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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 61

1906 - München : Oldenbourg
16. Der Bamberger Dom. 61 alter kaum gekannt, erfüllte das ganze Abendland. Dieser entlegene Ort an den Grenzen der Slaven kam durch Heinrich ebenso schnell zu Bedeutung wie einst Magdeburg durch Otto den Großen. In allem, was Heinrich für Bamberg tat, stand ihm seine Gemahlin hilfreich zur Seite. Hier, wie in allen Dingen, waren sie beide ein Herz und eine Seele. Kaiserin Kunigunde hat verdient, daß ihr Name mit dem ihres Gatten unzertrennlich verbunden wurde, daß Bamberg ihrer mit gleicher Pietät wie Heinrichs gedenkt. In dem harmonischen Geläute, welches allabendlich in den Straßen und Gärten Bambergs widertönt und fromme Seelen zum Gebete einladet, hallt beider Name und Andenken noch heute fort und wird zu den spätesten Nachkommen gelangen.x) 16. Der Bamberger Dom. Von Hans Probst.* Bevor der Steigerwald mit der Regnitz sich westlich ins Maintal wendet, teilt er sich durch gleichmäßige Taleinfchnitte in schmale Ausläufer, die sich erst sanft znr halben Tiefe senken um dann steiler bis an das Regnitzuser abzufallen. Von unten aus scheinen diese Ausläufer eine Reihe selbständiger Vorhügel. Einer der mittleren trug schon in alter Zeit einen fürstlichen Hof. Einst der Sitz der tapferen Babenberger war er kaiserliches Krongut, bis ihn Otto Ii. seinem Vetter Heinrich dem Zänker als Geschenk überließ. Von da an weilte dieser Bayernherzog oft hier mit seinem Erstgebornen Heinrich, auf dessen Haupt dereinst die Krone der Ottonen übergehen sollte. Diesem war so der Ort teuer durch Erinnerungen der Kindheit. Oft mochten hier den jagdfrohen Jüngling die nahen Wälder locken. Von hier sah er hinab ins breite Regnitztal, das ihn mit dem Süden, mit feinem bayerischen Herzogtum verband, und ins Maintal, das ihm nach Norden wie nach Westen den Weg in die deutschen Lande öffnete. Hier, im Mittelpunkte feines kaiserlichen Machtbereiches, fand er auch Ruhe und heitere Sammlung in dem freien Ausblick; war er doch ein Freund landschaftlicher Schönheit. Die Fluren Italiens zwar fesselten ihn niemals lange; dagegen versichert sein Chronist Thietmar, daß ihn unsere Gefilde, sobald er sie wieder sah, so heiter anlachten. Wie sollten ihn da nicht vor allem die fränkischen Bergzüge anheimeln? Im Osten die lieblich gefchwuugeueu Jurahöhen, nördlich die Ausläufer des Thüringerwaldes und der Haßberge? Nicht führt und gewaltig sind sie, sondern überall freundlich und ebenmäßig; sie umgrenzen das Gesichtsfeld wohltuend, weder beengend noch ins Weite verschwimmend. Zum Erben dieses Lieblingsortes bestimmte der fromme, kinderlose Fürst frühe schon die Kirche und mit königlicher Freigebigkeit förderte er die J) Die beiden großen Domglocken sind Heinrich und Kunigunde getauft.

2. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 176

1906 - München : Oldenbourg
176 34. Herzog Wilhelm V. von Bayern als Kunstfreund. schaffen und damit die freudige Stimmung der Teilnehmer aufs höchste zu steigern war es ein Fest geworden, das noch lange die Einbildungskraft des Volkes, auch außerhalb Bayerns, beschäftigte und das sogar in der Sage von Doktor Faust fortlebt, die den Erzzauberer auf seinem Mantel eigens nach München fliegen läßt um diese Herrlichkeiten anzusehen. Es war die glänzende Ouvertüre zu des Fürsten Lebensgange. Mit seiner Vermählung war Wilhelm selbständig geworden und der neunzehnjährige Thronfolger erhielt nunmehr seine eigene, vom Vater unabhängige Hofhaltung. Albrecht V. hatte dem juugen Paare Landshut als Residenz angewiesen, den ehemaligen Herrschersitz der reichen Herzoge von Niederbayern und seines Großoheims Herzog Ludwig, eine Stadt, wie sie reizvoller kaum gesunden werden konnte im Bayerland. Georg Hnffnagel, ein gewerbekundiger Kaufmann aus Autwerpeu, der die kampfdurchwühlteu Niederlande verlassen und sich „vnder den schütz vnnd schirm deß friedsamen Fürsten Hertzog Albrechten in Beyern gegeben, bey welchem er dann der Kunst Menig oder Zinnober zu machen fridlich obliget", hat uns ans eben dieser Zeit eine begeisterte Schilderung des damaligen Landshut hinterlassen. Gar lieblich und lnstsam dünkt ihm Ort und Gau, „welcher von der natur und mutter aller dinge reichlich begabt ist". Er rühmt die Fruchtbarkeit des Bodeus, die wogenden Getreidefelder, die grünen, lustigen Wiesen und Weideplätze, die „mancherley baumsrücht und vberauß köstlichen Wein, welcher zugleich Got vud die menschen erquicken soll" und meint schließlich, „daß dise gegend billich mit den allerlüstigsten vnnd fruchtbarsten in gantz Europa kan verglichen werden". Man sieht, dem vielgereisten Manne ist es ordentlich wohl geworden beim Anblick dieser friedlichen Natur und ihres reichen Erntesegens. Und wie anmutig ist nicht die Stadt selbst, die „von schönen, lüstigen gebäwen" glänzet, und der wunderliebliche, neue Hosgarten vor der Stadtmauer, welchen Wilhelm seinem lieben Ehegemahl „durch spitzsündigkeit und hülff etlicher Frantzösischer gärtner vor wenig jaren bawen lassen". Mit großer Anschaulichkeit rühmt Hnffnagel dessen Reize. Kein Wunder, meint er. daß „der durchlauchtigste Hertzog mit seinem außerwelten gemahel dise stat vornemlich zu feinem Sitz vnnd Hoffhaltnng emehlet, so es doch sonst vil andere stattliche statt in Beyern hatt". Vorn Hofgarten an der Isar führt uns der Niederländer in feiner Beschreibung hinauf nach der alten Burg Trausnitz, die Kronprinz Wilhelm, der ihm „ein außbnnd der tugeut zu vuferer zeit" dünkt, „welcher sich kurtzweiliger und außläudischer ding höchlich annimpt" und „darzu ein sonderlich freygebiger Patron vnnd liebhaber aller sinnreicher leut ist", zu eiuem Fürstensitze der Renaissance umgestalten läßt. Bereits hat er des Schlosses „vornehme Säl vud Gemach mit wunderschönen Gemahlert, auch alten und newen Bildern", malen und zieren lassen, „darinn jm dan nicht allein die sehr schöne gelegen-heit und natur deß orts sonder auch der grausam sinn- und kunstreiche Meister

3. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 181

1906 - München : Oldenbourg
34. Herzog Wilhelm V. von Bayern als Kunstfreund. 181 sogenannte Urantagarten auf der nach München schauenden Sübseite der Burg, zwischen dem massigen Wittelsbachertnrm und dem zu einem Sommerhause mit Belvebere und wahrscheinlich auch astrologischem Observatorium umgestalteten, Inneres der Michaelskirche in München. gegen die Stadt hinabblickenben Wasserturme. Hier war nicht allein die Anlage sonbern auch die Vegetation eine ganz sübliche. Weinreben rauften an den Wünben empor und bedeckten die Laubeugünge, zu bereu Wartung ein eigener „Weinzierl" angestellt war, die Schloßrechuungeu sprechen von „Pome-rantzen, Feigen und Lorperpaum", die im Sommer dort zur Aufstellung kamen, ebenso von einem „Wappen" ans Steinchen, das in einem der Parterres

4. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 182

1906 - München : Oldenbourg
182 34. Herzog Wilhelm V. von Bayern als Kunstfreund. gelegt wurde. Auch ein Labyrinth finbet sich in der „Urania" oder, wie der Volksmund sie nannte, die „Uräni". Den Bergrücken mit seinen Bäumen läßt der Meister unangetastet. Er umfriedet ihn zum sogenannten „Haag", zu einem von Wegen durchschnittenen Naturparke, wo sich 400 zahme Hirsche und Rehe tummeln, und bringt drinnen die einzelnen Tiergehege unter, welche zu Wilhelms Zeiten eine Sehenswürdigkeit der Transnitz bildeten, den Kinigl- oder Kaninchengarten, die drei Fasangärten, den Fuchsgarten, Hasengarten, Straußengarten, das Schwanenhaus. Ja, was ließe sich nicht alles von diesen Tieranküusen und den Bemühungen des Kronprinzen ihretwegen berichten! Einmal werden in Genua ein paar lebendige Schildkröten „zimelich groß, Ettliche Henne vnnd hen, zwen papegey", ein grauer und ein grüner gekauft, außerdem für 5 Kronen ein Affe, Geflügel aus Algier, „Allerley seltzsame Mörvisch". Ein andermal läßt Wilhelm ebendort Nachfrage halten nach „allerley seltzsamen vnnd Tnrggischen Dingen", dann gibt es wieder Anschaffung von babylonischen Hennen oder es wird ein Bär gebracht, ein Löwe, ein Leopard. Anno 1576 erfolgt die Übersendung eines auserlesenen Papageies und vorsorglicherweife macht der Agent darauf aufmerksam, daß er „In der erst nit gleich Wirt ansahen zu reden, Aber so balt er anfacht, so schwetzt er vil". Über seinen zoologischen Garten, denn das ist es doch gewiß, läßt sich der Herzog, wenn er abwesend ist, von seinem Burgpfleger genau Bericht erstatten und erfährt dabei einmal, daß Seiner Fürstlichen Gnaden „Thier vnnd gefigl alles frisch vnnd gesundt ist", ausgenommen die weiße Elster, „die hatt vrlanb genomen". Was für Erfolge die Kaninchenzucht erziele und wie viele Kaninchen man fchon erzogen, fragt Wilhelm an und der Pfleger erwidert alsbald, daß er „die kuniglen, so heraust im garten sint, nit erzelen, derhalben auch wievil derselben sindt nit wiessen kuune". Dieser Tiergarten, über 60 Tagwerke groß, breitete sich längs des ganzen Höhenrückens aus. Und wo im Norden der Stadt die duftige Waldesfrische des Buchenhages, gegen die Isar hin sich senkend, ein Ende nimmt und freundliche Wiesengründe sich erstrecken in der Nähe des rasch dahinfließenden, angenehme Kühlung spendenden Gebirgswassers, erst dort beginnt wieder die Herrschaft der Kunst und wird der neue Hofgarten angelegt ober, wie er in den Rechnungen heißt, der „Neue Lust- vnnd Jhrrgarten". Es war dies eine Lösung der gestellten Aufgabe, wie sie gerade im Gegensatze zu Heidelberg, wo alter Waldbestand geopfert werden mußte, um eine große Fläche zu gewinnen, nicht feinsinniger und glücklicher gedacht werden kann. Huffuagel, der wohl oftmals dort gewandert, weiß das Werk nicht genug zu rühmen, „darin selzame anßlendische frücht von köstlichen bäwmen, frembde kränter vnnd gewechß, Blumen anß Welschland, Hispanien und Frauckrich herzubracht, mit kleinen feldlein, Irrgarten und kamerladen znfehen, die alle

5. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 195

1906 - München : Oldenbourg
35. Augsburger Studien. 195 Und gerade solche trutzige patrizische Stadtburgen mußten uns bekunden, daß es die Zünfte doch zuletzt gewonnen haben über die Geschlechter. Denn das Herrenhaus war zum Miethaus geworden und Kauflädeu aller Art durchbrachen das einst zur Verteidigung fensterlos abgeschlossene Erdgeschoß. So steht anch das wichtigste Zunfthaus, das Weberhaus, bedeutungsvoll in Reih und Glied mit den alten Palasthüusern der Maximilianstraße und das Bäckerzunsthans steigt am Perlachberg gauz breit und sicher aus dem eigentlichen Quartier des Handwerks empor und blickt mit der vorderen Schmalseite keck in die Staatsstraße der vornehmen Häuser. Sonst kann man fast sagen, die Rangabstufung der Gesellschaft lasse sich bei dem alten Augsburg in einem Höhenprofil nach der höheren oder niederen Lage der drei Hauptmassen der Stadt bildlich darstellen. Denn so, wie man von dem vornehmen Plateau den Perlachberg hinabsteigt, lagern sich am Abhange die wichtigsten Gewerbestraßen; auf der Höhe dominierten die Patrizier, an der Höhe die Zünfte, unten in der Talsohle aber liegt die Vorstadt, vorwiegend das Viertel der kleinen Leute und der Proletarier. Oben sind die Straßen breit und groß und tragen vornehme Namen; am Hügel werden sie enge, aber Wohlstand und Betriebsamkeit blickt auch hier aus den altersgrauen, winkeligen Gebäuden; unten kommen die kleinen Häuschen, die engen Gäßchen, kommt die berühmte Stadt der Armen, die Fuggerei, und schon die oft sehr wunderlichen Namen melden uns, welche Volksschicht hier seit alters vorwiegend, wenn auch nicht ausschließend, wohnt. Statt der prunkenden öffentlichen Gebäude fanden sich meist solche hier, deren Nachbarschaft gemieden wird, z. B. das Nothaus am Vogeltor, das Arbeils-, Pulver-, Blatternhaus, das Schueidhaus für chirurgische Kuren. Es ist bezeichnend für das alte Augsburg, daß mitten unter diesen Häuseru auch das alte Theater (jetzt Lagerraum) steht, in seiner Fassade obendrein säst mehr einem Nothaus als einem Kunsttempel ähnlich. Was das ehemalige Pulverhaus betrifft, so stand es ursprünglich nicht in dieser Vorstadt. Die Schwaben sind vorsichtige Lente: weil Pulvermachen eine so gefährliche Sache ist, so ließ man im 15. Jahrhundert zu Augsburg das Pulver im sichersten und festesten Hause der Stadt verfertigen — nämlich im Rathause. Erst später schob man die Pulverfabrikation aus dem Mittelpunkte der vornehmen Welt in das Viertel der geringeren Leute. Wie in den Fürstenstädten des 18. Jahrhunderts die Pruukstraßeu oft nur auf fürstlichen Befehl und mit gelindem Zwang hergestellt werden konnten, 1° mußte man vor Zeiten in Augsburg den Ausbau des Quartiers des „eigentlichen Volkes", der Jakobervorstadt, aus dem Zwangswege betreiben. Im 14. Jahrhundert ließ man nur gegen das Versprechen ein Haus bei St. Jakob zu bauen Ankömmlinge zum Bürgerrecht zu. Es liegt übrigens auf der Hand, daß die ftandesmäßige Straßengliederung unserer alten Reichsstadt nicht gar zu buchstäblich verstanden werden 13*

6. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 298

1906 - München : Oldenbourg
298 56. Würzburg, die alte Bischofsstadt am Main. unten in der Stadt, ein Kunstwerk, in mehr als einer Hinsicht epochemachend für die Entwicklung Wurzburgs. Dabei ist zu bebenken, wie unterdessen die Zeit eine cinbere geworben war; mit anderen Augen sah man gewisse Dinge an. Vorüber war die Zeit, in der man noch ein Gefühl für die Romantik der Bergfchloffer befaß; das Sinnen und Trachten der fürstlichen Herren war jetzt anders geartet. Man stieg herab von den alten Burgen in die Ebene um sich da neue, glänzende Schlosser, vielfach von grandiosem Umfang, zu bauen und man fchuf sich künstlich eine neue, eigenartige Natur in den mächtigen Schloßgärten mit ihren architektonisch streng gezogenen Baurnlinien; allem zwang man gewissermaßen den Willen der absolut gewordenen Fürstenherrlichkeit auf, die damit sich selbst 2vwv Das Würzburger Schloß von Nordwest. lnach „Tie Baukunst". W. ©pemnnn, Berlin.) verherrlichen wollte. So kehrten die Pfalzgrafen am Rhein der alten Heidelberger Romantik den Rücken um sich in Mannheim und Schwetzingen ein neues, glänzendes Heim zu schaffen und ebenso stieg auch der Fürstbischof von Eichstätt von seiner Willibalbsburg hinunter in die Stadt, wo dann um das neue Fürstenschloß sich eine neue Ansiebelung in diesem Stil bilbete. So war es eben auch hier in Würzbnrg; seit Beginn des 18. Jahrhunderts wurde der Marienberg als Fürstensitz verlassen. Was da nun Nenmann binnen kurzer Zeit als neue, eines Fürsten würdige Wohnung hervorzauberte, ist weltbekannt und hat kaum seinesgleichen; das war der richtige Auftrag um feine ganze künstlerische Kraft und Leistungsfähigkeit zu erproben. Wie es dann in solchen Fällen zu gehen pflegt, schlossen sich an dieses gewaltige Werk noch andere Kunstleistungen in ebenbürtiger Weise an. Für dieses neue Fürstenfchloß fchuf der Venetianer Tiepolo feine berühmten Fresken, einzigartig in der Kühnheit des Entwurfs bei den gewaltigsten Ranmverhältniffen wie auch in der Leuchtkraft des Kolorits. Hier fertigte der aus Tirol herberufene Kunstschlosser Oegg jene eifengetriebenen Tore, noch heute vielbewunderte Muster dieser Kunstfertigkeit, während für den plastischen Schmuck,

7. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 244

1906 - München : Oldenbourg
244 45. Der Bucintoro auf dem Starnberger See. dieser Auszug einigermaßen vermuten. Hundertundfüufzig Wagen mußten zweimal den Weg von Frankenthal an den Rhein machen um die Beute fortzu-schleppeu; an Vorräten allein waren es 300 Achtel Haber, 400 Malter Mehl, 300 Malter Korn und über 70 Fässer Wein! Kein Wunder, daß die spanischen Hungerleider mit Wehmut eine Stadt verließen, die sie seit 30 Jahren in solch ungeheurem Maße ausgebeutet hatten; kein Wunder, daß der Kommandant beim Herausziehen die liebe Erde küßte und segnete, die so ergiebig ein ganzes Menscheualter die Taschen der Fremden gefüllt hatte! Wie er aber den Frankeuthaleru noch unter bittersüßem Abschied lind glatten, entschuldigenden Versicherungen das freche Witzwort hinwarf: sie glaubten doch an kein Feg-fener, drum hätte Gott ihn zur Strafe geschickt, und die Bürger ihm nach-riefen: ja, eine Zuchtrute sei er für ihre Sünden geworden, aber sie hofften auch, Gott werde einst die Rute ins Feuer werfen, — da ritt der spanische Hidalgo seiner Wege ohne Erwiderung. Der Kurfürst war erst jetzt feines vollen Besitzes recht froh; er beschenkte die fremden Offiziere noch reichlich, erfreut genug, daß sie dem Lande endlich den Rücken wandten. Bald war aus dem jammervollen Zustande der Pfalz ein behaglicher, aus der soldatischen Anarchie wieder ein gesetzliches Verhältnis geworden, die lange gestörten Beziehungen zu den Nachbarn waren wieder angeknüpft, der Kaiser versöhnt und die Pfalz wieder in den Kreis der geregelten Entwicklung zurückgekehrt. Karl Ludwig — denn feiner Fürsorge gebührt der wesentlichste Ruhm — hatte angefangen die Schuld feines Vaters an dem ererbten Lande abzutragen. In kurzem blühte das pfälzische Land wieder empor; Städte und Dörfer erstanden neu und der reiche Segen der Natur kam dem Fleiße der Menschenhände aufs glücklichste zu Hilfe. Wie überraschend der Gegensatz war, erzählt uns der französische Feldmarschall Gramont, der 1646 mit seinem Heere durch das verwüstete und verwilderte Land gekommen war und es 12 Jahre später auf eitter diplomatischen Reise wieder berührte. Wie war der Franzose erstaunt, als er das Land wieder in aufkeimendem Wohlstände sah, die Dörfer neu aufgebaut, das kurfürstliche Schloß hergestellt lind innen schön geschmückt, Heidelberg und das ganze Land so bevölkert, „als wenn niemals Krieg geführt worden wäre". 45. Der ‘Bucintoro auf dem Starnberger See. Von H. Simonsfelb.*1) Die Regierung Ferdinand Marias (1651—1679), des Sohnes des ersten bayerischen Kurfürsten Maximilian I., ist in mehrfacher Beziehung eine der wichtigsten Perioden unserer bayerischen Geschichte. Ist es doch die Zeit, wo auch in Bayern wie anderwärts der Übergang zur neueren und neuesten ‘) Vgl. „Jahrbuch für Münchener Geschichte", Band Iv, S. 175 ff. Bamberg 1890. Büchner.

8. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 532

1906 - München : Oldenbourg
532 111. Eine Reise König Ludwigs Ii. diese schon alles beendet glaubten, zersprengte der Großherzog von Mecklenburg bei Seubottenreuth am 29. Juli ein vereinzeltes bayerisches Bataillon. Die verrottete Wehrverfassung des Deutschen Bundes stürzte die tapferen Truppen ins Unglück, die 1870 unter preußischer Führung Sieg auf Siez errangen. 111. Eine Reise König Ludwigs Ii. Von Friedrich Campert.1) Noch gegen das Ende des traurigen Jahres (1866) faßte der jugendliche König den im ganzen Lande jubelnd begrüßten Entschluß die durch den Krieg am meisten bedrängt gewesenen Provinzen Bayerns, die drei Franken^ zu besuchen und so persönlich seine Teilnahme an seines Volkes Geschicken zu bezeugen. Am 10. November, vormittags 11 Uhr, erfolgte die Abreise von München. Ohne Aufenthalt fuhr der Königszug nach Bayreuth, als der ersten Stadt, welche, in die Kriegsmitleidenschaft hineingezogen, nun der Ehre des tröstenden Besuches des Landesherrn teilhaftig werden sollte. Um %6 Uhr abends war die Ankunft des Königs erfolgt und er durch die beleuchtete Stadt zum neuen Schloß gefahren, auf dessen Balkon er noch, vom Jubelrufe des dichtgefcharten Volkes begrüßt, erschien. Der Sonntag und Montag wurden in Bayreuth und teilweise auch auf der Eremitage, auf welcher der König schon als Kind mit seinen Eltern verweilt, verbracht. Am Dienstag den 13., um 10 Uhr vormittags, erfolgte die Weiterreise nach der Grenzstadt Hof, wo man um 12 Uhr anlangte. Die Stadt hatte festlichen Schmuck angelegt und prangte abends in glänzender Beleuchtung. Gerade nach 24 Stunden, Mittwoch den 14., mittags 12 Uhr, verließ der König Hof und traf um 3 Uhr 30 Minuten in Bamberg ein. Hier hatten sich der Stadtmagistrat, das Ofsizierkorps und sämtliche königlichen Behörden sowie der damals in Bamberg hofhaltende König Otto von Griechenland zum Empfange eingefunden. Letzterer geleitete seinen königlichen Neffen zur Residenz, wo Familiendiner stattfand. Um 7 Uhr abends begann die Illumination der Stadt, welche der König mit dem griechischen Königspaare in den Hauptstraßen durchfuhr. Auf dem Rückwege erstrahlte der alte herrliche Dom Kaiser Heinrichs Ii. in bengalischem Lichte und die Landwehr brachte einen Fackelzug. Der folgende Tag, Donnerstag, brachte Audienzen, große Tafel und abends einen Ball der Gesellschaft Konkordia in deren schönem, am Flusse gelegenen Hanse; der König, munter und liebenswürdig gegen jedermann, blieb bis nach Mitternacht. Am 16., dem Freitag, besuchte er den schwer erkrankten Erzbischof von Deinlein sowie das Schmidtsche Institut l) Lndwig Ii., König von Bayern, ein Lebensbild, S. 68ff. München 1890. I. Roth.

9. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 631

1906 - München : Oldenbourg
139. schloß Neuschwanstein. 631 und Wüstling, der auf seine Kriegstaten so eitel, aus seine Würde so wenig bedacht war! Wie gesagt, der König blätterte nicht in seinen Büchern; als wenn ihm der Hofmeister noch über die Schulter sähe, las er das bändereichste Werk gewissenhaft zu (Sude. Doch wie gewissenhaft er studierte, seiner Jugend, Eigenart, Begabung gemäß verlangte er nach Anschauung. Von der Rindenbank im Schwangau, die, ich weiß nicht, von ihm oder-anderen „Die Jugend" genannt wurde, sah er auf das väterliche Schloß Hohenschwangau. (Sin trautes Daheim, doch vou det Burg, die c r träumte, verschieden wie ein zartes Rosa vou Scharlachrot. Er sah einen stolzen Bau mit Palas und Bergfried aufleuchten über dem Waldgebirge, die Burg auf dem Felsen über der tobeudeu Pöllat, sah den Thronsaal würdig der Gralsburg, die fröhliche Sängerhalle, die mit ihren Erkerfenstern ins weite Land schaute. Auch geschichtliche Erinnerungen waren nicht ohue Einfluß. Dort auf dem steilen Tegelfelsen hatten die Ritter von Schwangau gewohnt, sein väterliches Hohenschwangau war der Sitz der Emporkömmlinge Paumgarten gewesen. Als diese Paumgarten den Schwangau erworben hatten, wählten sie — wahrscheinlich der freundlichen Lage zuliebe — Schwausteiu zu ihrem Sitz. Das alte Gebäude wurde 1538 niedergerissen und machte einem prächtigeren Platz. Als im Laufe der Zeiteu auch dies Werk zerfallen war, stieg Maximilians Ii. Hoheuschwaugau aus dem Getrümmer. Ludwig Ii. jedoch wollte seine Schwanenburg dort, wo das altadelige Geschlecht gewohnt hatte, wollte seine Burg eins mit dem Felsen, von dem Konradin in die sinkende Sonne sah. Wie sein Traum traumhafte Wirklichkeit geworden, weiß heute die Welt. Im Jahre 1869 wurde der Gruudsteiu gelegt. 1873 lugte der Torbau, eine kleine Burg für sich, aus dem Tauuicht über der Pöllatschlucht. Das erste Stockwerk über dem Tore enthält Dienerzimmer, die Gemächer im zweiten Stock wurden für den König eingerichtet. Hier wohnte er oft wochenlang um den Königsbau wachsen zu seheu. Vom Dorfe Schwangau führt eine bequeme Fahrstraße hinauf zum Tegelfelsen, aus dem der vierstöckige Köuigsbau 200 m über der Talsohle herauswächst. Die Straße ist natürlich eigens für das Bedürfnis dieses Königsbaues, der mehr als 12 Jahre wahrte, bis sein Bauherr in ihm sich behaglich niederlassen konnte, hergestellt worden. Pulver und Dynamit mußten das widerstrebende Gestein sprengen um den Zugang breit und bequem zu machen. Da, wo der Boden nachgiebiger war, mußten gewaltige Ausmauerungen ausgeführt werden. Im Westen fällt der Fels steil gegen die Ebene ab, im Süden und Osten gähnt der Schlund mit dem stürzenden Wildbach. Von welcher Seite man den Palas betrachtet, ist er von herrlicher Wirkung, der Blick aus jedem Fenster schön, über Waldeswipfel auf das Gebirge oder über

10. Die außereuropäischen Erdteile - S. uncounted

1911 - München : Oldenbourg
ftlbo mit Kaiser Wilhelmspitzc «100 m Mjttn r; ^ Der Kl limandscharo. Nach dem Originalbilde des Freiherrn von Pechmann. Der Kilimandscharo, ein erloschener Vulkan, ist die gewaltigste Berggestalt von ganz Afrika. Unvermittelt erhebt er sich aus der weiten ostafrikanischen Lateritsteppe bis in die Region des ewigen Schnees als eine weithin sichtbare Landmarke. Gegen Westen fällt er zum ostafrikanischen Graben ab. Der vergletscherte Hauptgipfel (Kibo) bildet einen Riesenkrater von 2 km Durchmesser. Statt Lava läßt der erloschene Vulkan jetzt einen Gletscherstrom durch eine Kraterlücke austreten. Stärker verwittert ist der zackige Mavensi, vermutlich der ältere Gipfel. Den Boden der Steppe decken harte Gräser, Dorngestrüpp und Schirmakazien, vereinzelt auch riesige Affenbrotbäume.
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