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1908 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Oehlmann, Ernst, Seydlitz, Ernst von
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Realienbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Braunschweig, Hannover
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Braunschweig/Hannover
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
30
Landschaftskunde.
Im 12. Jahrh. wurde das Alte Land von eingewaudcrten Flamändern Hol-
ländern) besiedelt, und dieser stattliche Menschenschlag hat bis heute zum Teil seine
Volkstracht, so die Frauen ihren reichen Silberschmuck noch nicht ganz abgelegt.
Saubere, von breiten Wassergräben eingeschlossene Gehöfte, stattliche Toreinfahrten,
zierliche Blumengärten, Fachwerkhäuser mit bemalten Balken und buntgefügten Ziegeln,
400 000 Obstbäume, die int Frühjahr das „Kirschenland" in ein weißes Blütenmeer
verwandeln y, die schiffreiche Elbe — alles das gestaltet das Alte Land zu der an-
mutigsten aller Marschen.
Am Geestrande das gewerbfleißige Städtchen Buxtehude (d. i. Buchengestade)
an der Este, und Stade (11), freundlich gelegen an der Schwinge, bekannt seit dem
10. Jahrh. Die ehemals blühende Hansestadt wurde durch mancherlei Unglücksfälle,
so den großen Brand von 1659, arg geschädigt) lange Zeit Festung, früher viel ge-
nannt wegen des Stader Elbzolls, jetzt Beamten- und Garnisonstadt. In der Nähe
ein Salzwerk.
c. Zwischen der Schwinge und Oste das Land Kehdingen (Kaje —
Gestade) mit der großen, nicht eingedeichten Insel Krautsand, der schwerste
Marschboden, wie die folgende Marsch das Land der Ziegeleien, die von
lippischen Arbeitern betrieben werden.
Hauptort das Srädtchen Freiburg a. Elbe) die Wohuorte begleiten wie im
Alten Lande mit langen Reihen von Häusern die Landstraße. Etwas unterhalb
Stade beginnt die Reihe der 9 Küsten sorts, die unweit Bremerhavens endet
d. Die Oste-Marsch leitet hinüber nach dem Lande Hadelnd das
durch den Geeste-Kanal und andere Wasserstraßen entwässert wird (s. S. 47);
der Überfluß des Wassers im Balksee wird durch den Neuhäuser Kanal
abgeführt.
Im Lande Hadeln (früher den Herzögen von Sachsen Lauenburg gehörend,
1732 mit Hannover vereinigt) ist der Hauptorr die kleine Stadt Otterndorf (2),
in der 1778—82 der Dichter Joh. Heinr. Boß als Rektor lebte.
e. An der Unterweser das Land Wursten3) bis an die Geeste. Die
Endung um der friesischen Ortsnamen Dorum, Mulsum, Imsum usw.
bedeutet „Heim".
Um den bedeutenden Bremer Seehandelsplatz Bremerhaven an der Mündung
der Geeste haben sich auf hannoverschem Gebiete volkreiche junge Ortschaften entwickelt,
die mit jenem zusammen über 80000 Menschen bergen. Im N. der Flecken Lehe,
mit 32000 E. der größte Ort dieses an Mittelstädten armen R.b.) Arbeiterbevölke-
rnng. S. von Bremerhaven Geestemünde (24), besitzt einen ausgezeichneten, 1863
vollendeten Hafen, der zumeist dem Handel der Stadt Bremen dient und namentlich
Petroleum einführt, und den stattlichen, 1897 angelegten Fischereihafen, Gegen
90 Seeschiffe, zumeist Fischereidampfer, Nach seiner Brutto-Tonnage (34000) ist G.
der 8. Hafen des Reiches. S. Bilderanhang S. 70.
*) „Zur Zeit der Baumblüte, wenn das ganze Land wie in einen weißen und
rosigen Schimmer gehüllt erscheint und ein tausendfältiges, wohliges Leben darin
summt und schwärmt und jubelt, bietet es einen Anblick dar, dessen eigentümliche
Zauberpracht mit uichts vergleichbar ist". — H. Allmers, Marschenbuch.
2) Ha dein von Haduloha = Hader- oder Kampfwald, zurückzuführen auf das
gewaltsame Eindringen der Sachsen in dies Gebiet.
3) Wortsaten/d. i. die auf Wurteu Wohnenden; die Wurten sind künstliche
Aufschüttungen, die notwendig waren, da das Land vor der Eindeichung besiedelt
wurde.
1899 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Seydlitz, Ernst von
- Hrsg.: Oehlmann, Ernst
- Auflagennummer (WdK): 2
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1889
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Realienbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Braunschweig, Hannover
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Niedersachsen
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
Landschaftskunde. — N.o.-Hannover, Emsgebiet.
15
von breiten Wassergräben eingeschlossene Gehöfte, stattliche Thoreinfahrten, zierliche Blu-
mengärtchen, Fachwerkhäuser mit bemalten Balken und buntgefügten Ziegeln, 400000
Obstbäume, die im Frühjahr das „Kirschenland" in ein weißes Blütenmeer vermandeln ]), die
schiffreiche Elbe — alles das gestaltet das Alte Land zu der anmutigsten aller Marschen.
c. Zwischen der Schwinge und Oste das Land Kehdingen (Kaje — Gestade)
mit der großen, nicht eingedeichten Insel Krautsand, der schwerste Marsch-
boden, das Land der Ziegeleien, die von lippischen Arbeitern betrieben werden.
Etwas unterhalb Stade beginnt die Reihe der 8 Küstenforts, die unweit Bremer-
Hävens endet.
6. Die Oste-Marsch leitet hinüber nach dem Lande Hadelnd, das
dnrch^ den Geeste-Kanal und andere Wasserstraßen entwässert wird (s. S. 39);
der Überfluß des Wassers im Balksee wird durch den Neuhäuser Kanal ab-
geführt.
s. An der Unterweser die Marschen: Land Wursten ^) bis zur Geeste
(friesische Ortsnamen auf um — Heim), Vielank), Land Wührden und
Osterstade, bekannt durch das traurige Schicksal der Stedinger im Kreuzzuge
des Erzbischofs von Bremen, 1233.
f. Hinter den Wesermarschen dringen die Moore tief in den Geestrücken
ein, und der kahnbare Kanal Hamme — Oste — Schwinge verläuft ganz
überwiegend auf Moorboden. Das einst berüchtigte Teufelsmoor ist durch
Fehnwirtschaft sehr verkleinert.
Das „Schwimmende Land" von Waakhausen (Kreis Osterholz) ist ein
bis 5 m starker Moorboden, der mit den darauf ruhenden Bäumen, Feldern und
Gärten durch die Gewässer gehoben oder gesenkt wird. N.ö. vom schwimmenden Lande
schaut der 52 m hohe Weyerberg weithin über das Moorgebiet. Er trägt das aus
Findlingsgranit errichtete Denkmal des Moorkommissärs Findorf, der im 18. Jahrhnn-
dert gegen 800 Feuerstellen im öden Moor gegründet hat. An seinem Fuße liegt
Worpswede, mit seiner vielgenannten Malerkolonie. — Das benachbarte St. Jürgens-
land (St. Georgsland), an der Vereinigung von Wümme und Hamme, die zusammen die
Lesum bilden, ist ein Wiesenmoor, das allwinterlich bis auf die Wurten vollständig über-
schwemmt wird.
7. Das d3cbtet der mittleren Ems
ist Moorland, das von Sandrücken und an den Flüssen von Marschstreifen
durchzogen ist. Aus den ärmeren Landstrichen wandert ein Teil der Bewohner
allsommerlich als „Hollandsgänger" zu Torf- und Wiesenarbeiten nach den
Niederlanden. Doch läßt dieser Brauch mehr und mehr nach, während die
Zahl der Sommerarbeiter aus den ö. Landesteilen stets zunimmt,
a. Unter den Sandstrecken ist die fürchterlichste der Hümmling.
Waldverwüstung und Plaggenhieb haben die Feldnarbe vernichtet; vom Winde ge-
peitscht, jagt der „wütende Sand" über das Land und wird zu wandernden Dünen auf-
gehäuft. Nur schwer gelingt es die Dünen durch Dünenpflanzen und Einsetzen von
Kiefern festzulegen. Verderblich wirkt für das Pflanzenleben die Bildung des Ortsteins,
*) "Zur Zeit der Baumblüte, wenn das ganze Land wie in einen weißen und
rosigen Schimmer gehüllt erscheint und ein tausendfältiges, wohliges Leben darin summt
und schwärmt und jubelt, bietet es. einen Anblick dar, dessen eigentümliche Zauberpracht
nnt nichts vergleichbar ist." — H. Attmers Marschenbuch.
-) Hadeln von Haduloha — Hader- oder Kampswald, zurückzuführen auf das ge-
waltsame Eindringen der Sachsen in dies Gebiet.
3) Wortsaten, d. i. die aus Wurten Wohnenden. 4) D. i. Niederland.
1899 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Seydlitz, Ernst von
- Hrsg.: Oehlmann, Ernst
- Auflagennummer (WdK): 2
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1889
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Realienbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Braunschweig, Hannover
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Niedersachsen
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
32
Landeskunde von Braunschweig und Hannover.
c. Übriges Elb gebiet.
An der Jeetzel die alte Stadt Dannenberg, auch ehemals ein Fürstensitz. —
An der arg versandeten Ilmenau: Üigen, zumeist Ackerbau treibende Stadt mit 8196
Lüneburg hat eine bedeutende geschichtliche Vergangenheit. Im 10. Jahrh. erbaute Otto
der Erlauchte auf dem Kalkberge das St. Michaeliskloster und Hermann Billung eine
Burg. Die Salzquelle, der Kalkberg und der Verkehrsweg nach der Elbe und Ostsee
(fons, mons, pons) schufen Lüneburgs Größe, deren Spuren an manchem alten Back-
steinbau zu erkennen sind. Bis in den 30jähr. Krieg hinein erwehrte sich die alte Hanse-
stadt der Landesherzöge; lange Zeit hatte sie ansehnlichen Verdienst an der Waren-
besörderung über die Heide, jetzt erholt sie sich durch rührige Fabrikthätigkeit. 22309 E.
