342
jedoch die Insel Elba als Fürstenthum; Ludwig
Xviii. der Bourbone, der bis dahin in England
gelebt hatte, kam am 3. May nach Paris, und mit
ihm, dem nunmehrigen Könige, wurde ein Friedens-
vertrag abgeschlossen, der Frankreich ungefähr auf die
Gränzen, die es vor 25 Jahren gehabt, zurück
führte. Die Verfügung über die ihm ^wieder abge-
nommenen Länder geschah sofort auf dem Congresse
zu Wien. Dort wurde auch der deutsche Bund ge-
stiftet, welcher nun alle Bestandtheile Deutschlands
enger, als in den letzten Zeiten das Reich dieses that,
verbindet. Aber schon am 28. Febr. 1815 kehrte
Napoleon von Elba wieder nach Frankreich zurück;
die Heere, welche der König gegen ihn ausgesendet,
fielen alsbald dem alten Heerführer wieder zu, dessen
Ruhm zu so manchen Thaten sie begeistert hatte.
Von neuem mußten jetzt die europäischen Mächte
gegen den wortbrüchigen Friedensstörer zu Felde zie-
hen, welcher endlich am 18. Zuny 1815 in der
Schlacht bey Waterloo, von dem englischen und
preußischen Heere unter Wellington und Blücher
vollkommen geschlagen und hierauf nach der Insel
St. Helena geführt wurde, wo er 1821 starb.
Auch der neue Friedensvertrag, welchen die Mächte
jetzt mit Frankreich schlossen, ließ diesem noch einen
großen Theil feiner mit Unrecht und Gewalt erwor-
benen Besitzungen.
Der heilige Bund der Herrscher von Europa-
H. 264. Doch der Sturmwind, welcher die
Völker bewegt und ihre Ruhe gestört hatte, schien
seit Napoleons Entfernung vom Festland beendigt
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TM Hauptwörter (100): [T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwig
Xviii Ludwig Napoleon Helena Napoleons
Extrahierte Ortsnamen: Elba England Paris Frankreich Wien Deutschlands Elba Frankreich Wellington Frankreich Europa-
H.
349
einzelner Gewalthaber noch immer heftiger geworden
sind. In Neapel erregte das feige Volk unter seinem
Anführer Pepe im I. 1820 einen Aufstand, wel-
cher jedoch durch das Einrücken eines österreichischen
Heeres sogleich unterdrückt ward; dasselbe geschah in
Savoyen, 1821. In Portugal hatte ein Prinz,
Don Miguel, die Ruhe des Landes gestört, in
welchem nun seit 1826 die Tochter Don Pedros,
des Kaisers von Brasilien, vermählt seit 1836 mit
Ferdinand von Coburg, regiert.
Griechenlands Befreyung.
H. 266. Auch im Osten von Europa hatten
die großen Bewegungen dieser Zeit die schlummernden
Lebenskräfte eines edlen Volkes geweckt, welches seit
Jahrhunderten dem Druck der Barbarey erlegen war.
