37
§. 38. Die Perscrkriege. (Aufstand der Ionier.)
Die Kunst wurde von der Gesammtheit der Griechen gepflegt und
es gelangten schon damals zu bedeutender Höhe die Musik, die Architek-
tonik, die Plastik und die Dichtkunst.
Aus jener Zeit stammte der prachtvolle Apollotempel zu Delphi und der
Dianentempel zu Ephesus, der zu den 7 Wunderwerken der Welt gezählt
wurde. — Von den Dichtern nennen wir Homer, den Sänger der Ilias
und Odyssee, dann Hesiodus, Tyrtaus, Pindarus, und den Fabeldichter
Aesop.
Die damalige griechische Philosophie war theils ein Fragen nach
dem Ursprung der Welt und der in ihr waltenden Gottheit, theils Nahm
sie eine blos praktische Richtung mit Moral und Politik verbunden (z. B
bei den 7 Weisen Griechenlands: Kleobülns, .Periander, Pit-
tacns, Bias, Thales, Chilon und Solon), theils suchte sie mit
Hilfe der Astromonie und Mathematik zum Bewnßtseyn über das Leben
in der Natur zu kommen.
Pythagoras aus Samos (geb. 584), der zu Kroton in Unteritalien
eine philosophische Schule stiftete, sah das Wesen der Dinge in den innern
Zahlenverhältnissen und Zahlenverbindungen, und betrachtete die Welt als ein
harmonisches Ganze, das sich um einen göttlichen Mittelpunkt bewege.
2. Griechenlands mittlere Zeit.
Dtttmar's histor. Atlas. Taf. Iii.
1. Die Perserkriege. (Ausstand der Ionier.)
§. 38. Schon unter Cyrus hatten sich die Perser die griechischer: Städtv
in Kleinasien unterworfen, und in jeder Stadt einen Griechen zum Allein-
herrn eingesetzt, um sie durch dieselben besser beherrschen zu kön-
nen. Unter der Regierung des Darins Hystaspis faßten zwei dieser
Alleinherren Histiäus, Fürst von Milet, und sein Schwiegersohn
und Nachfolger Aristago ras, den Plan, sämmtliche griechische Städte
von der Oberhoheit der Perser loszumachen. Hiezu suchte der Letztere
auch die Hilfe der Mutterstaaten zu gewinnen; aber nur Athen und
Eretria ans der Insel Euböa waren geneigt dazu. Ersteres sandte 20,
letzteres 5 Schiffe zu Hilfe.
Die Stadtfürsten wurden nun vertrieben, und die demokratischen
Strategen sammelten ein Heer, mit welchem sie gegen den persischen Statt-
halter in Sardes zogen, und zwar die Stadt einnahmen, aber die Burg
nicht erobern konnten. Die Stadt gieng dabei zufällig in Flammen auf,
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46 Makedoniens Herrschaft. Frühere Geschichte Makedoniens. Philipp.
Erzgießer Lysippus; die Maler Polygnötus, Zeuxis, Parrhasius und
Apelles.
Unter den Dichtern treten besonders die Dramatiker Aeschylus, So-
phokles, Euripides und Aristophanes hervor; sodann als Geschicht-
schreiber Herodot, Thucydides und Zeenophon.
Die ältere Philosophie nahm durch die Sophisten eine die Religion
und Sittlichkeit untergrabende Richtung, welcher Sokrates mit allem Ernst
entgegentrat. Aus seiner Schule giengen Männer wie Plato, Aristoteles,
Euklid es, Antisthen es und Aristippus hervor, welche mit ernstem
Sinn nach Wahrheit strebten und verschiedene Schulen gründeten.
3. Griechenlands spätere Zeit.
Dittmar's histor. Atlas. Taf. Iii. Iv. u. V.
1. Makedoniens Herrschaft. Frühere Geschickte Makedoniens. Philipp.
49. ^Aacedonien, durch welches Griechenlands Freiheit unter-
gehen sollte, war ursprünglich ein kleines Land, das von Dorern bewohnt
war, welchen sich viele andere, nichtgriechische Völkerbestandtheile beige-
mischt hatten. Die Könige des Landes wurden zur Zeit der Perser-
kriege den Persern zinsbar und erweiterten mit deren Hilfe ihre Herr-
schaft. Nach der Schlacht von Platää aber machten sie sich unab-
hängig, worauf der König Ar che laus griechische Bildung und Heeres-
ordnnng in seinem Lande einführte. Sein zweiter Nachfolger, Alexan-
der Ii., welcher sich in Thessalien festsehen wollte, wurde dort von den
Thebanern aufgehalten und mußte seinen jüngsten Brüder Philipp
als Geisel nach Theben schicken.
