220
§. 79. Frankreich.
S Frankreich.
§. 79. Als nach Lothar's I Tode (s. §. 70 a. E.) dessen
. Reich durch Theilung unter seine Söhne in drei Reiche:
I t a l i e n, L o t h a r i n g i e n und die P r o v e n 9 e, zerfallen,
und Lotharingien zwischen Deutschland und Frankreich getheilt
worden war, kam es, daß der deutsche König Karl der
Dicke noch einmal fast das ganze Reich Karl's des Gro-
ßen zu regieren bekam. Nach seiner Absetzung wurde von
den fränkischen Großen 888 Odo, Herzog von Francien
(Isle de France), zum König von Frankreich gewählt.
Sein Gegner und Nachfolger Karl Iii mußte dem im
Norden Frankreichs eindringenden Normannenherzog
Robert die Normandie als Lehen und über die Bretagne
die Lehenshoheit übertragen. — Nach mehrfachem Thron-
wechsel erhielt ein Nachkomme Odo's, Hugo Cupet, die
französische Krone, und mit ihm begann
987—1328 die Reihe der capetin gischen Könige.
Fortwährend hatten die französischen Könige mit der Über-
macht ihrer zügellosen Vasallen zu kämpfen, besonders mit
den Herzögen der Normandie, von denen Wilhelm der
Eroberer 1066 sogar auf den englischen Thron gelangte.
Denn die meisten Vasallen besaßen als erbliche Besitzer ih-
rer Länder alle königlichen Rechte und hiengen nur durch
ein schwaches Lehenöband vom Könige ab.
Erst dem Könige Philipp Ii August gelang es,
seine widerspänstigen Großen zu demüthigeu, und nach des
englischen Königs Richard Löwenherz Tode die Normandie
nebst drei andern französischen Grafschaften (Anjou, Maine,
Touraine) den Engländern wieder abzunehmen, und 1205
durch die Vereinigung dieser Länder mit der Krone dem
Königthume das Übergewicht zu geben. Dieses Übergewicht
vermehrte der streng gewissenhafte und gerechte Ludwig Ix
der Heilige (1226 —1270) durch Hinzufügung anderer
Provinzen, besonders im Süden von Frankreich, obgleich er
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T99: [Frankreich Loire Stadt Rhone Gebirge Pyrenäen Paris Meer Garonne Lyon], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem]]
TM Hauptwörter (200): [T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T118: [Karl Ludwig Reich Sohn Lothar König Lothringen Frankreich Herzog Tod], T53: [Frankreich Stadt Loire Paris Rhone Garonne Maas Lyon Orlean Hauptstadt]]
Extrahierte Personennamen: Karl_der
Dicke Karl Karl_Iii Karl Robert Hugo_Cupet Wilhelm Philipp_Ii Philipp August Königs_Richard_Löwenherz Ludwig_Ix Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreich Deutschland Frankreich Frankreich Frankreichs Maine Frankreich
222
§. 79. Frankreich.
Karl Vi verlor gegen Heinrich V von England
1415 die Schlacht bei A z i n c o u r t und die ganze Nor-
mandie , und nach beider Tod erkannte Nordfrankreich
den'englischen König als Herrn an, so daß der
schwache Karl Vii sich vor den Engländern bis hinter die
Loire zurückziehen mußte. Schon belagerten die Engländer
Orleans, und mit seinem Falle schien das ganze Land
verloren: da stellte sich Jeanne d'arc, ein Landmädchen
aus Dom Remy in Lothringen, die sich durch eine Vision
zur Retterin ihres Vaterlandes berufen fühlte, an die Spitze
der durch sie ermuthigten Franzosen, befreite Orleans und
führte 1429 den König zur Krönung nach Rheims. Bald
nachher gericth sie bei einer Belagerung in die Gefangen-
schaft der Engländer, und wurde von ihnen der französi-
schen Inquisition ausgeliefert, von dieser der Zauberei und
Ketzerei angeklagt und nach einem ungerechten Prozeß zu
Rouen 1431 verbrannt.
Die Engländer aber verloren nun in Frankreich einen
Besitz nach dem andern, und hatten 1453 nur noch Calais
inne. — Um diese Zeit waren fast alle großen Lehen mit
der Krone vereinigt, und nur Burgund, Bretagne und
Navarra waren noch fast selbstständig. (Karl Vii war
es, der 1444 zuerst die Behauptung aufstellte, Straßburg
und alle Länder am linken Nheinufer gehörten Frankreich!)
Karl'ö Nachfolger Ludwig Xi, ein grausamer Despot,
wußte durch Kraft und Hinterlist seine großen Vasallen zu
beschränken; doch machte ihm der reiche und mächtige Her-
zog Karl der Kühne von Burgund viel zu schaffen.
