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will dir als treuer Freund in jedem Kampfe helfen. Nur wünscht
er zweierlei: Du darfst nicht fragen, wie er heißt, und
nicht verlangen, daß er seinen Helm abnehme." Wirich von
Nesselrat war hiermit einverstanden, und vergnüglich ritten alle
weiter.
Als sie in einem freundlichen Wiefental angelangt waren,
wurde geruht. Die Männer lagerten im Tale. Der neue Ge-
fährte suchte mit seinen Knappen eine nahe Waldwiese aus.
Wirich hätte gar zu gern gewußt, wer der fremde Ritter fei,
und daher folgte er heimlich dem neuen Freunde nach. Alle
hatten ihre Helme abgelegt. Kaum bemerkten sie den Eindrina-
ling, als sie ihr Haupt wieder bedeckten. Doch es war zu spät;
Wirich hatte in dem sremden Ritter seine Gemahlin erkannt. E?
lobte zwar ihr schmuckes, ritterliches Aussehen, doch erlaubte er
nicht, daß sie ihn weiter begleite. „Ich will deine Tapferkeit,"
sagte er ihr zum Tröste, „später ewmal auf die Probe stellen.
Bestehst du diese, dann darfst du ein andermal mit in den Streit
ziehen." Kunigunde zog traurig heim.
Wirich kehrte auch bald um; denn unterwegs erhielt er die
Nachricht, daß der Streit schon beendet sei. Als er das Tal
von Leichlingen wieder erreicht hatte, war es den kampfeslustigen
Männern nicht nach dem Sinn, fchon zur Ruhe zu gehen. Wirich
hatte einen abenteuerlichen Plan erdacht, den sie gleich aus-
führten. Er wollte sofort die Tapferkeit feiner Gemahlin er-
proben. Er stellte sich, als wolle er mit seinen Leuten die Burg
Nesselrat erstürmen. Deshalb ließen sie von allen Seiten her
Kriegslärm erschallen. Der Turmwächter rief sofort den Burg-
bewohnern zu: „Ein Feind zieht heran!" Nun ließ Kunigunde
alle Mannschaften, die noch in der Burg waren, zur Verteidigung
antreten. Sie selber stellte sich mit Panzer und Schwert an
die Stelle, wo die Gefahr am größten war.
Seit den Tagen der Kindheit wußte Wirich einen geheimen
Zugang zur Burg, der aber so eng war, daß der Ritter Panzer
und Schwert ablegen mußte, wenn er hindurch wollte. Er
fürchtete sich nicht, ohne Waffen die Burg zu betreten. „Denn,"
dachte er, „will mich wirklich jemand angreifen, dann brauche
ich ja nur meinen Namen zu nennen." Doch es kam anders.
Der Ritter erstieg die Burg auf jenem verborgenen Pfade,
während seine Knappen im Tale den Kriegslärm fortsetzten.
Als er im Burghof angelangt war, stürzte sich seine Gemahlin,
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der Schmied aber vorsichtig gehen," meint eine Kleine, die immer
noch beschäftigt ist, die Geschichte vom „Zwergjunkerlein an der
Kohlfurt" sich an Ort und Stelle abspielen zu lassen. — „Hat hier
der Schmied gewohnt?" fragt eine andere, auf einen verfallenen
Schleifkotten zeigend, dessen Schleifsteine untätig in der Wupper
liegen. „Solche Steine haben sie dem starken Hermel um den
Hals geworfen," ruft eine aus der Schar. Ihr Denken wurde
durch den Anblick der Steine zum bergischen Siegfried geführt.
