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1. Die deutschen Landschaften - S. 181

1896 - Trier : Lintz
Das lothringische Stufenland. 181 Das Bildungswesen : Unterrichtsanstalten. Es giebt in dem kleinen deutschen Teile des lothringischen Stufenlandes keine Universität, wie auch keine technische Hochschule. Von den deutschen Universitäten kommt für das Gebiet hauptsächlich die Universität Strass bürg in Betracht. Für das gewerbliche Leben ist die in Saarbrücken eingerichtete H a u p t b e r gs chule von Wichtigkeit. Rückblick auf frühere Kulturzeiten. Die Landschaft hat an den geschichtlichen Kulturereignissen der ob errheinischen T iefebene Anteil genommen. (Vgl. S. 1g9). Kultureigentümlichkeiten: Art der Besiedelung und Bauart der Wohnungen, Abstammung und Sprache der Bewohner, ihre körperlichen und geistigen Eigenschaften. Sowohl die Anlage der Ortschaften als auch die Bau- art der Wohnungen zeigt das Gepräge städtischer Bau- weis e ; diese hat sich während der langen französischen Herr- schaft eingebürgert. Die 1 o t hrin g i s c h e Bevölkerung ist deutscher Abstam- mung, und zwar bildet sie einen Zweig des grossen fränkischen Volksstammes. Im westlichen Teile Lothringens hat aber im Laufe der Zeit die französische Sprache die deutsche verdrängt. Die Grenze zwischen beiden bildet eine Linie, die man sich von der Quelle der Saar nach Diedenhofen gezogen zu denken hat. Seit der Wiedervereinigung Lothringens mit Deutschland macht die Ausbreitung der deutschen Sprache, besonders in den Städten, neuen Foitschritt, und es ist wohl zu hoffen, dass das Land mit der Zeit auch der Sprache nach wieder ein vollständig deutsches wird. Obgleich fränkischen Blutes, ist der Lothringer von ernster m Wesen. Ihm geht der heitere Lebenssinn, der sonst dem Franken eigen ist, ab, wodurch er sich auch von seinem Nach- barn, dem Elsässer unterscheidet, inbezug auf den Körperbau ist an ihm ein kräftiger Wuchs, ferner, namentlich an den Frauen, eine meistens schöne Gesichtsbildung zu rühmen. 3. Bie Betrachtung der staatlichen Verhält- nisse in der Landschaft. a. Die staatliche Zusammengehörigkeit der einzelnen Gebiete. An dem lothringischen Stufenlande haben Elsass-Lothringen und die zu Preussen gehörige Rheinprovinz Anteil.

