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das auf allen Seiten von Wasser umgeben ist. (Maakenwärder.)
Ein solches Stück Land nennt man eine Insel. So tief wie
sie liegt auch alles übrige Land, das wir von der Rainville-
Terrasse aus bis zur Bodenerhebung am andern Ufer der
Elbe überblicken können. Es bildet ebenfalls eine Ebene. Da
diese aber nur wenig höher liegt als die Oberfläche des Flusses
(der Wasserspiegel), so wird sie eine Tiefebene genannt.
Neumühlen und Ovelgönne.
Zum Stadtteil Ottensen gehört auch Neumühlen, ein
hübsches Dorf, das teils am Fuße der erwähnten Anhöhe,
teils an deren Abhang liegt. Man gelangt dahin, wenn
man die Kaistraße nach W. verfolgt. An der Südseite dieser
Straße, nahe an der Elbe, liegt die Gasanstalt, von wo ans
das Gas durch unterirdische Röhren in die Stadt geleitet
wird. Ihr gegenüber, an dem sanften Abhang der Anhöhe
unterhalb der Rainville-Terrasse, sehen wir hübsche Anlagen,
durch welche Fußsteige für Spaziergänger führen. Weiterhin
gelangen wir an Donners Schloß vorüber, das von einem
weiten, herrlichen Park umgeben ist. Ein Schild an der
Straßenmauer mit der Inschrift „Straße Neumühlen" belehrt
uns, daß hier der Ort beginnt. An der Ostseite des Parks
führt der Neumühlener Kirchenweg an der Anhöhe hinauf
nach der Flottbeker Chaussee. Seine Treppenstufen gewähren
uns einen Überblick über den Park und eine herrliche Aus-
ficht über die Elbe. Der Park hat zwei Teiche, von denen
der unmittelbar hinter dem Straßengitter befindliche bedeutend
tiefer liegt als der andere. Von dem oberen Teiche stürzt
das Wasser über mehrere steile Steinstusen rauschend in den
unteren hinab; es bildet einen Wasserfall. Über denselben
ist eine lange Brücke gebaut. Westlich von Donners Park
führt der „Heuberg" nach der Flottbeker Chaussee hinauf, ein
4'
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Fahrrinne breiter und tiefer zu machen, wird der Sand durch
sog. Baggerschiffe aus dem Flusse geschafft.
17.
Der Diebsteich und der Jsebek.
Auf Ottensener Gebiet liegt auch der Diebsteich an der
Pinneberger Chaussee, nördlich von unserer Stadt. Er hat
die größte Ausdehuuug von W. nach O., eine geringere von
N. nach S. An seiner westlichen Seite nimmt er ein anderes
Gewässer auf, nämlich den Jsebek. Das Wasser im Jsebek
fließt; er ist ein fließendes Gewässer. Eine derartige Be-
wegung bemerken wir an den« Wasser des Diebsteichs nicht;
er ist ein stehendes Gewässer. Da dasselbe nur von ge-
ringem Umfange ist, so wird es eben ein Teich genannt. Ein
größeres stehendes Gewässer heißt ein See (Landsee). Die
Vertiefung, in welcher das Wasser des Jsebeks fließt, heißt
Bett; die Ränder des Bettes nennt man Ufer. Da, wo er
sich in den Diebsteich ergießt, ist seine Mündung. Man
sagt daher: der Jsebek mündet in den Diebsteich. Er tritt
aber an der Ostseite wieder aus demselben heraus, sodaß
dieser Teich also nicht bloß Zu-, sondern auch Abfluß hat.
Wenn wir — etwa von der Stelle aus, wo die Chaussee
über den Jsebek führt — dahin sehen, wohin das Wasser
fließt, so haben wir rechts von uns das rechte und links
das linke Ufer. Die Entfernung zwischen beiden Ufern ist
eine sehr geringe, daher das Bett nur schmal. Auch ist es
uicht sehr tief. Ein fließendes Gewässer mit schmalem und
nicht sehr tiefem Bett wird ein Bach genannt. (Bek — Bach).
