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1. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in mehrklassigen Volksschulen - S. 70

1881 - Merseburg : Steffenhagen
70 (Schlacht auf dem Marchselde.) Wenn auch Rudolf bei seiner Erwählung den Fürsten ihre erworbenen Rechte hatte gewährleisten müssen, so verstand er es doch gar wohl, sich ihnen gegenüber Achtung zu verschaffen. Nur der stolze Ottokar von Böhmen versagte ihm die Anerkennung. Da rückte er in Oestreich ein und überwand den Böhmenkönig in der blutigen Schlachthaus dem March felde, in welcher dieser selbst den Tod fand. Die Folge davon war, daß die von Ottokar einst widerrechtlich besetzten Herzogtümer Oestreich, Steiermark und Krain an Rudolfs Söhne Albrecht und Rudolf kamen, wodurch der Grund zu der Macht des habsburgischen Hauses gelegt wurde. (Rudolf's Regierungsthätigkeit und Ende.) Mit den Päpsten lebte Rudolf stets im besten Einvernehmen, da er sich nicht in die italienischen Angelegenheiten mischte. Sein größtes Verdienst bestand in der Sicherung des Landfriedens und in der Handhabung der Gerechtigkeit. Mit unerbittlicher Strenge trat er gegen den Raubadel auf; in Thüringen allein zerstörte er 66 Raubburgen und ließ 29 Raubritter zu Erfurt hinrichten. Zur Aufrechterhaltung der Ordnung durchzog er mehrere Male das Reich von einem Ende zum andern. Ueberall saß er selbst zu Gericht, und jedem erlaubte er, persönlich vor ihm zu erscheinen. Fest und treu hielt er, was er einmal zugesagt, und noch lange hieß es von jemandem, der sein Wort brach: „Der hat Rudolfs Redlichkeit nicht." — Nach 18 jähriger segensreicher Regierung* starb Rudolf zu Ger m ers h eim am Rhein und wurde zu Spei er beigesetzt. § 47. Das deutsche Reich bis zu Ende des Mittelalters. (Albrecht I und die Schweizer.) Auf Rudolf von Habsburg folgte als deutscher Kaiser Adolf von Nassau, der indes schon nach sieben Jahren'.gegen des ersteren Sohn Albrecht von Oestreich Reich und Leben verlor. Albrecht war ein ländergieriger Fürst, der vor allem die Schweiz der Herrschaft seines Hauses zu unterwerfen suchte. Um den dortigen freien Bauern ihre Selbständigkeit zu verleiden, schickte er ihnen Vögte und Amtleute, die im Namen des Reichs die Gerichtsbarkeit auszuüben hatten, die aber in der übermütigsten Weise schalteten und walteten. Da kamen drei angesehene Männer, Walter Fürst von Attinghausen, Werner Stauffacher und Arnold von Meich that, mit noch dreißig Gesinnungsgenossen auf dem Rütli, einer einsam gelegenen Bergwiese am Vierwaldstätter See, zusammen und schwuren, die Unterdrücker zu vertreiben und die Freiheit sich und ihren Enkeln zu behaupten. Am Neujahrstage 1308, nachdem schon Wilhelm Tell den gewaltthätigsten der Vögte, Geßler von Brunneck, durch einen Pfeilschuß getötet, wurde das Vorhaben ins Werk gesetzt. Ohne einen Tropfen Blut zu vergießen, erstürmten und zerstörten die Schweizer die Zwingburgen und jagteu die kaiserlichen Beamten zum Lande

2. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in mehrklassigen Volksschulen - S. 60

