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1. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 58

1897 - Leipzig : Hirt
58 Verrter darstellte. Dadurch gelang es, die Mehrzahl der Regimenter von ihm abwendig zu machen. Mit den brigen zog er nach Eger, als wenn er sich mit den Schweden vereinigen wollte. Besonders vertraute er einem Obersten Butler. Dieser aber stand auf der Seite des Kaisers und lie zuerst bei einem Gastmahl die wichtigsten Anhnger Wallensteins tten, dann schickte er einige seiner Dragoner ab, um Wallenstein selbst zu er-morden. Dieser hatte eben ein Bad genommen und war im Begriff, schlafen zu gehen. Sein Mundschenk, der ihm in goldener Schale den Schlaftrunk gebracht hatte, begegnete den Hereinstrmenden und wollte ihnen empfehlen, die Ruhe des Herrn nicht zu stren. Aber ihm selbst versetzten sie eine Wunde und erhoben das Geschrei: Rebellen". Indem Wallenstein bei diesem Lrm, wie er war. nach dem Fenster ging, stieen die Dragoner Butlers die Thr auf und schrieen ihm die Worte zu: Schelm und Ver-rter". Offenbar erkannte Wallenstein, da er verloren sei. An einem Tisch angelehnt, die Lippen bewegend, aber ohne einen Laut von sich zu geben, spannte er die Arme weit aus und empfing in dieser Stellung den Todessto (1634). Das Ende des greuelvollen Krieges aber sollte noch lange auf sich warten lassen. Denn nun mischten sich die Franzosen auch noch in den Kampf ein, und erst 1648 kam der fr Deutschland beraus unheilvolle Westflische Friede" zustande. 17. Ariedrich Withelm, der groe Kurfürst (164088). 1. Inmitten der Schrecken und Leiden des 30jhrigen Krieges wuchs in Brandenburg ein Kurprinz, Namens Friedrich Wilhelm, heran. Als Knabe von sieben Jahren kam er durch die Frsorge seiner Mutter nach der Festung Kstrin, um ungestrt von den Wirren des Krieges sich zu ent-wickeln. Er hatte gute Fhigkeiten; er lernte zwar langsam, aber was er gelernt hatte, verga er nicht wieder; besonders der Religionsunterricht wirkte tief auf fein Gemt ein. In dieser Zeit schon erregte er die Aufmerksamkeit des Schweden-knigs Gustav Adolf; dieser legte wohl die Hand auf den Kopf des Knaben und bestimmte ihn zum zuknftigen Gemahl seiner einzigen Tochter Christine. Als nach dessen Tode der Krieg die Mark Brandenburg selbst berhrte, schickte die Mutter den nunmehr 14jhrigen Sohn nach den Niederlanden auf die Universitt Leiden.

2. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 55

1897 - Leipzig : Hirt
55 hngenden nrdlichen Provinzen der Niederlande (das jetzige Knigreich Holland) einen Aufstand und errangen nach einem hartnckigen Kampfe ihre Unabhngigkeit. 16. Wassenstein. 1. Albrecht von Wallenstein stammte aus dem niederen Adel Bhmens. Seine Eltern waren evangelisch, starben aber frhzeitig. Von Kindesbeinen an zeigte der Knabe nur Sinn fr das Soldatenwesen und zog sich bald den Beinamen Der Tolle" zu. Ein Oheim schickte ihn zu den Jesuiten auf die Schule, diese bekehrten ihn zur katholischen Lehre. Dann ging der junge Edelmann auf die Universitt; aber die Bcher fesselten ihn nicht; er griff lieber zum Schwerte. Dadurch konnte er hoch kommen in der Welt; das war sein leidenschaftliches Streben. 2. Bald zeichnete er sich als tapferer und verstndiger Kriegsmann aus; das erwarb ihm die Gunst einer beraus reichen Witwe, Lncrezia Nekyssowa von Landeck, und, obwohl lter als er, vermhlte sie sich mit ihm. Nach ihrem bald eintretenden Tode verfgte nun Wallenstein seine Gemahlin war die letzte ihrer Familie gewesen frei der gewaltige Geldmittel. Er verschleuderte sie nicht, aber er verstand sie klug zu verwenden. Fr den jungen Erzherzog Ferdinand von Steiermark warb er 200 Dragoner an und unterhielt sie auf eigene Kosten. Auch machte er sich im ganzen Heere beliebt. Tglich hielt er an seiner Tafel viele Offiziere frei und sorgte fr seine Soldaten beinahe mehr wie fr sich selbst. So kam er bei dem Erzherzog in groe Gunst. 3. In die hchsten Kreise fhrte ihn eine zweite Vermhlung: mit der Grfin Jsabella von Harrach, der Tochter eines bei Ferdinand sehr ein-flureichen Rates. Es war eine glckliche Ehe. Wallenstein war ein zrt-Itcher Gatte, und Jsabella erwiderte seine Neigung; eine Tochter verband die Gatten noch inniger. 4. Die Zeit, in der Wallenstein lebte, war ganz dazu angethan, einen hochstrebenden thatkrftigen Kriegsmann emporzutragen. Es tobte seit 1618 der Krieg, welcher 30 Jahre lang die Fluren Deutschlands verheeren und unsgliche Leiden der unser Vaterland bringen sollte. Da wurden tchtige Offiziere begehrt, zumal wenn sie es verstan-den, Soldaten um sich zu versammeln und an sich zu fesseln. Das war bei Wallenstein der Fall. Er verhalf dem Erzherzog Ferdinand wesentlich dazu, König von Bhmen und Kaiser von Deutschland zu werden. 5. Die Bhmen hatten sich der Herrschaft Ferdinands entzogen und

3. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 72

1897 - Leipzig : Hirt
72 Frankreich bildeten sich neue Heere, um die Hauptstadt zu befreien. Aber sie wurden smtlich zurckgeworfen, besonders auch nachdem Metz sich hatte ergeben mssen und dadurch das Heer des Prinzen Friedrich Karl frei geworden war. Paris aber verteidigte sich unerwartet lange. Noch ehe die Stadt bezwungen werden konnte, boten die deutschen Fürsten dem Be-Herrscher von Preußen, unter dessen Fhrung Alldeutschland so herrliche Siege erfochten hatte, die Kaiserkrone dar. König Wilhelm weigerte sich nicht, sie anzunehmen, erfllte sich damit doch die Hoffnung vieler Geschlechter. Am 18. Januar 1871 wurde das Deutsche Reich errichtet: Deutschland war geeinigt unter der starken Fhrung Preuens; König Wilhelm war nun der erste Deutsche Kaiser. 7. Wenige Tage spter mute sich Paris ergeben; der darauf folgende Frieden war ehrenvoll fr das neue Reich. Die Lnder, welche vor 200 und 100 Jahren, als Deutschland noch ganz ohnmchtig war, ihm entrissen worden waren, Elsa und Lothringen, gewann es zurck. 8. Kaiser Wilhelm I. sah es seitdem als seine Aufgabe an, den Frieden in Europa zu sichern. Er sorgte unermdlich fr das Wohl seiner Unter-thanen, aber ein Teil derselben erkannte es nicht an, sondern wendete sich, aufgereizt von verblendeten Fhrern, unzufrieden und verbittert gegen den gtigen, milden Herrscher. Zweimal versuchte man, durch Meuchelmord den wohlmeinenden Fürsten aus dem Wege zu rumen. Das war ein schwerer Augenblick fr den greisen Kaiser, als er von einem seiner eigenen Unter-thanen verwundet wurde. Aber Gottes Gnade waltete sichtbar der dem teureu Haupte; der Herrscher genas nicht nur, sondern bewahrte sich auch die Liebe zu seinem Volke, sogar zu dem Teile, der den Mordanschlag ge-billigt hatte. Sein ganzes Streben war darauf gerichtet, den rmeren Volksschichten zu Hilfe zu kommen und sie bei Krankheiten, unverschuldeten Unfllen und bei Erwerbsunfhigkeit im Alter zu untersttzen. Auch dabei stand ihm der zum Fürsten erhobene Reichskanzler Bismarck treu zur Seite. 9. Ein friedlicher Lebensabend schien dem Herrscher, der die uerste Grenze menschlichen Alters erreichte, dessen 90. Geburtstag berall als Freudenfest gefeiert wurde, beschieden zu sein. Seine Gemahlin hatte während des Krieges in aufopfernder Weise fr die Verwundeten gesorgt und einen Bund fr freiwillige Krankenpflege gestiftet, der unter dem Zeichen des roten Kreuzes zunchst Deutschland umfate, dann aber auch Anerkennung seiner segensreichen Bestrebungen in anderen Lndern fand; ja, sie zwang in spteren Jahren ihrem hinflligen Krper die Kraft ab, den Vater-

4. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 56

1897 - Leipzig : Hirt
56 gu ihrem Kmge das Haupt der Reformierten, den Kurfrsten Friedrich V. bort der Pfalz, gewhlt. So brach der groe Krieg aus, der nicht nur Bhmen und Osterreich, sondern ganz Deutschland, ja die meisten Lnder Europas m lernen Kreis hineinzog. Ferdinand hatte kein Heer und auch kein Geld ein solches anzuwerben. Zwar half ihm sein Jugendfreund, der Herzog Maximilian von Bayern, aber doch nur um hohen Lohn. Deshalb war es dem Kaiser hocherwnscht, als Wallenstein ihm anbot ein Heer von 20 000 Mann auf eigene Kosten anzuwerben und zu unterhalten. Allerdings verlangte er dafr ein erledigtes Frstentum. Da er der so viel Geld verfgte, um ein ganzes Heer besolden zu knnen, hngt mit der Geschicklichkeit zusammen, die er bei der Vermehrung seines Vermgens bewies. Ferdinand Ii. hatte nmlich nach der Besiegung Friedrichs V. (er bekam den Spottnamen der Winterknig", weil er nur einen Winter hindurch die Krone getragen hatte) die zahlreichen An-Hnger desselben in Bhmen gechtet und ihrer Gter beraubt. Da er-warb nun Wallenstein zu sehr billigem Preise so viel Land, da er zum Herzog von Friedland" ernannt wurde. Damit nicht zufrieden, strebte er sogar danach, unter die Reichsfrsten aufgenommen zu werden, und nachdem er glcklich sr den Kaiser gekmpft hatte, wurde er wirklich mit dem Herzogtum Mecklenburg belehnt. Sein weitschauender Geist entwarf nun den Plan, auf der Ostsee eine Flotte zu schaffen und mit dieser den Norden Europas zu beherrschen. 6. Aber ehe er diese gewaltige Aufgabe auch nur in ihren ersten An-sngen zu lsen vermochte, brach das schnell errichtete Gebude seiner Macht schon wieder zusammen. Wallenstein hatte einen unvershnlichen Feind, jenen Maximilian von Bayern; dieser war infolge seiner Hilss-leistung gegen den Winterknig der mchtigste Mann in Deutschland ge-worden und hatte sogar den Kaiser in Abhngigkeit erhalten, solange der-selbe kein eigenes Heer besa. Nun hatte aber Wallenstein fr seinen Ge-Bieter eine Armee ausgestellt, dieselbe fortwhrend verstrkt, mit derselben manchen Sieg und Erfolg davongetragen. So war Maximilian mehr und mehr in den Hintergrund gedrngt worden. Aber auch die andern Fürsten und Reichsstnde hatten von dem bermute Wallensens und von der Zgellosigkeit seiner Scharen viel Ungemach zu leiden. Auf einem Reichs-tage zu Regensburg wurden die Klagen gegen den gewaltthtigen Mann so allgemein und so drohend, da Ferdinand Ii. sich schlielich gezwungen sah, seinen Feldherrn zu entlassen und damit auf einen groen Teil seiner Macht zu verzichten.

5. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 57

1897 - Leipzig : Hirt
57 Es war ein gefhrlicher Augenblick, wo sich der Kaiser seiner besten Sttze selbst beraubte. 7. Im Norden erhob sich ein gewaltiger Held gegen Ferdinand Ii. und den Katholizismus: der Schwedenknig Gustav Adolf. Der Plan Wallensteins, die Ostsee zu beherrschen, hatte ihn mit zum Kampfe bestimmt. Nun wurde dieser Wallenstein seines Amtes entsetzt. Eben weil er wute, wie bald man ihn gegen den neuen Feind brauchen wrde, emprte sich der Herzog von Friedland nicht, sondern zog sich, wenn auch bitter grollend, ins Privatleben zurck. Niemand vermochte nun dem Schwedenknig zu widerstehen. Der schlachtergraute Feldherr Maximilians, Tilly, der jetzt an die Spitze des Heeres trat, wurde gnzlich besiegt: Gustav Adolf besetzte sogar Mnchen und stand schon im Begriff bis nach Wien vorzurcken, als Ferdinand Ii. das dringende Gesuch an Wallenstein richtete, die Fhrung des Heeres wieder zu bernehmen. Lange lie sich der stolze Mann bitten; schwere Bedingungen stellte er dem Kaiser, die deutlich verrieten, da er selbst nach der Krone des Knigreichs Bhmen trachtete. Auch behielt er sich das Recht vor, nach Gutdnken Frieden zu schlieen, um aus Deutschland die fremden Eindringlinge zu entfernen. In seiner Not ging Ferdinand auf das alles ein. 8. In kurzer Zeit rief die Werbetrommel Wallensteins zahlreiche Scha-ren seiner alten Soldaten zusammen. Er hemmte den weiteren Siegeslauf des bisher unbesiegten Schwedenknigs durch sein bloes Erscheinen. Gustav Adolf konnte ihn bei Nrnberg nicht aus seinen trefflich angelegten Ver-schanzungen heraustreiben. Die entscheidende Schlacht bei Ltzen (1632) gewann Wallenstein zwar nicht; doch fgte es sein Glcksstern, da der groe Gegner den Tod fand. 9. Jetzt schien es Wallenstein an der Zeit, die Fremden aus Deutsch-land zu vertreiben und dem Vaterlande den lange ersehnten Frieden zurck-zugeben. Davon wollte er freilich seinen Vorteil haben. Voll Mitrauen betrachtete man in Wien diese Plne des Feldherrn; man frchtete, auch gegen den Willen des Gebieters werde er mit den Schweden Frieden schlieen, ja, wenn Ferdinand sich weigern sollte, darauf einzugehen, werde er mit den Feinden sich verbinden. So entschlo man sich, ihn zum zweiten Male abzusetzen, und da man bedachte, da das Heer vielleicht mehr seinem Feldherrn als seinem Kaiser anhangen werde, so ging man heimlich und versteckt zu Werke, untergrub zunchst das Vertrauen der Offiziere und Soldaten, indem man ihnen Wallenstein als schwarzen

6. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 58

1896 - Leipzig : Hirt
58 fangen zu lsen vermochte, brach das schnell errichtete Gebude seiner Macht schon wieder zusammen. Wallenstein hatte einen unvershnlichen Feind, jenen Maximilian von Bayern; dieser war infolge seiner Hilss-leistnng gegen den Winterknig der mchtigste Mann in Deutschland ge-worden und hatte sogar den Kaiser in Abhngigkeit erhalten, so lange derselbe kein eigenes Heer besa. Nun hatte aber Wallenstein fr seinen Gebieter eine Armee aufgestellt, dieselbe fortwhrend verstrkt, mit derselben manchen Sieg und Erfolg davongetragen. So war Maximilian mehr und mehr in den Hintergrund gedrngt worden; das verzieh er dem Empor-kmmling nicht, und er war es besonders, der sich darber beschwerte, da Ferdinand seinen Feldherrn sogar in den Reichsfrstenstand erhoben hatte. Er drang so heftig auf die Absetzung Wallensteins, wute so viele Fürsten gegen denselben einzunehmen, da dem Kaiser schlielich nichts anderes brig blieb, als in dieselbe zu willigen und damit auf einen groen Teil seiner Macht zu verzichten. Es war ein gefhrlicher Augenblick, wo sich der Kaiser seiner besten Sttze selbst beraubte. 7. Im Norden erhob sich ein gewaltiger Held gegen Ferdinand Ii. und den Katholizismus: der Schwedenknig Gustav Adolf. Der Plan Wallensteins, die Ostsee zu beherrschen, hatte ihn zum Kampfe herausgefor-dert. Nun wurde dieser Wallenstein seines Amtes entsetzt. Eben weil er wute, wie bald man ihn gegen den neuen Feind brauchen wrde, emprte sich der Herzog von Friedland nicht, sondern zog sich, wenn auch bitter grollend, ins Privatleben zurck. Niemand vermochte nun dem Schwedenknig zu widerstehen. Der schlachtergraute Feldherr Maximilians, Tilly, der jetzt an die Spitze des Heeres trat, wurde gnzlich besiegt: Gustav Adolf besetzte sogar Mnchen und stand schon im Begriff, bis nach Wien vorzurcken, als Ferdinand Ii. das dringende Gesuch an Wallenstein richtete, die Fhrung des Heeres wieder zu bernehmen. Lange lie sich der stolze Mann bitten; schwere Bedingungen stellte er dem Kaiser, die deutlich verrieten, da er selbst nach der Krone des Knigreichs Bhmen trachtete. Auch behielt er sich das Recht vor, nach Gutdnken Frieden zu schlieen, um aus Deutschland die fremden Eindringlinge zu entfernen. In seiner Not ging Ferdinand auf das alles ein. 8. In kurzer Zeit rief die Werbetrommel Wallensteins zahlreiche Scha-reit seiner alten Soldaten zusammen. Er hemmte den weiteren Siegeslauf des bisher unbesiegten Schwedenknigs durch sein bloes Erscheinen. Gustav

7. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 52

1896 - Leipzig : Hirt
52 armen Knaben, fromme Lieder singend und dafr um ein Almofen bittend, in der Stadt umher. Einmal war er in Eifenach schon vor mehreren Thren abgewiesen worden; da bemerkte eine Frau Cotta, wie andchtig gerade Luther fang, und wie herzlich er betete. Sie nahm ihn an ihren Tifch, gewann ihn sehr lieb und gab ihm manche gute Lehre. Als Heller Kopf machte er in der Schule gute Fortschritte; mit 18 Jahren kam er auf die Hochschule (Universitt) in Erfurt. 2. Luthers Vater, der durch unermdlichen Flei allmhlich aus drftigen Verhltnissen zu einem gewissen Wohlstande sich emporgearbeitet hatte, war ehrgeizig; er wnschte, Martin solle Rechtsgelehrter werden, um die hchsten Wrden erlangen zu knnen. Aber in dem Sohne lebte ein ganz anderer Sinn. Nicht die ganze Welt zu gewinnen, fondern keinen Schaden zu nehmen an feiner Seele, das war fein hchstes Ziel. Gewissen-hast rang er danach fromm zu werden und rein von allen Snden; er war tief unglcklich, als er bemerkte, wie schwer dies sei. Endlich glaubte er, den einzigen Weg gesunden zu haben, Gottes Gnade zu erlangen: er trat in das Kloster und wurde Mnch. Der Vater zrnte ihm darber sehr, sah er doch damit seine liebsten Hoffnungen vernichtet. Aber der junge Mnch selbst hatte sich sehr getuscht, wenn er hier innere Sammlung und Seelenfrieden zu finden gemeint hatte. Zunchst wurde er zu den niedrigsten Diensten (wie Ausfegen) herangezogen, obwohl er auf der Universitt schon fr einen tchtigen Gelehrten gegolten hatte. Auch mute er mit dem Sack auf dem Rcken fr das Kloster betteln gehen. Tiefe Schwermut umnachtete feine Seele, sobald er sah, da er als Mnch keine Fortschritte in der Heiligung mache, da er die Regungen des Zornes, Hasses, Neides, der Ungeduld noch nicht bemustern gelernt habe. Er fiel zuweilen in eine fo tiefe Ohnmacht, da er nur durch die Klnge der Musik, die er leidenschaftlich liebte, ins Leben wieder zurckgerufen werden konnte. Er wrde an der inneren Seelenqual auch krperlich zu Grunde gegangen sein, wenn ihn nicht ein teilnehmender Ordensbruder auf das trstliche Wort des Apostel Paulus hingewiesen htte*): der Mensch wird gerecht nicht durch des Gesetzes Werke, fondern allein durch den Glauben". Das war Balsam fr die wunde Seele. 3. An der Spitze des Augustinerordens, in den Luther eingetreten war. stand ein wohlwollender Oberer, Staupitz mit Namen. Dieser wurde bald aufmerksam aus den eigengearteten Mnch, der es fo ernst nahm mit *) Rom. 3, 28.

8. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 57

1896 - Leipzig : Hirt
57 3. In die hchsten Kreise fhrte ihn eine zweite Vermhlung: mit der Grfin Jsabella von Harrach, der Tochter eines bei Ferdinand sehr ein-flureichen Rates. Es war eine glckliche Ehe. Wallenstein war ein zrt-Itcher Gatte, und Jsabella erwiderte seine Neigung; eine Tochter verband die Gatten noch inniger. 4. Die Zeit, in der Wallenstein lebte, war ganz dazu angethan, einen hochstrebenden thatkrftigen Kriegsmann emporzutragen. Es tobte seit 1618 der Krieg, welcher 30 Jahre lang die Fluren Deutschlands verheeren und unsgliche Leiden der unser Vaterland bringen sollte. Da wurden tchtige Offiziere begehrt, zumal wenn sie es verstan-den, Soldaten um sich zu versammeln und an sich zu fesseln. Das war bei Wallenstein der Fall. Er verhalf dem Erzherzog Ferdinand wesentlich dazu, König von Bhmen und Kaiser von Deutschland zu werden. 5. Die Bhmen hatten sich der Herrschaft Ferdinands aus Furcht, da er sie katholisch machen mchte, entzogen und zu ihrem Könige das Haupt der Reformierten, den Kurfrsten Friedrich V. von der Pfalz, gewhlt. So brach der groe Krieg aus, der nicht nur Bhmen und sterreich, sondern ganz Deutschland, ja die meisten Lnder Europas in seinen Kreis hineinzog. Ferdinand hatte kein Heer und auch kein Geld, ein solches anzuwerben. Zwar half ihm sein Jugendfreund, der Herzog Maximilian von Bayern, aber doch nur aus Eigennutz und um hohen Lohn. Deshalb war es dem Kaiser hocherwnscht, als Wallenstein ihm anbot, ein Heer von 20000 Mann auf eigene Kosten anzuwerben und zu unterhalten. Allerdings verlangte er dafr ein erledigtes Frstentum. Da er der so viel Geld verfgte, um ein ganzes Heer besolden zu knnen, hngt mit der Geschicklichkeit zusammen, die er bei der Vermehrung seines Vermgens bewies. Ferdinand Ii. hatte nmlich nach der Besiegung Friedrichs V. (er bekam den Spottnamen der Winterknig", weil et nur einen Winter hindurch die Krone getragen hatte) die zahlreichen An-Hnger desselben in Bhmen gechtet und ihrer Gter beraubt. Da er-warb nun Wallenstein zu sehr billigem Preise so viel Land, da er zum Herzog von Friedland" ernannt wurde. Damit nicht zufrieden, strebte er sogar danach, unter die Reichsfrsten aufgenommen zu werden, und nachdem er glcklich fr den Kaiser gekmpft hatte, wurde er wirklich mit dem Herzogtum Mecklenburg belehnt. Sein weitschauender Geist entwarf nun den Plan, auf der Ostsee eine Flotte zu schaffen und mit dieser den Norden Europas zu beherrschen. 6. Aber ehe er diese gewaltige Aufgabe auch nur in ihren ersten An-

9. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 59

1896 - Leipzig : Hirt
59 Adolf konnte ihn bei Nrnberg nicht aus seinen trefflich angelegten Ver-schanzungen heraustreiben. Die entscheidende Schlacht bei Ltzen (1632) gewann Wallenstein zwar nicht, doch fgte es sein Glcksstern, da der groe Gegner den Tod fand. 9. Jetzt schien es Wallenstein an der Zeit, die Fremden aus Deutsch-land zu vertreiben und dem Vaterlande den lange ersehnten Frieden zurck-zugeben. Davon wollte freilich der Kaiser nichts hren. Voll Mitrauen betrachtete man in Wien diese Plne des Feldherrn; man frchtete, auch gegen den Willen des Gebieters werde er mit den Schweden Frieden schlieen, ja, wenn Ferdinand sich weigern sollte, daraus einzugehen, werde er mit den Feinden sich verbinden. So entschlo man sich, ihn zum zweiten Male abzusetzen, und da man bedachte, da das Heer vielleicht mehr seinem Feldherrn als seinem Kaiser anhangen werde, so ging man heimlich und versteckt zu Werke, untergrub zunchst das Vertrauen der Offiziere und Soldaten, indem man ihnen Wallenstein als schwarzen Verrter darstellte. Dadurch gelang es, die Mehrzahl der Regimenter von ihm abwendig zu machen. Mit den brigen zog er nach Eger, als wenn er sich mit den Schweden vereinigen wollte. Besonders vertraute er einem Obersten Butler. Dieser aber stand auf der Seite des Kaisers und lie zuerst bei einem Gastmahl die wichtigsten Anhnger Wallensteins tten, dann schickte er einige seiner Dragoner ab, um Wallenstein selbst zu er-morden. Dieser hatte eben ein Bad genommen und war im Begriff, schlafen zu gehen. Sein Mundschenk, der ihm in goldener Schale den Schlaftrunk gebracht hatte, begegnete den Hereinstrmenden und wollte ihnen empfehlen, die Ruhe des Herrn nicht zu stren. Aber ihm selbst versetzten sie eine Wunde und erhoben das Geschrei: Rebellen". Indem Wallenstein bei diesem Lrm, wie er war, nach dem Fenster ging, [stieen die Dragoner Butlers die Thr auf und schrieen ihm die Worte zu: Schelm und Ver-rter". Offenbar erkannte Wallenstein, da er verloren sei. An einem Tisch angelehnt, die Lippen bewegend, aber ohne einen Laut von sich zu geben, spannte er die Arme weit aus und empfing in dieser Stellung den Todessto. Dieses Ende eines bedeutenden Mannes war um so bedauerlicher, als dadurch der Abschlu des Krieges weit hinausgerckt wurde. Denn nun mischten sich die Franzosen auch noch in den Kampf ein, und erst 1648 kam der fr Deutschland beraus unheilvolle Westflische Friede" zustande.

