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will dir als treuer Freund in jedem Kampfe helfen. Nur wünscht
er zweierlei: Du darfst nicht fragen, wie er heißt, und
nicht verlangen, daß er seinen Helm abnehme." Wirich von
Nesselrat war hiermit einverstanden, und vergnüglich ritten alle
weiter.
Als sie in einem freundlichen Wiefental angelangt waren,
wurde geruht. Die Männer lagerten im Tale. Der neue Ge-
fährte suchte mit seinen Knappen eine nahe Waldwiese aus.
Wirich hätte gar zu gern gewußt, wer der fremde Ritter fei,
und daher folgte er heimlich dem neuen Freunde nach. Alle
hatten ihre Helme abgelegt. Kaum bemerkten sie den Eindrina-
ling, als sie ihr Haupt wieder bedeckten. Doch es war zu spät;
Wirich hatte in dem sremden Ritter seine Gemahlin erkannt. E?
lobte zwar ihr schmuckes, ritterliches Aussehen, doch erlaubte er
nicht, daß sie ihn weiter begleite. „Ich will deine Tapferkeit,"
sagte er ihr zum Tröste, „später ewmal auf die Probe stellen.
Bestehst du diese, dann darfst du ein andermal mit in den Streit
ziehen." Kunigunde zog traurig heim.
Wirich kehrte auch bald um; denn unterwegs erhielt er die
Nachricht, daß der Streit schon beendet sei. Als er das Tal
von Leichlingen wieder erreicht hatte, war es den kampfeslustigen
Männern nicht nach dem Sinn, fchon zur Ruhe zu gehen. Wirich
hatte einen abenteuerlichen Plan erdacht, den sie gleich aus-
führten. Er wollte sofort die Tapferkeit feiner Gemahlin er-
proben. Er stellte sich, als wolle er mit seinen Leuten die Burg
Nesselrat erstürmen. Deshalb ließen sie von allen Seiten her
Kriegslärm erschallen. Der Turmwächter rief sofort den Burg-
bewohnern zu: „Ein Feind zieht heran!" Nun ließ Kunigunde
alle Mannschaften, die noch in der Burg waren, zur Verteidigung
antreten. Sie selber stellte sich mit Panzer und Schwert an
die Stelle, wo die Gefahr am größten war.
Seit den Tagen der Kindheit wußte Wirich einen geheimen
Zugang zur Burg, der aber so eng war, daß der Ritter Panzer
und Schwert ablegen mußte, wenn er hindurch wollte. Er
fürchtete sich nicht, ohne Waffen die Burg zu betreten. „Denn,"
dachte er, „will mich wirklich jemand angreifen, dann brauche
ich ja nur meinen Namen zu nennen." Doch es kam anders.
Der Ritter erstieg die Burg auf jenem verborgenen Pfade,
während seine Knappen im Tale den Kriegslärm fortsetzten.
Als er im Burghof angelangt war, stürzte sich seine Gemahlin,
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der Schmied aber vorsichtig gehen," meint eine Kleine, die immer
noch beschäftigt ist, die Geschichte vom „Zwergjunkerlein an der
Kohlfurt" sich an Ort und Stelle abspielen zu lassen. — „Hat hier
der Schmied gewohnt?" fragt eine andere, auf einen verfallenen
Schleifkotten zeigend, dessen Schleifsteine untätig in der Wupper
liegen. „Solche Steine haben sie dem starken Hermel um den
Hals geworfen," ruft eine aus der Schar. Ihr Denken wurde
durch den Anblick der Steine zum bergischen Siegfried geführt.
