Gladiatorenspiele, b. H. Schwertkämpfe mit scharfer Waffe, welche die Römer gerne sahen itrtb teils in öffentlichen Theatern, teils auch in Privathäusern aufführen ließen. Die Glabiatoren, meist kriegsgefangene Gallier, Cimbern, Thracier, würden in beson-beren Fechtschulen ausgebilbet. Aus der Fechtschule in Kapna
Forum Romanum.
entwichen 78 solcher Fechter und erregten, inbern sie Glabiatoren und Sklaven überall freimachten und zu den Waffen riefen, einen gewaltigen Ausstanb. Das Heer der Aufftänbischeu wuchs auf 70000 Mann an und besiegte mehrere römische Heere, bis es enblich durch Uneinigkeit eine vernichtenbe Nieberlage erlitt (71 v. Chr.). B
Kaum hatte sich Rom von dem Schrecken des Sklavenausstandes erholt, so drohte dem Staate eine fast noch größere Gefahr durch Lucius Sergius Catilina. Er war ein Mann aus vornehmem Geschlechte und von großer Begabung, aber noch größerer Lasterhastigkeit; bei den Proskriptionen des Sulla hatte er. eine Mörderbande angeführt und seinen eigenen Bruder erschlagen; als Verwalter der Provinz Asrika hatte er sich schändlicher Erpressungen und Unterschlagungen schuldig gemacht und war einer ihm deshalb brohenben Verurteilung nur durch Bestechung der Richter entronnen. Dieser Mann trachtete dar-nach, sich der Gewalt in der Stadt Rom zu bemächtigen. Als er mit feiner Bewerbung um die Konsulswürde bnrchgesallen
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Extrahierte Personennamen: H._Schwertkämpfe Sergius_Catilina Sulla
186
Geschichte der alten Welt.
tannieus erobert, Thrakien bis an die untere Donau sowie Mau-
retanien römische Provinz.
Nero (54—68 n. Chr.).
8 571. Klaudius war ein gelehrter Herr gewesen, der das Al-
phabet mit einigen Buchstaben seiner eigenen Erstndung bereichern wollte
und in das Dunkel der tuskischen Geschichte eindrang; Nero hingegen
war Poet, Musiker, Schauspieler und liebte das Wagenrennen leiden-
schaftlich. Der Philosoph Scneka hatte ihn zuletzt unterrichtet und
leitete mit Burrhus, dem Befehlshaber der Prätorianer, den jungen
Kaiser auch in seinen ersten Regierungsjahren. Diese versprachen nur
Gutes, denn daß er seinen Bruder Britannikus, des Klaudius
55 n. §hr. Sohn, durch Gift mordete, fand die römische Welt entschuldigt durch
die Unverträglichkeit der beiden Brüder, die zuletzt nur einen Bürger-
krieg zur Folge gehabt hätte. Seine Mutter erzürnte ihn durch ihre
59 n. Chr. Herrschsucht, und als sie ihm zu drohen wagte, ließ er ste umbringen und
ebenso seine Gemahlin Oktavia, des Klaudius Tochter, die ihm zu-
63 n. Chr. wider war; auch der Tod des Burrhus wurde ihm zugeschrieben.
8 572. Jetzt überließ er sich ganz seinen Liebhabereien und trat öffent-
lich als Sänger und Wagenlenker auf, was dem römischen Pöbel viel
Vergnügen machte; als aber im Jahre 64 von den 14 Quartieren der
Stadt drei ganz abbrannten, sieben sehr beschädigt wurden und es hieß,
der Kaiser habe das Feuer anlegen lassen, damit er sich eine Vorstel-
lung von dem Brande Trojas machen könne, verlor er die Gunst des
Pöbels, obwohl er viele Christen als angebliche Brandstifter bei den
nächtlichen Rennspielen verbrennen ließ und die Stadt schöner aufbaute.
