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1. Bergische Sagen - S. 31

1911 - Elberfeld : Bacmeister
- 31 - will dir als treuer Freund in jedem Kampfe helfen. Nur wünscht er zweierlei: Du darfst nicht fragen, wie er heißt, und nicht verlangen, daß er seinen Helm abnehme." Wirich von Nesselrat war hiermit einverstanden, und vergnüglich ritten alle weiter. Als sie in einem freundlichen Wiefental angelangt waren, wurde geruht. Die Männer lagerten im Tale. Der neue Ge- fährte suchte mit seinen Knappen eine nahe Waldwiese aus. Wirich hätte gar zu gern gewußt, wer der fremde Ritter fei, und daher folgte er heimlich dem neuen Freunde nach. Alle hatten ihre Helme abgelegt. Kaum bemerkten sie den Eindrina- ling, als sie ihr Haupt wieder bedeckten. Doch es war zu spät; Wirich hatte in dem sremden Ritter seine Gemahlin erkannt. E? lobte zwar ihr schmuckes, ritterliches Aussehen, doch erlaubte er nicht, daß sie ihn weiter begleite. „Ich will deine Tapferkeit," sagte er ihr zum Tröste, „später ewmal auf die Probe stellen. Bestehst du diese, dann darfst du ein andermal mit in den Streit ziehen." Kunigunde zog traurig heim. Wirich kehrte auch bald um; denn unterwegs erhielt er die Nachricht, daß der Streit schon beendet sei. Als er das Tal von Leichlingen wieder erreicht hatte, war es den kampfeslustigen Männern nicht nach dem Sinn, fchon zur Ruhe zu gehen. Wirich hatte einen abenteuerlichen Plan erdacht, den sie gleich aus- führten. Er wollte sofort die Tapferkeit feiner Gemahlin er- proben. Er stellte sich, als wolle er mit seinen Leuten die Burg Nesselrat erstürmen. Deshalb ließen sie von allen Seiten her Kriegslärm erschallen. Der Turmwächter rief sofort den Burg- bewohnern zu: „Ein Feind zieht heran!" Nun ließ Kunigunde alle Mannschaften, die noch in der Burg waren, zur Verteidigung antreten. Sie selber stellte sich mit Panzer und Schwert an die Stelle, wo die Gefahr am größten war. Seit den Tagen der Kindheit wußte Wirich einen geheimen Zugang zur Burg, der aber so eng war, daß der Ritter Panzer und Schwert ablegen mußte, wenn er hindurch wollte. Er fürchtete sich nicht, ohne Waffen die Burg zu betreten. „Denn," dachte er, „will mich wirklich jemand angreifen, dann brauche ich ja nur meinen Namen zu nennen." Doch es kam anders. Der Ritter erstieg die Burg auf jenem verborgenen Pfade, während seine Knappen im Tale den Kriegslärm fortsetzten. Als er im Burghof angelangt war, stürzte sich seine Gemahlin,

