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1. Der erste geschichtliche Unterricht - S. 28

1872 - Heidelberg : Weiß
— 28 — 27. Die Kreuzzüge. (1096—1291). Unter dem römischen Kaiser Constantin dem Großen mürbe ans Betreiben seiner Mutter Helena das verschüttete Grab bey Heilanbes ausgesucht und barüber ein prachtvoller Tempel gebaut. Auch an andern heiligen Orten Palästinas würden Kirchen errichtet. Seitbem wallfahrteten fromme Pilger immer häufiger zum heiligen Grabe, teils aus frommer Anbacht, teils zur Buße für ihre Sünden. Die Araber, welche nach den Römern die Herrschaft in Syrien führten, störten die Pilger nicht. Als aber die Seld-schuften, ein roher Türkenstamm, Palästina eroberten, verfolgten imb bedrückten biefe die Christen. Die frommen Pilger würden aufs unbarmherzigste mißhanbelt, der Gottesbienst durch Schreien und Lärmen unterbrochen, die Priester mit Schimpfworten und Schlägen verjagt, der ehrwürbige Patriarch Simeon von Jerusalem an beit Haaren vom Altar geschleift. Diese Unthaten sah auch ein frommer Pilger ans Frankreich, bcr Einsiedler Peter von Amiens. Mit einem Schreiben vorn Patriarchen von Jerusalem kam er zum Papst Urban Ii. und schilderte mit beredten Worten die Drangsale der Christen zu Jerusalem. Der Papst beauftragte Peter, in Italien und Frankreich die Gemüter auf den Kampf zur Befreiung des heiligen Grabes vorzubereiten. Im Jahre 1095 hielt der Papst selbst eine große Kirchenversammlung zu Clcrmont in Frankreich und forberte die Gläubigen aus, das gelobte ßanb den Ungläubigen zu entreißen. „Gott will es!" war der einmütige Ruf der Versammlung und alle, die an dem Heereszuge teil nahmen, hefteten ein rotes Kreuz ans die Schulter, daher die Bezeichnung Kreuzfahrer und Kreuzzug. —-- Das Hauptheer brach im August unter der Anführung des 1096] Herzogs Gottfried von Bouillon auf. Als das Heer bei Constautiuopel nach Asien übersetzte- zählte man 300 0 )0 streitbare Männer. Auf dem Zuge durch Kleinasien nach Syrien begann die Not und das Elend der Kreuzfahrer. Hunger und Durst, Krankheiten, die fortwährenden Kämpfe mit den kriegerischen Seldschukken lichteten das Heer der Kreuzfahrer, so daß nur etwa der zehnte Teil das gelobte Land erreichte. Diese aber, begeistert bnrck den Anblick der heiligen Stadt Jerusalem, eroberten trotz der tapfern Gegenwehr der Türken die Stadt. Gottfrieb von Bouillon war unter den ersten, welche von der Mauer in die Stadt sprangen. Die Thore würden geöffnet, und das Heer der Kreuzfahrer drang in die Stadt. (1099). Ein furchtbares, unbarmherziges Morden der

