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1. Napoleon I. - S. 57

1911 - Hamburg : Schloeßmann
— 57 — den. Der neue Kriegsschauplatz in Polen und in Preußen bot aber ungeahnte Schwierigkeiten. Ein neues- Element lernte Napoleon kennen, den „Kot". Lannes schrieb aus Thoru: „Die Ufer der Weichsel sind nichts als Sand, und man muß wenigstens 18 Kilometer weit gehen, um einen Zoll kultivierte« Landes anzutreffen. — Der Weg von Bromberg hierher ist fast unpassierbar, er führt durch ein Gelände, in dem die Pferde bis zum Bauche versinken." Dazu hatte er es mit dem hartnäckigsten Widerstande seiner Feinde zu tun. Die Schlacht bei Eylau ist seit Malplaquet die blutigste Schlacht gewesen, beide Teile verloren 25 000 Mann. Mitten in undurchsichtigem Schneesturm hatten russisches, Artilleriefeuer und Kosakenlanzen die französischen Regimenter vernichtet. Als der Angriff der Garden doch den Sieg an die französischen Fahnen reißen wollte, stellte das preußische Korps unter dem alten Lestocq die Schlacht wieder her. Nur auf den Abzug Bennigsens, der in der Nacht sich vollzog, begründet Napoleon den Anspruch des Sieges. „Was für ein Gemetzel, und ohne jedes Resultat!" rief er aus. Die Verbündeten hatten vergeblich gehofft, Österreich auf ihre Seite zu ziehen, England ließ alles Pulver zwischen Saale und Memel ungenutzt verknallen. Napoleons Sieg bei Friedland zersprengte auch das russisch-preußische Bündnis. Fünf Tage nach der Schlacht schloß Alexander Waffenstillstand. Die erste Begegnung der beiden Kaiser fand am 25. Juli in der Mitte des Memels auf einem Floße statt. Alexander von Rußland begrüßte den Sieger: „Ich hasse die Engländer ebenso, Sire, wie Sie es tun, und werde Sie in allen Ihren Maßnahmen gegen diese Nation unterstützen." Und Napoleon antwortete: „In diesem Falle läßt sich alles ordnen, und der Friede ist geschlossen." Den haltlosen russischen Kaiser umgarnte Napoleon mit gewinnender Freundlichkeit, den unglücklichen Friedrich Wilhelm behandelte er mit jener verletzenden Brutalität, die öfter als einmal bewies, daß er kein Gentleman war. Er stellte ihm feine Offiziere nicht vor und lud nur Alexander zu seiner Tafel. „Müssen Sie alle Tage diese Knöpfe da zuknöpfen?" fragte er ihn einmal und wies auf seine Uni-

2. Napoleon I. - S. 9

1911 - Hamburg : Schloeßmann
— 9 — sikas Geschichte zu schreiben oder mehr noch, Korsikas Befreier zu sein, das ist sein erster glühender Ehrgeiz. Dreimal nahm er Heimatsurlaub, überschritt ihn einmal um ein volles Jahr und kämpfte auf seiner Insel den Kamps der dreifarbigen Kokarde gegen die weißen Lilien mit. „Das Leben ist mir zur Last," das war dann seine Stimmung, als er zurückgekehrt war und in seinem Regiment wieder Aufnahme gefunden hatte. „Ich habe nichts, was mir das Leben lebenswert macht, und darum packt mich ein Ekel gegen alles." Seinen dreizehnjährigen Bruder Ludwig hatte er aus Korsika mitgebracht und teilte mit ihm die Armut seines Leutnantsgehaltes, aß trockenes Brot und freute sich, wenn er seinem Bruder die Offizierslaufbahn ermöglichte oder von seinem Ersparten ein gutes Buch kaufen konnte. Im Jahre 1791 hatte die Universität von Lyon eine Preisfrage gestellt: „Welche Wahrheiten und welche Empfindungen sind den Menschen zur Erringuug ihres Glückes vor anderen einzuprägen?" Napoleon beteiligte sich er-, folglos an dem Wettbewerb mit einer unklaren, von Rons-seanschen Ideen getragenen Untersuchung. Der Geniale ist unglücklich, denn er hat das Gleichgewicht seines Lebens verloren, führte er ans. Aber er ist so selten. „Die Menschen von Genie sind Meteore, bestimmt, zu verbrennen, um ihr Jahrhundert zu erleuchten." Der Ehrgeiz ist „das Laster des Mannesalters, das den durch die Liebesleidenschaft der jugendlichen Jahre Entnervten und ihrer überdrüssig Gewordenen packt, ihm neue, täuschende Reize vorgaukelt, um den in ungestilltem Machthunger Herumgewirbelten im Alter der schmutzigen Habsucht zu überliefern." Aber dann sah der Melancholische in den Abgrund der Revolution. Am 20. Juni 1792 war er vor den Tni-lerien, als das Volk den schwachen König in seinem Pa-laste zwang, der Revolution zu huldigen. „Che coglione! Welch ein Dummkopf!" rief der gelbe Artillerieleutnant. „Wie konnte man dieses Gesindel hereinlassen. Man hätte vierhundert oder fünfhundert mit Kanonen wegblasen sollen; der Rest würde davon gelaufen sein." Am 10. August