Für sich errichtete er „das goldene Haus des Nero", einen Palast von
fabelhafter Größe und Pracht, verschwendete das Einkommen des
Reiches, verschaffte sich durch Erpressungen und Hinrichtungen Geld,
trieb seine Liebhabereien immer toller, bis sich endlich die Heere in Gal-
lien und Spanien empörten. Auch die Prätorianer wurden ihm untreu,
und derselbe Senat, welcher alle seine Mordthaten sanktioniert und geprie-
sen hatte, verurtheilte ihn, als er aus der Stadt geflohen war, zum Tode
durch Henkershand; dem kam er jedoch dadurch zuvor, daß er sich in
seinem Verstecke von einem Freigelassenen die Halsadern durchstechen
ließ. Mit ihm endigte die schauderhafte Familie der eigentlichen
Cäsaren.
8 573. Daß die christliche Gemeinde in Rom schon sehr
zahlreich war, beweist die Thatsache, daß Nero sie als Gegenstand
des Pöbelhasseö kannte und durch deren Verfolgung sich zu rechtfertigen
hoffte. Dieser Gemeinde stand der Apostelfürst Petrus vor, denn
nach dem göttlichen Rathschlusse war Rom zum Mittelpunkte der
christlichen Welt bestimmt; Petrus selbst sowie auch der große Hei-
denapostel Paulus starben zu Nom, vielleicht als die letzten Opfer der
66 oder 68 neronischen Verfolgung, den Martyrtod, wodurch der Stuhl
n. Chr. Rur ^festigt und die Zahl der Gläubigen nur gemehrt wurde.
(Die Kirche in den Katakomben.)
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Extrahierte Personennamen: Scneka Oktavia Petrus
Extrahierte Ortsnamen: Thrakien Donau Gal- Spanien Rom Martyrtod
C. Cäsar Caligula. Claudills. Nero.
117
leidigt hätte; diese stachen ihn nieder, ebenso die Kaiserin und die kleine
Kaiserstochter zerschmetterten sie an einer Wand des Palastes. Der Senat
berieth die Wiederherstellung der Republik, die im kaiserlichen Palaste
plündernden Prätorianer aber zogen den 50jährigen Claudius, Caligulas
Oheim, aus dem Verstecke hervor, in welches er bei dem Mordlärm ge-
krochen war, trugen ihn in ihr festes Lager und riefen ihn zum Kaiser-
aus, wofür er ihnen Mann für Mann aus dem Staatsschätze 680 Thlr.
ausbezahlen ließ.
Claudius war ein gelehrter Herr, tafelte gerne, verfiel dann in eine
stumpfsinnige Zerstreutheit und befahl in diesem Zustande, was seine griechi-
schen Freigelassenen oder seine Weiber haben wollten. Die erste, deren Namen
Messalina seitdem ein Schandweib bezeichnet, ließ ihren kaiserlichen Ge-
mahl die Hinrichtung ihr verhaßter vornehmer Herren und Frauen be-
fehlen, bis ihr durch die Freigelassenen dasselbe Schicksal bereitet wurde,
als sie während eines Ausflugs des Kaisers in das benachbarte Ostia im
Spasse einen jungen, vornehmen und schönen Herrn heiratete. Die zweite
war seine Nichte, die verwittwe Agrippina, deren zugebrachten Sohn,
Domitius Nero, der Kaiser adoptierte. Agrippina war wenig sittlicher als
Messalina und dabei rachsüchtiger und habgieriger, daher der folgsame
Claudius mehr hinrichten, verbannen und confiscieren lassen mußte. Als
Nero mündig und thronfähig geworden war, ließ Agrippina ihren Ge-
mahl durch dessen Leibarzt mittelst Gift aus dem Wege räumen.
Der sechszehnjährige Nero war Dichter und Sänger, ein leidenschaft-
licher Freund des Theaters und Wagenrennens; der Philosoph Seueca
hatte ihn zuletzt unterrichtet und leitete mit Burrhus, dem Befehlshaber
der Prätorianer, die ersten Regierungsjahre des jugendlichen Kaisers.