2. Der erste geschichtliche Unterricht - S. 49

1872 - Heidelberg : Weiß
— 49 — lief) der kirchlichen Streitigkeiten wurde festgesetzt, daß zwischen Ka-iholiken und Protestanten vollkommene Gleichheit bestehen soll. In dieser Beziehung wurde der westfälische Friede eine große Wohlthat für Deutschland. Nach diesem verheerenden Kriege bot Deutschland einen höchst traurigen Anblick. Zwei Dritteile der Einwohner waren zu Grunde gegangen, weniger durch das Schwert als durch die Übel, die der Krieg mit sich brachte. Seuchen, Pest, Hungersnot, Schrecken und Verzweiflung hatten die meisten Bewohner dahingerafft. Hunderte von Dörfern waren von der Erde verschwunden, andere standen öde und menschenleer. Die Saatfelder lagen zertreten und unangeöaut. In den Städten hatten Handel und Gewerbe aufgehört. Durch ganze Straßen erblickte man keinen Menschen; die eingeschlagenen Thüren, die zertrümmerten Fenster vieler Häuser ließen erkennen, daß die ehemaligen Bewohner umgekommen waren oder in der Wildnis umherirrten. Mit der inneren Zerrüttung war leider auch die Kraft und das Ansehen Deutschlands nach außen gebrochen. 45. Kaiser Leopold I. und Ludwig Xiy. König von Frankreich. Zehn Jahre nach dem westfälischen Frieden wurde Leopold, der Sohn Ferdinand des Iii., zum deutschen Kaiser erwählt. Er worein gutgesinnter, aber schwacher Fürst. Seine lange, beinahe fünfzig-ährige Regierungszeit war größtenteils mit Kriegen gegen Ludwig Xiv., König von Frankreich, ausgefüllt. Dieser schlaue und mächtige König suchte schon damals den Rhein zur Grenze des französischen Reiches zu machen. Manche deutsche Reichsfürsten waren w treulos, den herrschsüchtigen König in seinen Unternehmungen gegen den Kaiser zu unterstützen. Diese fortwährenden Kämpfe brachten aufs neue viel Unglück über Deutschland. Die schönsten Länder, besonders dos rechte Rheinufer und die Pfalz, wurden von den Franzosen gänzlich verwüstet, Städte und Dörfer niedergebrannt. Es gingen selbst mehrere wichtige Städte für dos deutsche Reich verloren, namentlich die Festung Straßburg, welche Ludwig der Xiv. mitten im Frieden in Besitz nahm. [1681 Die Friedensschlüsse, durch welche diese Verluste bestätigt würden, geschahen zu Ny mweg en (Ende des Krieges gegen Holland I678), zu Ryßwik (Ende des orleanischen Krieges 1697) und zu Utrecht (Ende des spanischen Erbfolgekrieges 1713). Das Volk nannte sie deswegen spottweise „den Frieden von Nimm weg, Reiß weg und Unrecht." Siegel, Der erste gesch. Unterricht. 4 -

3. Der erste geschichtliche Unterricht - S. 69

1872 - Heidelberg : Weiß
— 69 — Zu diesem Riesenkampfe bot Napoleon alle Kräfte auf. Mit 600000 Mann überschritt er im Sommer 1812 die ruf- [1s12 fische Grenze (den Niemen), siegte in mehreren Schlachten und drang bis Moskau vor. Eine unheimliche Stille herrschte in der großen Zarenstadt, als Napoleon sich ihr näherte. Niemand erschien, um ihm die Schlüssel der Stadt zu überreichen; keine neugierige Menge drängte sich herein, den mächtigen Kaiser zu sehen und anzustaunen. Die Stadt war menschenleer. Napoleon bezog den alten Zarenpalast, den Kreml. Aber bald brach Feuer in verschiedenen Stadtteilen aus. Der herbstliche Sturm fachte die Flammen an, und in kurzer Zeit war die ganze Stadt ein großes Flammenmeer. Vergeblich waren alle Versuche, den ungeheuern Brand zu löschen; auch der Kreml ward von den Flammen ergriffen. Die Russen selbst hatten das Feuer angelegt und die prächtige Stadt zum Opfer gebracht, nur um das französische Heer desto sicherer zu verderben. Vergebens bot Napoleon den Frieden an. Da beschloß er endlich den Rückzug. Aber zu allem Unglück trat ein ungewöhnlich früher und strenger Winter ein. Die Lebensrnittel gingen aus, und die russischen Soldaten verfolgten die abziehenden Heere. Die Not war grenzenlos. Viele erfroren an dem Feuer, das sie sich angezündet hatten; viele wurden von den Kosaken eingeholt und niedergehauen; viele erlagen dem Hunger und den Beschwerden dev anstrengenden Märsche. Unter Mühsalen jeder Art kam endlich der Zug Hungriger, Zerlumpter und halb Erfrorener an der Berefina an. Zwei Brücken stellten die Verbindung mit dem jenseitigen ltfer her. Aber gerade jetzt erreichte das Unglück den höchsten Grad. Aus den nächsten Höhen standen die Russen und schossen ununterbrochen auf die Fliehenden. Auf den Brücken entstand ein fürchterliches Gedränge. Jeder wollte der erste sein, der sich rettete, so lauge noch Rettung möglich war; doch die Geländer brachen, viele stürzten hinunter ins Wasser, andere wurden von den Kanonen über-fahren; zuletzt brach die eine der Brücken und unzählige wurden in den Fluten begraben. Alle, die das rettende Ufer nicht erreicht hatten, gerieten in russische Gefangenschaft. Am 5. Dezember verließ Napoleon den traurigen Rest feines Heeres und durchjagte die russischen Schneefelder in einem einfachen Schlitten. Mit Napoleons Flucht wich alle Zucht und Ordnung •*n Heere: Soldaten, Offiziere, Generale, sie alle waren nur aus Rettung ihres eigenen Lebens bedacht. Von dem ganzen großen, gewaltige» Heer, das nach Rußland gezogen war, kehrte etwa der Zwanzigste Teil gesund und waffenfähig zurück.