Dieser tyrannische Fürst, der besonders seine deutschen Städte
und Landschaften empörend mißhandelte, hatte schon Loth-
ringen in Besitz genommen und wollte sich nun auch die
Schweiz unterwerfen, wurde aber von den Schweizern bei
G ranson und bei Murten geschlagen, und verlor in der
dritten Niederlage, bei Nancy 1477, das Leben, worauf
das eigentliche Herzogthum Burgund sogleich von Ludwig
als Lehen eingezogen wurde, die niederländischen Besitzun-
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung]]
TM Hauptwörter (100): [T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T99: [Frankreich Loire Stadt Rhone Gebirge Pyrenäen Paris Meer Garonne Lyon], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
TM Hauptwörter (200): [T118: [Karl Ludwig Reich Sohn Lothar König Lothringen Frankreich Herzog Tod], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T53: [Frankreich Stadt Loire Paris Rhone Garonne Maas Lyon Orlean Hauptstadt], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk]]
Extrahierte Personennamen: Karl_Vi Karl Heinrich_V_von_England Heinrich Karl Jeanne_d'arc Remy Karl_Vii Karl Ludwig_Xi Ludwig Karl_der_Kühne Karl Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Nordfrankreich Lothringen Rheims Rouen Frankreich Burgund Bretagne Navarra Frankreich Burgund Murten Burgund
74 Kap. 15. § 75. Karl Martell. Das Sbeftgotenrdcfj in Spanien.
Grossen und durch die aus allen diesen Uebeln hervorgegangenen steten Thronumwälzungen und Bürgerkriege längst in innerer Auflösung begriffen
vergeblich suchte der vorletzte König Witiza durch ernste Reformversuche zu helfen: er wurde vom Adel und der Geistlichkeit verjagt und der Thron 710 dem schmiegsamen Roderich Uberlassen. Gegen diesen bilvete sich durch die beiden Söhne des gestürmten Königs eine Verschwörung, an der auch der von Roderich schwer beleidigte Graf Julian, der bis dahin treue und heldenmütige Verteidiger der den Westgoten gehörigen afrikanischen Festung Ceuta, teilnahm: er übergab diesen Schlüssel Spaniens dem arabischen Statthalter von Afrika, Müsa, und machte dadurch die Araber zu Herren der Meerenge. Diese landeten unter Musa's Felvherrn Tarik am Vorgebirge Calpe, (das von ihm den Namen Dschebel al Tarik. Berg des Tarik >711 J?°*ai?§v.i)er ^amc Gibraltar entstand), schlugen in einer siebentägigen
«11 Schlacht bet Xeres de la Frontera den König Roderich, welcher selbst fiel, und machten durch die Einnahme der Hauptstadt Toledo dem westgotischen Reiche ein Ende. Eine Menge Goten wurden in die Sklaverei nach Afrika geschleppt- der Rest derselben flüchtete in die Gebirge von Galicien, Asturien 'und Bisca y a.
Aber selbst die Pyrenäen schienen den siegenden Arabern keine Grenze setzen zu können: schon waren sie durch die baskischen Paffe in Aquitanien eingefallen und nach der Besiegung des aquitanischen Herzogs in's Herz von Frankreich bis an die Loire vorgedrungen, um alles dem Islam zu unterwerfen: da stellte sich ihnen die fränkische Macht entgegen, und an der Spitze seiner hochstämmigen Austrasier, sowie der Türingen, Alemannen und Baiern 732 schlug Karl Plnrtcu die Araber zwischen Tours und Poitiers in einer siebentägigen Schlacht und rettete dadurch europäische Volkstümlichkeit und christliche Religion und Bildung. Zwar fielen sie zwei Jahre darauf bei Gelegenheit eines Aufstandes der Burgunden wieder in Frankreich ein, wurden aber von Karl Martell durch einen Sieg bei Narbonne abermals zurückgetrieben und behielten nur noch das Gebiet zwischen den Pyrenäen und dem Fluße Aude.
Im Jahre 756 bildete sich in Spanien durch den Omaijadensprößling Abderah-man, der sich allein aus dem völligen Untergänge seines Geschlechtes in Damaskus 750 gerettet und hierher geflüchtet hatte, das maurische Emirat Cordöva, gegen welches die spanischen und französischen Christen viele Jahrhunderte lang in schweren Kämpfen lagen, bis es nach und nach den in der Halbinsel wieder neu sich gründenden christlichen Reichen wich und der letzte Rest desselben erst im Jahre 1492 vollends vernichtet wurde.
