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Häuser. Weil sie gut predigten, die Kranken und Armen besuchten,
wurden sie bei den Bewohnern beliebt. Deshalb bekamen sie auch
reiche Geschenke. Dafür erbauten sie sich dann im 14. Jahrhundert
die Steinkirche. Als die Stettiner die Lehre Luthers annahmen, ver-
ließen die Mönche Stettin. In die verlassenen Gebäude des Klosters
nahm der Rat der Stadt nun arme Bürger auf. Später genügten die
Räume nicht mehr. Darum wurde das Johanniskloster nach der
Elisabethstr. verlegt. — Als Stettin eine deutsche Stadt geworden war,
erbaute man 1245 an dem Heu markt eiu Rathaus. An der
anderen Seite desselben ist der Neue Markt. Dort stand früher die
St. A d a lb e rts k ir ch e, die aber bald verfiel. An ihre Stelle wurde
die St. Nikolaikirche gesetzt. Während der Franzosenzeit mußte sie als
Strohmagazin dienen. Dabei brannte sie 1811 ab. Nun wurde der
Platz geebnet und geräumt, und so entstand der Neue Markt. — Dem
alten Rathause gegenüber liegt die Börse. Das ist ein Haus, welches
der Stettiuer Kaufmannschaft gehört. In ihm versammeln sich zu be-
stimmten Zeiten die Kaufleute, um Geschäfte abzuschließen. Diese Ver-
sammlung heißt auch Börse. Auf der Börse wird nur Großhandel ge-
trieben. Zwischen dem Käufer und Verkäufer vermitteln die Makler. Wer
nicht selbst zur Börse gehen kann, gibt seinem Kommissionär den Auftrag. Den
Versand der Waren besorgt der Spediteur. Es gibt Getreide-, Herings-, Kaffee-,
Viehbörsen u. a. Neben den Waren- gibts auch eine Geldbörse Die Groß-
Händler derselben sind die Bankiers. Ihre Geschäfte heißen Banken, von der
Bank, an welcher früher die Wechsler die Münzen umwechselten- Konnte ein
Wechsler nicht zahlen, ließ ihm das Gericht die Bank umwerfen. Der Italiener
nennt die zerbrochene Bank danco rotto. Zahlungsunfähige nennen wir bankrott.
Der Schweizerhof war früher der schloßähnliche Besitz einer reichen
Kaufmannsfamilie, Loitz geheißen. Nach der Sage stammen die Loitzen
aus dem Dorfe Klempin bei Stargard. Von hier wanderte einst Michael
Loitz als armer Bauernjunge nach Stettin. Er wurde von einem reichen
Kaufmann als „Handjunge" anfgeuommen. Weil er fleißig und ge-
schickt war, gewann ihn sein Herr lieb. Er schickte ihn in die Schule
und ließ ihn nachher Kaufmann werden. Als der Herr starb, heiratete
Michael die Witwe. Da er klug und reich war, wählten ihn die
Stettiner zu ihrem Bürgermeister. Seine Nachkommen wurden so reich,
daß sie Königen und Fürsten Geld borgen und sich Schlösser, Dörser
und Städte kaufen konnten. Aus Stettin und der Umgegend trugen die
Leute am liebsten ihre Spargroschen zu den Loitzen, weil sie dieselben
dort am sichersten wähnten. Die Loitzen verloren aber später viel Geld.
Und als Hans Loitz die Zinsen nicht mehr bezahlen konnte, floh er.
Dadurch wurde manche reiche Familie bettelarm. Weil aus diesem
Grundstück nachher einige Schweizer wobnteu, heißt es heute Schweizer-
Hof. — An der Frauen st raße stand früher das St. Marien-Nonnen-
kloster. An dies Kloster erinnert noch die K l o st e rh o sstr a ß e. Hier
steht die St. Peter- und Paulskirche. Sie ist die älteste Kirche
Stettins. Bischof Otto von Bamberg hat sie 1124 gegründet. Vor
dem Stadttheater befindet sich das Denkmal Friedrich Wilhelms Iii.
Der König ist im Krönungsmantel dargestellt. Neben ihm liegen auf
einem Kissen Krone und Scepter. Die rechte Haud ist segnend gehoben.
v
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus]]
Extrahierte Personennamen: Michael
Loitz Michael Hans_Loitz Otto_von_Bamberg Otto Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms
— 18 —
schenkte es Herzog Barnim I. mit Wiesen und Holz, mit Obst- und
Weingärten dem Kloster „Unserer lieben Frauen" in Stettin. 100 Jahre
später baute Barnim Iii. daselbst ein Kloster. Es hieß das „Karthäuser
Kloster Gottes Gnade" oder die „Karthause". Nach der Einführung
der Reformation wurden die Klöster aufgehoben. Da stand auch die
Karthause leer. Als dann 1551 ein Brand das Schloß in Stettin ver-
wüstete, ließ Barnim Ix. das Kloster zu einer Bnrg umbauen. Diese
erhielt den Namen O d e r b u r g. In derselben wurden namentlich
unter Philipp Ii. große Feste abgehalten. Als Gustav Adolf Stettin
neu befestigte, niachte er auch die Oderburg zu einem Festungswerk.
