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1. Für die 1. Klasse der Mittelschulen - S. 1

1911 - Trier : Lintz
Erster Teil. Deutschland und Hie erökunölichen Grundlagen seines Wirtschaftslebens. Was Deutschland heute ist, verdankt es seiner Landesnatur und seinem Volk. Die Landesnatur ist nicht durch hervorragende Gunst ausgezeichnet. Sie verlangt ein rühriges, arbeitsames Volk. Erst durch die fleißige Arbeit des deutschen Volkes wurde aus dem deutschen Lande ein blühendes Kulturreich. Um dieses heutige Deutschland verstehen zu können, muß mau also zweierlei betrachten, die Natur des Landes und die Kulturtätigkeit des Volkes. I. Das Natur- oöer Tanöschaftsbilö. 1. Die Raumverhältnisse. Naturgrenzen. Unter Deutschland versteht man das Land, das § 1- sich nördlich von den Alpen bis zur Küste der Nord- und Ostsee aus- dehnt. Im 8 und N hat es also Naturgrenzen: dort lehnt es sich an ein gewaltiges Hochgebirge, hier bettet es sich an das Meer. Die West- und Ostgrenze Deutschlands wird nur im 8 von Naturgrenzen gebildet. Norddeutschland ist im W und 0 offen, da das Norddeutsche Tiefland sich auf beiden Seiten fortsetzt. Zentrale Lage. Zu den Ländern und Staaten Europas hat Deutschland eine zentrale Lage. Diese bietet Gunst und Ungunst. Günstig ist sie, weil sie den nahen Handels- und Gedankenverkehr mit fast allen europäischen Völkern gestattet und dem deutschen Volke gleich- sam die Rolle des Vermittlers zuweist. Ungünstig ist sie wegen der steten Kriegsgefahr. Notwendigkeit der Einigkeit des deutschen Volkes. Ein schwaches Deutschland hat in der Geschichte stets dem Druck der ringsum wohueuden Völker nachgeben müssen. Die großen europäischen Kriege sind daher meist auf deutschem Boden ausgekämpft worden. Dem Druck von allen Seiten vermag das deutsche Volk nur dauu standzuhalten, Kerp, Lehrbuch der Erdkunde, Ausgabe C Iii. 1

2. Für die 1. Klasse der Mittelschulen - S. 35

1911 - Trier : Lintz
Das Kulturbild, 35 Aus der zentralen Lage konnte Deutschland für sich und für andere Staaten nur in Zeiten des Friedens Nutzen ziehen. Den Frieden zu wahren, war aber stets nur einem starken Deutschland möglich. In den Zeiten, wo Deutschland schwach war, wurde es der Tummelplatz fremder Kriegshorden, die es verwüsteten und mit den Früchten der Friedensarbeit anch die geistige Kultur zerstörten. Des deutschen Volkes Einigkeit und Stärke ist darum auch das Unterpfand feiues geistigen Blühens und Gedeihens. Einfluß des Oberflächenbaues Deutschlands. Wie Deutschland infolge der reichen Gliederung seiner Oberfläche ein vielstaatliches Land wurde, so wurde dadurch auch eine selbständige Entwicklung der deutschen Volksstämme und ein reiches Geistesleben des deutschen Volkes ermöglicht. In den von Gebirgen umrahmten oder durch sie geschiedenen Landschaften entwickelten sich die deutschen Volks- stämme durchaus eigenartig. Ihre Heimatgebiete waren aber doch nicht so vollständig von einander geschieden, daß nicht ein Verkehr, eine geistige Befruchtung hätte stattfinden können. Die Tallücken und Tal- furchen, die dem Laufe der Flüsse dienten, öffneten auch dem Handel und Verkehr, auch dem geistigen Verkehr die Wege. So entwickelte sich ein reiches, zugleich aber auch wieder einheitliches Geistesleben. Das deutsche Bildungswesen. Im wirtschaftlichen Leben hat Deutschland einen scharfen Wettbewerb mit andern Ländern zu bestehen. Für diesen Kampf muß es sich rüsten. Ein jeder Deutsche muß tüchtig in seinem Fache sein. Das bringt ihm und dem ganzen Volke Nutzen. Die Jugend muß lernen, viel lernen. In allen deutschen Staaten ist deshalb der Schulzwaug bezw. Lernzwang eingeführt. Außer den Volksschulen gibt es noch viele Bildnngs- anftalten, höhere Schulen, Lehrer- und Lehrerinnen-Seminare, Uni- versitäten, technische Hochschulen, gewerbliche Schulen und Fortbildnngs- schulen. Mit der Schule hört das Lernen nicht auf, sondern mit dem Eintritt in das Leben beginnt es erst recht. Von großer Bedeutung sind daher die Fortbildungsschulen aller Art. Im Berufe, ferner in Museen, auf Ausstellungen, bei Vorträgen, auf Ver- fammluugeu, in Vereinen, aus Zeitungen und Büchern suche jeder seine Kenntnisse fortwährend zu vermehren; denn Wissen und Können bilden die sichersten Reichtümer und den besten Stolz. Im Kampfe um die Schätze und Märkte der Erde wird das deutsche Volk einst die Früchte seines Vorwärtsstrebens auf geistigem Gebiete ernten. 3*