Derselbe schien die guten Zeiten des Augustus wieder zu bringen, so milde
und gemessen brauchte er seine Macht, allein bald enthüllte er seine Na-
tur und zeigte Zick als das größte Ungeheuer, das jemals auf einem
Throne saß. Seinen Bruder Britannicus, des Claudius Sohn, töd-
tete er durch Gift, seine Gemahlin und Schwester Octavia, des Clau-
dius Tochter, wurde in dem Dampfe eines heißen Bades erstickt, nach-
dem ihr vorher die Adern beider Arme waren geöffnet worden. Seine
herrschsüchtige Mutter Agrippina wurde ihm lästig und zuletzt verhaßt,
darum ließ er sie durch ^Deesoldaten ermorden und den Senat berichten,
Agrippina habe Meuchelmörder gegen ihn ausgeschickt, deren Nachstellungen
er nur durch ein besonders Glück entgangen sei. Als er hierauf nach
Rom zurückkehrte, wurde er in feierlicher Procession von dem Senate,
weißgekleideten Mädchen und dem ganzen Volke in die Stadt eingeholt,
deren Tempel festlich bekränzt waren, in denen Opfer dargebracht wurden
für die Errettung des Kaisers. Ein solches Volk war eines solchen Kai-
sers würdig! Seitdem erlaubte er sich ohne Scheu alles; er trat öffent-
lich als Sänger und Wagenlenker auf, überließ sich seinen lasterhaften
und grausamen Neigungen, verschwendete das Einkommen des Reichs und ver-
schaffte sich durch Hinrichtungeil und Erpressungen Geld. Als im Jahr 64
n. Ehr. von den vierzehn Quartieren Roms drei ganz und sieben theil-
weise abbrannten, ließ er die halbe Stadt nach einem Plane umbauen
und für sich das „goldene Haus des Nero" errichten, einen Palast von
fabelhafter Größe und Pracht. Mehrere Verschwörungen gegen sein Leben
wurden entdeckt und durch zahlreiche Hinrichtungen bestraft;-endlich empörten
sich die Legionen in Spanien und Gallien, und da ihm auch die Präto-
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Extrahierte Ortsnamen: Caligulas
Oheim Ostia Britannicus Rom Spanien Gallien
T>3
Alte Geschichte.
lischen Berge sich angesiedelt haben soll, wohl als zuverlässig gelten; doch ist die Deutung, daß Mastorna als Servius Tullius in Rom regiert habe, sehr unsicher. Die Annahme, daß das letzte Königsgeschlecht der Römer, die Tarquiuier, aus Etrurien herzuleiten sei (aus Tarqui-nii oder Caere) ist ziemlich begründet, sehr unsicher aber, daß Tarqni-nius der Aeltere der Sohn eines nach Tarquinii übergesiedelten Griechen gewesen sei. Könige oder Lncumonen herrschten zuerst wohl in großer Machtfülle, der Aristocratie gehorchten zahlreiche Unfreie. Sowohl in Oberitalien, wie in Etrurien und Campanien, bestanden Verbindungen der Städte, angeblich von je zwölf, sie scheinen aber sehr lok-kerer Natur gewesen zu sein. In Etrurien galt als Metropole Vol-s inii. Die Religion der Etruscer war düster und zum Phantastischen hinneigend. Die Macht der bösen Geister war vorherrschend, Opfer von Gefangenen gebräuchlich. Besonders war die Deutung der Zeichen und Wunder beliebt, ans den Blitzen und den Eingeweiden der Opferthiere deutete man die ganze Zukunft, während der verständigere Römer nur über Glück oder Unglück einer einzigen Handlung belehrt sein wollte. Die Harnsspicie und die Blitzlehre waren besonders ausgebildet, letztere soll von einem Zwerge von Kindergestalt mit grauen Haaren, den ein Ackersmann bei Tarquinii auspflügte, Namens Tages, gelehrt worden, dieser aber gleich darauf verschieden