2. Bergische Sagen - S. IV

1911 - Elberfeld : Bacmeister
- Iv - der Schmied aber vorsichtig gehen," meint eine Kleine, die immer noch beschäftigt ist, die Geschichte vom „Zwergjunkerlein an der Kohlfurt" sich an Ort und Stelle abspielen zu lassen. — „Hat hier der Schmied gewohnt?" fragt eine andere, auf einen verfallenen Schleifkotten zeigend, dessen Schleifsteine untätig in der Wupper liegen. „Solche Steine haben sie dem starken Hermel um den Hals geworfen," ruft eine aus der Schar. Ihr Denken wurde durch den Anblick der Steine zum bergischen Siegfried geführt. Doch die Worte: „War die Wupper früher auch so tief? Dann konnte ja der Schmied das Zipfelmützchen nicht wiederfinden," bringen uns zum Zwergjunkerlein zurück. — Lange könnten wir uns an diesem interessanten Orte aufhalten, wenn nicht die Zeit zum Heimmarsche mahnte. — Eine Gegend aber, in der die Kinder so mit ihrem Denken, mit ihrem Interesse verweilen, muß ihnen lieb und traut werden. — Die sagenumwobene Heimat gewinnt Leben. Ein Kind, das mit den bergischen Sagen ver- traut ist, wird nicht an der Kluse vorübergehen, ohne der fleißigen Zwerge zu gedenken, die in der Vorzeit, als noch keine Bahnen die Gegend beunruhigten, freundlich und harmlos mit den Menschen verkehrten. — Bei einem Gang über den Engelnberg wird es etwas spüren von dem Gruseln der „Schatzgräber". — An dem Rathaus kann es nicht vorübergehen, ohne durch die Geschichte „vom treuen Schildknappen" daran erinnert zu werden, wie Elberfeld seinen Namen erhalten hat. — Ein Gang durchs Kipdors mag sein Denken zurückführen in die Zeit, da die Schmiede hier noch hämmerten oder kippten. — Eine gelegentliche Neifa nach Solingen weckt das Verlangen, auch den Ort „am Rüden" aufzusuchen, und Leichlingen gewinnt an Interesse, weil sich in der Umgegend die traurige Geschichte des Ritters Wirich von Nesselrat abgespielt hat. — Doch genug der Beispiele. Wir sehen, die Gegend ist belebt, nicht mit Menschen der Gegenwart, die dem Kinde unbekannt und darum seinem Herzen fremd sind, nein, mit Gestalten, die der Vorzeit angehören, die ihm auch die Zukunft nicht entreißen wird, weil es sie verwebt in sein Leben mit dem warmen Pulsschlag einer mitfühlenden Seele, mit dem ganzen Farbenreichtum seiner Phantasie. Verweilen wir noch etwas bei der Wirkung auf die Phan- tasie. — Sind Märchen und Sagen nicht eine wahre Fundgrube für die Phantasie unserer Kinder? Darin gewiß liegt zum großen Teil der geheimnisvolle Zauber, mit dem Märchen und Sagen unsere Kleinen gesangen halten. Daß dem so ist, wird keiner leugnen, der je das Aufleuchten in den Blicken gesehen, wenn der Bitte aus Kindermund: „Bitte, eine Geschichte er- zählen," entsprochen wurde. Welcher Lehrer wünschte sich nicht bei allen Unterrichtsstoffen eine gleich ungeteilte Aufmerksamkeit,

3. Bergische Sagen - S. 4

1911 - Elberfeld : Bacmeister
- 4 - Wenn sie dann abends so recht gemütlich beisammen gesessen und sieb gruselige Geschichten erzählt hatten, so meinten manche beim Nachhausegehen, sie sähen den alten Geizhals an seinem Hause am Kerstenplatz stehen. Eines Tages erzählten sich die Leute, sie hätten um Mitternacht eine feurige Kuh gesehen, auf der ein Mann ritt. Der sonderbare Reiter nahm seinen Weg am Mirkerbach entlang und hielt vor dem bekannten Hause am Kerstenplatz. Die Geschichte verbreitete sich immer mehr, und weit und breit erzählten die alten Elberfelder vom Kornelius mit der glühenden Kuh oder „vom glüentigen Konellges". A. Wie Franken und Sachsen um Elberfeld kämpften. Wo jetzt das alte Rathaus steht, erhob sich in alten Zeiten eine feste Burg. In deren Nähe war der Ort Elberfeld enu standen. An der Mündung des Mirker Baches aber dehnten sich noch Wiesen und Äcker aus. Das ganze Land ringsum gehörte dem Frankenkönig Konrad I. Er hatte es dem Grasen Trost Brüning zur Verwaltung übergeben, deshalb nannte man diesen den Lehensmann des Königs. Plötzlich starb Konrad I., und Heinrich, der Sachsenherzog, wurde König, auch über die Franken. Da wollte Drost Brüning, der selber ein Sachse war^ nur König Heinrichs Lehnsmann sein. Doch Eberhard, der Bruder des verstorbenen Frankenkönigs, ließ dem Grafen sagen: „Du bist mein Lehnsmann; ich habe alles von meinem könig- lichen Bruder geerbt." Drost Brüning aber wollte ihn nicht als Herrn anerkennen. Das war der Anfang zu einem langen Streite. Als der Burgherr eines Morgens den Turm seiner Burg bestieg, um Umschau über seinen Besitz zu halten, war er erstaunt und erschrocken. Durch das schmale Tal zwischen Kies- borg und Nützenberg zogen Scharen von Feinden heran. Ihre Waffen blinkten und blitzten im hellen Schein der Morgensonne, und das Ende des langen Zuges war gar nicht abzusehen. Schnell eilte der Graf hinunter und sandte eiligst Boten zu seinen Freunden, den Sachsen, deren Reich im Osten von Barmen an- sing. Sie sollten so schnell wie möglich zur Hilfe kommen. In- zwischen ließ er die Tore der Burg fest schließen, und alle Mann-- schasten mußten sich zur Verteidigung hinter den Burgmauern aufstellen.