4. Der erste geschichtliche Unterricht - S. 73

1872 - Heidelberg : Weiß
Aber bald entstanden wegen der polnischen und sächsischen Länder Streitigkeiten. Napoleon benützte die Uneinigkeit seiner,Gegner und die Unzufriedenheit der Franzosen mit ihrer neuen Regierung im* landete am 1. März 1815 unerwartet im südlichen Frankreich. Alle gegen ihn ausgeschickten französischen Truppen gingen zu ihm über. Schon am 20. März hielt er seinen Einzug in Paris. Ludwig Xviii., von der Armee verlassen, entfloh nach den Niederlanden. Allein die auf dem Kongreß versammelten Mächte erklärten Napoleon als Friedensstörer Europas in Acht und schickten ihre Heere gegen ihn. Unter Wellington rückte ein englisch-deutsches Heer, unter Blücher ein preußisches gegen die französische Grenze. Napoleon zog ihnen mit 150 000 Mann entgegen. Bei Ljgn t) besiegte er den tapfern Blücher und wendete sich nun mit seiner qanzetf Macht gegen Wellington. Am 18. Jnni 1815 wurde bei Be Ile- Ä liance oder Waterloo nnweit Brüssel die große, entscheidende Schlacht geschlagen. Aus beiden Seiten wurde mit der äumtm_mtr£ngiutg und Erbitterung gekämvft. Lange blieb der Sieg unentschieden. Endlich wichen die Engländer zurück; ihr Geschütz stellte das Feuern ein. In diesem Augenblicke, als sich der Kampf zu Gunsten Napoleons entscheiden wollte, trafen die Preußen unter Blücher ein. Ununterbrochene Regengüsse, die dadurch angewachsenen Bäche und 'dielast ungangbar gewordenen Wege hatteiiz ihn verhindert, früher einzutreffen. Sogleich stürmten die Preußen aus die französischen Heere. Napoleon selbst führte feilte bewährteren Truppen, die Garde, heran. Sie wurden von preußischen Reitern umzingelt und überwunden. Damit ging die Schlacht für die Franzosen verloren. „Rette sich, wer kann!" war die Losung der fliehenden Armee. Napoleon, in Paris angekommen, wollte der Krone zu Gunsten feines Sohnes entsagen. Sein Anerbieten wurde nicht angekommen. Bon allen verlassen, versuchte er nach Amerika zu entfielen. Allein auch dies gelang ihm nicht. Da bestieg er ein pchtff, um sich unter englischen Schutz zu stellen. Aber für den Geächteten gab es kein Recht mehr. Als gemeinsamer Gefangener •er Alliierten wurde er nach St. Helena gebracht. „Der General Bonaparte muß Europa für immer verlassen!" — so lautete der 'lusspruch. Vou wenigen Getreuen begleitet, gelangte der außerordentliche Utamt, dem einst Könige gehorchten und vor dem Europa zitterte an einem Verbannungsort an. Obwohl in strenger Hast und abqe- chteden von der Welt, blieb er unbeugsam standhaft und fühlte sich