sein. Die Mondmonate und ihre Eintheilung nach calenqlae, nonae und idus hatten die Etruscer mit den Römern gemein. Das Alphabet scheinen sie, wie die Lateiner, von den Griechen erhalten zu haben; gewiß erhielten es die Lateiner nicht von den Etrnscern. Ueberhanpt hat Latium von den düsteren, rohen und zum Seeraube geneigten Etrnscern sehr wenig Bildung erhalten, sondern am meisten von den sicilischen Griechen. Nur in der Baukunst entnahm man in Latium deu älteren Haus- und Tempelbanstyl von den Etrnscern, indem man auch hier uoch lange, wie in Etrn-rien, nicht bloß Häuser, sondern auch Tempel von Holz herstellte, anstatt aus Stein, wie bei den Griechen. In den bildenden Künsten entwickelten die Etrusker früh eine große mechanische Fertigkeit, Handel und Seeranb hatten bei ihnen große Reichthümer aufgehäuft, und so wurden ihre Arbeiten in Bronze und in gebrannter Thonerde (die Ter-racotten) sehr geschätzt und von den Römern auch zur Ausschmückung ihres Capitols benutzt. Tänzer und Flötenspieler übten ihr Gewerbe um Lohn, am Natianalfest in Volsinii wurden auch Kampfspiele, nach Art der griechischen, ausgeführt. Die abscheuliche Lustbarkeit der Fechterspiele, der Krebsschaden des späteren Roms, wurde zuerst von den Etrnscern eingeführt. Die ersten Silbermünzen finden sich in der etruscischen
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— 318 —
L. Aelius Stilo (geb. um 150), der schriftlich und mündlich als Lehrer (z. B. des Varro und Cicero) die ältesten Litteraturwerke, wie.das Salierlied und die 12 Tafeln, und alte Dichter erklärte. Varro (s. o.) umfasste mit seinem Wissen und seiner Schriftstellerei alle Gebiete (74 Werke in mehr als 600 Büchern); sein bedeutendstes Werk waren die Antiquitates, eine systematische römische Altertumskunde in 41 Büchern; erhalten sind von ihm nur 5 Bücher seiner Schrift de lingua Latina und die B Bücher rerum rusticarum.
Für die Kunst bildete sich Kennerschaft und Liebhaberei aus, namentlich für „alte Sachen“ aus dem Gebiet des Kunstgewerbes. Aber eine einheimische Kunstübung entwickelte sich nicht, die wenigen Künstler waren Fremde, die Kunstwerke meist gekauft oder, wie auch die zur prächtigeren Schmückung der öffentlichen und besonders der Privatgebäude verwendeten Bauglieder aus farbigem überseeischem Marmor1), geraubt. Pompeius erbaute das erste steinerne Theater, Cäsar auf dem Marsfeld die Saepta Julia für die Volksversammlungen, zwischen Capitol und Palatin die Basilica Julia und nördlich vom Forum das Forum Julium mit dem Tempel der Venus Genetrix. Auf dem Gebiet der N u t z b a u t e n wurde das Strassennetz in Italien vervollständigt und, wahrscheinlich durch C. Gracchus, die Errichtung von Meilensteinen eingeführt ; Cäsar plante zur Beseitigung der häufigen Tiberüberschwemmungen und zur Gewinnung von Bauplätzen die^ Verlegung des Tiberbetts um Vatikan und Ianiculum herum durch die pomptinischen Sümpfe nach Terracina. In den Provinzen wurden grosse Reichsstrassen auf Kosten der Provinzialen gebaut, von Cäsar die Durchstechung des Isthmus von Korinth beabsichtigt. — Musik und Tanz wurden im Theater und bei der Tafel berufsmässig von Leuten niedrigen Standes, meist griechischer Herkunft, vorgeführt, aber auch gegen alle römische Sitte von Männern und Frauen der höheren Stände in Gesellschaften geübt.
