7. Die Moore zwischen dem Dümmer und der Aller. — 8. Die Lüneburger Heide. 29
Nienburg, das ist Neue Burg, Stadt (10) rechts an der Weser, alter Brücken-
und Hafenort, der auch allerlei Großgewerbe treibt. Im übrigen haben sich in dem
Ackerbau treibenden Dreieck zwischen Weser, Aller und der Breite von Hannover,
abgesehen von Celle (f. S. 30), nur kleinere Orte entwickelt, so an der unteren Aller
Ahlden, in dessen Schlosse 1694-1722 die „Prinzessin von Ahlden" lebte, die un-
glückliche Sophie Dorothea. - Im Gebiete der Fuse Burgdorf (4) und das Dorf
Sievershausen, bei dem 1553 Moritz von Sachsen fiel,' Denkmal. - An der oberen
Aller Gifhorn (4) und etwas abseits vom Flusse Fallersleben, Mittelpunkt von
mehreren Kaliwerken. Hier wurde 1798 Hofmann von Fallersleben geboren, der
Dichter von „Deutschland, Deutschland über alles".
8. Die Lüneburger Heide (f. Titelbild!)
besteht mit ihrer Fortsetzung im Stadefchen aus verschiedenen Höhenzügen, die
zusammen eine Art stark gewellten Hochlandes von mäßiger Erhebung bilden.
Sie erreicht 169 m im Wilseder Berge, dem Quellgebiete einer großen
Anzahl von Flüssen; nach der Aller und der Weser hin senkt der Rücken sich
langsam, nach der Elbe hin fällt er mit steilen Rändern ab. Bedeckt ist er
großenteils mit den Landen, welche die Schmelzwasser der zurückgehenden
Gletscher der Eiszeit ausgebreitet haben.
Dem Begriff „Heide" wird in verschiedenen Gebieten ein abweichender Sinn .zu-
gründe gelegt. Im allgemeinen kann bei uns darunter ein offenes Gelände ohne
erheblichen Baumwuchs verstanden werden, wo die Holzgewächse im wesentlichen aus
niedrigen oder Halbsträuchern bestehen (so P. Graebner). Der Lüneburger Heidrücken
ist größtenteils ein verwüsteter Waldboden und wirklich auf weite Strecken hin eine
Art Wüste geworden, „in der sich Wacholder, Heide und Besenpfriem Gesellschaft
leisten". Der Kampf der Heide mit dem Walde dauert schon Jahrhunderte hindurch,
und der Wald ist im Nachteile durch das Abwärtsspülen der Nährstoffe aus dem
lockeren Sande, durch Abhauen (Lüneburger Salzwerk) und die Bildung des Ort-
steins, der die Baumwurzeln tötet (so Sennes). Andere Stellen sind mit Kiefern und
selbst Fichten bestanden, und die beharrlichen Anstrengungen, die Heide wieder auf-
zuforsten oder in den Senken die saftig grünen „ Rieselwiesen" anzulegen, die eben
hier ihre Heimat haben, gehen einen guten Gang. Großartige Aufforstungen durch
die Provinzialverwaltung liegen in den Feldmarken von Örrel, Lintel und Bram-
bostel, und bei den Bahnhöfen türmen sich die großen Stapel von Grubenhölzern, die
nach den westfälischen Bergwerken und in die Kaligruben gehen. Auch fehlt es
keineswegs an anbauwürdigen Geestäckern, und das Einsammeln von Pilzen, Heidel-
und Kronsbeeren bringt ansehnlichen Verdienst. Die genügsame, tapfer aushaltende
Heidschnucke ist dem Heidbauern, soweit er noch nicht mit modernem Landwirt-
schaftsbetriebe vertraut ist, so unentbehrlich wie dem Lappen sein Renntier, aber mit
der Heide verschwindet auch die Schnucke und umgekehrt. Es mögen noch höchstens
90000 dieser gehörnten Wollträger vorhanden sein. Über die Fischzucht siehe S. 49. —
Die Heide besitzt auch manche Züge eigentümlicher Schönheit, den feierlichen
Ausblick über menschenleere Weiten, klare, plätschernde Bäche, anheimelnde Gehöfte
unter alten Eichen, uralte Steingräber und vor allem im Hochsommer Hügelauf,
hügelab die purpurne Decke des endlos blühenden Heidekrautes, voll summenden
Insektenlebens. Das sogenannte „Paradies der Heide", bei Fallingbostel an der
Böhme, mit seinem Saume von uralten, knorrigen Buchen ist recht malerisch. Aber
jetzt, wo die ehemalige Wildnis unter dem Andränge aus den umliegenden Groß-
städten und dem Anwachsen neuer Kulturen drauf und dran ist, das zu verlieren,
1 S. Bilderanhang S. 67.
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9. Der Kranz der Marschen und Moore um den Geestrücken.