1881 - Merseburg : Steffenhagen
60 durchzog er mit Erlaubnis Papst Urban's Ii einen großen Teil Italiens und Frankreichs, um das Volk für einen Zug nach dem heiligen Lande zu begeistern. Mit flammenden Worten forderte er die Menge auf, das Grab des Heilandes den Ungläubigen zu entreißen, und seine Predigten machten den gewaltigsten Eindruck auf die Gemüter. (Die Kirchenversammlung zu Clermont.) Als Urbau dies sah, berief er für den Herbst 1095 eine Kirchenversammlung nach Clermont in Frankreich, wo sich auf weiter Ebene zahllose Geistliche, Fürsten, Ritter und Männer aus dem Volke einsanden. Hier schilderte der Papst noch einmal in bewegter und doch wieder feuriger Rede die Drangsale der Christen im Morgenlande und verhieß denen, welche an dem Zuge teilnehmen würden, ewigen Lohn im Himmel. Und kaum hatte er geendet, da erschallte der vieltausendstimmige Ruf: „Gott will es! Gott will es!" und die meisten Anwesenden erklärten sich sosort zum Kampfe für die Sache Christi bereit und hefteten zum Zeichen' dessen ein rotes Kreuz auf ihre rechte Schulter. Von Clermont aus aber pflanzte sich die Bewegung durch ganz Frankreich, Italien und die angrenzenden Gebiete fort, und jeder Stand und jedes Alter wurde von ihr ergriffen. (Die Kreuzfahrer vor und in Antiochien.) Im Sommer 1096, als schon einige vorausgeeilte Scharen wegen ihrer Räubereien von den Ungarn und Bulgaren vernichtet worden waren, traten die Fürsten und Herren mit den ihnen zuströmenden Pilgern den Zug nach Osten an. Oben an unter den Führern standen Gottfried von Bouillon, Herzog von Nieder-Lothnngen, Herzog Robert von der Norma ndi e, Gras Raimund von Toulouse und der Normannensürst Boemund von Tarent; das gesamte Kreuzheer zählte 100000 schwergerüstete Reiter und 300000 Mann wohlbewaffnetes Fußvolk. Auf verschiedenen Wegen zogen die einzelnen Abteilungen über Constantinopel nach Kleinasien und langten unter harten Kämpfen im Herbst 1097 vor Antiochien in Syrien an. Der Besitz dieser Stadt war für das Unternehmen von der höchsten Wichtigkeit, die Belagerung der-selben aber ungemein schwierig. Um so thörichter handelten die Pilger, daß sie die reichlich vorgefundenen Lebensmittel in schwelgerischer Weise verzehrten; denn infolge dessen sahen sie sich während des hereinbrechenden Winters dem bittersten'mangel preisgegeben, der die Wallbrüder zu vielen Tausenden dahinraffte. Endlich öffnete ein Verräter eine Pforte, und mit dem Rufe „Gott will es!" drangen die Kreuzfahrer iu die Stadt. Drei Tage lang hatten sie in wilder Mordlust die Straßen durchtobt, als der Statthalter von Mosul mit 200000 Mann vor den Thoren erschien. Den Pilgern entsank der Mut, und viele ließen sich an Stricken von der Mauer hinab und entflohen. Da fand ein

3. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in mehrklassigen Volksschulen - S. 62

