Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte, Europäische Geschichte
Inhalt: Zeit: Mittelalter, Neuzeit
Geschlecht (WdK): koedukativ
wie den Sitten seiner Väter haßte es die Franken seit längerer Zeit, und mit ihnen den Christengott, und machte fortwährend Raubeinfälle ins fränkische Gebiet. Da nun Karls d. Gr. Plan war, alle Völker des Abendlandes zu einem christlichen Reiche zu einigen, so mußte er die Sachsen unterwerfen.
Im I. 772 hielt er einen großen Reichstag zu Worms,
auf welchem über den Kriegszug gegen die Sachsen verhandelt
wurde. Gleich darauf drang Karl mit einem Heere in das Land der Sachsen ein, eroberte ihre Feste Eres bürg (jetzt Stadtberg an der Diemel) und zerstörte das Götzenbild derselben, die Jrmensäule. Dann drang er bis zur Weser vor und ließ die Sachsen zum Unterpfand der Treue Geiseln geben.
Im I. 774 rief ihn der Papst Hadrran I. gegen die
Langobarden zu Hilfe, die ihn mit Krieg bedrohten. Karl
erschien, eroberte Pavia, überwand den Langobardenkömg Desiderius und schickte ihn ins Kloster. Darauf fetzte er sich die eiserne Krone der Langobarden aufs Haupt und nannte sich König der Langobarden. Alles Land, was bisher zum langobardischen Reiche gehört hatte, wurde zum fränkischen
Reiche geschlagen. .
In Karls Abwesenheit fielen die Sachsen mit Feuer und Schwert über die Grenze. So ging es Jahr für Jahr. War Karl unter ihnen, so demütigten sich die Sachsen, fielen jedoch schnell wieder ab, wenn der König anderswohin zog. Nachdem Karl mehrere Festungen gegen sie angelegt hatte, hielt er 777 einen glänzenden Reichstag in Paderborn. Hier erschien eine seltene Gesandtschast. Der arabische Statthalter von Saragossa, der vom Kalifen von Eordova, Abderrhctman, vertrieben worden war, ließ den mächtigen Frankenkönig um Hilfe bitten. Karl erkannte in dieser Bitte einen Ruf Gottes, daß er helfen solle, die christliche Kirche in Spanien wiederherzustellen. Er ging 778 mit einem Heere über die Pyrenäen, eroberte Saragossa und alles Land vom Gebirge bis an den Ebro, welches unter dem Namen spanische Mark em Teil des fränkischen Reiches wurde. _
Auf dem Rückwege war Karl nicht so glücklich. Wahrend sein Heer durch die engen Gebirgsschluchten von Roncevauev dahinzog, wurde der Nachtrab von den wilden Gebirgsbewohnern überfallen und niedergemacht. Unter den Gefallenen befand sich auch der berühmte Held Roland, des Kaisers ~ieb= ling, dessen Heldenthaten noch heute im deutschen Volke leben.
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Extrahierte Personennamen: Karls Karl Karl Karl Langobardenkömg_Desiderius Karls Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Roland
Extrahierte Ortsnamen: Karls Sachsen Worms Sachsen Sachsen Sachsen Pavia Karls Sachsen Sachsen Paderborn Saragossa Eordova Gottes Spanien Saragossa
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unterdrückten Großen erhoben wieder ihr Haupt, um nach eigner Selbständigkeit zu streben. Unter dem Einflüsse der Geistlichkeit erließ er im I. 817 eine Erbfolgeordnung, wonach Lothar, der älteste Sohn, die Oberherrschaft über das ganze Reich führen, Pipin in Aquitanien aber und Ludwig in Bayern dem Lothar Unterthan sein sollten. Den Lothar ernannte er zugleich zum Mitregenten.
Durch diese Verfügung fühlte sich zunächst des Kaisers Neffe, Bernhard, König von Italien, beeinträchtigt. Er sann auf Empörung; da ließ ihn Ludwig blenden. Als jener am dritten Tage darauf an den Folgen der Mißhandlung starb, hatte der Kaiser keine Ruhe mehr.
