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1. Geschichtsbilder - S. 44

1899 - Konitz : Dupont
— 44 — Jahrhunderte. Wie stattlich nun auch die Burgen wurden, die Hauptsache blieb doch die Uneinnehmbarkeit. Zunächst wurde der Weg zur Burg so eng bemessen, daß nur ein Reiter Raum hatte. Das zweite wichtige Erfordernis war die Ringmauer. Oft waren mehrere vorhanden. Sie wurden aus möglichst groben Steinblöcken errichtet, waren hoch und dick. Die Oberfläche der Mauern war geschützt durch Zinnen, unterbrochen durch Türme. Das Burgthor, gewöhnlich war nur eins vorhanden, befand sich meist im inneren Turme. Es war nur durch Zugbrücken über dem Graben, der die Mauer umgab, zugänglich. Im Innern der Mauer lag der Burghof, der immer sehr geräumig war. Er war umgeben von den Pferde-und Hundeställen und den Wohmmgen des Gesindes. Gleichfalls im Innern befand sich die Wohnung der Herrschaft, die man „Palas" nannte. L>ie enthielt den Rittersaal (ost auch mehrere Säle), Zimmer, Kammern und Küche; eine Treppe höher lagen die Frauengemächer (Kemnaten) und andere Räume. Meist befand sich im Palas' auch die Kapelle. Der Rittersaal war bei den Reichen getäfelt, in ihm hingen Waffen, Siegeszeichen und Ahnenbilder. Das Ganze überragte der Hauptturm der Burg, der Bergfrit. Er war für die hartnäckigste Verteidigung eingerichtet und wurde besonders massiv und fest gebaut. Der Eingang lag mitunter 6—10 in über der Erde und war nur durch bewegliche Treppen zugänglich. Das untere Geschoß des Bergfrits enthielt die Vorratskammern und das Gefängnis (Burgverließ). Die Verließe waren entsetzliche Löcher, ohne Lust und Licht. Die Rittergefängnisse lagen aber in den oberen Räumen des Bergfrits. Oben hauite der Turmwächter, der die Gegend weithin überblickte und jeden Ankommenden durch ein Hornsignal ankündigte. Der Ritter liebte seine Burg und nannte sich nach ihr, indem er zwischen den Vornamen und den Namen der Burg das Wörtchen „von" einschob (von Hanstein, von Wildeck). Ritterliche Lebensweise. Die meisten Ritter führten auf ihren Burgen ein einfaches Leben. Der Burgherr konnte sich nicht bloß um Turniere und Fehden, um Festgelage und Abenteuer bekümmern; er hatte auch andere Pflichten. Dahin gehörte hauptsächlich die Beaufsichtigung der Güter und Dienstleute. Abwechselung bot die Jagd, die nicht bloß aus Vergnügungssucht betrieben wurde. Matt jagte die lausenden Tiere mit Hunden (Bracken, Windhunde, Rüden u. s. w.), die Vögel mit Falken. Zu den Jagden luden die Ritter einander ein, und es entwickelte sich dann ein fröhliches Treiben. Gäste sah matt gern und nahm sie herzlich auf, am liebsten den fahrenden Säuger, der kühne Ritterthaten herrlich in Verse gebracht ^ hatte und sie im Rittersaale den lauschenden Männern vortrug. Atu ödesten tuar das Leben im Winter, wenn mächtige Schneemassen die Wege verschütteten und jeden Verkehr unmöglich machten. Die geistlichen Ritterorden. Neben dem weltlichen Rittertum entstand im Mittelalter ein geistliches, das erst eigentlich die höchste Blüte des Rittertums darstellte. Den Anlaß zu dieser eigenartigen Schöpfung boten die Kreuzzüge. Die geistlichen Ritterorden entwickelten sich zu mäch-

