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vom Untergänge des weströmischen Reichs bis zur Reformation, verliert allmählich den früheren Mittelpnnkt ans dem Ange, insofern der Schau-platz bedeutender Ereignisse der Peripherie näher rückt, während jedoch der Seehandel meist noch im alten Geleise bleibt, nur daß seine Aus-gangs- und Endpunkte andere geworden sind. So dürfen wir vom commereiellen Standpunkte aus das Mittelalter nicht als einen ganz neuen Zeitabschnitt sondern nur als eine Übergangsperiode betrachten; dasselbe ist der Fall in Bezug auf Cultur und Politik; denn hinsichtlich der ersteren weist es nicht nur keinen Fortschritt sondern eher einen Rückschritt auf, und was letztere betrifft, so werden noch immer die Geschicke der bekannten Welt von Rom aus geleitet oder wenigstens beeinflußt, ja die hervorragendste Macht, das deutsche Königtum, glaubt des Zaubers der alten römischen Kaiserkrone nicht entbehren zu können. Erst von da an, wo das Terrain der Geschichte sich ändert, wo eine neue Cultur anhebt und die Hauptstadt der alten Welt ihr ltcbergciuicht völlig einbüßt, find wir berechtigt eine neue Epoche zu beginnen. Alles dies geschieht nicht mit einem Schlage, ist auch nicht das Werk einer einzigen bevorzugten Nation, sondern hat sich nach und nach unter Mithilfe fast des gefantntten Europas entwickelt.
In einer anfangs unscheinbaren Erfindung, der des Compasses, die man einem Italiener verdankt, liegt der Grund, daß das Gebiet des Handels sich über das gewaltige Weltmeer ausdehnte, daß die Auffindung des Seewegs nach Ostindien den Portugiesen ermöglicht wurde (1498), und daß Colon Spanien mit einer neuen Welt, mit Amerika, beschenkte (1493). Die Erfindung des Schießpulvers aber durch den Mönch Berthold Schwarz um 1340 schuf, indem sie durch die Umgestaltung des Kriegswesens den immerwährenden Fehden besser als der Landfrieden ein Ende bereitete, einen Zustand größerer Sicherheit, der nicht blos der materiellen Wohlfahrt durch Beschützung des Handels und der Industrie sondern ebensowohl der geistigen Arbeit zu gute kam. Diese selbst nahm durch die Buchdruckerkunst, mit welcher der Mainzer Guttenberg die Welt beglückte (1436), einen gewaltigen Aufschwung; denn dieselbe machte nicht allein die heiligen Urkunden zum allgemeinen Eigentum sondern auch die antike Bildung zum festen Besitz sich immer mehr vergrößernder Volksschichten. Selbst das Gewitter, welches längst durch die großartig aufstrebende Türkenmacht dem letzten Reste des griechischen Kaiserreichs gedroht hatte und sich endlich mit der Eroberung Konst ant inop eis 1453 entlud, erwies sich als segensreich für die Verbreitung der alten Literatur und Wissenschaft, da es die Vertreter derselben vom Bosporus verscheuchte und sie im Abendland edle Saaten ausstreuen ließ, welche fröhlich ausgiengen und reisten. Die begeisterten Jünger der Alten setzten der mittelalterlichen Scholastik den Humani s-m u s entgegen, zunächst in Italien dann aber auch in Frankreich und Deutsch-
9 *
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Extrahierte Personennamen: Berthold_Schwarz
Extrahierte Ortsnamen: Rom Europas Ostindien Spanien Amerika Mainzer_Guttenberg Italien Frankreich Deutsch-
Viii
Ii. Die mittlere Geschichte beginnt mit dem Untergang des westrmischen Reiches und schliet mit der Reformation durch Dr. Martin Luther (4761517). Sie zerfllt in 4 Perioden.
1) I. Periode: Vom Untergang des westrmischen Reiches durch Odoaker bis zur Erneuerung der rmisch-abendlndischen Kaiserwrde durch Karl den Groen (476800).