1881 - Merseburg : Steffenhagen
62 (Die übrigeu Kreuzzüge und die geistlichen Ritterorden.) Außer dem oben geschilderten wurden noch sechs größere Kreuz-■güge ins Werk gesetzt, an denen n. a. die deutschen Kaiser Kou-rad Iii, Friedrich Barbarossa und Friedrich Ii, der König Richard Löwen herz von England und die Könige Ludwig Vii und Ludwig der Heilige von Frankreich teilnahmen. Allmählich aber erkaltete der Eifer für die Sache des heiligen Landes, und die dortigen christlichen Fürsten blieben meist auf ihre eigene Kraft angewiesen. Eine dauernde Stütze hatten sie nur an den geistlichen Ritterorden, dem Johanniter-, Templer- und deutschen Ritterorden, deren Mitglieder neben den drei Mönchsgelübden auch das der Bekämpfung der Ungläubigen ablegten. Trotzdem gewannen die Moslemin eine Stadt nach der anderen zurück, und im Jahre 1291 ging den Christen auch die letzte Besitzung in Palästina verloren. Nun ließ sich der Templerorden in Frankreich nieder, wo er indes bald aufgehoben wurde, und der Johanniterorden verlegte seinen Sitz zuerst nach Cypern, dann nach Rhodns und zuletzt nach Malta, weshalb seine Angehörigen auch den Namen Malteserritter führten. Der deutsche Ritterorden war schon vorher nach dem heidnischen Preußen gerufen geworden, das er in öbjährigem Kampfe dem Christentum und dem deutschen Wesen eroberte und lange mit Ruhm beherrschte. Dann aber erlahmte seine Kraft, und die Ritter mußten schließlich Westpreußen an Polen abtreten und für Ostpreußen die polnische Oberhoheit anerkennen. Sechzig Jahre später trat Hochmeister Albrecht von Hohenzollern zur Reformation über, löste den Orden auf und verwandelte Preußen in ein weltliches Herzogtum. § 43. Friedrich Barbarossa. (Welfen und Hohenstaufen.) Mit dem Sohne Heinrich's Iv war das fränkische Kaisergeschlecht schlafen gegangen, und die deutschen Fürsten hoben den der Kirche freundlich gesinnten Lothar von Sachsen auf den Thron. Dieser vermählte seine Tochter mit He in r ich dem Stolzen von Baiern und gab ihm zu seinem eigenen Herzogtum auch noch Sachsen. Dadurch legte er den Grund zu der Macht des bairischen Hauses der Welfen, einer Macht, die in der Folge dem Reiche sehr gefahrdrohend werden sollte. Nach Lothar's Tode wurde der Hohenstaufe Konrad Iii zum König gewählt. Als dieser von Heinrich dem Stolzen die Herausgabe Sachsens verlangte, da ein Fürst nicht zwei Herzogtümer zugleich besitzen dürfe, entbrannte zwischen der Partei der Welfen (Gue l fen) und der der Hohenstaufen oder Waiblinger (Ghibelline n) ein Kampf, der länger als ein Jahrhundert Deutschlands und Italien in Verwirrung setzte. Nachdem der Streit mehrere Jahre gedauert, kam es zu einem einstweiligen Ausgleiche, durch welchen

4. Biographien und Monographien - S. 66

1891 - Merseburg a/S. : P. Steffenhagen
— 66 — ihre eigene Kraft angewiesen. Eine dauernde Stütze hatten sie allein an den geistlichen Ritterorden, dem Johanniter-, Templer- und deutschen Ritterorden, deren Mitglieder neben den drei Mönchsgelübden auch das der Bekämpfung der Ungläubigen ablegten. Trotzdem gewannen die Moslemin eine Stadt nach der andern zurück, und im Jahre 1291 ging den Christen auch die letzte Besitzung in Palästina verloren. Der deutsche Ritterorden war schon vorher nach dem heidnischen Preußen gerufen worden, das er in 55jührigem Kampfe dem Christentums und dem deutschen Wesen eroberte und lange mit Ruhm beherrschte. 30. Friedrich Barbarossa. Mit dem oben erwähnten Sohne Heinrichs Iv war das fränkische Kaisergeschlecht schlafen gegangen, und mit Konrad Iii, dem zweiten Nachfolger desselben, gelangte das Hans der Hohenstaufen auf den deutschen Thron. Als Konrad starb, _ wählten die Fürsten seinen Neffen, den Schwabenherzog Friedrich Barbarossa d. i. Rotbart (1152—1190) zum Oberhaupte des Reiches. Friedrich hatte eine edle, kräftige Gestalt, eine hohe Stirn, blaue Augen, blondes Haar und einen rötlichen Bart. Er war ein Freund der Gerechtigkeit, kühn und unerschrocken, von durchdringendem Verstände und kluger Überlegung. Kaiser zu sein in vollem Sinne des Wortes und des Reiches Macht und Herrlichkeit wieder herzustellen, betrachtete er als die Aufgabe seines Lebens. Durch den immer lebhafter werdenden Verkehr mit dem Morgenlande waren die lombardischen Städte zu hoher Blüte gelangt. Mit dem Wohlstände aber wuchs auch ihr Streben nach Unabhängigkeit, und nicht selten boten sie den Befehlen des Königs offen trotz. Da stieg Friedrich über die Alpen, forderte die Schuldigen zur Verantwortung und zog vor mehrere der widerspenstigen Orte und eroberte und zerstörte sie. Dann begab er sich nach Pa via, wo er die Krone der Lombarden empfing, und von da nach Rom, wo ihn der Papst auch mit der Kaiserkrone schmückte. Auf der Heimkehr durch das Etschthal verlegte ihm eine Schar Veroneser in einer säst unzugänglichen Felsenburg den 'Weg Doch der kühne Pfalzgraf Otto von Wittelsbach bemächtigte sich der Feste, hieb die Besatzung nieder und ermöglichte so dem Heere den Durchzug. Auch in Deutschland übte Friedrich sein Herrscheramt mit Nachdruck und Würde. Er brachte Burgund an das Reich, nötigte die Polen zur Zinspflicht und trat mit Strenge dem Unfng der Raubritter entgegen, welche von ihren festen Schlössern