Wo der Bach anfängt oder entspringt, da ist seine Quelle.
(Die beste Gelegenheit, den Schülern zu zeigen, wie das
Wasser aus der Erde quillt, bietet das Quellenthal in Flott-
bek.) Daß das Wasser sich gerade in der Gegend des Diebs-
teichs angesammelt hat, kommt daher, daß sie niedrig liegt.
Eine noch tiefere Lage hat die Gegend östlich vom Diebsteich,
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— 54 —
und daher fließt auch das Wasser in dieser Richtung aus dem
Teich ab. (Jfebekthal.) Zu beiden Seiten des Baches und
am Diebsteich breiten sich Wiesen aus, die wegen ihrer
Feuchtigkeit reich mit Gras bewachsen sind. Durch eine
Schleuse an der Westseite des Diebsteichs, unmittelbar an
der Chaussee, wird das Wasser zuweilen, besonders im Herbst,
am Fortfließen gehindert; es wird „aufgestaut". Die Folge
ist, daß der Teich einen immer größeren Umfang annimmt,
und daß das Wasser sich weithin in die Gräben verbreitet und
zum Teil die Wiesen überschwemmt. Man thut dies, teils
um den Graswuchs im folgenden Frühjahr und Sommer zu
fördern, teils um im Winter möglichst viel Eis zu gewinnen,
das von dem Besitzer verkauft wird. (Eiswerke am Diebsteich).
Das Gras der Wiesen wird im Sommer mehrmals gemäht
und durch die Sonne in Heu verwandelt. Einige Wiesen
werden als Weide für das Vieh benutzt. — Nördlich vom
Diebsteich, an der Ostseite der Chaussee, bemerken wir eine
Windmühle. (Diebsteicher Mühle). Der Jsebek fließt in
nordöstlicher Richtung durch Eimsbüttel weiter und mündet
zuletzt in die Alster.
18.
Othmarschen und Bahrenfeld.
Westlich vom Stadtteil Ottensen liegt Othmarschen, nord-
westlich Bahrenfeld, zwei Vororte von Altona. Der Weg
nach Othmarschen führt durch die Moltkestraße über die Ro-
landsmühle, die ihren Namen nach dem ersten Präsidenten
Altonas erhalten hat (S. 65). Nach Bahrenfeld gelangt man
von Ottensen aus durch die Friedensallee, die sich beim
Friedenseichenplatz von der Bahrenfelderstraße abzweigt, oder
durch den Bahrenfelder Steindamm, die Fortsetzung der Bahren-
felderstraße. Von den nördlichen Stadtteilen Altonas aus führt
der Kreuzweg, die Fortsetzung der kleinen Gärtnerstraße, nach
Bahrenfeld. Sobald wir die Stadt verlassen, fallen uns die
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bei benutzt, und ist die Herstellung der Gegenstände eine
massenhafte oder kunstvolle, so spricht man von Industrie.
Das Handwerk wird in Werkstätten, die Industrie meist in
Fabriken betrieben. Welche Fabriken in der Stadt sind euch
bekannt? Die Waren, die man in den Werkstätten und
Fabriken verfertigt, werden von andern Leuten verkaust, sie
treiben Handel damit. Solche Leute heißen Kaufleute. (S. 45).
Auch auf dem Lande giebt es Gewerbetreibende und Geschäfts-
leute, aber nur in geringer Zahl. Durch den Handel stehen
die Menschen mit einander in Verkehr. Die wichtigsten
Verkehrsmittel sind die Eisenbahnen, die Schiffe und
die Post.
20.
Was die Sage von der Entstehung Altonas erzählt.