2) Ii. Periode: Von der Erneuerung der römisch- abendlndi-schen Kaiserwrde durch Karl den Groen bis zur Begrndung des ppstlichen Uebergewichts durch Gregor Vii. (8001072).
3) Iii. Periode: Von der Begrndung des ppstlichen Ueber-gewichts durch Gregor Vii. bis zur Wiederherstellung der Ruhe und Ordnung in Deutschland durch Rudolf von Habsburg (10721273).
4) Iv. Periode: Von der Wiederherstellung der Ruhe und Ordnung in Deutschland durch Rudolf von Habsburg bis zur Reformation durch Dr. Martin Luther (12731517).
Iii. Die neue Geschichte beginnt mit der Reformation und endigt mit der Gegenwart (15171879). Sie zerfllt in 3 Perioden.
1) I. Periode: Von der Reformation durch Dr. Martin Luther bis zur Regierung Ludwigs Xiv. (15171660).
2) Ii. Periode: Von der Regierung Ludwigs Xiv. bis zur ersten franzsischen Revolution unter der Regierung Lud-wigs Xvi. (16601789).
3) Iii. Periode: Von der ersten franzsischen Revolution unter der Regierung Ludwigs Xvi. bis zur Gegenwart (1789 1879).
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Ludwigs_Xiv Ludwigs_Xiv
Erstes Buch.
Die ältesten Völker bis zur Gründung der Persermonarchie
durch Kyrns.
Die Urgeschichte.
Erstes Kapitel.
Die Erde als Wohnplaß des Menschengeschlechts.
Unsere Erde ist eine Kugel von 5400 Meilen Umfang, und ihre
Oberfläche ist 9,282,000 Ouadratmeilen groß, von welcher das Wasser
6,900,000 Quadratmeilen, das Land also nicht ganz 2,400,000 Qua-
dratmeilen einnimmt. Diese ungeheure Kugel schwebt frei im großen
Welträume, wie wir in weiter Ferne Sonne, Mond und Sterne
schweben sehen. Gottes Allmachtshand Halt und tragt sie, gebietet
ihren Theilen, sich gegenseitig anzuziehen und aneinander zu schließen,
und Er führt die Erde ihre Bahn, so lange es ihre Bestimmung ist
unter den andern Sternen zu wandeln. Der Erdboden selbst erhebt sich
in mannigfaltiger Form bis zu 28,000 Fuß über den Spiegel des Meeres;
die größeren Höhen, Gebirge genannt, sind es hauptsächlich, welche das
Wasser einsaugen, das als Dunst in der Luft schwebt; es sickert in ihnen
hinunter und tritt als Quelle hervor; Schnee, Regen, Thau und Hagel
verstärken durch ihren Zufluß die Quellen, diese werden zu Bächen und
Flüssen, welche durch die tiefen Furchen der Gebirge dem Meere zurinnen,
das sie aufnimmt, wieder in Dunst verwandelt und als Wolken
entsendet, welche die Winde über die Erde hinwegtragen, damit Thiere
und Pflanzen erquickt werden. Unzählige Gewächse bekleiden den Erd-
boden, von dem Tange auf des Wassers Grund bis zu der Flechte, welche
sich an das Felsenhorn des Hochgebirges heftet, und in Luft, Wasser,
1«
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Karl nimmt den Kaisertitel an.
65
Hoffnung, unterwarfen sich Karln und nahmen die Taufe; die andern
Häuptlinge folgten dem Beispiele und der Widerstand schien erloschen.