5. Biographien und Monographien - S. 64

1891 - Merseburg a/S. : P. Steffenhagen
29» Die Kreuzzüge. Jerusalem war schon seit langen Zeiten das Ziel der Wallfahrten frommer Christen. Die Araber, welche bald nach Muhammeds Tode die Stadt eroberten, verehrten diese selbst als einen heiligen Ort und legten daher auch jenen Besuchen kein Hindernis in den Weg. Als sich aber die Türken im 11. Jahrhundert Palästinas bemächtigten, begannen die Drangsale der Pilger unerträglich zu werden. Da wurde der Gedanke, im heiligen Lande ein christliches Reich zu gründen, immer mächtiger in den Herzen der Gläubigen, bis er gegen das Ende der Regierung Heinrichs Iv auch wirklich zur Ausführung gelangte. Der Einsiedler Peter von Amiens entzündete durch seine flammenden Worte die Gemüter des Volkes, und Papst Urban Ii forderte auf der Kirchenversammlung zu Clermont die Anwesenden so eindringlich auf, das Grab des Heilandes den Moslemin zu entreißen, daß unter allgemeiner Begeisterung ein Kreuzzug nach dem Osten beschlossen wurde. Im Sommer 1096, als schon einige vorausgeeilte Scharen wegen ihrer Räubereien von den Ungarn und Bulgaren vernichtet worden waren, traten die Fürsten und Herren mit den ihnen zuströmenden Pilgern den Marsch an. Obenan unter den Führern standen Gottfried von Bouillon, Herzog von Nieder-Loth-ringen, Herzog Robert von der Normandie, Graf Raimund von Toulouse und der Normannenfürst Boemund von Tarent; das gesamte Kreuzheer zählte 10000 schwergerüstete Reiter und 300 000 Mann wohlbewaffnetes Fußvolk. Auf verschiedenen Wegen zogen die einzelnen Abteilungen über Con-stantinopel nach Kleinasien und trafen nach harten Kämpfen im Herbst 1097 vor Antiochien in Syrien ein. Der Besitz dieser Stadt war für das ganze Unternehmen von der höchsten Wichtigkeit, die Belagerung derselben aber ungemein schwierig. Dazu kam, daß während des Winters der bitterste Mangel ausbrach, welcher die Wallbrüder zu vielen Tausenden dahinraffte. Endlich öffnete ein Verräter eine Pforte, und mit dem Rufe: „Gott will es!" draugeu die Kreuzfahrer in die Stadt. Drei Tage hatten sie in wilder Mordlust die Straßen durchtobt, als der Statthalter von Mosul mit 200 000 Mann vor den Thoren erschien. Den Pilgern entsank der Mut, und viele ließen sich an Stricken von der Mauer hinab und entflohen, was ihnen die wenig ehrenvolle Bezeichnung „Stricklänfer" eintrug. Da fand ein Geistlicher Namens Peter Bartholomäus, durch ein Traum-gesicht belehrt, die heilige Lanze, mit welcher der Heiland am Kreuze durchstochen worden, und unter Vorantragung derselben schlugen die Christen das überlegene Türkenheer glücklich in die Flucht.