Doch die Worte: „War die Wupper früher auch so tief? Dann
konnte ja der Schmied das Zipfelmützchen nicht wiederfinden,"
bringen uns zum Zwergjunkerlein zurück. — Lange könnten wir
uns an diesem interessanten Orte aufhalten, wenn nicht die Zeit
zum Heimmarsche mahnte. — Eine Gegend aber, in der die
Kinder so mit ihrem Denken, mit ihrem Interesse verweilen,
muß ihnen lieb und traut werden. — Die sagenumwobene Heimat
gewinnt Leben. Ein Kind, das mit den bergischen Sagen ver-
traut ist, wird nicht an der Kluse vorübergehen, ohne der fleißigen
Zwerge zu gedenken, die in der Vorzeit, als noch keine Bahnen
die Gegend beunruhigten, freundlich und harmlos mit den
Menschen verkehrten. — Bei einem Gang über den Engelnberg
wird es etwas spüren von dem Gruseln der „Schatzgräber". —
An dem Rathaus kann es nicht vorübergehen, ohne durch die
Geschichte „vom treuen Schildknappen" daran erinnert zu werden,
wie Elberfeld seinen Namen erhalten hat. — Ein Gang durchs
Kipdors mag sein Denken zurückführen in die Zeit, da die
Schmiede hier noch hämmerten oder kippten. — Eine gelegentliche
Neifa nach Solingen weckt das Verlangen, auch den Ort „am
Rüden" aufzusuchen, und Leichlingen gewinnt an Interesse, weil
sich in der Umgegend die traurige Geschichte des Ritters Wirich
von Nesselrat abgespielt hat. — Doch genug der Beispiele. Wir
sehen, die Gegend ist belebt, nicht mit Menschen der Gegenwart,
die dem Kinde unbekannt und darum seinem Herzen fremd sind,
nein, mit Gestalten, die der Vorzeit angehören, die ihm auch
die Zukunft nicht entreißen wird, weil es sie verwebt in sein
Leben mit dem warmen Pulsschlag einer mitfühlenden Seele,
mit dem ganzen Farbenreichtum seiner Phantasie.
Verweilen wir noch etwas bei der Wirkung auf die Phan-
tasie. — Sind Märchen und Sagen nicht eine wahre Fundgrube
für die Phantasie unserer Kinder? Darin gewiß liegt zum
großen Teil der geheimnisvolle Zauber, mit dem Märchen und
Sagen unsere Kleinen gesangen halten. Daß dem so ist, wird
keiner leugnen, der je das Aufleuchten in den Blicken gesehen,
wenn der Bitte aus Kindermund: „Bitte, eine Geschichte er-
zählen," entsprochen wurde. Welcher Lehrer wünschte sich nicht
bei allen Unterrichtsstoffen eine gleich ungeteilte Aufmerksamkeit,
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Wenn sie dann abends so recht gemütlich beisammen gesessen
und sieb gruselige Geschichten erzählt hatten, so meinten manche
beim Nachhausegehen, sie sähen den alten Geizhals an seinem
Hause am Kerstenplatz stehen. Eines Tages erzählten sich die
Leute, sie hätten um Mitternacht eine feurige Kuh gesehen, auf
der ein Mann ritt. Der sonderbare Reiter nahm seinen Weg
am Mirkerbach entlang und hielt vor dem bekannten Hause am
Kerstenplatz. Die Geschichte verbreitete sich immer mehr, und
weit und breit erzählten die alten Elberfelder vom Kornelius
mit der glühenden Kuh oder „vom glüentigen Konellges".
A. Wie Franken und Sachsen um Elberfeld
kämpften.
Wo jetzt das alte Rathaus steht, erhob sich in alten Zeiten
eine feste Burg. In deren Nähe war der Ort Elberfeld enu
standen. An der Mündung des Mirker Baches aber dehnten
sich noch Wiesen und Äcker aus. Das ganze Land ringsum
gehörte dem Frankenkönig Konrad I. Er hatte es dem Grasen
Trost Brüning zur Verwaltung übergeben, deshalb nannte man
diesen den Lehensmann des Königs. Plötzlich starb Konrad I.,
und Heinrich, der Sachsenherzog, wurde König, auch über die
Franken. Da wollte Drost Brüning, der selber ein Sachse war^
nur König Heinrichs Lehnsmann sein. Doch Eberhard, der
Bruder des verstorbenen Frankenkönigs, ließ dem Grafen sagen:
„Du bist mein Lehnsmann; ich habe alles von meinem könig-
lichen Bruder geerbt." Drost Brüning aber wollte ihn nicht als
Herrn anerkennen. Das war der Anfang zu einem langen
Streite.