Iii. Die römische Kaiserzeit
Erster Abschnitt.
Der Principal
Kapitel Xxxviii.
Die Regierung des Augustus.
§ 109. Die Begründung des Principats.
Mit 33 Jahren war Octavian Herr des römischen Reichs lind damit an dem seit seinem 19. Jahr erstrebten Ziel; die
!) Das erste mit Marmor geschmückte öffentliche Bauwerk war der von Metellus Macedouicus auf dem Marsfeld erbaute, von einer Säulenhalle umgebene Tempel des Juppiter Stator, das erste private das Haus des Redners Crassus am Palatin; für die Ausschmückung des Capitols verwendete Sulla Säulen des athenischen Zeustempels.
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Extrahierte Personennamen: Pompeius Cäsar C._Gracchus Cäsar Cäsar Cäsar Augustus Metellus_Macedouicus Sulla
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): Jungen
— 252 —
bundene, verschwenderische Lebensweise zu verzichten, welche die jungen Optimalen jener Zeit als ihr Vorrecht betrachteten. Da wurden schwelgerische Gastmähler gegeben, große Summen auf kostspielige Liebhabereien, auf Pferde und Wagen verwendet, Gaukler, Spieler und andere dienstbeflissene Leute in Sold genommen, und oft zogen die jungen Herren in später Nachtstunde, von Mimen und Tänzern begleitet, mit Fackeln und Musik vom wildem Gelage nach Hause. Aber bei allen diesen Zerstreuungen verlor Cäsar seine höhere Bestimmung nicht aus dem Auge. Frühzeitig wandte er sich dem öffentlichen Leben zu, und da er mit richtigem Verständnis der ganzen Lage der Dinge erkannte, daß der Stand der Edlen rasch seinem gänzlichen Verfalle entgegenging, fo hielt er es mit der Volkspartei. Wer den Pöbel beherrschte, das war ihm unzweifelhaft, dem fiel die oberste Leitung des Staates von selbst zu. Er gesellte sich zu den Anhängern des Marius und heiratete eine Tochter Cinnas. Beinahe wäre er jedoch ein Opfer der Proscriptionen Sullas geworden. Nur durch die Fürsprache mächtiger Standesgenossen entging er dem Tode. „So nehmt ihn hin", soll Sulla gesagt haben, „aber wisset, in dem einen Cäsar stecken viele Marius." Als er jedoch seine Gemahlin verstoßen sollte, weigerte er sich entschieden und verließ Rom. Nach Sullas Tode kehrte er zurück und machte sich als Advokat einen Namen damit, daß er verbrecherische Optimalen gerichtlich verfolgte. Dann unternahm er eine Reise nach Rhodus, um dort seine philosophischen und rhetorischen Studien zu vollenden. Auf der Rückreise fiel er Seeräubern in die Hände. Für ihn war dies nur eine Gelegenheit, sein Herrschertalent zu zeigen. Als sie ein hohes Lösegeld von ihm verlangten, fuhr er auf, ob sie denn wirklich glaubten, daß er nicht mehr wert sei, und versprach ihnen das Doppelte, wenn sie seinen Befehlen gehorchten. Den verwilderten Seeleuten flößte dieser vornehme Trotz Respekt ein, sie fügten sich allen feinen Launen. Trotzdem war er nicht mit ihnen zufrieden, sondern drohte ihnen, sie kreuzigen zu lassen. In Milet bat er einen Gastfreund, ihm die Summe vorzuschießen, zugleich aber mit bewaffneter Macht bei der Hand zu sein. Sobald er das Geld erhalten hatte, löste er sich aus, dann aber überfiel er die Räuber, nahm sie gefangen und ließ sie ans Kreuz schlagen. Nach seiner Rückkehr widmete er sich ganz der inneren Politik. Er unterstützte als Führer der Volkspartei Pompejus und trug nicht wenig dazu bei, daß dieser deu