2. Die deutschen Landschaften - S. 182

1896 - Trier : Lintz
182 Die deutschen Landschaften. Elsass - Lothringen, das nur mit Lothringen in dem Rahmen der Landschaft liegt, grenzt im Norden an die Rhein- provinz und an Bayern, im Osten an Baden, im Süden an die Schweiz und im Westen an Frankreich. Es hat einen Flächeninhalt von 14509,5 qkm und eine Einwohnerzahl von 1 603 506 (110,5 a. 1 qkm), wovon fast 4/5 dem katholi- schen Bekenntnisse angehören. Zur Rheinprovinz (s. folg. Landschaft) gehört das Gebiet der unt'ern Saar. b. Die staatliche Ordnung und Einrichtung. Das Reichsland Elsass-Lothringen. Elsass-Lothringen, erst, seit 1871 wieder mit D e u t. sc li- la n d vereinigt, bildet keinen selbständigen Staat, sondern ist ein deutsches Reichsland, in welchem dem deutschen Kaiser die Ausübung der höchsten Regierungsgewalt zusteht. Er über- trägt diese jedoch einem Statthalter, der in Strassburg wohnt, und dem ein Staatsrat zur Seite gestellt ist. Die Gesetzgebung vollzieht der deu ts c h e K a is er. Die Gesetze müssen jedoch vorher die Zustimmung der Landes- kammer gefunden haben. In diese entsenden die Bezirkstage von Oberelsass, Unterelsass und Lothringen 34 Mitglieder, die vier Städte Strassburg, Metz, Mülhausen und Colmar, sowie die 20 Land- kreise je ein Mitglied. Das Ministerium besteht aus drei Abteilungen, näm- lich 1. des Innern, 2. der Justiz und des Kultus und 3. der Finanzen, der Landwirtschaft und der Domänen. Jeder Abteilung steht ein Unterstaatssekretär und dem ganzen Ministerium ein Staatssekretär vor. Die Angelegenheiten der katholische n Kirche werden durch die Bischöfe zu Strassburg und Metz, die der evange- lischen durch das Oberkonsistorium zu Strassburg ver- treten. Zur Beaufsichtigung der Schulen ist ein Oberschul-Rat eingerichtet worden. Der Rechtspflege dienen 6 Landgerichte und das 0 b er 1 an d esge r i c h t zu Colmar. In Elsass-Lothringen liegen zwei Armeekorps in Garnison, das 15., dessen Generalkommando sich in Strassburg, und das 16., dessen Generalkommando sich in Metz befindet. Strass- burg und Metz sind starke Festungen. Kleinere befestigte Plätze sind Breis ach und Diedenhofen.

3. Die deutschen Landschaften - S. 253

1896 - Trier : Lintz
Das hessische und Weser-Bergland. 253 Freiheit und Selbständigkeit und seinen von den Vätern übererbten Götterglauben im Kampfe mit den Franken erst nach Zertrümmerung seiner ganzen Volkskraft aufgab, so hält auch jeder einzelne Sachse mit grosser Zähigkeit an seinen Rechten, an über liefert en Anschauungen, Sitten und Gebräuchen fest. Die Stammeseigenschaften konnten §ich umso reiner erhalten, als auch in der Beschäftigung und in der Lebensweise der Bevöl- kerung sich wenig änderte; diese ist wie die hessische eine vor- wiegend ackerbautreibende und in ländlichen Wohnsitzen lebende geblieben. Weil der Sachse Neuerungen weniger leicht zugänglich ist als der Franke, ist er auch im Verkehr verschlossener als dieser. 3. Bie Betrachtung der staatlichen Verhält- nisse in der Landschaft. a. Die staatliche Zusammengehörigkeit der einzelnen Gebiete. Den Hauptanteil an der Landschaft hat Preussen, von wel- chem 2 Provinzen, Westfalen und H e s s en - N a s s au, in ihrem Rahmen liegen. Ausserdem sind in ihr mehrere kleinere deutsche Staaten gelegen, nämlich W a 1 d e c k, Lippe - Detmold und S c h a il m b u r g - L i p p e. Ferner greifen Teile vom Grossherzog- tum Hessen (s. S. 172), von Braun schwei g (s. Tiefl. d. und. Weser) und von der preussischen Provinz Hannover in die Land- schaft hinein. Die Provinz Westfalen wird im Norden von der Provinz Hannover, im Osten von Schaumburg-Lippe, Hannover, B r a un s eh w e i g, Hessen-Nassau und Wal deck, im Süden von H ess en-Na ssa u und der R h einprovin z , im Westen von der Rheinprovinz und Holland begrenzt. Ihre Grösse be- trägt 20 206,5 qkm, ihre Einwohnerzahl 2428 661 (auf 1 qkm 120,2 F.), wovon auf die Protestanten etwas mehr, auf die Katholiken etwas weniger als die Hälfte entfällt. Die Provinz Westfalen wurde wie die Rheinprovinz im Jahre 1815 durch Beschluss des Wiener Kongresses in ihrem jetzigen Umfange mit Preussen vereinigt. Die ältesten preussischen Besitz ungen in Westfalen waren die Gebiete Mark (mit Soest) und Ravensberg (mit Bielefeld), die im Jahre 1614 nebst dem rheinischen Gebiete Kleve als Erbanteil der jiilich- klevischen Besitzungen an Brandenburg fielen. Beim Friedensschlüsse des dreissig- jährigen Krieges wurde dem Grossen Kurfürsten das Bistum Minden zuge- sprochen, und im 1707 erwarb der erste preussische König Friedrich I. durch Kauf die Grafschaft Tecklenburg. Paderborn kam im Jahre I 803 vorüber- gehend an Preussen. Alle seine westfälischen Besitzungen verlor dieses aber bald darauf an den französischen Kaiser Napoleon, der die westliche Hälfte der jetzigen Provinz mit Fr a nk r ei ch, die östliche dagegen mit dem neugebildeten Königreiche Westfalen vereinigte. Im Jahre 1815 erhielt Preussen nicht bloss seine frühern Gebiete zurück, sondern kam auch in den Besitz des ganzen Bistums Münster, des Herzogtums Westfalen, des Für sten turn's Siegen, und anderer kleinerer Gebiete. Seine letzte Erwer-