Aber 793 machte sich der Haß gegen Karln und die Franken blutig
Luft; diesesmal waren es besonders die Liten, welche aufstanden; der
Zehenten, den sie an die Kirche entrichten sollten, erbitterte sie, und nicht
weniger die Heerfolge, welche sie Karln gegen die Slaven leisten muß-
ten. Der Aufstand wurde jedoch unterdrückt, so oft er sich wiederholte;
10,000 sächsische Familien verpflanzte Karl in entfernte Gegenden und
ersetzte sie durch fränkische Bevölkerung, baute Burgen und versah dieselben
mit Besatzungen. Mit dem Zahre 804 war der Sachsenkrieg zu Ende;
einzelne Gewaltthaten kamen aber noch längere Zeit vor; auch blieben
viele Sachsen ihren Göttern im Herzen getreu und feierten ihnen auf
den Bergen nächtlicher Weile die alten Feste. Karl stiftete im Sachsen-
lande acht Bisthümer: Osnabrück, Minden, Verden, Bremen, Paderborn,
Münster, Halberstadt und Hildesheim, und in nicht langer Zeit wurden
die Sachsen eifrige Christen und blieben dabei ein kräftiger, ja herr-
licher deutscher Volksstamm.
Karl nimmt den Kaisertitel an (800).
Durch den Sieg über die Sachsen war der Sieg des Christenthums
in Europa entschieden; wären die Sachsen Heiden geblieben, so wäre
dieser mächtige Volksstamm in späterer Zeit (sie wurde trübe genug)
gewiß einmal losgebrochen und hätte seine Macht und mit derselben
das Heidenthum über Deutschland ausgebreitet; wo würde dann den
heidnischen Sachsen, Normannen, Slaven und Mohammedanern gegen-
über noch ein christliches Volk gewesen sein? Vor einer solchen Zukunft
schützte Karl die Christenheit. Sein Ruhm verbreitete sich über die Erde;
zu ihm kamen Gesandte des Chakans der Hunnen, des griechischen Kai-
sers, des Königs von Asturien, des Chalifen Harun al Radschid und
ehrten ihn durch Geschenke. Er war der mächtigste Fürst Europas, der
Beschirmer des Chriftenthums gegen Heiden und Mohammedaner, und
nun nahm er auch den ehrenvollsten Titel an, welchen es gab, nämlich
des römischen Kaisers. Karl war wie sein Vater Patricius von Rom und
hatte mit Papst Adrian I. (772—795) in enger Freundschaft gelebt;
dessen Nachfolger Leo Iii. wurde 799 bei einem Aufstande der Römer
schwer mißhandelt und hatte sich mit Mühe nach Spoleto gerettet. Da-
mals nämlich wie auch später war Rom der Schauplatz der heftigsten
Parteikämpfe, die am häufigsten bei einer Papftwahl zum Ausbruch
kamen; denn da die Bürgerschaft der Stadt und die Adeligen des Stadt-
gebiets den von dem römischen Klerus gewählten Papst in öffentlicher
Versammlung durch ihren Zuruf gewissermaßen zu bestätigen hatten,
Bumüller, Gesch. d. Mittelalters.
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Harun Karl Leo_Iii Leo
Extrahierte Ortsnamen: Sachsenkrieg Minden Bremen Paderborn Halberstadt Hildesheim Sachsen Europa Sachsen Deutschland Sachsen Asturien Europas Rom Spoleto
Das Zeitalter der Kreuzzüge.
193
königlichen Gerichtsbarkeit und des königlichen Schatzkammerhofes auf
Kriminal- und Regaliensachen; Bestätigung eines höchsten Gerichtshofs
in Civilsachen mit festem Sitze in Weftmünster; kein freier Mann darf
verhaftet oder in das Gefängniß gesetzt, seines Grundbesitzes beraubt oder
sonst gewaltthätig behandelt werden außer durch den Spruch eines aus
seinen Standesgenossen zusammengesetzten Gerichts; die alten Rechte und
Freiheiten der Städte, Flecken, Seehäfen und fremden Kaufleute werden
bestätigt; im ganzen Reich gilt gleiches Maß und Gewicht; jeder Freie
hat die Erlaubniß in Friedenszeiten außer Landes zu gehen und wieder
zurückzukehren; Einschränkung der Bedrückungen des Forstgesetzes; die
Freiheiten, welche der König seinen Vasallen bewilligt, sollen auch den
Vasallen der geistlichen und weltlichen Herren zugestanden werden; eine
außerordentliche Befteurung kann nur mit Einwilligung des Parlaments
(Reichstags, Landtags) stattfinden.