2. Geschichtsbilder - S. 45

1899 - Konitz : Dupont
— 45 — tigen Gesellschaften und erwarben fürstliche Macht. An ihrer Spitze stand der Meister, auch „Ordens-" oder „Hochmeister", später „Großmeister" genannt. Diese Meister nahmen den Rang nach den Königen ein. Der Ordensmeister ging aus der Wahl hervor. Er war der Oberbefehlshaber des Ordensheeres. Als seine Stellvertreter galten: der Seneschall im Frieden und der Marschall im Kriege. Andere Würdenträger waren: der Schatzmeister, der Drogierer (Aufseher über das Bekleidungswesen) u. a. Der Meister und diese Würdenträger bildeten den Konvent, der die höchste Gewalt im Orden ausübte. Der durch sonstige Ritter höheren Ranges erweiterte Konvent bildete das Generalkapitel. Die Tempelritter. Im Jahre 1118 traten in Jerusalem acht französische Ritter zu einer Brüderschaft zusammen, welche sich „die armen Ritter Christi" nannten und die drei Mönchsgelübde (freiwillige Armut, Keuschheit und Gehorsam) ablegten und die weitere Verpflichtung Übernahmen, das heilige Land zu verteidigen und die Pilger gegen jeden Überfall zu schützen. König Balduin von Jerusalem überwies ihnen in seinem Paläste, der sich auf den Ruinen des salomonischen Tempels erhob, Wohnung an, daher ihr Name. Als Abzeichen trugen die Templer einen weißen Mantel mit rotem Kreuze auf der Brust. Der Orden erwarb reiche Besitzungen in Asien und Europa. Ursprünglich nahm der Orden nur weltliche Ritter auf, später auch Kleriker (Geistliche) und dienende Brüder (Personen aus niederem Stande.) Viele Adlige bestimmten ihre Kinder schon im frühen Alter für den Orden, das waren die Oblaten. Der Reichtum dieser Ritter stieg dermaßen, daß sie schließlich 10500 Ordensbäuser und Burgen besaßen. 1307 zählte der Orden 20000 Ritter. Die Templer trieben Handel und Geschäfte, vermieteten ihre Flotten und Truppen. Da sie mit der Zeit mehr und mehr verweltlichten und ihre Bestimmung oft vergaßen, sie nach dem Verluste des heiligen Landes auch keine rechte Bedeutung mehr hatten, drängte König Philipp Iv. von Frankreich, lüstern nach ihrem Besitze, den Papst, so daß dieser 1312 den Orden aufhob. Philipp ließ viele Ordensmitglieder und auch den Ordenshochmeister aus Grund falscher Beschuldigungen grausam hinrichten. Die Johanniter. Dieser Orden verdankt seinen Ursprung gleichfalls den Kreuzzügen. Er wurde um die Mitte des elften Jahrhunderts durch einen Kaufmann aus Amalfi gegründet, wählte zu seinem Patron Johannes den Täufer und nannte sich „Ritterorden des Hospitals St. Johannis." Das Abzeichen war ein schwarzer Meintet mit weißem Kreuz. Die Thätigkeit dieses Ordens bestand in Verpflegung der Armen und Kranken, Unterstützung der Pilger, Befreiung der in türkische Gefangenschaft geratenen Christen u. s. w. Im 12. Jahrhundert verpflegten die Johanniter in ihren vorzüglich eingerichteten Krankenhäusern beständig gegen 2000 Kranke. Ihnen verdanken die christlichen Länder die Einrichtung einer geordneten Krankenpflege. Auch die Johanniter gelangten zu großem Reichtmne. Zu ihren Besitzungen gehörten zahlreiche Rittergüter, ganze Stadtteile und weite Landbezirke, Mühlen, Weinberge, Wälder, Salinen u. s. w. Der Hauptsitz des Ordens war zuerst Jerusalem, dann Cypern, später

3. Geschichtsbilder - S. 37

1899 - Konitz : Dupont
— 37 — starb. Seine letzten Worte waren: „Ich habe die Gerechtigkeit geliebt und die Ungerechtigkeit gehaßt; darum sterbe ich in der Verbannung." Die Verwirrung in Deutschland hörte ucich des Papstes Tode nicht auf. Es wurde ein neuer Gegenkönig gewählt, und als dieser seine Würde niederlegte, empörten sich Heinrichs eigene Söhne Konrad und Heinrich. Mitten unter diesen Wirren starb der unglückliche König („Der Mönch an Heinrichs Iv. Leiche" von A. Stöber). Mit seinem „unfrommen" Sohne Heinrich V. (1106 —1125) stirbt das fränkische Kaiserhaus aus, das gleich dem sächsischen 100 Jahre über Deutschland geherrscht hat. 6. Die Kreuzzüge. Zu allen Zeiten hatten die christlichen Völker eine besondere Anhänglichkeit an das heilige Land und seine heiligen Stätten bewiesen. Der fromme Eifer stellte es als ein besonders gutes Werk hin, Pilgerfahrten in das gelobte Land zu unternehmen. Es brachte deshalb die Nachricht von der harten Bedrückung und grauenvollen Behandlung, die im 11. Jahrhunderte den Pilger in Palästina trafen, einen tiefen Eindruck und schmerzliche Bewegung im Abendlande hervor. Man empfand es als eine Schmach, die Stätten, die Christus geheiligt hatte, in der Hand der Ungläubigen zu wissen. Auf die bewegten Schilderuugen des Pilgers Peter von Amiens hin berief Papst Urban Ii. 1095 eine große Kirchenversammlung nach Clermont. Die beredten Worte des Papstes entflammten die christliche Welt, und wir sehen nun das Schauspiel, daß im Laufe von fast 200 Jahren ungeheure Scharen den Zug nach Osten antreten, teils um an einem frommen Werke teil zu haben, teils wohl auch, weil sie hofften, im Morgenlande sich ein besseres Leben schaffen zu können. Es wurde nämlich Gebrauch, daß jeder, der dem Rufe zum Kreuzzuge Folge leistete, war er unfrei, frei, war er verschuldet, seiner Schulden ledig wurde. Viel trug zu der Sucht, ins Morgen-land zu ziehen, wohl auch der Umstand bei, daß heimkehrende Kreuzfahrer übertriebene Berichte über die morgenländische Pracht und die -arabische üppige Lebensart verbreiteten. Wenn nun auch die Kreuzzüge das gesteckte Ziel, eine beständige Eroberung und Verchristlichung Palästinas nicht erreichten, so sind diese Züge doch nicht ohne Erfolg für das Abendland geblieben. Es entwickelte sich ein reger Verkehr zwischen Morgen- und Abendland. Die reichen Erzeugnisse des Morgenlandes, köstliche Stoffe, feine Gewebe, fein gearbeitete Waffen, edle Gewürze fanden ihren Weg zu uns. Auch die Wissenschaft erhielt einen mächtigen Anstoß; besonders wurden Naturgeschichte, Geographie, Mathematik und Arzneikunde durch morgenländische Einflüsse mächtig gehoben. Der I. Kreuzzug fällt in die Jahre von 1090 — 1099. Unter Peter von Amiens zogen zunächst ungeordnete und zuchtlose Hausen dem Morgenlande zu. Sie gingen unterwegs durch Hunger, Krankheit und feindliche Angriffe zu Grunde. Das Hauptheer, wohl eine halbe Million Streiter und Pilger, führte Gottfried von Bouillon, Herzog von Niederlothringen. Unsägliche Mühen und Gefahren waren unterwegs zu bestehen. Die gewaltige Heersäule lichtete sich denn auch so, daß nur 20 000 kampffähige Männer

