wuchs das Mädchen unter der Aufsicht der Mutter heran. Beim Eintritt in die Ehe brachte die Braut ihrem zukünftigen Manne keine Aussteuer mit; ein Waffengeschenk war ihre einzige Gabe. Dagegen war es Sitte, der Braut Geschenke zu reichen. Die Morgengabe der Braut bestand gewöhnlich in einem Gespann Rinder, einem gezäumten Schlachtroß, Schild und Schwert. Diese Gaben hatten bei den Germanen eine tiefe Bedeutung. Die Frau sollte dadurch an ihre Pflichten erinnert werden. Im Hanse war sie die gebietende Herrin über das ganze Hauswesen; ihr gehorchten Knechte und Mägde, ihr lag auch die Erziehung der Kinder ob. Auch war sie der Arzt des Hauses und kannte heilsame Kräuter für Kranke und Verwundete. Im Krieg folgte sie dem Manne als treue Genossin. In Freude und Leid, in Glück und Gefahren stand sie ihrem Manne zur Seite, mit ihm wollte sie leben ltuo sterben. Daraus erklärt sich die hohe Achtung, welche die Germanen für die Frauen hatten. Man glaubte selbst, es wohne ihnen etwas Heiliges bei, und sie könnten mit prophetischem Blicke die Zukunft enthüllen. Deswegen hörte man ihren Rat und folgte den Aussprüchen weiser Frauen oder Seherinnen, Alnmeit genannt. Eine solche Seherin von übermenschlicher Grö&e soll dem römischen Feldherrn Drusus, der bis an die Elbe vorgedrungen war, erschienen sein. „Wie weit willst du noch vordringen, unersättlicher Drusus!" — ries sie ihm zu; „es ist dir nicht Geschieben, alle diese Länder zu sehen. Weiche von hinnen; deiner Thaten und deines Lebens Ziel ist nahe!" Diese wunderbare Erscheinung erschreckte den römischen Helden; er kehrte um, stürzte aber auf dem Rückwege mit dem Pferde und starb nach wenigen Wochen an den Folgen dieses Unfalles.
7. Tie Religion der alten Deutschen.
Unsere Vorfahren waren Heiden. Sie verehrten die großen Kräfte und Erscheinungen der Natur: Sonne und Mond, die Erde und das Feuer. Doch geschah die Verehrung ihrer Götter nicht in Tempeln, sondern in heiligen Hainen und Wäldern; auch machten sie sich keine Bildnisse von ihren Göttern.
Ihr höchstes Wesen war Wodan oder Odin, der auch den schönen Namen „Allvater" hatte. Er galt für den Vater der Götter und Menschen; von ihm kam jede gute Gabe; er regierte die Welt und leitete die Schicksale der Menschen. Seine zwei Söhne, Donar und Ziu, unterstützten ihn in der Weltregierung: Donar war der Gott des Donners und des Wetters, und Zin der Kriegsgott.
Zu den niedern Göttern gehörten Fro, Freyja und Hertha. Fro war der Gott der Fruchtbarkeit und des Friedens; seine Schwester Frevja die Beschützerin der Ehen, Hertha die ernährende Mutter Erde, welche besonders auf der Insel Rügen verehrt wurde.
Die alten Deutschen glaubten fest an die Unsterblichkeit der Seele. Daraus erklärt sich auch die Sitte, den Verstorbenen mit seinen Waffen, feinem Rosse und selbst seinen Sklaven zu verbrennen. Die gefallenen Helden kamen nach Walhalla, Wodans Himmelsburg, wo sie mit Jagen und Kämpfen ein fröhliches Leben führten. Nach den geendeten Kampfspielen schmausten die Helden au langen Tafeln das Fleisch des Skrimer, eines Schweines, welches immer ganz blieb, auch wenn man täglich noch so viele und noch so große Stücke davon abschnitt. Dazu tranken sie köstlichen Gerstensaft, den die Göttinnen herumreichten. Auch Milch war im Überfluß vorhanden; denn die Euter der Heydrun-Ziege versiegten nie. So dachten sich die Germanen Wodans Himmelsburg. Dahin gelangten aber nur die im Kampfe gegen
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Zubereitung und ohne weitere Leckerbissen den Hunger. Aus Hafer und Gerste brauten sie ihr Lieblingsgetränke, das Bier; aus dem Wollig der wilden Bienen bereiteten sie sich Met.