Als dem König die Magna charla abgedrungen war, wurde er
fast wahnsinnig vor Zorn und rüstete sich mit dem größten Nachdrucke.
Mit seinen Söldnerschaaren bedrängte er seine Gegner in dem neuen
Kriege dermaßen, daß sie dem französischen Kronprinzen Ludwig die
englische Krone antrugen. Dieser landete wirklich mit einem Heere bei
Sandwich (Mai 1216) und hatte auch schon einige Vortheile erfochten, als
König Johann im Oktober unvermuthet starb. Nun verließen die mei-
sten englischen Barone den französischen Prinzen und huldigten Hein-
richen Hi., dem Sohne Johanns, wodurch sich jener genöthigt sah, 1217
wieder nach Frankreich zurückzukehren. (Wie Heinrich Hi. sich mit Lud-
wigen Ix. wegen der englischen Besitzungen in Frankreich verglich, ist
bereits S. 187 ff. gesagt worden.)
Lweiundzrvanzigstes Kapitel.
Das Zeitalter der Kreuzzüge.
Mit den Kreuzzügen ist die Hauptepoche des Mittelalters vorbei;
lnit dem Aufgebot aller Kräfte hat die europäische Christenheit während
desselben nach einem Ziele gestrebt, höher und herrlicher, als seitdem je
eines den Völkern vorschwebte. Die christlichen Völker des Abend-
landes waren geeinigt in der Kirche unter ihrem sichtbaren Oberhaupte,
dem Papste, und dieser sollte nicht bloß über den Glauben wachen, die
kirchliche Ordnung aufrecht erhalten und durch Befehl, Warnung und
Strafe dafür sorgen, daß christliche Sitte und Zucht auch von den Großen
Bumüllrr, Gesch. d. Mlttklñlters. 1z
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Johann Johanns Johanns Heinrich_Hi Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Weftmünster Friedenszeiten Frankreich Frankreich
124 Das heilige römische Reich deutscher Nation.
Unwesen, das besonders in Deutschland und Italien eingerissen hatte,
mit großem Erfolge. Mit Kaiser Heinrich gerieth er jedoch aus meh-
reren Ursachen in eine bedenkliche Spannung, vorzüglich aber deßwegen,
weil dieser in Mailand einen Erzbischof eingesetzt hatte, der nichts an-
deres als eine kaiserliche Kreatur war. Leo blieb zwar mit dem Kaiser
im Frieden, fand aber doch gerne für den päpstlichen Stuhl einen Rück-
halt in den unteritalischen Normannen, denen er zuvor feindlich gegen-
über gestanden hatte.
Die Normannen in Unteritalien.
Von den französischen Normannen gingen viele in auswärtige
Dienste, weil die nachgeborenen Söhne adeliger Eltern keinen Antheil
an dem untheilbaren Allode bekamen, also ihr Fortkommen anderswo
suchen mußten. Ihre Fahrten in auswärtigen Kriegsdienst begannen sie
in der Regel mit einer Wallfahrt nach Montegargano in Unteritalien,
und hier lernten sie die longobardischen und griechischen Herren kennen,
die sich noch gegen die Angriffe der Saracenen behauptet hatten. Die
ritterlichen Normannen traten gerne in den Dienst dieser Herren (z. B.