4. Die deutsche Geschichte für Schule und Haus - S. 203

1862 - Soest : Nasse
Conrad Iii. int Kampfe mit den Welfen. 203 wo er ein bedeutendes Heer zusammenbrachte. Der König rückte schon mit großer Heeresmacht gegen ihn heran; da starb Heinrich eines plötzlichen Tores (Oct. 1139). 4. Jedoch machte Heknrich's Hinscheiden dem Streite und Kriege kein Ende; er hinterließ einen zehnjährigen Sohn, den später so berühmten Heinrich den Löwen, für welchen seine Mutter Gertrud und die Kai- serin Richenza, seine Großmutter, das Herzogthum Sachsen vertheidigte. Diese Frauen, ausgezeichnet durch Geist und Kraft und hochgeachtet von den Sachsen, brachten es dahin, daß Albrecht der Bär das Herzogthum Sachsen dem jungen Heinrich förmlich wieder abtrat; dagegen durfte Albrecht seine Erbgüter in der Mark als eine vom Herzogthume ganz unabhängige Markgrafschaft behalten. 5. Zwar mußte Heinrich der Löwe, als ihm Sachsen abgetreten wurde, auf Bayern verzichten; allein dort war sein Oheim, der Graf Welf von Altorf, für ihn in die Schranken getreten und führte nicht ohne Erfolg den Kampf gegen Leopold von Oesterreich fort. Erst im I. 1140, als er es wagte, dem Könige Conrad selbst entgegen zu rücken, erlitt er eine völlige Niederlage. In Vieser Schlacht, welche bei der Stadt Weinsberg vorfiel, wurden zum ersten Male die Namen der beiden streitenden Häuser als Parteinamen gehört; denn die Krieger Welf's gebrauchten als Feldgeschrei die Worte: „Hie Wels!" und die Hohenstaufen: „Hie Waiblingen!" Lo- sungsworte, die von da an länger als ein Jahrhundert Deutschland und Italien mit Schrecken erfüllten. Nach der Schlacht mußte sich das schon lange belagerte Wcinsberg dem Könige auf Gnade und Ungnade ergeben. Erbittert über den langen Widerstand der Bürger, beschloß er, die Stadt mit Feuer und Schwert zu vernichten; jedoch gewährte er den Frauen und Jungfrauen nicht allein freien Abzug, sondern gestattete auch, daß jede das, was sie auf ihrem Rücken tragen könne, mit sich nehmen dürfe. Als die Stunde des Abzuges nahete und die Stadtthore geöffnet wurden, bot sich dem Könige ein wundersames Schauspiel dar. In langen Reihen zogen die Frauen aus den Thoren hervor und jede trug auf ihrem Rücken ihren Mann oder einen andern lie- den Verwandten! Diese nie gesehene Weibertreue rührte den König so sehr, daß er nicht nur den Männern das Leben schenkte, sondern auch die Stadt verschonte. 6. Nach der Niederlage Welf's schien die Ruhe in Deutschland ge- sichert und Conrad war im Begriffe, nach Italien zu ziehen, wo durch die seltsamen Predigten eines Geistlichen, Arnolv's von Brescia, große Unru- hen hervorgerufen waren, um dort das kaiserliche Ansehen auf's neue zu befestigen und die Kaiserkrone zu erlangen, als die Nachricht nach Europa gelangte, daß die Türken die wichtige Stadt Edessa erobert hätten und das heilige Land bedroheten. Sogleich erließ der Papst einen Aufruf an alle christlichen Könige und Fürsten Europa's, den Christen des Morgen- landes zu Hülfe zu eilen gegen die Ungläubigen. Mehr noch, als dieser Aufruf, werkten die Predigten des Abts von Clairvaux (Clara vallis), des h. Bernhard, des Stifters des Cisterzienser-Ordens, welcher, wie einst Peter von Annens, zunächst in Frankreich umherzog und so nachdrücklich zur Tbetlnahme am Kreuzzuge aufforderte, daß viele Tausende sich das Kreuz anhcften ließen. Nachdem er auch den König Ludwig Vii. von Frankreich bewogen hatte, das Kreuz zu nehmen, wandte er sich nach Deutschland. , ,1er König Conrad, der damals gerade in Frankfurt weilte, war mcht so leicht dazu zu bewegen, sondern verließ den Abt und zog von Frankfurt nach Speier. Allein Bernhard eilte ihm nach und predigte vor ihm so gewaltig, daß der König mitten in der'predigt plötzlich aüfstand und mit Thränen in den Augen ausrief: „Ich erkenne die großen Wohl-