Doch die Worte: „War die Wupper früher auch so tief? Dann
konnte ja der Schmied das Zipfelmützchen nicht wiederfinden,"
bringen uns zum Zwergjunkerlein zurück. — Lange könnten wir
uns an diesem interessanten Orte aufhalten, wenn nicht die Zeit
zum Heimmarsche mahnte. — Eine Gegend aber, in der die
Kinder so mit ihrem Denken, mit ihrem Interesse verweilen,
muß ihnen lieb und traut werden. — Die sagenumwobene Heimat
gewinnt Leben. Ein Kind, das mit den bergischen Sagen ver-
traut ist, wird nicht an der Kluse vorübergehen, ohne der fleißigen
Zwerge zu gedenken, die in der Vorzeit, als noch keine Bahnen
die Gegend beunruhigten, freundlich und harmlos mit den
Menschen verkehrten. — Bei einem Gang über den Engelnberg
wird es etwas spüren von dem Gruseln der „Schatzgräber". —
An dem Rathaus kann es nicht vorübergehen, ohne durch die
Geschichte „vom treuen Schildknappen" daran erinnert zu werden,
wie Elberfeld seinen Namen erhalten hat. — Ein Gang durchs
Kipdors mag sein Denken zurückführen in die Zeit, da die
Schmiede hier noch hämmerten oder kippten. — Eine gelegentliche
Neifa nach Solingen weckt das Verlangen, auch den Ort „am
Rüden" aufzusuchen, und Leichlingen gewinnt an Interesse, weil
sich in der Umgegend die traurige Geschichte des Ritters Wirich
von Nesselrat abgespielt hat. — Doch genug der Beispiele. Wir
sehen, die Gegend ist belebt, nicht mit Menschen der Gegenwart,
die dem Kinde unbekannt und darum seinem Herzen fremd sind,
nein, mit Gestalten, die der Vorzeit angehören, die ihm auch
die Zukunft nicht entreißen wird, weil es sie verwebt in sein
Leben mit dem warmen Pulsschlag einer mitfühlenden Seele,
mit dem ganzen Farbenreichtum seiner Phantasie.
Verweilen wir noch etwas bei der Wirkung auf die Phan-
tasie. — Sind Märchen und Sagen nicht eine wahre Fundgrube
für die Phantasie unserer Kinder? Darin gewiß liegt zum
großen Teil der geheimnisvolle Zauber, mit dem Märchen und
Sagen unsere Kleinen gesangen halten. Daß dem so ist, wird
keiner leugnen, der je das Aufleuchten in den Blicken gesehen,
wenn der Bitte aus Kindermund: „Bitte, eine Geschichte er-
zählen," entsprochen wurde. Welcher Lehrer wünschte sich nicht
bei allen Unterrichtsstoffen eine gleich ungeteilte Aufmerksamkeit,
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Deshalb stieß er sich noch so oft, daß sein Kopf zuletzt wie eine
einzige Beule war.
Nun wagte er sich erst recht nicht ans Tageslicht, sondern
verließ das Haus erst wieder, als es ganz dunkel geworden war.
Und wohin führte sein Weg? In den Eichwald, wo er den
Abend vorher den großen schwarzen Mann getroffen hatte. Heim-
lich wünschte er, ihn wiederzusehen. Und richtig? bei dem großen
Steinhaufen begegnete er ihm. „Nun, bist du mit deiner
Länge Zufrieden?" fragte lachend der Schwarze, „oder möchtest
du noch ein Stückchen größer werden?" „Um Himmelswillen",
rief erschrocken der neugebackene Riese, „alles, nur das nicht!"
Und jammernd fuhr er fort: „Ach, lieber Waldmann, ich bitte
dich von ganzem Herzen, laß mich doch wieder so klein werden,
wie ich war. Ich will dir auch ewig dankbar sein." Flehend
hob er dabei seine Hände. „Schau', schau'", schmunzelte der
andre, „wie schnell du geheilt bist? Das hätte ich gar nicht
gedacht. Doch warte? Dir soll geholfen werden?" Bei
diesen Worten rührte er den Riesen mit seinem Stabe an.
Der fühlte diesmal keinen Schmerz, aber eine so große Müdig-
Zeit, daß er nicht einmal mehr danken konnte, sondern nach Hause
stolperte.
Am nächsten Morgen fand er sich in seinem Bett wieder.
Ihm war, als hätte er unendlich lange geschlafen. Ganz gesund
und munter fühlte er sich, und srisch und fröhlich wie nie zuvor
ging er an sein Tagewerk. Mochten die Leute ihn auch noch
so oft Zwerg nennen, was kümmerte es ihn? Bei dem bloßen
Gedanken an den einen Tag, an dem er Riese gewesen war, fing
er an zu zittern und fühlte sich heimlich an den armen Kopf,
der damals so viel mitbekommen, daß er zeitlebens genug davon
hatte. So lebte er stillvergnügt in seiner Kleinheit weiter, in
der ihm alles so schön Paßte, und jeden Tag freute er sich wieder
von neuem, daß er nicht mehr ein Riese war.