3. Napoleon I. - S. 40

1911 - Hamburg : Schloeßmann
— 40 — anerkannt, aber Beethoven zerriß im Zorne das Widmungsblatt seiner dritten Symphonie, die er nunmehr allen wirklichen Helden schenkte und Eroika nannte. Bald danach setzte sich Napoleon in Mailand die eiserne Krone des lombardischen Königreiches auf. „Gott gibt sie mir, wehe dem, der sie anrührt!" war die alte Formel, die er dabei sprach. Sein Stiefsohn Eugen Beauharnais wurde Vizekönig von Italien. „Nicht Ludwig des Xiv., sondern Karls des Großen Nachfolger bin ich," sagte der neue Herrscher. „Ich bin Karl der Große, weil ich, wie er, die Krone Frankreichs mit der lombardischen vereinige, und weil mein Reich an den Orient grenzt." Karls des Großen Nachfolger — das war die Erneuerung des Weltreiches, die Herrschaft über alle Völker. So besuchte Napoleon die Gruft des großen Karl in Aachen und ließ dessen Insignien unib-Schwert nach Paris bringen. Den Glanz des neuen Kaisertumes zu verstärken, umgab sich Napoleon bald mit einem Hofstaate, den er immer prächtiger ausstattete, für den er doch alle Etikette von dem überwundenen Bourbouentum herleihen mußte. Aber aller Pomp kaiserlicher Hofhaltung blieb ein erborgter, konnte über das Parveuütum des Advokatensohnes nicht hinwegtäuschen. Auch sein Hof war nur die beste Stube seiner Kaserne, auch seine Feste waren nun Paraden, steif, gezwungen und stumm wie jene. Er hat es nie gelernt, Gäste zu empfangen, die Sonne kaiserlicher Huld über Höflinge leuchten zu lassen. Wenn er überall die alte Etikette strenge Herrschaft ausüben ließ, so brach er allein sie und fiel in den Ton des Lagerlebens. Wenn er feine Höflinge ansprach, so fürchteten die sich vor einer Grobheit; wenn er den Damen ein Zeichens feiner Aufmerksamkeit erwies, so bestanden sie aus plumpen Komplimenten, oder es wurden unangenehme Kritiken daraus. Ins Gesicht hinein durfte Talleyrand ihm einmal sagen: „Wie schade, daß ein so großer Mann so schlecht erzogen ist!" In einem Memoirenwerk heißt es über das Leben dieses neuen Hofes: „Der Hof wurde immer zahlreicher und eintöniger, jedermann tat auf die