-der Herzoge von Benevent, Neapel, Salerno, Amalfi), die ihnen Sold
und Lehen zusagten, und sie schlugen sich dermaßen, daß sie der Schrecken
der Saracenen wurden. Aber nun wurde ihnen nach griechischer Weise
nicht Wort gehalten; darum riefen sie andere ihrer tapferen Brüder
herbei und nahmen sich nicht bloß den vorenthaltenen Lohn, sondern er-
oberten auch für sich selbst Städte und Landschaften von den Longobar-
den, Griechen und Saracenen. Die deutschen Könige und römischen Kai-
ser begünstigten aus Feindschaft gegen die Byzantiner die erobernden
Normannen und belehnten sie mit dem, was diese jenen abnahmen, so
Konrad Ii. den Rainulf mit der Grafschaft Aversa, welche der Normanne
von dem Herzog Sergius von Neapel für seine Dienste empfangen
hatte. Im Jahre 1043 nannte sich Wilhelm Eisenarm, einer der zwölf
Söhne des Tankred von Hauteville, bereits Graf von Apulien und er-
hielt 1047 die kaiserliche Belehnung; als aber Kaiser Heinrich Iii. den
Herrn von Benevent, der seine Mutter bei ihrer Wallfahrt nach Monte-
gargano beleidigt hatte, ächtete und der Papst ihn bannte, bemächtigte
sich Wilhelms Bruder, Hunfried, Benevents, das der Kaiser dem Papste
versprochen. Darüber gerieth nun Leo Ix. mit den Normannen in
Krieg. Er hatte aus Deutschland 700 Schwaben als Freiwillige mit-
genommen, und mit diesen und einer viel größeren Anzahl Italiener zog
er gegen Benevent. Bei Civitella kam es den 18. Juni 1053 zur Schlacht;
die Italiener liefen davon, die normannischen Reiter stachen mit ihren Lan-
zen die Pferde der Schwaben nieder, die nicht mit Lanzen, sondern mit ge-
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Leo Konrad_Ii Konrad Sergius_von_Neapel Wilhelm_Eisenarm Wilhelm Tankred Heinrich_Iii Heinrich Wilhelms Wilhelms Leo_Ix Leo
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Italien Mailand Unteritalien Unteritalien Neapel Salerno Amalfi Apulien Monte- Deutschland
I
Die Schlacht am Morgarten; erster eidgenössischer Bundesbrief. 225
Rächern willig an und war nun für einige Zeit auf der habsburgi-
schen Seite.
König Heinrich verstand es, seine Hausmacht zu vergrößern; König
Wenzel von Böhmen war gestorben, sein Bruder ermordet worden, der
Haß des böhmischen Adels gegen Habsburg verweigerte diesem Hause
die Krone, er trug sie dem Sohne Heinrichs, Johann, an, und dieser
heirathete die Schwester des letzten Böhmenkönigs aus Ottokars Hause
(1309). Sein Stammland Luxemburg erhob Heinrich Vii. zum Her-
zogthume.
Im folgenden Jahre zog Heinrich nach Italien, wo ihn die Ghi-
bellinen als 'streu Retter und Rächer aufnahmen; er ließ sich in Mai-
land zum König von Italien krönen, wollte aber nicht als Parteihaupt
erscheinen, sondern als Oberherr und schiedsrichterlicher Vermittler. Nun
geschah, was frühere Kaiser erfahren hatten; als Heinrich das kaiser-
liche Ansehen ernstlich geltend machen wollte, Vögte einsetzte und Steuern
erhob, empörten sich die meisten Städte und König Robert von Neapel
unterstützte sie. Heinrich bezwang Kremona und nach langer, anstren-
gender Belagerung auch Brescia, und empfing nach blutigen Kämpfen
im Juni 1312 durch einen päpstlichen Legaten zu Rom die Kaiserkrone;
Florenz hingegen widerstand; der Kaiser aber starb plötzlich in Buonkon-
vento im Sienesischen (24. Aug. 1313); man schrieb seinen Tod wäl-
schem Hasse zu, und daraus entstand die Sage, er sei von einem Domi-
nikaner durch das Abendmahl vergiftet worden. Diese Sage ist jetzt sogar
durch kirchenfeindliche Schriftsteller als historische Lüge nachgewiesen wor-
den, denn es ist gewiß, daß Heinrich den Tod, wie so mancher Deutsche
in Italien vor und nach ihm, sich durch eigene Unvorsichtigkeit zugezogen
hat. Er ruht in Pisa, das ihm aus tödtlichem Hasse gegen Florenz treu
ergeben war.