Dieser Philipp, ein scharfblickender, kluger und tapferer Mann,
erwarb sich, so lange er in Theben im Hause des Epaminondas war,
nicht blos viele Kenntnisse in der Staats- und Kriegskunst, sondern
lernte auch die Schwäche Griechenlands gründlich kennen. Als daher
sein Bruder Alexander eines gewaltsamen Todes gestorben und sein
zweiter Bruder Perdiccas Hl. im Kampfe gegen die Illyrier gefallen
war, floh Philipp aus Theben, bestieg den macedonischen Thron und
faßte den Plan, sein Reich bis ans Meer zu erweitern, Griechenland
zu unterwerfen und dann das Perserreich zu stürzen.
Zunächst eroberte er einige athenäische Küstenstädte, sowie einen
Theil Thraziens, in welchem reiche Goldminen ihm die Mittel zu
seinen Zwecken gaben. Darauf half er den Thessaliern gegen die tem-
pelränberischen Phocier, schlug diese in zwei schweren Treffen, und ließ
3000 derselben in einem See ersäufen. Als er Thessalien zur mace-
donischen Provinz gemacht hatte, wendete er sich nach der chalcidischen
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Extrahierte Personennamen: Philipp Philipp Aeschylus Herodot Ernst Aristoteles Philipp Philipp Philipp Philipp Philipp Philipp Alexander Alexander Philipp Philipp
Kap. 36. Tyrannis der Pisistratiden. Kap. 37. Griechische Kunst und Wissenschaft. 35
da er sich zum Tyrannen aufwarf, wobei er brigens die Hauptgrundstze der solonischen Verfassung aufrecht erhielt. Zweimal durch seine Gegner ver-trieben, behauptete er sich das dritte Mal bis an sein Ende, indem er mit Migung und Milde regierte und durch Begnstigung des Handels, der Gewerbe und Knste den Grund zu Athens Wohlstand und Bildung legte. Er lie die Gesnge Homer's sammeln und ordnen.
Nach seinem Tode (527) regierte sein Sohn Hippias, mit Beihlfe seines Bruders Hipparchus, Anfangs im gemigten Sinne des Vaters; als er aber nach der Ermordung seines Bruders durch Harmodius und Aristogiton strengere Gewalt bte, wurden mit Hlfe der Spartaner alle 510 Pisistratiden vertrieben.
Hierauf fhrte Klisthenes, das Haupt der Volkspartei, eine unbe-schrnkte Demokratie ein.
Die bewirkte er dadurch, da er die alten vier Stmme auflste und aus ihnen,
nach ihrer vlligen Vermischung, zehn neue Stmme bildete, aus denen ein Rath von Fnfhundert gewhlt wurde; ferner, da er Oeffentlichkeit der Berathungen, die Wahl der Archonten durch das Loos und den Ostracismus oder das Scherbengericht einfhrte, wodurch jeder dem Volke gefhrlich scheinende Brger aus dem Staate verbannt werden konnte.
Die Eupatridcn riefen nun die Spartaner zu Hlfe; diese wurden aber gezwungen wieder abzuziehen. Hieraus wollten die Spartaner den Hip-Pias zur Wiederaufrichtung seiner Tyrannis nach Athen zurckfhren; da ihnen aber ihre eigenen Bundesgenossen die Beihlfe versagten, so begab sich Hippias nach Kleinasien, um mit persischer Hlse seine Wiedereinsetzung zu bewirken.
Kap. 37. Griechisches Lrbcn in Kunst und Wissenschaft bis in die Mitte des fnften Jahrhunderts vor Christus.
Der den Griechen vorzugsweise innewohnende Sinn fr das Schne fhrte sie zunchst zur Ausbildung der Kunst, deren Pflege mit ihrem ganzen Volks-thum verwachsen war. Sie entwickelte sich zunchst aus dem Cultus und fand in dessen Festzgen und Festspielen Nahrung und Weihe.
Die frhesten Knste waren der mimische Tanz und die Musik als Gesang und Tonspiel bei den religisen Festen. Die Baukunst schuf Tempel, Schatzhuser, Theater, Gymnasien, Sulenhallen; die Plastik Bildsulen und Bildnereien in Thon und Holz, in Marmor und Metall, und frhe schon entstanden besondere Kunstschu-Ten (auf Kreta, Aegina ic.).