4. Die Landschaften Europas - S. 174

1900 - Trier : Lintz
\ 174 Das Mündungsgebiet des Rheines, der Maas und der Scheide. Kalk- und Sandsteine mehr auftreten, noch eine grössere, und dieselben wirken malerischer, weil sie, namentlich der marmor- artige Kalkstein, in der Färbung mehr wechseln. Dazu treten als hervorragende Sehenswürdigkeiten, die dem viel gepriesenen Nachbargebiete fehlen, zahlreiche Höhlen von oft wunderlicher Gestalt. Auf den Bergen aber prangt üppiger Wald, der eben- falls mit den kahler erscheinenden Weinbergen des rheinischen Landes den Vergleich nicht zu scheuen braucht. So sind die Ardennenthäler in der That Wanderziele, die dem Wanderer genussreiche Tage zu bereiten vermögen. Die Eisenbahnfahrt von Trier über Luxemburg und Namur nach Lüttich und Maastricht. In der Ferne schimmert das weinumkränzte alte Trier, das wir soeben verliessen. Die Mosel bleibt noch eine Strecke uns treu zur Seite, bis wir bei dem Orte Wasserbillig die in sie mündende Sauer überschritten haben. Bald gelangen wir in ein anderes Nebenthälchen der Mosel, dem die Bahn west- wärts folgt, öfter das Flüsschen, das zwischen den Feldern seinen Weg sucht, überschreitend. Dann zweigt die Bahn ab, Wälder und Felder ziehen im Wechsel an uns vorüber. Endlich taucht die wie eine Bergfeste auf hoher Felsplatte liegende Stadt Luxemburg vor uns auf. Es ist die Oberstadt, um die sich, zu Füssen der jäh abstürzenden, mit Terrassengärten geschmückten Felswände die neuere, gewerbreiche Unterstadt angesiedelt hat. Auf langem Viadukt überschreiten wir das Pulvermühlenthal, dann ein kurzer Tunnel, und wir fahren in den Hauptbahnhof von Luxemburg ein. Wir entsteigen schnell dem Zuge, um in Kürze einen Gang durch die alte Stadt zu machen. Unser erstes Ziel ist die Oberstadt. Hoch thront sie auf malerischen Sandsteinfelsen, die nach drei Seiten hin jäh, etwa 60 m tief, abstürzen, nach S zu dem in einer engen Schlucht sich win- denden Petrusbache und nach O und N zu dessen Hauptbache, zu der in etwas breiterm Thale fliessenden Alz ette (spr. alsätt). Über einen langen Viadukt steigen wir zur Oberstadt hinan. Hinter der gotischen Notre Dame (spr. nott'r dâm) -Kirche, am Wilhelmsplatz, wenden wir uns nach W. Bald umgeben uns schöne Parkanlagen. Sie sind an Stelle der früheren Festungswerke angelegt worden und umziehen die Stadt im W und Nw. Die Promenadenwege führen zu prächtigen Ausblicken hin, und auf der Terrasse, dem nördlichen Endstücke dieser Anlagen, können wir freie Überschau auch über die Unterstadt halten. Ein steiler Felsgrat zieht sich von der Stadt nach O und zwingt die Alzette zu weitem Bogen. Mauerreste sind auf ihm sichtbar. Es ist der sog. Bock, auf dem sich einst das prächtige Schloss Luxemburg erhob. Nun sind nur noch wenige Mauer- reste von ihm vorhanden, und auch die Wund er gär ten, die der spanische Statthalter, Fürst von Mansfeld, einst hier anlegen liess, sind verschwunden. So schwindet die Pracht, die Menschen schaffen, bis neue Geschlechter kommen, die andern Sinnes sind. Die trotzigen, überaus starken Festungswerke von Luxemburg, an denen fünf Jahrhunderte gebaut wurden, wurden 1867, nachdem Preussen sein Besatzungsrecht aufgegeben hatte, zum grössten Teil geschleift. Nur wenige Teile derselben, so die spanischen Türme, stehen noch, als Denkzeichen eines andern Zeitgeistes. Die Luxemburger aber, und alle Besucher der Stadt mit ihnen, freuen sich der schönen, lebensgrünen Anlagen, die an die Stelle der düstern Festungsmauern getreten sind. Es ist ein schlechter Tausch, den wir machen, indem wir das schöne Luxemburg verlassen und die Fahrt über die H o c h f 1 ä c h e n der Ardennen antreten. Nur die Thal er, die die Eisenbahnlinie durchschneiden, bringen etwas Abwechslung in die einförmige Landschaft, in der die Wälder die Haupt- rolle spielen. Wir legen uns schlaftrunken zurück und erwachen erst, als wir