18. Wie der Ritter von Kronenburg sich eine
Frau raubte.
Im Burgholz stand die Kronenburg. Dort hauste der Ritter
Wolfgang. Er war als wilder und verwegener Mann bekannt
und gefürchtet. Jenseits der Wupper wohnte auf Schloß Hammer-
stein der alte Ritter von Kettler mit seiner Tochter Mechthilde.
Wolfgang von Kronenburg hatte die Jungfrau lieb gewonnen
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Als der Herbst kam, behielten Tannen und Kiefern ihre
Nadeln; auch Buchsbaum, Efeu und Stechpalme legten ihren
grünen Schmuck nicht ab. Andere Bäume, wie Eiche und Buche,
hielten ihr dürres Laub fest, bis im Frühling ihr neues Blätter-
kleid wuchs. So waren die Bäume niemals kahl, und der Teufel
konnte nie sagen:„Jetzt fängt meine Herrschaft an." Zornig ver-
kroch er sich in die Erde. Nur um Mitternacht kommt er bis--
weilen heraus, um die Leute zu erschrecken. Auch wenn es im
Winter stürmt, daß die Bäume sich krachend zur Erde neigen und
der Schnee so dicht fällt, daß kein Blatt und keine Nadel am
Baum mehr zu sehen sind, dann sagt man wohl: „Der. Teufel
treibt sein Spiel im Walde."
Die warme Frühlingssonne jedoch hat den Schnee bald
weggeschmolzen. Der Bauersmann sieht wohl das trockne Laub
an Eichen und Buchen hängen, ruft aber jubelnd aus: „Des
Teufels Reich ist doch zu Ende. Der liebe Herrgott regiert noch.
Er wird uns für die dürren Blätter bald grüne bescheren."
Alle Bäume und Sträucher aber, die dem Herrgott zuliebe
ihr grünes Kleid behielten, gingen nicht ohne Lohn aus. Die
fromme Tanne wurde zu einem geraden, schlanken Baum erhoben,
Stechpalme und Wachholder erhielten scharse Spitzen zum Schutze
gegen ihre Feinde. Alle drei aber, vor allem der Tannenbaum,
wurden erwählt, die Menschen zum lieben Weihnachtsfeste zu
erfreuen. Den Efeu vermählte Gott mit der getreuen Eiche und
gab den schwachen Ranken Dach und Stütze. Den Buchsbaum
hat er zum Zeichen der Freude bestimmt, aus daß er den Braut-
leuten beim Kirchgange auf den Weg gestreut werde. Die Buchen
durften im Mai am ersten und am schönsten grünen. Die Linde
wurde dadurch geehrt, daß man aus ihrem Holze die schönsten
Heiligenbilder schnitzte. Die Erle aber, die ihr Laub abwarf,
hat einen schlechten Standort an Sümpfen erhalten, und die
Weide ist ein Sinnbild für Trauer und Unglück.
22. Wie der erste Graf von Berg ein unglücklicher
Mann wurde.
Der erste Gras von Berg verlebte in seiner neuerbauten Burg
gar glückliche Tage; denn er hatte die schönste Frau im ganzen
Lande. Auch rühmte man weit und breit ihre Herzensgüte,
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leugnen können. Ebenso ist es unbestreitbare Tatsache, daß den
Kindern durch die in Frage stehenden Stoffe eine Fülle von
Sachkenntnissen und Einblicke in Lebensverhältnisse übermittelt
werden, und alles dies ist für die übrigen Unterrichtsgebiete von
sehr großem Wert.
Nicht zu übersehen ist sodann die Bedeutung, die die Sagen
wegen ihres ethischen Gehaltes haben. Wer in die Tiefe und
Fülle unserer Sagen eingedrungen ist, weiß, daß sie einem un-
erschöpslichen Schatze gleichen. Ihr Wesen besteht in Angst und
Warnung vor dem Bösen, in Freude an dem Guten. Tiese,
ernste Lebenswahrheiten werden in ihnen zum Bewußtsein ge-
bracht. Liebe und Treue, Opfermut und Tapferkeit sind die
Tugenden, die in vielfach veränderter Form immer von neuem
in ihnen verherrlicht werden. Und unsere bergische Sagen ins-
besondere können das Ihre dazu beitragen, um bergische Sitte,
bergischen Mut und deutsche Frömmigkeit zu fördern.