4. Bergische Sagen - S. 16

1911 - Elberfeld : Bacmeister
- 16 - Jagen ein. Sie kamen in großer Zahl: der Ritter von Elberfeld, von der Lüntenbeck, von Kronenburg, von Horst, von Hardenberg und viele andere. Es Aar auch eine Lust, an einem so prächtigen Wintertage zu jagen. Dichter Schnee bedeckte Wald und Feld. Frau Sonne ließ ihre Strahlen auf der Schneefläche widerspiegeln, so daß man eine Decke von Diamanten vor sich zu haben meinte. Die Eiszäpfchen an den Zweigen der Bäume erglänzten in bunten Farben. Eine Märchenwelt schien die Jäger aufgenommen zu haben. Nur zu schnell verging der Tag. Manch Pfiffiges Häslein, viele flinke Rehe und stattliche Hirsche mußten ihr Leben lassen. Endlich verstummte der fröhliche Ruf der Jäger. Bei herein- brechendem Abend versammelten sie sich zur Heimkehr. Da fehlte Robert, der Sohn des Herzogs von Berg. Laut ließen die Knappen noch einmal das Horn über Verg und Tal erschallen, aber des Herzogs Sohn erschien nicht. Äie Ritter mußten ohne ihn den Heimweg antreten. Nicht weit von des Herzogs Burg, an einer Stelle, wo die Felsen sich steil aus der Wupper erheben, stürzte plötzlich der Hund des Prinzen aus dichtem Gestrüpp hervor. Er lief im Kreise um die Ritter und heulte kläglich. Er zerrte an ihren Kleidern, entfernte sich, kam wieder und wollte so den Rittern zeigen, daß sie ihm folgen sollten. Sie verstanden ihn nicht, meinten, der Rüde sei toll, und wollten ihn töten. Nur der greise Heinrich von Horst rief ihnen zu: „Tut dem Rüden nichts zu- leide. Er ist nicht toll. Wir wollen ihm folgen. Mir ahnt, ein schweres Unglück hat seinen Herrn getroffen." Sofort eilten nun die Ritter durch das Dickicht, aus dem der Hund gekommen. Der Rüde sprang in großen Sätzen vor- aus und führte die Ritter an einen steilen Abhang. In wenigen Sprüngen war er am Fuße des Berges angelangt. Die Jäger erreichten das Tal auf Umwegen. Welch entsetzlicher Anblick bot sich ihnen dar! Da lag der junge Robert. Aus tiefen Wunden floß das Blut. Bei der Verfolgung eines Hirsches war er den Abhang hinabgestürzt. Neben ihm sahen sie das Roß mit zerbrochenen Gliedern. Der treue Rüde aber leckte seines Herrn Wunden und wärmte den erstarrten Körper. So schnell wie möglich fertigten die Ritter aus jungen Holz- stammen und Weiden eine Tragbahre. Vorsichtig hoben sie den

