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1. Handbüchlein der Weltgeschichte für Schulen und Familien - S. 173

1877 - Calw : Verl. der Vereinsbuchh.
I. Dir Reformation 173 zu feilt, beu Welttreis zu beherrschen und atie_ Fürsten tobtznschlageii. Sie führten Vielweiberei ein, schleppten nach Willkür Männer und Weiber cmf's 'Schaffet; ja, der Schneider enthauptete eine feiner Frauen mit eigener Hand auf bein Markte. Nach zwei Jahren würde die Stadt erobert; und der fchänbliche Hanse empfteng beu verbienten Lohn. Solche Auswüchse würden von beu Feinheit freilich übel gebeutet, Hinberten aber boch beit Fortgang der Reformation nicht. Luther entsagte 1524 dem Klostergelübbe und Heirathete das Jahr barauf die eble Katharina von Bora/ welche sich aus einem Kloster geflüchtet hatte. Der Schutz feines Kurfürsten kam ihm besonders zu Statten. Johann, der nach Friebrichs Tod (1525) regierte, war ihm gleich sehr gewogen, auch Johann Friedrich feit 1532. Im I. 1529 würde tu Sachsen das ganze Kirchen-. und Schulwesen evangelisch eingerichtet. Unter anberit Fürsten war der Laubgraf Philipp von Hessen Luthers entfchiebeufter Freuub. Bald faßte die Reformation in Preußen, Schweden, Dänemark und Norwegen, auch in England, festen Fuß. Sie braug ferner in die Nieber-lanbe, nach Frankreich, Böhmen, Ungarn, Siebenbürgen, Polen ein, und selbst in Italien und Spanien entstauben große Bewegungen. Luther blieb bis an feilten Tod die Seele des ganzen Werks; und feine krankhaften Leibes-umstäitbe (er litt viel von Schwinbel, Ohrenbraufen, Steinfchmerzen) Hinberten ihn nicht, nach allen Seiten hin zu wirken. Er starb mit großer Glaubensfrenbe itt seiner Geburtsstabt Eisleben 18. Febr. 1546. Seine Leiche würde mit außerordentlicher Feierlichkeit unter bett Thränen einer zahlreichen Begleitung nach Wittenberg gebracht und in der Schloßkirche beigesetzt, wo ihm ein schönes Denkmal errichtet worben ist. 3. Zwingli und Calvin § 69. Unabhängig von Luther kam auch in der Schweiz eine Reformation zu Stande. Hier prebigte Ulrich

2. Handbüchlein der Weltgeschichte für Schulen und Familien - S. 245

1877 - Calw : Verl. der Vereinsbuchh.
Iii Die Zeiten der Politik. 245 18,000 Pfund in die See geschüttet. Dieser Theesturm führte einen völligen Bruch herbei. Die Engländer brauchten Gewalt gegen Boston: die Amerikaner traten zu einem Congreß in Philadelphia zusammen; und beilexington unweit Boston (1775) floß das erste Bürgerblut. Vier Jahre lang kämpften die Amerikaner ohne Bundesgenossen; und es war ein schwerer Kampf für sie, da es ihnen an Geld und Kriegsvorräten, und vor allem an geübten Soldaten gebrach. Indessen stand es schon um der ungeheuren Entfernung willen so, daß der alte, kranke Pitt, der, ans seine Krücke gestützt, im Parlamente erschien, ausrufen konnte: „Mylords, so wenig ich mir anmaßen wollte, Sie mit dieser Krücke vor mir her zu treiben, so unmöglich ist es für uns, Amerika zu erobern." Dazn hatten die Amerikaner an zwei wackern Männern eine große Stütze. Der eine war Benj. Franklin, der Sohn eines Seifensieders, der vom armen Buchdrucker an, als welcher er selbst auf dem Schubkarren das nöthige Papier über die Straße führte, zu den höchsten Aemtern gelangte. Seine nüchternen und populären Flugschriften erwarben ihm ein solches Zutrauen, daß ihn Jedermann zu Rathe zog, er auch als Abgeordneter nach England geschickt wurde. Als er im schlechten Rocke, eine Stutzperücke auf dem Kopfe und einen Stock von Apfelholz hi der Hand, in's Parlament eintrat, lächelte man über den amerikanischen Spießbürger. Aber schnell verwandelte sich der Spott in Bewunderung, als er zu sprechen anfieng und die Rechte seines Vaterlandes mit der ruhigsten Klarheit auseinandersetzte. In Paris speiste er als Abgeordneter öfters mit dem Könige. Er ist der Erfinder der Blitzableiter; und deutsche und holländische Universitäten sandten ihm das Doktordiplom zu. Die Grabschrift, die er sich setzte (er starb 1799, 84 Jahre alt), lautet: „Der Leib B. Franklins, Druckers, liegt hier als Speise für Würmer, wie der Einband eines alten Buches, woraus das Werk gerissen, Aufschrift und Vergoldung abgegriffen ist. Aber das Werk wird nicht

