15
Provinz gehört ein Stück von dem schönen Thüringerwalde. Es ist
der zum Reg.-Bez, Erfurt gehörende Kreis Schleusingen.
Derselbe liegt, von dem Hauptteil der Provinz getrennt, mitten
zwischen den Besitzungen anderer Fürsten. Die Hauptstadt ist
Schleusingen. Sie besitzt Bleiweiß-, Glas- und Papierfabriken.
Auch ein einträglicher Holzhandel wird von ihren Bewohnern be-
trieben. In der Stadt Suhl (12 000 Einwohner) befinden sich
bedeutende Metall-, besonders Gewehrfabriken.
Wo sich der Thüringerwald an den Frankenwald ansetzt,
entspringt die Werra. Dieselbe begleitet alsdann den ganzen
Südwestabhang des Thüringerwaldes, berührt hierauf auch eine
Strecke weit unsere Provinz (welchen Reg.-Bez.?) und vereinigt sich
bald darauf mit der Fulda, welche die Provinz Hessen-Nassau
durchströmt. Werra und Fulda sind die Quellflüsse der Weser.
7. Das thüringische Hügelland. Obere Saale und Unstrnt.
Nördlich vom Thüringerwalde breitet sich bis noch eine gute
Strecke in unsere Provinz hinein das thüringische Hügelland
aus. Dasselbe bildet eine wellenförmige Hochfläche, die von einzelnen
Berg- und Hügelketten durchzogen wird.
Die Wasser des thüringischen Hügellandes sammelt die
Saale. Dieselbe entspringt auf dem Fichtelgebirge. Ihr Lauf
ist vorzugsweise nach Norden gerichtet. Nachdem sie den Ostrand
des Frankenwaldes eine Strecke begleitet hat, ^trennt sie das thü-
ringische von dem sächsichen Berglande.
Die schönen, ^vielfach mit den Ruinen alter Schlösser und
Burgen gezierten Berg- und Hügelreihen, dazu die Obstgärten, die
fetten Wiesen und fruchtbaren Getreidefelder, durch welche die
Saale hier fließt, machen ihr Thal zu einem überaus lieblichen.
„An der Saale hellem Strande
Stehen Burgen stolz und kühn,
Ihre Mauern sind zerfallen,
Und der Wind streicht durch die Hallen,
Wolken ziehen drüber hin."
Mit Recht läßt ein anderer Dichter den Fluß sagen:
„Kurz ist mein Lauf und begrüßt der Völker, der Fürsten so viele;
Aber die Fürsten sind gut, aber die Völker sind frei."
Welches Volk begrüßt die Saale zuerst? — Bayern verläßt
sie bald. Sie fließt dann durch das Fürstentum Reuß, durch
den zum Reg.-Bez. Erfurt gehörenden Kreis Ziegenrück, durch
das Herzogtum Sachfen-Meiningen, das Fürstentum Schwarz-
burg-Rudolstadt, das Herzogtum Sachsen-Altenburg und das
Großherzogtum Sachsen-Weimar.
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17
über 30000) ein nicht unbedeutender Handel mit Getreide betrieben
wird. Mühlhausen war früher eine freie Reichsstadt. 1802 kam es an
Preußen. Georg Neumark, der Dichter des Liedes „Wer nur den lieben
Gott läßt walten", wurde in Mühlhauseu geboren (1621).
Südlich von Mühlhausen zieht ein Höhenzug, der Hainich,
nach Südosten. Auf ihm entquillt die Salza. Dies kleine
Flüßchen mündet in die Unstrut, An ihm liegt, kurz vor der Mündung
und mitten zwischen schönen Gemüsegärten und fruchtbaren Getreide-
feldern, die Stadt Langensalza (11000 Einwohner). Am 27. Juni
1866 kam es hier zu einem mörderischen Kampfe zwischen den Preußen und
den in diesem Kriege auf Seiten der Oesterreicher stehenden Hannoveranern,
infolgedessen die hannoversche Armee sich ergeben mußte.
Die Unstrnt wendet sich nun ganz nach Osten. Bald darauf
fließt ihr vom Thüringerwalde die Gera zu.