Weil sie aber bei einer Belagerung Stettins leicht dem Feinde als Schutz-
wehr dienen konnte, wnrde sie abgebrochen. — Die Friedenskirche
ist eine Kreuzkirche im gotischen Stil. In der Kgl. Navigationsschule
an der Schifferstraße werden Schiffer in der Schiffahrtskunde, Schiffs-
führung und Schiffsordmmg unterrichtet und zu Steuerleuten und
Kapitänen ausgebildet. An der Oder liegen verschiedene Maschinenbau-
anstalten und Schiffswerften. Die bedeutendste Fabrikanlage sind die
Oderwerke. — Grabow war bis 1847 ein Dorf. 1855 wurde
aus dem Flecken eine Stadt. Seit dem 1. April 1900 gehört Grabow
zu Stettin. Die Grenzen Grabows geben ungefähr folgende Straßen
an: die Blumeustraße, die Birkenallee bis hinter Töpfers Park, die
Neuestraße, ein Stück der Heinrichstraße und eine Linie von da bis zum
Kanal vor dem Regierungs-Banhof.
Bredow.
Unmittelbar an Grabow schließt sich Bredow an, das seit 1900
Stettin einverleibt ist. Auch Bredow wurde schon 1243 dem Kloster
„Unserer lieben Frauen" überwiesen. In Bredow befinden sich eine
Zementfabrik, eine Zuckersiederei und die große Schiffswerft Vulkan.
Seit 1851 hat sich diese Anstalt von kleinen Anfängen zur heutigen
Größe entwickelt. Die Werkstätten des Vulkan bedecken heute etwa 20 ha.
Die Zahl der Arbeiter beträgt ungefähr 7000. Die Vulkanstraße teilt
das Gebiet des Vulkan in den Ober- und Unterhof. Auf dem Oberhof
befinden sich Eisen- und Gelbgießereien, Kessel- und Kupferschmieden, die
Lokomotivenwerkstatt und die Verwaltungsgebäude. Der Unterhof dient
hauptfächlich als Schiffsbauplatz oder Werft.
Die Werft muß immer dicht am Wasser liegen. Auf der Werst stehen
große Gerüste aus Holz oder Eisen. Das sind Hellinge. In 5»er Helling
wird das Schiff erbaut. Zuerst wird der Kiel gelegt, das ist ein eiserner Balken,
der die Grundlage des ganzen Schiffes bildet. Daran schließt sich aus jedem
Ende ein auswärts gehender Balken, der Vor- und Achtersteven. Dann werden
an beiden Seiten des Kiels auswärts gebogene Spanten angesetzt. Kiel und
Spanten sind gleichsam Rückgrat und Rippen des Schiffes. Quer über das
Gerippe, legt man sodann die Balken, welche die Verdecke tragen sollen, die
Deck- und Oberdeckbalken. An die Spanten werden Eisen- oder Stahlplatten
genietet, so daß sie nach außen eine glatte Fläche bilden. Auch die Innenseite
oer Spanten wird mit Platten belegt. Der ganze innere Raum des Schiffes
wird durch eiserne Wände in mehrere wasserdichte Abteilungen (Schotten) ge-
trennt, damit bei einer Beschädigung nicht das ganze Schiff voll Wasser laufen
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Extrahierte Personennamen: Philipp_Ii Philipp Gustav_Adolf_Stettin Gustav Adolf Bredow Bredow Bredow Helling
19 —
kann. — Ehe man an die innere Einrichtung des Schiffes geht, findet der
Stapellauf statt, d. h. man läßt das Schiff in das Wasser gleiten. Zu dem
Zweck baut man einen Schlitten unter das Schiff. Der Schlitten besteht aus
2 Hälften. Die untere Hälfte ist fest mit der Helling verbunden. Die obere
Hälfte ist beweglich. Diese wird nun so fest an den Schiffsrumpf gekeilt, daß
das Schiff in dem Schlitten ruht. Schiff und Schlitten werden durch große
Seitenkeile noch festgehalten. Jetzt wird das Schiff getauft. Während man
eine Flasche Wein an seinem Bug zerschellt, erhält es^ seinen Namen. Dann
werden die Seitenkeile beseitigt, und nun rutschen Schiff und Schlitten in das
Wasser. Wenn der Schiffsrumpf am Ufer befestigt ist, beginnt der Ausbau des
Schiffes. Es wird mit Maschinen und Takelage u. s. w. versehen. Die Kraft
der Maschinen wird nach Pferdekräften gemessen. Die großen Ozeandampfer
haben Maschinen von über 30000 Pferdekräften. Die Takelage ist sehr ver-
schieden An den Masten ifock-, Groß- und Besanmast) wird eine Menge von
Stricken und Tauen befestigt Der Seemann nennt sie freilich Trossen oder
Leinen Diese Leinen führen verschiedene Namen Diejenigen, welche den Mast
von der Seite halten, heißen Wanten. An ihnen hängen die „Webeleinen", die
wir Strickleitern nennen würden. Die Leinen werden nicht gebunden, sondern
gestochen, sie reißen nicht, sondern brechen; sie werden nicht straff gezogen, sondern
geholt. Wer vom Boot auf das Schiff will, muß das Fallreep oder die Jakobs-
leiter benutzen. (Segelschiffe bei denen alle drei Masten Naaen haben, sind
Vollschiffe. Ist von den 3 Masten einer ohne Raae, so heißt das Schiff Bark.
