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1. Düsseldorf im Wandel der Zeiten - S. 62

1910 - Düsseldorf : Schwann
— 62 — 12. Düsseldorf unter den Hohenzollern. ^ Vereinigung mit Preußen. Nach der großen Völkerschlacht bet Leipzig mußte der französische Eroberer zurück uach Frankreich flrehe.i. Damit hatte auch für die französischen Behörden des Groß-herzogtnms Berg die Abschiedsstunde geschlagen. Sie folgten im November des Jahres 1813 ihrem kaiserlichen Gebieter. Wenige Tage später zogen auch schon russische Truppen in Düsseldorf ein. •Om Auftrage der verbündeten Fürsten verwaltete der russische Staatsrat Justus Grüner, ein echter Deutscher von Geburt und Gesinnung, das nengebildete General-Gouvernement Berg. Auf dem Wiener Kongreß wurde dieses endgültig an Preußen abgetreten. Am 3. Mai 1815 schlugen Abgesandte des Königs Friedrich Wilhelm Iii. die Urkunde der Besitzergreifung in Düsseldorf a n. Seit die sein Tage gehört die einstige b e r g i s ch e Haupt- n n d R e s i d e n z st a d t z n in preußischen Staate. £ie Gartenstadt. Unter der zielbewußten Regierung der Hohenzollern entwickelte sich Düsseldorf, wenn auch nicht mit einem Schlage so doch im Lanse der Jahrzehnte, aus einem einfachen Ge-meinwesen mit fast ländlichen Verhältnissen zu einer der herrlichsten Großstädte des deutschen Vaterlandes. Nicht ganz 20 000 Einwohner hatte es bei seiner Vereinigung mit Preußen, und heute zahlt es deren 350 000. Glücklicherweise waren damals die Festungs- Übcvgaitg der Russen über den Rhein bei Düsseldorf am J3. Januar Nach einer kolorierten Federzeichnung im Historischen Museum.

2. Düsseldorf im Wandel der Zeiten - S. 87

1910 - Düsseldorf : Schwann
Jmmermannstraße Jahnstraße Lacombletstraße Mendelssohnstraße Graf-Recke-Straße 1 Mathildenstraße i Schadowplatz und 1 Schadoivstraße s Varnhagenstraße Friedrichstadt V Friedrichstraße ( Königsallee Königplatz und 1 Königstraße / Elisabethstraße Karl-Anton-Straße Hohenzollernstraße Fürstenwallstraße Fürstenplatz — 87 — Karl Leberecht Jmmerinann, geb. 24. Juli 1796 in Magdeburg, 1827—1840 Langerichtsrat und 1832 bis 1837 'Theaterdirektor in Düsseldorf, starb 25. August 1840 in dem Hanse Ratinger Str. 45 sstandbild am Stadttheater]. Cm Schüler des Turnvaters Jahn, der Primaner Zernial, gründete 1815 in Düsseldorf den ersten Turnplatz der Rheinprovinz. Theodor Lacomblet, geb. 15. Dezember 1789, gest. daselbst 18. März 1866, Geschichtsforscher, Letter der Landesbibliothek. Felix Mendelssohn-Bartholdy, geb. 3. Febr. 1809, städtischer Musikdirektor in Düsseldorf 1833—1837, wohnte Schadowftr. 30 [Gedenktafel], starb 4. November 1847 [Standbild am Stadttheater]. Adalbert, Graf von der Recke-Volmerstein, geb. 28. März 1791 zu Overdyck, gründete an Stelle des 1803 ausgelösten Zisterzienserklosters 1822 die Rettnngsanstalt Düsseltal [Denkmal iin Anstaltsgarten], starb 10. November 1878 zu Kraschnitz; seine Gemablin, Gräfin Mathilde von Pfeil, geb. 28. Juli 1801, gest. 5. Mai 1867. 1816 Kälbermarkt bzw. Flinger Steinweg genannt; Friedrich Wilhelm von L-chadow-Godenhansen, geb. 6. September 1789 in Berlin, Historienmaler, Direktor der Kunstakademie in Düsseldorf 1826 bis 1859, gest. 19. März 1862 [Denkmall. Karl August Varnhagen von Ense, geb. 21. Februar 1785 zu Düsseldorf, Schriftsteller, 1815—1819 in preußischen Staatsdiensten, gest. 10. Okt. 1858 in Berlin. Friedrich Wilhelm Iv. I Friedrich Wilhelm Iv., geb. 15. Oktober 1795, König von Preußen seit 1840, starb 2. Jan. 1861. Seit 1840 bebaut, als Promenade schon früher bestehend; Besuch des Königs in Düsseldorf am 14. Anglist 1848, Angelegt nach 1850. Elisabeth von Bayern, geb. 13. November 1801, Gemahlin Friedrich Wilhelms Iv., starb 14. Dezeinber 1873. Karl Anton, Fürst von Hohenzollern-Sigmaringen, geb. 7. September 1811, Divisionskommandeur, Kommandierender General des Vii. Armeekorps, Militärgouverneur von Rheinland und Westfalen und Ministerpräsident, wohnte im Jägerhof 1852 bis 1858 und 1862—1870, starb in Sigmaringen 2. Juni 1885. Fürstliches Haus Hohenzollern.

