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1. Mittlere und neuere Geschichte - S. 61

1861 - Eisleben : Reichardt
61 Unabhängigkeit der 13 Staaten an. Dieselben geben sich eine r epu blika n i sch e Verfassung mit einem auf 4 Jahr gewählten Präsidenten an der Spitze. Washington erster Präsident (1787—1797). 1775- 1792 Ludwig Xvi., König von Frankreich. Durch die Regierung Ludwigs Xiv. und des Xv. war tieseö sittliches Verderben, Volksbedrückung und Geldnoth in Frankreich immer ärger geworden. Ludwig Xvi., obwohl edel und wohlwollend, kann die Zustände nicht bessern, und namentlich lastete die ungeheure Staatsschuld schwer auf dem Lande. 1789 Ludwig beruft die Reichsstände, die sich bald a l 6 R a t i o n a l v e r s a m m l u n g für unabhängig vom königlichen Willen erklären. Die R e i ch s st ä n d e (les états-généraux) auf den Rath des Finanzministers R ecker zur Regelung der Finan- zen nach Versailles berufen: Adel, Geistlichkeit, dritter Stand. Letzterer (nachdem der Adel und ein Theil der Geistlichkeit ausgeschieden) erklärt sich für eine co n st i t u i r e n d e (die Staatsverfassung be- rathende) Nationalversammlung (Mirabeau). 14. Juli Erstürmung der Bastille durch das pariser Volk. Die Nationalversammlung hebt (in der Nackt des 4. Aug ) alle Vorrechte des Adels und der Geistlichkeit auf. Viele Adlige wandern auö (Koblenz). Der König wird gezwungen, nebst der Nat.-Vers, seinen Wohnsitz in Paris zu nehmen.^) Er versucht 1791 zu fliehen, wird zu Va renn es eingeholt, muß zurück und die neue Verfassung beschwören. 1791—92 Die gesetzgebende N a t i o n a l v e r sa m m l u n g. Oerreich und Preußen verbinden sich zum Schutz des Königs. Ludwig muß den Krieg erklären, z) D u- mouriez erobert Belgien. 1792 Absetzung Ludwigs Xvi. Frankreich wird Re- publik. Ludwig's Absetzung wurde am 10. Aug. von der ge- setzgebenden Vers, ausgesprochen, nachdem der Pöbel (am 20. Juli) die Tu il l erien gestürmt und geplün- dert hatte. y) 8000 pariser Weiber nach Versailles. z) Erfolgloser Feldzug der Preußen nach der Champagne unter Fer- dinand von Braunschweig.

2. Mittlere und neuere Geschichte - S. 48

1861 - Eisleben : Reichardt
48 ßen. Im Frieden zu Oliva 1660 wird Preußens Unabhängigkeit bestätigt. — 1675 Schlacht beifehr - be l l in s. u. 1643—1715 König Ludwig Xiv. von Frankreich. Enkel Heinrichs Iv., welcher 1598 durch das E d i c t von Nantes den Hugenotten Religionsfreiheit ge- währt hatted) u. 1610 durch Ravaillac ermordet worden war. Es folgt der schwache Ludwig Xiii., dann Ludwig Xiv. Unter ihm der Gipfel der unumschränkten Königs- gewalt (des A b so I u t i s m u s). c) Blüthe von Kunst und Wissenschaft, doch große Sittenlosigkeit und Ver- armung. Ludwigs Ruhm- und Länderfucht verursacht viele Kriege, wovon w. u. — Bedrückung der Pro- testanten, 1685 Aufhebung des Edictes von Nantes. Dragonerbekehrungen. (1667—1668) Erster Raubkrieg Ludwigs Xiv. Die Tripelallianz von Holland, England und Schweden nöthigt ihn zum Aachener Frieden, in welchem er seine niederländischen Eroberungen bis auf 12 Plätze herausgeben muß. (1(372—1678) Zweiter Raubkrieg Ludwigs Xiv. Gegen Holland gerichtet, dessen Statthalter Wil- helm Iii. von O r a n i e n ist. Hollands Bundes- genossen: Oestreich, Spanien, Brandenburg, später auch das deutsche Reich. Auf Ludwigs Seite England und Schweden. Letzteres reizt er zu einem Einfall in B r a nd e n b u r g; ä) jedoch 4675 Die Schweden vom großen Kurfürsten bei Fehr- bellin geschlagen und vertrieben. Des Kurfürsten schnelles Erscheinen mit 5600 Reitern u. 1000 Mann Fußvolk (auf Wagen). Er überfällt die Schweden bei Rathenow und schlägt sie am 18. Juni bei Fehrbellin. Landgraf Friedrich von Hessen-Homburg, Derfflinger, Fro- b ens Aufopferung. b) Früher selbst Führer der Hugenotten, mußte jedoch katholisch werden. e) L’ état c’est moi, der Staat bin I ch. c>) Greuliche Verwüstung. Die Bauern wehren sich. Welche Inschrift trugen ihre Fahnen?

3. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 18

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 18 — der die Ämter unter sich hatte und die Einzelsachen seines Bezirks erledigte, die wichtigeren aber vom Ministerium in Hannover entscheiden ließ. Auf Georg Iv. folgte fein Bruder Wilhelm Iv. In das Jahr des Regentenwechsels (1830) fiel wie ein Donner- schlag die Julirevolution in Frankreich. Wäre die Unzu- friedenheit nicht schon hoch gestiegen, so hätte die revolu- tionäre Idee keinen Boden finden können. Von Südhannover pflanzten sich die Wellen der Bewegung in die Landdrostei Lüneburg fort, glücklicherweise ohne bemerkenswerte Störungen. Versprechungen des Königs stillten die Unzufriedenheit nicht mehr. Dazu brach im Oktober 1831 in Hamburg die Cbolera aus, die, gleich wie im Spätsommer 1892, auch im Norden des Lüneburgschen zahlreiche Opfer forderte. Nach mehr- jährigen Verhandlungen kam endlich das Staatsgrundgesetz zustande. Der Bauer konnte nun auch seine Abgeordneten in die Ständeversammlung senden und den Anmaßungen des Adels das Gleichgewicht halten. Leider wurden vom König Ernst August die Rechte des Volkes bald bedeutend ge- schmälert. Unter den erlassenen Gesetzen ist das vom Jahre 1843 für den Landmann von größter Bedeutung geworden, nämlich die Verkoppelung und Gemeinheitsteilung. Die Äcker wurden zusammengelegt, so daß der Bauer Zeit und Kraft sparte. Die Gemeinheiten verwandelten sich in Äcker, Wiesen und Gärten. Obwohl manches Gute geschaffen wurde, fühlte sich das Volk doch nie behaglich. Auch unter dem letzten Könige, Georg V., blieb eine geheime Erbitterung. Der König neigte überdies in seiner Politik zu Österreich, und diese Neigung besiegelte 1866 Hannovers Schicksal. Alle friedlichen Anerbietungen Preußens nach der Schlacht von Langensalza scheiterten an der Selbstverblendung des Königs. Und so kam es, daß Hannover eine preußische Provinz ward. Bei der Annexion Hannovers hatte König Wilhelm von Preußen feierlich versprochen, die bestehenden, bewährt gefundenen Einrichtungen der Provinz möglichst schonen und uns ein milder, gnädiger König sein zu wollen. Das han- noversche Gebiet blieb unverändert. Der Provinzialregiernng ward jährlich die Summe von Ivz Mill. Mark überwiesen