Nahe bei Lüneburg der Flecken Bardowiek, dessen alte Handelsblüte 1189 durch Heinrich
den Löwen geknickt wurde; Dom, Vestigium Leonis.
Wie die meisten Städte in der Nähe unserer großen Flüsse und der See ist Har-
bürg am Rande einer Geestzunge erbaut, so daß es zugleich die Marsch berührt (Grund?),
und da diese Geestzunge bis an einen schiffbaren Elbarm vorspringt, so ist die Gunst
der Lage durch Anlegung von Häfen ausgenutzt, die weuigsteus mittelgroßen Seeschiffen
zugänglich sind. Es ist gleichsam ein Vorort Hamburgs, von dem es durch mehrere Elb-
arme und die große Insel Wilhelmsburg, mit dem großen gleichn. Dorfe, getrennt
ist. Elbbrücken, großartiger Blick auf die Elbe und Hamburg-Altona. Harburg besitzt über
300 eigene Schiffe und eine außerordentlich rührige Fabrikthätigkeit. 42579®. (1850: 3000).
4) Regierungsbezirk Stade, zwischen dem untersten Laufe der Weser und
der Elbe.
a. Herzogtum (Bistum) Verden [fehrkrt], 1648 schwedisch, .1715
hannoversch, das Land zwischen dem Lüneburgischen und Hoya und etwas n.-
wärts über die Wümme hinausreichend.
Verden, am r., hochgelegenen User der Aller, Hst. des von Karl d. Gr. gegrün-
deten Bistums, besitzt einen im Innern überaus schönen Dom. 9594 E. Die Verdener
Bischöfe hatten lange Zeit ihren Sitz in Rotenburg, Fl. au der Wümme. — An der
Weser und unmittelbar an der Grenze des Freistaats Bremen das Dorf Hemelingen,
der Fabrikort der Stadt Bremen, mit den mannigfaltigsten gewerblichen Anlagen, u. a.
einer großen Silberwarenfabrik.
b. Herzogtum (Erzbistum) Bremen, der übrige Teil des R.b. ohne
das Land Hadeln. Schicksale wie bei Verden.
Elbgebiet. Am Geestrande das gewerbfleißige Städtchen Buxtehude (d. i. Buchen-
gestade), an der Este, und Stade, freundlich gelegen an der Schwinge, bekannt seit dem
10. Jahrh. Die ehemals blühende Hansestadt wurde durch mancherlei Unglücksfälle, so
den großen Brand von 1659, arg geschädigt; lange Zeit Festung, früher viel genannt
wegen des Stader Elbzolls, jetzt Beamten- und Garnisonstadt. 10058 E. In der Nähe
ein Salzwerk. — Die Marschorte s. in der Tabelle S. 46. — Im Innern Bremervörde
(Vörde = Furt), an der Oste, lange Zeit Sitz der Bremer Erzbischöfe; treibt ganz bedeu-
tenden Torshandel und ist der Handelshasen der inneren Moore. Zeven [fen], Fl. un-
weit der Oste, bekannt durch die Konvention von 1757.
Wesergebiet. Die Marschorte s. in der Tabelle S. 46. Der bedeutendste ist das eine
großartige Wollwäscherei bergende Blumenthal, unterhalb der Lesum-Müudung.— Durch
die Nachbarschaft des bedeutenden Seehandelsplatzes Bremerhaven hat sich Lehe in jüngster
Zeit schnell zur Stadt und mit 19151 E. zum größten Orte dieses an Mittelstädten armen
R.b. entwickelt. S. von Bremerhaven Geestemünde, mit Geestendorf vereinigt, besitzt
einen ausgezeichneten, 1863 vollendeten Hafen, der zumeist dem Handel der Stadt Bremen
dient und namentlich Petroleum einführt, und den stattlichen, 1897 angelegten Fischereihafen.
17 440 E. Der ganze Kranz der Orte an der Geeste-Mündung enthält an 60000 E.
1911 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Medrow, P., Kahnmeyer, Ludwig, Gieseler, Albert, Schulze, Hermann, Borchers, Emil, Baade, Friedrich
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
26
Der Verkehr des südlichen Teiles geht meist nach Stade; für den nördlichen ist
Frei bürg (2300) der Hauptort. — Der schmale Marschstreifen, der sich an der
Oste tief in Geest und Moor hineinzieht, heißt die Ostemarsch. An der Oste
liegt der Flecken Neuhaus (1500). Die Ostemarsch bildet das Verbindungsglied
zwischen Kehdingen und dem
Land Hadeln. Dieses war früher ein dreieckiger Meerbusen, der sich
zwischen zwei Geestrücken ins Land hineinschob. Der südliche Teil dieser Marsch
liegt sehr tief; er heißt daher das Sietland. In demselben und an seinem
Rande liegen mehrere Seen, von denen der fischreiche Bederkesaer See der
bekannteste ist. Er hat seinen Namen nach dem Flecken Bederkesa (1500), der
in der Nähe schöner Buchenwaldungen gelegen ist. Die nach Norden strömende
Me dem konnte die Entwässerung des Sietlandes nicht ausreichend bewirken.
Jetzt wird sie gründlich besorgt durch den zur Geeste führenden Geeste- und den
Hade ln er Kanal, der in die Elbe geht. Der fruchtbare Boden läßt sich leicht
bearbeiten; daher erfreuen hier besonders Weizen- und Rapsfelder das Auge.
Besonders anmutig wird die Landschaft dadurch, daß fast jedes Einzelgehöft mit
parkartigen Baumpflanzungen umgeben ist. Der Getreide- und Viehhandel dieses
Marschgebietes vollzieht sich vorwiegend in dem Flecken Otterndorf (1900) an
der Medemmündung. Westlich davon liegt Altenbruch (2600) mit einer sehr
alten Kirche, die kunstvolle Schnitzereien und wertvolle Gemälde enthält.
Die Marschen des wesergebietes.
Ein ziemlich breites Stück Marschland finden wir zunächst bei der Mündung
der Aller in die Weser; denn hier stoßen Weser- und Allermarsch aneinander.
Weiter flußabwärts aber tritt die Geest ziemlich nahe an das rechte Weserufer
heran und läßt keinen Raum fiir Schwemmland. Auf dem Geestrande entstand
hier der Flecken Hemelingen (8000) mit bedeutender Zigarrenfabrik, Brauerei,
Eisengießerei, Jutespinnerei und Silberwarenfabrik. Das dann rechts von der
Weser sich ausbreitende Blockland gehört zum Bremer Staatsgebiet. Die Stadt
Bremen (247 000) ist nächst Hamburg die wichtigste deutsche Seehaudelsstadt.
Unterhalb der Mündung der Lesum wird das rechte Ufer der Weser wieder von
Geesthöhen begleitet. Nicht weit von der bremischen Stadt Vegesack treffen wir
den Flecken Blumenthal (10900) mit ausgedehnten Fabrikanlagen, in denen
besonders Wolle gewaschen und „gekämmt" wird. Etwa von da an, wo die
Weser den westlichsten Punkt ihres Laufes erreicht hat, beginnt an der rechten
Seite die eigentliche Wesermarsch, während auf dem linken Ufer das zu Olden-
burg gehört, die Marsch viel weiter nach Süden reicht. — Die Marsch Oster-
stade erstreckt sich bis zur Drepte, einem kleinen Nebenflüsse der Weser. Den
Namen hat die Marsch nach dem friesischen Stamme der Stedinger, die teils
links, teils rechts von der Weser die Marsch besiedelten. Der Süden von
Osterstade liefert in großer Menge Gemüse nach Bremen; der nördliche Teil ist
vorwiegend Weideland. — Nördlich von der Dreptemüudung greift Oldenburg
mit der Marsch Wührden auf die rechte Weserseite über; dann folgt das zu
Hannover gehörende Vieland. Im Mündungsgebiet der Geeste sind 3 be-
deutende Städte entstanden. Bremen gründete hier vor bald 100 Jahren den
Vorhafen Bremerhaven (24100). Nur bis hier geheu die gewaltigen Ozean-
1871 -
Hannover
: Klindworth
- Autor: Guthe, Hermann
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Regionen (OPAC): Braunschweig, Hannover
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde, Braunschweig/Hannover
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
127
Auch Stade (8500 Ew.) an der Schwinge hat eine ähnliche
Lage am Rande der Geest und ist fast eine Meile weit von der Elbe
entfernt. Stade, von einem alten Markgrafengeschlecht gegründet,
siel mit seinem Gebiet später den Erzbischösen von Bremen zu, gelangte
aber erst zu größerer Bedeutung, als im Jahre 1648 im westfälischen
Frieden Schweden die Herzogtümer Bremen und Verden zugetheilt
erhielt und sie von hier aus verwaltete. Mit dem Eintritt der han-
növerischen Zeit wurde es dann wieder stiller im Orte. An der Mün-
dung der Schwinge in die Elbe liegt Brunshausen, wo Hannover-
früher einen Elbzoll erhob. Jetzt ist diese Stelle dadurch wichtig,
daß die großen Hamburger transatlantischen Dampfer, die wegen der
vielen Sandbänke in der Elbe nicht vollbeladen von Hamburg aus-
gehen können, hier ihre Ladung vervollständigen und von hier aus in
See gehen. Es ist daher die Weiterführung der Eisenbahn von Har-
bürg bis Stade ein Gegenstand höchster Wichtigkeit. Die Kanal-
Verbindung, durch welche die Schwinge bei Brem er v örde (2800 Ew.)
mit der O st e, und diese wieder durch einsame Moore mit der bei Vege-
sack in die Weser mündenden Hamme verbunden ist, ist dagegen von
geringerer Bedeutung und wird wesentlich nur benutzt, um den Torf
jener Moore nach Bremen und Hamburg zu verfahren.
