst und Wissenschaft, Handel und Gewerbe zu leisten vermag.
Mit dem ernsten Willen, die unglckliche Lage seines Landes zu bessern, und voll hoher Plne fr dessen Zukunft bernahm der junge Fürst 1640 die Regierung. Um seine Unterthanen vor weiteren Plnderungen zu schtzen und sein Land selber verteidigen zu knnen, suchte er sich ein kleines, schlag-fertiges Heer zu schaffen. Nur infolge der mangelhaften Kriegsrstungen hatte das Elend die Mark heimgesucht. Er hatte daraus die Lehre ge-zogen, da ein Land verloren sei, das sich nicht selbst schtzen knne." Die Besatzungstruppen im Lande, die dem Kaiser vereidigt waren, entlie der Kurfürst und schuf sich eine eigene Macht, die anfangs nur aus 3000 Mann bestand, bald aber auf 8000, zuletzt sogar auf 28 000 stieg. Dieses erste stehende Heer in Brandenburg wurde die Grundlage des spter so gewaltigen preuischen Heeres. Bei der militrischen Organisation des
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durch sein Potsdamer Edikt schon Ludwig Xiv. gegen sich aufgebracht, so geschah das noch mehr, als er 1685 mit Wilhelm von Oranien einen Bund schlo, in dem beide sich gelobten, Frankreichs bermacht entgegen-zustreben, damit das europische Gleichgewicht nicht gestrt werde; auch versprach der Kurfürst, den Oranier mit Hlfstruppen bei der Ver-treibung seines Schwiegervaters, Jakob Ii. von England, zu untersttzen.
Friedrich Wilhelm war zweimal vermhlt, in erster Ehe (1646) mit der frommen und klugen Luise Henriette, der Tochter des Prinzen Friedrich Heinrich von Oranien. Sie starb im Jahre 1667 und hinterlie zwei Shne, den Kurprinzen Karl Emil, des Vaters Ebenbild, und Friedrich, der Mutter Liebling. Ein Jahr darauf vermhlte sich der Kurfürst zum zweiten Mal mit Dorothea, einer holsteinischen Prinzessin. Sie war ihm auch eine treue Gefhrtin; das hohe Vorbild ihrer Vorgngerin ver-mochte sie aber nicht zu erreichen. Seit aus beiden Ehen Kinder vorhanden waren, herrschte im kurfrstlichen Hause oft Unfrieden und Eifersucht. Die Kurfrstin behandelte ihre Stiefshne mit gebhrender Achtung und war weit entfernt, sie zu hassen, wie ihr so oft vorgeworfen wurde, gleich-wohl strebte sie dahin, ihre eigenen Kinder so gut wie mglich zu versorgen. Das verdro nach dem pltzlichen Tode Karl Emils vor allem den nunmehrigen Kurprinzen Friedrich, und als der Groe Kursrst sich verleiten lie, gegen das Achilleische Hausgesetz den Shnen zweiter Ehe, den Markgrafen," testamentarisch (1686) brandenburgische Landesteile zu vermachen, entstand zwischen Vater und Sohn Unfrieden. Der Kurprinz suchte darum die engste Verbindung mit dem Kaiser, der die dereinstige Ausfhrung des Testaments verhindern konnte, und der die rechtlichen Ansprche seines Hauses mangelhaft unterrichtet, lie er sich zu dem geheimen Versprechen verleiten, bei Antritt seiner Regierung das Land Schwiebus wieder an den Kaiser abzutreten.
In der letzten Zeit seines Lebens war der Groe Kurfürst sehr leidend, die Strapazen im Felde hatten ihn gichtisch gemacht, und seit Anfang des Jahres 1688 litt er an der Wafferfucht. Als er sein Ende herannahen fhlte, beschied er seine Familie und seine Rte zu sich, nahm von ihnen Abschied mit herzlichen Worten und treu gemeinten Ermahnungen und starb am 29. April mit den Worten: Ich wei, da mein Erlser lebt, und er wird mich hernach aus der Erde auferwecken." *)
Ter Groe Kurfürst als Regent. Der Kampf mit den Stnden. Friedrich Wilhelm gilt mit Recht als der Grnder des brandenburgisch--preuischen Staates. Friedrich der Groe preist ihn als den Schpfer ') Aus dem politischen Vermchtnisse des Groen Kurfrsten.