Die Erziehung der Jugend war vorzugsweise aus Abhärtung und Übung in den Waffen berechnet. Die neugeborenen Kinder wurden iu kaltes Wasser getaucht, und das kalte Bad blieb für Knaben und Mädchen, für Männer und Frauen ein beliebtes Stärkungsmittel, das sie Sommer wie Winter gebrauchten. Frühe schon lernten die Knaben mit Waffen umgehen. Unter den Spieleu (der Jugend war insbesondere der Waffentanz beliebt, bei welchem sich die Jünglinge zwischen Lanzen und Schwertern tanzend einherbewegten. Der Lohn bei diesem gefährlichen Spiel war der Beifall der Zuschauer. Keine größere Freude kannte aber der heranwachsende Jüngling, als mit dem Vater in den Kampf zu ziehen oder in den Wäldern den reißenden Tieren nachzujagen. So lernte der Sohn vom Vater die Übung und Beschäftigung mit den Waffen hochachten, die Künste des Friedens waren für die alten Deutschen unbekannte Dinge. Ruhte Krieg und Jagd, so blieben die freien Männer müßig, frönten ihrer Trink- und Eßlnst oder schliefen ans der Bärenhaut. Die tapfersten und besten Männer thaten dann nichts, und überließen die Sorge für Haus und Hof den Frauen, den Alten und den Schwächlingen der Familie. Von Künsten verstanden sie wenig, von Wissenschaften gar nichts. Sie konnten weder lesen noch schreiben. Nur ihre Waffen und 'die zur Landwirtschaft und znm häuslichen Gebrauch nötigen Geräte wußte» -sie zu verfertigen. Ihr Reichtum bestand vorzugsweise iu zahlreichen Herde» von Pferden und Rindvieh.
Eine Hauptsorge der Deutschen war die Totenbestattung. Die Leichen wurden begraben oder verbrannt. Die Asche der Verbrannten sammelte man und bewahrte sie sorgfältig in Urnen. Noch jetzt findet man besonders im nordwestlichen Deutschland zahlreiche Gräber der alten Deutschen, Hünen -oder Riesengräber genannt. Gewöhnlich sind sie unter steinbedeckten Hügeln, die in der Tiefe eine ans Lehm gebrannte Urne mit der Asche des Toten, dann Reste von Waffen und anderen Geräten bergen.
4. Bürgerliche Einrichtungen.
Die bürgerlichen Einrichtungen waren bei den alten Deutschen noch ■sehr einfach. Man unterschied Freie und Unfreie. Die Freien zerfielen ''wieder'in vornehme Geschlechter oder Adalinge und in gemeine Freie oder Freilinge. Sie waren die Besitzer des Landes und hatten allein das Recht Waffen zu tragen und an den Volksversammlungen teil zu nehmen; ihre Beschäftigung bestand hauptsächlich in Krieg und Kriegsübnng, in Jagd und Fischfang. Mau hielt es für unwürdig, daß der freie Mann durch Schweiß erwerbe, was er sich. durch Blut verschaffen konnte; darum wollten sie lieber den Feind'bekämpfet! und sich Wunden holen, als den Acker pflügen und die Ernte Erwarten.
Die Unfreien oder Hörigen besorgten den Ackerbau und die Viehzucht, und betriebest Gewerbe. In der Regel erhielten sie von ihrem Herrn Haus, Hof und Land gegen eine bestimmte Abgabe -an Früchten, Vieh und gewebten Leugen. Waffen durften sie aber nicht führen; dies war das Vorrecht freier Männer. "> *
Anßev den Unfreien gab es noch Leibeigene oder Knechte, die als Sklaven behandelt wurden. Dies waren die Kriegsgefangene« oder solche Freie, die durch leidenschaftliches Spiel oder difrch Schulden ihre Freiheit
< - * 1* *x
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verloren hatten. Die Sklaven waren unbeschränktes Eigentum des Hofherrn, so daß er sie verkaufen, verschenken oder töten konnte. Im allgemeinen wurden sie jedoch mild behandelt und konnten sich durch Ersparnisse loskaufen und in die Reihe der Freigelassenen eintreten.