Vor etwa vierhundert Jahren war die Gegend zwischen
Hamburg und Ottensen noch gar nicht bebaut. Damals ge-
hörte sie zu der Grafschaft Pinneberg, über welche die
Schauenburger Grafen regierten. (S. 35). Die Grenze zwischen
dieser Grafschaft und dem Hamburger Gebiet bildete ein Bach,
der aus einer sumpfigen Hochebene beim heutigen „Grünen
Jäger" abfloß, südwärts durch die Thalsenkung, die sich noch
jetzt deutlich erkennbar zwischen Altona und St. Pauli hin-
zieht, strömte und in der Gegend des heutigen Fischmarkts
in die Elbe mündete. Nach diesem Grenzbach ist die Bach-
straße benannt worden. Er führte im Laufe der Zeit ver-
schieden? Namen. So hieß er z. B. eine Zeitlang „Peper-
molenbek", weil er in der Gegend des jetzigen Nobisthors
eine Pfeffermühle trieb, später aber die „Alte Aue".*)
*) Ursprünglich hieß er Herwardeshuder Bach, wahrscheinlich
nach einem Manne Namens Herword, der hier eine Hude d. h. eine
Trift oder Weide besaß. Jenseit des Baches, auf dem sogenannten
Hamburger Berge, lag das Herwardeshuder Nonnenkloster. Weaen
seiner Lage an der Elbe war aber das Kloster häufig feindlichen An-
griffen ausgesetzt, und der Hafenverkehr störte das beschauliche Leben
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Extrahierte Personennamen: Pauli Herwardeshuder_Bach
— 75 —
Bahnhof Gählersplatz zunächst nach der Station Nebenzollamt
und von hier auf der Pinneberger Chaussee entlang am Diebs-
teich vorüber nach Langenfelde, wo sich eine bedeutende
Ziegelbrennerei befindet. Die nächste Station ist Stellingen,
von wo aus man auf einem östlich führenden Landwege nach
Lokstedt gelangt. Der kürzeste Weg von Altona nach Lokstedt
geht über Eimsbüttel und Hoheluft. Von Stellingen aus
gelangt man mit der Bahn in nordwestlicher Richtung nach
Eidelstedt, das eine bedeutende Bierbrauerei besitzt. (Tivoli.)
Der Ort ist ebenfalls die erste Station der Altona-Kieler
Bahn. Westlich von dieser Bahn, nördlich vom Winsberg, da wo
die Bahn eine Biegung nach Nw. macht, befindet sich das
Stellinger Moor. Es liegt niedriger als seine Umgebung
und ist sehr wasserreich und sumpfig. Hier und da sieht man
große Wasserlachen. Wo man den Boden für ganz sicher
hielt, sinkt man oft bis an die Knöchel und wohl noch tieser
ein, und wo er uns wirklich trägt, da zittert er unter unfern
Fußtritten. Aus dem Moor wird auf zweierlei Weise Torf
gewonnen, der als Brennmaterial dient. Das obere, wenig
feuchte Moor wird in achteckigen Soden abgegraben (gestochen);
die tiefer liegende, schlammige, schwarze Masse wird ausgehoben
(ausgebaggert), in Formen gestrichen und an der Luft ge-
trocknet (Stech- und Bagger- oder Backtorf). Sind die Soden
soweit angetrocknet, daß sie nicht mehr ganz leicht zerfallen,
so werden sie in kleinen Haufen so ausgestellt, daß der Wind
hindurchstreichen kann. Die völlig getrockneten Soden werden
zu großen Haufen zusammengelegt. Eine genauere Betrachtung
eines Torfsodens zeigt uns, daß das Moor aus Pflanzen-
teilen besteht. Es bildet sich in solchen Gegenden, wo das
Wasser keinen Abfluß hat, aus abgestorbenen Pflanzenstoffen,
welche in die Tiefe sinken.
Die Wege zwischen den einzelnen Ortschaften find von
verschiedener Beschaffenheit. Man unterscheidet Ehansseeen,
Gemeinde- und Feldwege. Die Ehansseeen sind künstlich
angelegte, schöne, breite Straßen. Sie werden aus zer-
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117
was er kann, dann ist er auch, waz er sein soll. Thu' nur
das Rechte in deinen Sachen, das Andre wird sich schon von
selber machen. Göthe. —
Das Werthe und Würdige.
Hast du Etwas, so theile mir's mit, und ich zahle, was recht
ist;
Bist du Etwas, o, dann tauschen die Seelen wir aus.