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Wienern berlieen. Dem Könige von Polen und dem Herzog von Lothringen gebhrte die Ehre dieses groen Sieges.
Weitere Kmpfe gegen die Trken. Unverzglich setzte nun nach Wiens Befreiung Karl von Lothringen den Krieg gegen die Trken fort. Er eroberte Gran und in Gemeinschaft mit dem Kurfrsten von Bayern (1686) Ofen, das 145 Jahre hindurch die Trken besessen hatten; durch den groen Sieg bei Mohacz l687 befreite er Ungarn und Siebenbrgen vom Trkenjoche. Im Jahre 1688 eroberte Max Emanuel von Bayern Belgrad, und der Markgraf Ludwig von Baden besiegte (1691) die Trken bei Salankemen. Nach dieser Zeit schwankte das Kriegsglck, die kaiserlichen Truppen errangen geringe Erfolge. Ein ganz anderer Geist beseelte sie aber, als der 34jhrige Prinz Franz Eugen von Savoyen, der grte Feldherr seiner Zeit, den Oberbefehl erhielt. Mit wenigen Mitteln leistete er Unglaubliches. Am 11. September 1697 brachte er dem bermchtigen Feinde bei Zenta an der Thei eine so furchtbare Niederlage bei, da die Osmanen sich 1699 zum Frieden von Carlo Witz verstehen muten, durch den Siebenbrgen und Slavouien an sterreich kamen. Auch in dem solgenden Trkenkriege (17161718) gewann Eugen glorreiche Lorbeeren; er besiegte die Trken bei Peter-ward ein (1716), eroberte Belgrad (1718) und erwirkte den fr fter-reich gnstigen Frieden von Passarowitz (1718). Die Errungenschaften Eugens gingen aber nach dem unglcklichen Trkenkriege sterreichs (1736 bis 1739) durch den schimpflichen Belgrader Frieden zu Grunde, und von nun an errang Rußland die Oberherrschaft der die Trkei.
5. Die Erwerbung der preuischen Knigskrone durch Friedrich Hol (!.)?
a) Die Weltlage zur Zeit Friedrichs.
Der dritte Raubkrieg Ludwigs Xiy. (16881697).
Noch immer stand Ludwig Xiv. im Mittelpunkt der europischen Politik, doch begann jetzt sein Niedergang. Im Jahre 1688 hatte er einen neuen Raubzug nach Deutschland unternommen, der alle vorhergehenden bertraf. Die Veranlassung dazu gab ihm die Nichtbeachtung seiner Erbansprche auf die Pfalz, die er nach dem Ableben des Kurfrsten Karl, des Letzten aus der Simmerschen Linie, als Erbe der Elisabeth Charlotte (S. 81), der Gemahlin seines Bruders, des Herzogs Philipp von Orleans, fr Frankreich forderte. Ihm traten aber die meisten deutschen Reichsfrsten, der Kaiser, Friedrich Iii. von Brandenburg, das schsische Land, die Wittelsbacher, die Könige von Spanien und Schweden, und als er sich auch in den Besitz des Erzbistums Kln setzen wollte, auch die Generalstaaten und England, beide von Wilhelm von Oranien geleitet, entgegen. Die franzsischen Heere drangen anfangs siegreich vor und besetzten
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war die Erhebung des Herzogtums Preußen zum Knigreich. Es war gerechtfertigt, wenn der prachtliebende, von einem hohen Gefhl seiner Wrde durchdrungene Friedrich danach strebte, seinem mchtigen Kurfrsten-tume, das seit einem halben Jahrhundert in den europischen Verwickelungen eine entscheidende und selbstndige Rolle spielte, die uere Wrde zu geben. War es doch bereits Wilhelm von Dramen gelungen, die englische Knigskrone zu erlangen, wie auch Der Kurfürst von Sachsen die polnische Knigskrone erworben hatte. Diesen beiden Fürsten wollte Friedrich in keiner Hinsicht nachstehen. Da er nun als Herzog von Preußen souvern, als Kurfürst von Brandenburg aber ein Angehriger des deutschen Reiches war, so beabsichtigte er, die Knigswrde auf das auerhalb des Reichsverbandes