Einzelne Volksstümme der alten Deutschen hatten Könige. Sie wurden aus den edlen Geschlechtern gewählt. Doch war die Macht der Könige nicht unumschränkt; in allen wichtigen Angelegenheiten blieb die Entscheidung der Volksversammlung. Jeder freie Mann war Mitglied dieser Versammlung. Alle erschienen dabei bewaffnet. Die Verhandlungen geschahen gewöhnlich ant Neu- oder Vollmond an einem geweihten Orte, unter einer heiligen Eiche oder £rnde._ Kurz und bündig wurde besprochen, was zu thun oder zu lassen sei. Mißfielen die Vorschläge, so gab die Versammlung dies durch lautes Gemurmel zu erkennen: fanden sie aber Beifall, so schlug man zum Zeichen der Zustimmung die Waffen zusammen.
5. Körperliche Beschaffenheit, Tugenden und Untugenden der alten Deutschen.
Die Römer schilderten die alten Deutschen als große, kräftige Gestalten mit blauen Augen und blonden Haaren, und rühmten ihre Treue und Rechtschaffenheit, ihre Gastfreundschaft und ihre große Liebe und Anhänglichkeit zum Vaterland. Gesetzbücher gab es damals nicht; die Ordnung wurde nach altem Herkommen aufrecht erhalten. Ihr einfaches Wort galt mehr als Eidschwur.
_ Tacitus, ein römischer Schriftsteller der damaligen Zeit sagt von ihnen: „Bei den Germanen vermögen gute Sitten mehr als anderswo gute Gesetze. Lie halten es für Unrecht, einem Menschen ein Obdach zu verweigern, und bewirten jeden nach Vermögen mit einem einfachen Mahle. Besitzen sie aber selbst nichts, so suchen sie das nächste Haus auf und geleiten den Fremden dahin, wo er mit gleicher Freundlichkeit wie ein alter, lieber Bekannter aufgenommen wird. Verläßt der Gastfreund das Hans, so geben sie ihm mit, was er verlangt; denn auch sie nehmen gerne Geschenke an, ohne sich deswegen zu Gegendiensten verpflichtet zu fühlen."
Doch hatten die alten Deutschen auch ihre Fehler, und mit Rech: werfen ihnen die Römer Liebe zum Trunk und zum Spiele vor. Sie hielten es für keine Schande, Tag und Nacht bei Trinkgelagen zuzubringen. Dabei geschah es nicht selten, daß Zank und Streit entstand, der oft mit blutigem Mord endete. — Nicht minder leidenschaftlich wie dem Truuke waren sie dem Würfelspiel ergeben. Wunderbarer Weise trieben sie es uüch-leru wie ein ernstes Geschäft. Nicht selten verloren sie Hab und Gut und setzten zuletzt selbst Leben und Freiheit ein. Ohne Murren und Klagen ging dann der Verlierende in die freiwillige Knechtschaft und ließ sich ruhig binden und verkaufe».
6. Die altdeutschen Frauen.
Die Frauen standen bei den alten Deutschen hoch in Ehren. Das deutsche Mädchen erbte von seinem Vater die „Kraft, von seiner Mutter die Milde. Es nahm teil an den Spielen und Übungen der Knaben und erlangte so in der freien Natur einen festen Körper und eilte dauernde Gesundheit. Die Mutter lehrte ihrer Tochter die Arbeiten am Herde, die Besorgung der geringen Bedürfnisse des Hauses, die Bestellung der wenigen Felder, die Pflege der Haustiere und die Fertigung der Gewänder. So
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9. Kriegswesen.
Die alten Deutschen waren ein sehr kriegerisches Volk. Jöß» ^üher Juaend an war Übung in den Waffeu ihre Hauptbeschaftilping. ^nde^ waren ihre Waffen sehr einfach: ein Spieß, ein langes, bnffchnctdtgev Schwert, ein Dolch, eine Streitaxt, eine Keule, dann Bogen und Pfelle, dazu gehörte noch ein langer und ziemlich breiter Schild, ans Werden geflochten oder an-,' Lindenholz gefertigt und mit Eisenblech beschlagen. ~em fretett Manne kamen die Waffen nie von der Seite; er trug sie tm Hause, anfdem Felde, bei Gastmählern, vor Gericht und in den Versammlungen; nnt Waffen leg.e er sich schlafen; Waffen gab man selbst den Toten ins Grab. Doch durfte niemand eigenmächtig Waffen tragen. Der herangewachsene ^ingüng erhielt in öffentlicher Gemeindeversammlung von einem Vorsteher oder vom oata Schild und Speer. Das war ein großer Ehrentag. Von letz an war d Jüngling Mitglied der Volksgemeinde, trat m die Reihen de^ Heeres ein nud durfte als wehrhafter Mann an allen öffeechen Verhandlmi^ teil nehmen- Mut und Tapferkeit galten als die höchste Ehre, den oaitlb Stiche lassen für die höchste Schande. _ Wer sich dies ^ Zu ichnlden kommen ließ, dnrfte nicht mehr bei den gemeinschaftlichen Opfermahlen, noch auch in deu öffentlichen Versammlungen erscheinen. .