An dieser liegt Erfurt mit 78000 Einwohnern. Es ist die
Hauptstadt des gleichnamigen Reg.-Bez. — Unter den 20 Kirchen
Erfurts ist der Dom die wichtigste. Zu seinen Sehenswürdigkeiten
gehört eine große Glocke, Maria gloriosa genannt, die 275 Centner
wiegt und 10 m im Umfange hat.
Früher gehörte Erfurt und ebenso auch das Eichsfeld zu dem Kur?
fürsteutum Mainz. Im Jahre 1802 aber kam beides an Preußen. Nach der
unglücklichen Schlacht von Jena nahmen es die Franzosen in Besitz. Als
dann Napoleon aus preußischen und anderen deutschen Gebietsteilen das
Königreich Westfalen bildete (er gab dasselbe seinem Bruder Jerome), wurde
auch das Eichsfeld ein Teil desselben. Erfurt aber blieb in unmittelbarem
Besitz der Franzosen, bis in den ewig denkwürdigen Freiheitskriegen(1813—1815)
die verbündeten Preußen, Russen und Oesterreicher der napoleonischen Herr-
schaft ein Ende machten und die Franzosen aus Deutschland wieder hinaus-
jagten. Seitdem gehören Eichsfeld und Erfurt wieder zu Preußen.
Im Mittelalter befand sich in Erfurt eine Universität.
Diese besuchte Luther. Nach dem Willen seines Vaters sollte er
hier die Rechtswissenschaft studieren. Er aber beschäftigte sich am
liebsten mit der Religionswissenschaft (Theologie). Damals be-
standen in Erfurt auch zahlreiche Klöster. Eins derselben war das
Augustinerkloster. In das trat Luther ein. Dadurch wurde
er ein Augustinermönch.
In Erfurt ist ein Landgericht.
Erfurt ist durch seinen Garten - und Gemüsebau berühmt.
Mit Sämereien betreibt es einen bedeutenden Handel; werden
doch jährlich über tausend Centner Sämereien von hier versandt.
Von Erfurt zieht in östlicher Richtung der schön bewaldete
Steiger zum Thal der Ilm.
Eine halbe Meile nördlich von Erfurt liegt an der Gera
das Dorf Ilversgehofen, bei welchem sich ein großes Stein-
salzlager besindet.
Das Salz wird entweder aus salzhaltigem Wasser (Sole) oder
gleich als fester Körper (Steinsalz) gewonnen. Aus der Sole gewinnt
2
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Extrahierte Personennamen: Georg_Neumark Maria Maria Napoleon Luther
Extrahierte Ortsnamen: Mühlhauseu Mühlhausen Langensalza Gera Erfurt Erfurts Erfurt Mainz Jena Westfalen Deutschland Erfurt Erfurt Erfurt Erfurt Erfurt Erfurt Gera
— 189 —
Außerdem dauert noch der Krieg zwischen Frank»
reich u. Oesterreich fort u. wird im Jahre 1796 in
folgenden Ländern geführt:
a. im südlichen Deutschland: Jourdan u. Mo-
reau gegen Erzherzog Karl, Bruder von Franz Ii.;
Moreau's berühmter Rückzug, über den Schwarz-
wald;
b. in Italien: der schon damals als Feldherr
große u. rasch zum General emporgestiegene Napo-
leon Bonaparte gegen Wurmser u. andere Heer-
führer, zuletzt auch gegen den Erzherzog Karl;
Bonaparte's Siege bei Lodi, bei Arcole u. a., Ein-
nahme von Mantua; er dringt 1797 von Italien
aus bis Steiermark vor, so daß Oesterreich mit
Frankreich den
1797 Frieden zu Campo Formio f
schließt: Oesterreich tritt die österreichischen Nieder-
lande (Belgien) an Frankreich, ferner Mailand u.
Mantua an die (hieraus u. aus Modena u. eini-
gen Theilen des Kirchenstaats) neu gebildete eis-
a lp in ische Republik ab u. erhält dafür den
größten Theil des (von den Franzosen besetzten)
venetianischen Staats; die ionischen Inseln, bisher
venetianisch, kommen an Frankreich.
Die französische Republik ist siegreich aus dem
ersten Kriege hervorgegangen-, Belgien u. das linke
Nheinufer ist gewonnen, die besiegten Völker sind
gebrandschatzt, die Kunstschätze Italiens sind nach
Paris gewandert, aus den Kämpfern für die neue
Freiheit sind schnell große Feldherren erwachsen, aber
die meisten der französischen, so wie der holländischen
Colonieen sind von den Engländern erobert.