4. Leitfaden in zwei getrennten Lehrstufen für den geographischen Unterricht in höheren Lehranstalten - S. 75

1852 - Osnabrück : Rackhorst
75 2. Kirghisensteppe = 30,000 U!M. e. 2 Mill. E. in 3 Horden. 3. Kaukasien — c. 5000 Him. 3 Mill. E. Freie Bergvölker. Parsen od. Feueranbeter. — Transkaukasien od. Georgien (Tiflis 40, — deutsche Kolonien), Jmiretien (Kutais 6,), Mingrelien u. Ar- menien (Eriwan 15,). Caspische Prov. od. Schirwan u. Daghestan. Ii. Kaiserthum China (das himmlische Reich, — Reich der Mitte).— An 265,000 Ihm. mit c. 365 Mill. E. — 1. Das eigentliche China (sprich Schina) — c. 70,000 Um. u. dicht bevölkert. — Gegen W. u. N. durch hohe Gebirge u. Wüsten abgeschlossen (Große Mauer 300 M. l.), die Küsten abgewendet von Europa. Daher auch ganz eigenthümliche Entwickelung der Chinesen, in deren Charakter viele Widersprüche: — große Betriebsamkeit, Ausdauer im Unglück, kindliche Pietät, aber auch Haß gegen alles Fremde, nationale Selbstüberschätzung, und daher lange schon Stillstand der einst bedeutenden Bildung; — knechtische Kriecherei in Folge einer ins Kleinliche sich verlierenden, despotischen, bestechlichen Verwaltung; — nur Empfänglichkeit für finnliche Genüsse (Opiumrauchen), Habsucht, List, Falschheit. — Die vielen Niederlagen jedoch im (Opium-) Kriege mit England haben die Schwächen der Regierung aufgedeckt und ihre Auctorität geschmälert; seitdem lebhafte sociale Bewegung in den höheren Classen, offener Wi- derstand gegen Regierungs - Verfügungen, bewaffnete Aufstände. — Mandschu - Dynastie. Mandarinen. — Religionen des Confutse, des Lao, Buddhismus. Bedeutende Industrie, doch ohne Maschinen. (Weberei, Porcellan, Tusche rc.) -— Äußerst sorgfältiger Ackerbau; fast nur Reis gebaut. Dürre und Ueberschwemmungen vernichten oft die Ernten und richten furchtbares Elend an. — Viehzucht verhältnißmäßig gering; am be- liebtesten das Schwein. — Ausfuhr hauptsächlich nur Thee (Engl, bezieht jährlich c. 52, Ver. Staaten v. Nam. 16, Rußl. 8 Mill., Frankr. 600,000 Pf.) und rohe Seide (Engl, jährlich 2 Mill. Pf.). — Einfuhr: aus engl. Indien Opium für jährl. 120 Mill. Francs, Baumwolle für 30 Mill. Frcs., außerdem engl. Twist und Baum- wollenfabrkcate für 33, Wollenwaaren für 11 Mill. Frcs.; auch ruff. u. deutsche Fabricate über Kiächta. — Große Achtung vor den Wissen- schaften. — Schießpulver, Compaß, Buchdruckerkunst. — Lebhafter innerer Verkehr; viele Canäle, der Kaiser Canal 120 M. l. — Zunehmende Auswanderung nach dem ind. Archipel, Malacca, Siam, Kalifornien, Centro-America, Sandwich Zi. ic.— Lebhafterer Fremdenverkehr, seit- dem Engl, im Frieden v. 1842 größere Handelsfreiheit und Eröffnung der 5 Häfen v. Kanton, Amoi, Futschaufu, Ningpo, Schanghai für alle Nationen erzwungen; — Handelsverträge mit mehren europ. Nationen. Peking H. 2 Mill. E. — Nanking 1 Mill. E., Kanton. — In der Bocca Tigris die I. Macao 2v, E. portug., — ferner die günstig gelegene, aber nnfruchtb. u. ungesunde I. Hongkong mit der Stadt Victoria, engl. — Die Ii. Formosa, Hainan, Liemkkeu Gruppe. 2. Tübbet. Ackerbau, noch mehr Viehzucht. Höhere u. edlere Bil- dung, als in China. Buddhismus, Dalat Lama, 84,000 Priester. — H'laffa 25, — Ladak. — 3. Tatarek, kleine Bucharei: Kaschgar,

5. Leitfaden der Geschichte, Erdkunde, Naturkunde und Sprachlehre für Mittelschulen und die Oberstufe der Volksschulen - S. 113