Die Dichtkunst gieng gleichfalls aus dem Cultus hervor. Sie hatte anfangs mythischen Charakter und wurde vorzglich von den pierischen Dichtern Orpheus und Musus gepflegt. Die Heroensagen veranlassten die epische Poesie, worin Homer der grte Dichter ist (f. Kap. 31 a. E.). Hesiod besang die Entstehung der Götter und schrieb ein tiefsinniges Lehrgedicht. Unter den lyrischen Dichtern dieser Periode zeichneten sich aus: Simonides von Keos, Alcus und die Dichterinsap-pho von Lesbos, der Siegeshymnendichter Kindar von Theben. Berhmt ist auch der Fabeldichter Aesop, ein phrygischer Sklave.
Der Wissenstrieb der Griechen fhrte sie frhe zur Philosophie oder Weltweis-he it. die anfangs noch mit der mythisch-religisen Dichtkunst zusammenhing. Sie forschte zuerst nach dem Ursprung der Welt und nach der in ihr waltenden Gottheit und nahm erst nach der Ausbildung des freistdtischen Wesens eine praktische Richtung in Bezug auf Politik und Moral, wie die Sittenfprche der fieben Welt-weifen bezeugen, unter denen Thales und Solon die berhmtesten sind. Phi-lofophifche Systeme stellten um diese Zeit schon auf: Zlythagoras aus Samos, der
3*
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Kap. 48. Griechische -Kunst u. Wissenschaft seit der Mitte des 5. Jahrhunderts. 45
In allen griechischen Staaten war schon lnger her die alte Zucht und Sitte verfallen, die alte Kraft erschlafft. Um die Sinnenlust zu befriedigen trachtete man nach Geld, und um Geld zu bekommen, griff man sogar nach geweihtem Gut. Ein solches Vergehen verursachte den sog. heiligen Krieg, 355 der den Untergang der griechischen Freiheit vorbereitete.
Die Phocier hatten nmlich ein zum delphischen Tempel gehriges Feld bebaut, ; waren dafr vom Amphiktyonengericht zu einer Geldbue verurtheilt worden, und soll-ten, da sie die Entrichtung verweigerten, mit Gewalt dazu angehalten werden. Sie dachten aber auf Widerstand, berfielen Delphi und bemchtigten sich der Tempel-schtze. Aus diesen warben sie Miethstruppen und drangen siegreich bis nach Thessa-lien, wo sie besiegt wurden. Als sie gleichwohl den Krieg fortsetzten und die Thebaner bedrngten, so riefen diese den macedonischen König Philipp zu Hlse, der der griechi-schen Freiheit ein Ende machte. (S. Kap. 49, 2 und 3.)
Kap. 48. Griechisches Leben in Kunst und Wissenschaft seit der Mitte des fnften Jahrhunderts.
Von den schnen Knsten erreichten im perikleischen Zeitalter die Bau--knnst, Bildnerei und Malerei den hchsten Gipfel ihrer Ausbildung.
Unter den Bauknstlern zeichneten sich aus: Mnesikles, der die Propylen oder die zur Akropolis fhrende Vorhalle, Kallikrates und Jctlnus, welche den Parthenon oder den Tempel der jungfrulichen Athene bauten; unter den Bildhauern: Polyklet durch seine Bildsule der Juno in Argos; Myro n durch seinen Diskuswerfer, seinen fallenden Fechter und ieine sugende Kuh; vor allen Phidias durch seine Bildsule des Zeus in Olympia und seine Pallasstatuen; Praxitele s durch seine Gruppe der Niobe; unter den Erzgieern: Lysippus durch seinen Herakles und durch seine neun Musen; unter den Malern: Polygntus, Zeuxis, Parrhasius und Apelles, der grte unter ihnen.
In der Poesie kam nach dem Abblhen der lyrischen die dramatische zur hchsten Ausbildung, und zwar durch die Tragdiendichter Aeschylus, Sophokles und Euri-' pides, desgleichen durch den Komdiendichter Aristophan es.