^ Nachdem Karl Martell die vier letzten Jahre seines Lebens (nach dem Tode Theodorich's Iv) den Thron unbesetzt gelassen und 734 noch Fries-Islnd völlig unterworfen hatte, teilte er seine Macht unter seine beiden Söhne Karlmann und Pippin, von welchen jener Austrasien, dieser Neustrien bekam. Da aber ihr Stiefbruder Grippo (aus einer zweiten Ehe mit der baierischen Prinzessin Sonnichild) ebenfalls Ansprüche auf einen Teil des väterlichen Erbes machte und die auf der rechten Seite des Rheins liegenden deutschen Länder (inbesondere Baiern nach Herzog Odilo's Tode 748) vom Frankenreich losreißen wollte, erhoben jene beiden Brüder wieder einen Merowingen, Childerich Iii, auf den Thron und unterwarfen die empörten Völker. Karlmann aber, der Kriege müde, zog sich in ein Kloster unweit Rom (das nachmals so berühmte Benedictinerkloster Monte-Cassino) zurück und überließ die Reichsverwaltung seinem tatkräftigen Bruder Pippin, welcher den Beinamen der Kleine oder Kurze führte und der Stifter einer neuen Dynastie zu werden bestimmt war. Er regierte von 752—768.
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T99: [Frankreich Loire Stadt Rhone Gebirge Pyrenäen Paris Meer Garonne Lyon], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken]]
TM Hauptwörter (200): [T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T132: [König Karl Italien Otto Kaiser Papst Reich Sohn Rom Jahr], T45: [Spanien Stadt Portugal Granada Madrid Valencia Königreich Ebro Provinz Hauptstadt], T118: [Karl Ludwig Reich Sohn Lothar König Lothringen Frankreich Herzog Tod]]
Extrahierte Personennamen: Karl_Martell Karl Roderich_Uberlassen Roderich Julian Müsa Roderich Bisca Karl_Plnrtcu Karl Karl_Martell Karl Karl_Martell Karl Söhne_Karlmann Karlmann Pippin Grippo Childerich Karlmann Karlmann Pippin
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Spaniens Afrika Afrika Galicien Asturien Frankreich Baiern Poitiers Frankreich Spanien Damaskus Rheins Childerich_Iii Rom Monte-Cassino
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
TM Hauptwörter (100): [T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T99: [Frankreich Loire Stadt Rhone Gebirge Pyrenäen Paris Meer Garonne Lyon], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland]]
TM Hauptwörter (200): [T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T118: [Karl Ludwig Reich Sohn Lothar König Lothringen Frankreich Herzog Tod], T53: [Frankreich Stadt Loire Paris Rhone Garonne Maas Lyon Orlean Hauptstadt]]
Extrahierte Personennamen: Kais Karl_d Karl Karl Karl Bofos Hugo Konrad_Ii Konrad Otto Philipp Philipp Ottos Johanna Philipp_von_Poitiers Philipp Ottos Johanna Johanna_Ii Otto_Iv_von_Burgund Otto König_Johann_von_Frankreich Johann Philipp Philipp Philipp_der_Kühne Philipp Margaretha Philipp Philipp Philipp Philipp Karl_der_Kühne Karl Karl_der_Kühne Karl Friedrich Friedrich Maximilian_Hoffnung Maximilian Maria Maria Karl_der_Kühne Karl Sigismund_von_Österreich Karl_dem_Kühnen Karl
Extrahierte Ortsnamen: Niederlanden Burgund Paris Burgund Burgund Frankreich Ottos Ottos Burgund Flandern Burgund Flandern Antwerpen Mecheln Europas Niederlande Brabant Luxemburg Limburg Holland Friesland Seeland Hennegau Europa Niederlande Flandern Italien Frankreich Deutschland Holland Lothringen Elsaß Rhein Schweiz Elsaß Burgund Oberrhein Schweiz
100 Kap. 18. § 92. Karl der Dicke. (Neu- und Hochburgund.) Die Normannen.
genötigt, nach Deutschland zurückzukehren, wo er seine Länder seinem Bruder „Ludwig dem Sachsen" übergab und 880 zu Altötting starb. Als zwei 882 Jahre nachher auch Ludwig starb, beerbte Kart Iii, genannt der Dicke, alle seine Brüder und erhielt das ganze deutsche Reich nebst Italien. Da er nach dem Tode des französischen Königs Karlmann (eines Sohnes Ludwig's des Stammlers) an der Stelle seines erst fünfjährigen Bruders, Karl's des Einfältigen (des einzigen noch übrigen Enkels Karl's des Kahlen), auch die französische Krone erhielt (884), so befanden sich noch einmal die drei Teile des ehemaligen fränkischen Reiches unter der Herrschaft eines Einzigen, mit Ausnahme von Burgund, das sich unterdessen unabhängig gemacht hatte und in Neu- und Hochburgund zerfiel.