Die Griechen erhuben sich (am 6. März 1821) zu-
erst in der Moldau und Wallachey, hierauf auch in
Morea und auf den Inseln zum gemeinsamen Be-
freyungskriege gegen ihre Unterjocher: gegen die Tür-
ken. Zwar das Haupt des Bundes, Fürst Ppsi-
lanti, mußte der Uebermacht der Feinde weichen,
desto lebhafter jedoch dauerte der Kampf auf Morea
fort; das Volk der Griechen erklärte im I. 1825
seine Unabhängigkeit von der Pforte. Da landete,
von den Türken herbey gerufen, im Febr. 1825
Ibrahim Pascha aus Aegypten, eroberte Navarino,
Tripolizza und selbst Missolunghi, und verheerte das
Land. Zwar fanden sich jetzt Mitkämpfer aus allen
Ländern von Europa bey den Griechen ein, dennoch
machte erst am 20. Okt. 1827 die siegreiche See-
schlacht bey Navarin dem Verheerungskriege der Tür-
TM Hauptwörter (50): [T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand_von_Coburg Ferdinand Ibrahim_Pascha Navarino
Extrahierte Ortsnamen: Neapel Savoyen Portugal Brasilien Griechenlands Europa Morea Europa
350
ken in Müxea ein Ende und als nun auch bald
nachher ( 1827) Rußland der Pforte den Krieg er-
klärte und mit seinem siegreichen Heere bis nach
Adrianopel vordrang > da wurde die Pforte zur An-
erkennung eines Traktates genöthigt, nach welchem
von nun an Griechenland eine erbliche Monarchie
unter einem christlichen Herrscher seyn sollte, welchem
die andern Machte, in einem spätern Traktat von
1830 vollkommene Unabhängigkeit von der türkischen
Oberherrschaft zusicherten. Der zweyte Sohn des ge-
krönten Freundes der Griechen, des Königs Ludwig
von Bayern, Prinz Otto, wurde von den christlichen
Mächten zum Herrscher des neuen Reiches bestimmt
(7. May 1832); er zog am 6. Febr. 1833 in
Nauplia ein, trat, anfangs mit Hülfe einer Regent-
schaft, dann seit 1835 selbstständig die Regierung
des Landes an, deren Geschäfte er seitdem geräusch-
los, den äußren Schein verachtend, daley aber desto
segensreicher und sichrer, zum Besten seines Volkes
leitet.
Politische Veränderungen in Frankreich, Belgien und
Amerika. , (
267. Das Negentenhaus von Frankreich war
im I. 1820 durch die Ermordung des Herzogs von
Berry erschreckt worden. Ludwig Xviu., an
Geist zu frühe gealtert, starb 1824; unter Karl X.,
seinem Nachfolger, wurde am 5. July 1830 Algier
von den Franzosen erobert, aber noch in demselben
Monat (26 — 29. July) zerrissen die Bewohner der
Hauptstadt die altersmorschen, nicht immer wohl an-
gelegten Seile der damaligen Regierung; Karl X.
mußte entfliehen und starb 1836 in Oesterreich. Mit
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Extrahierte Personennamen: Ludwig
von_Bayern Ludwig Prinz_Otto Otto Berry Ludwig_Xviu Ludwig Karl_X. Karl_X. Karl_X Karl
Extrahierte Ortsnamen: Müxea Griechenland Nauplia Frankreich Belgien Amerika Frankreich Algier Oesterreich
310
tisch - religiöse Gräuelthat der Bartholomäusnacht be-
gierig, deren strafende Folgen noch in den Tagen
der Revolution über das bedauernswürdige Land ka-
men. Er selbst, Karl Ix., im Wahnsinn eines
beunruhigten Gewissens, endigte 1574; sein Bruder
Heinrich Iii., unter Mörderhänden 1589; mit
Heinrich Iv., aus dem Hause Bourbon, bestieg
einer der geliebtesten, wohlwollendsten Fürsten, welche
die Geschichte Frankreichs uns nennt, den Thron. Auch
er ward ermordet, 1610. Unter Ludwig Xiii.
(von 1610 —1643) leitete der ftaatskluge Cardinal
Richelieu die Angelegenheiten des Reiches, zu Frank-
reichs äußerem Vortheil.
Ludwig Xi V.
tz>. 245. Ludwig Xiv. ward schon im 5.
Lebensjahre Erbe des mächtigen Thrones seiner Vä-
ter, den er anfangs unter der Regentschaft seiner
Mutter und der Leitung des staatsklugen Ministers
Mazarin, dann seit 1661 als selbstständiger Herr-
scher besaß, welchem namentlich die Minister Col-
bert und Louvois dienend zur Seite stunden, bis
in der spätesten Lebenszeit des Königes der Einfluß
der geistvollen Frau von Maintenon ein bedeutendes
Uebergewicht bekam. Es sind wenige Fürsten in der
Geschichte der Völker bekannt, die zu einem so groß-
ßen Herrschertalent so viel äußere Mittel empfangen hat-
ten, und denen zugleich eine so lange (72jährige) Zeit
des Thronbesitzes verliehen gewesen, als Ludwig
Xiv. Noch wenigere sind jedoch, welche von ihren
Gaben und Mitteln einen so scheinbar einträglichen
Gebrauch für sich selber, einen so nachtheiligen und
betrübenden für Tausende ihrer Nebenmenschen ge-
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Extrahierte Personennamen: Karl_Ix. Karl_Ix. Heinrich_Iii Heinrich Heinrich_Iv. Heinrich_Iv. Ludwig_Xiii Ludwig Cardinal
Richelieu Ludwig_Xi_V.