Schiffe mit 2 vollbetakelten Masten heißen Brigg oder Schoner. Einmastige
Segler sind Jachten oder Kutter) — Die Schnelligkeit der Schiffe wird nach
Seemeilen gemessen Eine Seemeile hat 1,85 km. " Vier Seemeilen sind etwa
eine geographische Meile. Die Größe eines Schiffes wird nach seiner Tragfähigkeit
bestimmt.
Nemitz.
Seit 1900 ist das frühere Dorf ein Teil der Stadt Stettin. Es
liegt im Tale der klingenden Beck. Hier befinden sich die K ü ck e n -
mühler Anstalten. Sie umfassen ein großes Gebiet mit vielen
Gebäuden. In diese Anstalt werden blödsinnige Menschen aufgenommen.
Daneben ist für Epileptische, d. s. Menschen, die häufig von Krämpfen
befallen werden, die Anstalt T a b o r errichtet. Im Wiesental liegt
der Ausflugsort Lindenhof. Auf der Waldhöhe steht der Quistorpturm.
Bollwerk und Laftadie.
Stettin ist zu beiden Seiten der Oder erbaut. Auf dem linken
User liegen die Oberwiek, die Neu- und Altstadt, die Unterwiek, Grabow
und Bredow. Aus dem rechten Ufer stehen die Stadtteile Silberwiese
und Lastadie. Die Oder ist bei Stettin mehr als 100 m breit. Ihre
Wassermasfen würden aber viel größer sein, wenn sich der Fluß nicht so
oft teilte. Die Eisenbahn nach Finkemvalde führt über 7 Oderarme:
Oder, Parnitz, Vorflutkanal, kleine Reglitz, Brünnckenstrom, Kahnfahrt und
Zegglinstrom. Die letzten 3 sind Verzweigungen der großen Reglitz.
Schon gegenüber der Oberwiek trennt sich die Parnitz von der Oder,
i^ie fließt in den Dammschen See. Hinter der Eisenbahnbrücke zweigt
sich der Grüne Graben ab, der sein Wasser in die Parnitz führt.
Parnitz, Oder und grüner Graben schließen die Silberwiese ein. (Insel.)
Hinter der Bnnmbrücke gabelt sich die Oder zum dritten Male. Hier
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— 22 —
von den Arbeitnehmern in deren Wohnungen anfertigen. Man nennt
dies H a u s i n d u st r i e. Der Betrieb eines Gewerbes steht jedem
frei. Das nennt man Gewerbesreiheit. —
Ein großer Teil der Stettiner treibt Handel. Zum Handels-
st a n d e gehören die Kaufleute. Diese unterscheiden sich in Groß- und
Kleinkaufleute. Jeder Großkaufmann läßt sein Geschäft aus dem Amts-
gericht in das Handelsregister einschreiben. Der Name, unter
welchem es eingetragen wird, heißt die Firma. Der Vertreter des
Kaufmannes, der für ihn Geschäfte abschließen und mit seiner Firma
unterzeichnen darf, heißt der P r o k u r i st. Der Großkausmanu betreibt
nur den Verkauf vou großeu Posten Ware (Tonnen Heringe, Ballen
Kaffee). Der Kleinkaufmann gibt auch deu kleinsten Teil der Ware ab.
Einige Kleinhändler gehen als Hausierer. Der Einfuhrhandel bringt
uns Früchte, Bodenschätze und Erzeugnisse, die es bei uns gar nicht oder
nicht genügend gibt. Der Aussuhrhandel vertreibt die Stoffe und
Produkte, die wir im Ueberfluß haben oder herstellen. Werden diese
Handelsgegenstände über die Meere gebracht, so treibt man Seehandel.
Werden die Güter im Lande umgesetzt, so ist das Binnenhandel. —
Außer den Handel- und Gewerbetreibenden gibt es in (Stettin noch eine
große Zahl von Beamten, Gelehrten und Soldaten. Am kleinsten ist
die Zahl der Laudwirte.
Die Landwirtschaft beschäftigt sich mit der Herbeischaffung
der Nahrungsmittel. Der Landwirt treibt Ackerbau und Viehzucht. Die
wichtigsten uuserer Getreidearten sind Roggen, Weizen, Gerste, Hafer.
Außer Getreide baut der Landmann Kartoffeln, Erbsen, Rüben, Flachs.
Obst- und Gemüse werden meistens in Gartenanlagen von Gärtnern ge-
zogen. Sie werden frisch, gedörrt oder als Konserven in den Handel
gebracht. — Die Viehzucht liefert Zucht- und Schlachttiere.
Die Behörden.
Vater, Mutter und Kiuder bilden eine Familie. Sie benutzen ge-
meinsam eine Wohnung und deren Einrichtung. Sie bilden deshalb
eine kleine Gemeinde. Der Vater ist das Haupt derselben. Er hat für
sie zu sorgen. —
Die Alt- und Neustadt, Ober- und Unterwiek, Lastadie und Grabow,
Bredow und Nemitz, kurz alle Stadtteile zusammen bilden das Stadt-
gebiet. Auf diesem Stadtgebiet wohnen 220 000 Einwohner gemeinsam.