In Ober-Italien (d. i. in der Lombardei) hatten sich seit Kaiser Lothar's I Tode die Verhältnisse so gestaltet: Karl der Kahle, der nach Lothar's Ii Tode Kaiser geworden war, hatte seinen Schwager, den Grasen Boso von Vienne, als Statthalter in Oberitalien eingesetzt; dieser aber wurde bald von der deutsch-karolingi-schm Partei der italienischen Großen vertrieben, worauf er 877 die Statthalterschaft der Provence in den ehemaligen burgundischen Gegenden des Rhonethals mit der Hauptstadt Arles erhielt. Nach dem Tode Ludwig's des Stammlers 879 machte sich Boso unabhängig und stiftete in den ehemaligen burgundischen Gegenden des Rhonetals das neuburgundische Königreich Arelat (so benannt von der Residenz Arles), wozu, außer der nachmaligen Dauphine, die Bistümer Lyon, Arles, Aix, Avignon, Valence, Toulon, Marseille, Macon, Besan-gon u. a. gehörten.
Aus dem noch übrigen Teile des altburgundischen Reiches, auf beiden Seiten des Jura bis an die Alpen, stiftete etwas später, unter dem Kaiser Arnulf, ein Urenkel Ludwig's des Frommen, Rudolf I, 887 das Königreich Jjodjburgunö (auch Nordburgund genannt), wozu die Grafschaft Burgund (die später sogenannte Franche-comte), ferner das nachmalige Savoyen (d. i. das Land zwischen dem Jura und den pmninischen Alpen), das heutige Wallis, das Waadtland und die übrige Schweiz bis an die Reuß gehörte. Er wurde vom deutschen Könige in der Königswürde bestätigt und vererbte das Reich auf seinen Sohn Rudolf Ii, welcher 933 auch das Königreich Arelat an sich brachte. (Das westlich von der Saone gelegene Herzogtum Bourgogne blieb französische Provinz.)
Karl der Dicke war nicht Karl der Große: seine Kraft reichte nicht aus, den Verwirrungen zu begegnen, welche in Italien die Anmaßungen des Herzogs von Spoleto und die Angriffe der Araber auf Rom, in Deutschland aber die kecken Raubanfälle der Normannen hervorbrachten. Die letzteren hatten bereits die Gegenden von Köln, Trier und Coblenz verwüstet, als endlich Karl der Dicke mit dem Heerbann herankam und sie an der Maas einschloß. Anstatt sie aber anzugreifen und zu vernichten, schloß er einen schimpflichen Vergleich, indem er ihnen einen Teil von Westfriesland überließ und 2000 Pf. Goldes zahlte. Dessenungeachtet fielen dieselben Normannen im folgenden Jahre in die oft- und westfränkischen Gaue ein, drangen mit 700 Schiffen bis Paris vor und belagerten es. Tapfer widerstand ihnen Gras Odo von Paris (oder-Drancien) ein ganzes Jahr lang, bis endlich Karl der Dicke zum Entsatz kam. Aber auch diesmal kaufte ihnen der Kaiser den Frieden ab und gab ihnen sogar bis zur Zahlung des Lösegeldes von 7000 Pf. Silbers das Land an der obern Seine und ganz Burgund preis, wo bald von allen Enden die Flammen ausgeplünderter Burgen, Klöster und Dörfer emporschlugen.
Dieses schwache Benehmen des Kaisers empörte besonders die Deutschen: die Fürsten der Ostfranken, Sachsen und Thüringer, ja selbst die Alemannen
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T99: [Frankreich Loire Stadt Rhone Gebirge Pyrenäen Paris Meer Garonne Lyon]]
TM Hauptwörter (200): [T118: [Karl Ludwig Reich Sohn Lothar König Lothringen Frankreich Herzog Tod]]
Extrahierte Personennamen: Karl_der_Dicke Karl Ludwig Ludwig Königs_Karlmann Karlmann Karl_der_Kahle Karl Boso_von_Vienne Boso Macon Arnulf Rudolf_I Rudolf Rudolf_Ii Rudolf Karl_der_Dicke Karl Karl_der_Große Karl Karl_der_Dicke Karl Karl_der_Dicke Karl
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Italien Burgund Ober-Italien Lombardei Oberitalien Arles Arles Bistümer_Lyon Arles Avignon Valence Toulon Marseille Italien Spoleto Rom Deutschland Trier Coblenz Paris Paris Burgund Sachsen
Kap. 15. § 72. Die Merowinge. Bruderkriege im Frankenreiche. 69
Was er fortan für abweichend von der christlichen Lehre und Ordnung erklärte, wurde von ihm verworfen und ausgeschlossen, und aus seinen wie des römischen Klerus Anordnungen entwickelte sich allmählich jener festgegliederte Bau der römisch-katholischen Kirche.
Kap. 15. Die Merowinge und die fränkischen Hausmeier.
Histor. Atlas, Tab. Vii und Ix.