31
Ein besseres Gepräge weisen die Höhenzüge im nördlichen und im östlichen
Lüneburg auf, die ebenso Wie die Heide zum Südlichen Landrücken gehören,
der erst bei Cuxhaven endet- ihr tonhaltiger Boden trägt vielfach schönen
Buchenwald. Sie beginnen nördlich vom Bruchlande des Drömling, das
auf künstlichem Wege nach der Aller und der Ohre hin (s. S. 22) entwässert
wird, und ziehen in nordnordwestlicher Richtung zum Teil über die Elbe
hinaus. Zu ihnen gehören:
a) Der Lemgow [lemgö], rechts der Jeetzel.
b) Der Drawehn (vom slawischen vrevjan — Holz), links vom Flusse, bis 142 m
hoch. Den bewaldeten Höhen hat der leicht bewegliche Sand die weichen Formen
gegeben. In der breiten Wiesenniederung der Jeetzel die drei kleinen Städte: das
alte Lüchow [lüchö], vom slawischen Luch — Sumpfland, Hauptort der ehemaligen
Grafschaft Lüchow, Dannenberg und auf einer Insel in der Einmündung in die
Elbe Hitzack er. Die beiden letzten Städte sind um deutsche Zwingburgen im wendischen
Lande entstanden,- im Schlosse von Dannenberg saß 1223-25 der König Waldemar Ii.
von Dänemark gefangen.
c) Der Name Göhrde im engeren Sinne kommt einem annähernd kreisrunden
Waldlande von 10 km Durchmesser zu, sie ist bis 150 m hoch. Ihr glänzender
Wildbestand hat von jeher die Herrscher des Landes zur Weidmannslust angelockt.
16. September 1813 Sieg der Verbündeten- Denkmal.
Dieser östlichste Winkel Hannovers zwischen der Elbe und Sachsen erinnert durch
seinen Namen, das Wendland, daran, daß die Bewohner bis zu einer Linie von
Bleckede südwärts einst Slawen waren. Viel Eigentümliches haben sie sich noch
bewahrt im Körperbau, in Kleidung, Sitten und in der hufeisenförmigen Bauart der
„Rundlingsdörfer", die nur einen Eingang besitzen.
9. Der Kranz der Marschen und Moore um den Geestrücken.
Die Marschen lagern an den Flüssen, vor allem an der Elbe und der
Weser, aber auch an der Oste, der Medem und der Geeste wie an den
kleineren, gewöhnlich durch einen breiten Streifen Moorlandes getrennt von
der hohen „Geestkante". Das Moor dringt an vielen Stellen tief in die
Geestrücken ein oder überlagert ihn als Hochmoor. Politisch gehört der weit-
aus größte Teil dieser Randgebiete zu den Reg.-Bez. Lüneburg und Stade,
kleinere Stücke zu Hamburg, Bremen und auch Oldenburg. Alte Landes-
namen: die Herzogtümer Bremen und Verden, jenes den größeren
nördlichen Teil von Stade bildend — ausgenommen das Land Hadeln, um
die Medem dieses die südliche Ecke- beide waren bis 1648 Bistümer,
wurden dann schwedisch, 1715 hannoversch.
a) Die Elbmarschen von Schnackenburg bis Harburg mit dem
rechtselbischen Anteile bis zur Rögnitz, nicht selten - so 1888 - von den
Hochfluten der Elbe arg bedroht.
Wie die meisten Städte in der Nähe unserer großen Flüsse und der See ist Har-
bürg am Rande einer Geestzunge erbaut, so daß es zugleich die Marsch berührt
(Grund?), und da diese Geestzunge bis an einen schiffbaren Elliarm vorspringt, so ist
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32
Ii. Landschaftskunde.
die Gunst der Lage durch Anlegung von Häfen ausgenutzt, die wenigstens mittel-
großen Seeschiffen zugänglich sind. Es ist gleichsam ein Vorort Hamburgs, von dem
es durch mehrere Elbarme und die große Insel Wilhelmsburg getrennt ist. Elb-
brücken, großartiger Blick auf die Elbe und Hamburg-Altona. Die Mündung des
Köhlbrand, des Hauptzuwegs zur Elbe, ist verlegt worden, damit für die Hamburger
Hafenanlagen links von ihm Platz gewonnen wurde. Harburg war 1910 mit einem
Verkehr von 307000 aus- und einlaufenden Registertonnen der dritte Hafen der Provinz
und besitzt eine außerordentlich rührige Fabriktätigkeit. 67025 Einw. (1850:3000). —
Der noch weit zerstreute Ort Wilhelmsburg auf der gleichnamigen Insel ist durch
die Hamburger Industrie zu 28225 Einw. angewachsen.
3. Das Mündungsgebiet von Elbe und Weser.
b) Mit dem Alten Lande, zwischen Harburg und der Schwinge bei
Stade, beginnen die Marschen des Herzogtums Bremen, die wie „ein goldener
Saum den abgeschabten Purpurmantel der Heide umrändern".
Im 12. Iahrh. wurde das Alte Land von eingewanderten Flamändern (Holländern)
besiedelt, und dieser stattliche Menschenschlag hat bis heute zum Teil seine Volkstracht,
so die Frauen ihren reichen Silberschmuck, noch nicht ganz abgelegt. Saubere, von
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9. Der Kranz der Marschen und Moore um den Geestrücken.