Das Land Kehdingen (Kaje, französiert Quai, bedeutet soviel
als Deich) erstreckt sich von der Schwinge bis zur Oste, welche, am
Westabfall der Lüneburger Heide bei Tostedt entspringend, erst west-
wärts fließt und dann zwischen Zeven und Bremervörde sich
nordwärts wendet. Das Land Kehdingen hat den fettesten Boden
von allen unseren Marschbezirken, und deshalb tritt hier wegen der
Schwierigkeit des Pflügens der Ackerbau gegen die Viehzucht etwas
zurück, und seine kahlen weit ausgedehnten Weiden bilden einen großen
Gegensatz gegen die freundlichen Obstwaldungen des Alten Landes.
Der Hauptort des Landes ist Frei bürg (1000 Ew.), da wo die
Elbe sich westwärts zum Meere wendet. Der Flecken Neu haus
(1700 Ew.) an der Mündung der Oste gehört schon nicht mehr zu
Kehdingen.
Jenseits der Mündung der Oste folgt das Land Hadeln, ein
allmählich zugeschlammter und zugedeichter Meerbufen, östlich be-
gränzt durch die Höhen der Wingst (Lamstedt), westlich durch
einen Geestrücken, der bei Ritzebüttel bis an das Meer reicht,
im Süden durch die niedrigen Moore und die Seen der Gegend von
B ederkesa (1200 Ew.). Das Land zerfällt in zwei Abtheilungen.
Die südliche Hälfte heißt das Sietland (stet — niedrig), die nörd-
liche das Hochland. Jenes liegt wirklich tiefer als dieses, weil
man hier in den früheren Zeiten zu rasch mit Bedeichungen vorge-
gangen zu sein scheint, ehe das angeschwemmte Land die gehörige Höhe
erlangt hat. Darum war das Sietland früher häufigen Ueber-
schwemmungen ausgesetzt und gab nur geringe Erträge. Jetzt aber ist
dem abgeholfen, indem man durch einen Kanal das aus den Mooren
von Bederkesa zuströmende Wasser um das Land herum geleitet hat.
Das im Lande selbst sich sammelnde Wasser wird durch die Medem
abgeführt, welche bei Otterndorf (1800 Ew.) mündet. Der eben
erwähnte Kanal ist südwärts bis zu der bei Bremerhaven mün-
1867 -
Münster
: Theissing
- Autor: Meurer, Hubert
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
587
Besondere Geographie von Europa.
den feucht und rauh, die häufigen Nord- und Nordwestwinde umschleiern
das Land mit dichtem Nebel. An gutem Trinkwasser ist überall großer Man-
gel. Kalte und gelbe Fieber sind häufig.
Aufg. 11. Nenne die Namen der wichtigsten Gewässer und Moore dieser
Landdrostei.
a) Das Herzogthum Bremen ist als Bisthum 788 von Carl d. Gr. ge-
gründet, 847 wurde der h. Ansgar sein erster Erzbischof, indem der erzbisch.
Sitz von Hamburg hierher verlegt wurde, im westfäl. Frieden 1648 wurde
es säcularisirt und an Schweden als Herzogthum überlassen.
Aufg. 12. Wann und wie kam dieses Ländergebiet an Hannover?
13. Nenne die Grenzen der Lauddrostei.
Ortschaften: Stade (9000 E.) au der Schwinge, welche sich 1/a St. von
hier in die Elbe ergießt, ist die einzige Festung des Landes, hat ein Gymnasium,
eine Strafanstalt und treibt Handel und Schifffahrt. Buxtehude an der Este mit
Fabriken, lebhaftem Handel, besonders in Getreide, und starken Meerrettigbau. Der
Marschdistrikt zwischen Stade und Buxtehude heißt das „Alte Land", eine der
fruchtbarsten Marschen des Königreichs mit unabsehbaren Obst-, vorzüglich Kirschen-
gärten. Die Schwinge, Aue und Este durchschneiden das Land der Breite nach.
Die Altländer sind ein kräftiger Menschenschlag; es bestehen unter ihnen noch viele
althergebrachte Gewohnheiten; Hauptort ist der Mfl. Steinkirchen. Die Elbe wei,
ter hinab erstreckt sich zwischen Schwinge und Oste, durch die Schwinge vom ,,Al-
ten Lande" geschieden und eben so fruchtbar wie dieses, das Land Kehdingen
mit den Oertern Freybnrg und Brunshausen; in der Elbe liegt dre bewohnte
fruchtbare Insel Krautsand. Im Innern dehnt sich das Kehdinger Moor aus.
Kehdingen treibt Getreide- und Rappsaatbau, Pferde- und Rindviehzucht und blü-
henden Obstbau. Himmelpforten, Osten (Kirchosten), Horneburg, Harse-
feld, Zeven, Bremervörde, Bederkesa, Neuhaus, Belum, Oberndorf,
Neuen Walde sind die ansehnlichsten Ortscbaften im Innern zwischen Elbe und
Weser. An der Mündung der Weser liegt 11/a—2 St. breit, 4—5 St. die Mee-
resküste entlang, das fruchtbare Land Wursten. Die üppigen Felder und Wiesen-
zwischen welchen die niedrigen, grün und roth angestrichenen Gebäude der Dörfer
aus dunklem Laub und Gebüsch hervorblicken, sind von zahlreichen breiten Gräben
durchschnitten und von festen Deichen, wie von einer fortlaufenden niedrigen Hügel-
kette, eingeschossen. Ackerbau und Viehzucht sind die Hauptbeschäftigungen; jener,
im nördlichen Theile des Landes, gibt vorzüglich Weizen, Bohnen, Rappsaat und
Klee, diese, im südlichen, liefert vortreffliches Rindvieh, schöne Pferde und sehr fette
Gänse. Hinter dem Marschlande zieht sich die Wurster Haide hin, ein unfrucht-
barer, hochgelegener Haidestrich, welcher nur an den Rändern bewohnt ist; Hünen-
gräber, Todtenurnen, Instrumente u. dgl. Sachen aus alter Zeit werden noch häufig
gefunden. Der Mfl. Dorum ist der Hauptort dieser Marsch. Lehe (Bremerlehe)
ist ein Hafenort an der Weser. Im südlicher gelegenen Stotel-Bieland liegt
Geestendorf an der Geeste. An der Mündung der Geeste ist mit großem Kosten-
auswande der Hafen Geestemünde neben Bremerhafen angelegt. Weiter die We-
ser hinauf über das oldenburgische „Land Wührden" hinaus liegt dann die Oster-
stader Marsch mit berühmten Fettweiden. An der Hamme liegt der Mfl. Oster-
holz, wo früher ein bedeutendes Kloster für Benediktinerinnen war; Lilienthal mit
einer Sternwarte; Fischerhude, Ottersberg, bekannt durch seine Rüben, Achim,
zwischen Bremen und Verden.
1900 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: Richter, Julius Wilhelm Otto
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
364 Erstes Kapitel.
schiffe nach Hamburg); Handelskammer. Das Weichbild der Stadt wird aus ver-
schiedenen Seiten von Marsch-, Moor- und Geestland begrenzt. — Steinkirchen,
Do>s an der Luhe, 1176 Einwohner, schon in der Marsch; Obstbau. — Ebenfalls
in der Marsch die großen Dörfer Borstel, 1909 Einwohner, und Hasselwerder,
1814 Einwohner, beide an der Elbe.
Weiter an der Elbe abwärts der Kreis Gelidingen, das „Kehdinger Land" um-
fassend, eiu sehr fruchtbares Gebiet zwischen Schwinge und Oste. Darin: Freiburg
in Hannover, Stadt an einem zur Elbe führenden schiffbaren Kanäle, 2281 Ein-
wohner. Viehzucht; Ziegeleien; kleiner Hafen, Schiffahrt. — Große, weit aus-
gedehnte Marschdörfer sind: Balje (2260 Einwohner), Drochtersen (3479 Ein-
wohner, viele Ziegeleien), Assel (2612 Einwohner, Ziegeleien), Bützfleth (2300
Einwohner) und Oderquart (2072 Einwohner).
Kreis Neuhaus, westlich vom vorigen, zu beiden Seiten der unteren Oste,
gleichfalls ein sehr fruchtbares Marschland, ausgedehnte Ortschaften und qute Fett-
weiden enthaltend. Darin: Ueuhaus, Kreisstadt und Bahnstation an der Oste, 1738
Einwohner. Lohgerberei, Tabaks- und Papierfabrikation. — Kaden berge, Flecken
an der Hügelgruppe Wingst, 1287 Einwohner; Zigarrenfabrikation. — Oberndorf
in Hannover, Flecken an der Oste, 2680 Einwohner; lebhafte Schiffahrt, viele
Ziegeleien. — Osten, Flecken an der -Oste; Viehmärkte (Pferde, Rinder), Schiff-
fahrt. — Lamstedt, Dorf, 1229 Einwohner; besuchte Märkte.
Westlich vom vorigen der Kreis Hadeln, umfaßt das „Land Hadeln" mit
großen Marschgebieten und Fettweiden, aber auch Geest- und Moorland. Darin:
Otterndorf, Kreisstadt und Bahnstation, nahe der Mündung der schiffbaren Medem
in die Elbe, l793 Einwohner. Konsistorium für das Land Hadeln, Realprogymnasium,
Papierfabrikation, Getreidehandel, Schiffahrt; Handelsgärtnerei, viele Windmühlen.
— Altenbruch, großes Dorf im Südosten von Kuxhaveu, 2153 Einwohner; Hafen,
Schiffahrt. Dicht dabei das Dorf Lüdingworth, 1573 Einwohner; Viehmärkte.