5. Die Methodik des erdkundlichen Unterrichts - S. I

1902 - Trier : Lintz
Methodisches Lehrbuch einer begründend-vergleichenden Erdkunde. Einleitender Teil: Die Methodik I/ des erdkundlichen Unterrichts. Georg-Eckert-Institut Von internationale Schi^buchforschtnt Braunschweig Heinrich Kerp, jjy Bibliothek - Lehrer am Königl. Gymnasium zu Bonn. ymmg - stark vermehrte Auflage. & B i o ito^H^k - |nventar¡s-iert unter Trier, 1902. |Sbl - Sb J^Jljl. Verlag der Fr. Lintz'schen Buchhandlung, Friedr. Val. Lintz.

6. Hessische Geschichte - S. 94

1897 - Gießen : Ricker
— 94 — ganze „Troß" von Emigrierten war gleichfalls erschienen und erfüllte alles mit prahlerischen Reden und lügnerischen Berichten über die Lage Frankreichs. Die Emigrierten suchten die Kurfürsten zu der Beteiligung an dem thörichten Feldzuge des Jahres 1792 zu bestimmen, den sie als „einen Spaziergang nach Paris" bezeichneten. Als am 19. August 1792 die deutschen Truppen, meist Preußen, unter dem Oberbefehl des Herzogs Karl vou^ Braunschweig in der Champagne eingerückt waren, zeigte es sich, daß der Feldzug schwieriger sein würde, als ihn die Emigranten dargestellt hatten. Die ungünstigen Witterungsverhältnisse und die fehlerhafte Oberleitung wirkten hemmend. Bei Valmy wagte man es nicht, dem Heere von „Neulingen" bestimmt entgegenzutreten. Das unbedeutende und unentschiedene Gefecht war für die Franzosen ein Sieg. Am 30. August trat der Herzog von Branuschweig über Luxemburg den Rückzug wieder nach Deutschland an. a) Custine in Mainz. Während des Rückzuges der deutschen Truppen drang der französische General Custine mit der französischen Rheinarmee bis Speyer vor. Die wenigen Mainzer Truppen wurden geschlagen, Speyer und Worms genommen und gebrandschatzt. Durch das Vorgehen Cnstines wurde der Reichstag zu Regensburg aus seiner gewohnten Ruhe gebracht; man sah ein, daß schleunige Hilfe nötig sei. Bevor man jedoch etwas Bestimmtes von seiten des Reiches unternahm, standen die Franzosen vor der Festung Mainz. Das Erscheinen der Franzosen rief eine furchtbare Bestürzung hervor. Der Kurfürst floh: alle Straßen in Mainz waren mit Flüchtlingen besäet, so daß die Statthalterschaft, die der Kurfürst vor seiner Abreise eingesetzt hatte, dem Ausreißen Einhalt thun mußte. Die Mainzer waren bei dem französischen Angriffe auf sich angewiesen. Die Festung war schlecht armiert und nur mit einer-schwachen Besatzung von etwa 3000 Mann, zur Hälfte aus Rekruten bestehend, versehen. Der Festungskommandant General von Gymmich war ein unfähiger und schwacher Mann. Am 18. Oktober hatte Custine mit 11000 Mann die Stadt blockiert, und am 21. Oktober wurde schon die Kapitulation unterzeichnet. b) Die Clubisten in Main;. Unter dem Jubelrufe der „Clubisten", einer franzosenfreundlichen Vereinigung, die meist aus Professoren bestand, zog Custine in Mainz ein, während die Bürgerschaft sich kalt und stumm dabei verhielt. Der französische General und sein Heer behandelten die Stadt mit Schonung; die Soldaten bezahlten ihre Einkäufe ordnungsgemäß. Auch ließ der neue Herr die alten Behörden und Gerichte bestehen. Das Verhältnis wäre erträglich gewesen, hätten nicht einige „Brauseköpfe" in ihrer Begeisterung für die unterdessen in Paris am Ruder sitzenden Jakobiner mehr als die französischen Eroberer selbst die Ruhe der Bürger gestört. Bald nach dem Einzuge der Franzosen hatte sich in Mainz eine Gesellschaft der Freunde der Freiheit und Gleichheit, „Clubisten" genannt,