Die in diese Zeit fallende zweite u. dritte Thei-
lung Polens s. § 124.
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Franz_Ii Franz
Extrahierte Ortsnamen: Frank» Oesterreich Deutschland Italien Arcole Mantua Italien Oesterreich Frankreich Oesterreich Belgien Frankreich Mailand Mantua Modena Frankreich Belgien Italiens Paris Polens
— 191 —
Aegyptens genöthigt. (Wissenschaftliche Ausbeute
dieses Feldzugs.)
Jene großen Veränderungen sind erfolgt durch die
1798 Zweite Coalition gegen Frankreich
(zwischen England, Rußland unter Paul I., 1796—
1801 [wird ermoxbet], Oesterreich u. A.; aber
1797—Fried rich Wilhelm Iii. von Preußen, Sohn Frie- f
1840 brich Wilhelm's Ii.,
bleibt neutral).
Erzherzog Karl kämpft glücklich in Deutschland
gegen Bernadette u. Jourdan. In Italien entrei-
ßen die Oesterreicher u. Russen (Letztere unter Su-
wärow) den Franzosen fast alle ihre Eroberungen
(großer Sieg bei Novi), und die alten Verfassun-
gen werden in der parthenopäischen (unter furcht,
baren Grausamkeiten) und der römischen Republik
wiederhergestellt (Pius Vii. Papst). Glücklicher sind
die Franzosen in der Schweiz (Sieg Massena's über
die Russen unter Korsäkow bei Zürich. Suwärow's
berühmter Marsch durch Graubündten. Rußland
zieht sich von der Coalition zurück).
Da kommt Bonaparte aus Aegypten in Frank-
reich an, und
1799 stürzt am 18. Brumaire Viii., d. i. am 9. Nov. f
1799, mit bewaffneter Macht die Directorialregie-
rung u. die bisherige Verfassung, an deren Stelle
er eine Consularregierung errichtet (3 zehnjährige
Consuln, Bonaparte erster Consul).
Die Consuln (die vollziehende Behörde) sind durch einen
Erhaltungssenat, eiu Tribunat u. einen gesetzgebenden Körper
beschränkt, aber nur dem Namen nach, n. die Verfassung ist
eigentlich eine militärisch-monarchische.
Dann zieht er über den großen St. Bernhard
nach Italien u. erficht
1800 den großen Sieg über die Oesterreicher -j-
14. Juni hei Marengo (der franz. General Desaix fällt).
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Extrahierte Personennamen: Paul_I. Wilhelm Karl Karl Bernadette_u._Jourdan Bernhard Desaix
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich England Oesterreich Deutschland Italien Frank- Italien
— 192 —
1800 Moreau, tn Deutschland vorgedrungen, siegt de: j-
Hohenlinden (Dorf in Oberbaiern) über den Erz.
Herzog Johann (Reichsverweser 1848 u. 49; s. § 145).
Durch diese Siege hat Frankreich seine früheren
Bortheile großentheils wiedererlangt
(die cisalpimsche Republik ist wiederhergestellt, aber nicht die
römische u. die parthenopäische),
u. in dem
1801 Frieden mit dem Kaiser u. dem Reiche zu Luneville -s-
wird der Frieden von Campo Formio bestätigt u.
namentlich, gemäß einer geheimen Bestimmung jenes
Friedens, das linke Rheinufer an Frankreich abge-
treten.
*802 Frieden Frankreichs, mit England zu Amiens. f
(Der Krieg mit England, ver seit 1793 geführt,
bricht auch jetzt bald wieder aus, besonders weil
dieses nicht versprochenermaßen das 1800 eingenom-
mene Malta herausgiebt, und dauert bis zum
Sturze Napoleon's fort).
Der Reichsdeputation Hauptschluß (1803)
setzt die Entschädigungen der deutschen Fürsten (durch
säcularisirte geistliche Gebiete u. durch die freien
Städte) für die Verluste auf dem linken Rheinufer
fest: Preußen erhält die Bisthümer Hildesheim,
Paderborn, ein Drittel von Münster, Erfurt (bisher
kurmainzisch) nebst dem Eichsfelde, mehrere Reichs-
abteien (Quedlinburg) u. die Reichsstädte Mühl«
hausen, Goslar u. Nordhausen; Baiern erhält
Würzburg, Bamberg, Passau u. s. w. Von den
51 freien Reichsstädten bleiben nur 6: Hamburg,
Lübeck, Bremen, Frankfurt, Nürnberg u. Augsburg.