Oberbefehl gegen die Seeräuber und gegen Mithridates erhielt. Er selbst durchlief rasch die Stufenleiter der Ämter. Zuerst ging er als Quästor nach Spanien, dann wurde er Ädil (Bauherr und Festordner) und verwendete den Reichtum, den er aus der Provinz mitgebracht hatte, dazu, um durch glänzende Schaustellungen die Gunst des Volkes zu gewinnen. Er war es, der bei einem solchen Feste 70 Paar Fechtersklaven in silbernen Rüstungen kämpfen ließ. Als Pontifex maximus protestierte er während der Catilinarischen Unruhen gegen die Hinrichtung der gefangenen Empörer. So gesetzmäßig dieser Protest auch war, so lag doch der Verdacht nahe, daß Cäsar selbst im geheimen Einverständnisse mit den Aufrührern wäre, weil ihm das abenteuerliche Unternehmen nur ein Mittel schien, um die Volkspartei und mit ihr sich selbst zur Herrschaft zu bringen. Als Pompejus zurückkehrte, ging Cäsar als Prätor zum zweiten Male nach Spanien. Er hatte guten Grund, die Verwaltung einer Provinz zu übernehmen, denn er war durch Freigebigkeit in Schulden geraten und mußte darauf denken, sein
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Extrahierte Ortsnamen: Rom Rhodus Milet Spanien Cäsar Spanien
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Extrahierte Personennamen: Vespasian Titus_Flavius_Vespasianus Titus Domitian
37
Kmisrhes Leben. In dem von auen unansehnlichen rmischen Hanse war der Hauptraum eine viereckige Halle (Atrium), welche von oben Licht erhielt:
hier schaltete die Hausfrau mit ihren Dienerinnen, hier stand der Hausaltar und hingen die Ahnenbilder, hier wurden die Leichen aufgebahrt. Die Hausfrau hatte eine wrdigere Stellung als in Griechenland. Die Knaben besuchten vom siebenten Jahr an die Schulen, in welchen Lesen, Schreiben und Rechnen gelehrt wurden.
Daran schlo sich fr die Kinder der Vornehmen ein hherer Unterricht in griechischer Sprache und im Lesen rmischer und griechischer Dichter. Die huslichen Geschfte waren unter die Sklaven verteilt: sie'besorgten den Garten und Weinbau,
andere waren als Pfrtner, Vorleser, Lehrer, rzte verwendet. Sie waren der Willkr ihrer Herren preisgegeben; als Todesstrafe wandte man bei ihnen die Kreuzigung an. Viele Sklaven wurden aber auch freigelassen und dann nach ihrem frheren Herrn genannt.
Der Tag es lauf des vornehmen Rmers begann mit dem Empfang der Besuche. Die 3.8. Tagesstunde war die Geschftszeit: der das Hauskleid (tnica)
die Toga geworfen ging der Rmer seinen Geschften nach oder zu Gerichts-Verhandlungen, in Volksversammlungen, zur Senatssitzung. Es folgten Leibes-bungen und Spiele und das Bad. Dann begann die Tafel, welche bei den Reichen mit der zunehmenden ppigkeit die ausgesuchtesten Speisen vereinigte und stundenlang in geselliger Unterhaltung sich hinzog. Der kurze Abend war sonstiger Erholung oder Studien gewidmet. Die Sammelpunkte der Rmer waren das Forum, ferner die mit allen Bequemlichkeiten eingerichteten Bder, auch die ffentlichen Spiele, wie die Wagenrennen im Zirkus. Sehr beliebt waren die Fechterspiele, in denen besonders ausgebildete Sklaven mit Schwertern gegeneinander fochten. Bei den Tierhetzen kmpften Raubtiere entweder miteinander oder gegen Menschen. Im Sommer zogen die vornehmen Familien auf ihre prchtigen Landhuser hinaus oder suchte man Seebder und Heilquellen auf (Baj).