„Ist die Geschichte auch wahr?" so fragt eine kleine Zweif-
lerin, wenn die erste Spannung nach dem Anhören der Sage sich
gelöst. — In diesem Sinne mag auch mancher Erwachsene ein-
wenden: Warum werden den Kindern solche Geschichten erzählt?
Sie sind ja doch nicht wahr. Einen Ritter von Kronenberg hat
es nie gegeben usw. Wie jener Fragerin aus der Reihe ihrer
Mitschülerinnen gleich geantwortet wird: „An einer Sage ist
immer etwas wahr!" so möchten wir die großen Frager darauf
hinweisen, daß die Sage immer an etwas Bekanntem und Wirk-
lichem, an einem bestimmten Ort oder an einem durch die Ge-
schichte gesicherten Namen hastet. — Hören wir die besten Ge-
währsmäuner, die Gebrüder Grimm, über den Wert der Sage:
„Der Schatz von Volkspoesie und Volkshumor, der in den Sagen
enthalten ist, darf dem deutschen Volke nicht fremd werden. Es
wird den Menschen von Heimats wegen ein guter Engel bei-
gegeben, der ihn, wenn er ins Leben hinauszieht, unter der
trauten Gestalt eines Mitwandernden begleitet; wer nicht ahnt,
was ihm Gutes dadurch widerfährt, der mag es fühlen, wenn
er die Grenze des Vaterlandes überschreitet, wo ihn jener ver-
läßt. Diese wohltätige Begleitung ist das unerschöpfliche Gut
der Märchen, Sagen und Geschichten, welche uns nachein-
ander die Vorzeit als einen frischen und belebenden Geist nahe
zu bringen streben." Wenn nun Männer wie die Gebrüder
Grimm den Wert der Sage so hoch preisen, wollen wir da
unserer Jugend unsere heimatlichen Sagen vorenthalten? .Nein.
Es ist unsere bergische Jugend, es ist unser bergisches Land.
Darum sollen auch unsere beryischen Sagen in unserem bergischen
Volke, in unserer belgischen Jugend wiederklingen und lebendig
bleiben.
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Unglaubliche gesehen. Der Gerettete aber erhob seine Rechte
drohend gegen den Schloßberg und rief: „Gras, Moos und
Strauch müssen verdorren auf dem Wege, den mein Roß mit
seinen Hufen berührte. Kahle Felsen sollen hier für ewige
Zeiten ein Denkzeichen sein, und alle Welt soll wissen, daß Gott
dem Unschuldigen beisteht in seiner Not." Damit ritt er seiner
heimatlichen Burg zu. — Noch heute aber zeigt ein kahler Fels-
streifen am südlichen Abhänge des Burger Schloßberges die
Stelle, wo sich das Gottesgericht zugetragen hat.
25. Wie ein unzufriedener Bauernbursche wieder
zufrieden Wurde.
Nicht weit von der Stelle, wo einst das Kloster Altenberg
stand, erhebt sich der Bülsberg. Auf dieser Höhe breitete sich
ein Tannenwaldchen aus. Dort sah man in der Ferne den Dom
von Köln und in der Nähe den von Altenberg.
Einst lag ein Bauernbursche dort unter den Bäumeu und
träumte mit offenen Augen. Warum aber hafteten feine Blicke
immer wieder an der Burg da unten, die dem Ritter von Strau-
Weiler gehörte? Da wohnte die Jungfrau, der sein Herz gehörte,
und an die er immer dachte. Es war das schöne Töchterlein
des Ritters von Strauweiler. Aber wie durfte der Bauernsohn
es je wagen, dem vornehmen Ritterfräulein von seiner Liebe zu
reden? Das war nur einem Ritter erlaubt. Er grübelte und
grübelte und wünschte sehnlichst, ein Ritter zu sein. Dann
brauchte er seine Liebe nicht mehr im Herzen zu verbergen, sondern
konnte der holdseligen Jungfrau davon sagen. Wie er noch so
hin und her dachte, stand auf einmal ein merkwürdiger grauer
Mann vor ihm und sagte: „Ich kann deine Wünsche erfüllen.