4. Napoleon I. - S. 43

1911 - Hamburg : Schloeßmann
— 43 — diese sind von dieser Verehrung überrascht und verfehlen nicht, ihre Dekorationen zu tragen. — Das Ehrgefühl der Franzosen ist außerordentlich entwickelt und muß durch Schaffung vou Auszeichnungen genährt und befriedigt werden." Und der Kaiser schrieb im Memorial von St. Helena: „Alte, verderbte Nationen lassen sich nicht in der gleichen Weise regieren wie junge, tugendhafte Völker. Man bringt dem Interesse, dem Genuß und der Eitelkeit Opfer. Hierin liegt das Geheimnis der Wiedereinführung der monarchischen Formen, der Rückkehr zu Titeln, Kreuzen, Knopflochbändchen und anderen harmlosen Spielereien, die den Zweck haben, die Achtung der Menge zu erregen und zugleich die Selbstachtung zu fördern." Der fünfmahlige Stern der Ehrenlegion trug auf weiß emaillierter Vorderseite das Bildnis des Kaisers, den Adler auf der Rückseite mit der Umschrift: Honneur et Patrie. Er stufte sich ab in Ritter, Offizier, Kommandeur und Großoffizier der Legion, wozu später noch die Großadler traten. Etwa 48 Ooo Ernennungen hat der Kaiser bis zu seinem Tode vollzogen. Jede Wache präsentierte vor einem vorbeigehenden Legionär, beim Begräbnis eines Ausgezeichneten folgte ein Trauergeleit von 25 Soldaten. So hielt der Menschenverächter sie alle, die Großen und die Kleineu, am Bande ihrer niedrigsten Leidenschaften, ihres Ehrgeizes, ihrer Eitelkeit. Das erste Herzogtum schenkte er Lefebvre, jetzt Marschall, denn „dieser Mann war ein gewöhnlicher Soldat und in Paris als Sergeant im königlichen, Leibregiment bekannt." Sein letzter Soldat sollte die Möglichkeit einer unbegrenzten Laufbahn vor sich sehen, sollte den „Marschallstab im Tornister" tragen. Die Eigenschaften, an die der Kaiser appellierte, auf die er baute, und die ihn selbst emporgetragen hatten, die zog er groß in seiner Umgebung, in seiner Armee und in seinem Staate. Ehrgeiz, der M Heldentaten anfeuerte, aber das Beste im Menschen verzehrte; Eitelkeit, die prahlte und sich lächerlich machte, aber an ihn fesselte, der allein sie befriedigen konnte; eine Sucht, emporzukommen und Karriere zu machen, die alle Kameradschaft zerstörte, herrschten in dem neuen Kai-

5. Napoleon I. - S. 87

1911 - Hamburg : Schloeßmann
— 87 — Turm zu Turm bis zu Notre-Dame fliegen. Dann werdet ihr eure Narben mit Ehre zeigen können. Dann könnt ihr euch dessen rühmen, was ihr getan habt; ihr werdet die Befreier des Vaterlandes sein! Wenn ihr in eurem Alter von euren Mitbürgern umgeben und geachtet seid, werden sie euch mit Ehrfurcht eure Großtaten erzählen hören; ihr werdet mit Stolz sagen können: Auch ich war bei jener großen Armee, die zweimal in die Mauern von Wien, in die von Rom, Berlin, Madrid, Moskau eingezogen ist, und die Paris von der Schande befreit hat, welche ihm der Verrat und die Gegenwart des Feindes aufgedrückt hat." Er rief feine Veteranen, seine Veteranen kamen. Die Garnison von Grenoble trat ihm zuerst entgegen, um ihn und seinen Siegeslauf aufzuhalten. Seine Baren-mützen senkten die Gewehre, er allein ging vor. „Soldaten, wenn jemand unter euch ist, der feinen Kaiser töten will, so steht es ihm frei. Hier bin ich." Und die Soldaten weinten und jubelten: „Vive l’Empereur!“ Aus Lyon zog Napoleon mit 14 000 Mann, Ney kam ihm mit 6000 entgegen. Er hatte Ludwig Xviii. versprochen, ihm den Korsen in einem eisernen Käfig zu bringen. Napoleon, schrieb ihm, er werde ihn empfangen wie am Tage nach der Schlacht an der Moskwa. Und der Fürst von der Moskwa, der Tapferste der Tapferen, stürzte sich in seine Arme. In Paris schrieb der Moniteur Tag für Tag: „Der Unhold ist ans seiner Verbannung entronnen, er ist von Elba entwischt. — Das Ungeheuer ist wirklich, man weiß nicht, durch welche Verräterei, nach Grenoble entkommen. — Der Tyrann hat in Lyon verweilt. — Der Usurpator hat es gewagt, sich der Hauptstadt bis auf 60 Stunden zu nähern. — Bonaparte nähert sich mit starken Schritten. — Napoleon wird bis morgen vor Paris sein. — Der Kaiser ist in Fontainebleau." Am 20. März jubelte ihm Paris zu, die .Bourbonen warett eiligst entflohen. Er war gekommen und brauchte fcen Frieden. Von seiner Hauptstadt aus ließ er ein Zir-kularfchreiben an die Souveräne ausgehen: „— Ich bin gekommen, und die Liebe meiner Völker hat mich" von dem Punkt, wo ich biie Küste berührte, bis in die Mitte