Iii. Rom unter Csaren.
1. Augustus und sein Haus. ^ ; ~~
Octavian, nnt dem Beinamen Allglistlis, gab^dem rmischen Reich endlich den Frieden, nach welchem das Volk Ichon so lange sich sehnte. So konnte es auch den Verlust der Freiheit leichter verschmerzen. Denn Augustus verstand es weislich, scheinbar wie vorher den Senat und das Volk regieren zu lassen und in seinem Auftreten in keiner Weise den Herrscher zu zeigen. Er verschmhte den Knigs- und Diktatortitel, lie sich aber die rechtmigen Gewalten vom Senat und der Volksversammlung feierlich bertragen.
Gesttzt auf seine Heere und beraten von Mcenas und Agrippa regierte Augustus sehr glcklich. Ruhe kehrte jetzt namentlich in den Provinzen ein, welche von den Statthaltern unter der Aufsicht des
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Extrahierte Personennamen: Augustus Octavian Augustus Mcenas Agrippa Augustus Augustus
202
Dritter Abschnitt.
Rennspielen zu leuchten. Es war dies die erste grere Christen-Verfolgung. Darauf lie er die Stadt neu aufbauen, wobei er einen ganzen Bezirk fr sich in Anspruch nahm, welcher das goldene Haus des Nero heit. Es war mit verschwenderischer Pracht aus-gestattet und mit Grten, Bdern, Lusthusern, Seen und Wildbahnen umgeben. Alle Tempel Griechenlands und Asiens wurden eines Theils ihrer Kunstschtze beraubt und sogar den Heeren der Sold abgezogen.
Vierzehn Jahre lang hatte Nero regiert; endlich aber veran-laten seine Ausschweifungen eine so allgemeine Unzufriedenheit, da nicht nur die Provinzen ihn absetzten, sondern auch der Senat sich ermannte und den Kaiser als einen Feind des Vaterlandes fr vogel-frei erklrte. Der feige Mordbrenner Roms besa nicht einmal den Mut, seinem elenden Dasein ein Ende zu machen. Ein Freigelassener Nero kommt erlste ihn von seiner Qual und stie ihm den Dolch in die Kehle
um'68 (68 n. Chr.).
ier Kaiser Aus Nero folgte der Feldherr der spanischen und gallischen raf*rtber,ein Legionen, Galba, welcher sich schon nach 7 Monaten durch Hinrich-tungen, durch seinen Geiz und seine Nachsicht gegen die Soldaten so sehr verhat gemacht hatte, da ihn die Prtorianer ermordeten und den Otho, den ersten Gemahl der Poppa Sabina, zum Kaiser ausriefen. Damit waren jedoch die rmischen Legionen zu Cln nicht einverstanden und whlten ihren Feldherrn Vitellius, einen nichts-wrdigen, sittenlosen Mann, zum Imperator. Otho entleibte sich nach einer Niederlage seines Heeres, und Vitellius zog triumphirend in Rom ein. Er zeichnete sich durch seine unnatrliche Gefrigkeit aus. Tglich hielt er drei bis vier Hauptmahlzeiten, oft lud er sich Galba, bei Andern zu Gast und tafelte aufs kostbarste und ausgesuchteste. iiui nuf" ^ern von Seefischen, Fasanen- und Psauengehim, Flamingozungen und Murnenmilch wurden oft zu einem Gerichte gemischt. Um feine Gefrigkeit zu befriedigen, lie er reiche Leute hinrichten und ihr Vermgen einziehen. Kein Wunder war es, da er in 8 Monaten 200 Millionen Mark verprat hatte und allen Besseren ein Gruel war. Die rmischen Legionen in Palstina riefen ihren Feld-Vespafian Herrn Titus Flavius Vespasianus zum Kaiser aus, und die an der behauptet sich <onau stehenden Truppen erklrten sich mit dieser Wahl ein-verstanden. Bald war Rom in ihren Hnden. Vitellius ward ergriffen und nach einer grausamen Behandlung getdtet. Sein Leichnam ward mit Haken in die Tiber gezogen und von Allen ver-wnscht.