Die Moore des „Sietlaudes" sind durch den Hadelnschen Kanal, welcher das Wasser
der Gösche und Aue aufnimmt und zur Mündung der Medem führt, entwässert
worden. — In dem Sietlande liegen die großen Dörfer Öfter- und Wester-
Ihlienworth (750 und 1276 Einwohner) und Steinau (1424 Einwohner).
Südwestlich vom vorigen der Kreis Lehe, im Nordwesten der Wesermündung,
enthält unter anderm das „Land Wursten" an der Küste, außerdem Gebiete weiter
landeinwärts an der Geeste; viel fruchtbares Marschland mit Fettweiden (fast 56 Proz.).
Darin: Lehe, Flecken und Hauptort in der Nähe der Geeste und am Rande der
Marsch, 11011 Einwohner. Bedeutende Viehzucht; Ziegeleien, Fischerei, Vorschuß-
verein: Festungswerke. In der Nähe Hünengräber. — Neuen walde, ehemaliges
Kloster (jetzt evangelisches Damenstift). — Nordöstlich von Lehe der Flecken Beder-
kesa, an einem See, aus dem die Aue nordwärts und ein Kanal südwärts zur
Geeste führt, 1377 Einwohner; altes Schloß, Schullehrerseminar. Große Moore. —
Im eigentlichen Lande Wursten, von Abkömmlingen friesischen Stammes bewohnt,
liegen: der Flecken Dorum (1774 Einwohner) und die Dörfer Wremen (1045 Ein-
wohner: Schiffahrt) und Kappel :e.
Südlich vom vorigen der Kreis Geestemünde, an der Geeste und Lüne; hat
gleichfalls guten Marschboden. Darin: Geestemünde, Kreisstadt und Bahnstation an
der Mündung der schiffbaren Geeste in die Weser, 4796 Einwohner. Hauptzollamt,
Gymnasium; mehrere Schiffswerften und Eisengießereien, Trockendocks, Seilerei und
Segelmacherei, Dampfmühlen und Schiffszwiebackbäckerei; guter Hafen mit Schleuse
zur Weser; Handel mit Seefischen; bedeutende Festungswerke; Petroleumhasen (zu-
gleich für Bremerhaven). 1888 gingen 503 beladene Schiffe (238705 Tonnen) ein
und 427 (mit 95082 Tonnen) aus; die Reederei beträgt gegen 50 Seeschiffe. —
Unmittelbar südlich vom vorigen die Stadt Geestendorf, 9409 Einwohner. — An
der Lnnemündung das große Dorf Wulstorf, 1967 Einwohner; Torfversendung.—
Unweit der Weser die fruchtbare „Osterstader Marsch", darin Sanftedt mit Märkten.
Südöstlich vom vorigen der Kreis Osterholz, an der Hamme, mit dem Teufels-
moor; die Weiden treten stark hervor; zahlreiche Moorkolonien. Darin: Osterholz,
Bahnstation, Flecken und Hauptort am Hammermoor, 1767 Einwohner. Fabrikation
von Reisstärke und Dextrin; Gerberei. — Scharmbeck, Stadt, ganz in der Nähe,
2384 Einwohner. Fabrikation von Zigarren, Tuch und Watte; Wollspinnerei. —
1899 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Seydlitz, Ernst von
- Hrsg.: Oehlmann, Ernst
- Auflagennummer (WdK): 2
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1889
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Realienbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Braunschweig, Hannover
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Niedersachsen
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
14
Landeskunde von Braunschweig und Hannover.
6. Der Aranz der Marschen und Moore um den «Oeestrücken.
a. Die Elbmarschen laufen von Schnackenburg bis Harburg mit
dem rechtselbischen Anteil bis zur Regnitz, die durch die Hochflut der Elbe
1888 so arg gelitten haben.
b. Das Alte Land, zwischen Harburg und der Schwinge bei Stade,
wird wie mehrere andere Marschen von der Geest durch eiuen breiten Streifen
Moorlandes getrennt. Mit dem Alten Lande beginnt die Reihe der Bre-
mischen') Marschen, welche wie „ein goldener Saum den abgeschabten Pur-
purmantel (b. i. die Heide) umrändern".
Im 12. Jahrh. wurde das Alte Land von eingewanderten Flamändern (Holländern)
besiedelt, und dieser stattliche Menschenschlag hat sich bis heute zum Teil noch seine Volks-
tracht bewahrt, so die Frauen ihren reichen Silberschmuck (s. die Bilder S. 49). Saubere,
i) D. h. des „Herzogtums Bremen" im R.b. Stade, nicht zu verwechseln mit
dem Freistaate Bremen, von dem es seit 1648 getrennt ist (s. S. 23).
1908 -
Verden
: [Selbstverl.] F. Vogeler und H. Wilkens
- Autor: Wilkens, Hans, Vogeler, F.
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch, Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 82 —
zirks zwischen Wümme und Aller, von Osten nach Westen zu
immer schmäler werdend. Bei Langwedel wird der Geestrücken
durch das Posthauser Moor eingeengt, und bei Hemelingen
erreicht er sein Ende. Nach der Weser zu ziemlich steil ab-
fallend, senkt sich der Höhenzug nach dem Tale der Wümme
ganz allmählich. Von den Badener Bergen aus hat man
eine herrliche Aussicht über das Wesertal. Die höchste Erhebung
des Geestrückens ist die 88 in hohe Elmhorst bei Visselhövede.
Aus dem Rücken, den man auch den Geestrücken von Vissel-
hövede genannt hat, zieht sich die Eisenbahn Visselhövede-
Langwedel-Bremen hin, welche sich von der Bahnstrecke Geeste-
münde-Bremen-Hannover abzweigt. Das Geestgebiet wird
durch die Fintau, Veerse und Rodau-Wiedau und durch einige
Zuflüsse der Aller ent- und bewässert. Die bedeutendsten Orte
des Geestrückens sind: Rotenburg, Visselhövede, Verden.
Langwedel, Achim und Hemelingen.
Ein zweiter Geestrücken breitet sich zwischen Oste und
Wümme aus. Während der Geestrücken von Visselhövede nach
Westen schmäler wird, dehnt sich dieser, der Geestrücken von
Zeven, in derselben Richtung weiter aus. Er hat die Gestalt
eines Dreiecks und dacht sich sowohl nach der Oste als auch
nach der Wümme zu allmählich ab. Im Westen grenzt er an das
Teufelsmoor. Seine höchsten Erhebungen sind der Blocks-
berg (64 m) und der Bullerberg (53 in), welche beide in
der Nähe von Scheeßel liegen. Der Geestrücken wird von der
Wieste (zur Wümme) und der Aue (zur Oste) durchschnitten.
Die wichtigsten Orte des Höhenzuges von Zeven sind: Zeven,
Scheeßel und Ottersberg. Eine Bahn führt in nordsüd-
licher Richtung über das Geestgebiet.
Ein dritter Rücken zieht sich zwischen der Oste und dem
Marschgebiete der Elbe entlang. Er wird durch die Schwinge
in den Geestrücken von Harsefeld und den von Himmel-
psorten zerlegt. Beide Höhenzüge dachen sich nach Nordosten
und Südwesten zu ab, nach den Marschen zu steil und nach
der Oste hin allmählich. Die Wasserscheide zwischen Oste
und Elbe liegt etwa in der Mitte des Geestrückens. Nach
Nordosten zu fließen Este, Aue und Schwinge, und nach Süd-
westen Ramme, Knöllbach, Twiste und Bever. Von dem Rande
der Geest im Nordosten bietet sich ein schöner Ausblick auf die gänz-
lich ebene Elbmarsch. Die höchsten Erhebungen dieses Rückens sind
der Litberg (65 m) und der Schwarze Berg (37 m). Stade,
Buxtehude, Horneburg, Harsefeld, Altkloster und
1830 -
Hannover
: Hahn
- Autor: Volger, Wilhelm Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Europa
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
264
Deutschland.
2000 C. Strumpfwirkerei, Tabacks-, Jucker-, Seifenfabrik. Meerrettigbau
in der Umgegend.— Horneburg, Flecken a. d. Lühe, 1390e.— ff Zeven,
9ooe. Convention 1757.— 's Lilienrhnl, 500 (S. Berühmt durch Schrö-
ters Sternwarte, die bei der Einäscherung des Ortes 1813, 21. April ge-
plündertward. Schröter, fl820.— ff Bederkesa, 1100e.— Neuenwalde,
Protest, weibl. Stift.— ff Bremervörde a. d. Oste, 1750 E. Kanal aus der
Oste in die Schwinge.— ff Harsefeld a. d.aue, 1000e.— ffneuhans a. d.
Oste, 1550e. Hafen. Starke Iiegelbrennerei in der Gegend.— Obern,
dorfa. d. Oste, 600e. Iicgelbrennerei, Sechandel, Schiffbau.— Scharm-
bcck im Amte Osterholz, 1700 E. Segeltuchfabrik, bedeutende Wollwebe-
rei.— Im Klosterholze bei Osterholz, 800 E., findet sich Bernstein.— Bei
Waakhausen Landstriche, die bisweilen bei großen Fluthen vom Wasser
in die Hohe gehoben werden.— ff Blumenthal.— ff Hagen mit der Oster-
stader Marsch a. d. Weser. — ff Srorel. Hol; und Torf sind so selten, daß
man Mist brennt.— ffhimmelpforren.— ff Osten. Starke Weberei. —
ff Ocrersberg a. d. Wümme, 1000 E.— ff Achim a. d. Weser, 1000 E. —
ff Bremerlehe a. d. Weser, unweit der Geeste, an deren Mündung ein neu
angelegter Hafen, 1600e. Nicht weit davon Geestendorf, 550 C. An
der Mündung der Geeste ist ein District zum Bau eines Hafens 1827 an
die Stadt Bremen abgetreten.— Noch gehört hierher das Alte Land, ein
fruchtbarer Marschdistrict 3^Q.m. 15,000e. a. d. Elbe, Schwinge, Lühe
und Este mit den Hauptorten Nork und Estebrügge, 460 E.— Das Land
Behdingen gleich fruchtbar u. nördlich von dem vorigen zwischen Schwinge
und Oste = 3 Q. M. 13,500e. mit den Hauptörtern Bützfleth, 300 E.
und Freiburg, 850 C. Bei Bützfleth seit undenklichen Jahren Treibholz.