5. Bergische Sagen - S. 22

1911 - Elberfeld : Bacmeister
Bald hatte der Schneider mit dem Teufel den Vertrag ge- macht, und nun lebte er alle Tage herrlich und in Freuden. Nur zu schnell vergingen die sieben Jahre. Jetzt erfaßte das Schnei- derlein eine große Angst. Vergebens hatte er sich bemüht, einen Menschen zu finden, der sich statt seiner dem Teufel verschreibe. Die schwersten Aufgaben stellte er dem Satan. Dieser erfüllte aber alle seine Wünsche. Da packte ihn ein Grausen. Er aß und trank nicht. Nachts wälzte er sich auf seinem Lager und konnte nicht Ruhe finden. So kam der letzte Tag. Schon fing es an zu dämmern. Da lief der Schneider hinaus ins Feld, immer weiter und weiter, als wenn er dem Teufel entrinnen könnte. Endlich stand er vor einem großen Wasser und konnte nicht vor- wärts. Tausende und Tausende von Fröschen saßen in dem Teich und ließen ihr Quaken ertönen. Es war Nacht geworden. Schon hörte der Schneider vom fernen Kirchturm elf Uhr schlagen, der Angstschweiß stand ihm auf der Stirn. Plötzlich kam ihm ein listiger Gedanke. Er rief den Teufel herbei und sagte: „Eine Stunde mußt du mir noch dienen; fang' in dieser Zeit alle Frösche aus dem Wasser und setze sie auf die Bäume, die am Ufer stehen." Hastig machte sich der Teufel an die Arbeit. Er holte beide Hände voll Frösche und setzte sie auf die Bäume. Dann stieg er wieder hinab, um andere zu holen. Doch inzwischen waren die ersten wieder ins Wasser gesprungen und riefen dem Teufel höhnend ins Ohr: „Quak, Quak!" Voller Wut stieg der Böse bald in das Wasser, bald auf den Baum. Immer schneller wurden seine Sprünge, immer größer wurde sein Zorn. Doch die Frösche quakten fröhlich in ihrem nassen Hause weiter. Da schlug es Mitternacht. Der Teufel hatte feine Aufgabe nicht er- füllt. Mit lautem Geheul fuhr er in den tiefen Teich hinab. Der Schneider aber kehrte frohen Mutes heim. Er hatte seine Seele gerettet. 16. Der Wassernixen Zorn und Huld. Aus den Höhen zwischen Solingen, Leichlingen und Witz- Helden stand vor mehr als hundert Jahren ein herrlicher Wald. Dicke Eichen breiteten ihre mächtigen Kronen aus. Dichtes Ge- strüpp bedeckte den Waldboden. Hirsche, Rehe, Wildschweine hatten hier ihren Aufenthalt. Mitten im Walde entsprang eine Quelle. Die nannte man Heribertsborn nach dem heiligen Heri-

6. Bergische Sagen - S. 28

1911 - Elberfeld : Bacmeister
- 25 - Deshalb stieß er sich noch so oft, daß sein Kopf zuletzt wie eine einzige Beule war. Nun wagte er sich erst recht nicht ans Tageslicht, sondern verließ das Haus erst wieder, als es ganz dunkel geworden war. Und wohin führte sein Weg? In den Eichwald, wo er den Abend vorher den großen schwarzen Mann getroffen hatte. Heim- lich wünschte er, ihn wiederzusehen. Und richtig? bei dem großen Steinhaufen begegnete er ihm. „Nun, bist du mit deiner Länge Zufrieden?" fragte lachend der Schwarze, „oder möchtest du noch ein Stückchen größer werden?" „Um Himmelswillen", rief erschrocken der neugebackene Riese, „alles, nur das nicht!" Und jammernd fuhr er fort: „Ach, lieber Waldmann, ich bitte dich von ganzem Herzen, laß mich doch wieder so klein werden, wie ich war. Ich will dir auch ewig dankbar sein." Flehend hob er dabei seine Hände. „Schau', schau'", schmunzelte der andre, „wie schnell du geheilt bist? Das hätte ich gar nicht gedacht. Doch warte? Dir soll geholfen werden?" Bei diesen Worten rührte er den Riesen mit seinem Stabe an. Der fühlte diesmal keinen Schmerz, aber eine so große Müdig- Zeit, daß er nicht einmal mehr danken konnte, sondern nach Hause stolperte. Am nächsten Morgen fand er sich in seinem Bett wieder. Ihm war, als hätte er unendlich lange geschlafen. Ganz gesund und munter fühlte er sich, und srisch und fröhlich wie nie zuvor ging er an sein Tagewerk. Mochten die Leute ihn auch noch so oft Zwerg nennen, was kümmerte es ihn? Bei dem bloßen Gedanken an den einen Tag, an dem er Riese gewesen war, fing er an zu zittern und fühlte sich heimlich an den armen Kopf, der damals so viel mitbekommen, daß er zeitlebens genug davon hatte. So lebte er stillvergnügt in seiner Kleinheit weiter, in der ihm alles so schön Paßte, und jeden Tag freute er sich wieder von neuem, daß er nicht mehr ein Riese war. 18. Wie der Ritter von Kronenburg sich eine Frau raubte. Im Burgholz stand die Kronenburg. Dort hauste der Ritter Wolfgang. Er war als wilder und verwegener Mann bekannt und gefürchtet. Jenseits der Wupper wohnte auf Schloß Hammer- stein der alte Ritter von Kettler mit seiner Tochter Mechthilde. Wolfgang von Kronenburg hatte die Jungfrau lieb gewonnen