5. Die deutsche Geschichte für Schule und Haus - S. 244

1862 - Soest : Nasse
244 Die Schweizer Eidgenossenschaft. ten sehr gedrückt wurden, namentlich unter Albrecht, der den Schwei- zern rieth, sich vom Reiche loszusagen und sich dem erblichen Schutze seines Hauses anzuvertrauen. Die Entstehung der Schweizer Eidgenoffenschaft ist ungeachtet vieler Forschungen noch ziemlich dunkel. Als nämlich das Zähringer Haus im I. 1218 erlosch, theilte Friedrich Ii. das Herzogthum Schwaben, wozu die Schweiz gehörte. Was damals jeder bekam, ist nicht bestimmt, und namentlich ist noch ungewiß, ob die Grafen von Habsburg wirklich Landgrafen im Aargau waren. War das der Fall, dann besaß Habsburg den Blutbanu (die höhere Gerichtsbarkeit) in Schwyz und Unterwalden, aber nicht in Uri. Die folgende Darstellung, namentlich was Wilhelm Tell betrifft, ist noch von Sagen durflochten, von denen das Wahre bis jetzt noch nicht gesondert werden konnte. 2. Da die Schweizer sich weigerten, auf Albrecht's Vorschlag ein- zugehen, so schickte er zwei Vögte dorthin, Hermann Geßler von Bruneck und Beringer von Landenberg, von denen jener zu Uri bei Altorf, die- ser zu Sarnen in Urterwalden eine Burg hatte, von wo aus sie das Volk zum Gehorsame zwingen sollten. Diese Vögte bestraften jeden Fehler aufs strengste und reizten die Gemüther des Volkes durch hoch- müthige Verachtung, sowie durch Willkühr und Tyrannei. So ließ Lan- denberg einem Bauer aus dem Melchthal in Unterwalden, Namens Heinrich, um einer geringen Ursache willen zwei schöne Ochsen vom Pfluge nehmen, und dazu sagen, die Bauern könnten den Pflug wohl selber ziehen. Als nun bei dem Wortwechsel darüber Heinrichs Sohn Arnold dem Knechte des Vogts durch einen Schlag mit dem Stocke im Zorne den Finger zerbrach, und dann die Flucht ergriff, befahl der grausame Vogt, dessen altem Vater die Augen auszustechen. Durch diese und ähnliche Frevelthaten gereizt, traten drei edle Schweizer, der gedachte Arnold von Melchthal, Werner Stauffacher von Schwyz und Walther Fürst von Attinghauseu in dem Rütlr, einer einsa- men, von Felsen umschlossenen Wiese am Vicrwaldstädtersee, oft zu- sammen und schlossen einen Bund zur Vertreibung der tyrannischen Vögte. Am Mittwoch vor St. Martinstag (10. Nov.) im I. 1307 kamen sie wieder in der Nacht an diesen Ort, ein jeder begleitet von zehn Männern aus seinem Lande. Als diese drei und dreißig herzhaf- ten Männer, durch die Gefahr und Noth der Zeiten zur innigsten Freundschaft vereinigt, im Rütli versammelt waren, erhoben Walter Fürst, Arnold Melchthal und Werner Stausfacher die Hände gen Him- mel und schwuren, daß sie zur Befreiung des Landes gemeinschaftlich handeln, kein Blut vergießen, aber die Freiheit behaupten und den Enkeln aufbewahren wollten. Ihrem Beispiele folgend, leisteten die übrigen dreißig Männer denselben Eid. Am ersten Tage des neuen Jahres (1308) sollte ihr Vorhaben ausgeführt werden. 3. Inzwischen ereignete sich, nach mcht ganz sicheren Ueberliefe- rungen, Folgendes: Der Reichsvogt Geßler hatte auf dem Markte zu Altorf als Zeichen der landesherrlichen Gewalt einen Hut auf eine Stange stecken lassen und befohlen, daß jeder Vorübergehende sich vor demselben demüthigen solle. Aber Wilhelm Tell aus Bürgeln im Laude Uri, der Schwiegersohn Walther Fürst's, ging vorüber, ohne jenem Befehle nachzukommen. Sogleich wird er ergriffen, vor Geßler geführt und von diesem verurtheilt, seinem Sohne einen Apfel vom Kopfe zu schießen. Vergebens flehet der geängstigte Vater, ihn nicht zu einer zu einer so unnatürlichen That zu zwingen. Der grausame Landvogt bleibt ungerührt und drohet, wenn er nicht gehorche, ihn