33
breiten Wassergräben eingeschlossene Gehöfte, stattliche Toreinfahrten, zierliche Blumen-
gärten, Fachwerkhäuser mit bemalten Balken und buntgefügten Ziegeln, 400000 Obst-
bäume, die im Frühjahr das „Kirschenland" in ein weißes Blütenmeer verwandeln^,
die schiffreiche Elbe - alles das gestaltet das Alte Land zu der anmutigsten aller
Marschen. Durch die Flüsse Lühe und Este wird es in drei „Meilen" geteilt, deren
erste an der Schwinge beginnt.
Am Geestrande das gewerbfleißige Städtchen Buxtehude (d. i. Buchengestade)
an der Este, und Stade (11), freundlich gelegen an der Schwinge, bekannt seit dem
10. Iahrh. Die ehemals blühende Hansestadt wurde durch mancherlei Unglücksfälle,
so den großen Brand von 1659, arg geschädigt: lange Zeit Festung, früher viel
genannt wegen des Stader Elbzolls, jetzt Beamten- und Garnisonstadt. In der Nähe
ein Salzwerk.
c) Zwischen der Schwinge und der Oste das Landkehdingen (Kaje = Gestade)
mit der großen, nicht eingedeichten Insel Krautsand, der schwerste Marsch-
boden, wie die folgende Marsch das Land der Ziegeleien, die von lippischen
Arbeitern betrieben werden.
Hauptort das Städtchen Freiburg a. Elbe: die Wohnorte begleiten wie im
Alten Lande mit langen Reihen von Häusern die Landstraße. Etwas unterhalb Stade
beginnt die Reihe der neun Küstenforts, die unweit Bremerhaven endet.
d) Die Oste-Marsch leitet hinüber nach dem Lande Hadeln^, das durch
den Geeste-Kanal und andere Wasserstraßen entwässert wird (s. S. 53): der
Überfluß des Wassers im Balksee wird durch den Neuhäuser Kanal abgeführt.
Im Lande Hadeln (früher den Herzögen von Sachsen-Lauenburg gehörend,
1732 mit Hannover vereinigt) ist der Hauptort die kleine Stadt Otterndorf (2), in
der 1778-82 der Dichter Ioh. Heinr. Voß als Rektor lebte. - Am Rande des Hadeler
Marschbusens erhebt sich der Geestrücken noch einmal zu 72 m in der Wingst, die
wegen ihres schönen Hochwaldes und ihres weiten Ausblickes über die Elbe hinaus
von den Bewohnern der waldarmen Umgebung viel aufgesucht wird.
e) An der Unterweser das Land Wursten ^ bis an die Geeste. Die
Endung um der friesischen Ortsnamen Dorum, Mulsum, Imsum usw.
bedeutet „Heim".
Um den bedeutenden Bremer Seehandelsplatz Bremerhaven an der Mündung der
Geeste haben sich auf hannoverschem Gebiete volkreiche junge Ortschaften entwickelt,
die mit jenem zusammen gegen 100000 Menschen bergen. Im N der Flecken Lehe,
mit 37451 Cinw. der größte Ort dieses an Mittelstädten armen Reg.-Bez.: Arbeiter-
bevölkerung. Südlich von Bremerhaven Geestemünde (25), besitzt einen ausgezeichneten,
1863 vollendeten Hafen, der zumeist dem Handel der Stadt Bremen dient, mehr aber
noch stützt sich das Erwerbsleben der Stadt auf den stattlichen, 1897 angelegten und
nachher erheblich erweiterten Fischereihafen. Allein 60 Fischgroßgeschäfte, 103 eigene
Seeschiffe, zumeist Fischereidampfer, 24600 t messend. Mit seinen 443600 t Seeverkehrs
ist Geestemünde der zweite Hasen der Provinz. (Siehe Bilderanhang S. 78.)
1 »Zur Zeit der Baumblüte, wenn das ganze Land wie in einen weißen und
rosigen Schimmer gehüllt erscheint und ein tausendsältiges, wohliges Leben darin summt
und schwärmt und jubelt, bietet es einen Anblick dar, dessen eigentümliche Zauber-
pracht mit nichts vergleichbar ist." - H. Allmers, Marschenbuch.
2 Hadeln von Haduloha — Hader- oder Kampfwald, zurückzuführen auf das
gewaltsame Eindringen der Sachsen in dies Gebiet.
3 Wortsaten, d. i. die auf Wurten Wohnenden: die Wurten sind künstliche Auf-
schüttungen, die notwendig waren, da das Land vor der Eindeichung besiedelt wurde.