Auf dem Gebiete der Wissenschaft ragen hervor: die Geschichtschreiber Herodot welcher die Freiheitskmpfe der Griechen mit den Persern darstellte; Thucydides, der die ; Geschichte dez peloponnesischen Krieges schrieb; Xenophon, von dessen historischen Schrif-ten hier die Anabasis" d. i. die Schilderung des Rckzugs der Zehntausend erwhnt sei; die Philosophen: Anaxagoras in der jonischen Schule, Zeno in der eleatischen Schule, $)lato, der Stifter der aeademifchen und Aristoteles, der Stifter der peripa-tetischen Schule; unter den Sophisten: Protagoras, Gorgias; endlich die Rhetoren oder Lehrer der Beredsamkeit: Lysias, Jsokrates, und der groe Staats-redner ^iemosthenes (s. Kap. 49, 2).
3. Griechenlands sptere Zeit.
1. Makedoniens Herrschaft.
L(Histor. Atlas, Taf.zm. Umri I. 49.)
Kap. 49. Frhere Geschichte Macedoniens. Philipp Ii. Herr von
Griechenland.
(1.) Macedonien war ursprnglich eine kleine Landschaft, deren Grenzen sich mit der Ausbreitung der macedonischen Herrschaft allmhlich er-weiterten. Die Maced onier waren ein dorischer Stamm, dem sich aber viele nichtgriechische Vlkerbestandth eile beigemischt hatten, daher sie von den
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Extrahierte Personennamen: Philipp Philipp Herodot Zeno Gorgias Makedoniens Philipp_Ii Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Kallikrates Argos Olympia Aeschylus Jsokrates Griechenlands Griechenland Macedonien
84 §. 34. Athen.
demokratisch wurde, hatte die oberste Aufsicht über den Staat
und die Sitten.
Nachdem sich S o l o n von dein Volke das Versprechen
hatte geben lassen, binnen zehn Jahren nichts an dieser Ver-
fassung zu ändern, bereis'te er zuerst Ägypten, dann Klein-
ast'en, das damals von dem lydischen Könige Krösus
beherrscht wurde. Als dieser, der sich durch seinen Reichthum
für den Glücklichsten auf Erden hielt, ihn fragte: wen er für
den Glücklichsten halte? gab Solon zur Antwort: daß Nie-
mand vor seinem Tode glücklich zu preisen sey. Die Erinne-
rung an diese Antwort rettete nachher den Krösus, als er von
Cyrus (s. §. 27 a. E.) besiegt und gefangen worden war,
vom Feuertode.
In Solon's Abwesenheit aber gerieth die Volkspartei mit
der Adelspartei wieder in Streit, und einem von der Volks-
partei, dem Pisiftratus, einem Verwandten Solon's, ge-
lang es, durch List sich zum A l l e i n h e r r n aufzuwerfen.
Trotz dem, daß er unumschränkt herrschte, blieb die solonische
Verfassung wenigstens im Wesentlichen aufrecht.
Zwar wurde er von seinen Gegnern zweimal aus Athen
vertrieben, erlangte aber zum drittenmal (540 v. Ehr.) die
Alleinherrschaft, und behielt ste zur Zufriedenheit des Volks
ruhig bis an seinen Tod, indem er sie mit Mäßigung und
Milde ausübte, und durch Begüustigung des Handels, der
Gewerbe und Künste viel Wohlstand und Bildung verbreitete.
Von seinen beiden Söhnen folgte ihm vornehmlich H i p-
p i a s in der obersten Gewalt, und er, wie sein Bruder
Hipparchus, suchten Anfangs im Geiste der Mäßigung zu
herrschen, und insbesondere durch Herbeiziehung bedeutender
Dichter den Ruhm Athens zu erhöhen; wie denn überhaupt
in diesem Zeitalter (zwischen 600 und 500 v. Ehr.) die
g i e ch i sch e Bildung schon hoch stand, und durch Dichter-
namen , wie Alcäus, Sappho, Anakreon, Äsop,
Simonides u. a., so wie durch die Namen der sieben
Weisen Griechenlands (unter denen T h a l e s und Solon
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Sparta. 13
Zur Förderung des Gemeinsinns waren für die Spartiaten gemeinsame, höchst einfache Mahlzeiten, die sogenannten Syssitien angeordnet (schwarze Suppe)l. Auf den Syssitien beruhte auch die Heereseinteilung2, da die Tischgenossen zugleich Zeltgenossen im Kriege waren. Eine Zeltgenossenschaft vereinigte je 15 Spartiaten und bildete die unterste Heeresabteilung. Größere Abteilungen waren die Lochen und Moren. Die Verpflichtung zum Kriegsdienst dauerte vom 20. bis 60. Jahre. Die Spartiaten dienten als Hopliten (Schwerbewaffnete), die Periöken als Leichtbewaffnete. Eine auserlesene Schar von 300 Reitern bildete die Leibwache des Königs. Die Schlachtstellung bildete die sestgefchlofsene, unwiderstehliche Phalanx.