6. Die deutsche Geschichte für Schule und Haus - S. 245

1862 - Soest : Nasse
Heinrich Vii. 245 sammt seinem Sohne zu tobten. Da reißt Tell in Verzweiflung zwei Pfeile ans dem Köcher, zielt und trifft glücklich den Apfel, ohne den Knaben zu verletzen. „Aber was wolltest du mit dem zweiten Pfeile?" fragt der Landvogt. „Der war für dich bestimmt," erwiedert der kühne Schütze, „falls ich memkind getroffen hätte." Und sogleich läßt ihn Geßlcr ergreifen und gebunden in einen Kahn werfen, um ihn über den Vierwaldstädtersee in ein schauerliches Ge- fängniß zu bringen. Schon war man senseits des Rütli gekommen, als plötzlich der furchtbare Sturm, den die Schweizer Föhn nennen, los- brach Da ließ Geßler den Tell, der als kundiger Schiffer bekannt war, losbinden, bannt er das Ruder führe. Jener that's und fuhr am Felsenufer hin, nach Aremberg zu. Hier aber ersah er die Ge- legenheit, ergriff sein Schießzeug und sprang aus dem Nachen auf einen platten Felsen, den er hinan kletterte, während das Fahrzeug vom Felsen in den See zurückprallte. Dann entfloh er durch das Land Schwyz: auch Ießler entkam dem Sturme und landete bei Küßnacht; aber hier an einem Hohlwege wartete Tell des Tyrannen und streckte ihn mit einem Pfeile zu Boden. Durch diese That Tell's, die schon im 15. Jahrhunderte im Munde des Volkes lebte, wurde der Muth der Verschworenen nicht wenig erhöhet und gestärkt. 4. Am ersten Tage des I. 1308 wurde der verabredete Plan in's Werk gesetzt. Zu Unterwalden nämlich ließ sich ein junger Mann früh am Morgen von einer Magd auf der Burg an einem Seile in ihre Kammer ziehen und brachte zwanzig Andere auf diesem Wege hin- ein, welche die Besatzung der Burg überfielen und verjagten. An dem- selben Morgen begegnete der Reichsvogt Landenberg, der zu Sarnen wohnte, auf seinem Wege von der Burg zur Kirche zwanzig Männern aus Unterwalden, welche ihm Kälber, Ziegen, Lämmer, Hühner und Hasen nach alter Sitte zum Neujahrsgeschenke brachten. Nichts Böses ahnend, ließ er sie in's Schloß ziehen und setzte seinen Weg zur Kirche fort. Aber kaum waren die zwanzig im Burgthore angelangt, als einer von ihnen in's Horn stieß. Auf dieses Zeichen zog jeder ein Eisen aus dem Busen und steckte es an einen spitzen Stock. Mit die- ser Wehr und dreißig anderen Genossen, die aus «inem Hinterhalte her- beieilten, bemächtigten sie sich des Schlosses und seimubewohner. Nun tönten von Alp zu Alp die verabredeten Zeichen, und auch aus den übrigen Orten des Bundes wurden die habsburgischen Vögte vertrie- den.' Laudenberg, der auf der Flucht hinter Sarnen eingeholt ward, wurde an die Grenze geführt, und mußte schwören, das Gebiet der Waldstädte nicht wieder betreten zu wollen. Er eilte zum Könige Albrecht, von dem er Hülfe^ und Rache erwartete. Aber noch ehe dieser das Vorgefallene zu bestrafen vermochte, wurde er ermordet, und die Schwei- zer kennten sich ihres mit Mäßigung und ohne Frevelthat vollführten Unternehmens ruhig erfreuen. Am Sonntage darauf, im I. 1309, wurde der uralte Bund von den drei Waüfftädteu auf's neue be- schworen. §. 87. 4. Kaiser Heinrich Vii. aus dem Hause Luxemburg, 1308—1313. 1. Nach Albrecht's I. Tode bemühete sich der franz. König Philipp der Schöne, durch den Einfluß des Papstes Clemens V., welcher zu Avignon residirte, die deutsche Krone seinem Bruder Carl zu verschaf- fen; aber der Papst suchte sein Vorhaben zu vereiteln und die deutschen