3. Für die 1. Klasse der Mittelschulen - S. 34

1911 - Trier : Lintz
34 Deutschland. dentschland mit ihren Weizenfeldern, Hopfenpflanzungen und Tabakfeldern, mit ihrem Garten- und Gemüsebau und ibrer köstlichen Fülle von Obst und Wein, mit ihren Bergbau- und Jndnstriebezirken, mit ihren fabrik- und geschäftsreichen Städten und ihren gewerb- und kunstfleißigen Bewohnern ergänzen aufs beste Nord- deutschlaud mit seinen weiten Getreideflnren, mit seinen großen Kartoffel- und Zuckerrübeufeldern, mit seinem Viehreichtum, mit seinen dem Handel und der Schiffahrt geöffneten Strommündungen und Kanälen und den Seehandelsstädten an der Küste. Die fchwarzweißrote Flagge verbindet alle deutschen Landschaften und alle deutschen Bruderstämme zum einigen Werke, auf daß Deutschland, das Deutsche Reich, groß und stark, reich und mächtig werde; denn alle deutschen Gaue gehören zu- sammen, sie bilden eine große wirtschaftliche Gemeinschaft und eine große Stätte der gleichen, nämlich der deutschen Kultur. Jeder Deutsche aber zeige durch sein Werk, daß er sein großes, schönes Vaterland liebt. Verfassung. Tie Bundesverfassung des Deutschen Reiches bestimmt, daß der König von Preußen zugleich den Titel, die Würde und die Rechte eines deutscheu Kaisers hat. An der Reichsgesetz- gebnug wirken Bundesrat und Reichstag mit. Der deutsche Kaiser vertritt das Reich völkerrechtlich und ist der Ober- befehlshaber des Reichsheeres iiaxb der Kriegsmarine. Der Bundesrat besteht aus deu Vertretern der deutschen Bundesstaaten. Von den 58 Stimmen entfallen auf Preußeu l7, auf Bayern 6, auf Sachsen und Württemberg je 5, auf Baden und Hessen je 3. auf Mecklenburg und Oldenburg je 2, auf die übrigeu Staaten (mit Ausnahme von Elfaß-Lothringen) je 1. Znr Ablehnung einer Vorlage im Bundesrate genügen 14 Stimmen. Der Reichstag stellt die Vertretung des deutschen Volkes bei der Beratung von Reichsaugelegenheiten dar. Die Wahl seiner Mitglieder erfolgt auf direktem und geheimem Wege durch Stimmzettel. Wähler ist jeder Deutsche, der 25 Jahre alt und im Besitze der bürgerlichen Rechte ist. Wählbar zum Abgeordneten ist jeder deutsche Bürger, der selbst das Wahlrecht besitzt und seit einem Jahre in eiuem Bundesstaate wohnt. 6. Geistige Kultur. 12. Einfluß der Lage Deutschlands in Europa. Die zentrale Lage Deutschlands in Europa hat aus die geistige Entwicklung des deutschen Volkes einen großen Einfluß ausgeübt. Im allgemeinen war dieser Einfluß ein günstiger. Die zentrale Lage gestattet Deutsch- land, mit vielen Völkern und Staaten, in wirtschaftlichen und daher auch in geistigen Verkehr zu treten. Aus diesem Verkehr konnte es nicht nur für sich großen Nutzen ziehen, sondern auch für andere Völker, indem es die Rolle des Vermittlers übernahm. Wie Deutschland für viele Staaten das Durchgaugslaud des Waren- und Personen- Verkehrs ist, so hat es auch zahlreichen Völkern, besonders den oft- und nordeuropäischen, Christentum und Bildnng und vielerlei Kultursegnungen gebracht.