stehende Herzogtum Preußen zu grnden. Um sich aber durch eigenmchtiges Handeln nicht die Feindschaft des Kaisers zuzuziehen, hielt er dessen Ein-willigung in sein Vorhaben fr unerllich. Vermutlich knpfte er schon 1693 durch seinen Gesandten Verhandlungen mit dem Kaiser an, die aber bald ins Stocken gerieten, weil der Kaiser zu viel Schwierigkeiten erhob. Da starb im Jahre 1700 der König Karl Ii. von Spanien, und nun suchte der Kaiser Leopold Hlfe, um seine Ansprche aus die spanischen Lnder Ludwig Xiy. gegenber zur Geltung zu bringen. Auch den Beistand des starken Kurfrsten von Brandenburg trachtete er zu gewinnen, und er gab nun feine Zustimmung zu Friedrichs Iii. Wunsch. Nachdem Friedrich hatte versprechen mssen, bei knftigen Kaiferwahlen das Haus sterreich zu bercksichtigen, feinen Verpflichtungen als deutscher Reichsfrst nachzukommen und in dem drohenden spanischen Erbfolgekriege 10000 Mann zu stellen, schlo der Kaiser Leopold mit Friedrich am 16. November 1700 den sogenannten Kronvertrag. In diesem erklrte der Kaiser, da er und sein Sohn, wenn der Kurfürst sich wegen seines Herzogtums Preußen zum König ausrufen und krnen laffen wolle, ihn nnverzgert fr einen König von Preußen ehren, wrdigen und erkennen, auch befrdern wollen, da dasselbe von anderen Mchten geschehe".1)
Die Krnung in Knigsberg. Friedrich hatte nun endlich erreicht, wonach sein Herz sich schon so lange sehnte, und keinen Augenblick zgerte er, die Knigskrone auf fein Haupt zu fetzen. Im strengen Winter begab er sich in Begleitung feiner Gemahlin und mit einem glnzenden Gefolge nach Knigsberg, der preuischen Hauptstadt. Es waren allein 400 Wagen erforderlich, um die Personen, die sich in der nchsten Umgebung des Kur-frsten befanden, fortzuschaffen. Ein unabsehbarer Zng folgte diesem nach. Am 29. Dezember des Jahres 1700 zog Friedrich in Knigsberg ein. Nun *) Der Kronvertrag mit dem Kaiser Leopold.
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Bevlkerung Rulands gehrt in ihrer Hauptmasse der groen slavischen Vlkerfamilie an, die in zahlreiche Stmme und Vlkerschaften geteilt und unter verschiedenen Be-nennungen der den ganzen Osten Europas verbreitet ist. Als Grnder des russischen Reiches gilt Rurik, der Anfhrer normannischer Scharen, die aus Schweden, dem Lande Rns, wie es von den finnlndischen Nachbarn genannt wurde, auszogen und um die Mitte des 9. Jahrhunderts am Jlmensee das Grofrstentum Nowgorod grndeten. Dieses wurde aber bald erweitert und der Hauptsitz der Herrschaft nach Kiew verlegt. Die Normannen verschmolzen mit den Slaven zu einem Volke, das nach jenen den Namen Russen fhrt. Als der Grofrst Wladimir der Groe um das Jahr 1000 sich mit einer byzantinischen Prinzessin vermhlt hatte, fhrte er das griechisch-katholische Christentum in Rußland ein. Unter seinen Nachfolgern wurde Rußland durch wiederholte Teilungen so geschwcht, da es im 13. Jahrhundert unter das Joch der mongolischen Fremdherrschaft geriet, die der 250 Jahre dauerte. Ihr wurde um 1500 ein Ende bereitet durch den Grofrsten von Moskau, Iwan den Groen, einen Nachkommen Ruriks, der auch die mchtige Handelsstadt Nowgorod, die durch ihre Verbindung mit der Hansa zu groer Blte gekommen war und den ganzen Norden Rulands beherrschte, eroberte. Seitdem stieg Rulands Macht. Iwan der Schreckliche (um 1560), der sich zuerst Zar" (Csar, Kaiser) und Selbstherrscher aller Reuen nannte, errichtete als stehendes Heer das bevorzugte Corps der Strelitzen und begann die Eroberung Sibiriens.