6. Sagen und Geschichten - S. 69

1891 - Merseburg a/S. : P. Steffenhagen
der Bitte um Hilfe überreichte. Urban, der darin einen Wink des Himmels erkannte, faßte den Entschluß, eine große Heerfahrt nach dem Osten zu veranstalten, und erteilte Peter den Auftrag, die Gemüter für das verdienstvolle Unternehmen vorzubereiten. Nun durchreiste dieser ganz Italien und Frankreich, mit flammenden Worten die Menge auffordernd, zum Schwerte zu greifen und das heilige Grab den Ungläubigen zu entreißen. In Kirchen, auf Märkten und an Kreuzwegen ließ er feine mahnende Stimme erschallen, und seine äußere Erscheinung erhöhte die Macht seiner Rede. Abgezehrt von Hunger und Durst und langen Beschwerden, barfuß und mit entblößtem Scheitel, in Lumpen gekleidet, einen Strick um die Lenden und in der Hand ein Kruzifix, fo zog er auf einem Esel sitzend von Stadt zu Stadt, von Land zu Land. Überall, wohin er kam, strömten ihm die Menschen in Scharen zu, und überall riß er seine Zuhörer zu niegesehener Begeisterung fort. Als Urban vernahm, welche Wirkung Peters Predigten hervorbrachten, berief er für den Herbst des Jahres 1095 eine Kirchenversammlung nach Clermont in Südfrankreich. Die weite Ebene, auf der sie abgehalten wurde, war^mit einer zahllosen Menge höherer und niederer Geistlichen, Fürsten, Rittern und Männern aus dem Volke bedeckt. Noch einmal schilderte hier der Papst in einer von Thränen und Seufzern unterbrochenen und doch auch wieder feurigen Rebe die Drangsale der morgenländischen Glaubensbrüder und rief bte ganze Christenheit zu den Waffen wiber die Barbaren, welche die heiligen Orte entweihten, die Kirchen in Viehställe verwanbelten und die Bekenner Jesu aufs grausamste mißhanbelten. Je länger er sprach, beste höher stieg die Begeisterung, bis zuletzt kein Auge trocken und keine Wange kalt blieb und viel taujenbstimmig der Ruf erschallte: „Gott will es! Gott will es!" Bischof Abhemar von Puy, der schon einmal das heilige Laub besucht, kniete zuerst vor dem Papste nieber und bat um die Erlaubnis, sich dem Zuge anschließen zu biirfen. Seinem Beispiele folgten viele der anwesen-ben Geistlichen und die Mehrzahl der Laien, und alle hefteten nach alter Pilgerfitte und zum Zeichen des gemeinsamen frommen Unternehmens ein rotes Kreuz auf ihre rechte Schulter. Von Clermont aus aber pflanzte sich die Bewegung durch ganz Frankreich, Italien und die angrenzenben Gebiete fort, und jeber Staub, jebes Alter und jebes Geschlecht wurde von ihr ergriffen. Der Landmann eilte vom Pfluge weg, der Hirt verließ seine Herbe, Ehegatten trennten sich, Eltern entzogen sich ihren Kindern, Mönche und Nonnen entliefen ihren Zellen, um in die Reihen der Gottesstreiter einzutreten. Ein Gebanke, der nicht von dieser Welt war, bitrchbrang bte Herzen, keiner wollte dem großen