7. Bergische Sagen - S. 38

1911 - Elberfeld : Bacmeister
- 3ö - ihn noch schnarchen, dann aber vernahm man nur das Geprassel der Flammen. Da jubelten die feigen Gesellen und sprangen ganz ausgelassen um den Holzstoß herum; denn sie meinten, nun sei es aus mit dem starken Burschen. Der hatte lange nichts gemerkt. Endlich wurde es ihm unter seiner Glockenhaube recht warm. Der Rauch quälte ihn, und er fing an zu husten. Er richtete sich auf und merkte, daß sein Haar und seine Kleider schon versengt waren. Nun sprang er auf und im Nu über den Holzstoß. Da sah er die feigen Verräter, und der sonst so gut- mutige Bursche geriet in einen großen Zorn. Er riß einen mächtigen Eichbaum aus und schlug auf die hinterlistigen Heiden los, wo er sie nur fand. Sie flohen eilig davon; er aber jagte ihnen nach und erschlug viele. Nur wenige retteten sich über den Rhein und haben sich im Bergischen Lande nie mehr sehen lassen. 21. Warum manche Bäume im Winter nicht kahl werden. Vor alten Zeiten kamen in unser Bergisches Land fromme Prediger, um den heidnischen Bewohnern vom lieben Gott zu erzählen. Nun dehnte sich die Herrschaft des lieben Herrgotts auch in unserer Gegend aus. Der Teufel mußte sich in den dichten Wald verkriechen und durfte sich nur in dunkler Nacht heraus wagen. Das gefiel ihm aber sehr schlecht. Er versammelte alle seine Gesellen und verkündete ihnen: „Jetzt wollen wir gegen Gott kämpfen und ihn aus dem Lande treiben." „Das wage nicht," entgegneten feine Leute, „du wirst niemals in einem Streite mit dem mächtigen Herrgott siegen. Wir wissen einen besseren Rat. Du mußt Gott überreden, daß er in der Herrschaft mit dir abwechsle. Wenn du regierst, muß Gott in seiner Woh- nung bleiben, wenn aber Gottes Herrschaft beginnt, darfst du dich nicht sehen lassen. Der Herrgott kann regieren, wenn das Laub an den Bäumen hängt. Sobald aber die Blätter zur Erde fallen, ist für dich die Zeit des Herrschens gekommen." Dieser Rat gefiel dem Teufel. Er schickte sofort seine Boten aus, die mit Gottes Boten den Vertrag abschließen sollten. Damit niemand im voraus von dem Plan erfahre, versammelten sich die Boten auf einer ganz einsamen Heide. Aber der Zaun- könig saß unter einem abgewehten Blatt versteckt und hatte alles gehört. Er erzählte es dem Raben, und der Rabe schrie es durch den ganzen Wald, so daß es alle Bäume hörten. Da sagten die Bäume: „Wir wollen dem Teusel einen Streich spielen."