7. Die deutsche Geschichte für Schule und Haus - S. 265

1862 - Soest : Nasse
Die Husitxnkriege. 265 henzollern gegen 400,000 Goldgulden. Am 18. April 1417 fand die feier- liche Belehnung und förmliche Abtretung des Landes an Friedrich statt. §. 93. Die Husitenkriege und Sigismund's fernere Regierung. 1. Als die Kunde nach Böhmen kam, Johann Hus sei zu Constanz hingerichtet, entstand eine große Bewegung im ganzen Lande; denn man glaubte, der Haß der Deutschen gegen die Böhmen habe Hus auf den Scheiterhaufen geführt. In Prag selbst tobten bald wilde Volksaufstände, in welchen viele Geistliche mißhandelt, andere sogar getödtet und der erz- bischöfliche Palast förmlich belagert wurde. Auf dem Lande wurden die Pfarrer von den Baronen verjagt und ihre Stellen husitischen Priestern gegeben, welche die Irrlehren des Hus nicht allein weiter verbreiteten, son- dern auch neue Lehren hinzusetzten. So lehrte einer derselben, Jacob von Mies, daß auch den Laien beim h. Abendmahle der Kelchh gereicht wer- den müsse und fand großen Anhang. Seitdem wurde der Laienkelch emge- führt und der Kelch als Losungszeichen und sichtbarer Einigungspunct des Husitenthums betrachtet. Vergebens bot die Constanzer Kirchenversammlung Alles auf, um die Irrlehre in Böhmen zu unterdrücken; der König Wenzel sah ruhig dem allmäligen Umsichgreifen der husitischen Bewegung zu und räumte den Husiten sogar mehrere Kirchen in Prag ein, andere nahmen sie mit Gewalt in Besitz. 2. Erst im Anfänge des I. 1419, als Sigismund im Einverständ- nisse mit dem päpstlichen Legaten mit einem Kreuzzuge der ganzen Christen- beit gegen Böhmen drohete, ergriff Wenzel endlich einige Maßregeln gegen die Husiten. Da stellten sich Nicolaus von Husinec und Johann Zizka an die Spitze derselben und nöthigten Wenzel zur Flucht aus Prag. Um die- selbe Zeit siedelten sich auf einem Berge, den sie Tabor nannten, viele hu- sitische Geistliche an, baueten sich daselbst Zelte und hielten dem zahlreich herbeiströmendem Landvolke husitischen Gottesdienst. Auf Veranlassung des Nicolaus von Husinec kamen dort im Juli 1419 über 40,000 Menschen zusammen. Gleich darauf entstand in Prag selbst ein heftiger Aufruhr, indem Johann von Selau, ein früherer Mönch, der schon lange durch seine Predigten das Volk aufgewiegelt hatte, mit den Husiten unter Vortragung des Kelches eine Procession veranstaltete. Als sie an das Rathhaus der Neustadt kamen und der Umzug durch die Rathsdiener angehalten wurde, entstand große Verwirrung; und als sich plötzlich noch die Nachricht ver- breitete, es sei vom Rathhaus herab auf den kelchtragenden Johann von Selau ein Stein geworfen worden, da stürzten die Fanatisirten, von Zizka geführt- in das Gebäude hinein und warfen sieben Rathsherrn, die sich nicht batten flüchten können, zu den Fenstern hinaus. Sie wurden unten vom Volke mit Spießen aufgefangen und ermordet. Ganz Prag wurde jetzt vom Aufruhr angestcckt und alle Plätze von den Rebellen mit Barrikaden verse- hen; König Wenzel aber gerieth hierüber in solchen Zorn, daß ihn ein Schlagfluß rührte und er am 16. August 1419 starb. Sein Tod gab das Zeichen zu noch größerer Empörung. Die nichthusitischen Kirchen und Clöster wurden verwüstet, die h. Gefäße entweiht, Priester und Mönche mißhandelt, manche ermordet. Um auch das übrige Land in den Aufstand zu verwickeln, hielt Zizka am 29. September 1419 eine Reichsversammlung von Abgeordneten aller Gegenden Böhmens und zog darauf wie ein Fürst ') Daher wurden die Husiten auch Calixtiner (von <?»Ux-Kelch) genannt oder Utraquisten (utrnczue specie, d. i. unter beiden Gestalten). Giefers, Deutsche Geschichte. 12

8. Die deutsche Geschichte für Schule und Haus - S. 266

1862 - Soest : Nasse
266 Die Husitenkriege. in Prag ein. Im Namen Sigismund's, der nunmehr der rechtmäßige Kö- nig von Böhmen war, aber wegen eines Türkenkrieges nicht sogleich persön- lich erscheinen konnte, führte einstweilen seine Schwägerin, die verwitwete Königin Sophia, die Regierung. Sie hatte jedoch zu wenig Truppen und mußte zusehen, wie Husinec und Zizka ihren Anhang immer vermehrten und den Berg Tabor zu einer uneinnehmbaren Festung umgestalteten. Von da an entstand der Name Taboriten. 3. Erst im Mai 1420, nachdem der päpstliche Legat zum Kreuzzuge gegen die Husiten aufgefordert und Sigismund die Grenze Ungarns gegen die Türken gesichert hatte, war es dem letztem möglich, mit einem Heere von 50,000 Mann in Böhmen einzudringen. In Verbindung mit dem deutschen Kreuzheere, welches gegen 100,000 Mann zählte, rückte er gegen Prag; aber obgleich die Streitmacht der Husiten kaum halb so stark war, so schlugen sie doch das deutsche Heer beim ersten Hauptangrisse zurück, und Sigismund sah sich nach längern Unterhandlungen, welche zu keinem Ziele führten, zum Rückzüge nach Mähren genöthigt. Die fanatischen Husiten zerstörten nun den königlichen Palast sowie die Clöster in Prag und bewaff- nete Haufen zogen unter Zizka's Führung durch ganz Böhmen und nahmen bald alle königlichen Städte und Burgen ein, wobei die größten Grausam- keiten, besonders gegen Priester und Mönche, verübt wurden. Im Septem- der des I. 1421 rückte ein zweites Kreuzheer, 100,000 Mann stark, wel- ches in Folge eines päpstlichen Aufrufs in Deutschland zusammen gebracht war, in Böhmen ein, richtete aber nichts aus und floh, als Zizka heran- nahete, erschreckt auseinander. Eben so erging es Sigismund, der kurz darauf ebenfalls mit 100,000 Mann in Böhmen einrückte. Der siebzig- jährige, blinde Zizka verbreitete einen solchen Schrecken, daß das königliche Heer ihm gar nicht mehr Stand halten wollte und Sigismund nach einer bei Deutschbrod erlittenen Niederlage sich mit Schimpf und Schande wieder zurückziehen mußte. 4. Als so die äußere Gefahr beseitigt war, kam die innere Uneinig- keit, welche schon früher unter den Husiten ausgebrochen war, wieder stär- ker zum Vorscheine, so daß es zwischen der gemäßigten und exaltirten Par- tei zu blutigen Händeln kam und beide mit unerhörter Wuth gegen einan- der raseten. Nach Zizka's Tode (Oct. 1424) wurde die Spaltung unter den Husiten noch größer. Die mächtigste Partei bildeten die Taboriten, an deren Spitze nach Zizka's Tode ein ehemaliger Mönch, _ Procopius der Große, trat. Diesen gegenüber standen die Orphanoi (Waisen), unter de- ren Führern Procopius der Kleine der angesehenste war. Dazu kamen noch die Orebiten und als vierte Partei die Prager Husiten. Jede dieser Parteien bekriegte nun zuerst auf eigene Faust die umliegenden katholischen Gegenden, Mähren, Oesterreich, Schlesien, von ihnen die Länder der Phi- lister und Moabiter u. s. w. genannt, während Böhmen das gelobte Land bieß. Mitunter aber kämpften diese Parteien aber auch gegen einander. Der Papst Martin V. und Sigismund gaben sich gleich nach Zizka's Tod viele Mühe, einen neuen Kreuzzug in's Leben zu rufen; aber mehrfache Bemühungen, namentlich auf deutschen Reichstagen, blieben erfolglos. 5. Endlich kam das dritte große Kreuzheer (1427) zusammen. Auf die Nachricht von seinem Anrücken vereinigten sich sogleich alle Parteien der Husiten unter dem Oberbefehle Procop's des Großen. Als er zum Ent- sätze der Stadt Mies heranrückte, welche der Churfürst von Sachsen belagerte, wollte sich dieser von dort zurückziehen; aber seine Truppen ergriff ein so panischer Schrecken (Juli 1427), daß sie sich in wilder Flucht auflösten und