Alle wehrhaften Männer waren verpflichtet, an entern ftnege teu gtt nehmen, der in einer Volksversammlung beschlossen war., _ Man nannte ba» Aufbieten aller wehrhaften Männer den Heerbann. Diesen begleiteten g -wöhnlich auch die Frauen und Kinder, um durch ihre Gegenwart den Mut der Kämpfenden zu erhöhen und die Verwundeten zu pflegen. _ . ,
Die Anführer im Kriege hießen Herzoge ; sie wurden aus den tapfersten zu dieser Würde erwählt. Sobald der Herzog ernannt war, rief man alle Wehrpflichtige» zum Heerbann ein. Dies geichcih durch "nen Boten oder einen Pfeil, der Tag und Nacht von Hos zu Hof wanderte. Bet drohenden Gefahren erfolgte der Aufbruch ohne allen Verzug.
Vor der Schlacht wurde ein Schlachtgesang von den thaten der Vorfahren und dem Ruhme des Vaterlandes gesungen; dabeiichuigeu die Kampfe ihre Schilde im Takte zusammen. Zuerst klang der Gelang dumpf, aver während des Anmarsches gegen den Feind wurde das ^negsgeichret rauher und wilder und endete beim Angriff mit einem furchtbaren Gebrull, vtueu recht kräftigen und stürmischen Schlachtgesang betrachteten die Herzoge als
ein gutes Vorzeichen. _ . . nr , . .
War ein Krieg glücklich beendigt, so legte der Herzog lettt Jmt tuet ei.
Sein Lohn bestand in einem großem Anteil an der Beute und nt dem Ruhme, den er sich durch seine Tapferkeit aufs neue erworben und beseitigt hatte.
10. Entstehung des Lehenswesens.
Es gab bei den alten Deutschen zwei Arten der Kriegsführung. Wollten sie neue Wohnsitze aussuchen oder den in ihr Land eindringenden ycmc zurückschlagen, so zog der Heerbann ans; oft aber, besonders „wenn lange Friede war, sammelte ein kühner Anführer die kriegslustigen „junglutge um sich. Diese bildeten dann sein Gefolge. Sie verbanden sich ihm zu unverbrüchlicher Treue; er dagegen mußte für Waffen, Kleidung und Jtahnmg sorgen. Für deu Führer war es eine Schande, an Tapferkeit übertreffen zu werden; für das Gefolge war es Ehrensache, es an Tapferkett dem Führer gleich zu thun. Den größten Schimpf aber luden jene Kampfgenossen auf sich, welche, den Führer überlebend, aus der Schlacht heimkamen^
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Diese bereisten das ganze Land, überwachten die übrigen Grafen und sorgten, daß überall Recht und Gerechtigkeit gehandhabt wurde. Auf den großen allgemeinen Neichsversammlungen, welche Karl alljährlich im Monat Mai abhielt, wurden die Zustände des Reiches besprochen. Gesetze beraten und Krieg beschlossen.
21. Karl des Großen häusliches Leben.
In seinem häuslichen Leben war Karl höchst einfach. Er kleidete sich nach fränkischer Weise, und es war an gewöhnlichen Tagen seine Kleidung wenig von der gemeinen Volkstracht verschieden. Nur bei feierlichen Veranlassungen zeigte er sich in prächtigen mit Edelsteinen besetzten Gewändern. Ausländische Tracht war ihm verhaßt.
In Speise und Trauk war Karl mäßig. Selten gab er Gastereien. Während der Tafel hörte er gern Musik, oder er ließ die Geschichten und Thaten der Alten vorlesen.