O ehlmann, Landeskunde von Hannover und Braunschweig. 4. Aufl. 3
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38
V. Geschichte.
daß die Perioden ungefähr gleichlang waren'. — Die gar nicht seltenen Moor-
leichen waren entweder Verunglückte, oder aber zur Strafe Versenkte, und dies sind
offenbar die meisten gewesen (Tacitus, Germania 12). Kleidung und Haare, von
der Moorsäure fuchsrot gefärbt, sind gut erhalten, die Knochen völlig erweicht. Die
Funde beweisen, daß die Kultur in Gewandung, ihrem Muster und Schnitt, recht
hoch und dieselbe war, welche die Germanen auf verschiedenen römischen Siegesdenk-
mälern tragen.
Eine gewisse Gliederung in Kulturabschnitte läßt sich an Hand der Be-
stattungsarten, der Gräberfunde, aufstellen:
a) Steingräber der jüngeren Steinzeit mit einer großen, meist aus unbehauenen
Steinblöcken hergestellten Grabkammer. Unverbrannte Leichen. Dolmen — über-
irdische Grabkammern oder Ganggräber; Cromlechs — kreisrunde oder auch recht-
winklige Steinsetzungen2. Die „Sieben Steinhäuser"3 bei Fallingbostel, die Lübben-
steine* bei Helmstedt. Das größte Steingrab liegt bei Hekese, Kreis Bersenbrück,
86 m lang. Älteste Funde germanischer Töpferkunst mit mannigfaltigen, schönen Formen.
b) Grabhügel mit Steinaufbau und Hockergräber mit hockender Stellung der
Leiche. Zunehmen der Leichenverbrennung, Verfall der Töpferei.
c) Hügelgräber mit kleinen Steinkisten, welche die Asche des verbrannten
Leichnams enthalten.
d) Urnenfriedhöfe bis in den Beginn der christlichen Zeit, also bis ins
8. Iahrh. n. Chr. An Hand der Funde von Töpferwaren in England läßt sich sicher
die Verbreitung der „Angelsachsen" aus unserer Heimat nachweisen.
Die Wallburgen sind in unserem Gebiete zu mehreren Dutzenden vorhanden
und teilweise in ansehnlichen Überresten erhalten, so die Pippinsburg und das Bülzen-
bett bei Lehe, auf dem Deister die Heister-, die Wirkes- und die Vennigser Burg, auf
dem Elm die Reitlingsburgen. Sie entstammen sehr verschiedenen Zeitaltern, viele
werden als sächsisch, davon im Lüneburgischen eine große Zahl als Grenzplätze gegen
die Wenden, einige als fränkisch, kaum eine als römisch angesprochen. Römisch sind
wohl einige der Knüppeldämme — ponte8 longi —, die unsere Moore durchziehen,
aber sie kommen zahlreich auch in Gebieten vor, die nie ein römisches Heer betreten hat.
2. Zur Zeit des Kaisers Augustus war unser Land ganz von germanischen
Stämmen bewohnt. Die wichtigsten waren: die Cherusker, von der Weser bis
zum Harz und darüber hinaus; nördlich von ihnen die Angrivarier? die Lango-
barden im Lüneburgischen (Bardowiek?)! an der Nordseeküste die Chauken und
westlich von ihnen die Friesen, südlich von diesen die Ampsivarier im Emsgebiete.
Den Cheruskern und ihrem Fürsten Hermann war es beschieden, Deutschland
von den Römern zu befreien. — 9 n. Chr. Schlacht im Teutoburger Walde, 16 bei
Idistaviso und am „Grenzwalle der Angrivarier".
1 (Es ist klar, daß auf dem Forum Romanum nach der „Gründung der Stadt"
keine Gräber mehr angelegt werden konnten. Die Vergleichung der Gräberfunde
ergibt in der Tat, daß die letzten aus der ersten Hälfte des 8. Iahrh. stammen und
daß hier die vorgeschichtliche mit der geschichtlichen Zeitrechnung zusammentrifft. Das
ist die Probe auf das Exempel.
2 S. Bilderanhang S. 68.
» Der größte der noch vorhandenen fünf Dolmen wird bedeckt durch einen einzigen
Block von 4,82 X 4,38 m, 0,72 m dick, 1646 Zentner schwer.
4 Das größte der beiden Gräber ist 17,8 rn, die Grabkammer selbst 9,5 m, ein
Deckstein fast 3 m lang und wiegt fast 7669 kg. — Andree, Braunschweiger Volks-
kunde. Braunschweig 1961. S. 8 ff.
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Extrahierte Personennamen: Kreis_Bersenbrück Iahrh Augustus Hermann Idistaviso Iahrh Andree
Extrahierte Ortsnamen: Fallingbostel Helmstedt England Heister- Deutschland
44 Vi. Die Bevölkerung und ihr Leben und Treiben.
Vi. Die Bevölkerung und ihr Leben und Treiben.