7. Hessische Geschichte - S. 78

1897 - Gießen : Ricker
— 78 — sieben weitere Glocken; außerdem wurde es zeitgemäß umgearbeitet und mit einem neuen Uhrwerk versehen. 1842 wurde das Glockenspiel neu gestimmt. So hat denn das Glockenspiel seit mehr als 200 Jahren in guten und bösen Tagen seine frommen Weisen erschallen lassen und die im Getriebe des Alltagslebens Dahinwandelnden schon gar oft gemahnt, auch zuweilen Herz und Sinn zu erheben zu dem allmächtigen Weltenmeister. 2. Die Rarrbzüge Ludwigs Xiv. nach bet Ofalz. Kaum hatte sich die Pfalz, wozu auch unser Rheinhessen gehörte, von den furchtbaren Folgen des unseligen 30 jährigen Krieges unter der weisen Regierung Karl Ludwigs (Sohn Friedrichs V.) erholt, als abermals die wilde Kriegsfurie am Rhein dahertobte. In Frankreich regierte damals der stolze König Ludwig Xiv. Dieser, die Schwäche des immer mehr verfallenden Deutschen Reiches erkennend, strebte darnach, seinen Einfluß auch in deutschen Angelegenheiten geltend zu machen. Dabei trachtete er darnach, die Grenzen seines Reiches zu erweitern, so daß der Rheinstrom die Grenze seines Landes bilde. In dem Kriege, den Ludwig Xiv. gegen den deutschen Kaiser Leopold im Bunde mit Holland (1671—1678) führte, bewahrte der Kurfürst Karl Ludwig von der Pfalz strenge Neutralität. Dafür erfuhr sein Land völkerrechtswidrige Durchzüge der Franzosen, Erpressungen und Gewaltthaten aller Art. Als nun gar infolge dieser Drangsale der Pfälzer Kurfürst sich an den Kaiser anschloß, rückten die Franzosen sengend und brennend in die Pfalz ein; Germersheim und Umgegend wurden eine Brandstätte. Die kaiserlichen Truppen geboten wohl diesem Treiben Einhalt; aber bald verheerten die Franzosen die blühende Bergstraße. Gegen diese Verwüstuugszüge, die sich 1676 und 1677 wiederholten, konnte das Reich nur wenig Widerstand leisten. Das Amt Neustadt, Schloß und Stadt Zweibrücken wurden ausgeplündert, die Fluren versengt, und die Gebäude in Asche gelegt. Endlich kam 1679 zwischen Ludwig und dem Kaiser ein Friede zustande, der jedoch der Pfalz nicht den ersehnten Frieden brachte. Ludwig Xiv. setzte seine Raublust fort und ließ, um seinen unverschämten Forderungen den Schein eines Rechts zu geben, die „Reunionskammern" errichten. Dieses waren Gerichtshöfe, welche die seit alten Zeiten zu Lothringen, zum Elsaß und zur Grafschaft Burgund gehörigen „deutschen Lehen" aufsuchen und Frankreich ohne weiteres zusprechen sollten. So forderte Ludwig nach kaum geschlossenem Frieden die Grafschaft Zweibrücken als eine „Dependenz" des Bistums Metz. Fünf pfälzische Dörfer bei Weißenburg wurden in Besitz genommen. Während dieser Drangsale starb zum Unglück des Landes der Kurfürst Karl Ludwig (1680). Noch schlimmer wurden die Verhältnisse in der Pfalz, als mit dessen Sohn

8. Hessische Geschichte - S. 95