8. Bergische Sagen - S. 39

1911 - Elberfeld : Bacmeister
- 39 — Als der Herbst kam, behielten Tannen und Kiefern ihre Nadeln; auch Buchsbaum, Efeu und Stechpalme legten ihren grünen Schmuck nicht ab. Andere Bäume, wie Eiche und Buche, hielten ihr dürres Laub fest, bis im Frühling ihr neues Blätter- kleid wuchs. So waren die Bäume niemals kahl, und der Teufel konnte nie sagen:„Jetzt fängt meine Herrschaft an." Zornig ver- kroch er sich in die Erde. Nur um Mitternacht kommt er bis-- weilen heraus, um die Leute zu erschrecken. Auch wenn es im Winter stürmt, daß die Bäume sich krachend zur Erde neigen und der Schnee so dicht fällt, daß kein Blatt und keine Nadel am Baum mehr zu sehen sind, dann sagt man wohl: „Der. Teufel treibt sein Spiel im Walde." Die warme Frühlingssonne jedoch hat den Schnee bald weggeschmolzen. Der Bauersmann sieht wohl das trockne Laub an Eichen und Buchen hängen, ruft aber jubelnd aus: „Des Teufels Reich ist doch zu Ende. Der liebe Herrgott regiert noch. Er wird uns für die dürren Blätter bald grüne bescheren." Alle Bäume und Sträucher aber, die dem Herrgott zuliebe ihr grünes Kleid behielten, gingen nicht ohne Lohn aus. Die fromme Tanne wurde zu einem geraden, schlanken Baum erhoben, Stechpalme und Wachholder erhielten scharse Spitzen zum Schutze gegen ihre Feinde. Alle drei aber, vor allem der Tannenbaum, wurden erwählt, die Menschen zum lieben Weihnachtsfeste zu erfreuen. Den Efeu vermählte Gott mit der getreuen Eiche und gab den schwachen Ranken Dach und Stütze. Den Buchsbaum hat er zum Zeichen der Freude bestimmt, aus daß er den Braut- leuten beim Kirchgange auf den Weg gestreut werde. Die Buchen durften im Mai am ersten und am schönsten grünen. Die Linde wurde dadurch geehrt, daß man aus ihrem Holze die schönsten Heiligenbilder schnitzte. Die Erle aber, die ihr Laub abwarf, hat einen schlechten Standort an Sümpfen erhalten, und die Weide ist ein Sinnbild für Trauer und Unglück. 22. Wie der erste Graf von Berg ein unglücklicher Mann wurde. Der erste Gras von Berg verlebte in seiner neuerbauten Burg gar glückliche Tage; denn er hatte die schönste Frau im ganzen Lande. Auch rühmte man weit und breit ihre Herzensgüte,

9. Bergische Sagen - S. VI

1911 - Elberfeld : Bacmeister
- Vi - leugnen können. Ebenso ist es unbestreitbare Tatsache, daß den Kindern durch die in Frage stehenden Stoffe eine Fülle von Sachkenntnissen und Einblicke in Lebensverhältnisse übermittelt werden, und alles dies ist für die übrigen Unterrichtsgebiete von sehr großem Wert. Nicht zu übersehen ist sodann die Bedeutung, die die Sagen wegen ihres ethischen Gehaltes haben. Wer in die Tiefe und Fülle unserer Sagen eingedrungen ist, weiß, daß sie einem un- erschöpslichen Schatze gleichen. Ihr Wesen besteht in Angst und Warnung vor dem Bösen, in Freude an dem Guten. Tiese, ernste Lebenswahrheiten werden in ihnen zum Bewußtsein ge- bracht. Liebe und Treue, Opfermut und Tapferkeit sind die Tugenden, die in vielfach veränderter Form immer von neuem in ihnen verherrlicht werden. Und unsere bergische Sagen ins- besondere können das Ihre dazu beitragen, um bergische Sitte, bergischen Mut und deutsche Frömmigkeit zu fördern. „Ist die Geschichte auch wahr?" so fragt eine kleine Zweif- lerin, wenn die erste Spannung nach dem Anhören der Sage sich gelöst. — In diesem Sinne mag auch mancher Erwachsene ein- wenden: Warum werden den Kindern solche Geschichten erzählt? Sie sind ja doch nicht wahr. Einen Ritter von Kronenberg hat es nie gegeben usw. Wie jener Fragerin aus der Reihe ihrer Mitschülerinnen gleich geantwortet wird: „An einer Sage ist immer etwas wahr!" so möchten wir die großen Frager darauf hinweisen, daß die Sage immer an etwas Bekanntem und Wirk- lichem, an einem bestimmten Ort oder an einem durch die Ge- schichte gesicherten Namen hastet. — Hören wir die besten Ge- währsmäuner, die Gebrüder Grimm, über den Wert der Sage: „Der Schatz von Volkspoesie und Volkshumor, der in den Sagen enthalten ist, darf dem deutschen Volke nicht fremd werden. Es wird den Menschen von Heimats wegen ein guter Engel bei- gegeben, der ihn, wenn er ins Leben hinauszieht, unter der trauten Gestalt eines Mitwandernden begleitet; wer nicht ahnt, was ihm Gutes dadurch widerfährt, der mag es fühlen, wenn er die Grenze des Vaterlandes überschreitet, wo ihn jener ver- läßt. Diese wohltätige Begleitung ist das unerschöpfliche Gut der Märchen, Sagen und Geschichten, welche uns nachein- ander die Vorzeit als einen frischen und belebenden Geist nahe zu bringen streben." Wenn nun Männer wie die Gebrüder Grimm den Wert der Sage so hoch preisen, wollen wir da unserer Jugend unsere heimatlichen Sagen vorenthalten? .Nein. Es ist unsere bergische Jugend, es ist unser bergisches Land. Darum sollen auch unsere beryischen Sagen in unserem bergischen Volke, in unserer belgischen Jugend wiederklingen und lebendig bleiben.