Zwischen beiden das Amt Wischhafen mit der Insel Brautsand, Zm.
lang.— Das Land wursten = 3^Q.m. Marschdistrict an der Weser-
mündung mit dem Hauptorte Dorum, 650 E. Die E. sind Friesischen
Stammes. Die Pipinsburg, alte Verschanzung; das Bülzenberre, heid-
nischer Opferplatz.— Die 3lander (Alteland, Kehdingen und Wursten)
haben ihre eigene freie Verfassung und stehen nicht unter königl. Ämtern.
10) Das Land Hadeln — 6q. M. 16,000 E. Es liegt an der Mün-
dung der Elbe neben dem Hamburgischen Amte Ritzebüttel a. d. Modem,
ist theils Marsch, theils Geest und ganz der vorigen Provinz gleich. Es
gehörte ehemals zum Herzogth. Lauenburg, kam aber nach dem Ausster-
den der Lauenb. Herzoge unter kaiserl. Sequester und ward erst 1731 an
Hannover übergeben. Auch diese Provinz hat ihre eigene freie Verfassung,
ein Consistorium, ein Ober- und Iustizlandgericht. — Otterndorf an der
Medem, 1900e. Hafen, Schifffahrt, Kalk- und Jiegelbrennerei. Sitz des
Co'nsistor. u. Obergerichts. Latein.schule.— Alrenbruch,2500e. Hafen.
11) Hcrzogrh. Verden — 25q. M. 31,000e. Diese Provinz in Bo-
den und Produkten (die Marsch ist hier unbedeutend, es giebt 11 neue
Moordörfer mit lioo E.) Bremen ganz gleich, hat auch mit diesem gleiche
Geschichte. Als ehemaliges 786 gegründetes Bisthum 1648 sacularisirt
kam es an Schweden, dann mit Bremen an Hannover. Es steht unter
1903 -
Leipzig
: Hirt
- Autor: Seydlitz, Ernst von, Oehlmann, Ernst, Schunke, Theodor Huldreich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
98
Mitteleuropa,
Bergland (Weserketten, Harz) ein. Höchster Punkt mit 925 m der
Brachberg in dem Oberharz. Im w. Abschnitte der Tiefebene, nn der
Ems, viel Moorland, so an der niederländischen Grenze das große
Bon^rtanger Moor. Das Hauptstück ö. der Weser erfüllt zumeist
der hüglige Geestrücken der Lüueburger Heide, bedeckt mit Heide-
kraut und Kiefernwäldern; hier weiden die „Heidschnuckeu", eine kleine,
schwarzbraune Schafart mit langhaariger Wolle. An den Fluß- und
Küstenrändern beider Teile der „goldene Saum" der Marschen. Die
Watten der Küste sind durch 7 Dünen ins eln geschützt; zur Ebbezeit
laufen sie so weit trocken, daß Norderney zu Wagen erreicht werden
kann. 6 Inseln besitzen Seebäder, die bedeutendsten Norderney und
Borku m.
Hauptnahrungsquelle bildet der Ackerbau, daneben ist aber auch die
Viehzucht (Pferde und Rinder) auf deu weiten Wieseuläudereieu der Tief-
ebene, die reichliche Sommerregen hat, hoch entwickelt, und es wird viel
Rindvieh ausgeführt. Im Harz bedeutender Bergbau und Forstwirt-
schast; am N.-Abhauge des Weser-Gebirges (Deister) werden Kohlenlager
ausgebeutet, welche die gewerbliche Blüte der Stadt Hannover und ihrer
Umgegend wesentlich unterstützt haben, ebenso bei Osnabrück, wo schwere
Kohle gefördert wird. Zahlreich siud die Zementfabriken nitb Ziegeleien.
Der S. erzeugt viel Rübenzucker, sonst ist das Großgewerbe weniger cnt=
wickelt, und die Schiffahrt des ö. Teiles dient überwiegend dem Handel der
beideu großen Nachbarstädte Hamburg und Bremen.
Die Bevölkerung ist niedersächsischen und nur in Ostfriesland und
einigen Küstenstrecken des Ostlandes friesischen Stammes.
Sechs Regierungsbezirke.
1) Reg.-Bez. Hannover, zu beiden Seiten der Weser.
Hannover, als Brückenort (Hohenoder — Hohes Ufer) an der Leine eut-
standen, Hst. der Provinz, mit der Nachbarstadt Linden 287 000 E., sehr
fabriktätig, Knotenpunkt für die Eisenbahnen des N.w., eine schöne, rasch
sich vergrößernde Stadt mit einer Fülle prächtiger Bauten. Technische und
tierärztliche Hochschule. Vierte Residenz. Hameln, in schöner Gegeud au
der Weser.
2) Reg.-Bez. Stade, Dreieck zwischen der Elbe und der Weser.
Stade (ix i. Gestade), a. d. Schwinge, 5 km von der Elbe, alte Stadt,
Salzwerk. Die Elbmarsch oberhalb der Stadt, das „Alteland", enthält bis
nach Harburg eine ununterbrochene Reihenfolge von Obsthöfen, in den übrigen
Flußmarschen breuueu Hunderte vou Ziegeleien Steine ans dem fetten Tou-
bodeu. — Geestemünde, an der Müuduug der Geeste in die Weser, dicht
bei Bremerhaven, aufblühende Hafenstadt. — Verdeu [sehrdeit], alte Bischofs-
stadt am r., hochgelegeueu Ufer der Aller.
3) Reg.-Bez. Lüneburg zwifcheu Aller und Elbe.
Lüneburg (Bnrg au der Lüne), an der Ilmenau. Das alte, ertrag-
reiche Salzwerk liefert die zweitstärkste Sole in Deutschland. — Har-
burg (49), an der Elbe, wie Stade und die meisten Küstenstädte dieser
Gegenden da gelegen, wo die trockeue, hohe Geest zwischen Marschen bis an
die Flüsse herantritt, lebhafter Flnßhafen, foust fast ganz Fabrikstadt, Hain-
bnrg gegenüber.
1901 -
Berlin [u.a.]
: Spemann
- Autor: Beuermann, August
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
103 —
E. Die Elb Märschen.
Die Elbmarschen reicheil an dem linken Stromufer von der Fluß-
Mündung hinauf bis in das Jlmenaugebiet. Besonders verdienen
ihrer Eigentümlichkeit wegen die auf der 97 km langen Elbstrecke von
Cuxhaven bis Harburg liegenden Marschen eine ausgiebige Be-
trachtung. Die Marschgegend von den Dünen bei Cuxhaven flnß-
aufwärts bis zur Oste heißt Hadeln, den Raum zwischen den Flüssen
Oste und Schwinge nimmt Kehdingen ein, und von der Schwinge
bis zur Süderelbe bei Harburg reicht das Alte Land.
Die Marschen Keh dingen (heißt Deichland) und H adeln
(Bedeutung des Namens ist dunkel) sehen einander sehr ähnlich. Aber
der Boden von Hadeln ist sandiger und kalkhaltiger, darum heller und
leichter als der Kehdingens. Das hat, wie wir schon wissen, eine
Verschiedenheit in der Ausbeutung zur Folge; Kehdingen zeigt fette
Wiesen neben den fruchtbaren Äckern, Hadeln hat mehr Ackerfeld.
Zwischen die lange Kehdinger Marsch und das buchtenartig tief in die
Geest eingreifende Hadeln schiebt sich die Marsch des Osteflusses ein,
deren Boden in seinem Aussehen und seiner Schwere einen Übergang
zwischen den beiden Nachbarmarschen bildet. Alle diese Marschgebiete
sind unmittelbar hinter den mächtigen Elbdeichen erheblich höher als
nahe der Geest. Kehdingen wie Hadeln sind ausgeschlämmte Buchten,
jenes eine Elbausweitung, dieses eine frühere Meeresbucht. Die Ab-
schließung von der Elbseite aus ist so geschehen, daß an der Geest-
feite große Wassertümpel blieben, die allmählich trocken geworden sind
und sich mit Moor überzogen haben. Diese Marschen haben darum
breite Moorgürtel hinter sich, deren Torfschichten auf fetter Schlamm-
erde ruhen. Am deutlichsten zeigt sich das in Hadeln. Jni Osten
und Westen springen zwei hohe Geestrücken vor, in die Hadeln hinein-
greift. Der südliche, der Geest anliegende Marschstrich in der Bucht
heißt das Sietland (siet = niedrig). An seinem Rande liegen
noch mehrere kleine Seen, die als Reste eines früher größeren Wassers
anzusehen sind. Sie sammelten im Winter so viel Wasser, daß das
ganze Sietland im Frühlinge gewöhnlich überschwemmt war und so
nicht nutzbar gemacht werden konnte. Erst in der Mitte unseres
Jahrhunderts hat man den Hadeln er Kanal gegraben, der das
überflüssige Wasser zur Elbe und zur Geeste (Weser) ableitet und so
einen Anbau des Landes gestattet und reiche Ernte ermöglicht. Keh-
dingen und Hadeln gelten für die reichsten Marschen unseres Landes.
Wer in sonnigen Sommertagen durch diese Gegend zieht und in Keh-
dingen zwischen unabsehbaren Feldern die blumigen, saftgrünen Wiesen,
auf denen Hunderte von bunten Kühen und dunkelbraunen Pferden
kniehoch im Grase weiden, und in Hadeln die ununterbrochen sich hin-
ziehenden, wogenden Weizen- und fruchtbaren Rapsäcker sieht, der wird
diese Annahme für richtig halten.