Die Gegenkönige Friedrich von Oesterreich und
Ludwig von Bayern (1314—1322).
Die Schlacht am Morgarten; erster eidgenössischer Bundesbrief (1315).
Als Kaiser Heinrich in Italien sein Grab gefunden hatte, wählten
die Kurfürsten von Mainz, Trier und Böhmen, Brandenburg und
Sachsen-Lauenburg den Herzog Ludwig von Bayern, Köln, Pfalz, Sach-
sen-Wittenberg und der vertriebene Böhmenkönig Heinrich von Kärnthen
den Herzog Friedrich von Oesterreich, Albrechts schönen und edlen Sohn;
Friedrichen krönte am 25. November 1314 der Erzbischof von Köln in
Bonn, Ludwigen am 26. der Erzbischof von Mainz in Aachen. Nun
entbrannte ein furchtbarer Krieg um den Besitz der Krone, durch wel-
Bu mittler, Gesch. d. Mittelalters. \ e.
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Heinrichs Heinrichs Johann Johann Ottokars Heinrich_Vii Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Robert_von_Neapel Heinrich Heinrich Kremona Heinrich Heinrich Friedrich_von_Oesterreich Friedrich Ludwig_von_Bayern Ludwig Heinrich Heinrich Ludwig_von_Bayern Ludwig Heinrich_von_Kärnthen Heinrich Friedrich_von_Oesterreich Friedrich Albrechts Albrechts
150 Das heilige römische Reich deutscher Nation.
Reichenau; von den Grafcngeschlechtern: Nellenburg, Hohenstaufen, Lenz-
burg, Achalm, Buchhorn, Gingen, Lechsgmünd.
Die deutschen Städte. Die alemannischen Bauern.
Zn ganz Deutschland erklärten sich aber die Städte für den König;
sie benutzten den Krieg ihrer Herren gegen den König dazu, um von
diesem Erweiterung ihrer Rechte sich urkunden zu lassen; es war ja be-
reits die Politik von Heinrichs Großvater Konrad gewesen, sich der
Städte gegen die hohe Aristokratie zu bedienen. Zm alten Alemannien
ging Heinrich noch weiter; er bewaffnete 12,000 Bauern und schickte
sie gegen seine hochgestellten Feinde, was diese so erbitterte, daß Berthold
von Zähringen die gefangenen Bauern verstümmeln ließ. Die Bewaff-
nung der Bauern war allerdings ein sehr gefährliches Beispiel; daß die
sächsischen Gemeinen sich nach der Schlacht an der Unstrut nur unwillig
der Rache an ihrem Adel enthielten, ist oben gesagt worden, im obern
Alemannien aber hatten sich die Bauern kaum hundert Jahre früher gegen
die geistlichen und weltlichen Herren förmlich empört und waren nur
mit Mühe überwunden worden, Beweis genug, daß der Stoff zu einem
Kriege der Gemeinen gegen die Herren vorhanden war; daß Heinrich
ihn nicht vollständig in Flammen setzte, daran hinderte ihn einmal die
Rücksicht, die er auf seine vornehmen Anhänger zu nehmen hatte, und
sodann war er eine zu despotische Natur, als daß er eine Revolution
von unten auf hätte machen können; die Unterdrückung der hohen Aristo-
kratie war Erbpolitik seines Hauses, damit war aber keineswegs eine
Erhebung der niedern Stände gemeint, sondern man ließ diese nur ge-
legentlich gegen den hohen Adel los, weil dieser sich unmittelbar neben
der Königsmacht behaupten wollte. Was alles Heinrich einem Könige
den Bauern gegenüber für erlaubt hielt, hatte er hinlänglich durch seinen
Burgenbau und seine ganze Wirthschaft in Sachsen bewiesen.