Dennoch verheiratete er sich nach dem Tode seiner ersten Gemahlin mit Judith, der schönen Tochter des bayrischen Grafen Welf. Diese gebar ihm einen Sohn, Karl (der Kahle zubenannt). Um nun diesem Liebling auch ein Reich zu verschaffen, nahm Ludwig, von Judith beredet, eine neue Gebietsteilung vor, wodurch er die andern Söhne schädigte. Diese ergrimmten und zogen das Schwert gegen ihren eigenen Vater und gegeneinander. Der Kaiser brachte auch ein Heer zusammen, aber die Söhne hatten es ihm abtrünnig gemacht. Sie nahmen ihren Vater gefangen und übergaben ihn den Geistlichen, daß sie ihn überreden sollten, dem Reiche zu entsagen und Mönch zu werden. Judith suchte Zuflucht in einem Kloster. Allein mit Hilfe des Volkes kam Ludwig wieder auf den Thron.
Doch die Not hatte ihn nicht weiser gemacht. Um seinen Lieblingssohn Karl ausstatten zu können, beging er neue Ungerechtigkeit gegen Pipin und Ludwig. Da vereinigten sich die drei Brüder wieder, und der Papst heiligte den Bund. Bei Colmar im Elsaß erwarteten die drei feindlichen Söhne ihren Vater. Zu diesem ging der Papst, um ihn zu bereden, sich den Söhnen zu unterwerfen. In der Nacht verließen ihn alle feine Krieger bis auf ein kleines Häuflein. Diesen redete er zu, daß sie, um ihr Leben zu retten, ebenfalls übergehen sollten. Die Ebene, wo dies geschah, heißt von dem Verrate noch heute das Lügenfeld. Darauf ging Ludwig selbst zu feinen Söhnen hinüber, und diese nahmen ihn wieder gefangen (833). Lothar führte feinen Vater nach Soissons und sperrte ihn in ein Kloster. Dort drängten sich viele Geistliche an den Kaiser und bestürmten ihn Buße zu thun. Nach einigem Zögern schritt er in die Kirche, kniete auf einem
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diesem öffentlichen Krönungsmahle bedienten ihn zum Zeichen der Unterwerfung der Herzog von Franken als Truchseß der für die Speisen sorgte, der von Schwaben als Mundschenk, der von Bayern als Marschall und der von Lothringen als Kämmerer. Diese Hofämter galten von nun an als die höchsten Reichsämter.
Auf Otto I. waren die Eigenschaften seines Vaters übergegangen. Er suchte den Glanz der Krone dadurch zu erhöhen, daß er widerspenstige Große demütigte und die Herzogtümer an seine Verwandten verlieh. Sachsen verlieh er Hermann Billung, dem tapfern Streiter gegen die Slawen, Schwaben seinem Sohne Ludolf, Bayern seinem Bruder Heinrich, der sich zweimal gegen ihn empört hatte, und dem er zweimal, zuletzt am Weihnachtsfeste zu Frankfurt, verziehen hatte.
Auch gegen die Dänen kämpfte Otto; ihr König Harald hatte Schleswig erobert, das fein Vater gestiftet hatte. Otto führte fein Heer siegreich bis zur Spitze von Jütland an den Ottensund und nötigte Harald zur Taufe und zur Lehnspslicht. Er stiftete mehrere Bistümer bei den Slawen, z. B. Havelberg, Brandenburg rc. und nötigte auch die Polen zur Anerkennung der deutschen Hoheit.
Markgraf Berengar von Jvrea hatte den König Lothar vergiftet. Er bemächtigte sich des Thrones und nötigte Adelheid, die junge und schöne Witwe Lothars, eine burgundische Königstochter, seinen Sohn Adalbert zu heiraten. Adelheid weigerte sich, darauf einzugehen. Da wurde sie von Berengar und dessen böser Gemahlin (Wi lla) in einem festen Schlosse am Gardasee eingekerkert. Ein frommer Priester, Martin, untergrub die Mauern des Schlosses und führte sie in einem Kahne über den See, wo sie ein Fischer pflegte. Endlich kam sie nach Kanossa, wo sie Markgraf Azzo aufnahm. Berengar belagerte das Schloß. Da schickte Adelheid einen Boten nach Deutschland, um König Otto um Hilfe zu bitten, wofür sie ihm ihre Hand und die Krone von Italien anbot. Dieser Hilferuf rührte das Herz des deutschen Königs, und er beschloß sie zu befreien. Mit Heeresmacht zog er 951 über die Alpen, vertrieb den Berengar, eroberte die Hauptstadt Pavia, vermählte sich mit Adelheid und wurde König von Italien. Den Berengar setzte er als Vizekönig über Italien.