Als der Burgherr eines Morgens den Turm seiner Burg
bestieg, um Umschau über seinen Besitz zu halten, war er
erstaunt und erschrocken. Durch das schmale Tal zwischen Kies-
borg und Nützenberg zogen Scharen von Feinden heran. Ihre
Waffen blinkten und blitzten im hellen Schein der Morgensonne,
und das Ende des langen Zuges war gar nicht abzusehen.
Schnell eilte der Graf hinunter und sandte eiligst Boten zu seinen
Freunden, den Sachsen, deren Reich im Osten von Barmen an-
sing. Sie sollten so schnell wie möglich zur Hilfe kommen. In-
zwischen ließ er die Tore der Burg fest schließen, und alle Mann--
schasten mußten sich zur Verteidigung hinter den Burgmauern
aufstellen.
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Extrahierte Personennamen: Konrad_I. Konrad_I. Konrad_I. Heinrich Heinrich Drost_Brüning Heinrichs_Lehnsmann Heinrichs Eberhard Drost_Brüning
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Jagen ein. Sie kamen in großer Zahl: der Ritter von Elberfeld,
von der Lüntenbeck, von Kronenburg, von Horst, von Hardenberg
und viele andere.
Es Aar auch eine Lust, an einem so prächtigen Wintertage
zu jagen. Dichter Schnee bedeckte Wald und Feld. Frau Sonne
ließ ihre Strahlen auf der Schneefläche widerspiegeln, so daß
man eine Decke von Diamanten vor sich zu haben meinte. Die
Eiszäpfchen an den Zweigen der Bäume erglänzten in bunten
Farben. Eine Märchenwelt schien die Jäger aufgenommen zu
haben. Nur zu schnell verging der Tag. Manch Pfiffiges Häslein,
viele flinke Rehe und stattliche Hirsche mußten ihr Leben lassen.
Endlich verstummte der fröhliche Ruf der Jäger. Bei herein-
brechendem Abend versammelten sie sich zur Heimkehr. Da fehlte
Robert, der Sohn des Herzogs von Berg. Laut ließen die
Knappen noch einmal das Horn über Verg und Tal erschallen,
aber des Herzogs Sohn erschien nicht. Äie Ritter mußten ohne
ihn den Heimweg antreten.
Nicht weit von des Herzogs Burg, an einer Stelle, wo die
Felsen sich steil aus der Wupper erheben, stürzte plötzlich der
Hund des Prinzen aus dichtem Gestrüpp hervor. Er lief im
Kreise um die Ritter und heulte kläglich. Er zerrte an ihren
Kleidern, entfernte sich, kam wieder und wollte so den Rittern
zeigen, daß sie ihm folgen sollten. Sie verstanden ihn nicht,
meinten, der Rüde sei toll, und wollten ihn töten. Nur der greise
Heinrich von Horst rief ihnen zu: „Tut dem Rüden nichts zu-
leide. Er ist nicht toll. Wir wollen ihm folgen. Mir ahnt, ein
schweres Unglück hat seinen Herrn getroffen."
Sofort eilten nun die Ritter durch das Dickicht, aus dem
der Hund gekommen. Der Rüde sprang in großen Sätzen vor-
aus und führte die Ritter an einen steilen Abhang. In wenigen
Sprüngen war er am Fuße des Berges angelangt. Die Jäger
erreichten das Tal auf Umwegen. Welch entsetzlicher Anblick
bot sich ihnen dar! Da lag der junge Robert. Aus tiefen
Wunden floß das Blut. Bei der Verfolgung eines Hirsches war
er den Abhang hinabgestürzt. Neben ihm sahen sie das Roß
mit zerbrochenen Gliedern. Der treue Rüde aber leckte seines
Herrn Wunden und wärmte den erstarrten Körper.
So schnell wie möglich fertigten die Ritter aus jungen Holz-
stammen und Weiden eine Tragbahre. Vorsichtig hoben sie den
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Bald hatte der Schneider mit dem Teufel den Vertrag ge-
macht, und nun lebte er alle Tage herrlich und in Freuden. Nur
zu schnell vergingen die sieben Jahre. Jetzt erfaßte das Schnei-
derlein eine große Angst. Vergebens hatte er sich bemüht, einen
Menschen zu finden, der sich statt seiner dem Teufel verschreibe.