Karl war ein großer Freund nützlicher Kenntnisse. Er las viel, sprach außer seiner Muttersprache geläufig latem, und lernte als Mann noch schreiben. Den englischen Mönch Akttiit, der mit trefflichen Kenntnissen aller Art ausgerüstet war, berief er zum Lehrer seiner Söhne und Töchter. Einen muntern wißbegierigen Knaben aus dem Odenwalde, Eginhard, gab er seinen Söhnen znm Gesellschafter. Nach damaliger Sitte mußten sich seine Söhne besonders im Reiten, im Jagen und in den Waffen üben, seine Töchter sich mit Wollarbeiteu abgeben und mit Spinnrocken und Spindel beschäftigen. An seinen Kindern hing Karl mit großer Liebe; nie speiste er ohne sie, auf allen seinen Reisen mußten sie ihn begleiten. Die Söhne ritten neben ihm her, die Töchter folgten in einem Wagen.
Karl war von kräftigem Körperbau und hervorragender Größe; seine Länge betrug sieben feiner Füße. Seine Stärke war so groß, daß er ein Hufeisen mit Leichtigkeit zerbrach und einen gewappneten Mann mit einer Hand hoch über fein Haupt emporheben konnte. Er hatte lebhafte, große Augen und einen festen Gang, eine männliche Haltung des ganzen Körpers und eine helle Stimme. Seine ganze Gestalt bot eine höchst würdige, stattliche Erscheinung. Beständig übte er sich im Reiten, Jagen und Schwimmen; er verstand das so vortrefflich, daß es ihm keiner feiner Franken zuvorthat.
22. Karl des Groszen Kaiserkrönung und Tod.
Im Jahre 800 brach zu Rom eine Empörung gegen den Papst Leo Iii. aus. Bei einer feierlichen Prozession überfielen ihn seine Feinde, rissen ihn vom Pferde, mißhandelten ihn schimpflich und schleppten ihn in ein nahes Kloster. Ein treuer Diener brachte aber den Papst in Sicherheit, und dieser floh nun zu Karl dem Großen nach Paderborn, wo gerade Reichstag war, und bat um Hilfe. Karl führte Leo Iii. nach Rom zurück und bestrafte die Empörer. Dafür wollte der Papst dankbar sein. Als daher Karl der Große
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Leo_Iii Leo Karl Karl Karl Leo_Iii Leo Karl
Extrahierte Ortsnamen: Odenwalde Eginhard Rom Paderborn Rom
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§. 79. Die Germanenwelt zur Zeit des Augustos.
Leibeigenen hatten gar kein eigenes Recht. Bei vielen germanischen
Stämmen fand stch ein Adel, aus welchem die Graven oder Gaurichter,
die Herzoge oder Kriegsführer und die Oberpriester gewählt wurden.
Jeder Germane baute sich seine Wohnung auf feinem Grundeigentum.
Seine Beschäftigung war Viehzucht und Jagd, als Vorübung für den Krieg.
Denn Krieger zu seyn und nicht auf dem Bette, sondern im Kampfe zu
sterben, war der höchste Ruhm und Wunsch.
Dazu wurden auch die Knaben von frühester Jugend an gewöhnt und
erzogen. Hatte der Jüngling ein gewisses Alter erreicht, so wurde er für
wehrhaft erklärt und empfieng in feierlicher Versammlung die Waffen,
welche er nie mehr ablegte.
Erst spät, selten vor dem 30. Jahre traten die alten Deutschen in die
Ehe und erwiesen ihren Frauen eine Achtung, wie man sie bei keinem an-
dern Volke traf, wogegen auch die Frauen ihren Männern mit unwan-
delbarer Treue anhiengen.
Ihre Nahrung war einfach und naturgemäß. Fleisch und Milch bil-
deten die Hauptnahrung, Bier, aus Gerste und Hafer bereitet, ihr Lieb-
lingsgetränk. Wenn Krieg oder Jagd zu Ende waren, so lagen sir auf
ihrer Bärenhaut und verkürzten sich die Zeit mit Trinken und Spielen,
den beiden Hauptuntugenden der alten Deutschen. Das Würfelspiel be-
sonders trieben sie mit solcher Leidenschaft, daß mancher seine eigene Per-
son und Freiheit auf den letzten Wurf setzte, und sich dann, wenn er ver-
loren, freiwillig in die Knechtschaft ergab. „Das nennen sie Treue!"
setzt der Römer Tacitus hinzu.
In Beziehung auf Kleidung und Bewaffnung waren sie sehr-
sorgfältig. Der Schmuck der Frauen war ihr langes Haar und ihr selbst-
gewobenes Linnengewand mit dem Gürtel; der Mann trug Felle wilder
Thiere oder künstliche Rüstungen aus Eisen und Stahl.