Ihnen gehören gemeinschaftlich die Straßen und Plätze, die Kirchen und
Schulen. Sie bilden auch eine Gemeinde, die Stadtgemeinde Stettin.
Jeder einzelne ist ein Gemeindeangehöriger. Das Haupt dieser Gemeinde
ist der Oberbürgermeister. Er hat für die Gemeinde zu sorgen. Da
müssen neue Straßen angelegt, alte gepflastert werden. Da sind Schulen
zu bauen. Gas- und Wasserleitung einzurichten. Da sind Kranke, die
keiner pflegt, alte Leute, die nichts verdienen, Kinder, die keine Eltern
mehr haben. Alle diese werden in die Krankenhäuser, Stifte oder
Hospitale oder in das Waisenhaus ausgenommen. Da ist Sorge zu
tragen, daß die Leute am Tage und in der Nacht sicher wohnen, daß
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der Birkenallee geschnitten. Beide Straßen schließen den alten Kirchhos
und die Anlagen ein. Zur Anpflanzung dieser Anlagen hat in den
Unglücksjahren ein französischer Major die Stettiner angeregt. Besondere
Verdienste hat sich der Oberpräsident Dr. Sack um die Anlagen erworben.
Darum hat man ihm hier 1833 ein schlichtes Denkmal errichtet. —
Johann August Sack war von 1816-1831 Oberpräsident von
Pommern. Er bemühte sich redlich, die Wunden, welche die Franzosenzeit unserm
Vaterlande geschlagen hatte, zu heilen. Zunächst galt seine Sorge dem Stettiner
Handel. Der Hauptgegenstand desselben war schon früher der Hering Er
wurde aus fremden Ländern hierhergebracht, denn die pommerschen Fischer ver-
standen das Salzen der Fische nicht. Sack wußte die Fischer zu bewegen, das
Salzen und Verpacken selbst zu übernehmen Dadurch wurde ihr Verdienst
lohnender. Mehr Leute ergriffen nun diese Beschäftigung, und neue Fischer-
dörfer eutstanden. •— Einst kamen der König Friedrich Wilhelm Iii. und der
Kronprinz nach Swinemünde. ^'^Sie wollten bei dieser Gelegenheit auch das
Salzen und Verpacken der Heringe in Augenschein nehmen. Da führte man sie
an eine Stelle des Strandes, an'derifich eine'anzahl'fischer ihre Hütten erbaut
hatten. Der König ließ sich einige frische Heringe schmecken: weil dies Dorf
noch keinen Namen hatte, nannte es?der Kronprinz „Heringsdorf". — Dem
Handel drohte aber eine große Gefahr. Der Hafen von Swinemünde
stand in Gefahr zu versanden. Es mußten, wenn das nicht geschehen sollte,
steinerne Hafenmauern errichtet werden Mit dem Baa derselben wurde 1818
begonnen. Faschinen (Rutenbündel) wurden untereinander verbunden, so daß sie
27 m lang 18 m breit und I V? m dick waren. Darauf wurden Steine gepackt
und das Ganze auf denßmeeresgrund versenkt. 548 solcher Sinkstücke sind im
Laufe der nächsten sünfzjahre hinabgelassen worden. Die Steine dazu wurden
mit Zangen vom Meeresgründe an der Stelle heraufgeholt, wo einst Vineta
gestanden haben soll. 1823 waren die beiden Molen fertig, von denen die östliche
heute Ifioo, dte|Sbestmole"10003m lang ist. — Im selben Jahre wurde durch
Sacks Unterstützung Swinemünde ein Badeort Unter ihm wurde von 1822—27 die
erste pommersche Chaussee von Stettin nach Gartz erbaut Er errichtete in
Stettin eine Schiffahrtsschule und sorgte dafür, daß der Wollmarkt hierher
verlegt wurde.
Zwischen der'unteren Gustav'adolf- und der Augustastraße liegt
ein noch unbebautes Gelände, das ehemalige Fort Leopold. Es soll jetzt
auch bebaut werdend und wird mit der '" H a k e n t e r r et s fe einst
sicher der schönste Teil Stettins. Hier wird Kaiser Friedrich Iii. ein
Denkmal errichtet werden. — Von den' Straßen,' welche die Verbindung
zwischen Kaiser^Wilhelm-, Pölitzer- und Grabowerstraße herstellen, sind
die meisten nach berühmten Personen benannt. So heißen nach Mit-
gliedern der Königsfamilie die Augusta-, Kronprinzen- und Friedrich-
Korlstraße, nach berühmten Generälen die Moltke-, Wrangel-, Scharnhorst-,
Blücher-, Aork-,^Gneisenau- und Derfslingerstraße. Nach bedeutenden
Gelehrten oder Dichtern 'führen die Kant-, Fichte-, Bngenhagen-, Schiller-
und Prutzstraße, nach berühmten Stettinern die Friedeborn-, Schallehn-,
Giesebrecht-, Löwe-, Dohrn- und Behr-Negendankstraße ihre Namen.
Die äußerste Straße" dieses Gebietes ist die Grenzstraße, an welche sich
unmittelbar Unter-Bredow und Grabow anschließen.
Grabow.