Beide Marschen sind vornehmlich von Niedersachsen bewohnt;
die Bauernhöfe liegen zwischen den wogenden Saaten. In den Dörfern
1908 -
Verden
: [Selbstverl.] F. Vogeler und H. Wilkens
- Autor: Wilkens, Hans, Vogeler, F.
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch, Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 83 —
Himmelpforten sind hier die größten Wohnorte. Den Rand
beider Geestrücken berührt die unterelbische Bahn von Buxte-
hude bis Stade und Himmelpsorten, in der Mitte des Geest-
rückens von Harsefeld wurde die Bahn Harseseld-Bremervörde
angelegt. Beide Strecken werden durch die Bahn Stade-
Bremervörde verbunden.
Bei der Stadt Bremervörde zieht sich die Geestlandschaft
nach dem westlichen Teile unsers Regierungsbezirks hinüber.
Von dort aus erstreckt sich die Geest sächersörmig bis zur
Marsch, Weser und Nordsee.
Ein vierter Geestrücken dringt nach Norden vor. Es ist
der Geestrücken von Lamstedt. Er ist im Süden von
Mooren und im Norden von Marschen eingeschlossen. Diesem
Höhenzuge sind zwei Kuppen ausgesetzt: der West erberg (66 in)
und die Wingst (74 m). Der Lamstedter Geestrücken fällt
nach Norden sehr steil, nach Westen und Osten mäßig ab.
Die Wingst ist ein beliebter Ausflugspunkt. Auch bietet sie
einen guten Ausblick in die Elbmarschen. Nur kleinere Bäche,
die Gösche und die Aue, entwässern den Rücken. An der
Quelle der Gösche liegt Lamstedt, im Nordosten liegen War-
stade, Westersode und Kadenberge.
Ein fünfter Geestrücken beginnt bei Bremervörde und
reicht bis hart an die Nordsee hinan. Er breitet sich in west-
licher Richtung zwischen der Geeste und dem Lande Hadeln
aus und nimmt zuletzt nördliche Richtung an. Seine größte
Breite hat er zwischen der Stadt Lehe und dem Hadelner
Randmoor. Dieser Geestrücken, der Rücken von Bederkesa
genannt, dessen Ausläufer nach Norden als Hohe Lieth bezeichnet
wird, fällt nach Norden, Süden und Osten hin allmählich, nach
Westen aber steil und zwar zur Seemarsch ab. Weil die
Hohe Lieth im Norden als natürlicher Schutzwall das Küsten-
land gegen Sturmfluten der Nordsee zu schützen vermag, so
brauchten hier keine Deiche angelegt zu werden. Der Geest-
rücken wird von der Aue und der Emmelke entwässert. Der
Geestekanal durchzieht den südlichen Teil des Höhenrückens.
Dessen wichtigste Orte sind Lehe und Bederkesa, die durch
eine Kleinbahn mit einander verbunden sind.
Ein fechster Höhenzug ist der Geestrücken von Bever-
stedt. Er streicht von Osten nach Westen zwischen der Geeste
und Lüne hin, hat die Gestalt eines Rechtecks, dacht sich nach
Norden und Süden allmählich, nach Westen etwas steil ab
und wird von der Rohr entwässert. Über den Geestrücken führen
6*
1910 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Beuermann, August
- Hrsg.: Meyer, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Hannover
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Hannover
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 46 —
Sturmflut in 4 Teile zerrissen, vou denen außer Borkum nur noch Juist übrig
geblieben ist. Die Jusel besteht aus dem durch eine Dünenkette verbundenen Ost-
und Westland; ihr Umfang beträgt hente noch 25—30 qkm. Borkum ist die einzige
ostsriesische Insel, die noch weit ausgedehnte Wiesen besitzt. Sie wird deshalb
auch wohl die „grüne Insel" genannt.
Klima. Das Klima der Marschgegenden ist Seeklima. Die Luft
ist schwer und seucht, aber milde; weniger milde jedoch in den West-
marschen und an der Westküste von Ostfriesland, weil diese den Nw.-
Stürmen zu fehr ausgesetzt sind.
Bewohner. Die friesischen Marschen sind nur von Friesen be-
wohnt (Siehe S. 40). Die reichen friesischen Marschbauern kennzeichnet
ein großes Selbstgefühl, verbunden mit Stolz auf ihre fruchtbare Heimat.
„Sü Jung," sagte einmal ein alter Marschbauer zu seinem reiselustigen
Sohne, „hier ist de Marsch, nn de ganze ander Welt is man Geest.
Wat wult du dumme Jung nu in de Welt maken?" Die friesische
Sprache ist nun aber aus den Marschen auch schon verschwunden; sie
hat dem Plattdeutschen weichen müsfeu. In vielen Namen von Per-
fönen und Orten ist aber der Rest der friesischen Sprache zu erkennen.
Als Probe der Mundart möge der alte Marschspruch hier folgen: „God
erhalte Dam und Dyken, — Sile, Bulwark und derglikeu — darto use Land und
Goet — Nu eu erlik Wurster Bloed."
Städte. Fast jede Ortschaft hat ihren Ort, der als Verkehrs-
Zentrum zu betrachten ist; hier mögen nur genannt werden; für die Elb-
marfchen Stade; für die Wesermarschen Lehe, Bremerhaven-Geestemünde;
für die friesischen Marschen Norden und Emden.
Stade an der Schwinge (10400 Einw.) ist der Sage nach die älteste Stadt
unserer Provinz, schon 300 v. Chr. soll sie erbaut sein. Im Mittelalter gehörte
sie der Hansa an. 1755 wurden von der hannoverschen Regierung starke Festnngs-
werke angelegt, die aber jetzt abgetragen sind. Bon den drei Städten Lehe
(31800 Einw.), Bremerhaven (24300 Einw.), Geestemünde (23600 Einw.)
war Lehe noch vor hundert Jahren ein kleines Dorf, Bremerhaven wurde vou der
Stadt Bremen 1827, und Geestemünde von der Regierung des Königreichs
Hannover 1847 erst angelegt.
Im Norderlande liegen Norden (6700 Einw.), die älteste und einst die be-
dentendste Stadt des Landes. Sie hatte früher einen ausgedehnten Handel und
große Kirchen, von denen eine noch erhalten ist. Mit dem Leybusen, jetzt eine
Stunde weit von der Stadt entfernt, ist sie durch einen Kanal verbunden. Norden
ist bekannt durch feine bedeuteudeu Geueverbrennereien (Dornkaat). Im Emsinger-
lande ist die größte Stadt Emden (20700 Einw.). Die Ems bespülte sonst
unmittelbar die Mauern von Emden; jetzt liegt die Stadt eine Stunde von der-
selben eutserut und steht mit ihr durch einen Kanal in Verbindung. Von der
vormals hannoverschen Regierung wurde 1845—50 mit einem Kostenaufwands
von 900 000 Ji ein neues Fahrwasser nach Emden hergestellt und eine Schutz-
schleuse erbaut. Nach der Vollendung der Westbahn ist der Hafen der Stadt
erweitert; es können jetzt die Schiffsladungen unmittelbar in die Eisenbahnwagen
verladen werden. Das Fahrwasser, das Emden mit dem Meere verbindet, gestattet
nur Schiffen mit 4 m Tiefgang die Einfahrt mit voller Ladung, mährend größere
einen Teil ihrer Ladung auf der Reede einer in der Nähe gelegenen, die Knock
1895 -
Hannover [u.a.]
: Hahn
- Autor: Wiermann, A.
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Regionen (OPAC): Hannover
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Hannover
- Geschlecht (WdK): koedukativ
38
Grade, und zahlreiche Ziegeleien liefern den Arbeitern lohnende Be-
schüftignng.
Außerhalb des Deiches gewinnt man der Elbe im Kehdingenschen
beständig neues Land ab, welches Polder genannt wird, und zur
Befestigung dieser Polder dienen Rohr- und Weidenanpflanzungen.
Mit den: Rohre deckt man die Häuser, und ans den Weiden werden
Körbe geflochten. Die Bewohner gehörten, wie wir, ursprünglich zu
den Niedersachsen, später haben sie sich aber mit eingewanderten
Friesen vermischt. Der südwestliche Teil vom Lande Kehdingen hat
Moorboden.
Kehdingen hat wie alle Marschen, mit Ausnahme der Grenzflüsse,
kein fließendes Wasser, und alles Trinkwasser ist hier, wie auch in
andern Marschländern, schlecht. Zu Kehdingen gehört die nicht ein-
gedeichte Insel Krautsand.
Die vierte Marsch heißt Ostemarsch von ihrer Lage an dem
Osteflusse. Sie ist im Südosten schmal, breitet sich aber nach Nord-
westen hin aus. Die Bewohner gleichen den Kehdingern, und die
Bebauung der Marsch ist ähulich wie bei diesen. Während aber in
den vorigen Marschländern die Wohnhäuser in geschlossenen Dörfern
bei einander liegen, treffen wir hier, wie im Lüneburgschen und wie
im nahe gelegenen Lande Hadeln, häufig einzelne Gehöste an.
Wo die Este und Schwinge, diese beiden Nebenflüsse der Elbe,
den unfruchtbaren Geestboden verlassen und in die Marsch eintreten,
liegen die Städte Buxtehude an der Este und Stade an der
Schwinge.
Die Umgebung von Buxtehude ist durch die drei Thore:
Marsch-, Moor- und Geestthor bezeichnet; denn ans dem Marschthore
gelangt man in die Marsch, aus dem Moorthore ins Moor und aus
dem Geestthore in die Geest, d. i. in den mageren Heideboden. Die
Este ist bis hierher schiffbar. Die Gewerbthätigkeit in der Stadt,
welche 3700 Einwohner zählt, nimmt alljährlich zu.
Stade hat 10000 Einwohner. Die Schwinge ist in neuerer
Zeit derartig vertieft, daß kleinere Seeschiffe in den Hafen von Stade
einlaufen können. Der Name Stade bedeutet Gestade; denn in älterer
Zeit war die Elbe so breit, daß sie nahe an der Stadt vorüberfloß.