5. Der erste geschichtliche Unterricht - S. 3

1872 - Heidelberg : Weiß
Zubereitung und ohne weitere Leckerbissen den Hunger. Aus Hafer und Gerste brauten sie ihr Lieblingsgetränke, das Bier; aus dem Wollig der wilden Bienen bereiteten sie sich Met. Die Erziehung der Jugend war vorzugsweise aus Abhärtung und Übung in den Waffen berechnet. Die neugeborenen Kinder wurden iu kaltes Wasser getaucht, und das kalte Bad blieb für Knaben und Mädchen, für Männer und Frauen ein beliebtes Stärkungsmittel, das sie Sommer wie Winter gebrauchten. Frühe schon lernten die Knaben mit Waffen umgehen. Unter den Spieleu (der Jugend war insbesondere der Waffentanz beliebt, bei welchem sich die Jünglinge zwischen Lanzen und Schwertern tanzend einherbewegten. Der Lohn bei diesem gefährlichen Spiel war der Beifall der Zuschauer. Keine größere Freude kannte aber der heranwachsende Jüngling, als mit dem Vater in den Kampf zu ziehen oder in den Wäldern den reißenden Tieren nachzujagen. So lernte der Sohn vom Vater die Übung und Beschäftigung mit den Waffen hochachten, die Künste des Friedens waren für die alten Deutschen unbekannte Dinge. Ruhte Krieg und Jagd, so blieben die freien Männer müßig, frönten ihrer Trink- und Eßlnst oder schliefen ans der Bärenhaut. Die tapfersten und besten Männer thaten dann nichts, und überließen die Sorge für Haus und Hof den Frauen, den Alten und den Schwächlingen der Familie. Von Künsten verstanden sie wenig, von Wissenschaften gar nichts. Sie konnten weder lesen noch schreiben. Nur ihre Waffen und 'die zur Landwirtschaft und znm häuslichen Gebrauch nötigen Geräte wußte» -sie zu verfertigen. Ihr Reichtum bestand vorzugsweise iu zahlreichen Herde» von Pferden und Rindvieh. Eine Hauptsorge der Deutschen war die Totenbestattung. Die Leichen wurden begraben oder verbrannt. Die Asche der Verbrannten sammelte man und bewahrte sie sorgfältig in Urnen. Noch jetzt findet man besonders im nordwestlichen Deutschland zahlreiche Gräber der alten Deutschen, Hünen -oder Riesengräber genannt. Gewöhnlich sind sie unter steinbedeckten Hügeln, die in der Tiefe eine ans Lehm gebrannte Urne mit der Asche des Toten, dann Reste von Waffen und anderen Geräten bergen. 4. Bürgerliche Einrichtungen. Die bürgerlichen Einrichtungen waren bei den alten Deutschen noch ■sehr einfach. Man unterschied Freie und Unfreie. Die Freien zerfielen ''wieder'in vornehme Geschlechter oder Adalinge und in gemeine Freie oder Freilinge. Sie waren die Besitzer des Landes und hatten allein das Recht Waffen zu tragen und an den Volksversammlungen teil zu nehmen; ihre Beschäftigung bestand hauptsächlich in Krieg und Kriegsübnng, in Jagd und Fischfang. Mau hielt es für unwürdig, daß der freie Mann durch Schweiß erwerbe, was er sich. durch Blut verschaffen konnte; darum wollten sie lieber den Feind'bekämpfet! und sich Wunden holen, als den Acker pflügen und die Ernte Erwarten. Die Unfreien oder Hörigen besorgten den Ackerbau und die Viehzucht, und betriebest Gewerbe. In der Regel erhielten sie von ihrem Herrn Haus, Hof und Land gegen eine bestimmte Abgabe -an Früchten, Vieh und gewebten Leugen. Waffen durften sie aber nicht führen; dies war das Vorrecht freier Männer. "> * Anßev den Unfreien gab es noch Leibeigene oder Knechte, die als Sklaven behandelt wurden. Dies waren die Kriegsgefangene« oder solche Freie, die durch leidenschaftliches Spiel oder difrch Schulden ihre Freiheit < - * 1* *x