3. Handbüchlein der Weltgeschichte für Schulen und Familien - S. 210

1877 - Calw : Verl. der Vereinsbuchh.
210 Neue Geschichte. Baden und Württemberg, Amnestie verheißen wurde, und in Folge dessen sogar Sachsen den Schweden den Krieg erklärte. So stand die Sache der Schweden mißlich; Brandenburg und das übrige Norddeutschland wandte sich von ihnen ab. Aber Oxenstierna bestand ans Fortsetzung des Kriegs und stärkte sich durch auswärtige Verbindungen. Frankreich sandte Heere nach den Niederlanden gegen die Spanier, nach Italien und an den Rhein, und zertheilte so die Macht des Kaisers. Aber der Krieg, bei dem man nun kaum mehr an Religion dachte, wurde mit jedem Tage schrecklicher und mörderischer im ausgesogenen Reiche. Ferdinand Iii. (1635—57), zwar milder gesinnt, als sein Vater, konnte den Frieden, so sehr er ihn wünschte, nicht beschleunigen. Das Kriegsgliick war abwechselnd, doch meist auf Seiten der Schweden, die unter Bernhard von Weimar, Baner, Torstenson, Wrangel, würdigen Zöglingen Gnstav's, glänzende Wasfenthaten verrichteten. Aber die Wuth der Parteien blieb so erhitzt, daß der Friede, an dem zwölf Jahre lang gearbeitet wurde, nicht eher zu Staude kommen konnte, bis Alles sich verblutet hatte und Deutschland einem Leichnam glich. Das letzte Kriegsereigniß war die Eroberung eines Theils der Stadt Prag durch die Schweden, als die sehnlichst erwartete Nachricht von erfolgtem Frieden erscholl (24. Okt. 1648). Wie es hergieng, zeigt z. B. die Einnahme der bayrischen Stadt Höchstädt durch die Kaiserlichen im Jahr 1634. „Manns- und Weibspersonen ist, ohne Unterschied, kalt oder heiß Wasser, Essig-, Mist- oder Koth-lachen eingeschüttet, theils sind sie mit Ketten und Stricken an den Köpfen bis auf den Tod gerüttelt, Etlichen Daumenschrauben augelegt, Andere ans den Schienbeinen mit Sägen hin und wieder gesägt, mit Schnüren die Füße bis ans die Beine gerieben, die Fnßsohlen zerquetscht und so lange zerschlagen, bis sie von den Füßen abgefallen, die Anne auf den Rücken gebunden, und sie also hinter sich ausgehängt, sehr Viele nackt in der Stadt an Stricken