Mit seinem Sohne starb 1598 Ruriks Mannesstamm aus. Nach mehrjhrigen Thronstreitigkeiten erhoben die russischen Groen im Jahre 1613 das den Ruriks mtter-licherseits verwandte Haus Romanow aus den Thron. Unter den Romanows wurde Rußland mehr und mehr zu einem europisch eingerichteten Staatswesen umgeschaffen, mit dem grten Eifer erstrebte dies Peter I. der Groe. Beim Tode seines Vaters war er noch unmndig, und es bernahm deshalb seine herrschschtige Schwester Sophie die Regierung. Sie trachtete danach sich des krftigen Peter zu entledigen. Er entging aber allen Nachstellungen, schickte seine Schwester in ein Kloster (1689) und war seitdem Selbstherrscher.
Peter der Groe (16891725) hatte in seiner Jugend durch den Genfer Lefort und den Straburger Timmermann eine vielseitige europische und vor allem mili-trische Ausbildung erhalten. Als er 1689 Alleinherrscher geworden war, strebte er mit eisernem Willen und groer Beharrlichkeit danach, Rußland aus asiatischer in europische Gesittung hinberzufhren und durch Machterweiterung zu einer Gro-macht zu erheben. Vor allem wollte er sich nach dem Muster der brigen europischen Staaten eine Land- und Seemacht grnden. Um die europische Kultur aus eigener Anschauung kennen zu lernen, unternahm er 1697 eine Reise nach dem Westen, auf der er Berlin, Holland, London, Dresden und Wien berhrte. Obwohl er unter fremdem Namen als Mitglied einer Gesandtschaft unter Leforts Fhrung reiste, so be-kndete er doch, wohin er kam, durch eigentmliches Thun, durch Lernbegier, unge-stmen Drang, zu schauen, nachzuahmen, Ausbrche rohen Mutwillens und beim Trnke wilden Jhzorns, seine Gegenwart. In Saardam bei Amsterdam lernte er die Schiffs-baukunst und sandte aus diesem Lande viele Arbeiter nach Rußland. König Wilhelm lud den Zaren ein, nach London zu kommen, und dort rief er, versunken im Anblick der prchtigen Schiffe: Wre ich nicht Zar von Rußland, so mchte ich englischer Admiral sein!" Im Frhjahr 1698 ging die Reise durch Sachsen nach sterreich, auch Italien wollte er sehen, ein neuer Strelitzenausstand rief ihn aber eilig aus Wien in die Heimat zurck. Nach frchterlicher Bestrafung der Schuldigen, lste er das Corps
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sortgesetzt. Noch im Laufe des 18. Jahrhunderts wurde Rußland eine der ersten Mchte Europas. Peter folgten in der Regierung mit nur einer Ausnahme Frauen, so seine Gemahlin Katharina I., seine Nichte Anna und seine Tochter, die lasterhafte und trge Elisabeth <1741 62). Diese bestimmte zu ihrem Nachfolger ihren Schwestersohn Peter, den Herzog von Holstein-Gottorp. Mit diesem kam das jetzt noch regierende Haus Holstein-Gottorp auf den russischen Thron. Zar Peter Iii. war mit der Prinzessin Sophie Auguste von Anhalt-Zerbst, die bei ihrem bertritt zur griechischen Kirche den Namen Katharina annahm, vermhlt, einer Frau von mnnlicher Kraft der Seele, aber auch maloser Herrschsucht. Peter entfremdete sich seine Gemahlin durch Rcksichtslosigkeit und erbitterte die russischen Groen durch enthusiastische Vorliebe fr Friedrich Ii. Das Heer organisierte und kleidete er auf preuische Weise. Weil er die gehrige Vorsicht und Migung auer Acht setzte, verlor er durch eine mit Wissen seiner Gemahlin gegen ihn gebildete Verschwrung Thron und Leben. Ihm folgte seine Witwe