Nachdem Lykurgs Verfassung über 100 Jahre in Kraft gewesen, bewährte das durch dieselbe erstarkte Sparta seine Kriegstüchtigkeit zuerst in den beideu Kriegen gegen das benachbarte Messenien, dessen fruchtbare Landschaften am Pamifus die Eroberungslust der Spartaner reizten.
Im ersten messenischen Krieg (um 740) kämpften die Messenier unter Anführung des Aristodemus anfänglich glücklich. Als aber später die Spartaner die von den Mesfeniern lange Zeit tapfer verteidigte Festung Jthome eroberten und Aristodemus, an der Rettung des Vaterlandes verzweifelnd, sich selbst den Tod gab, sahen sich die Messenier zur Unterwerfung genötigt.
Ein Teil des messenischen Gebietes wurde besitzlosen Spartanern überwiesen, ein anderer den Eingeborenen, die nun in das Verhältnis von Periöken traten, gegen Zins überlassen. Diejenigen Messenier, welche sich nicht nnterwersen wollten, flüchteten nach Italien und ließen sich in Rhegium nieder.
Im zweiten messenischen Krieg (um 670) führte anfangs der tapfere Aristomenes die Messenier von Sieg zu Sieg; die Spartaner ersuchten in ihrer Not die Athener um eilten Feldherrn. Diese sandten ihnen den lahmen Dichter Tyrtäus^, welcher die Spartaner durch seine Kriegslieder so anfeuerte, daß sie mehrmals die Messenier schlugen. Die
1 Sie bildete das tägliche Hauptgericht und bestand aus Schweinefleisch, das in seinem Blute gekocht und mit Essig und Salz gewürzt war.
2 Die gymnastischen und militärischen Übungen, die Syssitien, die Jagdzüge im Taygetus bildeten im Verein mit der Krypteia (xpoitteia) eine treffliche Vorschule für den Krieg. Die Krypteia bestand darin, daß eine Anzahl junger Spartiaten im Auftrage des Staats in aller Stille nach allen Richtungen hin das Land durchstreiften, um Treiben und Stimmung der zum Aufstand stets geneigten, weil barbarisch behandelten Heloten zu beobachten. Sie waren von der Behörde ermächtigt, die von ihnen als staatsgefahrlich Erkannten heimlich aus dem Wege zu schaffen.
3 Die Anfänge der knnstmäßigen Lyrik fallen bereits in das 7. Jahrhundert v. Chr. Dieselbe beginnt mit der Dichtungsgattung der Elegie, welche sich aus dem Epos heraus entwickelt. Die bedeutendsten Elegiker sind Tyrtäns, Mimnermus, Solon, Theoguis. Sie dichteten in Distichen.
Die iambischen und trochäifchen Formen bildete der iambographische Satiriker Archilochus von Paros aus. Durch die Verbindung mit Musik und Orchestik entstand die in Strophen gebildete indische Poesie. Die wichtigsten Lyriker dieser Kunstgattung sind Alcäus vonmytilene, die Dichterin Sappho, Stesicho-rus von Himera, Anakreon von Teos. Die höhere Lyrik (Hymnen, Epinikien) fand ihre Hanptvertreter in dem Thebaner Pindar, in Simonides von Keos und Bacchylides von Athen.
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Athen. 15
Diese Zeit der inneren Zwietracht benutzte das kleine Megara, um den Athenern die benachbarte, für ihren Handel wichtige Insel Salamis zu entreißen.
In dieser Zeit der Bedrängnis gelang es dem aus dem Königsgeschlecht der Kodrideu stammenden Eupatriden Solon, der sich auf seinen Reisen ins Ausland eine reiche Erfahrung erworben hatte, in seiner Vaterstadt Ruhe und Ordnung wiederherzustellen 1.
Nachdem er zunächst durch den kretischen Seher Epimenides die Blutschuld des kylouischen Frevels hatte sühnen lassen, entflammte er seine Mitbürger durch ein von ihm verfaßtes Gedicht zu einer Unternehmung gegen die Insel Salamis und brachte dieselbe in kurzer Zeit wieder in den Besitz Athens. Alsdann verband er alle Parteien zu einem gemeinsamen Unternehmen, dem (ersten) heiligen Kriege, zum Schutz des delphischen Orakels. Da Solon durch seine dem Vaterlande geleisteten Dienste zu hohem Ansehen gelangt war, wurde er zum Archon gewählt.
