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1. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 20

1896 - Leipzig : Hirt
20 konnte sich eines Lchelns nicht erwehren, als er den Knaben so furchtlos und stolz sah. Im Gesprch erfuhr er, da Klein Roland, der entrstet die Bezeichnung Buerin fr seine Mutter abgelehnt und sie fr eine vornehme Dame erklrt hatte, der einzige Diener derselben sei. Da das Wams des Knaben aus verschiedenfarbigem Tuche zusammengestckt war, bemerkte scherzend der König, die Dame zeige einen merkwrdigen Geschmack in der Livree ihres Dieners. Doch auch dieser Spott setzte Roland nicht in Ver-legenheit. Treuherzig erzhlte er, wie er im Ringkampfe acht Gespielen besiegt habe, und wie jeder von den berwundenen ihm ein Stck Tuch als Siegeslohn gebracht htte. Immer heiterer wurden die Mienen des Knigs; er hatte seine herzliche Freude an diesem Knaben, der seine Armut mit so stolzer Wrde verteidigte. Er wollte die Mutter kennen lernen, die ihn so trefflich erzogen hatte. Darum befahl er einigen Rittern und Hofdamen, die Knigin der Bettler", wie er sich ausdrckte, vor ihn zu bringen. Klein Roland mute als Fhrer dienen; aber er verga nicht, den goldenen Becher, den er noch immer in der Hand hielt, fr seine Mutter mitzunehmen. Wie erschrak aber König Karl, als eine bleiche, abgehrmte Frauen-gestalt, in der er seine Schwester Bertha erkannte, vor ihm erschien! Noch einmal loderte der Grimm gegen die Ungehorsame in ihm auf, und schchtern sank ihm Frau Bertha zu Fen, mit stummer Bitte um Vergebung flehend. Freudig begrte dagegen Roland in dem gtigen Herrscher den eigenen Oheim. Da regte sich in Karls Herzen die Gromut, und der Mutter Rolands verzieh er den Fehltritt der Schwester. Frau Bertha aber versprach, tief gerhrt durch die Gnade des Knigs, den Knaben zu einem wackeren, des Bruders wrdigen Beschtzer des Vaterlandes zu erziehen. 2. Roland Schildtrger. Die Nachricht, da Milon von Anglante ertrunken sei, erwies sich als falsch. Er kehrte zu Gattin und Sohn zurck, und da König Karl der Schwester verziehen hatte, so wurde auch ihr Ge-mahl wieder zu Gnaden angenommen. Bald glnzte er unter den Helden, die am Hofe lebten, durch Tapferkeit. Einst schickte der König seine Recken aus, um einen Riesen aufzusuchen, der ein wunderbares fonnenhaftes Kleinod in seinem Schilde tragen sollte. Als Roland von der Heerfahrt hrte, bat er den Vater fo lange, ihn mit-zunehmen, bis dieser sich dazu entschlo, seinen Sohn trotz seiner Jugend als Knappen und Schildtrger zu verwenden. Vergeblich schweiften die Helden getrennt von einander im Walde der Ardennen herum: der Riese

2. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 74

1896 - Leipzig : Hirt
74 während des Krieges in aufopfernder Weise fr die Verwundeten gesorgt und einen Bund fr freiwillige Krankenpflege gestiftet, der unter dem Zeichen des roten Kreuzes zunchst Deutschland umfate, dann aber auch Anerkennung seiner segensreichen Bestrebungen in anderen Lndern fand; ja, sie zwang in spteren Jahren ihrem hinflligen Krper die Kraft ab, den Vater-lndischen Frauenverein," bestimmt zur Linderung der Not jeder Art, weiter zu leiten. 10. Das kaiserliche Paar war umgeben von seinen Kindern, Enkeln und Urenkeln. Da traf ein schwerer Schicksalsschlag diesen reichgesegneten Familienkreis. Der Kronprinz Friedrich Wilhelm verfiel einer tckischen unheilbaren Krankheit. Wie zu frchten stand, untergrub dieser Kummer auch die letzte Kraft des greisen Kaisers. Zwar ermattete seine Pflicht-treue nicht; er sprach noch auf dem Sterbebett das heldenhafte Wort aus: Ich habe keine Zeit mde zu sein." Aber am 9. Mrz 1888 schlo ein sanfter Tod seine Augen fr immer. Die Kaiserin folgte ihm bald (1890) in die ewige Ruhe. 21. Kaiser Ariedrich Iii., König von Preußen (9. Mrz bis 15. Juni) 1888. 1. Ein todeswunder Held folgte dem ersten Deutschen Kaiser: der Kronprinz Friedrich Wilhelm (geb. 18. Oktober 1831), der als König von Preußen den Titel Friedrich Iii. annahm. Seit seiner Knabenzeit fr den Thron bestimmt, hatte er durch den Vater die Anregung zur soldatischen Ausbildung, durch die Mutter die Vorliebe fr geistige Arbeit empfangen. Mit Eifer widmete er sich beiden Gebieten. Bald wurde er durch die Offenheit und sonnige Heiterkeit seines Wesens allbeliebt. So rhmte man auch in England, das er mehrfach besuchte, seine Ein-fachheit und Selbstlosigkeit, und mit diesen Eigenschaften gelang es ihm, dort die Zuneigung der Prinzessin Viktoria zu gewinnen. Es war nicht Politik", hat er selbst gesagt, es war nicht Ehrgeiz, es war mein Herz." Der glckliche Bund vereinte zwei Seelen, die dasselbe Ziel als hchstes ansahen: mit schlichtem Sinne in steter Arbeit und gegenseitiger Treue dem Volke voranzugehen und zu dem etwas rauhen und strengen Wesen des preuischen Staates den mildernden Einflu, den Kunst und Wissen-schaft ausben, hinzuzufgen. 2. Dem traulichen Kreise seiner Kinder, die ihn bald umgaben, wurde der Prinz durch die ernsten Pflichten seines Berufes entrissen. Es war

3. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 76

1896 - Leipzig : Hirt
76 meidlichen Krieg aber mit Fassung zu erwarten und ihn nicht zu scheuen, wenn er aufgezwungen wrde, mute sich sst wider seinen Willen neue unverwelkliche Lorbeeren erkmpsen. 5. Er war es hauptschlich, der den Sieg von Sedan ermglichte. Aber auch hier linderte er die Leiden, so viel er konnte, und schonte selbst die Gefhle des Feindes gern. Eine franzsische Frau, in deren Hause er lange sein Quartier auf-geschlagen hatte, erzhlte, da er sich nicht wie der Herrscher, sondern stets wie ein Gast benommen habe. Ich werde", schrieb sie an eine Freundin, nie die Bescheidenheit vergessen, mit der er zu bitten Pflegte, wenn er etwas brauchte, wie er um Entschuldigung bat, wenn er uns bemhte, oder frchtete unbequem zu sein." Am Abend vor Weihnachten kam eine groe Kiste von Berlin fr den Kronprinzen an, und da lud er seine Wirtin und ihre Familie ein, vom Weihnachtskuchen zu kosten. Diesen Kuchen", sagte er, hat meine Frau gebacken, und Sie mssen ihn durchaus kosten." Dann sprach er der das Weihnachtsfest zu Hause in seinem glcklichen Heim und bersetzte Stellen aus den Briefen der Kronprinzessin und der beiden ltesten Kinder. Sein Lieblingswunsch, ein deutsches Kaiserreich erstehen zu sehen, ging in Erfllung. Er huldigte am 18. Januar 1871 als vornehmster Unter* than dem neuen Kaiser zuerst. Das Werk, zu dem er soviel beigetragen hatte, war ausgefhrt. 6. Der Sieger in vielen Schlachten kehrte gern zu seiner Friedensarbeit zurck. Er schmckte Berlin mit Werken der Kunst, prchtigen Bauten, vermehrte die Sammlungen seiner Vorfahren und machte seinen Palast zum Mittelpunkt der Knstler und Gelehrten. Untersttzt wurde er dabei trefs-lich von seiner Gemahlin, die, selbst knstlerisch thtig, feinstes Verstnd-nis dafr besa. 7. Glckliche Tage verlebte er in Potsdam, wenn er mit seiner Familie dem Zwange der Hauptstadt entronnen war. Gern besuchte der leutselige Fürst die Dorfschule seines Gutes Borustdt. Da machte es ihm gelegent-lich groe Freude, die Stelle des Lehrers einzunehmen und Fragen an die Kinder zu stellen.*) Wie ein freundlicher Gutsherr sammelte er zu Weihnachten alle Angehrigen des Gutes um sich und verteilte selbst die Geschenke. *) Einst fragte er ein kleines Mdchen, indem er auf eine Medaille an seiner Uhrkette hinwies: Zu welchem Reiche gehrt dies?" Zum Steinreich!" lautete die Antwort. Und dies?" Er zeigte auf eine Blume. Zum Pflanzenreich!" Aber zu welchem Reiche gehre ich felbft?" Zum Himmelreich!" sagte das Kind.

4. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 79

1896 - Leipzig : Hirt
79 werfen. 9hm, was gefllt Euch denn am besten?" Schnell erwiderte der eine: Das Schiff dort!" Da knnt Ihr es Euch ja zu Weihnachten wnschen!" Denken Sie denn," entgegnet fast entrstet der Jngere, da unser Vater so reich ist, da er uns so etwas Schnes kaufen knnte?" Der Prinz tritt in den Laden, kauft das Schiff und bergiebt es den erstaunten Knaben. Mit dem unerwarteten Weihnachtsgeschenk eilen diese nach Hause, und erst spter erfahren sie, wer der freundliche Offizier gewesen ist. Eine arme, schwer erkrankte Waschfrau wandte sich mit einer Bittschrift an die Prinzessin Wilhelm, weil sie von ihrer Gte viel gehrt hatte. Eines Tages liegt sie auf ihrem Schmerzenslager, den Kopf der Wand zugewendet und hrt nicht, da die Thre aufgeht und einige Personen eintreten. Erst als eine mnnliche Stimme ihr zuruft: Liebe Frau, die Prinze Wilhelm ist hier, um sich persnlich nach Ihnen zu erkundigen," fhrt sie herum und verliert fast die Besinnung bei dem unerwarteten Besuche. Aber die hohe Frau spricht so gtig ihr zu, da sie ihr bald ihre Lage schildern kann. Nun wurde fr ihre Pflege gesorgt, und sie wurde gerettet. 4. Reicher entwickelte sich noch das Familienleben, als die jungen Prinzen (der Kronprinz Wilhelm, Prinz Eitel-Friedrich, Prinz Adalbert, Prinz August Wilhelm, Prinz Oskar, Prinz Joachim) geboren waren. Der Vater wie die Mutter widmeten sich mit Hingebung den elterlichen Pflichten und kannten kein hheres Glck als mit den Kindern zusammen zu sein. Als zu den sechs Brdern noch eine Tochter hinzukam, nannte sie bedeutungsvoll der Vater: Viktoria Luise. Dieser Name er-innerte an seine Gemahlin und seine Mutter, sowie zugleich an die unver-geliche Knigin Luise. 5. Die Geburt der ltesten Prinzen hatte noch Kaiser Wilhelm I. erlebt. Voll hoher Freude hatte er ausgerufen, als er den ltesten Urenkel im Arme hielt: Hurra, vier Könige! Spter bildeten die Besuche seiner Urenkel das ganze Entzcken des greisen Herrschers. Wenn sie in sein Arbeitszimmer strmten, und einer den andern berholen wollte, um zuerst dem Urgrovater die Hand zu kssen, muten sie sich daran hatte sie der Vater schon frh gewhnt der Reihe nach aufstellen. Dann wurde jeder nach seinem Namen, seinem Alter und seinem Geburtstage gefragt. Regelmig hie es dann: Warum habt Ihr denn Euern jngsten Bruder nicht mitgebracht? Nicht wahr, Ihr seid ihm gewi wieder zu schnell fort-gelaufen?" Groe Heiterkeit, und endlich, kaum vernehmbar: Aber Urgrovater, der kann ja noch nicht laufen!" Ja so, das hatte ich ver-

5. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. uncounted

1896 - Leipzig : Hirt
Vertag xtoxt Ferdinand Hirt Sc Sohn in Leipzig -e Fr das reifere Mdchenalter (1417 Jahre). -H Schriften von Brigitte Augnsti. An bbitfrdtltl Kulwrgeschichtliche Erzhlungen aus alter und neuer ----i--1 Zeit mit besonderer Bercksichtigung des Levens der deutschen Frauen. Mit vielen vorzglichen Holzschnitten. In fnf ganz selbstndigen und einzeln kuflichen Bnden. Geheftet je 4,50 Ji. In Prachtband je 6 Ji. I. Band: (Pfrelfnut und Maldvglein. Erzhlung aus dem 13. Jahrhundert. Ii. Band: Am Sanne der freien Reichsstadt. Erzhlung aus dem 15. Jahrhundert. Iii. Band: Das Pfarrhaus m Tannenrode. Bilder aus der Zeit des 30 jhrigen Krieges. Iv. Band: Die letzten Maltheims. Aus der Zeit Friedrichs des Groen. V. Band: Sie Erben von Scharfeneck. Aus den Tagen der Knigin Luise. An fclntibht ^unte Bilder aus der Nhe und Ferne mit beson- -1---1 derer Bercksichtigung des huslichen Lebens in verschiedenen Lndern. In mehreren ganz selbstndigen, einzeln kuflichen und mit Holzschnitten nach Zeichnungen namhafter Maler geschmckten Bnden. Ge-heftet je 4,50 Ji. In Prachtband je 6 Ji. I. Band: Gertruds Wanderjahre. Erlebn. e. deutsch. Mdch. im Elsa, in Spanien u. Italien, n. Band: Zmillinys-Schnieltrrn. Erlebn. zweier deutschen Mdchen in Skandin. u. England. Hi. Band: Unter Palmen. Schilderungen a. d. Leben u. d. Misstousarbeit d. Europer in Ostind. Iv. Band: Jenseit des Weltmeers. Schilderungen aus dem nordamerikanischcn Leben. Von Drigitte Annnsti erschienen ferner folgende bekannte Schriften: Kilder aus des Lebens Mai. Ihren jungen Freundinnen _i-- gewidmet. Bilder von I. Kleinmichel. 2. Auflage. Geheftet 2,50 Ji. Reich gebunden 4 Ji. ail Und Idlt, Kilder aus des Lebens Mai, eine (selbstndige) Fort-setzung der Mdchenlose." Bilder von I. Kleinmichel. Geheftet 2,50 Ji. Reich gebunden 4 Ji. Knnluen und Blten mnt Erzhlung fr junge Mdchen. Mit mui Titelbild. 2. Aufl. Geh. 2,25 Ji. Geb. 3,50 Ji. Fr heranwachsende Mdchen (1315 Jahre), e- Miriam, das Zigeunerkind. Nach Z. Colombs We^: La uue _l---des lioiiemiens." Mit vielen Abbildungen. Geheftet 4,50 Ji. Prachtband 6 Ji. ^Hielte um Nach I Colombs ,,Les etapes de Madeleine." " Mit vielen Bildern. Geh. 4,50 Ji. Prachtb. 6 Ji. W& Der Titel dieser Schrift hat schon mehrfach zu. Miverstndnissen gefhrt: es handelt sich um ein durchaus ernstes Buch, das mit den Liebeleien nichts zu thuu hat, die in den modernen Schriften fr die weibliche Jugend leider eine fo groe Rolle zu spielen pflegen. Im Kampfe des Lebens. aus dem mnmtm- -Li- mschen Leben. Nach Die Madchen von Quinnebasset" von S. May. Geheftet 3,50 Ji. Prachtband 5 Ji. Uber Krigitte Augustis nruekes Merk In gutem Geleit" siehe folgende Seite. Hs Schritten von Cleinentine Heln. Geheftet je 4,50 Ji. Prachtband je 6 Ji. Vater Kartete Pflegekind. N-ch Z. ,,i> mi -2--de Cariles" bearbeitet. 6. Auflage. Dnris und Freie Bearbeitung von I. Colombs Cmoris et -- Jeaimeton". Mit vielen Bildern. 4. Auflage. Der Wen mm Glck. * i. Colombs ,.t)piix meres" fier be- -L-i- arbeitet. Mit vielen Abbildungen. 2. Auflage.

6. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 51

1896 - Leipzig : Hirt
51 Bauern kann ich einen Edelmann machen, aber aus keinem Edelmann einen solchen Maler." 9. In hnlicher Weise verkehrte der Herrscher mit dem groen Erzgieer Peter Bischer, der mit 5 Shnen in seiner Giehtte treffliche Werke schuf. Der Kaiser verwendete diese Knstler zur Herstellung seines Grabdenkmals, das er sich schon bei Lebzeiten in Innsbruck, der Hauptstadt seines geliebten Tyrol, errichten lassen wollte. Mit dem gelehrten Patrizier Peutiuger in Augsburg entwars er selbst den Plan dazu. In der Mitte der Hofkirche sollte sich ein gewaltiger Marmorsarg erheben, auf dem Maximilian im Kaiserornat betend dargestellt wurde; die Seitenflchen waren zur Darstellung seiner Thaten bestimmt; als Ehrenwache waren gedacht 28 groe Bildsulen aus Erz, dar-unter der Ostgotenknig Theoderich als jugendlicher Held, auf die Streitaxt gesttzt, dargestellt von Peter Bischer. 10. Zeitgenossen des groen Malers und des Erzgieers waren der Bildhauer Adam Krasst und der Holzschnitzer Veit Sto. Jener hat ein Sakramentshuschen hergestellt, bei dem die ste, Ranken und Bltter nicht aus Stein gehauen zu sein scheinen, so zierlich sind sie, sondern als htte es der Knstler verstanden den Stein zu erweichen und in Formen zu pressen. Das Huschen selbst, dazu bestimmt, die geweihte Hostie aufzubewahren, ist von einem Gesims umgeben; dies wird von der Figur des Meisters selbst und zweier Gesellen auf dem Rcken getragen. Von Veit Sto rhrt der englische Gru" her, ein herrliches Schnitzbild. Unter einer Krone sitzt der Ewig - Vater in gttlicher Majestt, und seine Strahlen senken sich nieder auf die betende Jungfrau Maria, welche die Botschaft des Engels anhrt. Ein Kranz umschlingt die zarten Figuren. Zu derselben Zeit begann auch schon in Nrnberg seine dichterische Thtig-keit der Schuhmacher Hans Sachs, ein Meistersnger, der kstliche Schwnke und Fastnachtsspiele gedichtet hat. Auch geistliche Lieder gelangen ihm wohl; denn er erlebte noch die groe Zeit der Kirchenverbesserung, in deren ersten Anfngen Maximilian starb (1519). 15. Doktor Wartin Luther (14831546). 1. Ein armer Bergmann in Eisleben, Luther, hatte einen Sohn Martin; diesen erzog er nach der Sitte der Zeit streng und hart; er prgte ihm Gottesfurcht und Wahrheitsliebe tief ein. Auch die Mutter, so warm sie ihn liebte, zchtigte ihn um einer geringen Nu willen einmal bis aufs Blut. Aber die Eltern darbten, um die Kinder vorwrts zu bringen, und arbeiteten schwer und rastlos; das verga der Sohn zeitlebens nicht. Martin war so begabt, da der Vater hoffte, er werde es einmal weit bringen. Deshalb wurde er, wenn es auch nicht leicht war, die dazu ntigen Mittel aufzubringen, in die Schule nach Magdeburg und Eisenach geschickt. Unter den grten Entbehrungen mute er sich dort selbst den Lebens-unterhalt erwerben; gutherzige Leute untersttzten ihn. Er zog mit anderen 4*

7. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 61

1896 - Leipzig : Hirt
- 61 solche Flucht", sagte dieser, ist heldenmtiger, als wenn ich Breda eroberte. Vetter, Ihr habt das gethan, Ihr werdet mehr thnn. Wer sich selbst be-siegen kann, der ist zu ' groen Unternehmungen fhig." Friedrich Heinrich behandelte den Kurprinzen mit hoher Achtung und fhrte ihn auch in seine Familie ein, wo Friedrich Wilhelm seine sptere Gemahlin, Luise Henriette, kennen lernte. Der junge Fürst lebte und webte ganz in dem Gedanken, seinem Lande hnliche Quellen des Wohlstandes zu erffnen, wie er sie hier vor sich sah: Handel, Schiffahrt, Kolonieen. 2. Diese Plne schienen unausfhrbar, als Friedrich Wilhelm mit 20 Jahren (1640) zur Regierung kam. Sein Land war durch den Krieg verarmt und verdet. Ganze Drfer und Städte waren wst; auf viele Meilen fand man weder Menschen noch Vieh. Da brauchte man einen frsorglichen Landesvater und eine thtige Landesmutter. Der Kurfürst vermhlte sich nicht mit der ihm schon frher bestimmten Knigin Christine von Schweden. Er hatte keine Lust, neben einer eigen-willigen Gemahlin eine unbedeutende Rolle zu spielen. Dagegen fand er eine treffliche Lebensgefhrtin in Luise Henriette von Dramen, die allerdings erst eine Jugendneigung unterdrcken mute, ehe sie nach dem Willen der Eltern dem Kurfrsten die Hand reichte. Sie war klein, aber wohl gestaltet, sanft und ruhig; sie sprach wenig und zeigte eine Neigung zur Schwermut. Dabei liebte sie ihren Gemahl bald so sehr, da sie trotz ihrer schwachen Gesundheit ihn fast auf allen Reisen, sogar auf seinen Feldzgen begleitete. Ich will lieber alle Unbequemlichkeiten erdulden und bei ihm sein," schrieb sie einmal, als alle Bequemlichkeiten der Welt haben und ihn nicht sehen." Auf ihren klugen Rat legte der Kurfürst selbst in den schwierigsten Fllen groen Wert. Mit ihr vereint suchte er die Wunden des Krieges zu heilen. Die Kurfrstin legte zur Hebung des Acker- und Gartenbaues in dem ihr zu Ehren benannten Stdtchen Oranienburg eine Musterwirtschaft an. Daselbst grndete sie auch fr die vielen elternlosen Kinder nach dem groen Kriege ein Waisenhaus. 3. Nicht immer wurden die guten Absichten, welche der Kurfürst hegte, von seinen Unterthanen anerkannt. In seinem Herzogtum Preußen mute er den Adel und die Stadt Knigsberg erst zum Gehorsam zwingen. An die Spitze der Widerspenstigen traten der Oberst von Kalkstein und der Schppenmeister Rhode. Lange zeigte sich der Kurfürst geduldig. Kalkstein wurde, als er zum erstenmal zum Tode verurteilt worden war, begnadigt. Nichtsdestoweniger floh er nach Polen und versuchte von Warschau aus

8. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 66

1896 - Leipzig : Hirt
66 11 Uhr besuchte er die Parabe. Nach einem kurzen Spaziergange ober Spazierritte wnrbe pnktlich zu Mittag gespeist. Bis 2 Uhr behte sich gewhnlich die Unterhaltung bei Tafel aus. Dann spielte der König noch eine halbe Stunbe auf der Flte, bis die Rte kamen, um die Arbeiten, die ihnen frhmorgens aufgetragen worben waren, vorzulegen. Der Abenb wrbe dann mit einem Konzert ober mit Vorlesen ausgefllt. Alljhrlich reiste der Fürst aber balb in diese, balb in jene Provinz; babei war er ebenso nnermblich thtig; er hrte jeben seiner Unterthanen an und half, wo er irgenb konnte. Bis zu seinem letzten Augenblick sorgte er fr die Zukunft des Staates, den sein Vater und er groß und mchtig gemacht haben. 19. Ariedrich Wilhelm Iii. (1797-1840) und die Knigin Luise. 1. Auf den groen König war sein Neffe, Friedrich Wilhelm Ii., gefolgt; ein Herrscher, der trotz eines glcklichen Regierungsanfanges seinen Vorgnger balb recht sehr vermissen lie. Am preuischen Hofe machten sich Genusucht und Frmmelei breit. Gnstlinge und Frauen hatten einen ungebhrlichen Einflu. Fern bavon wuchs der Kronprinz auf, ein ernster Jngling, von aufrichtiger Gottesfurcht beseelt, nur leiber durch eine verkehrte Erziehung verschchtert und ohne Vertrauen auf sich selbst. Unschnlbig und voll ebler Einfalt, wie er war, fhlte er sich beim ersten Anblick hingezogen zu einer lieblichen Frstentochter, der Prinzessin Luise von Mecklenburg, welche nach kurzer Bekanntschaft die Liebe des Krn-Prinzen erwiberte. So kam ein Herzensbnbnis zu staube, wie es auf Thronen selten zu finben ist. Das junge .Paar lebte am liebsten fr sich auf dem Lanbe, besonbers auf dem Gute Paretz an der Havel. Scherzenb nannte sich der Kronprinz den Schulzen von Paretz", whrenb seine Gemahlin sich als gnbige Frau von Paretz" gefiel. An Erntefesten mischten sie sich wohl, wenn das junge Volk der Schnitter zum Tanze flog, unter die Frhlichen. Nicht selten ging die hohe Frau bei den jhrlichen Dorffesten von Bube zu Bube, um fr die Jugenb, die sie umringte, kleine Geschenke einzukaufen, und dann kam es vor, ba die Kinder ihr zutraulich zuriefen: Mir auch was, Frau Knigin!" Ebenso harmlos gestaltete sich das Familienglck im heiteren Verkehr mit den eigenen aufblhenben Kinbern, so ba bieses Beispiel ein Vorbilb fr das ganze Land wrbe. Wenn die Kronprinzessin an ihrem ersten

9. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 68

1896 - Leipzig : Hirt
68 die Franzosen sich schon nherten. Sie selbst erklrte: ich will lieber in die Hnde Gottes als dieser Menschen fallen." Und so wurde sie am 3. Januar 1807 bei der heftigsten Klte, bei dem frchterlichsten Sturm und Schneegestber in den Wagen getragen und zwanzig Meilen weit nach Memel gebracht. Die Reise dauerte drei Tage und drei Nchte; am Tage fuhr man teils auf den Sturmwellen des Meeres, teils auf dem Eise; die Nchte verweilte man in den elendesten Htten. In der ersten Nacht lag die Knigin in einer Stube, deren Fenster zerbrochen waren, so d der Schnee auf ihr Bett geweht wurde, ohne erquickende Nahrung. So hat noch keine Knigin die Not empfunden. Kaum war sie genesen, so erschtterte der Friede von Tilsit, der den Staat um die Hlfte verkleinerte, ihre Gesundheit von neuem. Nur ihr Gottvertrauen hielt sie aufrecht, und sie zeigte eine solche Wrde und edle Haltung, da sie den König und ihre ganze Umgebung zu trsten vermochte. Ohne Murren fgte sie sich in die Entbehrungen, welche das Un-glck dem Knigshause auferlegte. Um dem verarmten Vaterlande zu Hilfe zu kommen, wurde das groe goldene Tafelgeschirr, ein Erbstck der Vter, in die Mnze geschickt, um Geld daraus zu prgen. Auch ihre Diamanten gab Luise hin und behielt nur einen Schmuck von Perlen; denn Perlen", sagte sie, bedeuten Thrnen, und ich habe deren so viele vergossen". 4. Die Ergebung, mit der sie die Heimsuchung trug, machte sie ihrem Gemahl noch teurer, und das ganze Volk hing ihr, wie einer Heiligen, in rhrender Liebe an. Als sie (erst im Jahre 1809) wieder nach Verlin zurckkam, uerten sich Verehrung und Treue in begeisterter Weise. Aber die Leiden hatten das Herz der Knigin, das so lebhast fr das Wohl des Vaterlandes schlug, gebrochen. Sie hatte den lange gehegten Wunsch, den Vater und ihre Geschwister zu besuchen, im Juni 1810 ausgefhrt. Dort, auf dem Schlosse Hohenzieritz, verfiel sie in eine gefhrliche Krankheit, und ihr Gemahl mute bald an ihr Sterbebett berufen werden. Die Knigin hatte" so erzhlt als Augenzeugin die Oberhofmeiste-ritt, den Tod bereits auf der Stirn geschrieben, und doch, wie empfing sie ihn, mit welcher Freude umarmte und kte sie ihn! Und er weinte bitterlich. Der Kronprinz und Prinz Wilhelm waren mit ihm gekommen. So viel die arme Knigin es nur vermochte, versuchte sie noch immer zu sprechen. Sie wollte so gern immer noch zum Könige reden, ach, und sie konnte es nicht mehr. So ging es fort, und sie wurde immer schwcher. Der König sa auf dem Rande des Bettes, und ich knieete davor. Er suchte die erkalteten Hnde der Knigin zu erwrmen; dann hielt er die

10. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 70

1896 - Leipzig : Hirt
70 mit dem Bilde der schlafenden Knigin herstellen. Hier erneuerte er oft, zusammen mit seinen Kindern, das Andenken an die Verewigte; hier befahl er, seine eigene Grabsttte zu rsten, um im Tode mit der geliebten Gattin vereinigt zu sein. Hierhin lenkte auch in ernsten Lebensaugenblicken der-jenige Sohn Luisens seine Schritte, der dazu ausersehen war, ihren Traum zu erfllen von der engsten Verbindung aller derjenigen, die sich des deutschen Namens rhmen." 20. Wilhelm L, König von Preußen (186188), Deutscher Kaiser (187188.) 1. Als die Knigin Luise noch lebte, hatte sie einmal in einem Briefe ihrem Vater alle ihre Kinder vorgefhrt. Der Kronprinz ist voller Leben und Geist. Er hat vorzgliche Talente; er ist wahr in allen seinen Em-pfindungen und Worten: das Groe und Gute zieht seinen Sinn an." Dieses Urteil der Mutter bewhrte wohl der Sohn; aber als er (1840) uach dem Tode des Vaters zur Regierung kam, zeigte es sich, da er kein Feldherr sei, und einen solchen brauchten Preußen und Deutschland, wenn sie geeinigt und mchtig werden sollten. Was ihm fehlte, besa sein jngerer Bruder Wilhelm, den die Mutter schon einfach, bieder und verstndig" genannt hatte. Von frher Jugend an war die Neigung bei ihm sichtbar, sich zum Soldaten auszubilden. Als 17jhriger Jngling hatte er bereits groe Todesverachtung be-wiesen. Mitten in einer Schlacht auf franzsischem Boden (1814) hatte ihn der Vater, der ein russisches Regiment furchtbar unter den feindlichen Kugeln leiden sah, abgeschickt, den Namen der tapferen Abteilung festzu-stellen. Die Erscheinung des mutigen Knigsohnes begeisterte die wankenden Krieger zu neuen Anstrengungen, und sie warfen den Feind. Mittlerweile hatte Prinz Wilhelm kaltbltig die Toten und Verwundeten gezhlt und erfllte seinen Auftrag zur grten Zufriedenheit des Vaters. Nach eingetretenem Frieden eignete er sich mit redlichstem Fleie die Strkung und Abhrtung des Krpers sowie die Kenntnisse an, welche ein Heerfhrer braucht. Er wuchs zu einem schnen stattlichen Manne heran, der bald als das Muster eines ritterlichen Fürsten galt. So gewann er die Zuneigung der geistvollen Prinzessin Augusta von Sachsen-Weimar und in ihr eine Lebensgefhrtin, die sein Haus zum Mittelpunkt eines regen geistigen Verkehrs machte. 2. Diese anmutige Prinzessin war in der Heimat der Liebling des
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