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1. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 20

1897 - Leipzig : Hirt
20 konnte sich eines Lchelns nicht erwehren, als er den Knaben so furchtlos und stolz sah. Im Gesprch erfuhr er, da Klein Roland, der entrstet die Bezeichnung Buerin fr seine Mutter abgelehnt und sie fr eine vornehme Dame erklrt hatte, der einzige Diener derselben sei. Da das Wams des Knabens aus verschiedenfarbigem Tuche zusammengestckt war, bemerkte scherzend der König, die Dame zeige einen merkwrdigen Geschmack in der Livree ihres Dieners. Doch auch dieser Spott setzte Roland nicht in Ver-legenheit. Treuherzig erzhlte er, wie er im Ringkampfe acht Gespielen besiegt habe, und wie jeder von den berwundenen ihm ein Stck Tuch als Siegeslohn gebracht htte. Immer heiterer wurden die Mienen des Knigs; er hatte seine herzliche Freude an diesem Knaben, der seine Armut mit so stolzer Wrde verteidigte. Er wollte die Mutter kennen lernen, die ihn so trefflich erzogen hatte. Darum befahl er einigen Rittern und Hofdamen, die Knigin der Bettler", wie er sich ausdrckte, vor ihn zu bringen. Klein Roland mute als Fhrer dienen; aber er verga nicht, den goldenen Becher, den er noch immer in der Hand hielt, fr seine Mutter mitzunehmen. Wie erschrak aber König Karl, als eine bleiche, abgehrmte Frauen-gestalt, in der er seine Schwester Bertha erkannte, vor ihm erschien! Noch einmal loderte der Grimm gegen die Ungehorsame in ihm auf, und schchtern sank ihm Frau Bertha zu Fen, mit stummer Bitte um Vergebung flehend. Freudig begrte dagegen Roland in dem gtigen Herrscher den eigenen Oheim. Da regte sich in Karls Herzen die Gromut, und der Mutter Rolands verzieh er den Fehltritt der Schwester. Frau Bertha aber versprach, tief gerhrt durch die Gnade des Knigs, den Knaben zu einem wackeren, des Bruders wrdigen Beschtzer des Vaterlandes zu erziehen. 2. Roland Schildtrger. Die Nachricht, da Milon von Anglante ertrunken sei, erwies sich als falsch. Er kehrte zu Gattin und Sohn zurck, und da König Karl der Schwester verziehen hatte, so wurde auch ihr Ge-mahl wieder zu Gnaden angenommen. Bald glnzte er unter den Helden, die am Hofe lebten, durch Tapferkeit. Einst schickte der König seine Recken aus, um einen Riesen aufzusuchen, der ein wunderbares, sonnenhaftes Kleinod in seinem Schilde tragen sollte. Als Roland von der Heerfahrt hrte, bat er den Vater so lange, ihn mit-zunehmen, bis dieser sich dazu entschlo, seinen Sohn trotz seiner Jugend als Knappen und Schildtrger zu verwenden. Vergeblich schweiften die Helden getrennt von einander im Walde der Ardennen umher: der Riese

2. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 23

1897 - Leipzig : Hirt
23 Da ergreift er sein Horn Olifant und blst so gewaltig hinein, da der Ton trotz des Lrmens der Schlacht acht Meilen weit schallt und Karl auf seinem Rckzge es hrt; schleunig kehrt er um. Aber ehe er heran-kommt, fallen auch die letzten Helden um Roland; er selbst sieht den Tod vor Augen; den Rest seiner Kraft setzt er daran, seine 12 Gefhrten zu be-statten; dann sinkt er erschpft auf einen Felsblock und ergiebt sich in sein Los. Noch ist er nicht tot; als ein Heide heranschleicht, ihn zu berauben, schlgt er Olifant auf dessen Haupt in Stcke. Sein gutes Schwert, der treuefte Freund auf so vielen Kriegszgen, soll nicht in Feindes Hand fallen. Er nimmt Abschied von ihm; dann will er es an dem Felsen zerschellen; aber solange seine Hand es berhrt, bleibt es hart und scharf, ohne Mal und ohne Scharte. Da fleht er zu Christus, da er es nicht den Heiden berlaste, da er König Karl und fein Heer schtze und geleite. Darauf neigt er das Haupt und stirbt. Karl kommt zu spt, um Roland zu retten; aber furchtbar rcht er ihn an den Feinden. der den Verlust feines Roland weint er bitterlich; als es sich herausstellt, da Geneluns Verrat den Tod des besten Helden verschuldet hat, da mu der feige Bsewicht die schwerste Strafe erleiden: sein Krper wird von Pferden auseinander gerifsen. 7. Mo der protze (936-73). 1. Das mchtige Reich Karls des Groen lste sich unter seinen schwachen Nachfolgern auf. Deutschland schied aus der Gemeinschaft mit Frankreich und Italien aus. Die Franken, der bisher herrschende Stamm, traten zurck hinter die Sachsen. Wohl hatte diese der groe Frankenfrst erst zwingen mffen, das Christentum anzunehmen; als dies aber geschehen war, erfaten sie den neuen Glauben mit folcher Innigkeit, da selbst ihre Dichter nicht mehr von den alten Gttern Wodan und Sachsnot, sondern von dem Heiland Jesus Christus sagten und sangen. Nur ihre Abneigung gegen das enge Wohnen in Stdten verriet noch ihre Vorliebe fr die frhere Ungebnndenheit. Auch diese muten sie lassen, als aus ihrem Stamme Heinrich I. König von Deutschland wurde. Er machte ihnen klar, da sie ohne ummauerte Orte gar zu schwer den An-griffen raubfchtiger Nachbarn (besonders der Ungarn) widerstehen knnten. Deshalb ntigte er sein Volk, Burgen zu bauen, und manche muten als Burgmannen (Brger) hineinziehen. Noch jetzt zeigen die Namen vieler

3. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 9

1897 - Leipzig : Hirt
9 die Langobarden, ins Land. Unter ihrem Könige Alboin bemchtigten sie sich (568) besonders des nrdlichen Italiens. Noch hent erinnert der Name Lombardei an dieses Volk. Aber die Stellung zu gewinnen, welche frher Rom und Italien an der Spitze eines Weltreiches eingenommen hatten, der-mochten sie so wenig, wie es die Ostgoten im stnde gewesen waren. 3. Siegfried und Kriemhild. 1. Zu Worms am Rhein herrschten einst drei Könige der Burgunder: Gunther, Gernot und Giselher. Sie hatten eine Schwester, die durch Anmut und Schnheit weithin berhmt war. Es erfuhr davon der Knigs-shn Siegfried, der am Niederrhein in der Stadt Tanten aufwuchs und durch seine Kraft und Khnheit schon in jungen Jahren sich groen Ruhm erworben hatte. Einmal hatte er einen gefhrlichen Drachen, der einen groen Schatz bewachte, gettet. Siegfried badete sich im Blute des erschlagenen Ungetms und bekam dadurch eine undurchdringliche Hornhaut, die ihn vor allen Wunden schtzte. Nur auf die Schulter war ihm ein Lindenblatt gefallen; dort wurde seine Haut nicht fest, weil sie das Drachenblut nicht berhren konnte. Dies war die einzige verwundbare Stelle an seinem Krper. Ein anderes Mal kmpfte er gegen ein Volk von starken Zwergen, die Nibel-ungen, und berwand sie. Da muten sie ihm einen ungeheuer reichen Schatz an Gold, Edelsteinen und kostbaren Kleinodien, sowie ein unsichtbar machendes Gewand, das die Strke von 12 Mnnern verlieh, die Tarn-kappe, ausliefern. Dieser starke Jngling zog mit einem stattlichen Gefolge gen Worms, weil er um die holde Kriemhild werben wollte. Dort kannte niemand den Recken, da er in die Thore der Stadt einritt. Da fragten die Könige ihren Verwandten Hagen, der weit umhergekommen war auf seinen Kriegsfahrten, wer der jugendschne Held sei. Hagen hatte ihn zwar noch nie gesehen, doch erriet er sofort, da dies nur Siegfried, der Dracheutter und Herr des Nibelungenschatzes, sein knne. Auf seinen Rat wurde Siegfried freundlich aufgenommen; denn man hoffte, da er mit seiner Heldenstrke den Burgundern in ihren Kriegen beistehen wrde. Wirklich half er ihnen im Kriege gegen die Sachsen so wacker, da sein Ruhm auch in das Frauen gemach zu Kriemhild drang und ihr Herz mit Bewunderung fr den Helden erfllte. Noch traute sich Siegfried nicht, um die Jungfrau zu werben; erst als Gunther von ihm verlangte, er solle ihm helfen, die heldenstarke Knigin Brunhilde zu gewinnen, da

4. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 10

1897 - Leipzig : Hirt
10 offenbarte Siegfried seine Liebe und erhielt das gewnschte Versprechen. Nun wurde die Knigstochter selbst befragt; gern willigte sie ein, dem khnen Manne als Gattin in die Heimath zu folgen. Doch ehe die Ver-mhlung festgesetzt wurde, mute Siegfried mit Gunther nach der Insel Island fahren. 2. Dort herrschte jene kampflustige Jungftau, die geschworen hatte, keinen Mann sich zu whlen, der sie nicht im Wettkampfe zu besiegen ver-mochte. Sie war so gebt, da ihrem schweren Speer kein Gegner trotzen konnte: sie war so stark, da sie ein Felsstck weithin schleuderte; sie war so gewandt, da sie in voller Rstung diesen Wurs durch ihren Sprung bertraf. So htte Gunther mit eigener Kraft Brunhild nie zu erringen vermocht; deshalb sollte ihm der starke Siegfried zum Siege verhelfen. Das wre nicht ausfhrbar gewesen, wenn Siegfried nicht die Tarnkappe, die ihn unsichtbar machte, besessen htte. Durch diese verborgen, trat er beim Kampf vor den Burgunderknig, hielt den Speerwurf anstatt Gunthers aus und streckte seinerseits Brun-hild zu Boden. Das Felsstck warf er viel weiter als die Gegnerin und sprang, Gunther mit sich tragend, noch der den Steinwurf hinaus. So gewann scheinbar Gunther den Sieg, und nun mute die stolze Brunhild dem Burgunderknige als Gattin nach Worms folgen. Gern wre sie Siegfrieds Weib geworden, wenn dieser sie nicht verschmht htte. Nur eins trstete sie: Siegfried hatte sich selbst als Unterthan Gunthers bezeichnet. Zu gleicher Zeit fand die Vermhlung Gunthers mit Brunhild, Siegfrieds mit Kriemhild in Worms statt. Dann zog Siegfried mit seiner Gemahlin nach Xanten und erfreute sich zehn Jahre lang eines un-getrbten Glcks. 3. Brunhild wunderte sich, da Siegfried ihrem Gemahl in keiner Weise Dienste und Abgaben leistete, wie der Unterthan dem Herrscher schuldig ist. Sie drang so lange darauf, da er mit seiner Gemahlin in Worms erscheinen mge, bis eine Einladung nach Xanten erging, allerdings nur zur Feier eines Festes. Sie wurde angenommen, und die im Besitz ihres Siegfried beglckte Kriemhild freute sich, ihre Heimat wiederzusehen. Aber bald stachelte der Hochmut Brunhild an, sich als Knigin der Kriemhild zu erheben. Sie nannte Siegfried den Dienstmann Gunthers. Zornig fuhr Kriemhild in die Hhe und verbat sich diesen Schimpf. Um der Gegnerin zu beweisen, da sie ihr gleichstnde, erklrte sie, bei dem Kirchgange vor Brunhild den Dom betreten zu wollen. Doch vor allem Volke beschimpfte die Burgunderfrstin die Feindin und gebot ihr: Eine Eigen-

5. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 11

1897 - Leipzig : Hirt
11 Magd soll nicht vor der Knigin hergehen." Zorn und Erbitterung der-leiteten die bisher milde und besonnene Kriemhild, der Nebenbuhlerin zu enthllen, da nicht Gunther, sondern Siegfried die stolze Brnnhild im Kampfe bezwungen habe. Lngst hatte die Knigin der Burgunder dies geahnt; die Gewiheit erregte sie so leidenschaftlich, da sie dem nunmehr verhaten Siegfried nach dem Leben trachtete. Das Wagnis, Siegfried zu tten, kann nur einer bernehmen: der grimme Hagen, der jede Beleidigung seiner Knigin wie seine eigne em-pfindet. Aber den herrlichen Helden vermchte er im ehrlichen Kampfe nicht zu berwinden; mit finsterer Entschlossenheit greift er zu Hinterlist und Meuchelmord. Er veranstaltet einen Kriegszug, um die geplante Un-that zu vollfhren; ahnungslos liefert ihm aber Kriemhild den geliebten Gatten selbst aus. Sie bittet ihn nmlich, da er doch ihr Verwandter sei, der Siegfried zu wachen, und damit er es desto besser knne, nht sie ein rotes Kreuzchen an die Stelle der Schulter, welche verwundbar geblieben ist. So bedarf es erst gar keines Krieges; auf einer Jagd ersticht Hagen den arglosen Siegfried von hinten mit dem Speere. 4. Kriemhild will vor Schmerz vergehen der den Tod des Gemahls; nur ein Gedanke hlt sie aufrecht: sie mu das Blut des gemordeten Sieg-fried rchen an Hagen, aber auch an ihren Brdern Gunther und Gernot, die den grlichen Plan zwar nicht entworfen, jedoch darum gewut und seine Ausfhrung nicht verhindert haben. Ihr Sinn ndert sich ganz; frher mild und freundlich, erstarrt ihr Herz jetzt in kalter Grausamkeit. Es findet sich jahrelang keine Gelegenheit, ihrem Feinde Hagen, der ihr auch die Schtze Siegfrieds geraubt hat und durch hhnische Reden ihre Herzenswunde immer wieder ausreit, beizukommen, solange sie in einsamer Witwentrauer in Worms lebt. Da bietet ihr der Herrscher des gewaltigen Hunnenreiches Etzel seine Hand an. Nicht aus Liebe, sondern um ihre Racheplne zu frdern, zieht sie nach Osten zu ihrem zweiten Gemahl. Als sie nach mehreren Jahren dort alle Herzen fr sich gewonnen hat und der dem neuen Glcke den alten Schmerz vergessen zu haben scheint, sendet sie die Aufforderung an ihre Brder, sie zu besuchen, angeblich weil sie sich sehnt, sie wiederzusehen. Hagen widerrt den Besuch, eingedenk seiner Schuld, und prophezeit Unheil. Doch besonders Giselher, der mit der Ermordung Siegfrieds nicht einver-standen gewesen war und in treuer Liebe an der Schwester hing, setzt es durch, da ihr Wunsch erfllt wird. 5. Mit groem Gefolge ziehen die Könige an der Donau entlang in

6. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 12

1897 - Leipzig : Hirt
12 das Hunnenland. Unterwegs verweilen sie lngere Zeit auf der Burg Bechlarn beim Markgrafen Rdiger. Noch einmal lacht den Burgundern des Lebens Lust, als Giselher sich mit der holdseligen Tochter Mdigers verlobt. Am Hofe Etzels angelangt, merken die burgundischen Helden bald, da ihrer ein schweres Los harrt, da sie der Rache Kriemhilds verfallen sind. In grimmigem Trotze beginnt Hagen selbst den Streit, indem er da-mit prahlt, der Mrder Siegfrieds gewesen zu sein. Kriemhild spornt durch Thruen, klagende Reden und lockende Versprechungen einen Hunnenhaufen nach dem andern an, den Kampf gegen die Burgunder aufzunehmen. Aber diese sind entschlossen, ihr Leben teuer zu verkaufen. In tapferem Kampfe fllt einer nach dem andern. Auch Markgraf Rdiger mu sich als Unter-than Etzels und Kriemhilds entschlieen, gegen die Gastfreunde, die er eben noch beherbergt hat, gegen den Verlobten der eignen Tochter das Schwert zu ziehen. Fr ihn ist der Tod im Kampfe die Erlsung aus schwerer Seelennot. Als letzten Kmpen sendet Kriemhild den am Hofe Etzels weilenden Gotenknig Dietrich (Theoderich) gegen die von der Blutarbeit matt ge-wordenen Burgunder; erst ihm gelingt es, die noch brig gebliebenen Helden Hagen und Gunther zu binden und vor Kriemhild zu führen. Er em-Pfiehlt der Knigin, das Leben der Helden zu schonen, und geht in trbem Ernst, da seine Mannen bis auf den treuen Hildebrand, seinen Lehrer und Waffenmeister, smtlich gefallen sind, von dannen. Kriemhild will den Becher der Rache bis auf den Boden leeren: Hagen soll ihr den Nibelungenhort zurckgeben, wenn er am Leben bleiben wolle. Doch dieser erklrt, solange einer seiner Herren lebe, gehre diesem der Schatz. Da lt die entmenschte Schwester ihrem Bruder Gunther das Haupt abschlagen und trgt es zu Hagen. Und Hagen? Nun ist es ja zum Ende, wie du gewollt, gebracht; Nun ist es so ergangen, wie ich mir selbst gedacht; Nun ist von Burgunden der edle König tot, Wie Giselher der junge und auch Gernot. Den Schatz wei nun niemand, als Gott und ich allein: Dir aber, grimmes Weib, soll ewig er verhohlen sein." Da ttet Kriemhild durch das Schwert den Mrder Siegfrieds mit eigner Hand; so weit verirrt sich die einst so anmutsvolle und liebreizende Frau. Entsetzt der diese teuflische Grausamkeit, trifft der alte Hildebrand, der den Wunsch seines Gebieters so verachtet sieht, die Frevlerin selbst mit

7. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 13

1897 - Leipzig : Hirt
13 seinem Schwerte: da sinkt mit einem grlichen Schrei Kriemhild neben ihrem Todfeinde Hagen nieder. Mit Leid war beendet des Knigs hohes Fest: Wie stets die Freude Leiden zum allerletzten giebt." 4. Gudrun. 1. In alten Zeiten hie die Nordsee das deutsche Meer". An dessen Ksten wohnte das wackere Volk der Friesen. der sie herrschte einst der König Hettel mit seiner Gemahlin Hilde. Diese hatte er aus eigentm-liche Weise gewonnen. Sie war nmlich von ihrem Vater Hagen, dem Könige von Irland, einem gewaltigen Recken, der die Strke von 26 Mnnern besa, wie ein Kleinod gehtet worden, und wer um sie warb, der setzte sich einem schmachvollen Tode aus. Da hatte aber Hettel drei seiner Helden abgeschickt, die Hilde fr ihn gewinnen sollten: seinen Erzieher, den Markgrafen Wate, einen wahren Riesen mit grimmigem Antlitz, der trotz Alters mit den Jngsten in Kampfes-lust wetteiferte, und den Dnenfrsten Frute mit seinem Neffen Horand, die guten Rat zu finden wuten. Sie erlangten, als Kaufleute verkleidet, Zutritt zu Hagens Burg; so schwer es ihm auch wurde, Wate mute sich doch dazu verstehen, im Frauengemach zu sitzen und die Knigin und ihre Tochter zu unterhalten. Als sie ihn fragten, ob es ihm bei ihnen gefiele, war er freilich aufrichtig genug zu bekennen, da ihm die wilde Feldschlacht lieber sei. Scherzend erkundigten sie sich bei seinen Gefhrten, ob er denn zu Hause auch Weib und Kind bese, und ob er diese auch manchmal herzte und kte. Da erfuhren sie, da er wohl eine Familie htte, doch seit frher Jugend schon ein gefrchteter Haudegen wre und, so sanft er sich hier auch stellte, wie ein grimmer Eber im Kampfe stritte. Das zu hren, erfreute König Hagen, und schnell erbot er sich, dem Fremden kunst-volle Hiebe zu lehren; doch erkannte er bald, da Wate ihm gewachsen wre im Schwerterkampfe. Ihrem Ziele kamen die Abgesandten Heitels noch viel nher, als Horand seinen herrlichen Gesang anstimmte, einen Gesang, da selbst die Vgel zu singen aufhrten vor dem lieblichen Tone und Hilde ihren Vater bat: Lieb Vterlein, heie ihn, uns noch neue Lieder singen!" Dadurch bekam Horand die Gelegenheit, der Knigstochter zu erzählen von Hettel, seinem Herrn, und er wute sie schlielich zu bereden, ihm als Knigstochter nach Friesland zu folgen.

8. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 14

1897 - Leipzig : Hirt
14 Als Hagen ihr gestattete, das Schiff der fremden Kaufleute zu be-sichtigen, wurde sie angesichts ihres Vaters entfhrt, und Wate. Frute und Horand brachten ihrem König die Braut. Doch Hagen rstete eine Flotte und zog gegen die Ruber aus. Als er sie traf, entstand ein furcht-barer Kampf, in dem Hagen von Wate erschlagen worden wre, wenn Hilde nicht um das Leben des Vaters gebeten htte. So kam es zu einer Vershnung, und mit Zustimmung Hagens vermhlte sich Hettel mit Hilde. 2. Ihre Kinder waren Ortwin und Gudrun. Diese wird noch schner, als die Mutter einst gewesen ist. Um sie wirbt ein normannischer Knigssohn Hartmut; aber zwischen seiner Familie und Hildes Geschlecht herrscht alte Feindschaft; deshalb wird er von Gudruns Eltern zurck-gewiesen. Glcklicher ist der König von Seeland Herwig; anfnglich wird allerdings auch seine Werbung nicht angenommen; als er aber sich tapfer erweist und Gudruns Zuneigung gewinnt, wird er mit ihr verlobt. Bald darauf unternimmt er mit Hettel zusammen einen Kriegszug. Kaum hrt im Normannenreiche Hartmut davon, so bricht er mit seinem Bater Ludwig und einem starken Heere nach Friesland auf, erobert die Burg, in der Gudrun zurckgeblieben ist, bringt die Jungfrau auf seine Flotte und fhrt auf die Heimat zu. Doch als man während der Fahrt einmal ausruht auf einem in der Nordsee liegenden Eilande, Wlpensand genannt, da erreichen Hettel und Herwig, die von dem Raube alsbald benachrichtigt worden waren, mit ihren Kriegsscharen die Normannen. Es entspinnt sich ein furchtbarer Kampf. Wate thut sein Bestes; aber Hettel wird von König Ludwig erschlagen, und dieser entkommt mit den Seinen auf die Schiffe, sobald die Nacht hereinbricht; Gudrun bleibt in seiner Macht. Doch vergeblich hofft Hartmut, sie von ihrem Verlobten Herwig ab-wendig machen zu knnen. Gudrun ist treu bis in den Tod. Alle Vor-stellungen und Drohungen erschttern sie nicht. Da ergreift sie der alte König Ludwig, jhzornig, wie er ist, bei den Haaren, und wirft sie man ist an der Kste des Normannenlandes angelangt ins Meer. Aber Hartmut liebt sie trotz ihres Widerstrebens viel zu sehr, als da er sie tot sehen mchte. Schon sinkt sie unter: da erreicht er gerade noch ihre blonden Zpfe und rettet sie. Als man nun gelandet ist und auch die Mutter Hartmuts. Gerlind, Gudruns Abneigung nicht zu besiegen vermag, da kommen schwere Zeiten fr die Knigstochter; denn ohne Wissen und Willen Hartmuts, der bald wieder ins Feld zog, behandelt Gerlind die arme Gudrun in der unwrdigsten

9. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 16

1897 - Leipzig : Hirt
16 waschen, ins Meer. Als aber Gerlind dies vernimmt, wird sie furchtbar zornig, lt Dornen brechen und zu Besen binden; damit will sie Gudrun peitschen. Nun stellt sich aber Gudrun, um dieser Mihandlung zu ent-gehen, als wolle sie endlich Hartmuts Gemahlin werden. Da wird sie selbst prchtig geschmckt; ihre Jungfrauen werden herbeigeholt, und statt der Seufzer hrt man das frhliche Lachen Gudruns. Wohl erweckt dies Berlinds Mitrauen, aber niemand hrt auf ihre Warnungen, bis am andern Morgen die Friesen streitlustig vor der Burg erscheinen. In dem grausen Kampfe, der nun entsteht, fllt König Ludwig unter Herwigs Streichen; dafr will die bse Knigin Gerlind die arme Gudrun enthaupten; schon ist das Schwert gezckt, da gewahrt Hartmut die Absicht der Mutter, und edelmtig rettet er Gudrun, die ihn verschmht hat. Dies mchte Gudrun damit vergelten, da sie vor dem grimmigen Wate, der ins Frauengemach eindringt und Gerlind fr die unwrdige Behandlung Gudruns zchtigen will, die Mutter Hartmuts verbirgt; aber sie vermag doch nicht ihre Feindin dem wohlverdienten Schicksale zu entziehen. Wate ttet Gerlind ebenso wie diejenige Gefhrtin Gudruns, welche allein von ihrer Herrin abgefallen war. Dann erst ruhten die Schwerter von ihrer furchtbaren Arbeit aus. Hartmuts Schwester Ortrun, die stets freundlich zu Gudrun gewesen war, wurde jetzt die Braut Ortwins. Vor der Heimfahrt fand eine Vershnung mit Hartmut statt, und anstatt Gudruns gewann er deren treue Gefhrtin Hildburg zu seiner Gattin. In Gudruns Heimat wurde die Hochzeit der drei Brautpaare gefeiert, und man gelobte sich allseitig Treue und Freund-schast auf ewige Zeiten. 5. Kart der Groe (768814). 1 Theoderich hatte schon daran gedacht, seinem Volke und den andern von Germanen gegrndeten Staaten einen festeren Halt durch Freundschafts-bndnisse zu geben. Es war ihm nicht geglckt. Besonders gestrubt gegen jede Unterordnung hatte sich der Frankenknig Chlodwig; that-krftig, wie er war, hatte er selbst ein starkes Reich geschaffen, das von den Mndungen des Rheins ausging und unter seinen Nachfolgern auer Frank-reich ganz Sddeutschland in sich aufnahm. Nur die Sachsen (zwischen Rhein und Elbe) kmpften, heidnisch geblieben, hartnckig gegen die Franken, welche eben dadurch, da sie rechtglubige Christen geworden waren, die Herrschaft der die meisten Germanen errungen hatten.

10. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 21

1897 - Leipzig : Hirt
- 21 war nicht zu finden. Milon legte sich einmal in der Mittagshitze mde zur Ruhe, während sein Sohn Wache hielt. Bald verriet ein wunderbares Leuchten, welches die Tiere des Waldes aufscheuchte, da der Riese mit seinem Kleinod sich nhere. Da berlegte Roland, ob er den Vater wecken oder mit dessen Waffen und aus dessen Pferde dem Gewaltigen entgegentreten sollte. Aus kindlicher Liebe entschlo er sich zum Kampfe und ritt unverzagt aus den Riesen los. Hei, wie lachte der Unbndige, als er diesen Zwerg zum Kampfe gerstet sah! Er spottete: das Schwert wre wohl zweimal so lang wie der ganze Held, und der schwere Speer drfte den Kleinen vom Rosse herabziehen." Doch Roland zeigte ihm bald, da ein kurzer Arm und ein langes Schwert ebenso gut zusammenpasse, wie das groe Ro zum kleinen Ritter. Gewandt bog er aus, als der Riese nach ihm schlug; freilich warf er dann die Lanze vergeblich nach ihm; denn das Kleinod im Schilde schtzte seinen Trger, so-lange er es festhielt. Aber Roland wute Rat: mit beiden Hnden ergriff er das Schwert des Vaters, ritt dicht an den Riesen heran und schlug die linke Hand, an der jener den Schild trug, von unten aus ab. Darber entschwand dem Riesen die Kraft und der Mut; zwar wollte er mit der Rechten sein Kleinod wieder aufraffen, doch Roland stach ihn schnell ins Knie, so da er zusammenstrzte. Run konnte ihm der Sieger das Haupt abschlagen, und das Kleinod war sein. Um den Vater zu berraschen, ver-barg er es im Gewnde. Nachdem er alle Spuren des Kampfes abgewaschen hatte, berwltigte auch ihn die Mdigkeit. Da Gefahr nicht mehr zu frchten war, schlief er an der Seite des Vaters ein. Schon dmmerte der Abend, als Milon erwachte. Erschrocken darber, so viel Zeit verloren zu haben, weckte er hastig den Sohn und suchte eifrig das Versumte nachzuholen. Bald kam er an die Sttte des Kampfes, wo mittlerweile die anderen Helden gewesen waren und sich Beutestcke mit leichter Mhe angeeignet hatten. Fr Milon war es schmerzlich, da er zu spt gekommen war, und traurig ritt er heim. Aber als man zum Schlosse kam, wo der König seine Helden erwartete, holte Roland aus seinem Wams das Kleinod hervor und setzte es in den Schild des Vaters ein. Milon war nicht wenig erstaunt, als Karl ihm Heil" zurief und ihn ob der Erlegung des Riesen beglck-wnschte. Verwundert schaute er sich um und stellte den Sohn zur Rede. Ganz demtig bat der Kleine ihn um Verzeihung: er habe den Vater nicht im Schlafe stren wollen, sondern in aller Eile den Riesen selbst gettet. 3. Roland stirbt als Held. Was der Knabe versprochen hatte,
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