1873 - Harburg : Elkan
113 sonders für Wissenschaft und Kunst thätig; durch den Ludwigs - Kanal erhielten Main und Donau die schon von Karl d. Gr. ins Auge gefaßte Verbindung. — Hannover trat 1837 ans der 123jährigen Verbindung mit England; der kräftige König Ernst August trübte indes die Freude über die erlangte Selbständigkeit durch die Aufhebung der Verfassung und die Verfolgung der verfassungstreuen Männer. — In ganz Deutsch- land war seit 1815 eine tiefe Unzufriedenheit darüber, daß dem deutschen Volke die Einheit und Freiheit nicht gegeben wurde, die ihm in den Be- freiungskriegen versprochen war, und daß die Männer, welche diese Ein- heit und Freiheit forderten, Verfolgung und selbst Kerkerstrafen zu erlei- den hatten. — 2) Neue Hoffnungen lebten auf, als nach Friedrich Wil- helms Iii. Tode sein hochbegabter Sohn, Friedrich Wilhelm Iv, im zur Negierung kam (1840—61). Während in Oestreich der Minister Metternich die unumschränkte Negiernng des Kaisers aufrecht hielt, ries er den „vereinigten Landtag" zusammen, um den Rath der Volks- vertreter zu vernehmen; mit großer Liebe förderte er Kunst und Wissen- schaft (kölner Dom; Alex. v. Humboldt, Gebr. Grimm rc.). Aber Deutschland die ersehnte Einheit zu geben, war ihm nicht beschieden (vergl. §. 170). Nach 16jähriger Negierung traf ihn die schwere Prü- fung, daß ein Gehirnleiden ihn zwang, aller Thätigkeit zu entsagen. ch §. 168. Fortsetzung, b. Griechenland. Türkei. Um das türkische Joch abzuschütteln, griffen die Griechen unter Alex. Ppsilanti 1821 zu den Waffen. Nach 6jährigem heldenmüthigem Kampfe kamen ihnen England (Minister Canning), Frankreich und Rußland zu Hülfe; sie vernichteten in der Seeschlacht von Navarin (S.w.-Küste Moreas) m7 die türkische Flotte und machten Griechenland zu einem selbständigen Staat (1828), der vier Jahr später den Prinzen Otto von Baiern zum Könige erhielt. — Der Krieg, den Sultan Mahmud 1829 mit Niko- laus vonnußland (1825—55) führte, endete für ersteren unglücklich, da er den Handel auf dem schwarzen Meere frei geben und Rußland die Schutzherrlichkeit über die Moldau und Wallachei zugestehen mußte. — c. Die romanischen Länder erschütterten blutige Verfassungskämpfe. In Italien wurden dieselben durch Oestreich unterdrückt (1821); Spa- nien aber und Portugal kamen mehrere Jahrzehnde nicht zur Ruhe und verloren überdies ihre reichen amerikanischen Kolonien. — In Fran k- reich wurde 1830 der despotisch gesinnte König Karl X. durch dic1830 Juli-Revolution gestürzt und der Herzog von Orleans, Ludwig Philipp, auf den Thron gerufen. — d. Belgien. In Brüssel brach in Folge der Julirevolution gleichfalls ein Aufstand aus, der dahin führte, daß sich die katholischen belgischen Provinzen von Hol- land losrissen und den Prinzen Leopold von Koburg zum König wähl- ten. — o. Die Polen erhoben sich im I. 1830 gegen die russische Herr- schaft. Nach tapferem Widerstände wurden sie bei Ostrolenka (nördl. v. Warschau) von Diebitsch überwunden; Paskewitsch eroberte darnach Warschau und verwandelte das Land in eine russische Provinz. Auch spätere Erhebungen mißlangen völlig und hatten zur Folge, daß die kleine Republik Krakau mit Oestreich vereinigt wurde (1846). Backhaus, Leitfaden. 2. Aufl. 8