Katharina Ii. (1762 1796), die die zweite Grnderin von Rulands Gre wurde. Sie betrachtete die Einverleibung Polens in ihr Reich und die Vernichtung des trkichen Reiches als die beiden Hauptaufgaben ihrer Regierung. Durch den ersten von ihr gefhrten Trkenkrieg (17681774) erwarb Rußland die Schutzhoheit der die Moldau und Walachei; durch einen zweiten Trkenkrieg wurde der Dniester die Grenze des Reiches. So unumschrnkt Katharina, die nordische Semiramis," auch die Herrschaft fhrte, fo stand sie doch während ihrer ganzen Regierungszeit mehr oder weniger unter dem Einflu ihrer Gnstlinge. Unter diesen ragen hervor der rohe Graf Orlow, vielleicht der Mrder Peters, und der gemeine sittenlose Potemkin, der die Zarin unumschrnkt beherrschte. Der Ordnung der innern Verwaltung ihres Landes widmete Katharina groe Sorgfalt. Sie teilte das Reich zweckmig in kleinere Gouvernements, milderte die Leibeigenschaft, zog deutsche Kolonisten ins Land, begnstigte den Gewerbflei, den Bergbau und den Handel.
8. Die Aufklrung und ihr Giuflujz auf das deutsche Geistesleben im Zeitalter Friedrichs des Groen.
a) Die Aufklrungslitterawr.
In Frankreich wurde durch die Unfhigkeit und sittliche Unwrdigkeit des Knigtums unter Ludwig Xv. eine Wandlung des gesamten geistigen Lebens herbeigefhrt, die in der Aufklrungslitteratur ihren schrift-liehen Ausdruck fand und nicht nur die bestehenden politischen, kirch-lichen und sozialen Verhltnisse einer scharfen Kritik unterzog, son-dern auch immer dringender ihre nderung forderte. Das Haupt der franzsischen Aufklrung ist der Dichter, Geschichtschreiber und Philosoph Voltaire (f 1778), der, angeregt durch die englischen Freidenker^), den
1) In England waren dem religisen Fanatismus, der während der Zeit der Re-publik geherrscht hatte, Leichtfertigkeit der Sitten sowie Gleichgltigkeit und Spott gegen die Religion gefolgt, und bald hatten die Schriftsteller Angriffe gegen sie und den Staat begonnen. John Locke (f 1704) grndete die menschliche Erkenntnis allein auf die
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Wissenschaften und ihren Standesunterschieden die Mutter alles Lasters und Unglcks sei; nur der Wilde sei wahrhaft frei, gut und glcklich"; ferner leitete er alles Elend aus dem persnlichen Besitz ab und fhrte die Entstehung von Staat und Gesellschaft auf Betrug und Vergewaltigung der Völker durch wenige abgefeimte Gauner zurck. Darum stellte er in seinem Gesellschaftsvertrag" (contrat social) die Lehre von der ur-sprnglichen allgemeinen Gleichheit und Freiheit auf, verwarf sowohl die monarchische Staats form wie die parlamentarische Regierung und erklrte nur die Staatsform fr gerecht, die nach dem allgemeinen Volkswillen durch Vertrag zustande gekommen sei. Wie hier die politischen, so zog er die pdagogischen Folgerungen seines Naturevangeliums im Emil", in dem er den Weg zu einer naturgemen Erziehung zeigte.
Rousseaus Ansichten, die mit der Glut der Begeisterung voll hinreiender Kraft der Sprache vorgetragen wurden, zndeten nicht blo in Frankreich, wo sie ihn zum Herold der Revolution machten, sondern besonders auch in Deutschland. Hier bildete sich unter dem Einflu der Leibnizschen Philo-sophie und der Franzosen eine eigene deutsche Aufklrung aus, deren hervorragendste Vertreter Friedrich der Groe, Lessing und Kant sind.
i>) Der Einflu der Aufklrung auf das deutsche Geistesleben.