6. Hamburg - S. 89

1899 - Hamburg : Kloß
— 89 — that und vor den großen Festen, besonders in der Passionszeit vor Ostern, Ereignisse aus dem Leben und Leiden Jesu den Leuten vorspielte. Sie hatten sich verkleidet, der eine so, wie Jesus gekleidet ging, andere wie die Jünger, noch andere wie die Pharisäer, wie die Kriegsknechte oder wie der Landpfleger Pilatus. Tann wnrde die ganze Geschichte so gespielt, wie sie uns in der Bibel erzählt ist. Jesns ißt mit seinen Jüngern das Osterlamm, Judas verrät ihn und bekommt 30 Silberlinge, die Kriegsknechte nehmen Jesnm gefangen, der Hohepriester ver- Hort ihn u. s. w. Die Zuschauer wareu immer tief ergriffen. Zwar hatten sie die Geschichte schon gelesen oder erzählen hören; aber es war doch etwas anderes, wenn das alles vor ihren Augen geschah. Bald wurden auch andere Stücke für Eintrittsgeld gespielt, traurige und schaurige, bei denen es viel zu weinen gab, und lustige, bei denen die Zuschauer tüchtig lachteu. Auch Verderb- liche Schauspiele entstanden, in welchen Tücke und Hinterlist wie Klugheit aussahen, Ehrlichkeit und Gutmütigkeit als Dumm- heit verspottet wurden. Manches solcher Stücke war obendrein voll unfeiner, wohl gar unflätiger Ausdrücke. Es fanden sich jedoch deutsche Männer, welche durch Wort und Schrift das Theater von rohen und schmutzigen Stücken säuberten. Kritiker pflegte man sie zu benennen. Wie nun zu Lessings Zeit viele deutsche Männer und Frauen alles nachzumachen liebten, was bei den Franzosen Gebrauch war, so galten auch nicht wenigen deutschen Dichtern die französischen Schauspieldichter als Muster. Man hielt es für die höchste Kunst, in den Dichtungen die Formen zu beachten, welche bei den bedeutendsten Franzosen üblich waren. Mit solcher Nachäfferei des Fremden hat die Kritik Lessings im deutschen Schauspiele gehörig aufgeräumt. Seine große Gelehrsamkeit, sein scharfer Verstand und die schneidende Klarheit seiner Worte vermochten es, aller Welt dar- zulegen, wie falsch manche Ansichten der französischen Theater- dichter waren, und wie wenig für ein deutsches Gemüt das aus- reicht, was dem Franzosen gefällt. Lessing hat als Dichter für das deutsche Theater meister-