4. Für die 1. Klasse der Mittelschulen - S. 144

1911 - Trier : Lintz
144 Grundzüge der allgemeinen Erdkunde. Verfassung). Nach dem Range des Herrschers teilt man die Monarchien in Kaiserreiche, Königreiche, Großherzogtümer, Herzog- tinnrer, Fürstentümer usw. ein. Verwaltung. Zum Zwecke der Verwaltung sind die Staaten in Provinzen, Bezirke und Kreise eingeteilt. Die obersten Ver- waltnngsbehörden bilden die Ministerien. Sie überwachen die Ver- waltungstätigkeit der untern Behörden und bereiten die neuen Gesetze vor. Ju den eingeschränkten Monarchien nimmt das Volk durch das Parlament, das gewöhnlich in ein Unterhans und ein Ober- Hans zerfällt, an der Gesetzgebung teil. c) Die Bedeutung von Kolonien. § 87 Bedeutung der Auswanderung und der Gründung von Kolonien. Indem Völker sich auszubreiten suchen, stoßen sie mit andern Völkern zusammen. Es beginnt der Kampf um den Raum. Das stärkere und zähere Volk siegt. Völker, die sich uicht mehr ausbreiten und in ihrem Lande auch nicht mehr weiter vermehren können, sind aus Aus- Wanderung angewiesen. Der Volkskörper beginnt, Glieder von sich abzustoßen. Ihr Ausscheiden ist für das Volkstum immer ein Verlust. Viele Auswanderer verlieren in andern Völkern ihre Sprache und damit allmählich auch ihr nationales Wesen. Nur dort, wo Auswanderer gleicher Zunge sich in größerer Zahl ansiedeln, können fremde Sprache und fremdes Volkswesen wirksam abgewehrt werden. Die Beziehungen zum Mutterlande werden aufrecht erhalten als geistige Nahrungs- quellen. Allmählich lockern sich aber die Beziehungen zum Mutter- laude. Nur durch Gründung von Kolonien können die aus- wandernden Volksgenossen dauernd de in Volkstum erhalten werden. Wert der Kolonien für Industrie und Handelsstaaten. Für Industrie- und Handels st aateu haben Kolonien noch in anderer Hinsicht große Bedeutung. Fremde Rohstoffe müssen in wachsenden Mengen eingeführt werden. Aber andere Völker strecken ebenfalls die Hand nach ihnen aus. Darum muß ganz von selbst der Kamps um die Schätze der Erde sich zuspitzen zu einem Kamps um die Länder, die diese liefern. Der Ruf uach Kolonien ist der Streit ruf der Industrie- und Handels Völker. Diese müssen Kolonien erwerben, um den Wettbewerb mit andern Völkern bestehen zu können. So kann auch Deutschland, da es sich aus einem Acker- baustaate immer mehr zu einem Industrie- und Handelsstaate entwickelt hat, Kolonien nicht mehr entbehren.