1. Volksteile. Den weitaus größten Teil der Bevölkerung bilden die
Niedersachsen' Friesen wohnen in Ostfriesland, an der Weser unterhalb
Bremens (namentlich im Lande Wursten), seit dem 12. Iahrh. eingewanderte
Niederländer im Alten Lande- im Harze kleine Teile von Franken, Hessen
und Schwaben und Einwanderer aus dem Sächsischen Erzgebirge (um 1520),
zum Mischstamme der Harzfranken vereinigt. Die slawischen Bewohner des
Wendlandes sind den Niedersachsen ähnlich geworden, und ebenso ist es im
Werder gegangen, dem nordöstlichen Zipfel von Braunschweig, im Amte
Vorsfelde am Drömling, wo ehemals slawisches Volkstum herrschte und wo
noch Rundlingsdörfer zu finden sind, so Rühen und Eischott. Spuren slawischen
Wesens erstrecken sich, zum Teil in den Ortsnamen, über Goslar bis an die
Werra und im W über die Weser hinaus bis an die Hunte.
Wendisch wird als Volkssprache nirgends mehr geredet, Friesisch noch
von 4035 Seelen gesprochen, von denen 3648 auf Ostfriesland Kommen,-
an seine Stelle ist das Platt- oder Niederdeutsch der Niedersachsen ge-
treten, das als Volkssprache noch fast das ganze Gebiet beherrscht. Freilich
ist es durch das Hochdeutsche sehr zurückgedrängt worden, hat aber doch
seinen Besitzstand zäher behauptet, als ihm geweissagt worden ist. Am Süd-
rande des Harzes von Osten bis nach Walkenried und Sachsa überwiegt der
mitteldeutsche Sprachstamm der Thüringer, während die Bergstädte der
oberdeutschen (oberharzischen) Mundart angehören- aber die andern Teile
des Harzes, namentlich die Südwest- und die Nordwestseite, reden Niederdeutsch.
Der Name der Bode hingegen ist aus der slawischen Grundform bada — Wasser
entstanden.
Die niedersächsische Sprachgrenze gegen die mitteldeutschen Mundarten verläuft
in unserem Gebiete auf der Linie: Münden, Hedemünden, Niedergandern (an der Leine),
Weißenborn (nördlich von Heiligenstadt), Winzingerode (südöstlich von Duderstadt), um
den Nordrand des Ohmgebirges bis Holungen, Osterhagen, Sachsa, Wieda, Zorge,
Rothehütte, Hasselfelde, Güntersberge, Mägdesprung, Ballenstedt auf Calbe a. S. zu.
Sprachproben:
Oberharzisch aus „Schlachter Mä" [—Schlechter Mai]:
Die arm Bliemla gans verschreckt, Mersollne lahm2? Der Teifel ah!
Die halten sich in Eros verschteckt. De Barge weiß, dr Himmel gra,
Worim? Das losset er sich mant1 saan: Ne Kelt, ä Wetter lasterlich, —
Har kimmt ju wie der Wauwau ahn. Is dos ne Ornung? Schamer sich!
Stade: Nimmt nich äwel, sä de Voß,
Da harr he'n Goos bi'n Wickel [beim Kragen).
Calenberg: Stiew is dei Calenberger Dreck,
so tah [zäh] un stiew as „meck un deck".
Ostfriesland: Moi gahn un wahren [hübsche Kleider tragen und schonen).
Satt eten un sparen.
Braunschweig: Häseken, Häseken, verstick dik!
Wenn de Hund kummt, de bit dik!
Wenn de Jäger kummt, de schit dik!
1 nur. — 2 Wir sollen ihn loben?
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46
Vi. Die Bevölkerung und ihr Leben und Treiben.
Die Bauernkunst, die farbenliebende, humorvolle, derbe, die mit treffsicherem
Sinne fast immer das für die Umgebung Geeignete, für den jeweiligen Zweck am
besten Verwendbare in Hausschmuck, Hausgerät, Kleidung, Wagen, Schiffen usw. zu
finden wußte, schwindet mit der ehemaligen Heimstätte. Ihre Erzeugnisse schmücken,
fremdartig dreinschauend, überallher zusammengekauft, die Zimmer der Städte, und
wohlmeinend müht sich jetzt die Volkskunde, den ländlichen Handwerker mit
neuem Mute zum Schaffen zu beleben.
Im Braunschweigischen reicht das sächsische Haus im ganzen südwärts etwa
bis an die Bahnlinie Hildesheim —Braunschweig — Helmstedt, mit Ausnahme der
Hauptstadt, deren älteste Häuser das Gepräge der thüringischen Abart des frän-
Kischen Hauses tragen, das südlich von jener Linie herrscht. Der Vorsfelder Zipfel
gehört zum Gebiete der Rundlingsdörfer. Im Lande Braunschweig wird noch besonders
viel das Walmdach gefunden, das alle vier Seiten des Langhauses deckt, an den
Längsseiten besonders tief herabreichend. Sprüche an den braunschweigischen Bauern-
häusern': „Gott gebe allen, die mich kennen, was sie mir gönnen."
Wo Gott nicht selber baut das Haus,
Da richtet keine Müh was aus.
Hier baun wir alle feste
Und sein nur fremde Gäste.