tz> Ludwig Ludwig_Xiv Ludwig Ludwig
Xiv Ludwig
318
reich, deren wir oben erwähnten, hatte er tapfer und
mit großer Aufopferung für das deutsche Vaterland
gekämpft. Dennoch sah er sich von allen seinen
Bundesgenossen verlassen; nur sein Vertrauen auf
Gott und sein eigner tapfrer Arm mußten ihm helfen
als im I. 1675, während er mit seinen Truppen
am Rheine stund, die Schweden, auf Ludwigs Xiv.
Anstiften, mit einem Heere in sein Land eingefallen
waren. Allen unerwartet erschien der Churfürst plötz-
lich in der Mitte der Feinde und schlug das dem
seinigen weit überlegene Heer derselben in der Schlacht
bey Fehrbellin am 28. Juny jenes Jahres so
gänzlich, daß die Räumung des Landes die unmit-
telbare Folge seines Sieges war. Dieser Churfürst
hat übrigens den Beynamen des Großen sich nicht
nur durch seine Kriegsthaten, sondern mehr noch
durch die für Volk und Land segensreichen Werke
des Friedens erworben. Er bevölkerte die durch den
30 jährigen Krieg verödeten, menschenleeren Provin-
zen seines Reiches durch Einwanderer aus andren
Ländern, wozu sein Feind, Ludwig Xiv., als er
durch seine Härte 50,000 Familien seiner friedlichen
Unterthanen zum Auswandern zwang, ihm eine sehr
erwünschte Gelegenheit gab. Diese zum großen Theil
fleißigen, geschickten, gebildeten Fremdlinge, welche
unter der milden Herrschaft des großen Churfürsten
sich alsbald heimisch fühlten, trugen nicht wenig zum
Aufblühen aller Gewerbe und Künste des Friedens
in ihrem neuen Vaterlande bey, welche Richtung
Friedrich Wilhelm zugleich mit den beständigen
kriegerischen Uebungen seines Volkes sehr begünstigte
und förderte. In allen, aus so verschiednen Länder-
und Volksmassen zusammengefügten Theilen seines
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Ludwig_Xiv. Ludwig_Xiv. Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Ssi
mit solcher Weisheit und Milde, daß sein Land als
eines der glücklichsten in ganz Europa da stund. Als
der Bruder dieses guten Fürsten, Kaiser Joseph Ii.,
ein Herr von edelstem Eifer, dabey aber von zu
weniger Mäßigung, im I. 1790 gestorben war, da
folgte Leopold Ii. ihm auf den Kaiserthron, starb
jedoch auch schon im Jahr 1792, und sein Sohn
Franz Ii. ward zum römisch-deutschen Kaiser ge-
krönt.
Frankreich unter Ludwig Xv.
