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1. Für Präparandenanstalten - S. 70

1912 - Breslau : Hirt
70 C. Länderkunde. § 104. Ter Gebirgszug setzt sich links von der Weser nach Nw fort und endet in niederen Höhen in der Nähe der Hase. Parallel mit diesem Zuge verläuft der Teutoburger Wald, der sich fast schnurgerade von der Quell- gegeud der Lippe und Ems bis nahe an die mittlere Ems hinzieht. Bemerkenswert sind für beide Ge- birge die fast bis auf die Sohle reichenden Quertäler, vou denen zwei von der Köln — Mindener Bahn benutzt werden: das eine ist die Westsälische Pforte, an dem an- deren, einem alten Wesertale, liegt in schöner Landschaft Bielefeld (78'-, seit dem Mittelalter bekannt durch feine .Leinwebereien, die neben Spinnerei und Maschinenbau noch jetzt blühen. § 10.',. Das Hügelland zwischen beiden Ketten ist ein fruchtbares Korn- und Flachs- gebiet, der Mittelpunkt der nord- deutschen Garn- und Leinwand- indnstrie. Die lippische Residenz- stadt Detmold liegt in der Nähe der Grotenburg, auf der sich das Hermannsdenkmal erhebt. Im Nw entstand an der Hafe Osnabrück in schöner Umgebung am hügeligeu Eude des Gebirges. Infolge der Eisen lager in der Nähe treibt die Stadt mancherlei Industrie und ist in jüngster Zeit sehr emporge- blüht (1648). Aufgaben. 1. Was füllt beim Vergleich der beiden die Torpfeiler bildenden! Berge auf? 2. Welche Kämpfe fanden in dieser Gegend statt zwischen Germanen und Römern, in den Sachsenkriegen Karls des Großen, im Siebenjährigen Kriege?

2. Für Präparandenanstalten - S. uncounted

1912 - Breslau : Hirt
Dünen ßllf der Insel Shlt. Wo an der Flachküste, die das Grab so manchen Schiffes wurde, ein Hindernis den vom Wind getriebenen, trocken gewor- denen Meeressand aufhält, bleiben die Sandkörner liegen und häufen sich zu parallelen Reihen von mächtigen, im Sonnenglanze blendenden Wällen an. Diese böschen sich nach der Seeseite sanfter ab als nach der Landseite. Auf den kleinen Sandgebirgen, die an der Nordsee das Ungestüm des heftigen Seewindes kaum höher als 30 m ansteigen läßt, sammelt sich bald das zähe Volk der sand- und salzholden Pflanzen, der Dünengräser, die, so oft sie auch von neuen Sandweben überdeckt werden, immer wieder ihre struppigen Köpfe aus dem Sandgrabe hervorreckcn, während sie mit ihrem weitverzweigten Wurzelgewirr die Sandmassen festhalten. Die dürftigen Gräser spenden den wilden Kaninchen und Haseit ausreichende Nahrung. Wo der sandbeladeye Seewind in den Dünenwall eine Bresche gelegt hat, zieht er seine Furchen in den vom Modcr der Graswurzeln dunkel gefärbten Sand

3. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 138

1906 - München : Oldenbourg
138 29. Albrecht Dürer. sagen wir: aus einem Bilderbuche —, worin das Leben der Jungfrau Maria dargestellt wird. Über solche Holzschnitte und Bilderbücher soll später Genaueres gesagt werden. Einstweilen betrachten wir einmal den, der vor uns liegt. Er stellt die heilige Familie in ihrer häuslichen Beschäftigung dar: Joseph, der Zimmermann, geht seiner Arbeit nach, während Maria neben ihm am Spinnrocken sitzt und das Christkind wiegt. Ein religiöses Bild also, eine Szene aus dem Neuen Testament. Allein wollte man sie in irgend einem Evangelium aufsuchen, man würde sie nirgends finden. Das ist von Wichtigkeit. Dürer ist kein Illustrator, d. h. kein Künstler, der irgend eine in einem Buche geschilderte Szene genau in der Zeichnung darzustellen sucht; er erfindet vielmehr aus dem Geiste der Schilderung heraus ganze Szenen oder wenigstens Einzelheiten, die nirgends beschrieben sind. Er steht unabhängig neben seinem textlichen Vorbilde. Nun könnte es freilich noch eine andere Art Vorbild für ihn geben. Für eine Reihe biblischer Szenen hat sich in den Wandmalereien und den Bildern in Handschriften (den „Miniaturen") ein Herkommen gebildet, das festsetzte, welche Szene dargestellt werden sollte und in welcher Weise — in der Hauptsache wenigstens — sie aufzufassen sei. Allein auch solche Vorbilder existieren für diese Szene nicht, sie ist Dürers eigene Erfindung und gerade deshalb sehr bezeichnend für seine persönliche Kunstweise. Dürer war in erster Linie religiöser Maler. Er selber sagt einmal in einer uns erhaltenen Handschrift: „Dann durch Malen mag angezeigt werden das Leideu Christi und würd gebraucht im Dienst der Kirchen. Auch behält das Gemäl die Gestalt der Menschen nach ihrm Sterben." Damit umschreibt er selbst seine Hanpttätigkeit, zumal in seinen Bildern; nur in einigen Kupferstichen .und Zeichnungen greift er über diese Grenzen hinaus. Und innerhalb derselben beschäftigt ihn tatsächlich das am meisten, was er in jenen Worten voranstellt: das Leiden Christi, das Leben Christi überhaupt, während er die vor ihm so beliebte Heiligenlegende selten behandelt; das liegt übrigens im Zuge seiner Zeit, die mehr und mehr durch die deutschen Bibeln angeregt wurde, schon lange vor der Reformation. Eine häufig wiederkehrende Darstellung bleibt auch bei ihm wie bei seinen Vorgängern das Christkind im Arme seiner Mutter, die ja auch auf unserem Bilde die Hauptperson ist. Wer an das Marienideal der italienischen Hochrenaissance gewöhnt ist — ein jeder hat doch zu Hause eine der berühmten Madonnen Rafaels gesehen —, der ist wohl von dieser Maria enttäuscht. Es ist ein herbes Gesicht, das nichts vom weichen Linienfluß jener Italiener zeigt. Wer sich aber mehr mit diesem Gesichte beschäftigt, wird bald finden, daß es manche fein beobachtete persönliche Züge aufweist, die den Italienern ja so häufig fehlen. Wenn diese am Spinnrocken sitzende Maria manchem etwas hausbacken vorkommt, so mag er dazu bedenken, daß in Deutschland zu jener Zeit nicht jener äußerliche Glanz und Prunk herrschte wie in den viel reicheren Städten

4. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 49

1906 - München : Oldenbourg
12. Die Ungarnschlacht an der Ennsburg. 49 12. Die Ungarnschlacht an der Ennsburg (am 5. Juli 907). Von Friedrich Beck.') 1. Die Völker des Ostens, sie bringen heran, Sie zeichnen mit Flammen und Blut die Bahn, Sie brausen einher wie Sturmesroinb — Weh Deutschland bir, bich leitet ein Kind! 2. Und Ludwig bebt: „Wer schützt mir die Mark? Auf, Bayerns Herzog, so kühn und stark!“ Der spricht: „Ich wahre bir treuen Sinn, Und willst bu mein Leben, ich geb' es bir hin!" 3. Sie rüsten die Waffen, die spiegelnbe Wehr, An der Ennsburg schart sich der Deutschen Heer. Wo die Donau strömet vorbei mit Macht, Da lagern im Felb sie bei bunkler Nacht. 4. (Ermattet vom Zuge, wie schlafen sie tief! Doch roarnenb die Stimme des Wachters rief: „Die Feinde stürmen !" Er rief es in Eil'; Schon stürzt er, getroffen vom Tobespfeil. 5. Und im Flusse, so schaurig, ba rauscht es und schäumt, Erwacht, ihr (Betreuen! Nicht länger gesäumt! Dort schwimmt es und klimmt es am Uferranb ; Schnell greifet zum Schwerte, zum Eisengewanb! 6. Unholben vergleichbar im nächtlichen Traum Umschwammen die Heiben des Lagers Raum. Mit funkelnbem Blick in die (Ehristenfchar Stürzt gierig des Morbes der toilbe Magyar. 7. Rings schallt es von Hieben, Geschrei und Stoß, Aus tiefen Wunben das Blut entfloß. Und wie sich die (Ebne vom Morgen erhellt, Deckt manche Leiche das Würgefelb. 8. Und als sich nun Freunb und Feind erkannt, Ist Heller am Tage ihr Zorn entbrannt. Sie ringen in grauser Vertilgungsschlacht — Da bunkelt aufs neue hernieber die Nacht. 9. Doch stünblich mehrt sich des Feinbes Wut Und Horb' um Horde, sie lechzt nach Blut. Nicht wanken die Deutschen am zweiten Tag; Am britten enblich die Kraft erlag. l) Gedichte, S. 189 ff. München 1844. Lit. art. Anstalt. Kronseder, Lesebuch zur Geschichte Bayerns. 4

5. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 168

1906 - München : Oldenbourg
168 33. Der Trifels. Die große Säkularisation brachte auch den Übergang der Klosterbibliotheken an den Staat mit sich und die Handschriften- und Bücherschätze der in den altbayerischen Gebieten gelegenen Klöster wanderten in die kurfürstliche Hofbibliothek. Mag man über die Säkularisierung denken, wie man will, sicher ist, daß durch die Zentralisierung der alten Bücherschätze des Landes der Wissenschaft ein unschätzbarer Gewinn erwuchs und die Münchener Bibliothek damit zu der ersten Bibliothek Deutschlands wurde. Und wie um die Zentralisierung zu rechtfertigen machten in der Folge die gelehrten Bibliothekare der Hofbibliothek bei der Ordnung der neu zugeströmten Bestände eine wichtige literarische Entdeckung um die andere. Unsterblich glänzt in der Geschichte der Bibliothek der Name des Bibliothekars Johann Andreas Schmeller. Die Kataloge, die er über die gewaltigen Handschriftenbestände mit staunenswerter Gelehrsamkeit und unerreichtem Fleiß angelegt hat, verkünden wie die gelehrten Werke, die er herausgab, seinen Ruhm. Auf sein Bayerisches Wörterbuch darf das Gesamtvaterland stolz sein. Längst reichten für die Masfenbestände der Büchersammlung die alten Räume nicht mehr aus. Da erstand aus König Ludwigs I. Geheiß, vou Meister Friedrich Gärtner in florentinifchem Stil entworfen, in den Jahren 1834—1842 der prächtige Palast in der Ludwigstraße, der heute die K. Hof-nnd Staatsbibliothek birgt. Ein herrliches Stiegenhaus führt zu den Räumen der Bibliothek, welche sich heute noch rühmen darf die reichste und erste Deutschlands zu sein und welche ihrem alten Inhalt nach immer die erste bleiben wird, auch wenn die eine oder andere moderne Bibliothek mit reicheren Geldmitteln sie an Bändezahl überholen sollte. Sie ist und bleibt eine wahrhaft königliche Bibliothek. Und in der Gegenwart sucht die Bibliotheca regia emsig mitzugehen im allgemeinen Fortschritt, und im elektrischen Licht erglänzen an den Winterabenden die Räume, in denen Hunderte Wissensbelehrung suchen und in denen gar manches für Jahrhunderte wichtige Werk Fortgang und Förderung faud und findet. 33. Der Trifels. Von August Becker.z) Vor uns liegt wie vom Himmel gefallen der Trifels in seiner ruinösen Herrlichkeit auf drei hintereinander liegenden, dunkel bewaldeten Felspyramiden, zu seinen Füßen eine tiefe Talschlucht, in der sich das Dörslein Bindersbach versteckt und weiter hinaus ein von der Sonne und dem Sandstein rot gefärbtes Stück des Auuweiler Tales mit den Häusern des Städtchens Annweiler. Die Bergmasse des Rehberges, hinter ihm der Asenstein und drüben der Adlersberg fassen das prachtvolle Bild ein, so recht ein „historisches Land sch afts bild" sondergleichen. Obgleich wir den Trifels fchon *) „Die Pfalz und die Pfälzer," S. 513 ff. Leipzig 1858, I. I. Weber.

6. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 260

1906 - München : Oldenbourg
260 49. Elisabeth Charlotte. ganze Ding, dessen junges Herz man lachen und jauchzen hört unter dem wogenden Mieder, nicht mehr gehörig zu unseren Tagen und der äußeren Erscheinung unserer Welt und doch so zugehörig zu unserem Sein und Wesen, zu unseres Wesens innerstem Teil, daß wir es in die Arme fassen, an uns drücken und sagen möchten: „Du bist unser, du bist unser." Und jetzt, aus den Büschen, durch die es herabgebrochen ist, das wilde Ding, kommt ein klagendes, schier verzweifeltes Rufen: „Liselotte, wo seid Ihr? Liselotte, wo steckt Ihr9" Und da öffnet sich in dem lachenden Gesicht der Mund, was man so Mund nennt, obschon es eigentlich zwei anfeinander gepreßte, süßrote Kirschen sind, und „hier ist die Liselotte" ruft es in die Gesträuche hinauf, „komme sie nur, Jungfer Kolb, der Weg zu mir daher ist gar annehmlich und bequem Jappeud und schnappend nach Luft, die Kleider sehr »en desordre« von Sträuchern und Dornen, kommt sie denn nun des Wegs daher, die arme Jungfer Kolb, der die Aufsicht anvertraut ist über die durchgängerische Liselotte und: „Ach, was Ihr einen ranschenbenttelichen Kopf habt, Liselotte", fängt sie vorwurfsvoll au, „wahrlich, wahrlich, Jhro Gnaden, der Kurfürst, Euer Herr Vater, weitn er Euch Rauschenblattenknechtlein genannt, er hat Recht". Weiter aber kommt Jungfer Kolb mit ihrem Straffermone nicht, denn fchon wie ein Bienchen, das sich auf eine Blume stürzt, hat sich die Liselotte an sie gehängt, beide Arme um ihren Hals und „filze Sie mich nicht, Jungfer Kolb," ruft sie, „ich gebe Ihr auch Kirschen zu essen, so viel als Sie haben will." Und damit sitzen sie schon beide nebeneinander auf einem und demselben Wurzel-knorren und tu die Tasche greift die Liselotte und holt Kirschen daraus hervor und aus der anderen Tasche einen Knust schwarzen Brots, da beißt sie hinein mit Zähnen, weiß wie Milch, wie Marmor stark und: „Sieht sie, Jungfer Kolb", sagt sie, „wie ich für sie sorge? Frühmorgens heute um fünf bin ich ins Kirschenstück gegangen am Burgwall, habe mir die Taschen brav vollgestopft, daß ich zu essen hätte nachher und die Jungfer Kolb mit mir". Aber die Jungfer Kolb, die sagt schon kein Wort mehr, keinen Tadel, keinen Borwurf; schweigend ißt sie die Kirschen, die Liselottes kleine Hand ihr in den Mund stopft, lautlos blickt sie es an, das holde, holdselige, liebenswürdige Geschöpf an ihrer Seite, blickt es mit Augen an, die in Liebe schwimmen, wie die Augen aller, die auf der Liselotte ruhen. Und um sie her die Bäume, die heute so alt sind, damals aber noch jung waren, stecken die Köpfe zusammen, rücken dichter aneinander, als wollten sie einen Wall um sie bauen, damit er nicht fort von ihnen könne, ihr Liebling, ihr „Rauschenblattenknechtlein". Denn die Bäume sind klug, klüger als Menschen, darum ahnt ihnen, daß das heut so glückliche deutsche Kind einstmals eine Frau sein wird, eine unglückliche Frau im fremden Land, daß es sich heimsehnen wird nach der Heimat am Neckar, nach dem rotbraun getürmten Schloß, und daß es die Heimat nie wieder sehen wird, trotz Sehnen und Tränen nie wieder, nie mehr.

7. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 269

1906 - München : Oldenbourg
50. Träume sind Schäume. 269 Und wenn anch dermalen einst der Otto-Heinrich-Bau in sich zusammen sinken wird, so wird das aller Wahrscheinlichkeit nach nicht von heute zu morgen, es wird langsam, im Lause der Jahrzehnte, vielleicht der Jahrhunderte, vor sich gehen; die allmählich sich auflösende Ruine wird in ihrem langsamen Sterben immer schön, vielleicht sogar noch schöner sein als gegenwärtig, und jahrzehnte-, vielleicht jahrhundertelang wird sie den Augen entzückter Beschauer das Bild gewähren, das immer und ewig am tiefsten auf die Menschenseele wirken wird, den feierlichen Anblick der großen Tragödie. 50. Träume sind Schäume. Don Alfons Steinberger.1) Schon neigte sich das Jahr 1698 seinem Ende zu, als durch den Ärmelkanal eine herrliche Flotte, die schwellenden Segel vom Winde geblüht, gegen Osten steuerte. Sie kam von den fernen Gestaden des südlichen Spaniens und war bestimmt den Prinzen von Asturien wie im Triumphe nach seinem zukünftigen Weltreiche zu bringen. Wer aber war der Prinz von Asturien? — Kein anderer als der kleine, noch nicht 7jährige Joseph Ferdinand, der Sohn Max Emanuels, des Kurfürsten von Bayern und Statthalters der Niederlande Die Rücksichtslosigkeit, mit welcher die Höfe in Versailles und Wien die spanische Erbschastsfrage zu lösen suchten, indem sie noch bei Lebzeiten des Königs Karl eine förmliche Teilung der Weltmonarchie verabredeten, hatte den sterbenskranken König aufs äußerste erbittert. Mit raschem Entschlüsse durchkreuzte er die Pläne jener habgierigen Mächte, setzte den bayerischen Prinzen Joseph Ferdinand zum Universalerben der spanischen Monarchie ein und ernannte ihn sofort zum Prinzen von Asturien. Ebenso groß als der Jubel über diese unerwartete Erhöhung des wittels- bachischen Hauses in Bayern war auch die Überraschung und Entrüstung derjenigen Mächte, die das unermeßliche Erbe schon in Händen zu haben glaubten. Der glücklichste der Menschen war aber in diesen Zeiten Max Emanuel. Wie mit einem Zauberschlag sah er nun seine kühnsten Träume verwirklicht, ja übertroffen. Sein Sohn der alleinige Erbe der größten Monarchie • des Erdkreises! Welche Aussichten eröffneten sich nun dem Hanse Wittelsbach! Max Emanuel war wie trunken vor Freude und Glück. Mitten im Winter hatte er sein Söhnchen ans München zu sich nach Brüssel kommen lassen; an der Seite des künftigen Königs eines Weltreiches wollte er die langweiligste aller Jahreszeiten unter glänzenden Hoffesten verleben. Der kleine Joseph, jetzt der Inbegriff all seines Glückes, mußte in seiner Reihe sein, dann erst wollte er sich den Freuden und Lustbarkeiten des Winters widmen. *) Aus Bayerns Vergangenheit, 3. Bd., S. 65 ff. Regensburg 1894. G. Manz.

8. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 271

1906 - München : Oldenbourg
50. Träume sind Schäume. 271 Dem Ganzen lag die Idee einer Huldigung zugrunde, welche die verschiedenen Volksstämme der spanischen Monarchie dem Herzoge von Asturien, ihrem zukünftigen Könige, darbrachten. Da sah man in den farbenprächtigsten Trachten Spanier, Italiener, Niederländer, jede Nation wieder nach einzelnen Stämmen, Ständen und Gewerben gesonderte Gruppen bildend. Den meisten Beifall erregten die Indianer, mit Perlen und Federn geschmückt, schwere Goldringe in den Ohren tragend. Als der ganze Zng an dem über die sinnige Überraschung hocherfreuten Fürsten vorübergekommen war, formierte er sich im Hintergründe zu einer großartigen Gesanitgrnppe. Plötzlich teilte sich aufs neue der Vorhang und von blendendem Lichtglanze umstrahlt zeigte sich eilt ergreifendes Bild: auf sonnigem Hügel, fast ganz von Blnmen bedeckt, schlummerte ein reizender Knabe. Beim ersten Blick erkannte man in ihm den künftigen Herrscher» Spaniens, Max Emannels Sohn, Joseph Ferdinand. Die leise Melodie der Musik, die bisher den Schlummernden in liebliche Träume gewiegt hatte, ging allmählich in lebhaftere Weisen über, der Knabe erwachte, richtete sich auf und im selben Augenblicke senkte sich, indes die Musik einen Siegesmarsch ertönen ließ, von oben ans rosafarbenen Wolken eine liebliche Erscheinung hernieder, die Glücksgöttin Fortuna. Die herrliche Gestalt in wallende Schleier gehüllt schwebte auf einer goldenen Kugel; in der Linken trug sie eine schimmernde Königskrone und mit holdem Lächeln hielt sie dieselbe über dem blondgelockten Haupte des Knaben. Die Rechte aber führte ein wallendes Banner mit dem Wappen des Hauses Wittelsbach. Der Eindruck, den dieses Bild aus alle, insbesondere ans den Kurfürsten machte, war ein ergreifender und lauter Beifall ertönte; die huldigenden Gruppen aber beugten unter stürmischen Jubelrufen ihre Kniee und begrüßend streckten sie die Arme zu dem neuen Herrscher empor. Beim Souper, das gegen Mitternacht eingenommen wurde, wollten einige Gäste, die in der Nähe des Statthalters saßen, die Wahrnehmung machen, daß sich in den Zügen des Herrschers eine gewisse Unruhe zeigte. Die Bemerkung schien nicht ohne Grund zu sein, denn kurz nach Beendigung des Mahles verließ zu nicht geringer Überraschung der Gäste Max Emannel das Fest; hastigen Schrittes suchte er dem rauschenden Treiben zu enteilen. Während aber das Fest nach dem Wunsche des Statthalters seinen ungestörten Fortgang nahm, begab sich dieser, nur von einem Kammerherrn gefolgt, in die Gemächer eines entlegenen Flügels des Palastes, die der junge Herzog von Asturien bewohnte. Auf der Schwelle eines hell erleuchteten Vorzimmers trat dem Kurfürsten ein Kammerherr leisen Schrittes entgegen. „Ich bitte Ener Durchlaucht, keine unnötige Erregung! Das Befinden des gnädigsten Prinzen hat sich etwas verschlimmert." „Verschlimmert! Und das sagt Ihr mir erst jetzt?"

9. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 272

1906 - München : Oldenbourg
272 50. Träume sind Schäume. Ohne die weiteren Entschuldigungen des Hofmannes anzuhören hatte sich Max ©mannet, von einer schrecklichen Angst ergriffen, ins Gemach des Herzogs begeben. Kaum aber war der Kurfürst dort angelangt, als die Kunde von der ernstlichen Wendung, welche das vermeintliche Unwohlsein des künftigen Königs von Spanien zu nehmen drohte, gleich einem Blitzstrahl in das fröhliche Treiben der Gäste drang. An Stelle des sorglosen Lächelns und der fröhlichen Festlaune war jetzt auf einmal Angst und Bestürzung auf allen Gesichtern zu lesen. In kurzer Frist waren die Festsäle, in denen soeben noch bei Kerzenglanz und Blumenduft und den lockenden Klängen der Musik die Siuue sich gesättigt hatten, verödet. Wie wenn der rauhe Herbstwind über die blumengeschmückten Fluren streicht 'und mit eisigem Hauche Duft und Farbe tütet, also war auch in den Palast des glücklichsten Mannes statt der alles belebenden Freude auf einmal die bleiche Sorge eingezogen. * Noch lag starre Finsternis über der Erde — man stand in den ersten Tagen des Februar — als in dem Palaste des königlichen Statthalters der Niederlande sich ein wahrhaft herzerschütterndes Ereignis vollzog. Der bayerische Erbprinz und künftige König Spaniens lag im Todeskampfe. Während ein ganzes Kollegium von Ärzten in den Nebenzimmern mit dem Aufgebote aller Kunst, die Wissenschaft und Erfahrung bot, dem Tode die vornehme Beute abzuringen bemüht war, kniete Max Emanuel am Bette des geliebten Kindes und mit tränenleeren Augen flehte er zu demjenigen um Erbarmen, der hier allein noch zu helfen vermochte. War es denn Wirklichkeit, was er da alles erlebte, oder hielt ein böser, entsetzlicher Traum die gemarterte Seele umfangen? Aber, bei Gottes Barmherzigkeit, es war kein Traum, es war grauenvolle Wirklichkeit. Fest hielt er die erkaltende Hand seines kleinen Lieblings in der seinigen. War denn all die Liebe seines väterlichen Herzens, das heiße, brennende Verlangen der sehnenden Brust nicht imstande den erbarmungslosen Tod von der Schwelle dieses Gemaches hinwegzubannen? „Mein Gott, mein Gott," rief der geängstete Vater aus und preßte die Hält de an die beiden Schläfen, als fürchtete er ein Zerspringen des im Fieber glühenden Hauptes, „nimm mich von dieser Welt hinweg, aber laß dies Kind, uuschuldsvoll wie deine Engel, am Lebeu und nimm mich dafür zum Opfer hin!" Aber die Bitte fand keine Erhörnng. Seit einer Stunde war Jofeph Ferdinand, der bayerische Kurprinz und Herzog von Asturien, tot. Aber Max Emanuel wollte nicht daran glauben. Wie geistesabwesend saß er noch in derselben Haltung ant Bette. Keiner der Höflinge wagte es, dem ungeheuren Schmerze diefes Mannes durch ein Wort des Trostes entgegenzutreten; so heilige Scheu hatte alles vor der Größe eines derartigen Schicksalsschlages.

10. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 514

1906 - München : Oldenbourg
514 107. Mit einem Königsherzen. Die unterm Herbstlaub meines Lebens schwillt, Ihm darzubringen hofft' ich und, dafern (Ein Kranz mir je noch blühte, sollt' er ihm Zuerst gehören, der ihn mild gepflegt. — Da ritz ein allzufrüh Geschick ihn fort Zu jenen Sphären, die kein sterblich Lied (Erreicht, und nichts als Tränen heißen Danks Für den geliebten Toten hab' ich heut’. Den Toten? Nein! Ob auch das Gruftgewölb' Den schmerzensmüden Leib empfing: er lebt! Nicht in den Blättern der (Beschichte bloß, Nicht bloß im Mund des Liedes, noch im (Erz, Das fromme Treue dankbar ihm erhöht: 3n seines Landes Segen und (Bedeih’n, In seines Volks Gesittung lebt er fort, (Er lebt in unsern Herzen, lebt im Sohn, Der, was er anhub, zu vollenden ringt; Und daß er also fortlebt, sei uns Trost In unserm Leid! Denn sein's verging in Glanz. So dacht' ich und erleichtert hob sich mir Die schwerbeklemmte Brust. Ich sprang empor Und sah zum Himmel, sah den Strom hinab; Da brach die Sonne leuchtend durchs Gewölk, Daß jede Well', in ihren Strahl getaucht, Der Hoffnung goldnes Bild zu tragen schien, Und durch das Tal im Wind herwogend kam Der Osterglocken Auferstehungsruf. 107. Mil einem königsherzen. Von Oskar von Redwitz. Das eble Herz unseres höchstseligen Königs Max Ii. hat die letzte Stätte -seiner irbischen Nuhe gefunben. Und es ist wohl ein sehr natürliches Gefühl, wenn es mich, als einen der wenigen bestänbigen Augenzeugen, nach meiner Rückkehr brängt, all benen, bte im weiten, treuen Bayernlanbe um den Hingang ihres geliebten Königs vor vier Monaten aus aufrichtiger Trauer geweint haben, nun auch in Wahrheitstreue von der uns allen ewig benkwürbigen Fahrt zu erzählen, auf der wir das königliche Herz von der prächtigen Königsstabt auf der Hochebene der Isar bis zur unscheinbaren Muttergotteskapelle in der Nieberung des Inn im letzten Ehrenbienste begleiten bürsten. Möge inbessen niemanb ungewöhnliche Schilberungen einer durch äußeren Pomp besonbers großartigen Totenfeier erwarten! — Ging dieser in seiner l) „Eine Fahrt von München nach Altötting, dem bayerischen Volke erzählt." München 1864, Manz.
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