In dieser Stellung war sein Streben daraus gerichtet, eine Versöhnung der Parteien herbeizuführen. Nachdem er die allzustrengen Gesetze des Drakon abgeschafft und die Schuldenlast der niederen Stände erleichtert hatte (ostaax'8'sta), was er durch eine Änderung des Münzfußes erreichte2, gab er dem Staat eine neue Verfassung, welche, aus die Grundsätze der Timokrati e begründet, den inneren Frieden wiederherstellte und den Grund zu Athens raschem Emporblühen legte. Durch diese Verfassung wurde 594 die bisherige Adelsherrschaft (Aristokratie) aufgehoben und ein neues Bürgertum geschaffen, welches nun ebenfalls einen Anteil an der Staatsverwaltung erhielt.
1 Solon gehört mit Kleobulus von Lindus, Periander von Korinth, Pittakus von Lesbos, Bias von Priene, Chilon von Sparta, Thales von Milet, den sieben Weisen an, welche praktische Lebensregeln in kurzen Senf-sprächen zusammenfaßten. Mit dem letzten derselben, Thales (um 600 v. Chr.), beginnen die Anfänge der philosophischen Forschung, da er das Haupt der ältesten (ionischen) philosophischen Schule ist. Die ionischen Naturphilosophen suchten die Ursache des Werdens und Vergehens der Dinge ans einem physikalischen Urprinzip abzuleiten; so nahm Thales das Wasser, Anaximenes die Lust, Heraklit das Feuer als Nrstoff der Dinge an. Etwas später als die ionische entwickelte sich die italische oder pythagoräische Schule; sie war von Pythagoras aus Samos (um 550 v. Chr.) begründet, der sich zuerst cpixöaotpoc d. i. Freund der Weisheit nannte. Seine tiefsinnige Zahlenlehre und die wissenschaftliche Behandlung der Mathematik und Mechanik wurde von seinen Schülern, den Pytha-goreern, später weiter ausgebildet. Der realistischen Richtung der ionischen Philosophenschule steht der Idealismus der Eleaten gegenüber, deren bedeutendste Vertreter Tenophanes und Parmenides in der unteritalischen Stadt Elca lehrten. Sie stellten als Grundsatz auf, daß der menschliche Geist nur eins bestimmt wisse und in sich trage, die Idee des ewigen und sich selbst gleichen unendlichen Gottes, der Eins und Alles ist (Pantheismus), das allein im Wechsel der Erscheinungen Bleibende und wirklich Seiende.
2 Wahrscheinlich führte Solon statt der äginetifchen Währung, nach welcher das Talent gegen 6540 <-M betrug, das euboifche Talent ein (— 4720 Jl). Da nun dem Schuldner gestattet war, feine Schulden in den neuen leichteren Drachmen abzuzahlen, so gewann er damit einen Schuldenerlaß von 27 °/o. Eine weitere Erleichterung bestand darin, daß der Zinsfuß herabgesetzt wurde und fein athenischer Bürger Schulden halber zum Sklaven gemacht oder in die Fremde verkauft werden durfte.
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Der pelopöunefische Krieg. 35
Malereien des Polygnotus 1 von Thafos, des berühmtesten Malers des perikleischen Zeitalters.
Wie die bildende Kunst, so erlebte auch die Dichtkunst unter Perikles ihr goldenes Zeitalter; insbesondere erreichte die dramatische Poesie eine hohe Blüte. Die bedeutendsten Tragödiendichter sind Äfchylus, Sophokles, Euripides, die Komödiendichtung fand in dem (etwas später lebenden) Aristophanes ihren Meister. In dieser Zeit lebten auch die Geschichtsschreiber Herodot, Thukydides und (etwas später) Xenophon^
Anch die Redekunst" und Philosophie^ nahm im Zeitalter des Perikles einen mächtigen Aufschwung.
Iv. Vom Beginn des peloponnesischen Kriegs bis zum Untergang -er griechischen Freiheit (431—338).
§ 15. Der pelopomiesische Krieg.
Mit Eifersucht schaute Sparta aus die fortwährend im Steigen begriffene Macht Athens, welchem es die Vorherrschaft in Hellas nicht gönnte. Bestand doch zwischen beiden, um den Vorrang in Hellas streitenden Staaten zugleich der Gegensatz zweier Stämme, des ionischen und dorischen Volksstammes, sowie der zweier politischen Parteien, der demokratischen und aristokratischen. Schon mehrere Male hatten beide Staaten, von denen der eine auf seine Seemacht, der andere aus seine Landmacht vertraute, im offenen Felde einander feindlich gegenübergestanden; doch immer wieder war es der Staatsklugheit des Perikles gelungen den Frieden herzustellen.