H. 257. Nach Ludwigs Xiv. Tode im I.
1714 war die Königswürde auf seinen Urenkel Lud-
wig Xv. übergegangen. Dieser war bey dem Tode
des mächtigen Königes erst 5 Jahre alt; über den
königlichen Knaben führte, mit despotischer Härte,
Philipp von Orleans die Vormundschaft. Seit
1722 ward Ludwig Xv. mündig; der ernstgesinnte
Minister Fleury von Frejus, liebte den Frieden
und zeigte sich eifrig bemüht die innern Zerrüttungen
beym Finanzwesen zu heilen; ein späteres Ministe-
rium jedoch und die Neigung des Königes selber
zur unsinnigen Verschwendung, brachten den Staat
in tiefe Noth. Ludwig Xv., nachdem er durch
vielfache verunglückte Unternehmungen einen großen
Theil der Colonieen, welche Frankreich besaß, verlo-
ren hatte, starb, von seinem Volke gehaßt und ver-
achtet, im I. 1774. Ihm folgte sein Enkel Lud-
wig Xvi., der wahrhaft edelmüthige, durch Leiden
hoch geläuterte König, unter dessen Regierung die
Revolution, d. h. jene Umwälzung der bestehenden
Ordnung in Frankreich ausbrach, bey welcher das
' V ' >
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Joseph_Ii Leopold_Ii Leopold Franz_Ii Franz Ludwig_Xv. Ludwigs Philipp_von_Orleans Philipp Ludwig_Xv. Fleury_von_Frejus Ludwig_Xv. Ludwig_Xv.
Extrahierte Ortsnamen: Europa Frankreich Frankreich Frankreich
311
macht hätten als dieser berühmte König. Seine un-
bändige Herrschsucht, sein unersättlicher Ehrgeitz, sein
über Alles sich erhebender Hochmuth prägten sich lei-
der mit unauslöschlichen Zügen in dev- Geschichte sei-
ner Thaten aus. Namentlich hat er sich an unsrem
deutschen Vaterlande, wie an manchem der Nachbar-
länder schwer verschuldet und die Deutschen hatten
kaum jemals einen so gefährlichen, so verderblichen
äußren Feind gehabt als ihn. Dennoch gelangte unter
Ludwigs des Uv. glänzender Regierung Frankreich
zu einer Größe, zu einer geistigen Bildung, welche
es über andre Völker Europas erhub'en, und das-
selbe zu einer furchtbar großen Rolle der künftigen
Bewegungen in unsrem Weittheile vorbereiteten.
Der erste Eingriff in fremdes Recht und frem-
den Besitz, den sich Ludwig Xiv. erlaubte, war
im Z. 1667 die Einnahme der spanischen Nieder-
lande, dann im I. 1672 der kriegerische Einfgll in
dem friedlichen Holland. Hier stellte sich der 22 jäh-
rige Prinz Wilhelm Iii. von Oranien als gewand-
ter und heldenmüthiger Heerführer an die Spitze
seines Volkes, errang mehrere Siege über den mäch-
tigen Feind, verlor aber auch bey den Niederlagen,
welche im wechselnden Kriegsglück sein Heer betrafen
niemals den Muth und die Kraft zum Widerstand.
Die Naturbeschaffenheil ihres Landes selber, davon
ein Theil durch Oeffnen der Schleußen unter Wasser
gesetzt werden konnte, half den Holländern bey der
Abwehr des Feindes; als Bundesgenossen schloffen
sich ihnen und den Spaniern Oestreich und der Chur-
fürst von Brandenburg, so wie mehrere kleinere deut-
sche Mächte an. Die halben Maßregeln, welche
namentlich von dem Kabinet zu Wien ausgiengen,
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Hochmuth Ludwigs Ludwig_Xiv Ludwig Wilhelm Muth
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Europas Holland Brandenburg Wien
332
Unterste zu oberst gekehrt wurde. Diese hat abermals
den Völkern gelehrt, daß keine äußere Bildung die
menschliche Natur vor dem Ausbruche eines Verder-
bens schützen könne, dem nur die Gottesfurcht zu
steuern vermag.
Ludwig Xvi. und die französische Revolution.
258. Ludwig Xvi. hegte die wohlwollend-
sten Gesinnungen gegen sein Volk, er hätte gern die
drückenden Lasten desselben erleichtert, aber es gelang
ihm nicht hierzu die rechten Mittel zu finden; mit
den nocb immer zunehmenden Schulden wuchsen zu-
gleich die Auflagen; das Mißvergnügen und der Ta-
del gegen die Regierung wurden immer lauter. Da
berief der König am 5. May 1789 eine Versamm-
lung von Abgeordneten der drey Stände (Geistlichkeit,
Adel und Bürgerschaft) nach Versailles, zur Bera-
thung des allgemeines Wohles, wie es in früheren
Zeiten auch geschehen war. Die Stände waren aber
unter sich uneinig; die Abgeordneten der Bürgerschaft
verlangten mit den zwey ersten Ständen gemeinsam
zu berathen. Als diese widersprachen, erklärten jene
sich aus eigner Macht als Nationalversammlung.