6. Geschichte der neuesten Revolution - S. 10

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
10 Gleichheit der bürgerlichen und politischen Rechte und ent- hielt außer andern die wichtige Verheißung, daß in allen Bundesstaaten eine landständische Verfassung stattfinden und gleichförmige Verfügungen über die Preßfreiheit getroffen werden sollten. Wie wenig nun auch diese neue, unter den Einflüssen des Auslandes entstandene Verfassung geeignet zu sein schien, Deutschlands Einheit, Größe, Macht und Wohlfahrt zu voller Entwickelung kommen zu lassen; so war dennoch nach den Zeiten der Ohnmacht, der Schande und tiefsten Erniedrigung auch diese Gestaltung der Dinge in Deutschland bei treuer und weiser Verwirklichung der in der Bundesakte den Völkern gemachten Zusicherungen noch als ein großes Glück, als der Anfang einer neuen aufstei- genden Bewegung zu betrachten. Während die kleinern norddeutschen Staaten ihre alten Ständeverfassungen beibe- hielten, wurden in den süddeutschen Staaten konstitutionelle Verfassungen eingeführt. Auch König Friedrich Wil- helm Iii. von Preußen hatte in der berühmten Kabincts- ordre vom 22. Mai 1815 die Einführung von Reichs- ständen verheißen, nachmals aber, durch manche Erschei- nungen der Zeit bedenklich gemacht und in der konstitu- tionellen Staatsform für Preußens Einheit und Macht Gefahr ahnend, sich auf die Einführung von blos bera- thenden Provinzialständen beschränkt. Ueberhaupt kam auch in Preußen der Staatsgrundsatz des österreichischen Staatskanzlers Fürstert von Metternich immer mehr in Geltrurg, nach welchem Aufrechterhaltung alles Dessen, was vorhanden ist, als höchstes Ziel einer weisen Politik be- zeichnet wurde. Selbst Männer, wie Arndt, Jahn u. A., deren Wort und Beispiel in den Zeiten der Roth von so großer Wirkung gewesen, wurden nun als Förderer ge- fährlicher Neuerungen vor Gericht gestellt, ihrer Aemter entsetzt, von der Polizei überwacht. Daher fehlte es auch in Deutschland nach der franzö- sischen Julirevolution nicht ganz an revolutionären Bewe- gungen, namentlich in Braun schweig, in den König- reichen Sachsen und Hannover, im Kurfürstenthum Hessen-Kassel, und auch in diesen Ländern wurden ge- mäß den Volkswünschen und -Bedürfnissen ähnliche Verfas- sungen bewilligt, wie sie Bayern, Württemberg und andere Staaten schon länger besaßen. In den beiden größer» Staaten jedoch blieb es nach der Julirevolution verhältniß- mäßig ruhig, zumal da in Preußen dein unumschränkten

7. Geschichte der neuesten Revolution - S. 75

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
75 fassung die größten Schwierigkeiten. Nicht nur in der Na- tionalversammlung selbst tauchte eine. Alles hemmende Zwie- tracht auf und trieb die Hauparteien der revolutionär ge- sinnten, auf gänzlichen Umsturz hinarbeitenden Linken, und der mehr oder weniger mit den Negierungen und dem Be- stehenden es haltenden Rechten hart gegen einander, sondern auch unter dem Volke und den einzelnen, durch kirchlich-re- ligiöse Verschiedenheit und lange Gewohnheit getrennten Volksstämmen herrschte die größte Uneinigkeit über das End- ziel der politischen Bestrebungen. Dazu kamen die gehei- men Umttiebe jener republikanisch-kommunistischen Propa- ganda, die von Frankreich und der Schweiz aus das Feuer der Revolution unterhielt, die niedern, besitzlosen Volksklas- sen gegen die höhern, reichern zum Haß aufstachelte und auf einen neuen Umschwung der Dinge in dem benachbar- ten Frankreich hoffte, wo Cavaignac eben die pariser Juni- aufstände gedämpft hatte. Während man nun in Frankfurt vom 9. Juli bis 12. September vorerst die s. g. Grund- rechte des deutschen Volks gründlich berieth, in der Vor- aussetzung, daß die Fürsten und deutschen Einzelregierungen sie von der, souverän sich dünkendcn, Nationalversammlung unbesehen hinnehmen müßten, beendete die Krone Preußen einen, im Namen Deutschlands wegen Schleswig - Hol- st ein's begonnenen, Krieg mit Dänemark durch den Vertrag zu Malmö eigenmächtig, ohne die vorhergehende Geneh- migung des Reichsministeriums, und brach damit thatsächlich zuerst mit dem Parlament. Jene Vorgänge in den meer- umschlungenen Herzogthümern ragen aber zu bedeutend in die Geschichte der deutschen Revolution herein, als daß wir ihrer nicht mit Einem Worte gedenken müßten. Die Herzogthümer Schleswig und Holstein, von welchen nur letzteres mit Lauenburg zum deutschen Bunde gehörte, waren von jeher nur durch den gemeinsamen Herr- scher aus dem oldcnburgischcn Regentenhause, d. h. durch Personalunion, mit dem eigentlichen Königreiche Dänemark vereinigt gewesen; sonst hatten sie in unlösbarer Verbin- dung mit einander eine abgesonderte deutsche Verwaltung gehabt. Nun regierte in Dänemark seit dem 3. Dezember 1839 König Christian Viii., der nur einen einzigen, in kinderloser Ehe lebenden Sohn, den nachmaligen König Friedrich Vii., hatte. Demnach würde nach Friedrichs Vi l einstigem Ableben der Thron des eigentlichen König- reichs an jeine nächsten weiblichen Verwandten, seine s. g.