Die schwersten Aufgaben stellte er dem Satan. Dieser erfüllte
aber alle seine Wünsche. Da packte ihn ein Grausen. Er aß und
trank nicht. Nachts wälzte er sich auf seinem Lager und konnte
nicht Ruhe finden. So kam der letzte Tag. Schon fing es an
zu dämmern. Da lief der Schneider hinaus ins Feld, immer
weiter und weiter, als wenn er dem Teufel entrinnen könnte.
Endlich stand er vor einem großen Wasser und konnte nicht vor-
wärts. Tausende und Tausende von Fröschen saßen in dem
Teich und ließen ihr Quaken ertönen. Es war Nacht geworden.
Schon hörte der Schneider vom fernen Kirchturm elf Uhr schlagen,
der Angstschweiß stand ihm auf der Stirn. Plötzlich kam ihm
ein listiger Gedanke. Er rief den Teufel herbei und sagte: „Eine
Stunde mußt du mir noch dienen; fang' in dieser Zeit alle
Frösche aus dem Wasser und setze sie auf die Bäume, die am
Ufer stehen." Hastig machte sich der Teufel an die Arbeit. Er
holte beide Hände voll Frösche und setzte sie auf die Bäume.
Dann stieg er wieder hinab, um andere zu holen. Doch inzwischen
waren die ersten wieder ins Wasser gesprungen und riefen dem
Teufel höhnend ins Ohr: „Quak, Quak!" Voller Wut stieg der
Böse bald in das Wasser, bald auf den Baum. Immer schneller
wurden seine Sprünge, immer größer wurde sein Zorn. Doch
die Frösche quakten fröhlich in ihrem nassen Hause weiter. Da
schlug es Mitternacht. Der Teufel hatte feine Aufgabe nicht er-
füllt. Mit lautem Geheul fuhr er in den tiefen Teich hinab.
Der Schneider aber kehrte frohen Mutes heim. Er hatte seine
Seele gerettet.
16. Der Wassernixen Zorn und Huld.
Aus den Höhen zwischen Solingen, Leichlingen und Witz-
Helden stand vor mehr als hundert Jahren ein herrlicher Wald.
Dicke Eichen breiteten ihre mächtigen Kronen aus. Dichtes Ge-
strüpp bedeckte den Waldboden. Hirsche, Rehe, Wildschweine
hatten hier ihren Aufenthalt. Mitten im Walde entsprang eine
Quelle. Die nannte man Heribertsborn nach dem heiligen Heri-
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Deshalb stieß er sich noch so oft, daß sein Kopf zuletzt wie eine
einzige Beule war.
Nun wagte er sich erst recht nicht ans Tageslicht, sondern
verließ das Haus erst wieder, als es ganz dunkel geworden war.
Und wohin führte sein Weg? In den Eichwald, wo er den
Abend vorher den großen schwarzen Mann getroffen hatte. Heim-
lich wünschte er, ihn wiederzusehen. Und richtig? bei dem großen
Steinhaufen begegnete er ihm. „Nun, bist du mit deiner
Länge Zufrieden?" fragte lachend der Schwarze, „oder möchtest
du noch ein Stückchen größer werden?" „Um Himmelswillen",
rief erschrocken der neugebackene Riese, „alles, nur das nicht!"
Und jammernd fuhr er fort: „Ach, lieber Waldmann, ich bitte
dich von ganzem Herzen, laß mich doch wieder so klein werden,
wie ich war. Ich will dir auch ewig dankbar sein." Flehend
hob er dabei seine Hände. „Schau', schau'", schmunzelte der
andre, „wie schnell du geheilt bist? Das hätte ich gar nicht
gedacht. Doch warte? Dir soll geholfen werden?" Bei
diesen Worten rührte er den Riesen mit seinem Stabe an.
Der fühlte diesmal keinen Schmerz, aber eine so große Müdig-
Zeit, daß er nicht einmal mehr danken konnte, sondern nach Hause
stolperte.
Am nächsten Morgen fand er sich in seinem Bett wieder.