5. Die deutschen Landschaften - S. XII

1896 - Trier : Lintz
Xii Vorwort. fassenden Regierung. Darum habe ich überall, wo sich hierzu Gelegenheit bot, daraufhingewiesen, was von den staat- lichen Behörden zur Besserung und Förderung der wirtschaftlichen Verhältnisse in der Vergangen- heit geschehen ist, und am Schlüsse des Buches gebe ich eine Uebersichtüber diebedeutungsvollsten Kulturauf- gaben, die in den verschiedenen deutschen Staaten und unter den verschiedenen Herrschern im Laufe der Jahrhunderte gelöst worden sind. Aus gleichem Grunde legte ich Wert auf die Erörte- rungen über staatliche Verfassung und Verwaltung. Die im Buche enthaltenen Zahlenangaben zind überall, wo es möglich war, genau gegeben. Passende Zahlenver- gleiche herauszufinden, ist Sache des Lehrers. Es muss ja auch hierfür die Heimat des einzelnen die Vergleichsgegenstände liefern. Von den Städten sind fast alle die mit ihrer Einwohnerzahl*) an- geführt, welche mehr als 10 000 Einwohner haben. Bei Städten mit mehr als 50 000 Seelen ist die Bevölkerungsziffer durch stär- kern Druck hervorgehoben. Der statistische Zahlen stoff dürfte eine erwünschte Beigabe des Buches sein. Die geschicht- lichen Rückblicke, welche uns frühere Kultnrbilder aus den deutschen Landschaften in Kürze vorführen, sollen dazu dienen, solchen Schülern, die schon genügende geschichtliche Kenntnisse haben, nach und nach auch einen Einblick in den allmäh- lichen Entwicklungsgang sowohl der vaterländi- schen Kultur im besondern, als auch der m e n s c h 1 i c h e n Kultur im allgemeinen zu verschaffen. Indem ich wünsche, dass meine Arbeit manchen freund- lichen Leser für das anziehende und lehrreiche Studium der Länder- und Völkerkunde begeistern möge, und insbesondere, dass diese Begeisterung befruchtend auf den erdkundlichenunterricht unserer deutschen Jugend einwirken möge, übergebe ich hiermit die Erdkunde Deutschlands den deutschen Lehrern, in deren Reihen ich viele wackere Mitarbeiter auf dem bezeichneten Unter- richtsgebiete zu finden hoffe. Jede Mitteilung, die mir aus deutschen Gauen über dortige Verhältnisse zukommen wird, ins- besondere Berichtigungen von Irrtümern, die mir viel- leicht unterlaufen sind, werdeich mit grösster Dankbarkeit entgegennehmen. Zugleich nehme ich an dieser Stelle gerne Ver- anlassung, allen denen, die schon an der Förderung meiner Arbeit irgendwelchen Anteil haben, meinen innigsten Dank auszusprechen. Diesen Dank schulde ich besonders meinem ver- ehrten Lehrer, dem Geh. Regierungsrat Herrn Dr. Rein, Professor der Erdkunde an der Universität zu Bonn. *) Nach der Zählung vom 1. Dez. 1890. Heinrich Kerp.

6. Die deutschen Landschaften - S. 2

1896 - Trier : Lintz
2 Die Methodik des erdkundlichen Unterrichts. reichtum der Erdplastik vor: schöne Bergformen, enge und wild- zerrissene Felsschluchten und anmutige Thäler; sie malt uns das eigenartige Landschaftsgepräge der einzelnen Erdräume aus und zeigt sie uns im belebenden Schmucke der Natur, im Schmucke eines eigenartigen Pflanzen- und Tierlebens; sie erzählt uns von grossen Meeren und mächtigen Strömen, von tosenden Wasserfällen und stillen Seen; sie giebt uns weiter Kunde von fernen Ländern und Inseln, von grossen und schönen Städten, von grossartigen Werken der Menschenhand. Interessant sind auch die Neben- umstände, unter welchen die Entwicklung der erdkundlichen Wissenschaft voranschreiten musste. Diese kann nicht, wie es bei vielen andern Wissenschaften angeht, ausschliesslich innerhalb der bücherbesetzten Wände des Studierzimmers betrieben werden. Der Geograph muss den grossen Gegenständen seines Studiums auch räumlich nahe treten, er muss selbst viele Erdräume durchwandern, er muss selbst in das bunte Getriebe des Völkerlebens hineinblicken. Die Mitteilung von Selbsterlebtem giebt aber den erdkund- lichen Schriften ein lebensvolles Gepräge, einen eigentümlichen Reiz, durch den sie sich von den litterarischen Erscheinungen aus andern Wissensgebieten vorteilhaft unterscheiden, und wie der Geograph selbst den Wechsel zwischen dumpfer Zimmerluft und frischem Bergeshauch, zwischen Bücherstaub und Waldesgrün, zwischen der Lektüre dickleibiger Folianten und dem anregenden Verkehr mit lebenden Menschen angenehm empfindet, so werden auch die Leser durch die reiche Abwechslung des Inhalts und durch das Lebens- frische der Darstellung seiner Mitteilungen warm angezogen. Inter- essant sind ferner die Berichte über ferne Länder und Völker, weil sie überall zum V e r gl e ic h e mit der heimatlichen Erde und ihren Bewohnern und Verhältnissen einladen, und endlich heanspruchen sie das hohe Interesse vieler Lebens- und Berufskreise, weil unsere Kenntnis von fremden Ländern und Völkern, von ihren Schätzen und Erzeugnissen, von ihrer Sprache und ihren Sitten auch die Grundlage für die wichtigen Unter- nehmungen des Handels bildet. Es ist wohl als eine billige und gerechte Forderung zu be- trachten, dass die Wissenschaften entsprechend dem Bildungs- werte ihres Inhalts und entsprechend ihrer Bedeutung fürs Leben in den Unterrichtsanstalten gewürdigt werden; denn in dem Masse, wie Wissenschaft und Kunst, wie die ganze menschliche Kultur voranschreitet, wächst auch das geistige Inter- esse, das geistige Bedürfnis eines Volkes, und den Ansprüchen des Lebens soll doch die Schule gerecht zu werden suchen. Wenn wir auf die Entwicklung unserer Schulen zurückblicken, so werden wir finden, dass obige Forderung stets zur Geltung gekom- men ist. Die Umänderung bestehender Unterrichtsanstalten und die Einrichtung neuer Schulgattungen sind vorwiegend auf den Ein- fluss, welchen emporstrebende Wissenschaften auf das menschliche Erwerbs- und Kulturleben ausübten, surückzufiihren. Diesem Ein-