7. Grundriß der Geschichte Hamburgs - S. 35

1916 - Hamburg : Herold
— 35 — Häuptlinge, Klaus Störtebeker, Wichmann, Godeke Michael und Wigbo ld, besetzten Helgoland und beherrschten von hier aus die Elbmündung. Gegen sie wurde 1402 eine Hamburgische Flotte unter dem Bürgermeister Nikolaus Schocke ausgesandt; das größte Schiff, „Die bunte Kuh aus Flandern", führte der durch seine Tapferkeit ausgezeichnete Schiffshauptmann Simon von Utrecht (später Ratsherr). In zwei Treffen wurden die Seeräuber überwältigt; die vier Anführer mit vielen ihrer Genossen wurden gefangen nach Hamburg geführt und dort auf dem Grasbrook enthauptet.— Aber auch durch diesen Erfolg war das Seeräuberwesen noch nicht vernichtet; wiederholt mußten die Hansastädte eine Flotte in die Nordsee schicken, und besonders die friesische Küste blieb nach wie vor der Zufluchtsort der Piraten. Erst als 1433 die Hamburger unter Führung Simons von Utrecht energisch in Friesland eingriffen, die Burgen des raublustigen Adels brachen und dem friedliebenden Geschlecht der Cirksena die Herrschaft verschafften, verloren dort die Seeräuber ihren Schutz und damit ihre Bedeutung. Das Jahr 1434 wird daher als das Ende der Seeräuberkriege angesehen. 3. Unruhen der Zünfte in Hamburg. Die ersten Rezesse. Seitdem Hamburg politische Selbständigkeit erlangt hatte, trug die Verfassung der Stadt ein durchaus aristokratisches Gepräge. Durch keine gesetzlichen Bestimmungen war die Macht des Rates beschränkt oder überhaupt das staatsrechtliche Verhältnis zwischen Rat und Bürgerschaft geregelt. Doch pflegte der Rat bei wichtigen Angelegenheiten sich der Zustimmung der Bürger zu versichern. Dabei waren die Kirchgeschworenen*) und die Werkmeister der Ämter die Vertreter der Gemeinde. Jährlich zwei- oder dreimal berief der Rat die gesamte Bürgerschaft zur „Bursprache"; es wurden dann die Verordnungen und Satzungen, welche die Bürger zu beobachten hatten, feierlich vom Altan aus (von der „Laube") vorgelesen. *) Die Kirchgeschworenen (Zuraten) sind die in den einzelnen Kirchspielen von der Gemeinde gewählten Bürger, welche für die Instandhaltung der städtischen kirchlichen Gebäude und für das Kirchenvermögen Sorge zu tragen hatten. 3*

8. Die Neuzeit - S. 53

1895 - Hamburg : Meißner
53 Folge, welche durch die Nachahmung des Auslandes au den Höfen noch verschärft wurde. Sittenlosigkeit und Roheit, eine Folge des fremden Beispiels und des Krieges, nahmen überhand. Auch die geistige Bildung sank. Auf die Prachtbauten der Renaissance, den Ottheinrichsban in Heidelberg (1556—1559), die Arkaden des Stuttgarter Schlosses und die prächtigen Patrizierhäuser in Nürnberg und den niederdeutschen Reichsstädten, folgte eine völlige Erlahmung der künstlerischen Fähigkeit während des Krieges. Im Kirchenbau herrschte der überladene Barockstil. Schon früher sanken die Bildhauerei und Malerei in Deutschland von ihrer Höhe herab. Die wissenschaftliche Thätigkeit, schon durch die dogmatischen Streitigkeiten des 16. Jahrhunderts gelähmt, hatte unter den Leiden des Krieges fast völlig aufgehört. Doch fehlte es auch nicht an Versuchen, dieselbe wieder zu beleben. So wirkte auf theologischem Gebiete Georg Calixtus in Helmstädt (f 1657) sür eine Vereinigung der christlichen Konfessionen, auf juristischem Theodor ©entring (f 1681) für die Aufnahme des deutschen Rechtes de origine iuris Germanici 1643), auf pädagogischem Amos Comenius (f 1671) für eine methodische Unterweisung der Jugend (Novissima linguarum methodus 1648). Aber diese Versuche waren vereinzelt und fanden bei den Zeitgenossen wenig Förderung.