8. Geschichte der neuesten Revolution - S. 82

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
— 82 zum Heil des Ganzen und der Einzelnen erforderliche Macht wahren lasse und in Verbindung mit dem Wahlgesetz darauf hin- arbeite, die oberste Gewalt zu Gunsten der Republik zu beseitigen. Diesen ablehnenden großem Staaten gegenüber befand sich die Nationalversammlung in Frankfurt in völliger Ohn- macht, und der Reichsverweser erklärte eine Wirksamkeit zur Durchführung der Reichsverfassung für außerhalb seiner Befugnisse und Pflichten liegend. Das deutsche Volk im Ganzen erwartete jetzt kein Heil mehr von seiner durch Par- teiwuth zerrissenen Nationalversammlung, zeigte wenig Sympathien für die deutsche Reichsverfassung und erhob sich nicht zum Schutze derselben; wo es aber geschah, wurde es bald offenbar, daß eine rothrepublikanisch-revolu- tionäre Partei sich nur der Verfassung als eines Vorwan- des bediente, um Gesetz und Ordnung anzugreifen und Zerrüttung und Bürgerkrieg in Deutschland zu verbreiten. So von dem Volke und den Regierungen verlassen und mit dem Erzherzog Reichverweser immer mehr zerfallend, bot die einst so stolze Nationalversammlung einen höchst traurigen Anblick dar. Als aber der Geist "der Mäßigung aus der Paulskirche immer mehr entwich, die Leidenschaften stiegen und die Hauptparteicn immer schroffer einander ge- genüber standen; als endlich Beschlüsse erfolgten, deren Durchführung eine unabsehbare Verwirrung und Revolution hätte hervorbringen müssen: so traten die besonnensten und besten Mitglieder dieser Versammlung, entweder freiwillig, oder von ihren Regierungen abberufen, massenhaft aus, verzweifelnd, daß von hier aus noch Etwas zum Heil des Vaterlands bewirkt werden könne (21. Mai 1849). Da- durch sank die so sehr geschmolzene Versammlung zu einem fanatisch-politischen Klub herab, der aber dennoch als Nationalversammlung sich gebärdete und am 30. Mai sei- nen Sitz nach Stuttgart verlegte, um wo möglich von hier aus Süddeutschland zu insurgiren. In der That eröffneten auch 105 Mitglieder am 6. Juni ihre Sitzungen in der Stuttgarter Reitbahn. Man erklärte die Wirksamkeit der provisorischen Centralgewalt für beendigt und wählte eine aus 5 Mitgliedern bestehende s. g. Reichsregentschaft (der Gottesleugner Vogt aus Gießen war eins dieser Mitglieder), der die Oberleitung der gesammten bewaffneten Macht Deutschlands übergeben werden sollte. Allein damit hatte sich das s. g. Rumpfparlament selbst sein Ur- theil gesprochen und wurde zuletzt durch Militärmacht von