Du mußt aber alles tun, was ich dir sage." Damit hielt er dem
Burschen ein Papier hin, das dieser unterschreiben sollte. Der
Bauer willigte mit Freuden ein, und bald war der Graue wieder
verschwunden.
Der Bursche ging heim. Aber was war denn das? Wo
sonst sein väterliches Haus gestanden hatte, erblickte er nun ein
herrliches Schloß mit stattlichen Türmen. Drinnen aber war
alles, was man sich nur wünschen konnte. Da gab's Knechte
und Mägde, Pferde und Hunde. Im Keller lagen Fässer mit
edlem Wein aller Art; die Vorratskammern waren gefüllt mit
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Extrahierte Personennamen: Altenberg Altenberg
Extrahierte Ortsnamen: Schloßberg Burger_Schloßberges Bülsberg Burg
- 4s -
liches Wesen und ihre Freundlichkeit, so daß alle Leute sagten:
„Irmgard wird einmal die schönste Jungfrau im ganzen Lande."
Nun hatte Graf Adolf auch einen treuen Freund, der in jeder
Schlacht an seiner Seite kämpfte. Es war Walram von Lim-
bürg. Dieser nannte ein herziges Söhnlein namens Heinrich
sein eigen. So oft nun die beiden Freunde, sei es nach hartem
Kampfe, sei es nach fröhlicher Jagd, plaudernd zusammensaßen,
erzählten sie auch allerlei Liebliches und Heiteres von ihren
Kindern, und es wurde von den beiden Vätern fest beschlossen,
aus Heinrich und Irmgard solle einmal Mann und Frau werden.
So wußte es Irmgard schon in zarter Jugend nicht anders, als
daß Heinrich von Limburg ihr Verlobter sei, und Heinrich be-
trachtete Irmgard schon frühzeitig als seine Braut.
Indessen wuchs Irmgard zu einer blühenden Jungfrau
heran, während Heinrich von Limburg bald als stattlicher und
tapferer Rittersmann in der ganzen Gegend gerühmt wurde.
Heinrich hatte Irmgards Schönheit und Tugend so oft loben
hören, daß in ihm das sehnliche Verlangen entstand, sie einmal
von Angesicht zu sehen. Doch durfte er nach dem Willen des
Vaters sich noch nicht zu erkennen geben, und deshalb nahm
er einen fremden Namen an. Er nannte sich Ritter von Rosen,
schmückte sein Wappen mit einer Rose und entfernte daraus den
Limburger Löwen. So begab er sich nach Schloß Neuenburg
an der Wupper, wo seine Braut unter väterlichem Schutze weilte.
Wieviel Ritter Heinrich auch von Irmgards Schönheit und
Tugend gehört haben mochte, so hold, so lieblich, so gütig hatte
er sich die Jungfrau nicht gedacht, und sofort war es ihm klar:
„Tie Jungfrau habe ich über alles lieb." Auch Irmgard fühlte,
sobald sie dem Manne ins Auge geschaut, daß sie diesen „Ritter
von Rosen" von Herzen liebe. Aber zugleich erfüllte sie tiefer
Schmerz; denn nach des Vaters Wunsch war sie ja die Verlobte
Heinrichs von Limburg.
Tage der Freude und des stillen Glückes verlebte der fremde
Ritter auf der Neuenburg. In einer frühen Morgenstunde trat
er einmal in den Burggarten. Es war ein herrlicher Frühlings-
morgen. Vielfarbig erglänzten die Tautropfen in den Sonnen-
strahlen. Doch Irmgard überstrahlte alles durch ihre Schönheit
und Anmut. Selbst einer Rose gleichend, stand sie an einem
Blumenbeet, den Blick sinnend in die Ferne gerichtet. Ihre Hand
hielt eine eben erblühte Rose. So erblickte sie der „Ritter von
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Extrahierte Personennamen: Adolf Adolf Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Irmgard Irmgard Heinrich_von_Limburg Heinrich Heinrich Heinrich Irmgard Irmgard Heinrich_von_Limburg Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Irmgards Irmgard Heinrichs Heinrichs Irmgard
drein und ließ seinen Kopf hängen. „Was willst du, liebes
Männlein?" fragte der Bauer mitleidig. „Ach," seufzte der
Kleine, „das ist eine gar traurige Geschichte. Sieh, lieber Bauer,
du bist immer freundlich gegen uns Zwerge gewesen. Du hast
uns Milch und Brot zur Speise vor dein Haus gestellt und im
kalten Winter ein warmes Lager unter der Ofenbank bereitet.