Bald darauf erschienen die Ungarn wieder in Deutschland. Bei ihrem Erscheinen prahlten sie: ihre Rosse würden die Flüsse und Seen austrinken und die Städte zerstampfen;
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folgenden Jahre (962) ging er nach Rom, roo ihn der Papst Johann Xii. feierlich zum römisch enkaiser krönte. Seitdem blieb die römische Kaiserwürde mit dem deutschen König-tume vereinigt. Das Deutsche Reich hieß fortan: heiliges römisches Reich deutscher Nation. Die Kaiserkrone war zwar eine Verherrlichung der deutschen Könige, denn sie waren sogar Schirmherren der katholischen Kirche, aber die Behauptung derselben hat den Deutschen viel Blut gekostet und Deutschland oft in großes Unglück gestürzt; ja sie hat seine Zerstückelung vorbereitet.
Während der Kaiser in Deutschland war, erhoben die römischen Edelleute sich gegen ihn. Er ging daher (966) zum dritten Male über die Alpen und hielt ein furchtbar Gericht über alle, die das kaiserliche Ansehen verachtet hatten. Dann berief er seinen Sohn Otto Ii. nach Rom und ließ ihn zum Kaiser krönen. Da warb er für ihn um die griechische Prinzessin T h e o p h a n i a, welche die Provinzen Apulien und Cala-brien als Brautschatz mitbringen sollte, um so ganz Italien mit dem römisch-deutschen Reiche zu vereinigen. Der damalige Kaiser von Griechenland lehnte aber diesen Antrag ab, und es kam zu einem Kampfe. Sein Nachfolger jedoch bewilligte Theo-' phania für Otto Ii.
Segensreich war die Stiftung des Erzbistums Magdeburg, durch Otto I. Auch die Silberbergwerke am Harz wurden unter ihm angelegt.
Otto I. hat durch seine Persönlichkeit die deutsche Kaiserkrone zur glänzendsten der Erde gemacht, er hat daher mit Recht den Beinamen des Großen erhalten. Wie sein Vater, so starb auch er zu Memleben an der Unstrut (973) und wurde in dem Dom zu Magdeburg begraben.
Nach Otto I. regierten in Deutschland noch drei Kaiser aus dem sächsischen Hause: Otto Ii., Otto Iii. und Heinrich Ii. oder der Heilige. — Otto Ii. (973 — 983) gedachte die griechischen Besitzungen in Italien an sich zu reißen, erlitt aber eine furchtbare Niederlage. Sein Sohn Otto Iii. (983 —1002) wurde von feiner Großmutter Adelheid und feiner Mutter Theophania undeutfch erzogen. Aus Vorliebe für Italien wollte er seine Residenz nach Rom verlegen. Der fromme Heinrich Ii. (1002 —1024) hatte viel mit widerspenstigen Großen zu kämpfen und zog dreimal nach Italien. Mit ihm erlosch das sächsische Königshaus.
Hlttig, Die Weltgeschichte itt Bildern, n. 2
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in. Die Übermacht der päpstlichen Kerrschaft.
5. Kaisertum und Papsttum.
1. Konrad Ii. Nach dem Tode Heinrichs Ii. zogen die deutschen Herzöge und Fürsten, Bischöfe und Herren an den Rhein, um in der Ebene zwischen Mainz und Worms die Königswahl vorzunehmen. Die Wahl schwankte zwischen zwei Vettern, dem ältern und jüngern Konrad. Jener, Konrad von Franken, der Salier, wurde gewählt, und mit ihm kam das salisch-fränkische Kaiserhaus auf den Thron.