9. Geschichte der neuesten Revolution - S. 83

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
83 seinem Sitzungslokal verdrängt (19. Juni), um sich in alle Welt zu zerstreuen. — So endete die deutsche National- versammlung, welche am 18. Mai 1848 so vielversprechend, so großartig begann, ein Jahr später sehr klein, mit einem zwar massenhaften, aber ungeordneten Nachlasse; sie verlor sich, wie Deutschlands herrlicher Rheinstrom, im Sande. Von Allem, was man für Deutschlands Neugestaltung auf festem Grunde, für einen Aufschwung zur Einheit, Macht und Würde gehofft hatte, war Nichts in Erfüllung gegan- gen! Wo der Herr nicht das Haus bauet, ar- beiten umsonst, die daran bauen! 9. Die badische Revolution. Die Waiaufstände in Dresden. Wohin die praktische Ausführung der demokratischen, ja anarchischen Pläne führen müsse, zeigen auf eine höchst lehrreiche und für immer abschreckende Weise die Mai- aufstände von 1849 in Baden, in Rheinbayern und in Sachsens Hauptstadt, Dresden. Nie wird wohl eine Revolution leichtfertiger und unbegründeter begonnen und schmählicher beendet worden sein, als die im Großher- zogthum Baden. Das Land genoß eine Freiheit, wie sie nur irgend gewünscht werden kann, ja, die Nachsicht der Regierung hatte lange Zeit nur allzu sehr die Zügel schie- ßen lassen. Der so milde Großherzog 'Leopold hatte übrigens die Reichsverfassung und die Grundrechte angeno- men, und die Demokraten hätten sich in dieser Hinsicht hier am ersten beruhigen können. Aber gerade das Gegen- theil! Unter dem Vorwand, die Reichsverfassung und die Grundrechte zu beschützen, traten dort und in der Rhein- pfalz die ärgsten Wühler auf, um von da, und von Frank- reichs und der Schweiz hülfreicher Nähe aus, Deutschland tzu revolutioniren. Wir haben schon früher erwähnt, wie mr Monat September 1848 der badische Demokrat Gustav Struve, mit einer Handvoll verlaufener Abentheurer aus aller Herren Ländern, von der Schweiz aus einen Einfall in das badische Oberland machte, um von da aus die soziale Republik in Deutschland zu begründen, und wie damals die badische Regierung noch stark genug war, diesen ver- brecherischen Aufstand in wenigen Tagen niederzuwerfen. Anders war es im Mai und Juni 1849. Jene von Struve herbeigeführten Freischaaren hatten damals wie Räu- der und Mörder gehaust und es gar kein Hehl gehabt, daß sie die ganze Sache als einen Streifzug gegen die ge- 6*

10. Geschichte der neuesten Revolution - S. 2

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
2 — zunächst in Frankreich keineswegs die ersehnte Ruhe ein. Allerdings hatten.die Stifter des heiligen Bundes die Nothwendigkeit anerkannt, dem Geiste des Evangeliums auch in der Politik Raum zu geben und einerseits dem widerstrebenden Geiste des alle göttliche und alle menschliche Ordnung unterwühleuden Unglaubens Einhalt zu thun, andrerseits aber auch die Rechte der Beherrschten in Gerech- tigkeit und Wahrheit stets heilig zu halten. Daher hatten sie erklärt, daß die auf Englands Boden erwachsene und auf einer weisen Verbindung der Fürsten- und Volksrechte beruhende konstitutionelle Monarchie die Regie- rungsform sei, die dem Geiste einer fortgeschrittenen Zeit und den Wünschen gebildeter Völker am meisten entspreche; denn in ihr sei die Würde des Königthums gewahrt und doch zugleich dem Volke das Recht der Steucrbewilligung, Mitaufsicht über die Verwendung der Staatseinkünfte, die Theilnahme an der Gesetzgebung und Freiheit der Presse zugcsichert. Demgemäß 'hatte auch Ludwig Xvlll., welcher nach den hundert Tagen der Napoleonischen Zwischcnherrschaft durch die siegreichen Waffen der Alliirten zum zweiten Mal auf den Thron seiner Väter zurückgcführt worden war (8. Juli 1815), dem französischen Volke eine konstitutionelle Verfassung, die s. g. Charte, verwilligt. Diese Charte Ludwigs Xvlll., welche nach dem Ausdruck eines französischen Staatsmannes alles von der Revolution hcrvorgebrachte Gute geheiligt, Dasjenige aber, was in jener bcklagenswerth gewesen, beseitigt hatte, wäre allerdings im Stande gewesen, dem erschütterten und aus tausend Wun- den blutenden Lande Ruhe, Ordnung und Wohlfahrt wiederzugeben und die ganze Nation mit dem Bourbonischen Herrscherhause aufrichtig zu befreunden, wenn anders von Seiten der Regierenden wie der Regierten die rechte Mä- ßigung beobachtet worden wäre. Allein mit den Bourbons kehrten eine Menge Emigranten und Altadeliger nach Frank- reich zurück, welche, da sic Nichts gelernt und Nichts ver- gessen hattcir, unmäßige Ansprüche auf Schmerzensgeld oder vollen Ersatz mitbrachten. Dagegen verloren die Großm aus der Kaiferzcit zum Theil ihre Lehen und ihr Ansehn, und die alte Armee, die für Napoleon und die große Nation schwärmte, sah sich zurückgesetzt. Viele Tausenve der besten alten Soldaten waren aus der Gefangenschaft zurückgekehrt und wirkten auf die Stimmung des Volkes. So standen sich in Frankreich gleichsam zwei Generationen feindlich
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