Darum habe ich seit vielen Jahren deinen Knechten bei der Arbeit
geholfen. Ich führte die Sense, wenn die Schnitter müde waren;
ich band die Garben, wenn den Mägden die Arbeit zu sauer
wurde, ich lud die Erntewagen, wenn die Knechte die Heugabel
nicht mehr hoch genug strecken konnten. Ich war auch mitten
unter euch und aß und trank mit euch, wenn ihr zum Essen ver-
sammelt wäret. Ihr konntet mich nicht sehen; denn unser
Käppchen macht uns unsichtbar. Mein Weib aber war daheim
bei meinen Kameraden, die im Elfenberg an der Wupper wohnen.
Ach, und nun ist mein liebes Weibchen gestorben. Einer von
meinen Freunden verwandelte sich in einen Vogel und sang
eurem Häuschen die Todesnachricht im Walde vor, damit er mir
die traurige Kunde nach Haswinkel bringe. Als ich an jenem
Abend die Nachricht hörte, mußte ich vor Schmerz laut aufstöhnen,
und vor Schreck entfiel das Messerlein meinen Händen. Es ist
mir aber lieb und wert; denn mein Weiblein hat es mir an
unserm Hochzeitstag geschenkt. Drum, bitte, lieber Bauer, gib
es mir wieder." — „Das sollst du haben," erwiderte der Bauer,
„aber sage mir doch, Männlein, warum ihr Zwerge am Hoch-
zeitstage einander Messer schenkt?" — „Ihr Menschen," fuhr
das Zwerglein fort, „wechselt bei eurer Hochzeit Ringe und wollt
damit sagen, daß die Freundschaft zwischen Mann und Weib nie
ein Ende haben soll. Wir tauschen Messer aus und wollen damit
andeuten: Zwischen Mann und Weib soll nur Treue und Ver-
trauen herrschen. Alles Böse und jedes Mißtrauen soll ver-
schwinden, wie man mit einem scharfen Messer den saulen Teil
des Apfels von dem guten schneidet. Mann und Frau sollen sich
so lieb haben, daß sie Hab und Gut, Schmerz und Freude mit
einander teilen, wie man mit einem Messer Brot und Früchte
in zwei Teile schneidet."
Der Zwerg bekam von dem Bauer zu Haswinkel sein Messer-
lein zurück. Der Kleine verschwand und ward nie wieder auf
dem Bauernhof gesehen. Doch unsichtbar halfen die Zwerglein
dem guten Bauern fort und fort. Drum gelang zu Haswinkel
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TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Gemahls. Nun aber ward es dem Burgherrn selbst unheimlich.
Er glaubte auch, der Schildknappe sei ein böser Geist und ließ
ihn gehen.
Doch bald tat es dem Herrn leid; denn einen so treuen
Knecht bekam er nie wieder. Der Schildknappe war kein böser
Geist, sondern einer von den guten Elfen. Für seine Dienste
hatte er von seinem -Herrn Geld zum Lohn erhalten. Dafür
kaufte er sich eine Schelle; die hing er an einer schönen Stelle des
Waldes auf. Wanderer, die das Glöcflein läuten hörten, fanden
den schönen Ort. Es gefiel ihnen hier so gut, daß sie in dem
freundlichen Tale Hütten aufbauten. So entstand nach und nach
eine Stadt. Weil die Stelle, an der der Schildknappe sein Glöck-
lein aufgehängt hatte, das Elfenfeld hieß, nannte man die neue
Stadt Elfenfeld oder Elbenfeld und später Elberfeld.
6. Wie die Wupper entstand.
An einem schönen Sommertage wanderte ein Zwerg über
unsere Berge. Seine zarte £cmd führte als Stütze einen Stab.
Aus dem Antlitz leuchteten ein Paar freundliche, milde Augen.
Man sah's dem Männlein an, daß es nur ausgezogen war, um
den Menschen Wohltaten zu erweisen.