Der Name stammt von dem slavischen Wort grabina und be-
bcutct „Weißbuchenhain". Grabow ist ein alter Ort, denn schon 1243
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Extrahierte Personennamen: Johann August Fischer Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Sacks Leopold Leopold Friedrich_Iii Friedrich
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verläßt der Dunzig die Oder und eilt in den Dammschen See.
Zwischen Parnitz, Grünem Graben, Oder und Dunzig liegt die Lastadie.
Die Oder ist bis auf eine Tiefe von 7 m ausgebaggert. Die
steilen Uferränder sind durch Schutzwände aus Balken und starken Bohlen
oder durch Steinwände geschützt. Auf der Oder herrscht reges Leben.
Ruder- und Motorboote, Oderkähne, Segel- und Dampfschiffe durch-
furchen die Fluten.
Nicht weniger lebendig ist es am Bollwerk. Bald hinter der
Eisenbahnbrücke ist dasselbe mit Tonnen und Kisten, mit Ballen und
Säcken bepackt. Und immer mehr Güter, z. B. Möbel und Maschinen,
Holz und Eisen, Steine und Kies, Torf und Briketts, Kartoffeln und
Getreide werden aus den Schiffen ans Land gebracht. Schwere Last-
wagen rollen heran. Sie fahren die angekommenen Güter in die
Speicher. Viele aber bringen Säcke voll Kaffee, Reis, Mehl und Ge-
treide, Zucker in Hüten oder Broten, Fässer mit Wein oder Bier,
Branntwein, Hering, Petroleum, Fett oder Öl, große Ballen Papier,
Pappe, Stoffe, Filzwaren, schwere Kisten mit Cichorie, Stärke, Tabak,
Seifen und Kerzen, Nähmaschinen, Fahrräder u. v. a. m. als neue
Ladung herbei. So wird fortgeschafft und zugebracht, geladen und ge-
löscht vom frühen Morgen bis zum späten Abend. Hinter der Hansa-
brücke beginnt das Fischbollwerk. Da liegen Hunderte von
Kähnen, die mit Fischen gefüllt sind. Das Wasser strömt durch die
durchlöcherten Seitenwände und bringt den Fischen Nahrung. Die
andere Seite der Straße am Bollwerk ist mit Geschäftshäusern besetzt.
In den Schaufenstern liegen die Sachen aus, welche Schiffe und Schiffer
brauchen, wie Ankertaue und Teer, Rettungsringe, wasserdichte Ölzenge,
u. dergl. m. Die Aushängeschilder siud in verschiedenen Sprachen
geschrieben, und all diese fremden Leute kann man am Bollwerk hören. —
Jenseit der Baumbrücke haben zunächst die Personen- und Tourdampfer
ihre Anlegestelle. Weiter hinab folgen die großen Seedampfer, die hier
an der Unterwiek löschen. Auch am gegenüberliegenden Ufer liegen
mächtige Schiffe; zu ihnen führt die Baumbrücke hinüber auf die
L a st a d i e. Der Name Lastadie ist entstanden aus dem lateinischen
Wort lastadium d. i. Ausladeplatz. Und der Stadtteil heißt mit Recht
so. Hier löschen die Schiffe ihre Ladung, hier sind die großen Speicher.
Oft stehen auf den Höfen 5—6 solcher Lagerhäuser hintereinander. Die
ganze Lastadie ist eigentlich nur ein großer Speicher- oder Lagerplatz.
Schon seit vielen hundert Jahren ist die Lastadie der Lagerplatz der
Stettiner Kaufleute. Um das Jahr 1308 war der Stadtteil so bevölkert,
daß die Erbauung einer Kirche nötig wurde. Das Geld dazu gab nach
der Sage ein armes Hirtenmädchen, welches auf dem Wege nach Damm
einen großen Schatz gefunden hatte. Aus Dankbarkeit gegen Gott, der
ihr denselben beschert hatte, ließ sie die Kirche erbauen. Diese heißt nach
ihr noch heute Gertrudkirche. Die Hauptstraßen sind: Gr. Lastadie,
Wall-, Parnitz-, Pladrin-, Speicher- und Kirchenstraße. (Pladrin nach einem
kleinen Wasserlauf an der Stelle des grünen Grabens: Pladder-Jhna.)
Das Freihasengebie t''ist von 'einem hohen" Zaune einge-
schloffen, während an der Einfahrt und an den Ausgängen Steuerbeamte
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Die Provinz Pommern.
Pommern wird in seiner ganzen Länge an der Nordküste von der
Ostsee bespült. Fast keiner seiner Punkte ist weiter als 120 km von
diesem Meere entfernt. Es ist also ein Küstenland. Das sagt auch sein
Name, den man von dem slavischen po more ableitet, d. h. am Meere.
Die pommersche Küste ist etwa 520 km oder 69 Meilen lang. Eine
grade Linie, welche den westlichsten mit dem östlichsten Orte Pommerns
verbindet, mißt aber nur 450 km. Das kommt daher, daß die Küsten
Pommerns einen stumpfen Winkel bilden, den die Ostsee als Pommersche
Bucht füllt. — Die Orte der Südgrenze Pommerns haben verschiedene
Entfernung vom Meere. Am weitesten sind von der Ostsee die Gegenden
um Bahn, Kallies und Ratzebnhr abgelegen. Die Breite Pommerns
schwankt zwischen 40 und 120 km oder 5 und 15 Meilen.