7. Die deutschen Landschaften - S. 7

1896 - Trier : Lintz
Einl.: Die Stellang des erdkundlichen Unterrichts. 7 Die Bedeutung, welche der erdkundliche Unterricht für den Geschichts- unterricht hat, wird meistens viel zu wenig anerkannt, in der Regel zu äusser- lich aufgefasst. Die Erdkunde soll uns nicht nur mit dem Schau platze der Geschichte bekannt machen, sondern auch mit den natürlichen Ein- flüssen und Mitteln, von denen die Kulturentwicklung des Menschengeschlechtes und die Kulturbeziehungen der Völker stets abhängig gewesen und auch in der Zu- kunft stets sein werden. Aufgabe der Geschichte ist es, zu untersuchen, welche politischen Ereignisse und wie sie auf die Ausnutzung der natürlichen Mittel der Kul- tur eingewirkt, sie gefördert oder gehemmt haben, wie Friedens- und Kriegszeiten, wie tüchtige oder schwache Fürsten das Kulturbild der Völker, sei es in seinem äussern Rahmen, sei es in seinen innern Zügen, verändert haben. Eine zu ge- ringe Beachtung der natürlichen Bedingungen, von denen die Kulturentwick- lyng der Bewohner eines Erdraumes abhängig ist, muss also notwendig zu einer verkehrten Auffassung von geschichtlichen Ereignissen und ihrer Wirkung und Bedeutung führen. Unerklärlich müssen uns deshalb die neueren Bestimmungen erscheinen, nach welchen die Lehrbefähigung für den Geschichts- unterricht an höhern Lehranstalten ohne den Nachweis eines erd- kundlichen Studiums erlangt werden kann ; eine Schädigung des Geschichts- unterrichts wird nicht ausbleiben. Der Lehrer der Geschichte muss ebenso über ein gründliches erdkundliches Wissen verfügen können, wie umgekehrt der Lehrer der Erdkunde gründliche geschichtliche Kenntnisse nötig hat. Zu einseitig wird meistens betont, dass nur die Geschichte uns das V e r s t ä n d n i s der Gegen- wart erschliessen könne. Das Kulturbild eines jeden neuen Zeitabschnittes erhält sein besonderes Gepräge durch die eigentümliche Art und Weise, wie die vielerlei natürlichen Mittel der Kultur ausgenutzt werden. Unsere neuern Kulturfortschritte sind vornehmlich an die Verwendung der Steinkohle, des Eisens, des Dampfes und der Elektrizität geknüpft. Hierüber giebt uns die Geschichte keinen Aufschluss; diesen erhalten wir durch die Natur- wissenschaften, besonders durch die Chemie und die Physik, ferner durch die Erdkunde, die, gestützt auf die Forschungen anderer Wissenschaften, Lehranstalten" von Dr. G. Endemann (162 S., Pr. 2,40 Mk., Verlag von Fr. Cohen in Bonn) kennen, das in einem geographischen Teile die Umgestal- tung des Unterrichts in der Erdkunde im Sinne der obigen Thesen zeigt. Die Notwendigkeit und Berechtigung einer solchen Umgestaltung, wie sie in der Schrift von Endemann mit Rücksicht auf die neuen Ziele des Geschichtsunter- richts gefordert wird, damit die Schüler eine tiefere Einsicht in die Kulturent- wicklung der Völker erlangen, ist aber in erster Linie, und dies muss jedenfalls noch schwerer in die Wagschale fallen, aus der Entwicklung der erdkundlichen Wissenschaft selbst zu folgern. Die Zieländerung des einen Lehrfaches kann nicht allein schon auch die Zieländerung des anderen begründen, vielmehr muss jedes Lehrfach aus dem Schosse der eigenen Wissenschaft den Keim zu seiner Entwicklung empfangen. Dieser Keim zu seiner Entwicklung in obiger Richtung ist in der erdkundlichen Wissenschaft thatsächlich vorhanden, und ihn auszu- bilden, ist der Zweck meines „Methodischen Lehrbuches einer be- gründend-vergleichenden Erdkunde". Der erdkundliche Unterricht ist bisher hinter der Entwicklung seiner Wissenschaft weit zurückgeblieben, in- dem er es versäumte, den ursächlichen Zusammenhang seines Lernstoffes dar- zustellen, und infolgedessen auch seiner wichtigsten und dankbarsten Aufgabe fernblieb, nämlich den Schülern das Kulturbild der jetzigen Völker aus der natür- lichen Beschaffenheit der ihnen als Wohnsitze dienenden Erdräume zu erklären, wie dies in den Werken der erdkundlichen Wissenschaft längst geschieht. Hier- bei müssen selbstverständlich auch geschichtliche Thatsachen mit zur Erklärung herangezogen werden, ja diese können sogar in den Vordergrund treten. Im allgemeinen ist aber der Hauptschlüssel zur Erklärung in den natürlichen Ver- hältnissen zu suchen, also in Verhältnissen, die jetzt noch wirken, und deren Wiikung auch in der Zukunft noch fortdauern wird, und die sowohl die Hebel als auch die Schranken für die Entwicklung des wirtschaftlichen Lebens der Völker in sich tragen