Das Kriegsglück schwankte; Heinrich verlor die Schlachten bei Mel-
richsstadt 1078, bei Flarchheim 1080, und am 15. Oktober desselben
Jahres die an der Elster unweit Zeitz; doch alle diese Schlachten hin-
derten ihn nur an seinen Unternehmungen gegen Norddeutschland, beug-
ten ihn aber nicht, denn in Schwaben und am Rhein behauptete er die
Oberhand.
Ueberspannung der päpstlichen Ansprüche.
An der Elster blieb der Gegenkönig Rudolf, nachdem ihn kaum
vorher der Papst anerkannt hatte. Die Anerkennung geschah in einer
Weise (mit der auch andere Handlungen des Papstes übereinstimmten),
daß daraus hervorging, er wolle das deutsche Königreich zu einem päpst-
lichen Lehen machen, wie es Neapel, Dalmatien, und Kroatien bereits
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Extrahierte Personennamen: Buchhorn Heinrichs_Großvater_Konrad Heinrichs Konrad Heinrich Heinrich Berthold
von_Zähringen Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Rudolf Rudolf
Johann.
213
Die Magna Charta (1215).
Nun hatte er zwar mit dem Papste Frieden; aber seine Grausam-
keit, Untreue, Wollust und Brutalität erbitterten die englischen Großen
so sehr, daß ein allgemeiner Aufstand ausbrach, durch welchen der König
genöthigt wurde, die Magna Charta libertatum, den großen Freiheits-
brief zu unterschreiben (1215, zu Runnpmead zwischen Staines und
Windsor). Der Hauptinhalt der Magna Charta ist folgender: Bestäti-
gung der Rechte der Kirche; Beschränkung der willkürlichen Besteuerung
der Vasallen und der königlichen Vormundschaft über Minderjährige aus
dem Vasallenftande; Zuruckführung der königlichen Gerichtsbarkeit und
des königlichen Schatzkammerhofes auf Kriminal- und Regaliensachen;
Bestätigung eines höchsten Gerichtshofs in Civilsachen mit festem Sitze
in Westminster; kein freier Mann darf verhaftet oder in das Gefängniß
gesetzt, seines Grundbesitzes beraubt oder sonst gewaltthätig behandelt wer-
den durch den Spruch eines aus seinen Standesgenofsen zusammen-
gesetzten Gerichts; die alten Rechte und Freiheiten der Städte, Flecken,
Seehäfen und fremden Kauflcute werden bestätigt; im ganzen Reich
gilt gleiches Maß und Gewicht; jeder Freie hat die Erlaubniß, in Frie-
denszeiten außer Landes zu gehen und wieder zurückzukehren; Einschrän-
kung der Bedrückungen des Forstgesetzes; die Freiheiten, welche der Kö-
nig seinen Vasallen bewilligt, sollten auch den Vasallen der geistlichen
und weltlichen Herren zugestanden werden; eine außerordentliche Be-
steuerung kann nur mit Einwilligung des Parlaments (Reichstags, Land-
tags) stattfinden.
Als dem König die Magna Charta abgedrungen war, wurde er
fast wahnsinnig vor Zorn und rüstete sich mit dem größten Nachdrucke.
Mit seinen Söldnerschaaren bedrängte er seine Gegner in dem neuen
Kriege dermaßen, daß sie dem französischen Kronprinzen Ludwig die eng-
lische Krone antrugen. Dieser landete wirklich mit einem Heere bei Sand-
wich (Mai 1216) und hatte auch schon einige Vortheile erfochten, als
König Johann im Oktober unvermuthet starb. Nun verließen die meisten
englischen Barone den französischen Prinzen und huldigten Heinrich Iii.,
dem Sohne Johanns, wodurch sich jener genöthigt sah, 1217 wieder
nach Frankreich zurückzukehren. (Wie Heinrich Iii. sich mit Ludwig Ix.
wegen der englischen Besitzungen in Frankreich verglich, ist bereits S. 207
gesagt worden.)