Darauf vereinigten sich viele Glieder des Adels und
der Geistlichkeit mit ihnen. Der König mißbilligte
die Neuerung; da aber jene dabey beharrten, gab er
sie zu. Nun maßte sich diese Versammlung Rechte
an, die keine der früheren gehabt hatte. Dagegen
wurde zur Beschirmung des königlichen Ansehens eine
bewaffnete Macht ,.um Versailles zusammen gezogen
und der Minister Necker, dessen Unklugheit jene
Umgriffe befördert hatte, entlassen. Aber nun erhu-
/
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
TM Hauptwörter (100): [T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xvi Ludwig Ludwig_Xvi Ludwig Necker
334
in der Nachr vom 20. auf den 21. Juny 1791,
doch der Schritt mißlang und wurde den Empörern
ein Vorwand zur Abschaffung des Königs thu-
mes, am 21. Sept. 1792, ja zur öffentlichen Hin-
richtung des schuldlosen, guten Königes, welcher am
21. Jan. 1793 mit der Fassung eines christlichen
Helden unter der Hand der Henker endete. Dasselbe
Schicksal hatten am 16. Okt. seine Gemahlin Ma-
ria Antoinette und im nächsten Jahre seine Schwe-
ster Elisabeth; der Kronprinz, Ludwig Xvii,
starb 1795 im Gefängniß, aus welchem man in
demselben Jahre die Prinzessin Charlotte, den letz-
ten Sprößling aus Ludwigs Xvi. Hause, entließ.
Gräuel und Kriege der Revolution.
H. 259. Ungeheuer waren die Gräuel, welche
in dieser Zeit von einer Rotte der frecheften Empörer
gegen Gott und sein Gesetz, so wie gegen alles Ge-
fühl der Menschlichkeit verübt wurden. Hunderttau-
sende der schuldlosen Bewohner des Landes, ohne
Rücksicht auf Alter und Geschlecht, unter ihnen frey-
lich auch ein Theil der Schuldigen selber, bluteten
unter dem Henkerbeile der Guillotine, oder endeten
unter Mgrtern; für die ruhiger Gesinnten hatte das
Leben keine Sicherheit, keinen Werth mehr; die And-
ren waren von einer Gefühllosigkeit des Wahnsinnes
ergriffen, die sie gegen das Elend blind und taub
machte. Dieser Tollrausch schien sich mit ansteckender
Gewalt auch andren Nationen mittheilen zu wollen;
die Mächte von Europa beschlossen einmüthig dem
Uebel bey seiner Wurzel zu begegnen und Frankreich,
welches bereits einen ungerechten Krieg in den Nie-
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung]]
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Extrahierte Personennamen: Juny ria_Antoinette Ludwig_Xvii Ludwig Charlotte Ludwigs
Extrahierte Ortsnamen: Ludwigs_Xvi Europa Frankreich
Autor: Behr, Friedrich, Schwarz, Eduard, Frohnmeyer, Immanuel
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
844
Ix. Das Kaisertum Brastlien.
1817 in einer blutig unterdrückten revolutionären Erhebung in Pernambuco aus.