Pommern ist 30000 qkm groß und hat 1700000 Einwohner. Es
ist eine von den 12 Provinzen des Königreichs Preußen, das etwa 12mal
so groß ist. Ganz Deutschland ist wohl 18mal so groß. — In alter
Zeit war Pommern von seinen Nachbarländern fast überall durch natürliche
Grenzen abgeschlossen. Vorpommern wurde nach Süden durch ein breites,
sumpfiges Tal begrenzt. (Randow, Recknitz.) Den Übergang über dasselbe
wehrten zahlreiche Burgen. An der hinterpommerschen Grenze zog sich ein
gewaltiger Wald hin, der mehrere Tagereisen breit war. — Die heutigen
Nachbarländer Pommerns sind im Westen die Großherzogtümer Mecklenburg
Schwerin und -Strelitz, im Süden die Provinzen Brandenburg (Uckermark
und Neumark) und Westpreußen (Regierungsbezirk Marienwerder), im Osten
ebenfalls Westpreußen (Regierungsbezirk Dauzig). — Pommerns Wappen
ist der rote Greif auf einem silbernen Schilde. Die Landesfarben sind
blau und weiß. — Die Oder teilt Pommern in Vor- und Hinterpommern.
Das Gdertal und seine Ränder.
a) bis Stettin. Nach einem Wege von über 100 Meilen Länge
tritt die Oder bei dem Dorfe Nipperwiese in Pommern ein. Das Tal,
welches sie durchfließt, ist etwa 4 km breit. Zu beiden Seiten erheben
sich Hochländer: das Randower und das Bahner Hochland. Zunächst stießt
die Öder auf der östlichen Seite des Tales dicht unter den Bergen hin
bis nach Fiddichow. Dann wendet sie sich nach dem westlichen Ufer und
erreicht die alte ^tadt Gartz. Bei Gartz teilt sich die Oder in zwei
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian]]
TM Hauptwörter (200): [T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See]]
7 —
Stettin besitzt einen Freihafen, d. i. ein Gebiet, auf welchem alle Ware steuerfrei ist
und erst versteuert werden muß, wenn sie in das Inland geht und einen Industriellen
zwischen Parnitz, Reglitz und Güterbahnhof. — Stettin war um 1100 die Residenzstadt
Wartislavs I. und galt als festeste Stadt im Lande. 1245 wurde es eiue deutsche Stadt,
die 1360 Mitglied der Hansa wurde. 1675—77 belagerte sie j>er Große Kurfürst und
legte die Stadt fast in Trümmer. 171") beschossen die Russen Stettin. 1806—13 war
es in den Händen der Franzosen. — Am 1. April 1900 wurden die Orte Grabow,
Bredow und Nemitz in Stettin einverleibt. Einwohnerzahl über 250000. Die neuen
Straßen sind breit und durch Spazierwege und Schmuckplätze verschönt. Von seinen
alten Gebäuden sind zu erwähnen: Das Schloß, die Peter- und Paulskirche (1124 vou
Bischof Otto gegründet) und die Jakobikirche (gegründet 1187).
b) von Stettin bis zur Mündung. Das linke Oderufer mit
seinen Bergen ist auch hinter Stettin mit einer fast ununterbrochenen Reihe
von Ortschaften besetzt. Das sumpfige und flache rechte Ufer trägt nur
anfangs einige Fabrikanlagen, z. B. Dampfschneidemühle, Fettwarenfabrik,
chemische Fabrik, Anthracitwerke. Unmittelbar aus Bredow folgt Züllchow,
ein Ort mit 8000 Einwohnern. Hier stehen die großen Dampfmühlen und
die Portland-Zementfabrik. Bekannt sind auch die Züllchower Anstalten.
Knaben, welche den Eltern und der Schule nicht gehorchen wollen, sich um-
hertreiben und lose Streiche oder Diebstähle und andere Vergehen ausüben,
werden hierhergebracht. Sie werden unter steter Aufsicht und scharfer Zucht
gehalten, damit aus ihueu ordentliche Menschen werden. Gegenüber von
Züllchow fließt aus der Oder die Swante in den Dammschen See. Der
Name erinnert an die Wenden. Die Erhöhung, welche heute die Försterei
Bodenberg trägt, soll ihnen als Begräbnisplatz gedient haben. — Nach
Züllchow folgen Bollinken und Frauendorf. (4000 Einwohner.) Der
Ort gehörte einst dem St. Marienkloster in Stettin. Um eigenen Kloster-
wein zu haben, siedelten die Nonnen hier Deutsche aus Weingegenden an,
doch ging der Weinbau bald wieder eiu. Der letzte große Weingarten be-
fand sich auf der heutigen Elisenhöhe. Als die Stadt Stettin Friedrich
Wilhelm Iv. hier ein Fest feierte, benannte sie die Stätte nach der Ge-
mahlin des Königs. In dem nun folgenden Gotzlow erinnert der Wein-
berg, der jetzt wieder mit Reben bepflanzt ist, daran, daß bis 1830 daselbst
Wein gebaut wurde. Glienken und Kratzwiek-Stolzenhagen haben
viele Fischer und Ziegelei- oder Fabrikarbeiter als Bewohner. Die Ton-
massen des linken Oderufers liefern jährlich Millionen von Ziegelsteinen.