Bonaparte, in den Tuilerien wohnend u. eigent-
lich Alleinherrscher in der fast nur noch dem Namen
nach bestehenden Republik, regiert thätig u. beför-
dert das neue Gedeihen des Staates. Concordat
Mil dem Pavste u. Wiederherstellung des katholi-
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Extrahierte Personennamen: Johann Johann Campo_Formio
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Oberbaiern Frankreich Frankreich Frankreichs England Amiens England Malta Paderborn Erfurt Quedlinburg Goslar Nordhausen Bamberg Hamburg Bremen Frankfurt Nürnberg
— 202 -
s. w.) kehren in ihre Länder zurück. Aehnlich geht
es in Italien, nach tapferer Gegenwehr Eugen's.
Die Vertreibung der Franzosen aus Spanien s
§ 137.
1814 Uebergang der Verbündeten über den Rhein. f
Schlachten bei Brienne, bei Montmirail u. a.,
meist zum Nachtbeile der in einzelnen Corps vor-
rückenden Verbündeten. Blücher siegt bei Laon
(fpr. Lang), Schwarzenberg hei Arcis a. d. Aube.
Neue Siege bei La Fere Champenoife u. am Mont-
martre (30. März), während Napoleon im Rücken
der Verbündeten steht, und
in Paris. +
Napoleon entsagt u. erhält die Insel Elba. Lud-
wig Xviii. (Bruder Ludwig's Xvi., s. die Tab.
S. 164) wird König von Frankreich (die Nestau^
ration); er giebt dem Lande eine Constitution (die
Charte; Pairskammer u. Deputirtenkammer).
1814 Frieden zu Paris: Frankreich auf die Grenzen von 4
30. Mai 1792 beschränkt.
1814 Congreß zu Wien, zur Ordnung der Angelegenhei- |
u. 15. ten Europa's:
In den meisten Ländern werden durch denselben
die Zustände eingerichtet, die im Wesentlichen noch
bestehn (nur in Italien nicht, § 146), namentlich
erhält Preußen die jetzigen Provinzen Westfalen u.
Rheinprovinz (theils frühere Besitzungen, theils neue
Erwerbungen zum Ersätze für die an Rußland kom-
menden ehemals polnischen Länder Preußens), die
Hälfte des Königreichs Sachsen (mit den Städten
Torgau, Wittenberg u. a.), und Schwedisch Pom-
mern (Letzteres eigentlich durch einen Tausch mit
Dänemark). — Oesterreich bekommt das im Frieden
von Campo Formio erhaltene venetianische Gebiet
wieder (mit dem Mailändischen zusammen das Iom-
bardisch-venetianische Königreich). — Die frühere
Republik Holland wird durch Belgien zum König-
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Extrahierte Personennamen: Montmirail Schwarzenberg Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Italien Spanien Rhein Laon Mont- Paris Elba Frankreich Paris Frankreich Wien Italien Westfalen Sachsen Wittenberg Oesterreich Holland Belgien
— 210 ~
durch Chasse tapfer vertheidigte Citadelle von Ant-
werpen. — Erst 1839 wird, nachdem der König
von Holland Wilhelm I. die von den fünf Groß-
mächten in der Londoner Konferenz vorgeschlagenen
24 Artikel angenommen hat, Frieden zwischen Bel-
qien u. Holland geschlossen. — Belgien blüht schnell
auf, vornehmlich durch die ungestörte Entwickelung
des constitutionellen Regierungssystems.
c. Deutschland.
Unruhen in verschiedenen Ländern, wodurch eine
Verbesserung der Verfassung bewirkt wird, nament-
lich in Sachsen, Hessen-Kassel u. Braunschweig, am
gewaltsamsten in Braunschweig, wo der Herzog Karl
vertrieben und das Schloß in Brand gesteckt wird.
An die Stelle vesselben, der vom Bundestage für
regierungsunfähig erklärt wird, tritt sein Bruder
Wilhelm (beides Söhne des 1815 bei Quatrebras
gefallenen Herzogs).