1897 - Gießen : Ricker
— 95 - aebitbet Ihr Organ war die „Privilegierte Mainzer Zeitung". Vordem Stadtgerichtshause wurde der „Freiheitsbaum" gepflanzt den man mit einer roten Jakobiner-Mütze schmückte. Der Club zählte anfangs unter der Bürgerschaft trotz großer Anstrengungen der fanatischen Führer wenig Anhänger. Die Hetzereien und Verfolgungen anders Denkender wurden eifrig fortgesetzt, so daß es dem wüsten tollen Treiben der Clnbisten schließlich gelang, daß ihre Ideen auch m der breiten Masse des Volkes Eingang fanden. Mainz wurde allmählich in Gesinnung und Denkungsart eine französische Stadt. c) Weiteres Vordringen der Franzosen. Von Mainz aus suchten die Franzosen auf dem rechten Rheinufer weiter vorzudringen. Die freie Reichsstadt Frankfurt wurde besetzt und derselben eine Kontribution von 150 000 ft. auferlegt. Die Wetterau bis zur Lahn hin wurde gleichfalls durch französische Streifzüge heimgesucht. Bei der Nachricht von dem Falle der Festung Mainz zog der Landgraf Ludwig X. von Hessen seine Truppen hinter die Lahn und Wieseck zurück. Schon am 26. Oktober streiften die Franzosen m der Umgegend von Friedberg und Nauheim umher, bis nach Gießen hm. Eine Abteilung von 150 Mann hessen-kasselischer Infanterie wurde bei Nauheim nach tapferer Gegenwehr gefangen genommen und nach Landau abgeführt. Der Landgraf Ludwig X. zog jetzt feine Truppen in der Festung Gießen zusammen, um hier die Ankunft der auf dem Rückzüge aus der Champagne sich befindlichen Preußen zu erwarten. Darmstadt griff Custine nicht an, weil der Landgraf ihm erklärt hatte, jede Unbill gegen fein Land rächen zu wollen. d) Die Rückkehr der deutschen Truppen aus Frankreich. Die ans Frankreich zurückkehrenden Truppen, an der Spitze die heffen-kafselischen, waren anfangs November an der Lahn angelangt. General Custine wollte ihnen den Weg verlegen und sie an der Vereinigung mit den Hessen-Darmstädtern bei Gießen hindern. Er sandte seinen General Hvnchard vor, der die Verbündeten bei Weilburg und Limburg angriff. Dieselben verloren beide Gefechte, konnten aber ihren Weitermarsd) auf Gießen fortfetzen. Die Umgegend von Weilburg und Limburg hatte viel von Custine zu leiden, der auch das Schloß des Fürsteu von Nassau zu Weilburg gehörig brandschatzte. Unterdessen war auch ein anderes preußisches Korps herangerückt, und Custine zog sich nach dem Taunus zurück. Am 24. November beschlossen die Verbündeten ihren Marfd) nach Frankfurt. Ihrem Heere schloß sich jetzt der Landgraf Ludwig X. in Gießen an, der bisher aus Rüdfidjt auf fein Land Neutralität beobachtet hatte. e) Die Eroberung von Frankfurt. Frankfurt war schwach besetzt von hödfftens 2300 Mann, welche unter dem Kommando des Generals van Helden standen. Dieser fand bei Custine, der fid) in Höchst a. Main besand, keine Unterstützung.