8. Die deutschen Landschaften - S. 17

1896 - Trier : Lintz
Der ursächliche Zusammenhang in der Erdkunde. 17 können auch die einmündenden Nebenflüsse einwirken; besonders tritt in der Ebene, wo eine Aenderung des Laufes leichter möglich ist, häufig der Fall ein, dass ein Haupt flu s s die Richtung eines mächtigen Nebenflusses annimmt (betrachte z. B. die Krümmungen des Po, sowie der untern We g er, Elbe und Oder). Im Laufe der Zeit haben viele Gewässer ihr Bett bedeutend vertieft, während andere es stets versanden. Fast alle Ge- birgsbäche schneiden jetzt tief in die Landschaft ein und fördern dadurch nicht wenig deren gebirgiges Aussehen. Die grosse Kraft, welche erforderlich ist, um selbst hartes Gestein bis zu solcher Tiefe auszunagen, erhalten sie durch ihr starkes Gefälle. Auf ihrem ruhigen Laufe durch die Ebene versanden dagegen die Flüsse ihr Bett immer mehr. Jedoch neigen hierzu nicht alle in gleichem Grade. Versandungen kommen, wie leicht erklär- lich ist, am häufigsten bei solchen Flüssen vor, deren Abfluss- gebiet vorherrschend von weichen Bodenschichten bedeckt ist. Die notwendige Folge der Versandung sind aber wieder allerlei Stromveränderungen, welche gewöhnlich bei Ueb er schwem- mung en, wenn sich gewaltigere Wassermassen gegen die Ufer drängen, eintreten, aber durch die immer fortschreitende Versan- dung längst verbreitet waren.; denn diese bewirkt, dass das Wasser mehr nach irgend einer Seite gedrängt wird, welches dann ent- weder das Ufer auf weite Strecken mit sich fortreisst oder gar noch ein zweites oder drittes Flussbett schafft. Eine Verzwei- gung des Strom la ufes findet am häufigsten vor der M ii n du n g statt, teils weil hier durch das ruhige Fliessen des Wassers die Versandung sehr begünstigt wird, teils weil die flachen Ufer nicht fest genug sind, um dem Andränge der bedeutenden Wassermassen sicher widerstehen zu können. (Z. B. die Deltabildung des Rheines, der Donau, des Nils, des Amazonenstromes, sowie die grossen Stromveränderungen des Hoang-ho). b. Die Bedingungen für die Entfaltung organischen Lebens auf der Erdoberfläche. Die Ueppigkeit (les Pflanzenlebens hängt von der Nähr- kraft des Bodens, von der Dicke der Erdkrume, von dem Wassergehalte derselben, sowie von der Wärme des Klimas ab. Die erste Vorbedingung für die Entfaltung eines üppigen Pflanzenwuchses ist ein nährkräftiger Boden. Die Pflanzen haben zu ihrem Wachstum ausser Kohlen- säure und Wasser auch eine Anzahl mineralischer Stoffe, sog. Nähr salze, die sie aus dem Boden aufnehmen müssen, nötig. Die unentbehrlichsten sind Kalium, Calcium, Magne- sium, Eisen, Phosphor, Schwefel und Stickstoff. Wenn auch die Kohlensäure, welche durch die winzig kleinen, in ungeheurer Zahl vorhandenen Spaltöffnungen der Blätter auf- genommen wird, das wichtigste Nahrungsmittel der Pflanze