6. Polen.
Polen war durch den Wiener Congreß als eige-
nes, constitutionelles, Königreich an Rußland gege-
den u. befand sich, trotz der verhaßten Regierung
des Vicekönigs Constantin, in einer glücklicheren
Lage, als zu den Zeiten der Republik. Aber die
Polen wollen sich frei machen. Daher im Nov.
1830 Aufstand in Warschau, |
der sich bald über das ganze Land verbreitet. Der
Diktator Chlopicki (spr. -izki)z nachher der Fürst
Czartoryski (spr. Tschar-) Präsident der National'
regierung; der General Skzrynecki (spr. -ezki).
1831 Polen wird durch Diebitsch (Sieg bei Ostrolenka; f
stirbt bald darauf) u. durch Paskewitsch (Einnahme
von Warschau) wieder unterworfen,
und durch ein organisches Statut dem russischen
Staate selbst einverleibt. (Seitdem viele Polen in
der Fremde, vornehmlich in Paris.)
Auch in den späteren Jahren bleiben die Auf-
standsversuche der Polen (besonders 1863) erfolglos.
«
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm_I. Karl Karl Wilhelm Constantin Chlopicki
Extrahierte Ortsnamen: Holland Belgien Deutschland Sachsen Hessen-Kassel Braunschweig Vicekönigs_Constantin Warschau Ostrolenka Warschau Paris Polen
— 156 —
Kaiser die Anerkennung seiner Köniqswürde erlangt),
die Seemachte, d. i. Holland u. England (welches
letztere Ludwig's Feind ist, weil dieser nach Jacob's
Ii. Tode 1701 [§ 108] dessen Sohn Jacob Iii. als
Konig von England anerkennt), ferner Portugal u.
(später) Savoyen-, — mit Ludwig sind verbunden
Baiern und Köln.
Der Krieg bricht unter dem Prinzen Eugen in
Italien aus u. wird außerdem geführt in Deutsch-
land, den Niederlanden u. Spanien. In Spanien
bekriegen sich Philipp u. Karl selbst; Karl hängen
besonders die Provinzen Catalonien, Aragonien u.
Valencia, Philipp (Sieg bei Almanza) das übrige
Spanien an.
1704 Der Herzog von Marlborough (spr. Mal- f
bro) (der englische Feldherr) und Eugen siegen
über die Franzosen u. Baiern bei Hoch-
ftädt (in Baiern, a. d. Donau).
1706 Marlborough siegt über Villeroi bei Ramillies
u. vertreibt dadurch die Franzosen aus den spani-
schen Niederlanden.
1706 Eugen siegt über die Franzosen bei Turin (die -j-
Preußen unter dem Fürsten Leopold von Anhalt-
Dessau).
1708 Marlborough u. Eugen siegen über die Franzosen -j-
unter Vendome bei Oudenarde (spr. Audenarde),
und behaupten dadurch die spanischen Niederlande.
Darauf Friedensunterhandlungen, in welchen sich
Ludwig nachgiebig zeigt; aber die Verbündeten
(Oesterreich u. s. w.) verlangen zu viel.
1709 Marlborough u. Eugen siegen über die Franzosen -\
unter Villars bei Malplaquet.
Ludwig, gänzlich erschöpft, zeigt sich nun noch
nachgiebiger, er verspricht sogar Hülssgelder zur Ver-
treibung seines Enkels aus Spanien, aber die Ver-
hältnisse ändern sich gänzlich durch den Sturz des
Whigministeriums in England, was Marlborough's
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Dessau Leopold Marlborough Eugen Ludwig Ludwig Marlborough Eugen Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Holland England England Portugal Italien Deutsch- Niederlanden Spanien Spanien Aragonien Valencia Spanien Baiern Baiern Donau Niederlande Oesterreich Spanien England
— 157 —
Entlassung zur Folge hat (das Toryministerium ist
dem Kriege abgeneigt), und vurch den
1711 Tod Joseph's I., f
da sein Bruder Karl Vi, nun Oesterreich u. Spa-
nien vereinigt haben würde. So erfolgt der
1713 Frieden zu Utrecht (spr. Utrecht) zwischen Frankreich f
u. den meisten übrigen Mächten,
u., nach einer kurzen Fortsetzung des Krieges zwi-
schen Eugen u. Villars, der
.1714 Frieden zu Rastadt (u. Baden, i. d. Schweiz) zwischen f
Frankreich u. dem Kaiser nebst dem deutschen Reiche.