Konrad Ii. (1024—1039) wußte dem Kaisertume in Deutschland wieder großes Ansehen zu verschaffen, indem er die Macht der Herzöge schwächte und die kleineren Fürsten erblich machte. Er war zum Besten des Reichs unermüdet thätig. So brachte er das Königreich Burgund (das arelatische Reich) zu Deutschland. Dieses umfaßte damals die westliche Schweiz, Savoyen, die Provence und das Rhonegebiet. Kaiser Heinrich Ii. hatte nämlich mit Rudolf, König von Burgund, einen Vertrag geschlossen, daß Burgund nach dessen Tode an Deutschland fallen sollte. Konrads Stiefsohn aber, Herzog Ernst von Schwaben, glaubte als Rudolfs Neffe (seine Mutter Gisela war die Witwe des Schwabenherzogs) ein näheres Anrecht auf Burgund zu haben. Es kam zum Kriege. Ernst mußte sich unterwerfen und wurde in Giebichenstein gefangen gesetzt. Bald aber wurde er seiner Hast entlassen und sollte wieder in sein Herzogtum Schwaben eingesetzt werden, wenn er seinen Freund Werner von Kiburg verfolgen helfe. Dazu verstand sich Ernst nicht; er floh zu Werner in den Schwarzwald und fiel mit diesem zusammen im Kampfe gegen kaiserliche Truppen.
Nach dem Tode Rudolfs fiel Burgund an das Deutsche Reich. Der dort eingeführte Gottesfriede, wonach von Mrtt-woch Abend bis Montag früh die Waffen ruhen mußten, wurde bestätigt und in Deutschland eingeführt.
Konrad erlangte nicht nur die lombardische und römische Krone, sondern suchte auch einzelne Herzogtümer an sich zu
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bringen. So gab er die Herzogtümer Schwaben, Bayern und Kärnten seinem Sohne Heinrich.
2. Das Papsttum. Gregor Vii. Seit Karls des Großen Zeit strebten die Päpste immer mehr danach, die geistliche Macht der Kirche über die weltliche der Könige und Fürsten zu erheben. Dadurch entstand ein immerwährender Kampf zwischen Kaisertum und Papsttum. Aus den höchsten Gipfel der Macht ward die Kirche erhoben durch Gregor Vii.
Gregor Vii., mit seinem frühern Namen Hildebrand, war der Sohn eines Zimmermanns in Saona. In seinen früheren Jahren lebte er als Mönch in dem Kloster Clügny in Frankreich. Hier lernte ihn Papst Leo Ix. kennen. Dieser wurde vor dem gewaltigen Geiste und der Sittenstrenge Hildebrands so eingenommen, daß er ihn mit nach Rom nahm. Durch seine tiefe Einsicht in die Angelegenheiten der Kirche und durch seine außerordentliche Klugheit lenkte er nun die Schritte von fünf Päpsten, und er war es eigentlich, der die Kirche regierte. Um die Papstwahl, welche bisher durch den Adel, die Geistlichkeit und das Volk zu Rom erfolgt war, dem Einfluß der Kaiser zu entziehen, veranlaßte er die Errichtung des Kardinalkollegiums. Eine Stütze gegen die weltliche Gewalt hatte der Papst an den Normannen in Unteritalien.
Als Hildebrand unter dem Namen Gregor Vii. (1073) den päpstlichen Stuhl bestieg, beschloß er den gewaltigen Plan zur Ausführung zu bringen, die Kirche von allem weltlichen Einfluß zu befreien und über alle Fürstenmacht hoch emporzuheben. Er sagte z. B.: „Wie der Mond nur leuchtet durch die Sonne, so sind Kaiser, Könige und Fürsten nur durch den Papst." Um dies zu erreichen, suchte er die Kirche von verschiedenen eingerissenen Mißbräuchen zu reinigen.
Zunächst erneuerte er das Verbot der Simonie, d. h. der Erwerbung geistlicher Ämter für Geld. Der Name Simonie ist entlehnt von jenem Simon (Apostelgesch. 8, 18 f.), welcher den Aposteln die Gabe des heiligen Geistes für Geld abkaufen wollte. Zugleich übte Gregor strenge Zucht über unwürdige Geistliche.