6. Der erste geschichtliche Unterricht - S. 6

1872 - Heidelberg : Weiß
— 6 — die wilden Tiere oder die Feinde Gefallenen; Weiber und Kinder kamen in die übrigen Himmelsräume. Die Seelen der ehrlos Verschiedenen wurden aber au die bleiche Toteiigöttin Helia verwiesen. Diese hielt sie in ihrem Reich Nebelheim unerbittlich sest. Da war ein trauriges Zusammensein ohne Kampf, ohne Freude und Lust. Das böse Wesen hieß Loki. Von ihm kamen die Übel der Welt. Doch glaubte das Volk, die guteu Götter würden einst ihren Feind bezwingen uyd in den Tiefen der Erde festbannen. Darnach würde dann Wodan Himmel und Erde neu und schöner umschaffen. In alten Liedern verehrten die Deutschen auch einen erdgeborenen Gott Luisko und dessen Sohn Manns als Urheber und Stammvater ihres Volkes. (Von Tnisko oder Teut leiten manche das Wort „deutsch" ab.) Dem Manns schrieben sie drei Söhne zu, von welchen die drei Stämme der deutscheu Völker abstammen sollten. Im übrigen war nach der Meinung der alten Deutschen die ganze Natur von göttlichen Wesen belebt: es gab Zwerge und Riesen, Elfen und Nixen, Kobolde und Feen. Diese waren teils gute, teils böse Geister. Auch die Wochentage standen unter dem Schutze der Götter, daher die meisten jetzt noch deren Namen tragen. Die Priester der Germanen standen in hohem Ansehen, bildeten aber feinen besonderen Stand. Im Namen des Volkes brachten sie die Opfer dar. Diese bestanden meist aus Feldfrüchten, Vieh, besonders in wilden Pferden; doch wurden auch gefangene Feinde geopfert. Gewisse Opserplätze in den Wäldern hielt man besonders heilig und unternahm dahin selbst aus entfernter Gegenden Wallfahrten. Den Willen der Götter und die Zukunft erforschte man auf verschiedene Weise, zuweilen aus dem Wiehern heiliger weißei Rosse, welche in Hainen der Götter gehegt und gepflegt wurden. Auch ge wisse Vögel, wie die Eule, der Rabe, der Kuckuck, galten als schicksalver kündend, eilt Aberglaube, der sich bis in unsere Zeit erhalten hat. 8. Gerichtswesen. Jeder Hausvater war Herr und Gebieter in seinem Gehöfte und durch freiwilliges Bündnis mit anderen Hofherren zu einer Gemeinde vereinigt. Größere Vereinigungen hießen Marken und Gaue. Jeder Gau wählte einen Vorsteher, den Graf, und die Beisitzer oder Richter für die Gaugerichte. Alle 14 Tage wurden diese öffentlichen Gerichte unter freiem Himmel gehalten. Der Platz hierzu war durch einen Baum oder Stein bezeichnet und hieß die Malftatt. In diesen Versammlungen wurde Recht gesprochen und Streit geschlichtet. Die Richter hatten die Anklage zu untersuchen und das Urteil zu sprechen, der Graf mußte es vollziehen. Bei Anklagen, die nicht vollständig erwiesen werden konnten, überließ man die Entscheidung einem sogenannten Gottesurteile. Man glaubte nämlich, die Götter würden dem Unschuldigen unmittelbare Hilfe verleihen. Zu diesen Gottesurteilen oder Ordalen gehörte der Zweikampf, die Feuer- und Wasserprobe u. s. w. Beim Zweikampf galt der Besiegte für schuldig. Bei der Feuerprobe mußte der Angeklagte glühendes Eisen in die Hand nehmen oder mit bloßen Füßen über glühende Kohlen laufen; bei der Wasserprobe ließ man ihn einen Ring oder einen Stein ans siedendem Wasser holen. Blieb er unverletzt, so war er unschuldig. Bei dem Bahrgericht mußte der eines Mordes Verdächtige an die Bahre treten und den Leichnam berühren; bluteten die Wunden, so wurde er schuldig erklärt.