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62
Alte Geschichte.
ten Sittenreinheit seit den Zeiten des Marius und Sulla
herbeigeführt worden. Unermeßliche Reichthümer flössen
aus den unterworfenem Provinzen nach Nom. So besaß
z. B. Crassus, der Niemand für reich hielt, wenn er nicht
aus den Einkünften seiner Landgüter ein Heer erhalten könnte,
ein Vermögen von mehr, als zehn Millionen Thaler. Zu-
gleich lernte man die Genüsse des Orients kennen, und um
sich dieselben zu verschaffen, plünderten die Statthalter ihre
Provinzen ungestraft auf fürchterliche Weise. So fand in
Rom der sinnloseste Luxus Eingang. Ungeheure Sum-
men verschwendete man auf den Bau der Wohnhäuser und
Villen (das Haus des Clodius kostete 80,000 Thaler. —.
Die Fischteiche des Lucullus. — Hortensius), das Hausge-
räth und die Gastgelage (Lucullus. Apicius), und der Auf-
wand in der Zahl der Sklaven war gränzenlos. —
Um sich durch hohe Aemter die Mittel zu solchen Ge-
nüssen zu verschaffen, suchten die Bewerber um ein Amt
(Candidaten) das Volk durch Bestechungen zu gewinnen.
Sie waren herablassend gegen Jedermann, machten Geld-
und Getreideaustheiluugen, und veranstalteten mit ungeheu-
rem Geldaufwande Spiele (,,Brot und Spiele!"), besonders
Thiergesechte und Fechterspiele (Cäsar ließ 320 Paare von
Fechtersklaven oder Gladiatoren auftreten). D'iese Spiele
wurden in dazu besonders erbauten Amphitheatern gehal-
ten. Scaurus, der Stiefsohn Sulla's, baute eins, das nur
einen Monat stehen blieb, 80,000 Menschen faßte, und mit
360 Marmorsäulen und 3000 Bildsäulen geschmückt war.
Das erste Theater, welches stehen blieb, war das des Pom-
pejus, das 40,000 Zuschauer faßte. — Und nicht nur die
untersten Volksklassen, selbst die Vornehmsten in Rom wa-
ren der Bestechung zugänglich, die auf die schamloseste Weise
getrieben wurde. Dabei war das Familienleben zerrüt-
tet. Ehescheidungen (früher etwas Unerhörtes), nahmen über-
hand; Zucht und Sitte war unter den Frauen (§.36.40.)
geschwunden, und während die Erziehung der Kinder an
Sklaven (Pädagogen) überlassen wurde, brachten die Mütter
die Zeit müßig am Putztisch hin, oder schämten sich nicht,
an öffentlichen Kampsspielen Theil zu nehmen. Immer sel-
tener wurden Beispiele edler Frauen (Porcia, Aetavia,
Cornelia), desto häufiger solche, wie die der schändlichen
Fulvia, der lasterhaften, durch Schönheit und jegliche Bil-
dung ausgezeichneten, aber alles weiblichen Sinnes entbeh-
renden Sempronis (der Genossin des Catilina), der
Frauen des Septimius und Salassus, die zur Zeit
der Proscriptionen ihre Männer selbst den Mördern überlie-
ferten, und selbst der lasterhafte Octavianus erschrak vor dem
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Extrahierte Personennamen: Marius Marius Sulla Cäsar Cornelia)
Extrahierte Ortsnamen: Rom Lucullus Rom Porcia Aetavia