Um die Kirchengewalt über die weltliche zu erheben, verordnete er, daß die Fürsten fortan keinen Bischof mehr ernennen und zum Zeichen feines Amtes mit Ring und Stab belehnen durften. Dazu habe nur der Papst ein Recht. Der Ring deutete die Vermählung mit der Kirche, der Stab das geistliche Hirtenamt an. Die Überreichung dieser Insignien hieß Jnv e-
2*
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ftitur (von investire, bekleiden). Auch andre kirchliche Ämter durften bei Strafe des Bannes nicht mehr an die Geistlichen vergeben werden. Hiergegen erhob sich ein gewaltiger Widerspruch von feiten der Fürsten.
Hiermit verband Gregor die Verordnung wegen des Cölib ats oder der Ehelosigkeit der Geistlichen, um diese von der Fürstengunst unabhängig zu machen. Dieses Gesetz stieß auf den heftigsten Widerstand von seiten der Geistlichen. Doch Gregor blieb unbeugsam. Die verheirateten Geistlichen mußten sogar ihre Frauen verstoßen.
Zugleich erneuerte Gregor die Behauptung, daß der Papst über den Konzilien stehe; der Papst fei der Statthalter Christi aus Erden, und er habe als solcher allein das Recht, Kaiser und Könige abzusetzen.
3. Heinrich Iv. 1. Heinrichs Jugend. Konrads Ii. Sohn, Heinrich Iii., war ein kräftiger Herrscher, der in Italien Päpste ein- und absetzte und in Deutschland die herzogliche Gewalt mit starker Hand niederhielt, dessen Oberhoheit sogar der König von Ungarn anerkannte. Leider starb er schon im 39. Jahre, viel zu früh für Deutschland, das nun der traurigsten Zerrüttung anheimfiel, da die Fürsten nun um so mächtiger ihr Haupt erhoben.
Heinrichs Iii. Sohn, Heinrich Iv., war erst sechs Jahr alt, als sein Vater starb. Er war schon als Kind von drei Jahren zum deutschen König gekrönt worden. Seine Mutter, die edle und verständige Agnes, übernahm seine Erziehung und zugleich die Regierung des Reiches. Alsbald erhoben die Grasen und Herzöge Deutschlands wieder keck ihr Haupt, als sie der lästigen Oberherrschaft des Kaisers entbunden waren. Sie ertrugen die Regierung eines Weibes mit Unwillen und bildeten eine Verschwörung, um sich der Person des jungen Königs zu bemächtigen und der Mutter die Regierung zu entreißen. An der Spitze biefer Verschwörung ftanb der strenge und herrfchfüchtige Erzbischof Hanno von Köln. Dieser lub 1062 die Kaiserin mit ihrem Sohne zu einem Feste nach
Kaiserswerth am Rheine. Nach der Tafel machte Hanno dem
Prinzen den Vorschlag, sein Jagbschiff zu besichtigen. Aber kaum hatte er es bestiegen, so stießen die Ruberer vom Ufer ab und trieben das Schiff in die Mitte des Flusses. Da merkte Heinrich, daß er verraten fei; er schrie und sprang über Borb ins Wasser. Aber man zog ihn wieber heraus
und führte ihn nach Köln.
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aber die Bürger aus dem Handwerkerstande in geordnete Zünfte zusammentraten, so erwarben sie sich nach und nach Anteil an der städtischen Verwaltung.
Aber das Aussehen der Städte um das I. 1300 darf man nicht mit dem heutigen vergleichen. Wer am Morgen in ein Thor einzog, begegnete sicher dem Stadtvieh, denn der Bürger trieb auch Landbau; selbst die vornehmen Häuser hatten in engem Hofraume Viehställe. Nur die Hauptstraßen der vornehmen Städte waren hier und da gepflastert; wer bei schlechtem Wege ausging, fuhr in schwere Holzschuhe. Auf den Straßen fand man häufig Brunnen mit Rolle, Kette und Eimer.
Hohe, oft doppelte Mauern, Gräben und Wälle umgürteten das streitbare Geschlecht der Bürger, das immer des Angriffs gewärtig fein mußte. Wehrtürme frönten die Mauern. In den meisten Städten wanden sich die Straßen, oft im Sacke endend, gekrümmt und enge hin und her. Das Rathaus ragte über alle Gebäude weltlichen Gebrauchs hervor; auf seinem schlanken Turme hing das Glöcklein, das zur Rats- und Gemeindeversammlung oder sonst zu wichtigen Dingen rief. Von dem Rathausturme lugte der Wächter ins Weichbild aus. Kirchen und Rathäuser, Kaufhallen und Zunfthäufer wurden von der ganzen Bürgerschaft mit großer Ausdauer prachtvoll ausgebaut, besonders die Kirchen und Kapellen. Himmelhoch erhoben sich die Türme.