72. Unter allen deutschen Stämmen war ohne Zweifel der Stamm der Franken der gewandteste und unternehmendste. Schon in früher Zeit ging sein Streben dahin, die benachbarten deutschen Stämme getrennt einzeln zu überwältigen und so allmählich über alle die Uebermacht zu gewinnen. Diese Uebermacht der Franken wurde zugleich durch ihren Anschluß an die katholische Kirche bedeutend verstärkt, während die ihnen gegenüber stehenden andern Stämme entweder noch dem Heidentum oder dem Arianismus angehörten. So war es also schon den Nachkommen Chlodwig's nicht schwer, das von ihm gestiftete Reich weiter auszudehnen und viele der andern deutschen Stämme auf dem Wege der Eroberung zu vereinigen.
Nach Chlodwig's Tode bekam durch die von ihm angeordnete Teilung des fränkischen Reiches sein ältester Sohn Dietrich (Theodorich) das rheinländische Ost franken (mit der Hauptstadt Metz), das späterhin den Namen Austrasien (im weitern Sinn) bekam; seine drei jüngern Söhne teilten sich in die Herrschaft von Neustrien (im weitern Sinn) oder Westfranken mit den Hauptstädten Orleans, Paris und Soissons. Nichtsdestoweniger blieben alle vier Reichsteile durch die Volksversammlung und durch die Gesetze unter sich verbunden.
Austrasien im weiteren Sinne umfaßte 1. die alten salischen Erbsitze, 2. das ripuarische Frankenland, 3. die den Alemannen abgenommenen Länder am Rhein, Main und Neckar, 4. einen Teil der angrenzenden Champagne. Die drei Teile Neu-striens sind: 1. ein Landgebiet an der Loire mit Orleans, das Chlodomir erhielt; 2. die Jsle de France und die Normandie unter dem Namen Neustrien im engern Sinne, mit Paris, wo Childebert regierte; 3. die Picardie mit einem Teile der Champagne nebst Soissons, das der Regierungssitz Chlothar's I war.
Die Ueustrier überfielen unter den drei jüngern Königsbrüdern, welche von ihrer Mutter Chlotilde unablässig zum Krieg gegen ihre burgundischen Verwandten angetrieben wurden, Burgund, wo nach Gundobald's Tode (516) dessen Sohn Sigismund des Ostgotenkönigs Theodorich Tochter geheiratet hatte. Diese gebar ihm einen Sohn Sigerich, starb aber nach einiger Zeit, worauf König Sigismund eine ihrer Hoffrauen heiratete. Als diese im Schmucke ihrer ehemaligen Herrin einhergehend von dem jungen Sigerich verspottet wurde, brachte sie den König dahin, diesen seinen Sohn erdrosseln zu lassen. Dadurch brachte er die Ostgoten gegen sich auf, welche bisher seine Stütze gegen die Franken gewesen waren, so daß sie ihn beim Angriff der drei neustrischen Könige im Stich ließen: er wurde besiegt, gefangen und zu Orleans auf Chlodomir's Befehl mit feiner Gemahlin in einen Brunnen gestürzt. Zwar stellte sich nun sein Bruder Gundomar, der zu Vienne regierte, an die Spitze der Burgunden und schlug die Franken bei Vienne, wobei Chlodomir fiel. Als aber Gundomar von den beiden übrigen Brüdern auf’s neue angegriffen wurde, verlor
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T99: [Frankreich Loire Stadt Rhone Gebirge Pyrenäen Paris Meer Garonne Lyon], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T118: [Karl Ludwig Reich Sohn Lothar König Lothringen Frankreich Herzog Tod], T53: [Frankreich Stadt Loire Paris Rhone Garonne Maas Lyon Orlean Hauptstadt], T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder]]
. 118.
(81.)
382 §. 118. England vom Ende des 13. bis zum Ende des 15. Jahrh.
den englischen König als Herrn an, so daß der schwache
Karl Vi! sich vor den Engländern bis hinter die Loire zurückziehen
mußte. Schon belagerten die Engländer Orleans, und mit sei-
nem Falle schien das ganze Land verloren: da stellte sich Jeanne
d'arc, ein Landmädchen ans Dom Remy in Lothringen, die sich
durch eine Vision zur Retterin ihres Vaterlandes berufen fühlte,
an die Spitze der durch sie ermuthigten Franzosen, befreite Orleans
und führte 1429 den König zur Krönung nach Rheims. Bald
nachher gerieth sie bei einer Belagerung in die Gefangenschaft der
Engländer, und wurde von ihnen der französischen Inquisition aus-
geliefert, von dieser der Zauberei und Ketzerei angeklagt und nach
einem ungerechten Prozeß zu Rouen 1431 verbrannt. — Die Eng-
länder aber verloren von da an in Frankreich einen Besitz nach dem
andern und hatten 1453 nur noch Calais inne.
Um diese Zeit waren fast alle großen Lehen mit der Krone vereinigt, und
nur Burgund, Bretagne und Navarra waren noch fast selbständig.