Gegenüber den vielen Klagen, daß unsere Landbevölkerung zu entarten drohe
durch das Einwandern fremdsprachiger Arbeiter, die anfangen sich dauernd nieder-
zulassen, ist festzustellen, daß Hannover 1910 nächst Hessen-Nassau mit 98,9 Hundert-
teilen Deutschredenden noch die „deutscheste" Provinz war. Es haben aber doch die
Fremdsprachigen seit 1995 um 15686 Seelen und im Tausendsatz der Bevölkerung
um 9,2 mehr zugenommen als die Deutschen. Polnischredende waren vorhanden, am
meisten mit 11,1 °/00 im Reg.-Bez. Lüneburg, im Kreise Blumenthal allerdings weit
mehr als Fabrikarbeiter, 7568 oder 2,57 °/00 Holländer, zumeist in Bentheim. —
Unsere beiden Länder besitzen einen wohlhabenden tüchtigen Bauernstand. Der
Hannoversche ist gehoben worden durch das „Höferecht", das die Stellung des „An-
erben" stärkt. Unter seinem günstigen Einflüsse ist 1885—1998 die Zahl der Höfe
von 64999 auf 78999 gestiegen.
2. Religion.
A. Hannover.
a) 2 504805 = 85,1 (85,59) % der Bewohner sind evangelisch. Davon
gehörten 1911: 2332607 = 79 °/0 der lutherischen Landeskirche an; in
der ötadt Hannover waren es 1910: 256767, in Linden 58828 Seelen. Dem
Landeskonsistorium zu Hannover sind untergeordnet die Konsistorien zu Hannover
und Aurich, sowie das kleine Bezirkskonsistorium zu Neustadt a. H. in der
Grafschaft Hohnstein. Der höchste Geistliche ist der Abt von Loccum. Vier
General-Superintendenturen. Landes- und Bezirkssynoden.
135601 =4,6°/0 sind Reformierte. Konsistorium zu Aurich, mit dem
lutherischen vereinigt; dort auch die einzige General-Superintendentur. Die
Reformierten wohnen zumeist in Ostfriesland, den Grafschaften Bentheim
und Lingen (also in der Nähe der überwiegend reformierten Niederlande),
in der Nähe von Bremen, in Hannover 6559, in Linden 2214.
b) Von den 405693 (13,8 gegen 12,4°/» im Jahre 1885) Katholiken
gehören die rechts der Weser wohnenden zum Bistum Hildesheim, die auf
1 Nach Andres, Braunschweiger Volkskunde.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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52
Vi. Die Bevölkerung und ihr Leben und Treiben.
Harz und im Hügellande nördlich von diesem. Von den Pferdestärken der
Dampfmaschinen Preußens kommen auf Hannover allerdings nur 6,3 °/o.
Braunschweig besitzt 27, Hannover 39 guckersiedereien, die namentlich im
Südosten liegen. In der Biererzeugung kamen dort 112, hier 61 I auf den
Kopf, gegenüber 99 I im Zollgebiete. In Braunschweig ist die Jute-Industrie
höher entwickelt als sonst irgendwo im Reiche. - Als eigentümliche Gewerbs-
zweige sind zu nennen die Zement- und Ziegelbrennerei. - Die früher
im südlichen Hannover blühende Leinenerzeugung, die auf Hausfleiß be-
ruhte, geht immer mehr zurück.
9. Verkehrsmittel und Handel. 3) An Chausseen und Landstraßen
(nicht Feldwegen) kamen 1911/12 in Braunschweig auf je 100 qkm: 79 km,
in Hannover 43 km, in ganz Preußen: 39 km.
Dem wohlgepflegten braunschweigischen Straßennetze kommt kaum ein anderes
im ganzen Reiche gleich. Der hannoversche Straßenbau hat sich einen guten Ruf er-
roorben durch die Anlage der schwierigen Moor- und Marschstraßen.
b) Im Jahre 1910 kamen in Braunschweig 174,1 km vollspurige Eisen-
bahnen auf 1000 qkm, in Hannover 83,2, in ganz Preußen 103,3, im
Reiche 109,1- hingegen kamen auf je 100000 Einw. in Braunschweig 129,3,
in Hannover 109,4, in Preußen 90,3, im Reiche 89,1 km solcher Bahnen.
Als älteste Bahn wurde 1838 in Braunschweig die Linie Braunschweig —
Wolfenbüttel vollendet, in Hannover 1844 die Linie Hannover —Braunschweig. Die
wichtigsten Bahnlinien sind die, welche von den beiden Hauptstädten ausstrahlen, so-
dann die Linien Magdeburg — Kreiensen — Holzminden-Cöln; Berlin — Bremen — Bre-
merhaven und Emden. Gib nach der Karte den Verlauf jener Linien und die An-
schlüsse nach den Nachbarländern an! — Von den 3204 km Bahnen Hannovers waren
1910: 1292 km Nebenbahnen, auf deren Ausbau sich neuerdings die einzelnen
Kreise zur Förderung des Ortsverkehrs gelegt haben? in Braunschweig waren von
694 km Bahnen insgesamt 65 km „schmalspurige".