9. Die deutsche Geschichte für Schule und Haus - S. 267

1862 - Soest : Nasse
Die Husiteukriege. 267 10,000 von ihnen auf der Flucht niedergehauen wurden. Als dann die Entkommenen auf zwei andere deutsche Heereshaufen stießen, steckten sie auch diese mit ihrer Furcht an und in größter Unordnung eilten nun Alle über die böhmische Grenze zurück. Unterdessen drang der vierte Heereshaufen, Schlesier und Lausitzer, von Osten her in Böhmen ein, aber nach anfangs glücklichen Gefechten wurden auch sie wieder über die Grenze getrieben. So wagte denn Albrecht von Oesterreich mit seinem fünften Haufen gar keinen Angriff mehr, wnb begnügte sich mit Beschützung seines eigenen Landes. 6. Durch die eifrigen Bemühungen des Legaten kam schon im No- vember des nämlichen Jahres ein neuer Reichstag in Frankfurt zu Stande, um einen neuen Zug gegen die Husiten in's Leben zu rufen; allein in Deutschland herrschte so große Unordnung und Anarchie, und es gab so viele kleine Kriege der einzelnen Fürsten untereinander, daß für jetzt nichts Ernstlicheres zu Stande kam und (1428—1430) immer ein Reichstag dem andern die endliche Entscheidung aufbehielt, namentlich weil Sigismund wegen der Angriffe, welche die Türken auf Ungarn machten, nicht persönlich diese Reichstage besuchen konnte. Unterdessen machten die Husiten, zum Theil von dem Polenkönige ermuntert, neue Raubzüge nach Schlesien, Mäh- ren, Ungarn und Oesterreich, bedrohten selbst die Hauptstädte Wien und Preßburg, ja ein Theil von ihnen fiel sogar in Bayern ein. Im folgenden Jahre (1429) brach er in Sachsen ein, verbrannte sogar einen Theil von Dresden, verheerte sodann das Land bis Magdeburg, setzte dann über die Elbe und verwüstete die Mark Brandenburg. Auf dem Rückwege verbrannte er noch die Stadt Guben in der Niederlausitz, ließ alle Einwohner ermor- den und verheerte das Land weit und breit. Kaum nach Böhmen zurück- gekehrt, erneuerte er im Januar 1430 sogleich wieder seine Raubzüge nach Sachsen, schlug den Churfürsten, verbrannte Altenburg, Plauen und andere Städte, drang dann gegen Franken und den Main, brand- schatzte Bamberg und Nürnberg, verwüstete Bayern bis Negensburg, und kehrte erst, nachdem er 100 Städte und 1400 Dörfer verwüstet, wieder Erück. Eine andere Abtheilung hatte unterdessen die Lausitz, eine dritte esterreich, eine vierte Ungarn durchstreift, und überall, Oesterreich ausge- nommen, hatten sie die ihnen entgegengestellten Heere gänzlich geschlagen. 7. Endlich wurde durch Sigismund und den päpstlichen Legaten das vierte deutsche Kreuzheer zusammengebracht, welches, ungefähr 100,000 Mann stark, am 1. Aug. 1431 gegen die Böhmen vorrückte. Bei Tauß sollte es zur Schlacht kommen. Als aber Procop d. Gr. mit seinen wilden Horden heranzog, ergriff wieder der alte Schrecken die bereits uneinigen Deutschen. Am ersten flohen die bayerischen Herzöge mit Zurücklassung ihres Gepäcks; und als auch der Oberfeldherr und noch andere Fürsten davongingen, löste sich alle Ordnnng auf, die Fahnen wurden zerrissen, die Waffen weggewor- fen und Alles floh, ohne nur den Feind gesehen zu haben. Cilftäusend Deutsche wurden auf der Flucht erschlagen, 150 Kanonen, die Kreuzbulle und der Cardinalshut des päpstlichen Legaten Cäsarini von den Böhmen erbeutet. Diese wiederholten schimpflichen Niederlagen, welche die großen, den Gegnern an Zahl weit überlegenen deutschen Reichsheere erlitten, erklären sich nicht nur durch die Zusammensetzung^ derselben aus den verschiedenartigsten Bcstandtheilen, sowie durch die Uneinigkeit der Reichsstäude und Fürsten, sondern auch durch die große Veränderung, welche damals durch allmälige Einführung der Feuergewehre und groben Geschütze im ganzen Kriegswesen hervorgernfen wurde. Die Husiten hatten den Vortheil, daß sie gleichmäßig bewaffnet waren und in ihrer Führung Einheit herrschte. Was ihnen au Kriegsübung mangelte, wurde durch blinden Gehorsam und Fanatismus ersetzt.