Ihm war, als hätte er unendlich lange geschlafen. Ganz gesund
und munter fühlte er sich, und srisch und fröhlich wie nie zuvor
ging er an sein Tagewerk. Mochten die Leute ihn auch noch
so oft Zwerg nennen, was kümmerte es ihn? Bei dem bloßen
Gedanken an den einen Tag, an dem er Riese gewesen war, fing
er an zu zittern und fühlte sich heimlich an den armen Kopf,
der damals so viel mitbekommen, daß er zeitlebens genug davon
hatte. So lebte er stillvergnügt in seiner Kleinheit weiter, in
der ihm alles so schön Paßte, und jeden Tag freute er sich wieder
von neuem, daß er nicht mehr ein Riese war.
18. Wie der Ritter von Kronenburg sich eine
Frau raubte.
Im Burgholz stand die Kronenburg. Dort hauste der Ritter
Wolfgang. Er war als wilder und verwegener Mann bekannt
und gefürchtet. Jenseits der Wupper wohnte auf Schloß Hammer-
stein der alte Ritter von Kettler mit seiner Tochter Mechthilde.
Wolfgang von Kronenburg hatte die Jungfrau lieb gewonnen
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ihn noch schnarchen, dann aber vernahm man nur das Geprassel
der Flammen. Da jubelten die feigen Gesellen und sprangen
ganz ausgelassen um den Holzstoß herum; denn sie meinten, nun
sei es aus mit dem starken Burschen. Der hatte lange nichts
gemerkt. Endlich wurde es ihm unter seiner Glockenhaube recht
warm. Der Rauch quälte ihn, und er fing an zu husten. Er
richtete sich auf und merkte, daß sein Haar und seine Kleider
schon versengt waren. Nun sprang er auf und im Nu über den
Holzstoß. Da sah er die feigen Verräter, und der sonst so gut-
mutige Bursche geriet in einen großen Zorn. Er riß einen
mächtigen Eichbaum aus und schlug auf die hinterlistigen Heiden
los, wo er sie nur fand. Sie flohen eilig davon; er aber jagte
ihnen nach und erschlug viele. Nur wenige retteten sich über den
Rhein und haben sich im Bergischen Lande nie mehr sehen lassen.
21. Warum manche Bäume im Winter nicht kahl
werden.
Vor alten Zeiten kamen in unser Bergisches Land fromme
Prediger, um den heidnischen Bewohnern vom lieben Gott zu
erzählen. Nun dehnte sich die Herrschaft des lieben Herrgotts auch
in unserer Gegend aus. Der Teufel mußte sich in den dichten
Wald verkriechen und durfte sich nur in dunkler Nacht heraus
wagen. Das gefiel ihm aber sehr schlecht. Er versammelte alle
seine Gesellen und verkündete ihnen: „Jetzt wollen wir gegen
Gott kämpfen und ihn aus dem Lande treiben." „Das wage
nicht," entgegneten feine Leute, „du wirst niemals in einem
Streite mit dem mächtigen Herrgott siegen. Wir wissen einen
besseren Rat. Du mußt Gott überreden, daß er in der Herrschaft
mit dir abwechsle. Wenn du regierst, muß Gott in seiner Woh-
nung bleiben, wenn aber Gottes Herrschaft beginnt, darfst du
dich nicht sehen lassen. Der Herrgott kann regieren, wenn das
Laub an den Bäumen hängt. Sobald aber die Blätter zur Erde
fallen, ist für dich die Zeit des Herrschens gekommen."
Dieser Rat gefiel dem Teufel. Er schickte sofort seine Boten
aus, die mit Gottes Boten den Vertrag abschließen sollten.
Damit niemand im voraus von dem Plan erfahre, versammelten
sich die Boten auf einer ganz einsamen Heide. Aber der Zaun-
könig saß unter einem abgewehten Blatt versteckt und hatte alles
gehört. Er erzählte es dem Raben, und der Rabe schrie es durch
den ganzen Wald, so daß es alle Bäume hörten. Da sagten die
Bäume: „Wir wollen dem Teusel einen Streich spielen."