Die Grundzüge ihrer Religion sind in der Edda, einer Sammlung
altnordischer Sagen, enthalten. Ueber dem ganzen All steht der sich selbst
gleiche Schöpfer, A llfa d ur, aus welchem ein Göttergeschlecht und die Welt
hervorgieng. An der Spitze des erstern steht Odin (Wodan). Beide
aber, die Götter und die Welt, sind nicht ewig, sondern werden einst von
Allfadur zertrümmert, worauf er eine neue Welt schaffen wird, in welcher
kein Uebel mehr ist.
Gegen dieses ihnen so gefährliche Volk suchten die Römer mit aller
Macht die Rheingrenze zu befestigen und legten daselbst viele Castelle
an. August's edler Stiefsohn Drusas drang in den Jahren 12 — 9 v.
Chr. viermal in das Innere Deutschlands ein, starb aber in Folge eines
Sturzes mit den: Pferd auf dem Rückzuge von der Elbe.
Sein finsterer Bruder Tiberius unterwarf mehr durch Arglist als
Tapferkeit den Nordwesten Deutschlands voin Rhein bis zur unteren
Elbe, und es schien, als wollten sich die Deutschen das römische Joch
recht gerne gefallen lassen, das ihnen der Statthalter Saturninus
durch freundliche Behandlung annehmlich zu machen suchte. Als aber
sein Nachfolger Quinctilius V arus sie durch Ruthen und Beile zum
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Kap. 5. Stnde u. Kasten. Priester- und Priester!. Kriegerstaaten. 7
auf grerem Rume (auf Hoch- und in Thal-Ebenen) mit ihren Heer-den herumwandern knnen. Solche Völker haben, so lange sie patriarchalisch leben, keine eigentliche Geschichte. Diese beginnt erst, wenn ein Nomaden-stamm sich ansiedelt und sich bemhen mu, die dabei eintretenden Hinder-nisse der Natur oder die Strungen anderer feindlicher Stmme, denen er bei seinem vorigen Wanderleben hatte ausweichen knnen, jetzt im Verein und mit Hlfe seiner Nachbarn zu berwinden.
So nthigt die Niederlassung zur Sorge fr ein festeres Obdach und fr eine dem Witterungswechsel angemessene Kleidung; man mu Flsse dmmen, Smpfe trocknen, Kanle graben, Felsen durchbrechen, Wlder ausrotten *c_ (2.) Mit der Entstehung fester Ansiedlungen entstand auch eine Ver-schiedenheit der Stnde, welche auf einer von selbst eintretenden Thei-lung der gemeinschaftlichen Arbeiten beruht, denen sich ein jeder je nach Ge-schick und Bedrfni zu unterziehen hat. An die Stelle der vorher fr die Jamilienordnung ausreichenden herkmmlichen Sitte traten nun zur Auf-rechthaltung der Ordnung in der also zusammengesetzten Gemeindeverbindung feste Gesehe, welche unter dem Schutz der Religion standen, aus der sie her-vorgegangen.
So wurde der Priesterstand, als Bewahrer der religisen Satzungen, zugleich der Wchter der brgerlichen Gesetze. Und sowohl diese Verbindung der religisen und brgerlichen Verfassung, welche beide im hohen Alterthum unzertrennlich waren, als auch die Aufrechthaltung derselben durch den Pne-sterstand, als den Trger der Intelligenz, ergab sich ganz von selbst: die theokratische oder hierarchische Verfassung ist die geschichtlich lteste Staats-form.
Je mehr das Volk und selbst sein Priesterstand die tiefere Bedeutung seines Religionsdienstes verlor, desto mehr suchten die Priester ihre Kenntni der religisen und brgerlichen Gesetze als Geheimlehre zu bewahren und auf ihre Standesnachkommen zu vererben. Das Bestreben, jene Ueberlieferung festzuhalten und sich vor Vermischung rein zu erhalten, machte den Priester-stand zur Priesterkaste. Auch andere Stnde schlssen sich gegen einander ab und bildeten besondere Kasten, von denen jede die Kenntni und Fer-tigkeiten ihres einfachen Berufes vom Vater auf den Sohn vererbte. Die niederen Kasten bestanden oft aus unterworfenen Stmmen.