9. Hessische Geschichte - S. 24

1897 - Gießen : Ricker
— 24: ~ beschließen die Städte, „keinen als König zu wühlen, der nicht einstimmig gewählt würde". Mainz ist das Haupt des Bundes; dasselbe leitet die Geschäfte in Städten des unteren, Worms die der Städte des oberen Rheins. Die oberen Städte stellen 100 Schiffe, die des Niederrheins, wozu auch die westfälischen Städte gehören, 500. Ebenso wird für die einzelnen Gebiete eine bestimmte Anzahl Fußvolk und Reiterei verabredet. Bald war der Bund so gestiegen, daß es keine Stadt und kein Gebiet am Rhein gab, das nicht zu ihm gehörte. Im ganzen waren es 60 Städte, unter welchen als hessische Städte: Mainz, Oppenheim, Wimpfen, Bingen, Friedberg, Grünberg, Seligenstadt. Die Thätigkeit des Bundes fällt in die Zeit, in welcher sich in Deutschland zwei auswärtige Fürsten um die Königskrone bewarben: Richard von Cornwallis und Alphons von Kastilien. Dem Engländer Richard gelang es, für 20 000 Mark die Stimmen der Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg, für 12 000 Mark die des Kurfürsten von Köln und für 8000 Mark die des Mainzer Kurfürsten zu kaufen. Richard wurde zu Aachen 1257 gekrönt, während die Gegenpartei Alfons von Kastilien auf den Schild erhob. Aber nicht bloß die Fürsten waren nicht einig; auch der Bund der Städte hatte sich gelockert. Richard gelang es, durch geschickte Unterhandlungen einzelne Glieder des rheinischen Bundes auf feine Seite zu ziehen. Zuerst erklärten sich Köln, Frankfurt und die wetterauifchen Städte für ihn, denen sich zuletzt auch Worms und Speyer anschloß. Dieser traurige Zustand der Zerrissenheit Deutschlands änderte sich erst mit dem Tode Richards (1272). Jetzt traten die Städte Mainz, Worms, Oppenheim, Frankfurt, Friedberg, Wetzlar und Gelnhausen zusammen und schloffen einen neuen Bund. Sie erklären: wenn die Fürsten einstimmig einen römischen König wählen würden, so würden sie ihm ihre Stimme geben. Wären aber jene uneinig, so würden sie den gewählten König nicht anerkennen und so lange darauf bestehen, bis ein einstimmig Gewählter ihnen vorgeschlagen würde. Dies wirkte; die Fürsten ließen ihre Sonder-intereffen fallen und wählten 1273 zu Frankfurt Rudolf von Habsburg. 2. Erzbischof Wcvttcv von Mainz. Deutsche Reichszuftände. Rudolf von Habsburg. Einen treuen Anhänger verlor Richard von Cornwallis, als 1259 zu Erfurt der Erzbischof Gerhard von Mainz starb. Ihm folgte nach wenigen Wochen Werner von Eppenstein auf den bischöflichen Thron. Werner stammte aus einer adeligen Familie in der Wetteran. Er übernahm keine leichte Ausgabe, als er den Mainzer Stuhl bestieg. Der traurigen Lage des Reiches entsprach auch die des Mainzer Sprengels. Die Menge der auszufechtenden Fehden machten den Besitz von Hab und Gut unsicher. Nach Auslösung des rheinischen Städtebundes erhob man wieder ungerechte Zölle, überfiel die Handelsleute auf den Landstraßen; kurzum, Handel und Wandel war gestört. Durch die Menge