(Karl Vii war es, der 1444 zuerst die Behauptung aufstcllte, Straßburg und
alle Länder am linken Rhetnufcr gehörten Frankreich!).
Karl's Nachfolger Ludwig Xi, ein grausamer Despot, wußte
durch Kraft und Hinterlist seine großen Vasallen zu beschränken;
doch machte ihm der reiche und mächtige Herzog Karl der Kühne
von Burgund viel zu schaffen. (S. §. 113.) Bei Ludwig's Ix
Tode war Frankreich in eine volle Monarchie übergegangen.
Seine beiden Nachfolger Karl Viii und Ludwig Xii vereinigten durch
Heirath die Bretagne mit der französischen Krone, waren aber in
ihren italischen Feldzügen nicht glücklich.
Die französische Literatur dieser Periode hat nicht viel Ausgezeichnetes
aufzuwcisen. Die französische Poesie des 15. Jahrh. bestund meist in gekün-
stelten Nachahmungen der früher» provenyalischen Lyrik. Unter den Historikern
verdient Froissard (gest. 1401) wegen seiner Chronik von Frankreich
einer ehrenvollen Erwähnung.
à England vom Ende des 13. bis zum Ende des
13. Jahrhunderts.
Wach der schwachen Regierung Heinrichs Iii, der die von
seinem Vater gewährten Volksfreiheiten (§. 106) erweitern mußte,
brachte der edle Eduard I in dem Jahre 1283 Wales zur Un-
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
TM Hauptwörter (100): [T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T99: [Frankreich Loire Stadt Rhone Gebirge Pyrenäen Paris Meer Garonne Lyon], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache]]
TM Hauptwörter (200): [T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T118: [Karl Ludwig Reich Sohn Lothar König Lothringen Frankreich Herzog Tod], T53: [Frankreich Stadt Loire Paris Rhone Garonne Maas Lyon Orlean Hauptstadt], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karl Jeanne
d'arc Remy Karl_Vii Karl Ludwig_Xi Ludwig Karl_der_Kühne Karl Karl_Viii Karl Ludwig_Xii Ludwig Heinrichs_Iii Heinrichs Eduard_I Eduard
Extrahierte Ortsnamen: England Lothringen Rheims Rouen Frankreich Burgund Bretagne Navarra Frankreich Burgund Frankreich Frankreich England
Kap. 15. Die Merowinger in Neustricn und Austrasien. 81
Kirche, der alle ihre römischen Nnterthanen angehörten, bedeutend ver-
stärkt, während die ihnen gegenüber stehenden andern Stämme entweder
noch dem Heidenthum oder dem Arianismus angehörten, also nicht bloß
in örtlicher, sondern auch in der höchsten geistigen Beziehung unter ein-
ander getrennt und getheilt waren. So war cs also schon den Nach-
kommen Chlodwigs nicht schwer, das von ihm gestiftete Reich weiter
auszudehnen und mit ihm viele der andern deutschen Stämme aus dem
Weg der Eroberung zu vereinigen.
Nach Chlodwig's Tode bekam durch die von ihm angeordnete
Theilung des fränkischen Reiches sein ältester Sohn Theodorich Au-
strasien (im weitern Sinn) oder das rh ein l än disch e O st frank en,
mit der Hauptstadt M etz; seine drei jünger» Söhne theilten sich in die
Herrschaft von Neustrien (im weitern Sinn) oder Westfranken, mit
den Hauptstädten Orleans, Paris und Soissons. Nichts desto
weniger blieben alle vier Reichstheile durch die Volksversammlung und
durch die Gesetze unter sich verbunden.
Austrasien im weitern Sinn umfaßte 1. die alten salischcn Erbsitzc,
2. das ripuarischc Frankenland, 3. die den Alemannen abgcnommcnen Lande am
Rhein, Main und Neckar, 4. einen Theil der angränzcnden Champagne, und 5. das
den Westgothen südlich von der Loire abgcnommene Land. — Die drei Thctle
N c u stri c n s sind: 1. ein Landgebiet an der Loire mit Qrl ca n s, das Chlodomir
bekam; 2. die Jsle de France und die Normandie unter dem Namen Neustricn
im engcrn Sinn, mit Paris, wo Childcbert regierte; 3. die Picardie mit
einem Theil der Champagne mit Soissons, das der Regierungssitz Chlotars war.