7. Sagen und Geschichten - S. 72

1891 - Merseburg a/S. : P. Steffenhagen
72 ja nur östreichisch werden, und alle Bedrückungen würden ein Lnbe haben. Doch die Bauern dachten nicht daran, aus ihre ererbte Freiheit zu verzichten, und dreiunddreißig der entschlos-ftnsten Männer schwuren auf dem Rütli, einer einsam qeseqenen Bergwteie am Vierwaldstätter See, nicht ferner das ihnen auferlegte Joch zu dulden, sondern die kaiserlichen Helfershelfer zum Lande hinauszujagen. Kurz darnach ließ Geßler, der gewaltthätigste der Vögte, auf dem Markte zu Altors den östreichischen Herzogshut an einer L tan ge aufrichten und befahl, daß jeder Vorübergehende demselben feine Ehrerbietung bezeigen sollte. Auch Wilhelm Tell, an wackerer Landmann aus Bürglen in Uri, der mit auf dem Rütli gewesen, ging vorüber, aber dem Hute schenkte er nicht die mindeste Beachtung. Da berief ihn der Vogt zu sich und fragte ihn m strengem Tone, warum er seinem ausdrücklichen Gebore nicht tfolge geleistet. Tell erwiderte, es sei ohne alle Absicht geschehen und solle gewiß nicht wieder vorkommen, weshalb ihm der Landvogt gnädigst verzeihen möge. „Wohlan," sprach da der letztere, „du bist ein guter Schütze, wie ich höre; so bewähre denn deine Kunst und schieße mir einen Apfel vom Haupte deines Knaben." Tell erschrak jmd bat um Gottes willen, ihm die unnatürliche That zu erlassen und ihn lieber zu töten als zu zwingen, das Leben des geliebten Kindes zu gefährden. Doch Geßler beharrte bei seinem Verlangen und erklärte: „Nicht nur du selbst, auch dein Lohn wird sterben müssen, wenn bu meinem Befehle nicht gehorchest." Da spannte Tell die Armbrust, die Sehne ichwirrte, und der Pfeil traf glücklich den Apfel auf dem Haupte des Knaben. „Das war wirklich ein meisterhafter Schuß," sprach voll Verwunderung der Landvogt; „aber sage mir, wozu hieltest du noch einen zweiten Pfeil in Bereitschaft?" Tell gedachte, daß die Frage nichts Gutes bedeute, und gab anfangs eine ausweichende Antwort; als ihm indes Geßler Sicherheit des Lebens verhieß, bekannte er offen: „Mit diesem andern Pfeile hätte ich dein Herz durchbohrt, wenn der erste den Apfel nicht getroffen." Der Vogt erbleichte und erwiderte dann: „Deines Lebens will ich schonen, wie ich es bir versprochen; weil ich aber beinen bösen Willen gegen mich erfahren, sollst bu gebracht werben an einen Ort, wohin Weber Sonne noch Monb scheint." Zugleich befahl er lernen Dienern, Tell zu binben und auf ein Schiff zu schaffen, um ihn mit sich nach Küßnacht auf dem jenseitigen Ufer des Vierwalbftätter Sees zu nehmen und bort in einen finstern Kerker werfen zu lassen. Währenb der Überfahrt erhob sich ein heftiger £>turm, und Tell würde auf den Rat eines Dieners feiner Fesseln entlebigt, bamit er als geübter Schiffer das Fahrzeug lenke. Mit Kraft und Gefchick steuerte es dieser nach einer vvrspringenben ^elsplatte, und als er bieselbe erreicht, sprang er hinüber und