Als dann vollends die politischen Unruhen in Portugal Johann Vi. dorthin zurück-
riefen (1821) und die portugiesischen Cortez Miene machten, Brasilien trotz des
königlichen Versprechens in die alte Abhängigkeit zurückzustoßen, ließen sich die auf
Unabhängigkeit gerichteten Bestrebungen nicht länger eindämmen. Nun war der
Sohn des Königs, der in Brasilien blieb, Dom Pedro, besorgt, das Land vor Anarchie
zu schützen, berief eine Nationalversammlung und willigte ein, Kaiser von Brasilien
zu sein (Dez. 1822). Kaiser Dom Pedro I. gab 1824 dem Reich eine freisinnige
konstitutionelle Verfassung mit einer Repräsentantenkammer und einem Senat. Die
einzelnen Provinzen haben Provinziallandtage und stehen unter Präsidenten, welche
der Kaiser ernennt. An Unruhen hat es seitdem auch in Brasilien nicht gefehlt:
schon 1831 hat Dom Pedro I. die Regierung seinem damals 6jährigen Sohn Dom
Pedro Ii., der noch regiert, überlassen. Immerhin hat die monarchische Staatsform
dem Reich die blutigen Erschütterungen erspart, an welchen die südamerikanischen Re-
publiken seit ihrer Befreiung kranken.
Von einem blühenden Zustand kann freilich noch lange nicht die Rede sein,
so reich die Hilfsquellen sind. Das Gleichgewicht von Einnahmen und Ausgaben
im Staatshaushalt ist noch nicht erreicht. 1877/78 standen 221 Mill. Mk. Ein-
nahmen 302 Mill. Mk. Ausgaben gegenüber. Die Staatsschuld ist durch Kriege,
die trotz des kleinen Heers (14000 Mann im Frieden, 32000 Mann Kriegsstärke,
jetzt ist allgemeine Wehrpflicht dekretiert) und des siegreichen Ausgangs schon wegen
der riesigen Entfernungen sehr kostspielig werden müssen, und durch außerordentliche
Ausgaben zur Unterdrückung von Hungersnot in den Nordprovinzen auf 1670 Mill.
Mark gestiegen.
Die Bevölkerung des ungeheuren Reiches betrug 1872 10108000 E.,
worunter die wilden Indianer, deren Zahl aus 1 Mill. geschätzt wird, nicht inbe-
griffen sind. Die Neger bilden einen sehr bedeutenden Teil der Bevölkerung;
übrigens sind die meisten Einwohner Mischlinge. Reine Neger sollen es 2—3 Mill.
sein. Sklaveneinfuhr ist seit 30 Jahren verboten; die Zahl der Sklaven vermindert
sich rasch, da alle seit 28. Sept. 1871 geborenen Negersklavenkinder frei sind, die
Kronsklaven frei gegeben wurden und Fonds zum Loskauf der übrigen gebildet
sind. Nur etwa lvs Mill. Neger sind noch Sklaven, sie werden übrigens in Bra-
silien nicht hart behandelt. Die Farbe bewirkt in Brasilien durchaus keinen Unter-
schied der Rechte und des Ansehens. Jeder Freie, mit Ausnahme der wilden In-
dianer, ist zu allen Ämtern und Stellen berechtigt. „Wenn die Schwarzen sich auch
gern Senhores Blaneos (Herren Weiße) nennen lassen, wenn das Ebenholz und
Kaffeebraun ihrer Haut diese Benennung auch Lügen straft, geben sie doch keine
Unterordnung unter den Europäer zu und sind alle gleich stolz darauf, echte Bra-
siliauer zu sein. Im Heere dienen Neger als Generale, die meisten Offiziere sind
aus gemischtem Blute, Mulatten sitzen im Ministerrate des Kaisers." (Die Ab-
kömmlinge von Weißen und Indianern heißen Mamelueos, die von Indianern und
Negern Easucos, von Weißen und Negern Mulatos.) Weiße soll es 1^2 Mill. geben,
doch ist diese Zahl nnzuverläßig. In den Städten sind die Portugiesen überwiegend;
in den großen Seestädten daneben viele französische, englische und deutsche Kaufleute.
Die Jnd i an er sind zum Teil zivilisiert und christianisiert oder doch von der Zivili-
sation berührt und für Handel und Ackerbau gewonnen. Wilde Indianer finden
sich nicht nur in den menschenleeren Ebenen des Amazonas, sondern auch sogar in
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung]]
TM Hauptwörter (200): [T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T79: [Ludwig Xiv Frankreich König Ludwigs Xvi Napoleon Xviii Xv. Philipp], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Extrahierte Personennamen: Johann Pedro Pedro_I. Pedro_Ii