Doch wurde das Zwerglein selber von Hunger geplagt. Da
begegnete dem kleinen Wandersmann eine arme-Frau. An
ihrem Arm trug sie ein Körbchen mit duftenden Erdbeeren, die
sie in einem fernen Tal für ihre hungernden Kleinen gepflückt
hatte. Sie bemerkte die Not des Zwerges. Schnell trat sie heran
und reichte ihm die Früchte dar. Der Zwerg, hoch erfreut über
das gute Herz der Frau, aß die Erdbeeren. Daraus sprach er
zu seiner Wohltäterin: „Sprich eine Bitte aus, ich will sie dir
erfüllen." Die Frau besann sich eine Weile. Da ihr Verlangen
nicht aus Silber und Gold gerichtet war, sprach sie: ..Willst du
mir eine Gnade erweisen, so tue Gutes an meinen Kindern und
an diesem rauhen, unwirtlichen Lande."
Darauf befahl ihr das Zwerglein: „Grabe an dieser Stelle
nach. Es wird eine Quelle hervorsprudeln, die der ganzen Ge-
gend zum Segen gereichen soll. Gold und Silber wird sie her-
vorzaubern und besonders die Stelle beglücken, wo du die Erd-
beeren gepflückt hast." Der Zwerg verschwand. Die Frau tat
nach dem Befehl des Männleins. Alsbald quoll ein silberheller
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Tagsüber arbeitete der Schmied wieder fleißig, und am
Abend lagen die Eisenklumpen da, die am nächsten Tage zu
Stangen geschmiedet werden sollten. Im stillen dachte der
Schmied: „Wenn du sie morgen fertig vorfändest, das wäre doch
schön!" Wie er's gedacht, so geschah es! Am Morgen fand er
sein Tagewerk wieder getan. Die Stangen lagen tadellos ge-
schmiedet und sauber aufgeschichtet da. So ging's eine Weile
fort. Dem guten Schmied lachte allemal das Herz im Leibe;
aber er hätte doch gar zu gerne gewußt, wie die Sache eigentlich
zuging.
Eines Abends, als die Lichter im Hammer ausgelöscht waren,
legte er sich auf die Lauer und spähte durch eine Mauerspalte.
Da sah er, wie gegen Mitternacht das Männlein mit dem silbernen
Hütchen in die Werkstätte trat. In der Hand trug's ein Bündel-
eben und ein seines silbernes Hämmerlein. Mit dem hatte das
Männlein gegen die verschlossene Tür der Werkstatt geklopft, und
sie hatte sich aufgetan. Das Männlein zündete Licht an und
sachte das Kohlenfeuer zu heller Glut an. Es band sich ein
ledernes Schurzfell um, das es aus dem mitgebrachten Bündlein
zog. So zur Arbeit gerüstet, wälzte es die Eisenklumpen ins
Feuer und plagte sich dabei so, daß ihm die hellen Schweißtropfen
auf der Stirne standen. Als es den letzten Klumpen im Feuer
hatte, zog es den ersten wieder heraus, und zwar mit einer
goldenen Schlinge. Der Zwerg bearbeitete ihn mit seinem
silbernen Hämmerlein, da formte das Eisen sich so leicht, als
wäre es weiches Wachs, und wurde eine seine Stange. So ging's
mit allen Klumpen, bis auch der letzte aus dem Feuer genommen
war. Dann wusch sich das Männlein, packte seine Sachen wieder
in ein Bündelchen, setzte sein Hütchen auf und verschwand ebenso
still, wie es gekommen war. Da sagte der Schmied bei sich: „Ei,
Männlein, wenn du aus Dankbarkeit nachts mein Geselle sein
willst, so soll es dir an Arbeit nicht fehlen." Von nun an machte
er am Tage mit seinen Gesellen die Klumpen fertig und legte
sie hin. In der Nacht kam dann der Zwerg und schmiedete sie zu
Stangen. Die waren so fein, daß man sie gut bezahlte, und der
Schmied wurde bald ein reicher Mann.
Eines Tages, als er sich so recht von Herzen über seinen
Reichtum freute, dachte er bei sich: „All dein Hab und Gut ver-
dankst du dem Zwerglein und hast doch nichts anderes dafür
getan, als daß du das Hütchen aus der Wupper gefischt hast.
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