7. Der erste geschichtliche Unterricht - S. 16

1872 - Heidelberg : Weiß
— 16 — lands genannt. Zuerst trat er bei den Friesen auf. Da er hier wenig Erfolg hatte, wendete er sich nach Hessen, Thüringen und Bayern. Überall verkündete er das Wort Gottes und stünte die heidnischen Altäre. Bei Geismar in Hessen stand eine uralte, dem Donnergotte geheiligte Eiche. Zu dieser wallfahrteten uicht nur die Heiden, sondern auch die neu bekehrten Christen noch immer gern. Sie brachten da den Göttern Opfer und erforschten die Zukunft. Wie nun die Heiden in großer Menge dort versammelt waren, trat Bouifacius unerschrocken unter sie und schlug die Axt an die Eiche. Alle glaubten, der Donnergott werde seinen heiligen Baum schützen und die Frevler mit Blitz und Donner zerschmettern. Aber Bouifacius und seine frommen Genossen blieben unversehrt und die Eiche stürzte endlich krachend zu Boden. Da erkannten die Heiden die Ohnmacht ihrer Götter, und ihr alter Glaube fiel gleich der Eiche. Bouifacius begnügte sich nicht, die Lehre Christi bloß zu predigen; er suchte sie auch für die Zukunft unter den Deutschen zu befestigen. Deswegen stiftete er an verschiedenen Orten Schulen, Kirchen und Klöster. Die Mönche unterrichteten und lehrten nicht allein, sondern trieben auch Handwerke und verfertigten allerlei Hausgeräte und Werkzeuge. Von ihnen lernte der Sandmann solche Arbeiten und verbesserte dadurch seinen Zustand. Wälder wurden gelichtet, Sümpfe ausgetrocknet und unfruchtbare Gegenden inmhende Selber umgeschaffen. Viele der errichteten Kirchen und Klöster wurden mit der Zeit Mittelpunkte für neue Städte und Dörfer. Im hohen Alter unternahm Bouifacius nochmals eine Bekehrungsreise zu den Friesen. Er gewann dort viele für das Evangelium, erbitterte dadurch aber ^auch die Anhänger des Götzendienstes. Bei Döffingen, wo seine' Zelte standen, wurde er plötzlich von einer Schar bewaffneter Heiden überfallen. Bouifacius verbot den seinen die Gegenwehr und ermahnte sie zum Frieden. Ruhig überließ er sich daun den Streichen der Mörder. Sein Leichnam wurde 755] seinem Wunsche gemäß nach Fulda gebracht.