9. Die deutschen Landschaften - S. VIII

1896 - Trier : Lintz
Vili Vorwort. wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den ein- zelnen produktiven Ständen, sowie zwischen den einzelnen Völkern zu verfolgen. Darum muss jeder Erd- raum, nachdem er zuerst als eine natürliche Landschaft vorgeführt worden ist, in zweiter Linie als Wohnsitz des auf ihm mit Hilfe der gebotenen Mittel sich nährenden Volkes, als eine wirtschaftliche Gemeinschaft und als e i n e S t ä 11 e menschlicher Kultur betrachtet werden *). Nachdem das Kulturbild der Gegenwart hinreichend beleuchtet worden ist, kann auch ein Blick auf frühere Kult urzeit en geworfen werden, wenn der Bildungsstand der Schüler dies gestattet. Die Lehrmethode endlich muss auf die Gesetze de r Seelenlehre aufgebaut werden. Diese zeigen uns die Wege, wie die zu vermittelnden Vorstellungen und Denkstoffe am leich- testen dem Geiste der Schüler zugeführt und in ihm am sichersten zum Haften gebracht werden können. Als erstes ist für den erdkundlichen Unterricht zu beachten, dass die Schüler in jede ihnen noch fremde Landschaft von einer ihnen bereits bekannten aus eingeführt werden, damit sie sich in jener sogleich orien- tieren können, und damit die neuen Vorstellungen durch einen innigen Anschluss an frühere leichter aufgenommen und besser festgehalten werden. An zweiter Stelle handelt es sich darum, dass die einzelnen erdkundlichen Gegenstände zur klaren An- schauung gebracht werden. Es stehen uns hierzu die verschie- densten äussern Veranschaulichungsmittel zu Gebote. Aber diese erfüllen ihren Zweck nicht ganz, wenn das mündliche Wort des Lehrers, seine anschauliche Schilderung ihnen nicht Leben eingiesst; nur dann bleiben lebensvolle Vorstellungs- bilder im Geiste zurück. Nachdem die Schüler von den erdkund- lichen Einzelgegenständen eine klare Anschauung gewonnen haben, ist ihnen auch von der ganzen Landschaft ein rich- *) Der Vergleich zwischen den J ange'sehen Schriften und meiner Arbeit könnte hier weiter gezogen werden. Wie die Lebewesen der Natur als Glieder natürlicher Lebensgemeinschaften, z. B. des Teiches, des Sumpfes, des Waldes, der Wiese u. s. w. vorgeführt werden sollen, so die erdkundlichen Gegenstände im Rahmen natürlicher Landschaften, und wie Junge die Betrachtung des Natur- lebens, die Erkenntnis der gegenseitigen Abhängigkeit und Dienstleistung der Naturwesen in den Vordergrund gerückt hat, so betrachte ich vorwiegend das Kulturleben des Menschen, zeige die Abhängigkeit des letztern von der Scholle, auf der er sich ernähren muss, und führe dem Schüler d a s I n e i n a n d e r g r e i f e n d e r m e n s c h 1 i c h e n B e r u f s t h ä t i g k e i t und des wirtschaftlichen Lebens der Völker vor Augen. Trotz dieser Verwandtschaft wird die Durchsicht meiner Arbeit sofort deren Eigenart klar- stellen, wie dies ja auch durch die Eigenart des Stoffes notwendig bedingt werden musste. Um aber der Wahrheit die Ehre zu geben, bekenne ich mit Freuden , dass ich die erste Anregung zur Abfassung der begründend-ver- gleichenden Erdkunde dem Studium des „D o r f t e ich s" von Junge zu verdanken habe. Ich erkenne in den Junge'schen Schriften ein allgemeines Prinzip, das für den gesamten Unterricht Wert hat, nämlich das der g e i s ti g e n D u r c h- a r b e i t u n g alles Lernstoffes, wobei die Ergründung ursächlicher Beziehungen Aufgabe und Endziel ist.