Bedingungen:
1. Philipp V. (Ludwig's Enkel) bleibt König
von Spanien (nebst den Besitzungen in Amerika).
2. England erlangt von Frankreich die Aner-
kennung der Folge des Hauses Hannover auf dem
englischen Thron *) u. behält das im Kriege ero-
berte Gibraltar.
3. Oesterreich erhält die spanischen Nieder-
lande, Mailand, Neapel u. Sardinien.
4. Savoyen erhält Sicilien als Königreich.
Der Frieden der südwestlichen Staaten wird bald
darauf durch die Eroberungspläne des spanischen
Ministers Alberoni gestört. Dieselben müssen auf-
gegeben werden. Auch wird Sardinien gegen Si-
cilien getauscht, so daß Sardinien an Savoyen u.
Sicilien an Oesterreich kommt. Unter vielfachen
Unterhandlungen wird der Frieden erhalten, bis zum
polnischen Erbfolgekriege (Z 118).
*) Was 1714, nach dem Tode der Königin Anna, eintritt, indem
Georg I., Kurfürst von Hannover, mütterlicher Seits Urenkel Jacob's
I., den Tbron besteigt. Nun bleibt bis 1837 Hannover mit England
unter einem Regenten vereinigt. Auf Georg I. folgen Georg It., Iii.,
Iv., Wilhelm Iv. u. (seit 1837) Victoria.
Zur Veranschanlichnng diene folgende Tabelle- (S. 158.)
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Extrahierte Personennamen: Karl_Vi Karl Eugen_u._Villars Eugen Philipp_V._(Ludwig's Philipp_V. Anna Georg_I. Georg_It Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Oesterreich Utrecht Frankreich Baden Frankreich Spanien Amerika Frankreich Hannover Oesterreich Mailand Neapel Sardinien Sardinien Sardinien Oesterreich Hannover England Victoria
— 220 —
Große Siege der Verbündeten über die schlecht
geführten Oesterreicher bei M a genta (spr. Mad-
schenta), nach welchem die Oesterreichs Mailand
räumen, u. bei Solferino. Unerwartet schnell
kommt es zu dem
1859 Frieden zunächst zu Villafranca, dann zu Zürich, i
in welchem Sardinien von Oesterreich die Lombar-
dei erhält, aber Savoyen u. Nizza an Frankreich
abtritt.
Nach den Bestimmungen dieses Friedens sollen
auch die während des Krieges von ihren Völkern
vertriebenen Herrscher von Toskana, Parma u. Mo-
dena wieder eingesetzt werden; dieses geht aber nicht
in Erfüllung, nach der allgemeinen Stimmung in
diesen Ländern bleiben dieselben (wie auch die Ro-
magna) bei Sardinien, Eben so ist die Stimmung
u. das Streben nach Einheit Italiens im übrigen
Kirchenstaat, in Neapel u. Sicilien.
1860 Garibaldi landet mit einer Schaar Sardinier auf i
Sicilien
u. entreißt dieses der verhaßten bourbonischen Herr-
schast (§ 118) ^Bombardement von Palermo durch
die neapolitanischen Truppen). Noch in demselben
Jahre erobert er auch in leichtem Kampfe Neapel.
König Franz Ii. hält sich noch einige Monate in
Gaeta, bis auch dieses, von den Sardiniens zu
Wasser u. zu Lande belagert, capitulirt, 1861.
Unterdessen sind auch die noch päpstlichen Theile
des Kirchenstaates (Umbrien u. die Marken) aufge-
standen u. von den sardinischen Truppen eingenom-
men (Eroberung von Ankona). (Volksabstimmung)
Von dem in Turin versammelten Parlamente
1861 wird Victor Emanuel alskönig vonjta - i
lien proclamirt. Ihm gehört ganz Italien außer
Venetien (österreichisch) u. einem kleinen Theile des
Kirchenstaats mit Rom.
Garibaldi wird bei einem Versuche, auch diesen
Rest des Kirchenstaates zu gewinnen, 1862 ver-
wundet u. gefangen.
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien]]
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Extrahierte Personennamen: Solferino Franz_Ii Franz Ankona Victor_Emanuel