Die Bürgerhäuser waren sehr einfach gebaut. Sie bestanden nur aus Fachwerk und ragten mit dem Giebel nach der Straße. Die oberen Stockwerke ragten über die unteren hervor und verengten die schmalen Gassen so sehr, daß sie kaum den Himmel blicken ließen. Die häusliche Einrichtung entsprach der Einfalt des Zeitalters. Der Hausrat, ohne Putz, war dem einfachsten Bedürfnis gemäß und roh gearbeitet. Beim Mahle aßen Mann und Frau aus einem Napfe; ein oder zwei Becher dienten der ganzen Familie; Fackeln oder Laternen leuchteten bei Nacht den Schmausenden, Kerzen gab es nicht. Bei Festlichkeiten aber zeigte sich oft große Schwelgerei und Prunkliebe, welcher sogar durch besondere Gesetze gesteuert werden mußte.
6. Wissenschaft und Kunst. Die Wissenschaften waren in dieser Zeit, bis zur Gründung der Universitäten, fast ausschließlich in den Händen der Geistlichkeit. Sie wurden nur in lateinischer Sprache behandelt und waren darum der
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Hessen gelangte. Unterdessen eilten die Sachsen, die königlichen Burgen zu brechen. Das Volk war so erbittert auf den König, daß es sogar die Kirche in der Harzburg niederbrannte und die Leichen von Heinrichs Bruder und Söhnchm aus ihren Grüften herauswarf. Dann versammelten sich die Fürsten, um einen neuen König zu wählen.
Heinrich eilte nach Worms, wo er unter dem Volke viele treue Anhänger fand. Auch viele Fürsten wandten sich ihm zu und versprachen ihm Beistand gegen die Räuber und Kirchenschänder. So brachte er ein großes Heer zusammen, mit welchem er bei Langensalza an der Ünstrut (1075) die aufständischen Sachsen trotz der tapfersten Gegenwehr besiegte. Die sächsischen Großen unterwarfen sich, aber Heinrich nahm sie gefangen und stellte seine Burgen wieder her. Da er die Besiegten schonungslos behandelte, so wandten sie sich mit ihren Klagen an den Papst Gregor Vii., der bei seinem Streben, die päpstliche Macht über die kaiserliche zu erheben, mit Heinrich in den heftigsten Streit geriet.
3. Heinrich Iv. gegen Gregor Vii. Gregor nahm die Klagen der Sachsen bereitwillig auf und ermahnte den Kaiser, die gefangenen Bischöfe freizugeben. Als dies nichts fruchtete, erschienen päpstliche Gesandte mit dem Besehl, der Kaiser solle sich in Rom vor ein geistliches Gericht stellen und sich wegen der schuldgegebenen Verbrechen, auch wegen der Simonie, die er getrieben habe, rechtfertigen. Heinrich war wütend über solche Anmaßung. Er berief eine Versammlung der deutschen Bischöfe nach Worms (1076) und erklärte den Papst für abgesetzt. Ein mutiger Gesandter übernahm es, dem Papste diesen Beschluß zu überbringen, zugleich mit einem derben Briefe, der mit den Worten begann: „Heinrich, nicht durch Anmaßung, sondern nach Gottes Ordnung König, an Hildebrand, nicht den Papst, sondern den falschen Mönch." Gregor erhielt dies Schreiben, als er gerade die Kirchenversammlung hielt, und las es selbst den Anwesenden vor. Es entstand eine so große Entrüstung, daß der königliche Gesandte arg gemißhandelt worden wäre, hätte ihn nicht Gregor selbst in Schutz genommen. Am folgenden Tage sprach der Papst den Bann über den König aus, entsetzte ihn der Regierung und entband alle seine Unterthanen von dem Eide der Treue, den sie ihm geleistet.
Durch die Nachricht von dem Banne des Papstes wurden die Gemüter furchtbar erschüttert. Die Sachsen griffen wieder
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