9. Die Neuzeit - S. 3

1895 - Hamburg : Meißner
Erste Periode: Das Zeitalter der Reformation und Gegenreformation. I. Die Reformation in Deutschland. 1. Reformation und Revolution. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts war die Herrschaft der Kirche durch die zahlreichen und heftigen Angriffe auf ihr Leben und ihre Lehre und durch die neuaufgekommene humanistische Weltanschauung bereits auf das heftigste erschüttert, als das Auftreten Luthers einen Kampf gegen dieselbe entfesselte, welcher ihre Einheit zertrümmerte und einen großen Teil Europas vou der Herrschaft des Papsttnms befreite. Martin Luther, geboren am 10. November 1483 zu Eisleben, war der Sohn eines Bauern, welcher sich später durch Fleiß und tüchtige Kenntnisse im Hüttenwesen in Mansfeld zum wohlhabenden und geachteten Bürger emporarbeitete; die derbe Kraft und Wildheit, der Eigensinn und die Geradheit des Reformators sind das Erbteil seiner bäuerlichen Herkunft. Seine erste Jilgend und Schulzeit (in Mausfeld, Magdeburg und Eisenach) verlebte er in strenger Zucht, bis er durch Frau Cotta den Segen einer sorgenfreien, verfeinerten Häuslichkeit kennen lernte. Auf der Universität Erfurt, wo er seit 1501 Rechtswissenschaft und Philosophie studierte und 1502 Baccalaurens, 1505 Magister wurde, lernte er den Humanismus kennen, wurde aber weit mehr von der Scholastik beeinflußt. Gewissensangst und Furcht vor der Prädestination trieben ihn 1505 ins Augustinerkloster zu Erfurt und zu strenger Askese; erst der Einfluß des Generalvikars Johann von Staupitz, welcher ihn auf die Leiden Christi hinwies, richtete ihn allmählich wieder anf, und eifriges Bibellesen stärkte ihn. Die Priesterweihe 1507, die Berufung an die neugegründete kursächsische Universität Wittenberg 1508, eine rege Thätigkeit im Dienste seines Ordens (Romreise 1510) überhäuften ihn mit Berufsarbeiten. Seine seit der Promotion zum Doktor der Theologie 1512 ausgedehntere akademische Lehrtätigkeit veranlaßte ihn zu genauerem Studium der Paulinischen

10. Die Neuzeit - S. 22

1895 - Hamburg : Meißner
— 22 — vom Volke und selbstherrlich, auch der Kirche gegenüber, nur mit wenig vertrauten Räten (Fürst von Eboli, Herzog von Alba, später Granvella) verkehrend, von fanatischer Frömmigkeit und unersättlichem Ehrgeiz, früh in die Geschäfte eingeweiht, strebte Philipp danach, seines Vaters universalistische Pläne zu verwirklichen und der Kirche ihre alte Macht wiederzugeben. Seiue Nachfolge im deutschen Reiche vermochte er nicht durchzusetzen; aber durch seine Vermählung mit Maria Tndor gewann er England für das Haus Habsburg und den Katholicismus. Er beendigte den Krieg mit Frankreich, nachdem er Papst Paul Iv. zur Neutralität gezwuugeu (Alba) und die Franzosen bei St. Quentin (Emanuel Philibert von Savoyen) 1557 und Gravelingen (Egmont) 1558 besiegt hatte, durch deu vorteilhaften Frieden zu Cateau-Cambresis 1559, während das ihm verbündete England Calais verlor. Als Vorkämpfer der Kirche und des Katholicismus setzte Philipp auch den Kampf ge0en den Islam im Innern seines Reiches und nach außen hin fort. Die Morisken in Granada, welche bisher trotz äußerlicher Bekehrung die Religion und Sitten ihrer Väter beibehalten hatten und sich durch Gewerbfleiß und Betriebsamkeit ailszeichneten, suchte er mit Gewalt zu entnationalisieren und ließ sie nach heftigem Verzweiflungskampfe durch feinen Halbbruder Dou Juan d'austria teils ausrotten, teils in andere Provinzen verpflanzen. Nach außen setzte er den fortgesetzten Angriffen der Türken zur See endlich ein Ziel. Er nötigte sie durch Entsendung einer Kriegsflotte 1565 zur Aufhebung der Belagerung von Malta, welches der Hochmeister des Johanniterordens Lavalette gegen eine fünffache Übermacht rühmlich verteidigt hatte. Als sie dann 1570 Eypern bedrohten, trat er im Bunde mit dem Papste und Venedig ihnen wieder entgegen; Don Juan besiegte sie in der Seeschlacht von Lepanto 1571. Aber an der Ausnutzung des Sieges hinderte diesen die Zwietracht der Verbündeten. Er eroberte zwar noch Tunis, doch ging diese Eroberung nach seiner Abberufung wieder verloren. Als wichtigste Aufgabe betrachtete Philipp nach dem Frieden mit Frankreich die Ausrottung der Ketzerei. In Italien, das zur Hälfte spanisch, zur Hälfte dem spanischen Einflüsse unterworfen war, hatte schon Papst Paul Iv. deu Kampf gegen die Ketzer
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