Um 450 stand Athen auf dem Gipfel seiner Macht. Nicht allein die Inselstaaten (darunter auch Samos und das seemächtige Ägina) waren von ihm abhängig, sondern auch in Mittelgriechenland mußten Böoter, Phoker, Lokrer, Megarer dem athenischen Bunde beitreten. Zwar errangen die Böoter durch den Sieg, welchen sie bei Koronea (447) über die Athener (unter Tolmides) erfochten, ihre Unabhängigkeit wieder, allein den Abfall Euböas verhütete Perikles. Er bewog die Spartaner, welche bereits in Attika eingefallen waren, um den Euböern Beistand zu leisten, durch Bestechung ihrer Heerführer zum Abzug und erwirkte den Abschluß eines Friedens.
Durch den im Jahre 445 von ihm mit Sparta abgeschlossenen 30jährigen Waffenstillstand schienen die Feindseligkeiten aus lange Zeit beigelegt zu sein; allein derselbe hatte kaum 14 Jahre bestanden, da war die Eifersucht und Erbitterung zwischen beiden Staaten dermaßen gestiegen, daß es nur einer geringfügigen Veranlassung bedurfte, um den Peloponnesischen Krieg zum Ausbruch zu bringen, welcher Griechenland 30 Jahre hindurch aufs furchtbarste verheerte und mit dem Sturze Athens endete.
1 Berühmte Maler der nächsten Zeit waren Zeuxis, Parrhafius, Apelles.
2 Die erste Nednerschule wurde in Athen durch den Leontiner Rhetor Gorgias gegründet. S. die Anmerkung S. 37.
3 Des Perikles Freund war der Philosoph Anaxagoras aus Klazomenä, welcher die Lehre aufstellte, daß die geordnete Welt aus dem Chaos durch die göttliche Vernunft (voü?) geschaffen sei.
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§. 37. Griechische Kunst und Wistenschaft.
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roen besang und vorzüglich von den pib'risch-thrazischen Dichtern
Orpheus und Mn saus gepflegt wurde. Aus den Heroensagen
entstand dann die epische und episch-heroische Dichtkunst (das
Epos), welche zuerst im kleinasiatischen Jonien durch besondere
Dichter- und Sängerschulen ausgebildet wurde. Darauf
folgte die lyrische Dichtkunst, welche gleichfalls das durch politi-
sche Freiheit und Handelswohlstand blühende Kleinasien zur Wiege
hatte und in verschiedenen Zweigen und Mundarten eine große
Anzahl vorzüglicher Dichter aufzuweisen hatte.
Der erste und größte Epiker ist Homer, der um das Jahr 950 v. Ehr.
durch seine beiden schon oben §. 31 berührten Dichtungen (die zum Volksbuch
gewordene Ilias und Odyssee) auf das tiefste in die Bildung des gesumm-
ten Hellenenthums eingewirkt hat. Mündliche Überlieferung (durch Rhapso-
den oder herumziehende Sänger) pflanzte die homerischen Gedichte fort, bis
sie auf des Pisistratus Betrieb durch Diaskeu asten ausgezeichnet und ge-
ordnet wurden. An die Homeriden oder Dichter der jugendlich - phantasie-
reichen ionischen Schule schloßen sich die Eye liker oder episch-heroischen
Dichter an, welche religiös-mythischen Stoff (z. B. die Titanen- und Gigantcn-
kämpfe rc.) bearbeiteten. — Fast um die gleiche Zeit blühte die ernste ä oli sch -
böotischc Schule des Hesiodus, dessen Geist in Lehrgedichten sich über die
Bedrängnisse des Lebens emporzuheben und in etwas Höherem Beruhigung zu
finden suchte.