8. Der erste geschichtliche Unterricht - S. 21

1872 - Heidelberg : Weiß
— 21 — in demselben Jahre am Weihnachtsfeste in der Peterskirche zu Rom am Aliare kniete, trat der Papst unerwartet vor Karl und letzte chm eine qoldene Krone auf. Das versammelte Volk aber rief dreimal jubelnd ans: „Karl, dem Augnstns, dem von Gott gekrönten, groß^ ßen und Friede bringenden Kaiser, langes Leben und Sieg!" — To wurde der Glanz der alten römischen Kaiserwürde erneuert mtb mit die Deutschen übertragen. , Der Ruhm Karl des Großen war bis m die entferntesten Länder gedrungen. • Selbst der Kalif von Persien schickte ihm kostbare Geschenke in herrlichen Gewändern, Teppichen, Gewürzen, entern wunderschönen Zelt, einer Uhr und einem Elefanten von seltener Größe. Karl machte Gegengeschenke von spanischen Pferden und Mauleseln, friesischen Mänteln und fränkischen Jagdhunden. Ueber-Haupt suchte Karl mit fremden Fürsten in Freundschaft zu leben, um dadurch eine gute Behandlung der dort wohnenden Christen zu erzielen. Er schickte selbst in die entferntesten Länder Unterstützungen an arme Christen. In den letzten Jahren seiner Regierung bestimmte Karl, Daß das weite Reich nach seinem Tode unter seine drei Söhne geteilt werde. Allein seine tüchtigsten Söhne, Karl und Pipin, starben noch vor dem Vater, und nur Ludwig, der jüngste und schwächste, blieb übrig. v . . .. _ , Da Karl sein Ende herbeikommen fühlte, berief er die Grotzen des Reiches nach Aachen. Man versammelte sich im Dome, wo auf dem Hauptaltar eine goldene Krone lag. Hier ermahnte Karl vor allem Volke seinen Sohn Ludwig, Gott zu fürchten, das Volk rote feine Kinder zu lieben, nur Recht und Gerechtigkeit zu üben und vor Gott und den Menschen selbst jederzeit unsträflich zu wandelu. Ludwig versprach unter Thränen, alle feine Pflichten treu und gewissenhaft zu erfüllen. „Wohlan denn", fuhr Karl fort, „so nimm die Krone, setze dir sie selbst aufs Haupt und erinnere dich stets an dein heute gegebenes Versprechen!" Wenige Monate nachher ward Kart von einem heftigen Fieber befallen. Er wollte sich wie gewöhnlich mit Fasten helfen; aber fein zu sehr geschwächter Körper ging der Auflösung^ entgegen, ■xsni letzten Augenblick faltete er die Hände und sprach leise mit geschlossenen Augen: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist!" [814 und verschied. — Merkwürdig, wie er gelebt bat, ist er auch begraben worden. Im vollen Kaiserschmuck, aus dem ^Haupte eine Krone, umgürtet mit einem Schwert, auf den Knieen ein Evangelium, an der Seite eine Pilgertasche wurde er, auf einem goldenen Stuhle sitzend, in die Gruft der Marienkirche zu Aachen hinabgelassen.

9. Der erste geschichtliche Unterricht - S. 22

1872 - Heidelberg : Weiß
— 22 _________ ocin Andenken erhielt sich lange in den Sagen und Liedern des Volkes, lind Jahrhunderte hindurch gedachte man feiner mit Ehrfurcht und Liebe. 23. Lndwig der Fromme. Ludwig, der die Klöster beschenkte und reichlich für die Kirchen sorgte, war zwar ein guter und gerechter, selbst gelehrter Mann-allein um ein so großes Reich mit Kraft zu regieren, fehlte ihm die nötige Einsicht und Festigkeit des Willens. Da er eines Tages beim Einsturz einer hölzernen Galerie ohne Schaden davon kam, be-schloß er, sich fortan nur mit Andachts- und Bußübungen zu beschäftigen, und teilte das Reich unter feine drei Söhne Lothar, -pipin und Ludwig. Als ihm aber aus einer zweiten Ehe ein Vierter Sohn Karl geboren wurde, wollte er auf Andringen feiner Gemahlin eine neue Teilung vornehmen. Da empörten sich feine Söhne und zogen offen gegen den Vater zu Felde. Bei Colmar '.m Elsaß sollte es zur Schlacht kommen. Aber der größte Teil von Ludwigs Heer war von den Söhnen durch Geschenke und Versprechungen bestochen, und so gingen feine Scharen zu den Söhnen über. Als nun Ludwig am Tage der Entfcheibnng nur ein kleines Häuflein von Getreuen um sich erblickte, sprach er zu ihnen: „Geht auch ihr hinüber zu meinen Söhnen; beim ich möchte nicht, daß je-inanb um meinetwillen sein Leben ober ein Glieb verliere." Seitdem heißt jene Ebene das „Lügeufelb". Ludwig geriet nun in die Gewalt feiner Söhne, und Lothar zwang ihn zur Entsagung der Krone. Die beibett anbeut Brüber befreiten zwar ihren Vater und fegten ihn wieber auf den Thron, aber der llnfriebe in der Familie bauerte fort. Nach dem Tode des Vaters brach der Krieg unter den entarteten Brüdern (Pipin war inzwischen gestorben) heftiger aus als zuvor. Endlich kam der berühmte Vertrag zu Verdun zustande. [8^13 Darnach erhielt Lothar die Kaiferwürde mit Italien und Burguub und einen schmalen Strich Laub links des Rheines bis nach Hollanb, später Lotharingen genannt. Ludwig, mit dem Beinamen der Deutsche, besam die Läuber des rechten Rheinufers, das eigentliche Deutfchlanb nebst den Städten Mainz, Worms und Speier (des Weinwuchses wegen). Karl, mit dem Beinamen der Kahle, erhielt alles Laub westlich von Lothars Reich; bei biesem Teil blieb der Name der Franken. Durch den Vertrag von Verbun war Deutfchlanb ein getrenntes, selbstäubiges Reich, und bamit beginnt die eigentliche Geschichte des deutschen Reiches.