10. Deutsche Lebensbilder und Sagen - S. 58

1905 - Leipzig : Hirt
58 16. Doktor Martin Luther. brg und Eisenach geschickt, wenn es auch nicht leicht war, die dazu ntigen Mittel aufzubringen. Unter den grten Entbehrungen mute er sich dort selbst den Lebensunterhalt erwerben; gutherzige Leute untersttzten ihn. Er zog mit andern armen Knaben, fromme Lieder singend und dafr um ein Almosen bittend, in der Stadt umher. Einmal war er in Eisenach schon vor mehreren Tren abgewiesen worden; da bemerkte eine Frau Cotta, wie andchtig gerade Luther sang, und wie herzlich er betete. Sie nahm ihn an ihren Tisch, gewann ihn sehr lieb und gab ihm manche gute Lehre. In der Schule machte er gute Fortschritte; mit achtzehn Jahren kam er auf die Hochschule (Universitt) in Erfurt. 2. Luthers Vater, der durch unermdlichen Flei allmhlich aus drftigen Verhltnissen zu einem gewissen Wohlstande sich emporgearbeitet hatte, war ehrgeizig; er wnschte, Martin solle Rechtsgelehrter werden, um die hchsten Wrden erlangen zu knnen. Und so studierte er die Rechtswissenschaften. Aber Gott hatte ihn zu etwas andern bestimmt. Hatte Luther schon die Bibel, die er in Erfurt genauer kennen lernte, ernster gestimmt, so erschtterte ihn der pltzliche Tod eines lieben Freundes aufs tiefste. Wie wrdest du vor deinem Gott bestehen, wenn er dich jetzt vor sich fordern wollte?" fragte er sich. Und immer strker wurde in ihm die Angst um sein Seelenheil. Endlich glaubte er, den einzigen Weg gefunden zu haben, Gottes Gnade zu erlangen: er trat in das Kloster der Augustiner und wurde Mnch. Der Vater zrnte ihm darber sehr, sah er doch damit seine liebsten Hoffnungen vernichtet. Aber der junge Mnch selbst hatte sich sehr getuscht, wenn er hier innere Sammlung und Seelenfrieden zu finden gemeint hatte. Zunchst wurde er zu den niedrigsten Diensten (wie Ausfegen) herangezogen, ob-wohl er auf der Universitt schon fr einen tchtigen Gelehrten gegolten hatte. Auch mute er mit dem Sack auf dem Rcken fr das Kloster betteln gehen. So verlangte es die Zucht des Klosters. Tiefsinnig stimmte es ihn, als er fah, da er als Mnch keine Fortschritte in der Heiligung mache, da er die Regungen des Zornes, Hasses, Neides, der Ungeduld noch nicht bemeistern gelernt habe. Er fiel zuweilen in eine so tiefe Ohnmacht, da er nur durch die Klnge der Musik, die er leiden-schaftlich liebte, ins Leben wieder zurckgerufen werden konnte. Er wrde an der inneren Seelenqual auch krperlich zugrunde gegangen sein, wenn ihn nicht ein teilnehmender Ordensbruder auf das trstliche Wort des Apostels Paulus hingewiesen htte*): Der Mensch wird gerecht nicht *) Rom. 3, 28.
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