In der Umgebung von Stade sind viele Ziegeleien.
Die sünftb Marschlandschaft an der Elbe ist das Land Hadeln,
westwärts der Oste gelegen. Der nördliche Teil heißt das Hochland,
1908 -
Verden
: [Selbstverl.] F. Vogeler und H. Wilkens
- Autor: Wilkens, Hans, Vogeler, F.
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch, Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 93 —
stedter Heide. In einem großen Bogen, der nach Süden ge-
öffnet ist, umfließt sie teils Geest-, teils Moorland, um dann
südwestliche Richtung anzunehmen. In der Niederung zwischen
Worpswede und Osterholz verbreitert sich der Lauf der Hamme
seenartig. Überschwemmungen in dieser Gegend sind nichts
seltenes. Die Hamme steht durch den Oste-Hamme-Kanal
mit der Oste in Verbindung. Auf diese Weise ist ein Schiff-
fahrtsweg von der Elbe zur Weser geschaffen. Von Ritterhude
ab führen Wümme und Hamme den gemeinsamen Namen
Lesum. Sie mündet bei Vegesack (zu Bremen gehörig) in
die Weser. Im Wümmegebiet liegen Scheeßel, Fintel,
Rotenburg, Visselhövede, Ottersberg, Lilienthal,
Worpswede, Osterholz-Scharmbeck, Ritterhude, Burg-
dämm, Lesum, St. Magnus und Aumund. In die Weser
fließt im südlichen Teile des Regierungsbezirks noch die Aller,
welche von der Allermarsch begleitet wird. An der Aller liegt
Verden, eine der ältesten Städte des Regierungsbezirks Stade.
— Zur Weser gehören außer der Aller und Wümme noch die
Drepte, die Lüne und die Geeste. Die Drepte entspringt auf
der Garlstedter Heide in der Nähe der Hammequelle; in fast
nördlichem Lause durchfließt sie zuerst die Geest, dann tritt
sie in Wührden und Osterstade ein und ergießt hier ihr Wasser
in die Weser. Die Lüne entspringt unweit des alten Dorfes
Basdahl. In einem flachen Bogen, der nach Norden geöffnet
ist, eilt sie der Weser zu. Ihre Ufer weisen grasreiche Bruch-
landswiesen auf. Von links empfängt sie die Gackau, die
bei den Albstedter Seen ihren Ursprung hat. An der Lüne
liegen Beverstedt und Stotel. In der Nähe der Lüne-
quelle entsteht auch die Geeste, welche in sast westlicher Rich-
tung das Vieland durchströmt. In früherer Zeit war das
Geestegebiet häufig überschwemmt. Man hat diesem Übel-
stände durch Anlegung des Geeste-Kanals abzuhelfen ver-
sucht. Er verbindet die Geeste mit dem Hadelner Kanal. So
ist hier eine zweite Verbindung zwischen Elbe und Weser her-
gestellt. An der Mündung der Geeste wetteifert die Stadt
Geestemünde mit Bremerhaven um den Handel und
Verkehr aus der Unterweser und Nordsee. Der Lauf der Drepte,
Lüne und Geeste ist in der Marsch des geringen Gefälles und
der eindringenden Flut wegen sehr gewunden.
Fast das gesamte fließende Waffer des Regierungsbezirks
Stade wird erst von der Elbe und Weser ausgenommen, ehe
es in die Nordsee geführt wird. Dadurch haben diese beiden
1857 -
Glogau [u.a.]
: Flemming
- Autor: Schneider, Karl Friedrich Robert
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
867
Europa. Das Königreich Hannover.
2. Herzogthum Bremen, 94 Ihm., 220,000 E., 2340 auf ühft., der
zwischen Elbe und Weser gelegene, von Oste, Schwinge, Geeste, Hamme durchflossene
Ivtheil, Kanal zwischen Oste und Hamme, jene zur Elbe, diese zur Weser gehörig;
an den Gewässern und am Meere zum Theil sehr fruchtbares Marschland, das durch
kostbare Deiche gegen den Einbruch des Wassers geschützt ist; im Innern zum Theil
weite Haide-und Moorflächen und Geestland; viel Moorland, c. 100,000 Morgen,
in neuer Zeit durch die sogenannten Moorkolonien in Wiesen und Acker verwandelt
worden; der westliche Küstenstrich an der Wesermündung wird das Land Wursten,
das Elb-Uferland im Iv der Schwinge Keh dingen, das im 8 derselben gelegene das
alte Land genannt; die beiden letztem gehören zu den fruchtbarsten und betriebsamsten
Bezirken des Königreichs, in denen Viehzucht, Ackerbau, Fischerei, Schifffahrt im
Schwünge gehen, viel Obst, Hanf, Flachs, Getreide, Kartoffeln, Kohl, Meerrettig,
Heu gewonnen werden, viel Handel getrieben wird, von den Altländern besonders nach
Hamburg, von den Kehdingern auch übers Meer hinüber; die Kehdinger liefern sehr
viele und tüchtige Matrosen, Steuerleute und Schiffskapitäne. Die Schwingemündung
bildet in der Elbe die Grenze zwischen Süß- und Seewasser, zwischen der eisfreien und
eisbedeckten Elbe. 2 Städte, 15 Marktflecken, 827 Ortschaften, 15 königl. Aemter:
Harsefeld, Zeven, Ottersberg, Lilienthal, Osterholz, Blumenthal, Hagen, Bremer-
vörde, Himmelpforten, Wischhafen, Bederkesa, Neuhaus, Osten, Lehe.
Stade a. d. biö hierher schiffbaren Schwinge, '/4 M. von deren Mündung in die Elbe,
auf der Grenze zwischen dem Elbmarsch- und Geestland gelegen, eine der ältesten Städte Nieder«
sachscnö, früher Sitz der Markgrafen von Stade, wohlgebaut, breite Straßen. Cosmä- und
Wilhardikirchk; Sitz deö Landdrosten, der Iustizkanzlci, beò Hofgerichtö, des Conststorii und Ge«
neral-Superiiitendcntur; Gymnasium, Schullehreiseminar, Zucht- und Arbeitshaus; 6000 E.,
große Gewerb- und Haudclsthätigkcit, besuchter Winterhafen für Elbschiffe; Schwingerschanze bei
Brunshausen; an der Schwingermünde wird der durch den Wiener Congreß bestimmte
Stader Elbzoll erhoben. Fregattenstarion. 30—40,000 Thlr. jährlicher Zoll. Die Marschbaucrn
in der Umgegend Stadeö sind zumeist sehr reich, halten Reit- und Kulschenpferde, halten ihren
Kindern Erzieher und Erzieherinnen, Fortepianos, sich selbst oft treffliche Weinkeller. Buxte«
Hude an der schiffbaren Este, im W von Hamburg, 2500 E., bedeutender Handel, viel Ge-
werdthäiigkeit, Bier, Tabak, Leder. Stärke, Schiffvrod, Ocl, Seife, Schiffbau, Schifffahrt,
Pferdcmärkte Horneburg, Mrktfl. a. d. Lühe, zwischen Stade und Buxtehude, 1300 E.
Jork a. d. Elbe, und Esscvrügge, Hauptorte im fiuchibaren alten Land, daö außer aus-
gezeichnetem Getreidebau, trefflicher Viehzucht, starken Obst- und Meerrettigbau betreibt. —
Bützfleth und Freiburg, kleine Hafenorte an der E.be, die Hauptorte deö fruchtbaren
Marschlandes Kehdingen. — Reuhaus a. d. Ostemündung, Mrtifl., Hafen, 1500 E.,
Zuckersiederei, Tabak, starke Zieaeldrenncrei, Amtssitz. Himmelpforten, zwischen Oste und
Schwinge, Mntfl., Amtssitz. Blumenthal, Mrkifl., Amtssitz. Bremervörde, Mrkifl. an
der schiffbaren Olle, 2300 E,^ Tabak, Branntwein, Torfhandel, Schifffahrt. Osten, auch
Kirchosten, Mrktst. mit schöner Kirche, an der Olle, 1000 E. Zeven, am gleichnamigen
Fluh, 1000 E. Ottersberg, Mrktfl. a. d. Wümme (Wcscrgcbiet), Rübenbau, 1000 E.
Achim a. d. Weser, Amtssitz. Lilieuthal a. d. Warpe, nahe Bremen, Amtssitz. Stern-
warte des berühmten Astronomen Schröder. Osterholz, Mrktfl. a. d. Hamme, Amtssitz,
800 E.. Bcrnstemgräbcrei. Scharmbeck, Mrktfl, 1800 E, Wolltuch- und Scgrltuchfabriken,
Amtssitz. Loxstedt, Geestendorf. unfern der Wcsermündung. Brcmerlehe, Mrktfl. an
der Geest, Isof) E. Bederkesa, Mrkifl. am gleich,!. See, 120!) E. Dorum, Hauptort
im Lande Wucsten.
3. Herzogthum Verden, 24'/; Ihm., zwischen Wümme und Aller gelegen,
vorherrschend Haideland, nur an der Aller Marschland.
Verden a. d. Aller, 400 Schritt lange Brücke, erneuerter gothischer Dom, 2 andere
Kirchen, Gymnasium, 5000 E., Tabak, Fischerei, Schifffahrt, Speditiondhandel; nahebei der
Uhlemulier Stahlbrunnen. Rotenburg, Mrktfl. a. d. Wümme, 1500 E. Vissel-
hövede, Mrktfl., 800 E., nahebei der Gesundbrunnen Hiddingen.
1908 -
Verden
: [Selbstverl.] F. Vogeler und H. Wilkens
- Autor: Wilkens, Hans, Vogeler, F.
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch, Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 42 —
57,2 km lang, seine Kappe 2% m breit, und die Bermen sind
außen 7 m und innen 5—6 m breit.