Schiller.
O hättest du von Menschen besser stets gedacht,
Du hättest besser auch gehandelt. — Schiller. —
Veränderung des Orts.
Reise! Verändre den Ort. Des Lebens reifeste Frucht wird
Durch Erfahrung, die dir Sinn und Gedanken erneut.
Siehe das stehende Wasser, und schau die rinnende
Quelle;
Jenes modert, und dieß strömet den Hellesten Trank.
Bliebe die Sonne des Himmels an Einem Orte;
Der Perser und der Araber säh' bald mit Verdrusse
sie an.
Ginge der Mond nie unter; er brächte Schaden der
Erde;
Flöge der Pfeil nie ab; nimmer erreicht' er das Ziel.
Gold in der Grube wird wie leere Stoppel geachtet;
Aloe, wo sie wächst, gleicht dem gemeinesten Holz.
Herder.
f. Wir fürchten uns nicht, wenn gleich die Welt unter-
ginge, und die Berge mitten ins Meer fielen. Luther. —
Sich nicht rächen, auch wenn Rache Gerechtigkeit wäre, das
ist edel und groß. — Ob Alles im ewigen Wechsel kreist, es
beharret im Wechsel ein ruhiger Geist. Schiller. — Ein hei-
liger Wille lebt, wie auch der menschliche wanke. Dcrs. —
Der ist am glücklichsten, er sei ein König oder ,ein Geringer,
dem in seinem Hause Wohl bereitet ist. Göthe. — Ein
Jeglicher, gut oder böse, nimmt seinen Lohn mit seiner That
hinweg. Ders. —
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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319
Sämmtliche Flüsse, Auen und Bäche sind für die Schiff-
fahrt, die Fischerei und das Mühlenwesen von großer Bedeu-
tung.
Zu diesen Gewässern gesellen sich gegen 100 größere und
kleinere Landseen, die auf der östlichen Seite des Landes wie
blaue Augen gen Himmel blicken. Da sind die beiden Plön er
Seen, der große und der kleine, durch eine schmale Land-
enge, worauf die Stadt Plön liegt, von einander getrennt.
Der große ist der größte See im Herzogthume, hat einen Um-
fang von 5| M. und mehrere kleine Inseln in seinem Wasser.
Als No. 2 nenne ich den Seel enter See, von 3^ Meilen
Umfang und sehr tief. —- Nr. 3. Der Grub^ r See im
östlichen Holstein, durch die Bröckaue mit der Ostsee in Verbin-
dung stehend, nur flach und Brakwasser enthaltend, und
Nr. 4 der größeren Seen ist der Westen See, westlich vom
Kieler Hafen, von der Eider durchströmt und durch diese und
den Flemhuder See mit dem Canal in Verbindung
tretend.
Andere Seen von einigem Umfange find:
Der Lanker Sec, ein breites Bassin in der Swentine, südlich von
Preetz, der Post See und der Barkauer und Bothkamper See,
westlich von Preetz, der Dobcrsdorfer Sec und der Passader
See, östlich von Kiel, welcher letztere die Abflüsse des Seelenter und
Dobersdorfcr Sce's aufnimmt, der Einfcldcr See, nördlich von
Reumünster, der Ward er See und der Scgeberger See, nord-
östlich von Segeberg. Am Fuße des Kalkbergcs liegt der kleine Se-
gcberger See, welcher der Sage nach eine gleiche Tiefe mit der
Höhe des Kalkberges haben soll. — Der größte See in Dithmarschen
ist der Kudcn See, nordöstlich von Brunsbüttel
Fast alle diese Seen sind sehr fischreich, und enthalten
Hechte, Barsche, Rothaugen, Sandarten, Aale, Brachsen u. s. w.
wenn auch nicht jeder See alle, so doch einige dieser Fisch-
arten.