8. Sagen und Geschichten - S. 68

1891 - Merseburg a/S. : P. Steffenhagen
nicht. Einen so harten Bescheid hatte Heinrich nicht erwartet, und mit Unwillen und Zorn im Herzen reiste er von Canossa ab, den Augenblick herbeisehnend, wo es ihm vergönnt sei, an dem tyrannischen Kirchenfürsten Rache zu nehmen. Währenddem hatten die deutschen Fürsten den Herzog Rudolf von Schwaben auf den Thron gehoben. Da kam Heinrich aus Italien zurück, sammelte seine Anhänger um sich und nötigte den Gegner zu einer Schlacht, in welcher dieser das Leben verlor. Nun konnte der König auch daran denken, dem Papste die Schmach von Canossa zu vergelten. Er überstieg die Alpen, nahm Rom mit stürmender Hand und zwang Gregor zur Flucht nach Unteritalien, wo er bald darauf starb. 34. Peter von Amiens und die Kirchenversammlung zu Clermont. Jerusalem war schon seit langen Zeiten das Ziel der Wallfahrten frommer Christen. Als sich aber die Türken der heiligen Stadt bemächtigten, begannen die Drangsale der Pilger unerträglich zu werden. Da erwachte in den Herzen der Abendländer der Gedanke, die Ungläubigen aus Palästina zu vertreiben, und ein Einsiedler, Peter aus Amiens in Nordfrankreich, gab den letzten Anstoß, diesen Plan zur Ausführung zu bringen. Peter war ursprünglich Kriegsmann, hatte sich aber später dem Einsiedlerleben gewidmet und stand wegen seiner Frömmigkeit beim Volke in hohem Ansehn. In den Jahren 1093 und 1094 unternahm er eine Wallfahrt nach Jerusalem und lernte dort aus eigener Anschauung und Erfahrung die Leiden der Christen kennen. Mit blutendem Herzen gewahrte er die Schmach, welche die Türken dem Grabe Christi anthaten, und in seinem heiligen Eifer glaubte er sich berufen, seine Glaubensgenossen zur Befreiung des gelobten Landes von schimpflicher Herrschaft zu begeistern. Von solchen Gedanken erfüllt, begab er sich eines Abends in die Auferstehuugskirche und fiel, durch Beten und Fasten erschöpft, in einen tiefen Schlaf. Da erschien ihm der Heiland und sprach zu ihm: „Auf, Peter, und verrichte mit Mut, was du vorhast; ich will mit dir sein, denn es ist Zeit, daß mein heiliger Ort von den Türken gereinigt und meinen Verehrern geholfen werde." Peter erwachte, eilte mit der frohen Nachricht zum Patriarchen und trat am andern Tage die Rückreise nach Europa an. Hier führte ihn fein erster Weg zu Papst Urban Ii, dem er eine lebhafte Schilderung von den Bedrückungen machte, welche die Christen im Morgenlande zu erdulden hatten, das gehabte Gesicht erzählte und Briefe des Patriarchen von Jerusalem mit

9. Sagen und Geschichten - S. 73

1891 - Merseburg a/S. : P. Steffenhagen
gab dabei dem Schiffe einen Stoß, der es weit zurückschleuderte. Dann eilte er auf die Landstraße nach Käßnacht und verbarg sich in einem Hohlwege, den der Vogt bei der Heimkehr zu passieren hatte. Endlich erschien der letztere, und in eben dem Augenblicke, da er neue Anschläge wider Tell laut werden ließ, traf ihn dessen Pfeil in die Brust, daß er tot vom Pferde sank. Einige Wochen später, am Neujahrstage 1308, setzten die Genossen vom Rütli ihr Vorhaben ins Werk. Ohne einen Tropfen Blut zu vergießen, erstürmten und zerstörten die Schweizer die Zwingburgen und trieben die tyrannischen Vögte zum Lande hinaus.^ Albrecht eilte herbei, um die „rebellischen Bauern" zu züchtigen, wurde aber unterwegs von seinem Neffen Johann von Schwaben, dem er das Erbe seines Vaters vorenthielt, ermordet. 37. Ludwig der Baier und Friedrich der Schöne. Im Jahre 1314 trat in Deutschland eine zwiespältige Kaiserwahl ein: die eine Partei rief den Herzog Ludwig von Baiern, die andere den Herzog Friedrich den Schönen von Östreich zum Reichsoberhaupte aus. Zwischen beiden Gegnern entbrannte ein heftiger Krieg, der besonders von des letzteren Bruder Leopold aufs eifrigste betrieben wurde und viel Jammer und Elend über unser Vaterland brachte. Sieben Jahre hatte der Streit bereits ge-bs bei Mühldorf am Inn zu einer Entscheiduugs-schlacht kam. Anfangs neigte sich der Sieg auf die Seite des Habsburgers, welcher ritterlich fechtend an der Spitze der Seinen alles vor sich niederwarf. Da brach plötzlich der Burggraf Friedrich von Nürnberg, ein edler Hohenzoller, mit einer frischen Reiter-smr aus dem Hinterhalt hervor, sprengte auf die kampfesmüden ^strercher em und trieb sie in wilder Flucht auseinander. Friedrich der Schöne selbst wurde gefangen genommen und von Ludwig zu müder Haft nach dem Schlosse Transnitz in der Oberpfalz geführt. Em wesentliches Verdienst um den glücklichen Ausgang der Schlacht hatte neben dem tapfern Burggrafen der kriegskun-dige uürnbergische Feldhauptmann Seyfried Schweppermann. Als daher am Abend den hungernden Herren nach langem Suchen eine Anzahl Eier herbeigebracht wurden, verteilte sie der Kaiser mit den Worten: „Jedem ein Ei, dem braven Schweppermann zwei." Trotz der Gefangennahme Friedrichs des Schönen war sein c» ft m ^bopold nicht zum Niederlegen der Waffen zu bewegen. Voll Begierde, die Schmach von Mühldorf an dem Gegner zu rächen, setzte er mit unverminderter Kraft den Krieg fort, und bald mischte sich auch der Papst in den Streit und sprach über Ludwig den Bann und über seine Länder das Interdikt aus.