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Als der Herbst kam, behielten Tannen und Kiefern ihre
Nadeln; auch Buchsbaum, Efeu und Stechpalme legten ihren
grünen Schmuck nicht ab. Andere Bäume, wie Eiche und Buche,
hielten ihr dürres Laub fest, bis im Frühling ihr neues Blätter-
kleid wuchs. So waren die Bäume niemals kahl, und der Teufel
konnte nie sagen:„Jetzt fängt meine Herrschaft an." Zornig ver-
kroch er sich in die Erde. Nur um Mitternacht kommt er bis--
weilen heraus, um die Leute zu erschrecken. Auch wenn es im
Winter stürmt, daß die Bäume sich krachend zur Erde neigen und
der Schnee so dicht fällt, daß kein Blatt und keine Nadel am
Baum mehr zu sehen sind, dann sagt man wohl: „Der. Teufel
treibt sein Spiel im Walde."
Die warme Frühlingssonne jedoch hat den Schnee bald
weggeschmolzen. Der Bauersmann sieht wohl das trockne Laub
an Eichen und Buchen hängen, ruft aber jubelnd aus: „Des
Teufels Reich ist doch zu Ende. Der liebe Herrgott regiert noch.
Er wird uns für die dürren Blätter bald grüne bescheren."
Alle Bäume und Sträucher aber, die dem Herrgott zuliebe
ihr grünes Kleid behielten, gingen nicht ohne Lohn aus. Die
fromme Tanne wurde zu einem geraden, schlanken Baum erhoben,
Stechpalme und Wachholder erhielten scharse Spitzen zum Schutze
gegen ihre Feinde. Alle drei aber, vor allem der Tannenbaum,
wurden erwählt, die Menschen zum lieben Weihnachtsfeste zu
erfreuen. Den Efeu vermählte Gott mit der getreuen Eiche und
gab den schwachen Ranken Dach und Stütze. Den Buchsbaum
hat er zum Zeichen der Freude bestimmt, aus daß er den Braut-
leuten beim Kirchgange auf den Weg gestreut werde. Die Buchen
durften im Mai am ersten und am schönsten grünen. Die Linde
wurde dadurch geehrt, daß man aus ihrem Holze die schönsten
Heiligenbilder schnitzte. Die Erle aber, die ihr Laub abwarf,
hat einen schlechten Standort an Sümpfen erhalten, und die
Weide ist ein Sinnbild für Trauer und Unglück.
22. Wie der erste Graf von Berg ein unglücklicher
Mann wurde.
Der erste Gras von Berg verlebte in seiner neuerbauten Burg
gar glückliche Tage; denn er hatte die schönste Frau im ganzen
Lande. Auch rühmte man weit und breit ihre Herzensgüte,
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leugnen können. Ebenso ist es unbestreitbare Tatsache, daß den
Kindern durch die in Frage stehenden Stoffe eine Fülle von
Sachkenntnissen und Einblicke in Lebensverhältnisse übermittelt
werden, und alles dies ist für die übrigen Unterrichtsgebiete von
sehr großem Wert.
Nicht zu übersehen ist sodann die Bedeutung, die die Sagen
wegen ihres ethischen Gehaltes haben. Wer in die Tiefe und
Fülle unserer Sagen eingedrungen ist, weiß, daß sie einem un-
erschöpslichen Schatze gleichen. Ihr Wesen besteht in Angst und
Warnung vor dem Bösen, in Freude an dem Guten. Tiese,
ernste Lebenswahrheiten werden in ihnen zum Bewußtsein ge-
bracht. Liebe und Treue, Opfermut und Tapferkeit sind die
Tugenden, die in vielfach veränderter Form immer von neuem
in ihnen verherrlicht werden. Und unsere bergische Sagen ins-
besondere können das Ihre dazu beitragen, um bergische Sitte,
bergischen Mut und deutsche Frömmigkeit zu fördern.
„Ist die Geschichte auch wahr?" so fragt eine kleine Zweif-
lerin, wenn die erste Spannung nach dem Anhören der Sage sich
gelöst. — In diesem Sinne mag auch mancher Erwachsene ein-
wenden: Warum werden den Kindern solche Geschichten erzählt?