Friedrichs Ii. glnzendes Vorbild als aufgeklrter Despot" hatte nicht nur in sterreich durch Joseph Ii. Nachahmung gefunden, sondern wirkte durch ganz Deutschland, ja durch Europa. An die Stelle des bis-herigen wsten und sittenlosen Hoflebens trat meist ein aufgeklrtes, fr Volkswohl und Volksbildung, fr Kunst und Wissenschaft begeistertes Streben. Und nicht nur zeigte sich dies an den Hfen, die mit Preußen seit langem in naher Verbindung standen, wie z. B. in Braunschweig, wo Lessing Schutz fand, auch andere Hfe waren der Sammelpunkt hoch-gebildeter Geister, so vor allem Weimar, wo die Herzogin Amalie und ihr reichbegabter Sohn Karl August die grten Geister des Jahr-Hunderts, Wieland, Goethe, Herder und Schiller, um sich scharten. Selbst die geistlichen Fürsten wirkten im Sinne der Aufklrung. Auch die Fürsten von Dessau und Baden waren auf Verbesserungen bedacht. Mannheim wurde ein Hauptsitz der deutschen Musik und der dramatischen Dichtkunst. Nur einzelne Staaten schlssen sich aus, wie Bayern, Kurpfalz und Heffen-Kaffel.
So geschah es, da durch das aufklrerische Streben in der zweiten Hlfte des 18. Jahrhunderts das gesamte geistige und litterarische Streben des deutschen Volkes einen mchtigen Aufschwung nahm. Hochbegabte Männer schlugen neue Bahnen ein und begrndeten teils durch Bekmpfung
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Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte, Vaterländische Geschichte, Brandenburg-Preußen
Inhalt: Zeit: Neuzeit
Geschlecht (WdK): Jungen
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Tabakskollegio wurde der die verschiedensten Gegenstnde ganz zwanglos gefhrt, auch Schnurren wurden vorgetragen, gescherzt, gespat, geneckt, aufgezogen und gelacht. Die derben Witze des alten Dessauers waren beim Könige die beliebtesten. Hier im Kreise ihm bekannter und vertrauter Männer lie der König seiner Laune oft freien Lauf, sprach von seinen Entwrfen, seinen Ansichten der Personen und Gegenstnde, schttete auch wohl sein durch Staats- und Familienangelegenheiten bewegtes Herz aus. Jeder der Anwesenden durfte rund heraus feine Meinung sagen. Groes Vergngen gewhrte dem Könige auch die Jagd. Sobald dieselbe am 28. August jedes Jahres erffnet war, siedelte die ganze knigliche Familie nach dem Jagdschlosse Wusterhausen bei Berlin der.
Des Knigs Ende. Durch seine unermdliche Thtigkeit und die vielen Inspektionsreisen hatte der König seine starke Natur aufgerieben. Seit 1734 litt er heftig an Podagra, spterhin stellte sich die Wasser-sucht ein. Im Winter von 1739 und 1740 fhlte der König sein Ende nahe. Er siedelte von Berlin nach Potsdam der, dort wollte er sterben. Ein schwerer Todeskampf war ihm beschieden; aber mit Ruhe und Festig-keit sah er dem kommenden Tode entgegen. Endlich am 31. Mai 1740 schlug die Stunde der Erlsung. Mit den Worten: Herr Jesus, du bist mein Gewinn im Leben und Sterben," gab er den Geist auf. Er hatte gelebt und gewirkt nach den Worten, die er einst seinem Sohne und Nach-folger zur Lehre und Ermahnung niedergeschrieben hatte: Gott hat den König nicht eingesetzt, um seine Tage in Genu zuzubringen, wie die meisten thuu, sondern um seine Lnder wohl zu regieren .... Zur Arbeit sind die Regenten erkoren, will aber ein Fürst Ehre erwerben und mit Ehre seine Regierung führen, so mu er alle seine Geschfte selbst voll-ziehen."