10. Die deutschen Landschaften - S. 29

1896 - Trier : Lintz
Der ursächliche Zusammenhang in der Erdkunde. 29 die grossartigen Verkehrs- und Handelseinrichtungen der Neuzeit hervorgegangen, die Eisen b a h n , das Dampfschif f, der Telegraph, das Telephon, die Post, die Börse, das Bankwesen, Einrichtungen, die als die wichtigsten E r- r un genschaften u n seres J a h r h u n d e r t s zu betrachten sind. In der Regel folgt der Handel dem geradesten und kürzesten Wege. Oft aber treten dem Verkehr Schwierig- keiten entgegen, die ein Abweichen von der geraden Richtung- nötig machen, Schwierigkeiten, die meistens in ungünstiger Bodenbildung ihren Grund haben. Besonders hindern hohe und unwegsame G e b i r g e den Verkehr und werden deshalb in der Regel zu einer Sprach- und Völkerscheide, die sich um so schärfer ausprägt, je weniger Pässe für den Uebergang von der einen zur andern Seite vorhanden sind. Dagegen sind die Flussthäler die natürlichen Adern des Verkehrs, und für den grossen Völker ver kehr öffnet das M e e r die Wege nach allen Richtungen. Es hängt also von den natür- lichen Verhältnissen eines Landes, von seiner B o- dengestaltung und s e i n e r L a g e ab, w e 1 c h e W e g e sein Binnen verkehr nimmt, u n d inwieweit es a m Welthandel Anteil nehmen kann. Ueberall, wohin sich aber der Han- delsverkehr drängt, dort nimmt auch die menschliche Ansiede- lang einen höhern Aufschwung, dort entstehen volksreiche Ortschaften, die mit der Zeit zu blühenden Städten anwachsen. Der Handel (Verkehr) begünstigt die Wissenschaft (und Kunst), indem er nicht bloss vielfach Anregung zu deren Bestrehungen giebt, sondern auch durch Begründung eines grössern Wohlstandes ihre Unternehmungen lebensfähiger macht. Dem Handelsverkehr verdanken wir in der Regel die älteste Kunde von fernen Ländern und Völkern. Kau fi ente waren es, die, um Handelsbeziehungen anzu- knüpfen, zuerst mit ihren Schiffen unbekannte Küsten auf- suchten oder auch auf dem Landwege in fremde Gegenden vordrangen. Bei ihrer Rüchkehr wussten sie nicht nur das land- schaftliche Gepräge der Länder, die sie bereist hatten, zu schildern, sondern sie konnten auch über ihre Bewohner, deren Sprache, Sitten und Gebräuche lehrreiche Mit- teilungen machen, und die von ihnen eingehandelten Erzeug- nisse gaben ferner Kunde von dem Pflanzen- und T i e r 1 e b e n, sowie von den mineralischen Schätzen jener fremden Ge- biete. So erfuhren schon durch den Handel unsere naturwissen- schaftlichen, erdkundlichen und s p r a c h 1 i c li e n K e n n t- n.isse jederzeit eine wertvolle Bereicherung. Aber auch den Anstoss zu besondern wissenschaftlichen- For- schungen gab dieser, da es in seinem Interesse lag, dass von
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