Sie sind ja doch nicht wahr. Einen Ritter von Kronenberg hat
es nie gegeben usw. Wie jener Fragerin aus der Reihe ihrer
Mitschülerinnen gleich geantwortet wird: „An einer Sage ist
immer etwas wahr!" so möchten wir die großen Frager darauf
hinweisen, daß die Sage immer an etwas Bekanntem und Wirk-
lichem, an einem bestimmten Ort oder an einem durch die Ge-
schichte gesicherten Namen hastet. — Hören wir die besten Ge-
währsmäuner, die Gebrüder Grimm, über den Wert der Sage:
„Der Schatz von Volkspoesie und Volkshumor, der in den Sagen
enthalten ist, darf dem deutschen Volke nicht fremd werden. Es
wird den Menschen von Heimats wegen ein guter Engel bei-
gegeben, der ihn, wenn er ins Leben hinauszieht, unter der
trauten Gestalt eines Mitwandernden begleitet; wer nicht ahnt,
was ihm Gutes dadurch widerfährt, der mag es fühlen, wenn
er die Grenze des Vaterlandes überschreitet, wo ihn jener ver-
läßt. Diese wohltätige Begleitung ist das unerschöpfliche Gut
der Märchen, Sagen und Geschichten, welche uns nachein-
ander die Vorzeit als einen frischen und belebenden Geist nahe
zu bringen streben." Wenn nun Männer wie die Gebrüder
Grimm den Wert der Sage so hoch preisen, wollen wir da
unserer Jugend unsere heimatlichen Sagen vorenthalten? .Nein.
Es ist unsere bergische Jugend, es ist unser bergisches Land.
Darum sollen auch unsere beryischen Sagen in unserem bergischen
Volke, in unserer belgischen Jugend wiederklingen und lebendig
bleiben.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Unglaubliche gesehen. Der Gerettete aber erhob seine Rechte
drohend gegen den Schloßberg und rief: „Gras, Moos und
Strauch müssen verdorren auf dem Wege, den mein Roß mit
seinen Hufen berührte. Kahle Felsen sollen hier für ewige
Zeiten ein Denkzeichen sein, und alle Welt soll wissen, daß Gott
dem Unschuldigen beisteht in seiner Not." Damit ritt er seiner
heimatlichen Burg zu. — Noch heute aber zeigt ein kahler Fels-
streifen am südlichen Abhänge des Burger Schloßberges die
Stelle, wo sich das Gottesgericht zugetragen hat.
25. Wie ein unzufriedener Bauernbursche wieder
zufrieden Wurde.
Nicht weit von der Stelle, wo einst das Kloster Altenberg
stand, erhebt sich der Bülsberg. Auf dieser Höhe breitete sich
ein Tannenwaldchen aus. Dort sah man in der Ferne den Dom
von Köln und in der Nähe den von Altenberg.
Einst lag ein Bauernbursche dort unter den Bäumeu und
träumte mit offenen Augen. Warum aber hafteten feine Blicke
immer wieder an der Burg da unten, die dem Ritter von Strau-
Weiler gehörte? Da wohnte die Jungfrau, der sein Herz gehörte,
und an die er immer dachte. Es war das schöne Töchterlein
des Ritters von Strauweiler. Aber wie durfte der Bauernsohn
es je wagen, dem vornehmen Ritterfräulein von seiner Liebe zu
reden? Das war nur einem Ritter erlaubt. Er grübelte und
grübelte und wünschte sehnlichst, ein Ritter zu sein. Dann
brauchte er seine Liebe nicht mehr im Herzen zu verbergen, sondern
konnte der holdseligen Jungfrau davon sagen. Wie er noch so
hin und her dachte, stand auf einmal ein merkwürdiger grauer
Mann vor ihm und sagte: „Ich kann deine Wünsche erfüllen.
Du mußt aber alles tun, was ich dir sage." Damit hielt er dem
Burschen ein Papier hin, das dieser unterschreiben sollte. Der
Bauer willigte mit Freuden ein, und bald war der Graue wieder
verschwunden.
Der Bursche ging heim. Aber was war denn das? Wo
sonst sein väterliches Haus gestanden hatte, erblickte er nun ein
herrliches Schloß mit stattlichen Türmen. Drinnen aber war
alles, was man sich nur wünschen konnte. Da gab's Knechte
und Mägde, Pferde und Hunde. Im Keller lagen Fässer mit
edlem Wein aller Art; die Vorratskammern waren gefüllt mit
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Extrahierte Personennamen: Altenberg Altenberg
Extrahierte Ortsnamen: Schloßberg Burger_Schloßberges Bülsberg Burg