3. Düsseldorf im Wandel der Zeiten - S. 49

1910 - Düsseldorf : Schwann
Napoleons Besuch in Düsseldorf. Im Herbste 1811 machte der Kaiser eine Reise nach Holland. Auf dem Rückwege weilte er vom 2. bis 5. November in Begleitung seiner Ge-rnahlin Marie Luise, der österreichischen Erzherzogin, mich in unserer Stadt. Bei seiner Ankunft wurde er am Luftballon empfangen und dann über die gleichfalls nach ihm benannte Kaiserstraße zum Jagerhof geleitet, wo er mit seiner Gemahlin Wohnung nahm. Von hier ergingen nun in den drei Tagen die Befehle für das weite napoleonifche Reich. Vom Jägerhof aus zog der Kaiser am 3. November durch den Hofgarten in die Stadt. Ihm zu Ehren war in der Elberfelder Straße ein Triumphbogen errichtet. Düsseldorfs berühmter Sohn, Heinrich Heine, beschreibt den Einzug in die damalige Stadt mit folgenden Worten: „Es war eben in der Allee des Hofgartens. Der Kaiser mit seinem Gefolge ritt mitten durch die Allee. Er trug seine scheinlose, grüne Uniform und das kleine welthistorische Hütchen. Er ritt ein weißes Rößlein, und das ging so ruhig stolz, so sicher, so ausgezeichnet. Nachlässig, fast hängend saß der Kai)er, die eine Hand hielt hoch den Zaun, die andere klopfte gutmütig den Hals den Pferdchens. Hinter ihm, stolz auf schnaubenden Rolfen und belastet mit Gold und Geschmeide, ritt sein Gefolge; die Trom- meln wirbelten, die Trompeten erklangen, und das Volk rief tausendstimmig : ,Es lebe der Kaiser1!" Am selben Tage noch besichtigte Napoleon eingehend die Stadt und ihre Lage, insbesondere das ehemalige Festungsgelände. Weyhe durfte ihm persönlich die Pläne zu den Parkanlagen vorlegen, obgleich die Regierung die Absicht hatte, den größten Teil des Geländes als Staatsgut zu verwerten. Nach den bei dem Umritt gewonnenen Eindrücken stimmte Napoleon dem Vorhaben seiner Regierung nicht zu, vielmehr erging am 17. Dezember desselben Jahres von Paris ans die folgende kaiserliche Entscheidung an die bergifche Regierung: „Die ehemaligen Befestigungen und das Glacis (Feldbrustwehr) werden der Stadt abgetreten, um bepflanzt und in öffentliche Anlagen nach dem Verschönerungsplan verwandelt zu werden." Aber nicht bloß das Gelände wurde unentgeltlich hergegeben; die Staatskasse erhielt auch noch Anweisung, einen jährlichen Zuschuß von 100000 Franken zu den Arbeiten zu spenden. Der Hofgarten aber ist seitdem die Freude und der Stolz jedes Düsseldorfers geworden. Düsseldorf im Wandel der Zeiten. 4 49 — Der alte Sicherheitshafeu nördlich der Waler' akademie.