4. Handbüchlein der Weltgeschichte für Schulen und Familien - S. 224

1877 - Calw : Verl. der Vereinsbuchh.
224 Neue Geschichte. wollte eben nach Italien reisen, als die Nachricht von einer neuen Empörung der Strelitzen einlief. Nun eilte er nach Hause und übte schreckliche Rache. Der größte Theil der Strelitzen wurde aufgerieben, und der lieber« reft (1707) für aufgelöst erklärt. Was er auf dieser und einer späteren Reise (1716) lernte, suchte er mit großem Eifer in seinen Lanben nachzuahmen, wobei er freilich oft hart und schonungslos war. So verbot er, um die rohen Sitten zu mildern, die langen Kleiber und die Bärte. Wer mit einem langen Kleibe burch's Thor gieng, mußte eutweber einen Zoll bezahlen oder niederknieen, um sich den Rock so weit abschneiden zu lassen, daß er beim Knieen nur den Boden berührte. Ebenso wurde Jedem, der nicht Geistlicher oder Bauer war, unter dem Thor der Bart abgenommen, wenn er nicht jährlich 100 Rubel bezahlen wollte. Bei diesen Äußerlichkeiten blieb aber Peter nicht stehen. Er legte auch Schulen und Buchdruckereien an, ließ vorzügliche Werke des Auslands in's Russische übersetzen, erleichterte das Schicksal der Leibeigenen und den Drnck der Frauen, und traf in allen Zweigen der Staatsverwaltung durchgreifende Veränderungen. Um Handel und Verkehr zu vergrößern, strebte er nach dem Besitz bedeutender Seehäfen. Daher der 20jährige Krieg mit den Schweden, der ihm 1721 die Ostseeprovinzen einbrachte. Höchst wichtig war die Erbauung von Petersburg am finnischen Meerbusen. Diese prachtvolle Stadt erhob sich seit 1703 an einer Stelle, wo zuvor nur elende Fischerhütten standen. Hunderttauseude von Menschen wurden beschäftigt, da der durchwässerte Boden dem Bau große Schwierigkeiten entgegenstellte. Er machte die Stadt zur Residenz, in welche alle hohen Reichskollegien verlegt wurden. Wie mit den Schweden um die Ostsee, so stritt er mit den Türken nm's asow'sche Meer und mit den Persern um das kaspische; und es gelang ihm, auch in biesen die russische Flagge wehen zu sehen. So baute Peter einen ganz neuen Staat auf, der nun in die Reibe europäischer

5. Handbüchlein der Weltgeschichte für Schulen und Familien - S. 170

1877 - Calw : Verl. der Vereinsbuchh.
170 Neue Geschichte. konnte Luther bereits sein. Denn er war nicht mehr allein: viele wackere Gelehrte, unter denen Philipp M e-lanchthon obenan steht, waren auf seiner Seite; sein Kurfürst hatte ihn predigen hören und es war ihm warm geworden, wie dem Volk, das von seinen Vorträgen ganz hingerissen war; auch edle Ritter sagten ihm im Fall der Noth ihren Schutz zu, den aber sein frommes Gemüth bescheiden zurückwies, da er glaubte, Gott selbst werde (Seine Sache ausführen. Endlich ward er ans den Reichstag nach Worms be-schiedeit, wo er Apr. 1521 mit kaiserlichem Geleite versehen ankam. Seine Freunde zitterten für ihu. Er aber sagte: Wenn so viel Tensel zu Worms wären als Ziegel auf den Dächern, noch wollte ich hinein. Alles wollte deu sühnen Mönch sehen, zum Theil auch, ob er wirklich eine Menschengestalt habe, und nicht etwa, wie man ausgesprengt hatte, Bocksfüße und Hörner an ihm den Teufel verriethen ; und man wuuderte sich seines freundlichen Wesens. Das Gedränge wurde so groß, daß man ihn auf Nebeu-wegeu zum Versammlungssaale führen, zum Theil auf Schnltern tragen mußte. Vor der Thüre stand ein alter Krieger, Georg von Frondsberg. Der klopfte ihm auf die Schulter» ' und sagte: „Mönchlein, Mönch lein, du gehest setzt eitlen Gang, dergleichen ich und manche Obersten auch in der allerern'stesten Schlacht nicht gegangen sind. Bist du aber auf rechter Meinung und deiner Sache gewiß, so fahr in Gottes Namen fort und sei getrost; Gott wird mit dir sein." Er schwitzte in der Nähe der großen Herren, denn da saßen der Kaiser und alle Fürsten des Reichs. Seine Stimme klang bescheiden und gedämpft, worüber er sich später schämen wollte; doch sprach er mit einer Entschiedenheit, die seinen Feinden Achtung abgewann. „Es sei denn," schloß er ant zweiten Tage, „daß man mich mit klaren Zeugnissen der heil. Schrist und Vernunft überführe, so kann und will ich nicht widerrufen, weil weder sicher noch gerathen ist, etwas wider das Gewissen zu thun. Hier stehe ich, ich kann nicht anders,

6. Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen - S. 18

1892 - Osterburg : Danehl
18 Bilder aus der älteren deutschen Geschichte. 3. Warum war die Bekehrung der Friesen ein so schwieriges Werk? 4. Wie überzeugte Bonifazins die Thüringer und Hessen von der Ohnmacht ihrer Götter? 5. Wie dankte der Papst dem Bonisazins? 6. Schildere die letzten Augenblicke des Apostels der Deutschen! 7. Warum nennt man ihn den „Apostel der Deutschen" ? 8. Erzähle von der Beschäftigung der Mönche! 9. Weise nach, daß die Klöster von großem Segen gewesen sind! f. Karl der Große. 768—814. 1. Persönlichkeit und Lebensweise. Karl der Große, der Sohn Pipins des Kleinen von Franken, war ein großer, schöner Mann. Von seinem Haupte wallte langes, schwarzes Haar auf die Schultern herab. In seinem Antlitz glänzten große, helle Augen, die auf den Hilfesuchenden mit Liebe und Wohlwollen blickten, aber dem Feinde und Ungehorsamen furchtbar leuchteten. In Haltung und Gang offenbarte er den majestätischen Herrscher. Seine Kleidung war für gewöhnlich nur höchst einfach. Er trug mit Vorliebe solche Gewänder, die von der fleißigen Hand seiner Frau und seiner Töchter angefertigt waren, aber stets hing an der Seite das große Schwert mit goldenem Wehrgehänge. Nur an hohen Festtagen, und wenn fremde Gesandten und Fürsten an seinem Hofe versammelt waren, erschien er in glänzender Kleiderpracht. Sein Haupt schmückte dann die goldene Kaiserkrone; die Schultern umwallte der lange Mantel, mit goldenen Bienen besetzt, und die prächtigen Schuhe waren mit goldenen Schnallen geschmückt. — Im Essen und Trinken war er sehr mäßig; zumeist speiste er mit den deinen Hausmannskost. Nur bei festlicher Gelegenheit fanden teuere Gastmähler statt, die aber auch dann in säst verschwenderischer Fülle kaiserlichen Glanz entfalteten. Sehr häufig wurde ein von einem Jäger am Spieße gebratenes Wildpret auf den Tisch gebracht, denn das war des Kaisers Lieblingsspeise. ^>ein Schlaf war kurz und unterbrochen. Oft stand er in der Nacht mehrere Male auf, nahm dann die unter dem Kopfkissen verborgene Schreibtafel nebst Griffel hervor und übte sich in der Kunst des Schreibens, die er in seiner Jugend nicht erlernt hatte. Häufig stellte er sich auch während der Nacht an das Fenster und betrachtete mit Ehrfurcht und Bewunderung den herrlichen Nachthimmel mit seinen unzähligen Sternen. Von dem

7. Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen - S. 49

1892 - Osterburg : Danehl
Bilder aus der älteren deutschen Geschichte. 49 sie mußten der Macht des Papstes weichen. Unter den letzten dieses herrlichen Geschlechtes ragt Friedrich Ii. hervor, während dessen Regierung in Deutschland Kunst und Wissenschaft blüheten. Seine Nachfolger waren aber nicht mehr im stände, den Kampf mit dem Papste zu einem siegreichen Ausgange führen zu können; sie gingen in diesem Kampfe unter. Der letzte Hohenstause wurde auf dem Markte zu Neapel hingerichtet. Die Zeit, während welcher die Hohenstaufen die deutsche Kaiserkrone trugen, heißt „das Mittelalter". Dasselbe ist für uns in mannigfacher Weise höchst bedeutungsvoll geworden. n. Aas Leben im Mittelalter. 1. Das Ritterwesen. Ritterstand. Zur Zeit der Kreuzzüge gelangte das Rittertum zur höchsten Blüte. Die ersten Anfänge des Ritterwesens liegen in den Reiterheeren, die Heinrich der Städteerbauer schuf, um Deutschland gegen den Ansturm der Hunnen erfolgreich verteidigen zu können. Ans diesen Scharen bildete sich mit der Zeit ein besonderer Stand, der Ritterstand, welcher den Kriegsdienst zu seinem eigentlichen Lebensberufe machte. Da der Dienst des Ritters mit erheblichen Kosten verknüpft war, so waren nur die Reichen und Vornehmen des Landes in der Lage, diesem Stande angehören zu können. — Der Ritter war von hoher, herrlicher Gestalt. Den kraftvollen Leib umschloß ein schuppiger Panzer, der bis zum Knie reichte; die Beine steckten in Panzerstiefeln, und die Arme waren mit den Ärmeln des schweren Panzers bewehrt. Ein starker Stahlhelm schützte Haupt und Gesicht; nur zwei Öffnungen ließ er übrig, aus denen die Augen blickten. An der Seite glänzte das scharfe Schwert. In der Hand trug der Ritter Schild und Speer; der letztere war oft reich mit Blumen geschmückt. So vom Kopf bis zu den Füßen ganz in Eisen gehüllt, saß der schwere Mann auf einem ebenfalls bepanzerten Pferde, das ihn in den Kampf trug. Von Jugend auf mit den Waffen vertraut, waren sie weit tüchtiger als die gewöhnlichen Kämpfer, welche zu Fuße dienten. Bald erhielt der Ritterstand eine so hohe Bedeutung, daß man die Tüchtigkeit eines Heeres nur nach der Zahl der in demselben dienenden Ritter schützte. — Bildungsgang des Ritters. Um die schweren Aufgaben, die der Ritter zu erfüllen hatte, auch wirklich lösen zu können, wurde der Edelknabe, der dem Ritterstande sich widmen wollte, von frühester Jugend an für den erwählten Beruf vorbereitet. Im 7. Jahre verließ er das elterliche Haus und trat bei einem Ritter in den Dienst. Hier lernte

8. Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen - S. 147

1892 - Osterburg : Danehl
Bilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte. 147 den ernsten Mann mit den durchbohrenden Augen und dem lieblichen Munde. Auf seinem Antlitz zeigten sich tiefe Furchen, die Zeichen der furchtbaren Anstrengungen im Kriege und im Kabinett; man sah auf den ersten Blick, daß er viel gearbeitet hatte, und alles für das Volk, nichts für sich, getreu seinem Wahlspruche: „Ich bin der erste Dieuer des Staates." In der Hand trug er für gewöhnlich den Krückstock, das Haupt war mit einem großen dreieckigen Hute bedeckt, und die im Alter leicht gebeugte Gestalt umhüllte die blaue Uniform mit den roten Aufschlägen und den blauen Rockschößen. Auf der Brust glänzte die Sonne des Schwarzen Adlerordens, und an der Seite erblickte man den alten Degen, den der Held in mancher heißen Schlacht geführt hatte. Jung und alt eilte dem Herrscher nach und begrüßte ihn mit den lautesten Hnrrahrufen. 5. Die letzte Regierungszeit. Einsamer und stiller wurde es zuletzt um deu alternden König; ein Freund und Familienglied nach dem andern saut ins Grab, von ihm heiß beweint. Besonders tief bekümmerte ihn der Tod des geliebten Bruders, der 1767 starb. In den letzten Jahren seines Lebens kam der Monarch nur selten noch nach Berlin. Am liebsten weilte er in seinem Schlosse Sanssouci, aber auch hier verstummten Flöten- und Saitenspiel immer mehr. In diesem Orte empfing er noch die Besuche der hervorragendsten Gelehrten aller Nationen; sie waren gekommen, um den weisen Monarchen selbst zu hören. Im Gespräch mit ihm wurde ihr Herz mit neuen Gedanken erfüllt, und mit den Gefühlen höchster Ehrfurcht verließen sie des Königs Schloß. — Jahr auf Jahr verrann. Die körperliche Frische des Monarchen nahm mehr und mehr ab; dennoch erfüllte er die Pflichten des königlichen Berufes so treu, wie sonst. Im Jahre 1785, ein Jahr vor seinem Tode, unternahm er noch eine große Reise nach Schlesien, um sich von dem Zustande der geliebten Provinz noch einmal persönlich zu überzeugen. Nach der Rückkehr verschlimmerten sich seine Leiden, aber er erlahmte nicht in der Erfüllung seiner königlichen Pflichten. Es wurde um diese Zeit noch ein wichtiger Vertrag mit den nordamerikanischen Freistaaten geschlossen; auch verorduete er, daß an der Oder verschiedene Bauten ausgeführt werden sollten und traf weiterhin Vorkehrungen zur Abwendung der traurigen Folgen einer Mißernte, die das Jahr 1785 gebracht hatte. So war er bis zum letzten Atemzüge seinem Wahlspruche getreu; er war „der erste Diener seines Staates, ein echter Hohenzoller." 6. Tod. In den letzten Tagen seines Lebens ließ der königliche Greis sich jeden Morgen vor das Schloß tragen, um hier auf der 10*

9. Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen - S. 1

1892 - Osterburg : Danehl
A. Bilder aus der älteren deutschen Geschichte. a. Unsere deutschen Vorfahren. 1. Das deutsche Land. Das deutsche Land war in grauer Vorzeit mit unermeßlichen Wäldern, tiefen Morästen und Sümpfen bedeckt. — Nur spärlich konnten die Sonnenstrahlen durch die dichten Baumkronen auf den Boden gelangen und ihn nur in geringem Maße erwärmen und befruchten. — Derselbe war darum sehr feucht. Ein kalter Nebel stieg aus ihm empor, welcher das freundliche Antlitz der Sonne verbarg und somit den Aufenthalt im alten deutschen Wald zu einem wenig angenehmen gestaltete. Und doch herrschte in den dichten Wäldern ein reges Leben. Hirsch und Reh durcheilten in munteren Sprüngen das undurchdringliche Walddickicht, und aus den tiefen Schluchten sprangen Elemt-tiere, Bären und Wölfe hervor, deren Geheul die tiefe, geheimnisvolle Waldstille unterbrach. Auf den grünen Triften, die dem Sonnenlichte offen standen, wuchsen saftige Kräuter, die den hier weidenden kleinen Rossen und Rindern ein willkommenes Futter boten. — An edlen Fruchtbäumen war das Land arm; aber es gab seinen Bewohnern in reichem Maße wildes Obst, Beeren und eßbare Wurzeln. -— 2. Die Bewohner des deutschen Landes. Persönlichkeit. Die alten Deutschen waren herrliche Gestalten. In üppiger Fülle floß das goldblonde Haar auf die kräftigen Schultern herab. Das Antlitz war zart und wohlgeformt und empfing durch die großen, blauen Augen einen eigenartigen, aber höchst eindrucksvollen Schmuck. — Den Körper hatte der deutsche Mann der ältesten Zeit in ein Tierfell gehüllt; mancher trug auch fchou eine kunstvoll gefertigte Rüstung, die mit vielem Zierrat versehen war. — Der Schmuck der deutschen Fran war vor allem das lange Haar, welches das rosige Antlitz noch schöner erscheinen ließ und der Frau die Würde einer Fürstin verlieh, die im strahlenden Glanz der goldenen Krone einherschritt. — Frauen und Mädchen kleideten sich schon zu den ältesten Zeiten in selbstgewebte Gewänder. Ein solches

10. Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen - S. 9

1892 - Osterburg : Danehl
Bilder aus der älteren deutschen Geschichte. 9 c. Völkerwanderung. 1. Völkerbündnisse: Durch die Schlacht im Teutoburger Walde und spätere siegreiche Kämpfe waren die Deutschen zu der Erkenntnis gekommen, daß „Einigkeit" stark macht. So schlossen sich denn in den ersten Jahrhunderten nach Christi Geburt die verschiedenen deutschen Völkerstämme zu größeren Völkervereinen zusammen. Unter diesen treten in späterer Zeit besonders vier hervor, nämlich: Alemannen, Franken, Sachsen und Gothen. Zum großen Völkerbund der Alemannen gehörten alle die deutschen Völkerstämme am Mittel- 'und Dberrhetu; die Völker des Niederrheines bildeten den großen Bund der Franken; zwischen Rhein und Elbe wohnten die Sachsen und im östlichen Deutschland die Gothen. Die deutschen Völker blieben in ihren ursprünglichen Wohnsitzen bis zu dem alles bewegenden Ereignis der Völkerwanderung im Jahre 375 n. Chr. 2. Das Hunnenvolk. Aus dem Innern Asiens brach gegen die Mitte des 4. Jahrhunderts n. Chr. ein wildes Reitervolk hervor, Hunnen genannt. Wie ein wilder Henschreckenschwarm überschwemmten sie in kurzer Zeit die östliche». Teile Europas, alles verwüstend und vernichtend. — Das war ein grauenerregendes Volk. — Auf dem breitschulterigen, festknochigen Körper saß ein verhältnismäßig dicker Kopf. — Der tierische Blick der tiefliegenden schiefgeschlitzten Augen erfüllte jedermann mit Grausen und Entsetzen. Wegen des schwarzgelben, wüsten Gesichtes, der stark hervortretenden Backenknochen, der breiten, wulstigen Nase, des großen Mundes waren sie Wesen von abschreckendster Häßlichkeit, welche mehr wilden Tieren als Menschen ähnlich waren. — Sie trugen schmutzige Kittel, die aus Mausefellen zusammengenäht waren, dazu Hosen von Bockshaut. Den Kopf bedeckte eine gewaltige Zottelmütze. Die Füße steckten in großen Holzschuhen, wodurch ihr Gang schwerfällig und unbeholfen wurde. — Die Hunnen nährten sich von der Milch des Viehes, von Wurzeln und rohem Fleische, daß sie unter den Sätteln ihrer Pferde erst mürbe ritten. — Sie wußten nichts von Haus und Herd, von Heimat und Vaterland. Die Männer saßen fast den ganzen Tag auf ihren kleinen, häßlichen, aber dauerhaften Pferden; aßen, tranken, ratschlagten und schliefen sogar auf denselben. — Die Weiber waren fast noch häßlicher als die Männer und folgten mit ihren Kindern in elenden Karren den wilden Reitern nach. — Das wilde Volk wußte nichts von einem Gotte, hatte keine Religion, sondern folgte, wie das wilde Tier, den niederen Begierden. An Raub, Mord und Blutver-
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