Hauptsitze der Handelstätigkeit sind die Städte Braunschweig und Han-
nover, in zweiter Linie folgen Lüneburg, Osnabrück und die 5. 54 unter e)
genannten Seehäfen.
c) Die Nordwestecke des Deutschen Flachlandes besitzt, die entsprechenden
Gebietsteile von Oldenburg und Bremen und die Anschlüsse nach Holland hin
mitgerechnet, mehr als 2000 km über 1 m tiefer Kanäle. Es sind zumeist
schmale, aber kahnbare und zum Teil auch kleinen Seeschiffen zugängliche
Moorkanäle. Ts mißt 73 km der in etwas bedeutenderen Maßen 1887
angelegte Ems — Jade-Kanal, und zum Teil gehört hierher der 283 km
lange Dortmund — Emshäfen-Kanal.
Unter jenen schmalen Wasserstraßen im Moore haben vor allem segensreich
gewirkt die Fehnkanäle (f. S. 23). Eine andere Gruppe von Wasserstraßen sind
die Schiffahrtskanäle, die das Hochmoor erschließen, und zu diesen gehört der
Ems—jade-Kanal. Er hat rund 14 Mill. M gekostet und besitzt 8,5 m Sohl-,
17,62 m Wasserspiegelbreite bei 2,i m Tiefe. Nach der Wilhelmshavener Seite hin
ist er 3 m tief, aber er hat den gehegten Erwartungen so wenig entsprochen, daß eine
Vergrößerung, die ihn der Beförderung der westfälischen Kohle nach Wilhelmshaven
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TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
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2
I. Allgemeine Übersicht.
2. Die Lande Hannover und Braunschweig füllen in Gestalt eines
schiefen Vierecks die Nordwestecke des Deutschen Reiches. Oft wird dieses unser
Heimatland mit dem Namen eines ehemaligen Kreises des alten Reiches als
Niedersachsen bezeichnet. Unter diesem Begriffe ist nach den heute geltenden
Verhältnissen etwa alles das zu verstehen, was durch die Grenzen von Hannover
und Braunschweig vom übrigen Reichsgebiete getrennt wird. Der östliche Teil
dieser Länder springt bis über die Werra hinaus nach 8 vor; die größte
Einbuchtung der Grenze findet sich an der Südwestseite in der Nähe der West-
fälischen Pforte. Außerdem umschließt Niedersachsen in der Mitte andere Staats-
gebiete, nämlich die Freie Hansestadt Bremen, einen Teil von Hamburg und
das Hauptland des Großherzogtums Oldenburg, das den Titel Herzogtum
Oldenburg führt. Durch dieses wird Hannover zerlegt in einen kleineren
westlichen und einen größeren östlichen Teil, die nur durch einen schmalen
Streifen Landes am Dümmer * zusammenhängen. Der kleinere Teil umfaßt
\ des Gesamtgebietes.
Eine natürliche Grenze wird gebildet durch den Lauf der Elbe, die
Nordsee, die Emsmündung, den Dollart und das Burtanger52 Moor. Der
Harz als Eckpfeiler unseres Gebietes gehört größtenteils entweder zu Hannover
oder zu Braunschweig, außerdem zu Anhalt und der Provinz Sachsen, an den
übrigen Seiten finden sich nur auf kurze Strecken natürliche Grenzen. Die
staatlichen Grenzen beschreiben starke Biegungen und Zickzacklinien, und die han-
noversche überschreitet bei Mecklenburg auch für eine kurze Strecke die Elbe.
3. Nachbarländer sind an der äußeren Seite die Niederlande und die
preußischen Provinzen Westfalen, Hessen-Nassau, Sachsen, Brandenburg und
Schleswig-Holstein,- außerdem auf kürzere Strecken die beiden Lippischen Fürsten-
tümer, Waldeck, Anhalt, Mecklenburg-Schwerin und Hamburg.
4. Die äußersten Punkte liegen-
im S beim Dorfe Escherode, zwischen der Werra und der Fulda, unter 51° 19' n. Br.;
im N bei Freiburg an der Elbe unter 53" 54';
im O bei Schnackenburg an der Elbe unter 11°35' von Gr.;
im W bei der Bauerschaft Wielen im Bentheimschen unter 6° 41' von Gr
Gib an die Entfernungen in Graden, km und Tagemärschen (1 Tagemarsch 30 km).
Der Zeitunterschied zwischen dem östlichsten und dem westlichsten Punkte beträgt
19^ Minuten, der längste Tag ist am Nordende Stunde länger als am Südende.
Da unsere Uhren nach der Mitteleuropäischen Zeit gestellt sind, die für den
Meridian von Stargard in Pommern, den 15. von Gr., auch zugleich die Ortszeit
bedeutet, sür alle Orte aber, die westlich von Stargard liegen, der wahre Mittag auf
je 1 Längengrad um 4 Minuten später eintritt, so ist für alle Orte uuseres Gebietes
eine bestimmte Anzahl von Minuten zuzuzählen, wenn die Ortszeit bestimmt werden
soll. Es ist danach gegenüber unserer Uhrzeit in Wahrheit später Mittag, steht die
Sonne später auf ihrer größten Tageshöhe in Goslar, Wolfenbüttel, Braunschweig und
Lüneburg um 18 Minuten, Duderstadt, Clausthal, Osterode am Harz 19, Celle, Göttingen,
Hildesheim 20, Hannover, Münden 21, Stade 22, Geestemünde 26, Wilhelmshaven 27,
1 Dümmer = Tiefes Meer; der Zusatz See ist also überflüssig.
2 Tangen — Zangen sind die schmalen Sandwälle, die durch das Moor laufen,
und nach einem Dorfe auf einer der Zangen heißt diese Burtange.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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2
Landeskunde von Braunschweig und Hannover.