4. Düsseldorf im Wandel der Zeiten - S. 90

1910 - Düsseldorf : Schwann
Moltkestraße I Helmutstraße / Füsilierstraße J Neuininddreißiger-! straße J Spichernplatz und \ Spichernstraße ( Gravelottestraße Reichstraße Friedeastraße Fatmastraße Ständehausstraße Lllbertstraße Benderstraße Camphausenstraße Degerstraße Feuerbachstraße Gehrtsstraße Glasstraße ) Heyestraße Paulinenstraße J Hildebrandtstraße — 90 — Gras Helmut von Moltke, geb. 26. Oktober 1800 m Parchim, 1858—1888 Chef des Generalstabes der preußischen Armee, 1871 Feldmarschall, gest. 24.April 1891 zu Berlin [Denkmal in deralleestraßej. Das 1818 gegründeteniederrheiuische Füsilierregiment Nr. 39 ist seit dem 8. November 1866 in Düsseldorf. Bei der Erstürmung der Spichererhöhen mit 6. August 1870 hatte das Regiment unter Führung des Generals von Francois hervorragenden Anteil [Deufmstl im Aaper Waldej. In der Schlacht bei Gravelotte, 18. August 1870 war das Regiment ebenfalls beteiligt. ^j^deraufrichtung des Teutschen Reiches, 18. Januar Friede zu Frankfurt a. M., 10. Mai 1871. Durch den 1873 entstandenen Tierschutzvereiu „Fauna" wurde der am 31. Mai 1876 eröffnete Zoologische Garten gegründet. Ter unter Friedrich Wilhelm Iii. durch Gesetz vom 27. März 1824 eingerichtete Provinziallandtag der Rheinprovinz tagte seit 1826 in Düsseldorf, von 1851 an tu dein durch Friedrich Wilhelm Iv. 1845 bis 1846 erbauten alten Ständehause am Burgplatze, das 1872 durch Feuer zerstört mtirde; das jetzige Proviiizial-Ständehans ist seit 1880 in Benutzung. Kommerzienrat Albert Poensgen, geb. 6. Juni 1818, Gründer der Albert -Poensgen - Stiftung, gest. 3. Februar 1880. Otto Bender, 1878—1904 Bürgermeister von Gerresheim, gest. 6. Mai 1904. Wilhelm Camphausen, geb. 8. Februar 1818 in Düffel-darf, Schlachtenmaler [Reiterporträts], gest. 18.Juni 1885 Jägerhofstraße 9. ° Ernst Deger, geb. 15. April 1809 in Bockerem bei Hildesheim, religiöser Maler [Fressen, Apollinaris-firche zu Remagen und Stolzenfels], gest. 27. Januar 1885 als Professor der Kunstakademie zu Düsseldorf. Anselm von Feuerbach, geb. 12. September 1829 in Speyer, Historienmaler in Düsseldorf, 1873 Professor in Wien, gest. 4. Januar 1880 in Venedig. Professor Karl Gehrts, geb. 11. Mai 1823, Historienmaler in Düsseldorf [Fresken im Treppenhause der Kunsthalle], gest. 17. August 1898. Kommerzienrat Ferdinand Heye aus Bremen gründete 1863 irt Gerresheim eine Flaschenfabrik [jetzt Aktiengesellschaft Glashütte], die größte derartige Unternehmung auf dem Festlande; er starb 1889. — Witwe Paultne Heye. Theodor Hildebrandt, geb. 2. Juli 1804 in Stettin, Porträt- und Historienmaler, Professor der Kunstakademie, gest. 29. September 1874 in Düsseldorf.

5. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 293

1910 - Düsseldorf : Bagel
293 Eherecht, die Toleranz und die Erziehung. Die Volksschulen, teilweise auch die Mittelschulen, waren der Aufsicht der Kirche untergeordnet. Das kaiserliche placet für kirchliche Verfügungen, die in das Gebiet des Staates Übergriffen, war ebenso beseitigt, wie alle der Kirche unbequemen Bestimmungen aus der Zeit Josephs Ii. Mancherlei Folgen, auch politischer Art, hatten diese Zugeständnisse an die Kirche. Zu den nachteiligen Wirkungen gehörte auch namentlich die, daß es einen Riß unter den Deutschen Oesterreichs hervorbrachte. Der Klerus und der hohe Adel fügten sich den Bestimmungen gern. Der deutsche Bürgerstand aber, besonders soweit er liberalen und nationalen Anschauungen zugetan, wurde der Kirche und auch dem reaktionären Staate dadurch zweifellos fremder. Warum sollte der Deutschösterreicher, wenn der Tscheche, der Ungar und der Slowene den Wert seiner Nationalität so viel höher bewerten durfte, die eigene geringer einschätzen ? Die Kirche aber, die alle ändern Nationen in ihrem Emporstreben unterstützte, tat dies nicht bei den Deutschen. Die Ereignisse der Jahre 1859 bis 186b hatten nun auch den österreichischen Staat veranlaßt, das bürgerliche und nationale Element mehr zu würdigen und nicht bloß auf die Kirche sich zu stützen. In diesem Sinne erfolgten 1874 die kirchenpolitischen Gesetze, denen die Kündigung des Konkordats vorausging. Der Papst, hieß es, sei seit 1870 infolge der Unfehlbarkeitserklärung ein anderer geworden, als er es 1855 gewesen. Mit einem unfehlbaren Papste sei das Konkordat nicht geschlossen. Einem solchen wolle man es nicht weiter zugestehen. Und nun wurde auch in Oesterreich das Verhältnis nach dem Beispiele Preußens neu geregelt. Es wurde nicht bloß die Anzeigepflicht bei Ernennung von Pfarrern durchgesetzt, sondern auch das alte placet wieder eingeführt. Der Staat erhielt aufs neue die Aufsicht über die Klöster und auch die Anerkennung der Religionsgenossenschaften wurde gesetzlich geregelt. So herrscht seit 1874 ein freierer Geist, der auch den Nichtkatholiken zugute kommt. In Kirche und Schule hat die Kirche noch immer ihre Selbständigkeit und ihren Einfluß, aber der einzelne ist in seinem Bekenntnis viel freier geworden.

6. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 164

1910 - Düsseldorf : Bagel
164 Und da bewährten sich auch die Offiziere, die höheren wie die geringeren. Ihre Geschicklichkeit brachte den Gegner so oft in die Lage, vom Kampfe lassen und sich ergeben zu müssen. An eine andere Ursache, etwa an Verrat, darf man sicher nicht denken, wenn schon in den ersten Kämpfen immer wieder so viele durch Gefangenschaft ihnen verloren gingen. So groß die Niedergeschlagenheit der Oesterreicher war, noch größer war der Jubel, der in Berlin jetzt endlich alle erfaßte. Man zog vor das Schloß des Königs und gab der Freude lautesten Ausdruck; man zog aber auch vor das Haus des bislang so geschmähten Bismarck und rief ihm jetzt aus tausend Kehlen Glückwünsche, ja Dank zu. Ein heftiges Gewitter mit Donner und Blitz konnte die Begeisterung nicht dämpfen. Bismarck aber wußte auch dieser Erscheinung eine vorteilhafte Seite abzugewinnen. Er fand die Deutung, daß auch der Himmel zu den Siegen seinen Salut schießen lasse. Die Schlacht bei Königgrätz, 3. Juli 1866. Nun hielt es den König nicht länger mehr zu Hause. Schon am äo. Juni morgens reiste er mit Bismarck, Moltke und Roon zum Prinzen Friedrich Karl. Die Sachlage drängte zur großen Entscheidung. Und von ihr durfte man das Beste hoffen, denn Benedek hatte bereits den rechten Augenblick zum Zuschlägen verpaßt. Bis zum 29. hätte er mit übergroßer Mehrheit die Zweite Armee von vorn und von der Seite angreifen können, ohne daß die Erste Armee hätte helfen können. Jetzt aber war diese so nahe, daß ein Kampf gegen die eine ohne das Eingreifen der ändern kaum noch denkbar war. So entschloß sich Benedek, da er die Vereinigung der beiden feindlichen Armeen nicht mehr hindern konnte, weiter zurückzuweichen, zunächst aber doch zwischen der oberen Elbe und der Bistritz vorübergehend Stellung zu nehmen. Die Festungen Josephstadt und Königgrätz zur Rechten steigerten ihre Stärke; außerdem war sie durch Wasserläufe und Hügel schon von Natur zur Verteidigung sehr geeignet. Allerdings aber war sie im Süden von der Elbe eingefaßt, die bei einem unglücklichen Kampfe verhängnisvoll werden konnte.

7. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 122

1910 - Düsseldorf : Bagel
122 Linken gehörten. Die Rechte war sehr schwach an Zahl. Ihr gehörten G. v. Vincke und Graf Schwerin an, sowie die Katholiken Döllinger, v. Radowitz und Fürst Lichnowski. Präsident war Heinrich v. Gagern, ein Leiter von seltener Tüchtigkeit, der ebenso die unendliche Redelust wie die zudringliche Mitwirkung der Galerien zu beherrschen vermochte. Glückverheißend erschien der erste Beschluß. Es war eine Tat, daß man (unter Mitwirkung des Bundestags) am 14. Juni den Bau einer deutschen Flotte verfügte und dazu sechs Millionen Taler ansetzte. Freilich ein anderes war die Ausführung. Durch Preußens Gefälligkeit wurden wohl die Mittel aufgebracht, die Fertigstellung aber war doch nicht so schnell zu bewirken und die Belästigung des Handels durch die dänische Flotte dauerte weiter. — Dringender noch war die Herstellung einer Zentralgewalt. Man hätte denken sollen, daß hierfür der König von Preußen in erster Linie in Frage gekommen wäre. Aber der Vorschlag eines Pommern, der das auch meinte, begegnete „stürmischer Heiterkeit“. So sehr hatte die schwächliche Politik Friedrich Wilhelms Iv. in den Frühlingsmonaten sein Ansehen untergraben. Vom Kaiser von Oesterreich konnte ebensowenig die Rede sein. Sein Reich krachte in allen Fugen und die stillen Wünsche der Nationalversammlung galten damals viel mehr den aufständischen Italienern, Ungarn und Tschechen, als den Habsburgern. Unter diesen Umständen fand Gagern doch noch eine Lösung und sogar eine solche, die alle zu befriedigen schien. Er tat den „kühnen Griff“ — Dahlmann nannte ihn den „kühnen Mißgriff“ — und schlug den Erzherzog Johann zum Reichsverweser vor. Den Oesterreichern war diese Persönlichkeit natürlich genehm, den Preußen ebenso, denn sie war eine Null, und dem „Volke“ schmeichelte die Wahl, weil der Erzherzog Johann statt einer Prinzessin eine Posthalterstochter aus Steiermark zur Gattin genommen und nun an ihrer Seite so ländlich-treuherzig mit den Sennern und Hirten verkehrte, daß vom Erzherzog nur die angenehmen Eigenschaften übrig blieben. Da er außerdem noch die schönen Worte beim Kölner Dombaufest gesagt haben sollte, „kein Preußen, kein Oesterreich, sondern ein einiges Deutschland“, so wollte in dem endlich einmal einigen Deutschland niemand mehr etwas gegen ihn einwenden. Demnach hatte auch die deutsche Revo-

8. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 192

1910 - Düsseldorf : Bagel
192 jetzt augenscheinlich kräftiger: „Erst klang es wie Chamade, jetzt wie Fanfare.“ Frankreich stand vor der Entscheidung, ob es die Abweisung auf sich nehmen wolle. Der Kaiser, zu kämpfen unlustig, war beinahe bereit. Da kam Gramont mit einer Münchener Depesche, Bismarck habe die Abfertigung allen Höfen mitteilen lassen. Das wurde als „Ohrfeige“ für Frankreich gedeutet. Eine solche hinnehmen dürfe man nicht. Um Mitternacht vom 14. zum 15. Juli entschloß man sich demgemäß, die Armee zu mobilisieren und in diesem Sinne am 15. im Gesetzgebenden Körper die Forderungen zu stellen. Als an diesem Tage noch einige Besonnene (Thiers) die Vorlage der Depeschen verlangten, außerdem aber auch die Beruhigung über die Gewißheit des Sieges, erklärte der Kriegsminister, welcher Leboeuf hieß, die Armee sei bereit, sei so erzbereit (archiprete), daß wenn sie drei Jahre kämpfe, sie noch nicht einen Gamaschenknopf neu zu kaufen brauche. Auf diese überzeugende Erklärung hin bewilligte man das Geld für den Krieg und stimmte nun allgemein in den Taumel der Straße ein: „Auf, nach Berlin!“ Wenn sonst ein Krieg in Aussicht steht, dann pflegt man nach langen Vorverhandlungen mit dem „Ultimatum“ zu drohen; dann erfolgt dies wirklich. Dann kommt das Ultimatissimum und dann kommt gewöhnlich der Krieg immer noch nicht, weil die Vermittler dann eingreifen. Diesmal wurden gar keine Schriftstücke gewechselt, die Franzosen schickten, als wenn sie lürchteten, die günstige Gelegenheit zum Kriege wieder zu verlieren, sofort am 19. Juli die Kriegserklärung. Auch das deutsche Volk war nach solchen Herausforderungen von einer patriotischen Erregung erfaßt, großartiger und umfassender, wie sie je gewesen. Unter den Klängen der Wacht am Rhein zogen die Krieger zu ihren Truppenteilen und in wunderbarer Ordnung gelangten die Scharen, Zug auf Zug, auf den zehn Schienenwegen, die nach Frankreich führten, nach der Grenze. Heer und Volk waren in gleicher Weise ergriffen. Auch die Widerstrebenden in Bayern und Württemberg unterdrückten ihren Widerspruch, zumal als König Ludwig von Bayern erklärte, daß der Fall für die Bündnisse jetzt gekommen sei! Die Süddeutschen hätten sich nunmehr unter den Oberbefehl des Königs von Preußen zu stellen. Auch ohne diese

9. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 135

1910 - Düsseldorf : Bagel
135 war ein rascher Siegeszug nach der feindlichen Hauptstadt; geplant auf dem Papier war auch der rasche Ersatz der Verluste; wenn alle diese vernünftigen Absichten aber nicht ausgeführt werden konnten, so kam es daher, weil die Vorarbeit eines Roon fehlte. Soviel von ihm, der „das Schwert geschliffen“. Bekannter und gefeierter sind die beiden anderen, die das Schwert geführt und den Erfolg gesichert. Von Moltke, der die Bewegungen der Heere leitete, und von Bismarck, der als Staatsmann auch im Felde den König stets begleitete, wird noch im folgenden ausreichend die Rede sein. Hier sei nur noch erwähnt, daß Wilhelm I. diese seine drei Freunde in ihrer Arbeit auch furchtlos und ohne Schwanken unterstützte; das galt auch namentlich dem eigenen Volke gegenüber. Und erst, als man, die Heeresreform auf das lebhafteste bekämpfend, des Königs Sache von der seiner Berater zu trennen suchte, erklärte er die Umgestaltung als sein eigenstes Werk. So wenig er von dieser ließ, so wenig trennte er sich von seinen Beratern; beide, die Reorganisation und seine Freunde, deckte er jetzt mit seiner Person. Die Gedanken der Heeresreform waren ihm nicht plötzlich gekommen. In den trüben fünfziger Jahren, als Preußen so manche Demütigung hatte hinnehmen müssen, hatte er Berlin verlassen und sich nach Koblenz als Generalgouverneur von Rheinland-Westfalen zurückgezogen. Hier arbeitete er die Militärreorganisation aus. Sie wurde ausgeführt im Anschluß an den französisch-österreichischen Krieg und war zunächst eine verlängerte Kriegsbereitschaft, also eine vorübergehende Anordnung. Dann aber wurde sie um ein Jahr verlängert. Sie bestand aber trotz des Namens „Provisorium“, und zwar im Einverständnis mit dem Landtag, aus Einrichtungen, die ihrer Natur nach von Dauer sein mußten. Betrachten wir sie heute, so begreift man eigentlich nicht, wie man sich ihrer dauernden Zweckmäßigkeit je verschließen konnte. Billiger war allerdings die ältere Einrichtung. Sie hatte ja den Vorzug, daß in Friedenszeiten die halbe Armee nur auf dem Papiere stand. Das war aber auch der Grund, weshalb man so oft, nur um dem Krieg aus dem Wege zu gehen, sich Demütigungen hatte gefallen lassen müssen. Und dieses zum

10. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 262

1910 - Düsseldorf : Bagel
262 es schon die alten Welfen taten, bekämpfte er grundsätzlich immer die Stärkung der Kaisermacht und des nationalen Empfindens, wie er anderseits stets für die Vorteile der Einzelstaaten, also des Partikularismus, eintrat. So waren Bismarck und Windthorst, wie schon in ihrer äußern Erscheinung, auch in ihrer Politik längst ausgesprochene Gegensätze. Daß auch das Zentrum in diesen Gegensatz rasch hineinkam, bewirkten seine ersten Anträge. Sie galten der Wiederherstellung der weltlichen Macht des Papstes und der Einfügung der 1849 aufgestellten „preußischen Grundrechte“ in die neue Reichsverfassung. Gemeint war mit diesen die Freiheit, d. h. die Unabhängigkeit der katholischen Kirche, oder deutlicher die Aufsicht der Kirche über die Schule. Beide Anträge wurden vom Reichstage abgelehnt. Man habe sich weder in die Angelegenheiten fremder Völker zu mischen, noch auch der Selbstverwaltung der Kirche Zugeständnisse zu machen, bevor die Grenze von Staat und Kirche gefunden sei. (Treitschke.) Ob Wrindthorst wohl wirklich glaubte, daß man Zwangsmittel gegen Italien anwenden und Soldaten dahin schicken könne? — Schärfer wurde der Gegensatz, als von den Vertretern der Kirche die Forderung gestellt wurde, die vom Staate ange-stellten Professoren sollten das jetzt veröffentlichte Dogma der Unfehlbarkeit anerkennen und im Weigerungsfälle abgesetzt werden. Durch diese Forderung wurde der Staat unmittelbar dazu genötigt, ebenfalls zur Unfehlbarkeitsfrage Stellung zu nehmen. Sollte er die Männer, die er mit Zustimmung der katholischen Kirche eingesetzt hatte, jetzt nicht mehr als Katholiken betrachten? Sollte er hier selbst entscheiden oder sich dem Urteil der Bischöfe einfach unterordnen? Da er dies nicht konnte und wollte, war der Streit natürlich da. Ein anderer Zwist drehte sich um die Volksschule. Beide, Kirche und Staat, beanspruchten das Recht ihrer Leitung. Die Frage war um so bedeutungsvoller, als im Osten auch nationale Interessen dabei in Betracht kamen; den katholischen Geistlichen wurde hier der Vorwurf gemacht, daß sie da, wo Protestantisch und Deutsch vielfach als gleich gelte, der Polonisierung deutscher Schulkinder nachhülfen.
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