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Extrahierte Personennamen: Johann Johann Ludwig Ludwig König_Johann Johann Heinrich_Iii Heinrich Johanns Johanns Heinrich_Iii Heinrich Ludwig_Ix Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Westminster Frankreich Frankreich
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Englische Revolution. Zeitalter Ludwigs Xiv. re.
Neunzehntes Kapitel.
Aus der Kulturgeschichte.
Wir haben nun die Periode von der Reformation bis zur Revo-
lution durchwandert, die eine Abtheilung der neuen Zeit, welche durch
die Erfindung des Schießpulvers, der Buchdruckerpresse, die Entdeckung
Amerikas und die Reformation herbeigeführt und gestaltet wurde. Wir
haben gesehen, wie die veränderte Kriegskunst sich weiter entwickelte, wie
in Europa die geworbenen Heere den konskribierten Platz machen, die
Söldner den Soldaten, so daß die Heere mehr und mehr anwachsen,
der Krieg sich dem Volkskriege nähert und in Schweden wirklich durch
Karl Xu. auf diesen Grad gesteigert wird. Durch die vervollkommnete
Kriegskunst wird die osmanische Macht gedemüthigt, und wenn der Is-
lam seine Eroberungen nicht wieder verliert, so verdankt er dies nicht
seiner eigenen Stärke, sondern der Feindschaft der christlichen Reiche
unter einander selbst. Dagegen breitet sich die Herrschaft der Europäer-
in Amerika und dem östlichen Asien immer weiter aus, da die halbnack-
ten Indianer und die weichen Hindu der europäischen Kriegskunst und
Körperkraft nicht widerstehen können. Die europäischen Mächte besitzen
große Reiche außerhalb Europas, es beginnt eine neue Völkerwanderung
über die Meere, durch welche aber die Kultur nicht ausgerottet, sondern
in neuen Boden gepflanzt wird, wo derselben Raum zu fast unendlichem
Wachsthum gegeben ist. Handel und Gewerbsamkeit nehmen durch den
Verkehr mit fremden Erdtheilen einen Aufschwung, gegen welchen die
alte Blüte des phönikischen oder griechischen Handels beinahe verschwin-
det; der Wechselverkehr der Völker aus dem Erdbälle wird immer leben-
diger, das europäische Wesen gewinnt Eingang und durch Ansiedelungen
die Oberhand, und nur dadurch, daß die Europäer den Krieg auch in
andere Erdtheile tragen und dort gegen einander ausfechten, widerstehen
noch alte Reiche in ihrer Verkommenheit dem europäischen Eroberer und
Eindringling.
Dieses wetteifernde Ringen der europäischen Völker, welches Por-
tugal, Spanien, Frankreich, England, Holland abwechselnd erhob, regte
wie einst der persisch-griechische Krieg und später die Kreuzzüge nicht
allein den kriegerischen und kaufmännischen Geist der Völker auf, schuf
nicht nur Feldherren und Seefahrer, sondern der nationale Aufschwung
hob auch die Dichter auf die Sonnenhöhe der Poesie. Spanien er-
zeugte Lopez de Vega, Kalderon und den unvergleichlichen Cer-
vantes; auch Portugal fand in dem unglücklichen Kamoenö einen wür-
digen Sänger seiner Größe. Beinahe gleichzeitig, unter Elisabeth, brachte
England den William Shakespeare hervor, den König des neuen
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe]]
TM Hauptwörter (200): [T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind]]
Extrahierte Personennamen: Ludwigs Karl_Xu Karl Lopez_de_Vega William_Shakespeare
Extrahierte Ortsnamen: Amerikas Europa Schweden Amerika Europas Spanien Frankreich England Holland Spanien Kalderon Portugal England