Der Priesterkaste folgte im Range die Kriegerkaste, die den Adel darstellte, dann die Kaste der Landbauer und die Kaste der Gewerbetreibenden. Trieb etwa ein Theil des Volks noch in nomadischer Weise die Viehzucht, so machte er die letzte und unreine Kaste der Hirten aus. Die Vermischung einer Kaste mit der andern galt als Versndigung und zog den Verlust der hheren Kastenrechte nach sich oder auch die Verstoung in eine dadurch entstehende verworfene Kaste.
(3.) Staaten mit Kasteneinrichtung nennt man nach dem Namen des herrschenden Standes Priesterstaaten, die, wenn der Priesterstand die un-getheilte Herrschaft hatte, zu den ltesten Staaten gehren, wie bei den Ariern, Indern, frheren Aegyptiern und Aethiopen.
Wo aber der Priesterstand seine Herrschaft mit der einheimischen oder einer eingedrungenen Kriegerkaste theilen mute, da entstanden Priester-liche Kriegerstaaten, wie bei den spteren Aegyptiern, bei den Chaldern, Alt-Assyriern, Alt-Medern und Alt-Persern. Ri ein Huptling aus der Kriegerkaste die volle Herrschaft an sich und lie er dem Priesterstande blos die Besorgung des Cultus, so entstand ein weltlich
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210 §. 76. Die Kirche in ihrer tiefsten Erniedrigung.
brochen, indem der griechische Patriarch in Constantinopel,
Michael Cerularius, durch seinen Streit mit dem Papste
in Rom, und die darauffolgende gegenseitige Verdammung
imjahre 1053 die Lostrennung der morgenländischen
oder griechischen Kirche von der abendländischen
oder römischen (lateinischen) herbeiführte. — In der
römischen Kirche trat hierauf im 12. Jahrhundert ein heftiger,
bis zu Gewaltthätigkeiten gehender Gegensatz gegen den welt-
lichen Einfluß der Geistlichkeit auf, wurde aber durch die
Verbrennung Arnolds von Brescia, der in Rom eine
kirchlich-politische Reform bezweckte, unterdrückt.
Das verweltlichte Leben des größten Theiles der Geist-
lichkeit jener Zeit war allerdings nur geeignet, den in allen
Ständen eingerissenen Verfall der Sittenzucht zu beschleunigen.
Obgleich mehrere Päpste diesem Übel ernstlich zu steuern such-
ten, so gab es doch auch manche, die selber ihre hohe Würde
so entehrten, daß es kein Wunder war, wenn sich immer mehr
Stimmen gegen die vorhandenen Mißbräuche vernehmen ließen,
wie z. B. gegen das Ende des 14. Jahrhunderts in England
die Angriffe Wikleff's (Wpthcliffe's) auf das Ansehen des
Papstes und auf mehrere Kirchenlehren.
Den größten Schaden erlitt aber die römische Kirche durch
das in der letzten Hälfte des 14. Jahrhunderts eingetretene
päpstliche Schisma, indem nämlich schon unter Karl Iv
zwei Päpste, der eine zu Avignon in Frankreich, der andere
zu Rom, aufstanden und sich gegenseitig verfluchten, so daß
die ganze abendländische Christenheit gespalten und in große
Verwirrung und Roth versetzt wurde. Und als nachher vol-
lends noch ein dritter Papst (in Spanien) hinzukam, und
alle drei sich zur Erhaltung ihres Hofes die größten Geld-
erpressungen erlaubten, so wurde die Sehnsucht nach einer
Verbesserung der Kirche an Haupt und Gliedern
immer stärker, und in ganz Europa der Wunsch, daß man
durch ein Concilium helfen möchte, immer lauter und allge-
meiner.
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Extrahierte Personennamen: Michael_Cerularius Karl_Iv Karl Roth
Extrahierte Ortsnamen: Constantinopel Rom Brescia Rom England Avignon Frankreich Rom Spanien Europa
§. 5. Die ältesten Staaten des Heidenthums. 13
einrichteten und ausbauten, soll zunächst an den wichtigsten
und einflußreichsten derselben gezeigt werden.
Die gesellschaftliche Verbindung, welche man Staat nennt,
wurzelt zutiefst in der allerersten und einfachsten Form des
Zusammenlebens der Menschen, welche man Familie heißt,
deren Haupt der Hausvater ist, welcher sämmtliche Familien-
glieder durch die von seinem Willen ausgehende Hausordnung
und Haussitte zusammenhält und als Versorger und Erzieher
der Seinigen zugleich ihr Regent und häuslicher Priester ist.