10. Kleines Lehrbuch der Erdbeschreibung und Geschichte - S. 107

1821 - Magdeburg : Rubach
Kurze Uebersicht d. Geschichte b. europ. Völker. 107 nem armen Ritter, Walther von Habenichts ein Kriegesheer von 150,000 ©sann, Leute aus allen Völkern, die weder in den Waffen geübt, noch gehörig bekleidet waren und eine Menge von Weibern und Kindern mit sich führten. Nicht Frömmigkeit hatte sie unter Peters Fahnen gelockt, sondern die Luft zu plündern und das Versprechen des Pabstes, daß Jedem, der an dem Kriege Theil nähme, jede Sünde hier und in der Ewigkeit ver- geben seyn würde. Was war von solchen Leuten zu erwarten? Was konnte man von denen hoffen, die abergläubisch sich durch des Pabstes Versprechen berechtigt glaubten, jede Sünde begehn zu können. Der Soldat gerade hat den Glauben am nöthigsten, wenn er in der wilden Schlacht getrost seine Pflicht erfüllen, wenn er nicht gegen den wehrlosen Bürger grausam und nicht bey den Versuchungen dazu ein Räuber werden soll. Von dem Gottlosen ist Alles zu fürchten, wenn man ihm das Schwert in die Hand giebt. Auch Peters zusammengelaufener Hau- fen bestätigte dieß. Von Frankreich aus zog er durch Deutschland, Ungarn, und die heutige Türkey, dann über die Dardanellen nach Asien. Schon in Ungarn hörte alle Zucht und Ordnung auf. Je- der fing an, in dem befreundeten Lande zu plün- dern, und Tausende, welche sich zu weit von dem Heere entfernt hatten, wurden von den Einwohnern erschlagen. Nicht besser ging es in dem griechischen Reiche, so daß der Kaiser nur eilte, diese Räuber- horden nach Asien übersetzen zu lassen. Hier nun fanden fast alle ihr Grab; denn sie waren des We- ges unkundig und erbitterten schon in den ersten Tagen die Einwohner wider sich. Peter und W a l- ther kamen, ohne das heilige Grab gesehn zu haben, mit sehr wenigen Leuten nach Europa in der traurigsten Lage zurück. Eben begann jetzt der Hauptzug. Gottfried hatte ein Heer von mehr als 300,000 Streitern ge- sammelt; die Ritter, welche sich dem Zuge anschlos- sen, waren nach der Sitte des Zeitalters ganz
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