10. Bergische Sagen - S. 46

1911 - Elberfeld : Bacmeister
- 46 - Unglaubliche gesehen. Der Gerettete aber erhob seine Rechte drohend gegen den Schloßberg und rief: „Gras, Moos und Strauch müssen verdorren auf dem Wege, den mein Roß mit seinen Hufen berührte. Kahle Felsen sollen hier für ewige Zeiten ein Denkzeichen sein, und alle Welt soll wissen, daß Gott dem Unschuldigen beisteht in seiner Not." Damit ritt er seiner heimatlichen Burg zu. — Noch heute aber zeigt ein kahler Fels- streifen am südlichen Abhänge des Burger Schloßberges die Stelle, wo sich das Gottesgericht zugetragen hat. 25. Wie ein unzufriedener Bauernbursche wieder zufrieden Wurde. Nicht weit von der Stelle, wo einst das Kloster Altenberg stand, erhebt sich der Bülsberg. Auf dieser Höhe breitete sich ein Tannenwaldchen aus. Dort sah man in der Ferne den Dom von Köln und in der Nähe den von Altenberg. Einst lag ein Bauernbursche dort unter den Bäumeu und träumte mit offenen Augen. Warum aber hafteten feine Blicke immer wieder an der Burg da unten, die dem Ritter von Strau- Weiler gehörte? Da wohnte die Jungfrau, der sein Herz gehörte, und an die er immer dachte. Es war das schöne Töchterlein des Ritters von Strauweiler. Aber wie durfte der Bauernsohn es je wagen, dem vornehmen Ritterfräulein von seiner Liebe zu reden? Das war nur einem Ritter erlaubt. Er grübelte und grübelte und wünschte sehnlichst, ein Ritter zu sein. Dann brauchte er seine Liebe nicht mehr im Herzen zu verbergen, sondern konnte der holdseligen Jungfrau davon sagen. Wie er noch so hin und her dachte, stand auf einmal ein merkwürdiger grauer Mann vor ihm und sagte: „Ich kann deine Wünsche erfüllen. Du mußt aber alles tun, was ich dir sage." Damit hielt er dem Burschen ein Papier hin, das dieser unterschreiben sollte. Der Bauer willigte mit Freuden ein, und bald war der Graue wieder verschwunden. Der Bursche ging heim. Aber was war denn das? Wo sonst sein väterliches Haus gestanden hatte, erblickte er nun ein herrliches Schloß mit stattlichen Türmen. Drinnen aber war alles, was man sich nur wünschen konnte. Da gab's Knechte und Mägde, Pferde und Hunde. Im Keller lagen Fässer mit edlem Wein aller Art; die Vorratskammern waren gefüllt mit
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