Die Tonberge haben wahrscheinlich dem Ort seinen Namen gegeben, denn
glinitka heißt in der slavischen Sprache Tongrube. Bei Kratzwiek-Stolzen-
Hagen erhebt sich das Eisenwerk „Kraft".
Eisen findet sich nicht rein. Es ist meistens mit anderen Körpern als Eisenerz
verbunden und durch Gestein verunreinigt. Das Erz wird in dem Hochofen geschmolzen.
Ein Hochofen ist ein runder Bau vou 6—8 m Durchmesser und etwa 15 m Höhe.
Seiue Wände sind aus verschiedenen Steinschichten erbaut. Die innersten sind feuerfest.
Von außen sind starke Eisenringe oder Eisenmäntel herumgelegt. In dem unteren Teile
des Hochofens entzündet man ein tüchtiges Holz- oder Kohlenfeuer. Dann schüttet man
von oben (durch die Gicht) abwechselnd Koks und Erze hinein. Zur Vergrößerung der
Glut wird bis aus 1000° erhitzte Luft in den Ofen geblasen. In dieser Höllenglut
schmelzen die Eisenerze. Auch die Steine werden flüssig. Die geschmolzenen Stein-
massen, Schlacken genannt, schwimmen auf dem flüssigen Eisen. Man läßt sie abfließen
und benutzt sie znr Herstellung von Ziegeln, Kopf- und Trottoirsteinen. Etwa alle
6 Stunden zapft man auch das geschmolzene Eisen ab. Sobald der Zapfen heraus-
gestoßen ist, schießt das Eisen als weißglühende Flüssigkeit hervor. Man leitet es in
Sandformen, in denen es erkaltet. Das gewonnene Eisen heißt Roheisen.
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Extrahierte Personennamen: Bredow Otto B._Dampfschneidemühle Züllchow Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm Gotzlow Fischer Hagen
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Jetzt nähert sich die Oder dem Dammschen See. Dieser, etwa
56 qkm groß, ist ein Rest von dem einst viel größeren Haff. Die Oder-
arme lagern in dem See alle die mitgeführten Sinkstoffe ab und erhöhen
den Seegrund, sodaß im Laufe der Zeit der See versanden und zuwachsen
wird. Mehrere Wasserarme führen aus dem See in den Fluß. Dadurch
entstehen wieder größere und kleinere Werder und Inseln. Dann vereinigt
sich die ganze Wassermeuge des Odertales zu einem breiten Strome, dem
Dammansch. Noch einmal tritt gegenüber von Pölitz eine Teilung ein.
Von Jasenitz ab ist wieder alles Wasser vereinigt und verbreitet sich nun
seenartig. In Jasenitz stand früher ein Kloster, dem die Wiesen und Wälder
an den Ufern ringsum gehörten. Man nannte das davon eingeschlossene
Gewässer Papenw asser. — Es erweitert sich gegenüber von Ziegen ort
zu dem Pommerscheu Haff. Zwischen eingerammten Baumstämmen ist
am Beginn des Haffs die Insel Leitholm entstanden. Sie soll den Schiffen
Aus- und Eingang in die Fahrstraße zeigen, die durch verankerte Schiff-
fahrtszeichen, Bojen oder Baken genannt, kenntlich gemacht ist. Das ist
nötig, denn das Haff ist nicht tief genug, um überall befahren werden zu
können. — Das Haff dehnt sich von Norden nach Südeu etwa 20, von
Osten nach Westen 50 km aus und ist 600 qkm groß. Die weite Wasser-
fläche macht fast den Eindruck des Meeres. Die Ufer verschwinden zu
beiden Seiten. Am Horizonte verschwimmen die langen Rauchwolken vor-
übereilender Dampfer. Weiße Möven schießen über die schäumenden Wellen
dahin, und hoch in den Lüften wiegt sich wohl der Seeadler. — Zahlreiche
Fischerboote beleben die weite Seefläche. Früher war der Fischereibetrieb
sehr lohnend. Nach einer Inschrift in der Kirche zu Krummin fing man
1796 bei einem Zuge für 9000 M. Bleie. Wie in allen Seen, so hat
aber auch hier der Fischreichtum stark abgenommen. — Man nennt den
westlichen Teil des Haff's das Kleine, den östlichen das Große Haff. Die
südliche Ausbuchtung desselben ist der Nenwarper See.
c) das Mündungsgebiet. Aus dem Haff führen drei Straßen
zur Ostsee: Dievenow, Swine und Peene. Zwischen ihnen liegen die
Inseln Wollin und Usedom.
Die Dievenow hat nur geringe Tiefe und ist daher vou größeren
Fahrzeugen nicht zu benutzen. Gleich an der Einfahrt liegt die 4700 Ein-
wohner zählende Stadt Wollin, früher auch Juliu geheißen. Sie ist eine
der größten Wendenstädte gewesen und hat schon frühzeitig bedeutenden Handel getrieben.
Der Sage nach war ihr Hafen ein Wunderwerk. 300 Schiffe konnten darin ankern.