Niedersachsen bezeichnet. Der ö. Teil dieser Länder springt bis über die
Werra hinaus nach S. vor; die größte Einbuchtung der Grenze findet sich
an der S.w.-Seite, s. vom S.-Ende des Jadebnsens. Außerdem umschließt
dies Gebiet in der Mitte andere Staatsgebiete, nämlich die Freie Hansestadt
Bremen, einen Teil von Hamburg und das Hauptland des Großherzogtums
Oldenburg. Hierdurch wird unser Gebiet zerlegt in einen kleineren w. und
einen größeren ö. Teil, die nur durch einen schmalen Streifen Landes am
Dümmer zusammenhängen. Der kleinere Teil umfaßt der andere \ des
Gesamtgebietes.
Eine natürliche Grenze wird gebildet durch den Lauf der Elbe, die
Nordsee, die Emsmündung, den Dollart und das Bonsn^rtanger^) Moor.
Der Harz als Eckpfeiler unseres Gebietes gehört größtenteils entweder zu
Hannover oder zu Braunschweig; aber an den übrigen Seiten findet man
nur auf kurze Strecken natürliche Grenzen. Die staatliche Grenze beschreibt
starke Biegungen und Zickzacklinien und überschreitet bei Mecklenburg auch für
eine kurze Strecke die Elbe.
3) Nachbarländer sind an der äußeren Seite das Königreich der Nieder-
lande und die preußischen Provinzen Westfalen, Hessen-Nassau, Sachsen,
Brandenburg und Schleswig-Holstein; außerdem auf kürzere Strecken die
beiden Lippischen Fürstentümer, Waldeck, Anhalt, Mecklenburg-Schwerin und
Hamburg.
4) Die äußersten Punkte liegen:
im S. beim Dorfe Escherode, zwischen der Werra und der Fulda, unter 51° 19' n. Br.;
„ bei Freiburg an der Elbe unter 53°54';
„ O. bei Schnackenburg an der Elbe unter 11°35' v. Gr.;
„ W. bei der Bauerschaft Wielen im Bentheimschen unter 6°41' v. Gr.
Gieb an die Entfernungen in Graden, km und Tagemärschen (1 Tagemarsch —
30 km). Der Zeitunterschied zwischen dem östlichsten und dem westlichsten Punkte beträgt
19£ Minuten, der längste Tag ist am Nordende i Stunde länger als am Südende.
Da unsere Uhren nach der mitteleuropäischen Zeit gestellt sind, die für den
Meridian von Stargard in Pommern, den 15. v. Gr., anch zugleich die Ortszeit bedeutet,
für alle Orte aber, die n>. von Stargard liegen, der wahre Mittag aus je 1 Längengrad
um 4 Minuten später eintritt, so ist für alle Orte unseres Gebietes eine bestimmte Anzahl
von Minuten zuzuzählen, wenn die Ortszeit bestimmt werden soll. Es ist danach
gegenüber unserer Uhrzeit in Wahrheit später Mittag , steht die Sonne später auf ihrer
größten Tageshöhe in Goslar und Lüneburg um 18 Minuten, Duderstadt, Klausthal,
Osterode am Harz 19, Celle, Göttingen, Hildesheim 20, Hannover, Münden 21, Stade 22,
Geestemünde 26, Wilhelmshaven 27, Osnabrück 28, Aurich, Leer, Papenburg 3v, Emden,
Lingen, Norden 3j Minuten. Wird die Ziffer dieser Minuten durch -1 geteilt und die so
gefundene Ziffer von 15 abgezogen, so findet man umgekehrt die Zahl des Meridians,
unter dem der betreffende Ort liegt. Also liegt Göttingen rund unter dem 10. Meridian v. Gr.
Aufgabe. Zeichne das so begrenzte Gebiet nach der Karte von Deutschland im
Seydlitz A oder nach der Karte der norddeutschen Tiefebene im Seydlitz B.
5) Übersicht über die Bodengestalt.
a. Das s.ö. Viertel des so umgrenzten Landes dringt in das gebirgige
Mitteldeutschland ein, und der Nordrand der mitteldeutschen Gebirgsschwelle
1) Dümmer — Tiefes Meer; der Zusatz See ist also überflüssig.
2) Tangen — Zangen sind die schmalen Sandwälle, die durchs das Moor lausen,
und nach einem Bauerngehöfte auf einer dieser Zangen heißt diese Bourtange.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark]]