10. Der erste geschichtliche Unterricht - S. 23

1872 - Heidelberg : Weiß
— 23 — 24. Tie letzten Karolinger. Die Karolinger, welche nach Lndwig dem Deutschen dar deutsche Reich beherrschten, waren: Karl der Dicke, Arnulf v o n K är n-ie n und Ludwig das Kind. In dieser Zeit machten die Slaven und Normannen häufig Ranbzüge nach* Deutschland. Ludwig dem Deutschen war es noch gelungen, das Land gegen diese räuberischen Horden zu schützen. Aber sein träger Sohn Karl der Dicke kaufte beit Normannen zweimal den Frieden mit schwerem Gelde ab. Dies zog ihm die allgemeinste Verachtung zu; er wurde der Königswürde für unfähig erklärt und auf einem Reichstag zu Tribur abgefetzt. Sein Lrnderfohn Arnulf folgte ihm. , Dieser, ein tapferer und würdiger König, besiegte die gefürchteten Normannen. Nach feinem frühen Tode kam sein sechsjähriger Sohn, Lndwig das Kind, auf deu Thron. Unter seiner Regierung erlebte Deutschland wohl die unglücklichsten Jahre. Die Magyaren oder Ungarn machten fast jedes Jahr Einfälle in das deutsche Gebiet. Sie waren ein wildes Reitervolk, fielen plötzlich mit heftigem Ungestüm in eine wehrlose Gegend ein, verwüsteten alles mit Feuer und Schwert und trieben Tausende der unglücklichen Einwohner als Sklaven mit sich fort. Ihre Hauptwaffen waren Bogen und Pfeil, gegen welche die Deutschen mit ihren schweren Schlachtschwertern und Streitkolben nichts auszurichten vermochten. Dazu kam noch die Uneinigkeit unter deu Großen des Reiches, so daß der Spruch Salomons: „Wehe dem Lande, dessen König ein Kind ist!" an unserem Vaterlande in Erfüllung ging. Zum Glück für Deutschland starb Ludwig das Kind [911 schon 911, und Deutschland wurde jetzt ein Wahlreich. Es traten nämlich nach dem Ableben eines Königs die Großen des Reiches zusammen und ernannten durch Wahl einen Nachfolger. Doch wurde bei dieser Königswahl die Sitte eingehalten, Den Sohn oder einen Verwandten des verstorbenen Königs zu wählen, so lange ein tauglicher Thronfolger in dem Hanse selbst zu finden war. Auch trafen die Könige zu ihren Lebzeiten Vorsorge, damit wieder ein Nachkomme ans ihrer Familie gewählt weide. Durch diese Einrichtung erhoben zwar die Teutschen viele tüchtige Männer auf den Thron, aber es wurde auch viel Streit und endlich Zersplitterung des gemeinsamen Vaterlandes herbeigeführt. Denn die Großen des Reiches, die Herzoge, die Pfalz- und Markgrafen, suchten die königliche Macht einzuschränken, um als unabhängige Fürsten ihre Länder regieren zu fönneu. Die wichtigsten Kaiserhäuser, welche nach den Karolingern ans beu deutschen Thron erhoben würden, sinb: das sächsische, das fränkische und das bobeuftaufisdie; barauf folgten Kaiser aus verschobenen Häusern, dann das luxemburgische und enblich das habsburgische Haus. Mit Wilhelm I. beginnt das hohenzollersche Kaiserhaus.
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