In dem größten Theile des Landes findet man auch gutes
und hinlängliches Trinkwasser, entweder in Quellen und
Brunnen oder Flüssen und Cisternen. Quellen gibt's
in der Marsch nicht, im mittleren und östlichen Holstein, und
besonders in hügeligen Gegenden sind sie häufig. In Dith-
marschen ist Brunnenwasser das gewöhnliche Trinkwasser,
aber meistens schlecht, indem es nicht nur von den feinen klei-
artigen Erdtheilen, womit es angefüllt ist, eine schmutzige,
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321
Seit der Schöpfung; trieft aus seinen silberbcressten .
Haaren geschmolzenes @ié in großen Tropfen, die schlupfen
Durch der Berge Geklüft in die Wasserbehälter der Erde.
Fern am luftigen Haupte der dunkelblauen Gebirge
Siehst du ruhige Wolken herunterwallen und langsam
Über den Dannenforst hinziehn. Oft lagert ein kaltes
Ncbelgewölk wie ein Kranz sich dort um die Nicscnschultern
Unseres Brocken. Dem Schooß der thauenden Wolken cntträuselt
Unablässig ein zarter, befeuchtender Regen, und diesen
Saugt mit tausendmal tausend offenen Adern der Berg ein.
Lauter und rein, wie der Thau vom jungen Blatte der Birke
Zitternd herabhängt, sinkt und im Sande leise versieget
Trieft die Feuchte herab zu den Quellcngcbirgen der Erde.
Neubccks Gesundbrunnen.
167. Die Quellen der Erde.
Aus dem Schooße der Erde dringt das leicht bewegliche,
blinkende Wasser als Quelle empor zur Oberfläche der Erde;
der Herr läßt quellen Brunnen und Bäche, er macht, daß sie
an den Ort, wo sie herfließen, auch wieder hinfließen. Die
Wolken tränken die Berghäupter, der Thau benetzt sie. Beides
befördern Pflanzen, Bäume, Kräuter und Moose; das gebildete
Wasser dringt in die Erde, sickert hinunter, bricht aus der
Erde hervor, wenn es weiter hinunter zu dringen verhindert
wird: dieß sind die Quellen aus meteorischem Wasser.
Viele Quellen verdanken ihr Wasser h'öherliegenden Wasser-
behältern, aus denen es durch den nach allen Seiten wirkenden
Druck des Wassers sich seitlich verbreitet und an geeigneten
Stellen durchsickert; sie werden Seiher quellen genannt.
Manche Quellen fließen zu jeder Zeit gleichmäßig, die lebendi-
gen Wasser, die stetigen Quellen; andere sind bald
wasserreicher, bald wasserärmer, zuweilen fließen sie gar nicht
— die veränderlichen oder Hungerquellen und die aus-
setzenden Quellen. Sie sind schwach oder stark, kommen
meist munter, zuweilen wallend, sprudelnd hervor, einige, z. B.
die Geyserquelle auf der Insel Island, springen wie Spring-
brunnen in die Höhe; einige sind heiß, andere warm oder lau,
die meisten kalt oder kühl, im Sommer und Winter fast immer
von gleichem Wärmegrad. Die meisten dienen nur zur Er-
frischung und Labung der Menschen, zur Erquickung für Pflan-
zen und Thiere; einigen aber hat Gott durch besondere Stoffe
besondere Kräfte zur Herstellung der Gesundheit verliehn, den
Gesundbrunnen oder Heilquellen, welche entweder
21
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322
getrunken oder zum Baden benutzt werden. In einigen Quellen
läßt Gott das zur Würze der Speisen nothwendige Kochsalz
aus dem Schooße der Erde herausführen, die Salzsoolen.
Gar lieblich beschreibet die Bibel die Quellen und deutet auf
höhere Verhältnisse der Menschen hin, auf die unser inneres
Leben erfrischende, belebende, ernährende, nie versiegende Quelle
des göttlichen Wortes, welches Wasser die Fülle hat. — Gehe
zu dieser lautern Quelle, nicht zu den löcherigen Brunnen blo-
ßer menschlicher Weisheit, die erst aus dem ewigen Brunnen
göttlicher Weisheit ihr Wasser erhalten.