Die Neustrier, unter den drei jüngern Königsbrüdern, welche
von ihrer Mutter Chlothilde unablässig gegen ihre burgundischcn Ver-
wandten angetrieben wurden, überfielen Burgund, wo nach Gunde-
balds Tode (516) dessen Sohn Sigmund, des Ostgothenkönigs
Theodorichs Schwiegersohn, regierte. Dieser wurde gefangen und zu
Orleans auf Chlodomir's Befehl mit seiner Gemahlin in einen Brunnen
gestürzt. Zwar stellte sich nun sein Oheim Gundomar, der zu Vienne
regierte, an die Spitze der Burgunder, und schlug sie bei Vienne, wobei
Chlodomir fiel. Als er aber von den beiden übrigen Brüdern aufs
Neue angegriffen wurde, verlor er Schlacht nnb Leben, worauf
534 Burgund dem fränkischen Reiche einverleibt wurde, aber
feine Rechte und Freiheiten behielt.
Die Austrasier, unter Theodorich, überfielen anderseits das
Reich der Thüringer, wo Hermanfried sich durch Ermordung
seiner beiden Brüder mit fränkischer Hülfe zum Alleinherrn gemacht hatte,
überwanden sie mit Hülfe der Sachsen, rotteten das Königsgeschlecht
aus und vereinigten den südlichen Theil Thüringens mit dem
Dittmar, deutsche Gesch., 3. Ausl. ß
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T99: [Frankreich Loire Stadt Rhone Gebirge Pyrenäen Paris Meer Garonne Lyon]]
TM Hauptwörter (200): [T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T118: [Karl Ludwig Reich Sohn Lothar König Lothringen Frankreich Herzog Tod], T53: [Frankreich Stadt Loire Paris Rhone Garonne Maas Lyon Orlean Hauptstadt], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
106 Kap. 18. Die Karolinger in Deutschland. (Arnulf, die Magyaren.)
Bo so unabhängig und stiftete mit Hülfe des Papstes, der durch ihn die fran-
zösisch-karolingische Partei in Italien stützen wollte, in den ehemaligen burgundi-
schcn Gegenden des Rhoncthllls 879 das neuburgundische Königreich
Arelat oder Burgundia cisjurana, von welchem das Herzogthum Nieder-
burgund oder die Bourgogne einen Th eil ausmachte und unter Boso's Bruder
Richard stand.
Aus dem noch übrigen Theile des altburgundischen Reichs, auf beiden Seiten
des Jura bis an die Alpen, stiftete etwas später, unter dem Kaiser Arnulf, ein
Urenkel Ludwig's des Frommen, Rudolf I 887 das Königreich Hochbur-
gund (Burgundia transjurana), wovon die Grafschaft Burgund (die
später sogenannte Franchecomte) einen Theil ausmachte. Er wurde vom deut-
schen Kaiser in der Königöwürde bestätigt und vererbte das Reich auf seinen
Sohn Rudolph Ii. Es umfaßte außer Bicnne (dem nachmaligen Dclphinat)
die Bisthümer Lyon, Arles, Air, Avignon, Valcnce, Toulon, Marseille, Macon,
Besaneon, Grenoble, Lausanne und noch einige andere.
Weil aber Karl der Dicke von den Normannen, die sich in den
Besitz von Friesland gesetzt hatten und auf der Seine mit 700 Schiffen
wieder bis Paris gedrungen waren, zweimal schimpflich den Frieden
erkaufte und ihnen bis zur Zahlung des Lösegelds das Land an der
obern Seine und ganz Burgund preißgab: so wurde der schwache, meist
kopfkranke Mann von einer Partei in Deutschland
887 auf dem Reichstage zu Tribur (bei Oppenheim am Rhein), und
kurz darauf auch in Frankreich des Thrones entsetzt. Mit ihm starb der
echte Stamm der Karolinger in Deutschland aus.
(3.) Zu seinem Nachfolger in Deutschland wurde
887 Arnulf, Herzog vonkärnthen, Karlmann's natürlicher Sohn, erklärt
und damit die durch den Vertrag von Verdun begründete naturgemäße
Scheidung der zwei ohncdieß nur lose verbundenen Theile des alt-
fränkischen Gesammtreichs in zwei politisch gesonderte Reiche voll-
endet. Arnulf hatte sich durch mehrfache Siege über die Slaven,
besonders über den unruhigen Mährenfürsten Swatopluk, be-
rühmt gemacht, und dieser seiner Tapferkeit verdankte er seine Wahl;
selbst der deutsche Klerus billigte sie nachträglich in der Ueberzeu-
gung, daß nur ein kräftiger König das Wohl der deut-
schen Kirche stützen könne. Doch mußte er den Großen über-
mäßige Rechte einräumen. Sein Ansehen war übrigens so groß,
daß der neue, von den Feinden der Karolinger gewählte König Odo
von Frankreich, um sich dort in feiner angemaßten Stellung zu erhalten,
nach Worms kam und den Karolinger Arnulf um seine Anerkennung
bat, und anderseits Swatopluk (jedoch nur gegen die Belehnung
mit Böhmen) Ruhe gelobte. So im Rücken gedeckt, wendete sich Arnulf
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T99: [Frankreich Loire Stadt Rhone Gebirge Pyrenäen Paris Meer Garonne Lyon], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste]]
TM Hauptwörter (200): [T118: [Karl Ludwig Reich Sohn Lothar König Lothringen Frankreich Herzog Tod], T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste], T53: [Frankreich Stadt Loire Paris Rhone Garonne Maas Lyon Orlean Hauptstadt]]
Extrahierte Personennamen: Arnulf Rudolf_I Rudolf Rudolph_Ii Macon Karl Arnulf Swatopluk
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Italien Burgundia Burgundia Lyon Arles Avignon Toulon Marseille Grenoble Lausanne Friesland Paris Burgund Deutschland Oppenheim_am_Rhein Frankreich Deutschland Deutschland Frankreich Worms
122
Kap. 20. Die salischc» Kaiser. (Konrad Ii.)