10. Die deutsche Geschichte für Schule und Haus - S. 268

1862 - Soest : Nasse
238 Srgismund's fernere Regierung und sein Tod. 8. Als nach so vielen schmählichen Niederlagen jede Hoffnung, die Böhmen durch Waffengewalt zur Unterwerfung zu bringen, verschwunden war, ließ man das Verlangen unbedingter Unterwerfung fallen und suchte auf dem Wege gütlicher Unterhandlung, indem man den Husiten Zuge- ständnisse machte, bessere Erfolge zu erzielen. Das Concil zu Basel, wel- ches am 23. Juli 1431 eröffnet war, brachte nach langen Verhandlungen am 30. Nov. 1433 eine Ausgleichung mit den Calixtinern, der gemäßig- ten Partei der Husiten, zu Stande, die Prager Compacten genannt, in wel- chen das Concil die vier von den Husiten vorgelegten Artikel mit einigen Ein- schränkungen genehmigte, u. a. daß das h. Abendmahl unter beiden Ge- stalten in Böhmen und Mähren jedem gereicht werden könne, der cs verlange, jedoch sollten die Priester Uhren, daß der Empfang des h. Abendmahls unter einer Gestalt eben so vollständig sei. 9. Seit dieser Zeit entstand zwischen den Calixtinern, welche sitzt mit der Kirche wieder vereinigt waren, und den häretisch gebliebenen Ta- boriten und Waisen die bitterste Feindschaft. In den Händen der Calix- tiner war die Altstadt von Prag, die Neustadt dagegen hielten die Waisen besetzt. Als die letztem aus der Neustadt vertrieben wurden, rückte Procop der Gr. mit einem Heere heran, wurde aber bei Böhmischbrod von den Calixtinern in einer mörderischen Schlacht (Mai 1434) geschlagen Die beiden Procope und der größere Theil ihrer Truppen kamen dabei um's Leben. Von da an fehlte es den Taboritm und Waisen an einem großen, allgemein anerkannten Anführer und oamit an geordneter Leitung, so daß sie auch in allen folgenden kleineren Treffen, welche sie wagten, immer ge- schlagen wurden, und eine Schaar nach der andern sich den Calixtinern unterwerfen mußte. Selbst Tabor kam jetzt in die Hände der Calixtincr. Nach mehreren neuen Kämpfen und Unterhandlungen kam durch Vermitte- lung des Baseler Concils eine Vereinigung der verschiedenen Parteien der Husiten (1435) zu Stande, welche den Rücktritt derselben zur Kirche sowie die Anerkennung Sigismund's als Königs von Böhmen (1436) zur Folge hatte. Allein im Herzen blieben viele Tausende noch immer von der Kirche getrennt, und diese Trennung, welche bald wieder offen hervortrat, blieb für Böhmen noch zwei Jahrhunderte hindurch der Keim anhaltender Auf- regung und Empörung. 10. Während das Concil zu Basel abgehalten wurde, zog Sigismund, nachdem er schon zwanzig Jahre als römischer König über Deutschland ge- herrscht hatte, 1431 nach Rom, um die Kaiserkrone zu erhalten. Aber erst im I. 1434 wurde er zu Rom zum Kaiser gekrönt und schon drei Jahre nachher starb er zu Znaim in Mähren, nachdem er 28 Jahre in Deutsch- land und 51 Jahre in Ungarn geherrscht hatte. Sigismund besaß manche treffliche Eigenschaften und viele Kenntnisse. Er hatte einen wohlwollenden, milden Charakter und in seinem ganzen Wesen etwas Biederes und Treu- herziges. Aber es fehlte ihm an hinreichender Kraft und Festigkeit des Willens und daher kam es, daß er es bei den damaligen verwickelten Ver- hältnissen, trotz seiner rastlosen Thätigkeit, nirgends zu einer durchgreifen- den Wirksamkeit bringen konnte. Doch hat er größere Sorge seinen eige- nen Ländern, als dm deutschen Reiche gewidmet, in welchem er sich selten aufbielt. Auch war er verschwenderisch und wurde deshalb fast stets von Geldmangel gedrückt. Sein Hauptverdienst bleibt, daß durch seine beharr- lichen Bemühungen das Constanzer Concil zu Stande kam und die Einheit in der Kirche wieder hergestcllt wurde.
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