K. Schneider (kleine Weltkunde).
168. Die Salzquelle.
Gedrückt von Durst und Hitze hatte ein Wanderer die
Wüstenei zurückgelegt. Erquicklich erschienen ihm des Landes
Bäume. Nur noch ein Quell! so seufzt' er. Nicht vergebens:
aus Hügeln quoll ein Bächlein. O gesegnet sei mir die lang
ersehnte, süße Labung! Er sprach's und legte sich auf's Knie
und schlürfte aus hohler Hand des Baches milde Gabe. Doch
schneller noch entströmte seinen Lippen der bittere Trank. Er
rief mit wildem Zürnen: „Verwünschte Fluth! mich lockte deine
Täuschung und jetzt erfüllst du mir den Mund mit Ekel! auf
immer möge dir dein Born versiegen!" — „Verwünsche,"
sagte eine Stimme, „deinen Unmuth, nicht die Quelle. Des
Salzes Born ist dieses Landes Segen."
K r ii in mache r.
169. Das fließende Wasser.
Aus den Quellen fließt das Wasser ab als Fließ oder
Riesel; jenes still und ruhig und geräuschlos mit leisem Lauf,
dieses schneller mit rieselndem Geräusch. Riesel und Fließe ver-
einigen sich zu Bächlein und Bächen, diese zu Flüßlein,
Flüssen und Strömen, welche mehr oder minder schnell,
rieselnd, von Stein zu Stein plätschernd, rauschend,
brausend, tosend dahin fließen, jenachdem sie mehr oder
weniger Wasser enthalten, oder ihr Flußbette mehr oder weniger
geneigt, das ist, ihr Gefälle größer oder geringer ist. Leicht
hältst du mit dem Finger ein Fließ oder Riesel in seinem Laufe
auf, leicht kannst du das Bächlein überspringen, den Bach
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324
und Kälber. Aber es war ihm nicht fröhlich dabei zu Muthe.
Denn er sah, daß das Gras kärglich wuchs und nicht hinreichte,
sein weidendes Vieh den halben Sommer zu ernähren.
Da trat sein Nachbar zu ihm und ward sein finsteres Aus-
sehen gewahr und forschte nach der Ursache seines heimlichen
Grämens. Und nun begann jener von seinen Besorgnissen und
dem geringen Ertrag der Wiese zu reden.
Aber der Nachbar erwiderte: „Machet es, wie ich mit
meiner Wiese gethan habe. Sie liegt an dem nämlichen Bach
und war ehemals karg und unfruchtbar. Da leitete ich den
Bach hinein, und das Gras wuchs fett und hoch bis an die
Bäuche der Rinder." —
Der Landmann freute sich des klugen Rathes und ging
hinaus und begab sich an die Arbeit und nahm Gesellen, und
sie durchstachen den Bach.
Aber siehe! der Bach erfüllte die Wiese also, daß sie gleich
einem See ward, und überschwemmte sie mit Kies und Sand.
Da raufte der unglückliche Landmann sein Haar und lief zu
seinem Nachbar und zürnte sehr über seinen Rath.
Aber dieser sagte: „Lieber, warum zürnest du mit mir über
den Rath, den ich aus wohlwollendem Herzen dir ertheilt habe?
Hadere vielmehr mit dir selber und mit deinem eigenen unge-
duldigen Herzen. In kleinen Canälen hättest du den fetten
Bach durch deine Wiese leiten, nicht aber mit der Gewalt sei-
nes Wassers überströmen sollen. Denn alsdann führt er seine
Fettigkeit und des Wiesengrundes Erdreich mit sich fort und
lässet nur seinen Kies und Sand zurück."
Also verhält es sich auch mit dem Reich der Wahrheit.
K r u m m a ch e r.
171. Welle und Blume.
O, du eiliger Geselle, sprachen Blumen zu der Welle,
eile doch nicht von der Stelle. — Aber jenessagt dawider: „Ich
muß in die Lande nieder, weithin auf des Stromes Pfaden,
mich im Meere jung zu baden. Aber dann will ich vom Blauen
wieder auf euch niederthauen."
Fröhlich.
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