Nachdem Konrad zur Herstellung der Sicherheit und Ordnung
Deutschland von Gau zu Gau durchreis'! und sich au den Städten
durch Begünstigungen eine vorzügliche Stütze bereitet hatte, begab er
sich auf die Nömcrfahrt nach Italien, befestigte dort das kaiserliche
Ansehen und ließ sich zu Mailand und zu Rom krönen. Von
dieser Zeit an blieb die lombardische und die römische Krone unge-
trennt den deutschen Kaisern.
Bei Gelegenheit seiner Krönung in Rom (1027), welche durch
die Anwesenheit Kanut's des Großen, Königs von Dänemark
und England, verherrlicht wurde, gab er demselben in einem Freund-
schaftsbündnisse, welches durch die Vermählung der dänischen Königstochter
mit des Kaisers Sohn besiegelt wurde, die von Kaiser Otto eroberte
Mark Schleswig zurück. Dagegen sicherte Konrad in dem erneuerten
Vertrage mit Rudols von Burgund, der gleichfalls zu dieser Krö-
nung gekommen war, dem deutschen Reiche die Anwartschaft auf das
(hoch-)burgundische oder arelatische Königreich (also auf Sa-
voyen, die Schweiz, die Provence sammt Toulon und Marseille, die
Dauphine, Francheeomte und Mömpclgard).
Nachdem er auch in Unteritalien die Ruhe hergestellt und den
Normannen ihr Besitzthum bestätigt und erweitert hatte, kehrte er nach
Deutschland zurück, wo er einen zwiefachen Aufstand seines Stiefsohnes,
des Herzogs Ernst von Schwaben, welcher ein näheres Recht
aus Burgund zu haben glaubte, unterdrücken mußte. Während er
sodann die stets abfallenden Polen und Böhmen wieder zur
Lehnspflicht zurücksührte, starb Rudolf von Burgund. Unverweilt zog
Konrad nach Burgund, bekämpfte den Grafen Odo von Cham-
pagne, der gleichfalls ein Näherrecht auf Burgund behauptete, mit
den Waffen und setzte sich zu Paycrnc (oder Peterlingen), der da-
maligen Hauptstadt Hochbnrgnnd's,
1033 die burgundische Krone aufs Haupt. Seitdem erschien das are-
latisch c Reich mit dem deutschen verbunden.
Der Kaiser bestätigte den Burgundern ihre alten Rechte und setzte zur Wah-
rung der scinigcn besondere Statthalter ein. Auch bestätigte er in der Folge den
sogenannten Gottes frieden (die Treuga Dei), welchen die Geistlichkeit in
Burgund zur Steuerung des Fehdegeistcs und Faustrechts eingeführt hatte. Diese
wohlthätige Einrichtung wurde späterhin (unter Konrad Iii) auch für Deutschland
geltend gemacht.
Als er zur Abstellung erneuerter Unordnungen einen zweiten
Zug nach Italien machte, erließ er daselbst, um das Wohl der Val-
vassoren oder kleinen Vasallen und Aftervasallen gegen die sie bedrücken-
den Capitanas oder größern Lehnsträger (besonders gegen den mäch-
/
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T99: [Frankreich Loire Stadt Rhone Gebirge Pyrenäen Paris Meer Garonne Lyon]]
TM Hauptwörter (200): [T132: [König Karl Italien Otto Kaiser Papst Reich Sohn Rom Jahr], T118: [Karl Ludwig Reich Sohn Lothar König Lothringen Frankreich Herzog Tod], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser]]
Extrahierte Personennamen: Konrad_Ii Konrad Konrad Otto Otto Konrad Konrad Ernst_von_Schwaben Ernst Rudolf_von_Burgund Rudolf Konrad Konrad Odo_von_Cham- Konrad_Iii Konrad
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Italien Mailand Rom Rom Dänemark England Burgund Marseille Unteritalien Deutschland Burgund Burgund Burgund Gottes Burgund Deutschland Italien