Die älteste lyrische Dichtkunst war die elegische mit ihrem bald
weich-schmelzenden, bald männlich-kräftigen Character lebhaft aufregender Em-
pfindung. Ihre vorzüglichsten ionischen Vertreter sind: ihr Urheber Ka lli n u s
aus Ephesus, der Kriegssänger Tyrtäus aus Athen, der Klagcsänger Mim-
nermuö, der Erfinder des jambischen Vcrsmaaßcs Archilochus, besonders
aber der edelgesinnte und vielseitig gebildete Simonides aus Keos (556—468),
der Freund der Alleinherrcn Pittacus von Mitylene, Hipparch von Athen und
Hiero von Syrakus. — Zu den Lyrikern in äolischer Mundart gehörte
der patriotische Dichter Alcäus aus Mitylene und seine Zeit- und Vatcr-
landsgenossin, die glühend leidenschaftliche Sappho mit ihrer Freundin
E rin n a; an sie schließt sich der, fcinsinnlichcnlebensgenuß preißendc An a kr e o n
aus Jonien. — Unter den Lyrikern dorischer Mundart zeichneten sich
aus : der erotische Alemán aus Sardes; der tyranncnhasscnde S t e sich or us ,
als Verbesserer des Chorgcsangs und Erfinder des Hirtengedichts; der Dithy-
ramben- oder bacchische Festlieddichter Arlon aus Lesbos, der Freund des
korinthischen Allcinherrn Pcriander, und seine Landsmännin , die schöne Co-
rinna; der feurige Jbykus aus Rhcgium, vor allen aber der ernstcrhabcne
Siegeshymncndichtcr Pindsrus aus der Nähe von Theben (522—442), dessen
Ruhm ganz Griechenland so überstrahlte, daß Länder und Städte, Könige und
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besonders zu merken: Artemisia die welche in dem großen
Kampfe der Perser gegen die Griechen io tapfer mitfocht, daß Drrcs
ausrief: «Weiber foch'cn wie Männer, und Männer wie Weiber«,
und Artemisia die !!., wesckw ihrem Gatten Mausolus zu Halv-
karnaß das merkwürdige Grabmahl Mausoleum setzte. Mit Lydien
kam auch Karlen unter die Herrschaft der Perser.
4. Die P h r y g i e r.
Sie wohnten in der Mitte der kler'nasiatischen Staaten, und trie-
den Ackerbau und Viehzucht. Daß sie schon frühe Kultur besaßen,
beweisen die Kunstarbeiren der phrygischen Webstühle, die Erfindung
des Ankers, des vierrädrigen Wagens u. f. w ; auch war Phryglcn
das Vaterland des Geschichtsschreibers Da res und des berühmten
Fabeldichters Ae sop. — Unser ihren Königen sind besonders zu mer-
ken: Gordius der l. und Midas der Ii. — Gordius, wel-
cher vom Pfluge zum Throne gelangt war, weidete aus Dankbarkeit
seinen Pflug dem Jupiter, und schlang aus den Seilen desselben -.inen
Knoten mit der Aufschrift: »Wer diesen Knoten auflöst, erringt die
Herrschaft der Welt. « Alcrander von Mazedonien hieb spater diesen
Knoten mit seinem Schwerte durch, mit den Worten: » Was liegt
daran, wie er gelöset wird.« — Midas war thätig und erfin-
derisch, und vergrößerte das Reich. Von den geheimen Kundschaftern,
die er überall hatte, kam das Sprüchwort: «Midas hat Eselsoh-
ren. » — Phrygien kam zuerst unter Krösus an die Lydier, und mit
diesen zulezt unter die Herrschaft der Perser.
5. Die asiatischen Griechen.
Sie wohnten längst der Küste des ägäischen Meeres und auf
den an der Küste gelegenen Iweln. Es waren 3.griechische Kolonien-
stamme: Ae o l i e r, Ionier und Dorier, Sie standen zuerst
unter kühnen Anführern, bildeten aber bald Freistaaten unter
den Namen: äolischer, jonischer und dorischer Bund. Je-
der Bund hatte seinen Landtag, und regierte sich unabhängig von
dem andern. Die merkwürdigste grati war M tí et, welche einen
ungeheuern Handel trieb. — Diese Völker waren anfangs sehr tapfer,
sanken aber bald, von den Lydiern unterjocht und angesteckt, in asia-
tische Weichlichkeit. Künste und Wissenschaften schärfen sie sehr hoch;
man sah überall Werke der Dichtkunst, der Musik und Baukunde,
wovon die jonische und dorische S á u i e n o rdu nng hellte noch
sprechende Beweise sind. — Ihre vorzüglichsten Gekehrten waren:
Homer, der Vater der Dichtkunst, der Satyriker Archi loch aus
Paros, Alcäus und die Dichterin Sappbo ans Lesbos, Ana-
crcon aus Teos, und der Weltweise Thales aus Milet. — Mit
Lydien kamen auch diese Provinzen unter persische Oberherrschaft.
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