Jeden Abend wurde er durch eiu Fallgitter geschlossen. Van einem Turme auf dem
Einfahrtsbogen kouute man mit Wurfmaschinen jedes feindliche Schiff zerschmettern.
1485 wurde Bugenhagen hier geboren. Die Bewohner treiben Ackerban, Fischfang und
Kahnbau. In ihrem ferneren Lauf erweitert sich die Dievenow zu dem
Kamminer Bodden. In demselben liegt die Insel Gristow. Ihre
kreidigen Erden werden zu Zement verarbeitet. Neben der Insel ragt ein
gewaltiger Stein aus dem Wasser. Der Sage nach ist er ein verzaubertes
Räuberschloß. (Siehe Uecker „Sagen, Märchen, Schwänke und Streiche
aus Pommern.) Der Insel gegenüber ist Kammin erbaut wordeu. An
ihrer Mündung wurde die Dievenow ganz nach Westen gedrängt, denn eine
schmale Landzunge rückte von Osten immer weiter vor. Auf dieser sind
die Badeorte Ost-, Berg- und Klein-Dievenow gelegen. Die Mündung
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noch das Steintor. Heute ist Anklam nach Stettin die bedeutendste Stadt Alt-Vor-
Pommerns. Seme Bewohner treiben Ackerbau, Schiffahrt und Kornhandel. Unter
seinen Fabrikaulagen sind Brauereien, Eisengießereien und eine Zuckersiederei zu nennen.
Hier befindet sich eine Kriegsschule. — In Wusseken liegt Feldmarschall Gras v. Schwerin
begraben, der in der Schlacht bei Prag am 6. Mai 1757 fiel. — Ducherow, 1000
Einwohner, Bugenhagen-Waisenhaus, große Ziegeleien. — I atznick besitzt Zement
sabriken und Ziegeleien.
yinterpommern.
Hinterpommern hat ein ganz anderes Aussehen als das ebene Bor-
Pommern. An der Küste finden wir einen durchschnittlich 3—4 km breiten,
stachen Sandstreisen. Auf ihm hat der Wind die Dünen erbaut, hinter
welchen sich Seee und Moore befinden. Dann steigt das Land allmählich
von 10—80 m Höhe an. Dieser etwa 40 km breite Gürtel erscheint
fast eben, weil nur sehr wenige größere Hügel darin zu finden sind. Es
ist dies das Stück vou Hinterpommern, welches sich zu beiden Seiten der
Stettin-Danziger Eisenbahn ausbreitet. Darauf folgt dann ein breiter
Strich von Hügeln, die 100—300 m hoch sind. So gliedert sich Hinter-
Pommern also in 3 deutlich von einander geschiedene Gürtel oder Zonen.
va§ Küstengebiet.
Die hinterpommersche Küste hat eine Länge von 265 km. Sie zieht
sich sast wie eine gerade Linie in der Richtung von Sw nach No hin.
Nirgends ist sie durch Buchten und Busen zerrissen, nirgends rageu Halb-
infein in die See hinaus. Fast überall bedeckeu Düueu den flachen Küsten-
strich. — Nur von Berg- und Klein-Dievenow ab bis Horst, bei Henken-
Hägen und Jershöft und in der Nähe von Stolpmünde erheben sich 10 bis
20 m hohe Lehmwände. Der Strand ist hier nur schmal, und die Wellen
sind fortwährend bei der Arbeit, die Lehmberge zu zerstören. Welche Fort-
schritte ihr Zerstörungswerk macht, zeigt die alte Kirche bei Horst. 1800
lag sie noch 25 in vom Strande ab. In 80 Jahren hatte die Ostsee
diese 25) m verschlungen, sodaß die Mauern dicht am Abhänge standen.
Heute ist schon ein Teil des Mauerwerkes abgestürzt, und in nicht allzu
langer Zeit wird sie ganz verschwunden sein. — Der übrige Teil der
Küste ist mit Dünen bedeckt. Im Westen sind sie niedrig. Nur selten er-
heben sie sich da über 20 m. (Boigtshagen in der Nähe von Horst 30 m.)
Östlich von Jershöst aber steigen sie zu einer Höhe von 30—50 m empor.
Die höchsten Dünen sind die Mnddeldünen am Vietzker, die kleinen Woll-
säcke am Gardeschen See und die großen Wollsäcke bei Leba. Wie kommt
es, daß die Dünen nach Osten höher werden? Soll der Wind
Dünen aufbauen, so muß er Düueusaud haben. Diesen waschen ihm die
Wellen aus deu Lehmwänden heraus. Norstostwiude tun der hinter-
pommerschen Küste wenig Schaden. Viel schlimmer sind die häufigen
Nordwestwinde. Je größer die Wellen, um so größer ist ihre zerstörende
Kraft. Die Gegend von Dievenow ab bis etwa nach Kolberg, ist vor ihnen
noch ziemlich geschützt. Bei Jershöft aber treffen sie mit voller Krast ans
die Steilwand. Hier zerstören sie daher am meisten. Darum bildet sich
hier viel Düuensand, mit dem der Wind dann sein Spiel beginnen kann.
— Eigentümlich sind der hinterpommerschen Küste die Strandseen. Sie
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