38. Der Kreis Neuhaus.
Der Kreis Neuhaus liegt zu beiden Seiten der unteren
Oste. Seine Grenzen sind im Westen die Kreise Hadeln und
Lehe, im Süden der Kreis Bremervörde, im Südosten der
Kreis Stade und im Nordosten der Kreis Kehdingen. Seine
Gestalt gleicht einem Herzen, dessen Ausschnitt in der Mehe-
mündung bei Laumühlen und dessen Spitze bei Belum liegt.
Die Größe des Kreises beträgt 522 qkm und die Einwohner-
zahl 30 000, d. i. 57 aus 1 qkm. Der Boden des Kreises setzt
sich zusammen aus der Ostemarsch, dem Geestrücken von Lam-
stedt und aus dem Moorgebiet, das den Geestrücken umsäumt.
Die Ostemarsch zieht sich an der Oste von Hechthausen
bis zur Elbe und die Aue auswärts bis zum Balksee hin. An
der Westseite der Oste liegt nur ein schmaler Streifen Marsch,
weil die Geest nahe an den Fluß herantritt und die Marsch-
bildung verhindert. Östlich vom Flusse hat sich mehr Marsch-
land bilden können. Die größte Breite erreicht die Ostemarsch
an der Elbe. Dort erstreckt sie sich von der Oste bis zum
Hadelner Kanal. Die Oste tritt oberhalb Laumühlen in den
Kreis ein. Ihr gewundener Laus wendet sich zuerst nach Nord-
osten, sodann nach Nordwesten. Um die Marsch vor dem
Flutwasser der Oste zu schützen, hat man letztere eingedeicht.
An der Mündung würde das östliche Fahrwasser der Oste durch
ein sich bildendes Watt (Sandbank) beeinträchtigt werden, wenn
nicht die Zementsabrik zu Hemmoor durch Steinaufschüttungen
auf dem westlichen Ufer dafür sorgte, daß die Hauptströmung
nach dem tiefen östlichen Ufer zurückgedrängt wird. Auf der
Oste sieht man sowohl deutsche, als auch ausländische Schiffe.
Ihr einziger größerer Zufluß in der Marsch ist die Aue. Von
der Geest kommend, durchfließt sie meist in nördlicher Richtung
den westlichen Teil des Kreises und mündet unterhalb Neu-
haus in die Oste. — Die Marsch hat leichteren Marschboden.
Darum steht besonders der Ackerbau, der den Bauern reiche
Erträge liefert, in hoher Blüte. Aber auch die Viehzucht
nimmt unter den Erwerbsquellen eine wichtige Stelle ein.
Da der Boden mächtige Tonschichten enthält, hat man große
Ziegeleien anlegen können. Diese Einnahmequellen neben
der Schiffahrt auf der Oste haben den Wohlstand der Marsch-
bewohner begründet. —
1913 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Oehlmann, Ernst, Seydlitz, Ernst von
- Auflagennummer (WdK): 4
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1889
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Realienbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Braunschweig, Hannover
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Niedersachsen
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
9. Der Kranz der Marschen und Moore um den Geestrücken.
31
Ein besseres Gepräge weisen die Höhenzüge im nördlichen und im östlichen
Lüneburg auf, die ebenso Wie die Heide zum Südlichen Landrücken gehören,
der erst bei Cuxhaven endet- ihr tonhaltiger Boden trägt vielfach schönen
Buchenwald. Sie beginnen nördlich vom Bruchlande des Drömling, das
auf künstlichem Wege nach der Aller und der Ohre hin (s. S. 22) entwässert
wird, und ziehen in nordnordwestlicher Richtung zum Teil über die Elbe
hinaus. Zu ihnen gehören:
a) Der Lemgow [lemgö], rechts der Jeetzel.
b) Der Drawehn (vom slawischen vrevjan — Holz), links vom Flusse, bis 142 m
hoch. Den bewaldeten Höhen hat der leicht bewegliche Sand die weichen Formen
gegeben. In der breiten Wiesenniederung der Jeetzel die drei kleinen Städte: das
alte Lüchow [lüchö], vom slawischen Luch — Sumpfland, Hauptort der ehemaligen
Grafschaft Lüchow, Dannenberg und auf einer Insel in der Einmündung in die
Elbe Hitzack er. Die beiden letzten Städte sind um deutsche Zwingburgen im wendischen
Lande entstanden,- im Schlosse von Dannenberg saß 1223-25 der König Waldemar Ii.
von Dänemark gefangen.
c) Der Name Göhrde im engeren Sinne kommt einem annähernd kreisrunden
Waldlande von 10 km Durchmesser zu, sie ist bis 150 m hoch. Ihr glänzender
Wildbestand hat von jeher die Herrscher des Landes zur Weidmannslust angelockt.
16. September 1813 Sieg der Verbündeten- Denkmal.
Dieser östlichste Winkel Hannovers zwischen der Elbe und Sachsen erinnert durch
seinen Namen, das Wendland, daran, daß die Bewohner bis zu einer Linie von
Bleckede südwärts einst Slawen waren. Viel Eigentümliches haben sie sich noch
bewahrt im Körperbau, in Kleidung, Sitten und in der hufeisenförmigen Bauart der
„Rundlingsdörfer", die nur einen Eingang besitzen.
9. Der Kranz der Marschen und Moore um den Geestrücken.
Die Marschen lagern an den Flüssen, vor allem an der Elbe und der
Weser, aber auch an der Oste, der Medem und der Geeste wie an den
kleineren, gewöhnlich durch einen breiten Streifen Moorlandes getrennt von
der hohen „Geestkante". Das Moor dringt an vielen Stellen tief in die
Geestrücken ein oder überlagert ihn als Hochmoor. Politisch gehört der weit-
aus größte Teil dieser Randgebiete zu den Reg.-Bez. Lüneburg und Stade,
kleinere Stücke zu Hamburg, Bremen und auch Oldenburg. Alte Landes-
namen: die Herzogtümer Bremen und Verden, jenes den größeren
nördlichen Teil von Stade bildend — ausgenommen das Land Hadeln, um
die Medem dieses die südliche Ecke- beide waren bis 1648 Bistümer,
wurden dann schwedisch, 1715 hannoversch.
a) Die Elbmarschen von Schnackenburg bis Harburg mit dem
rechtselbischen Anteile bis zur Rögnitz, nicht selten - so 1888 - von den
Hochfluten der Elbe arg bedroht.
Wie die meisten Städte in der Nähe unserer großen Flüsse und der See ist Har-
bürg am Rande einer Geestzunge erbaut, so daß es zugleich die Marsch berührt
(Grund?), und da diese Geestzunge bis an einen schiffbaren Elliarm vorspringt, so ist
1880 -
Hannover
: Klindworth
- Autor: Guthe, Hermann
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Regionen (OPAC): Braunschweig, Hannover
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Braunschweig/Hannover
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
36
Daß Getict der Elbe.
zirkes bezeichnet. Zunächst fällt auf, daß das Haus ganz aus Fach-
werk erbauet ist, und daß die Fächer in besonders zierlicher Weise
nach den verschiedensten Mustern mit Backsteinen ausgemauert sind.
Höchst auffallend ist serner, daß die große Thür an der Giebelwand
nicht sür den täglichen Verkehr bestimmt ist; sie führt vielmehr nur zu
einer Vorrathskammer, welche die besten Besitzthümer des Hauses ent-
hält, und wird nur benutzt, wenn diese z. B. im Falle einer Feuersge-
fahr aus dem Hause entfernt werden sollen. Endlich sind die in der
First des Daches sich kreuzenden Giebelbalken niemals, wie im echt
Sächsischen Gebiet, in Form von Pferdeköpfen verziert, sondern tragen
ein paar schwanenartige Figuren. Auch durch seinen Anbau unter-
scheidet sich das Alte Land sehr wesentlich von den übrigen Marschbe-
zirken. Es wird nämlich hier ein sehr ausgedehnter Obstbau betrieben,
und um die Produkte seiner Obstgärten zu verwerthen, treibt das Land
von einer Reihe kleiner Hasenplätze aus viel selbständige Schiffahrt
nach England und den Ostseehäfen bis nach Petersburg hin. Von
größeren Orten nennen wir Buxtehude (2800 Ew.) an der Este
und Horneburg (1600 Ew.) an der Aue, beide Orte hart am
Rande der Geest gegen die Marsch gelegen.
Auch Stade (8800 Ew.) an der Schwinge hat eine ähnliche
Lage am Rande der Geest und ist fast eine Meile weit von der Elbe
entfernt. Stade, von einem alten Markgrafengefchlechte gegründet,
fiel mit seinem Gebiete später den Erzbischöfen von Bremen zu, gelangte
aber erst zu größerer Bedeutung, als im Jahre 1648 im Westfälischen
Frieden Schweden die Herzogtümer Bremen und Verden zugetheilt
erhielt und sie von hier aus verwaltete. — An der Mündung der
Schwinge in die Elbe liegt Brunshausen, wo Hannover früher
einen Elbzoll erhob. Jetzt ist diese Stelle dadurch wichtig, daß die
großen Hamburger transatlantischen Dampfer, die wegen der vielen
Sandbänke in der Elbe nicht vollbeladen von Hamburg ausgehen
können, hier ihre Ladung vervollständigen und von hier aus in See
gehen. Es ist daher die Weiterführung der Eisenbahn von Harburg
bis Stade ein Gegenstand höchster Wichtigkeit. Die Kanalanlage,
welche die Schwinge bei Bremervörde (2900 Ew.) mit der Oste,
und diese wieder durch einsame Moore mit der bei Vegesack in die
Weser mündenden Hamme verbindet, ist dagegen von geringerer
Bedeutung und wird wesentlich nur benutzt, um den Tors jener
Moore nach Bremen und Hamburg zu verfahren.
Das Land Kehdingen (Kaje, französiert Quai, bedeutet soviel
als Deich) erstreckt sich von der Schwinge bis zur Oste, welche, am
Westabfall der Lüneburger Haide bei Tostedt entspringend, erst west-