In weiterer Entwicklung erwuchs aus der Familie, und zwar
aus den herangewachsenen, neue Familien bildenden Gliedern,
welche beisammenblieben und die im Vaterhaus geübte Lebens-
art fortführten,— ein Geschlecht oder Stamm, an dessen
Spitze der Geschlechts- odep Stammälteste steht.
Diese Volkseinrichtung heißt die patriarchalische, und
findet lange Zeit besonders bei Stämmen statt, die unbeengt
und unbehindert auf größerem Raume, vorzüglich auf Hoch-
ebenen und in Gebirgsthälern, nomadisch leben können. Der-
gleichen Völker mit patriarchalischer Verfassung haben (wie
noch heute die Beduinen in Arabien, die Horden der In-
dianer in Amerika :c.) keine eigentliche Geschichte.
Diese beginnt erst, wenn solche Nomadenstämme, frei-
willig oder gezwungen, auf kleinerem Raume zusammenge-
drängt, vorzüglich in fruchtbaren Niederungen und Fluß-
thälern, sich ansiedeln. Denn von da an erst tritt der Mensch
mit der Natur in thätigen Kampf, um ihr seinen
Unterhalt abzuzwingen, und zugleich mit seinem Nach-
bar in Verein, um mit seiner Hülfe die Hemmnisse der
Natur, z. B. Regen und Kälte (durch schützendes Obdach),
ausgetretene Flüsse (durch Eindämmung), ausgedürrten Boden
(durch Bewässerung) und ähnliche Übel, denen er vorher
bei seinem Wanderleben mehr hatte ausweichen können, leichter
zu besiegen, theils um Beeinträchtigungen anderer, feindlicher
Stämme kräftiger abzuweisen.
Mit der Entstehung einer Niederlassung ergab sich eine
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§. 7. Die Inder.
Oberhaupt, und diese Statthalter setzten über die Bezirke
und Orte dieser Provinz Vorsteher. Jede Gemeinde war
übrigens ein gleichsam abgeschlossenes, für sich bestehendes
und regiertes Ganzes.
Druck von Oben war in der frühesten Zeit nicht gekannt;
das Volk hieng mit Liebe an seinen Fürsten, jede Gemeinde
an ihrem Ortsrichter. Das Land war allenthalben wie ein
Garten angebaut und unzählige Städte durch Handel und
Gewerbe blühend, zumal selbst während der Kriege der Land-
mann vor Plünderung und Störung seiner Arbeit geschützt war.
Bei der angeborenen Friedensliebe des Inders war auch
die Kriegs Verfassung einfach, obwohl die. Stärke der
Heere bedeutend war. Zum altindischen Kriegswesen gehörten
auch Festungen, Wagenburgen, Streitwägen, Elephanten mit
Thürmen; ja es wird schon frühe einer Art großen Feuer-
geschützes erwähnt, das bei Belagerungen gebraucht wurde.
Reingeschichtliches aus früherer Zeit ist von diesem Volke
äußerst Weniges bekannt. Als Andeutung diene Folgendes:
In uralter Zeit herrschten in Zndien zwei von einander un-
abhängige Dynastieen, die „Kinder der Sonne" am
obern Ganges', und die „Kinder des Mondes" am
Mittel- und Nieder-Ganges. Die letztern theilten sich wieder
in zwei Reiche, in das der Guru' s und das der P an d u'ö,
die beständig mit einander tut Kampf waren. Über die Pandu's
herrschte (m Delhi) um das Jahr 1000 v. Chr. der Brah-
manenkönig Nasrao, dessen Nachkommen bis zum Jahre
100 v. Chr. regierten, wo der letzte von einem Eroberer
verjagt wurde. Bald aber wurde das Reich durch Vicra-
madityasi. 57 v. Chr. wieder hergeftcllt, der seine Herr-
schaft auch über das unterdeß zerfallene Reich am Ober-
Ganges ausdchnte. Unter diesem König erreichte die profane
Dichtkunst (durch Kali das) die höchste Blüthe.— Einige
Reiche am Indus treten zu Alerander's des Großen Zeit
in die Geschichte.
Neben dem Brahmaismus, der jetzt nur noch 60 Millio-
nen Anhänger zählt, kam zwischen dem 10. und 6. Jahr-
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
TM Hauptwörter (200): [T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit]]