Friedrich Wilhelm I. hat dem ganzen Staate und Volke das kriegerische Geprge gegeben, das noch jetzt vom Preuentum unzertrennlich ist. Dem grten inneren preuischen Könige" hat Kaiser Wilhelm I. in Potsdam ein Denkmal gesetzt.
7. Die Zustnde des deutschen Reiches um 1750.
Das Kaisertum galt zwar noch immer als die hchste weltliche Wrde der Christenheit; aber seine Bedeutung war sehr gering. Die
x) Der preuische Staat unter Friedrich Wilhelm I.
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Extrahierte Ortsnamen: Wusterhausen Berlin Berlin Potsdam Potsdam
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte, Vaterländische Geschichte, Brandenburg-Preußen
Inhalt: Zeit: Neuzeit
Geschlecht (WdK): Jungen
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gemeinde grndete. Spener begrndete, um den Kopf zum Herzen zu bringen", die kirchliche Katechismuslehre" fr alt und jung und frderte die allgemeine Einfhrung der Konfirmation.
Die deutschen Gelehrten. Wie das ganze Leben des deutschen Volkes, so war auch die gelehrte Bildung nach dem dreiigjhrigen Kriege tief gefunken. Der Gelehrte suchte in dem Gebrauche der lateinischen Sprache und in der Schaustellung seiner Belesenheit in rmischen Autoren seine Ehre und verunstaltete sein Deutsch, wenn er sich der Muttersprache bediente, mit lateinischen Wrtern und Phrasen. Erst mit dem groen Philosophen Gottfried Leibniz (f 1716) beginnt fr die deutsche Wissen-schaft eine neue Zeit. Er nahm nicht nur die bereits gewonnenen Ergeb-nisfe der bis dahin gemachten wissenschaftlichen Arbeiten in sich auf, sondern ging auch fast in allen Fchern der das bis dahin Erreichte hinaus, besonders in der Philosophie, der Mathematik, den Naturwissenschaften und der Geschichte. Seine wissenschaftliche Thtigkeit gab in Deutschland auf allen Gebieten des Wissens einen bedeutenden Ansto. Als deutscher Patriot bekmpfte er die bergriffe Ludwigs Xiv. und von seinem weit-schauenden Standpunkte sah er bereits das Herannahen einer ganz Europa bedrohenden Revolution. Neben Leibniz ragt als Gelehrter Christian Thomasius (f 1728) hervor. Sein Verdienst ist es, da er durch sein Bestreben, die Wissenschaft gemeinfalich zu machen, sie mehr ins Leben eingefhrt und da er, statt des Lateinischen, die deutsche Sprache an den Universitten zur Lehrsprache gemacht hat.
Die Baukunst. Von einer deutschen Baukunst des 17. und 18. Jahr-Hunderts kann kaum die Rede sein. Die Baukunst hatte aufgehrt, eiu nationales Geprge zu tragen, wie man das noch von den herrlichsten Erzeugnissen der deutschen Renaissance sagen konnte. Diese wurde nun verdrngt durch den in Italien entstandenen und vor allem in Frankreich ausgebildeten Barockstil; von Versailles aus trat er die Reise in die europischen Staaten an. Der Barockstil wie auch das Rokoko sind nicht als selbstndige Stilarten, sondern als die Auslufer der Renaissance zu betrachten. Der Barockstil charakterisiert sich als eine gewaltsame bertreibung der Formen, die von der Renaissance in mavoller Schnheit angewandt worden waren, und in berladung mit bildnerischem Beiwerk. Dieses verdrngt oft die Architektur, und die Plastik will darum an den Bauten des Barockstils vornehmlich betrachtet werden. Alles kommt dem Barock aus den Schein, den ueren Schmuck, die Dekoration an; er wurde die hfische Kunst der verschwenderischen Fürsten seiner Zeit und mute in erster Linie der Reprsentation dienen. Whrend so die Baukunst in ihren
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