10. Hessische Geschichte - S. 99

1897 - Gießen : Ricker
— 99 — bedeutende Gefechte statt. Am 12. Juli kam es bei Neu-Isenburg zu einem Treffen, in welchem der Mainzer Landsturm siegreich war. Sprendlingen wurde den Franzosen entrissen. Die Mainzer wollten ihre Vorteile ausnützen; da brachten Eilboten die Nachricht von dem am 15. Juli geschlossenen Waffenstillstände. Die Kurmainzer Truppen zogen sich in die Stadt Aschaffenburg zurück. Die Friedensverhandluugeu zerschlugen sich, und die Franzosen rückten vor Aschaffenburg, welches kapitulierte. Am 9. Februar 1801 wurde der Friede zu Luueville aus Grundlage des Friedensschlusses von Camposormio geschlossen. Die Räumung der Stadt Aschaffenburg seitens der Franzosen fand am 26. April 1801 statt, und Kurfürst Friedrich Karl Joseph von Mainz zog ein. Die Bestimmungen des Lnneviller Friedens wurden durch den Reichstag zu Regensburg am 24. März 1803 ratifiziert. In den Lnneviller Bestimmungen war die Säkularisierung der geistlichen Fürstentümer vorgesehen, welche nun jetzt auch ausgeführt wurde. Der erzbischöfliche Stuhl zu Mainz und die Würde eines Reichskanzlers von Deutschland, wurde auf die Domkirche zu Regensburg übertragen. Der Kurfürst-Erzkanzler behielt das Fürstentum Afchaffenbnrg, das Bistum Regensburg und die Grafschaft Wetzlar. Der Kurfürst von Mainz und der Hoch-nnd Deutschmeister blieben die einzigen geistlichen Fürsten Deutschlands. Von dem früheren Mainzer Gebiete erhielt Preußen das Eichsfeld und Erfurt, Hessen-Kassel Amöneburg und Fritzlar, Hessen-Darmstadt die Bergstraße nebst Steinheim, Alzenau und Seligenstadt. Dem Erzkanzler des Reiches blieb nur ein kleiner Teil des ehemaligen Mainzer Kurstaates. Die Gründung des Mainzer Landsturms verdanken wir dem Freiherrn Albini von Mainz. In schwerer Zeit hatte er den richtigen Blick und ein klares Verständnis für den Gedanken, daß die Verteidigung des Vaterlandes in der Wehrkraft des Volkes liegt. Die Leistungen des Landsturmes und der Landmiliz waren während der Jahre 1799 und 1800 in Deutschland von wesentlicher Bedeutung. Der Landsturm bildete eine feste Kette am Main bis Mainz durch die Bergstraße und am Neckar. Der Kurfürst Friedrich Karl Joseph von Mainz stiftete in Anerkennung der Tapferkeit des Landsturms und der Landmiliz eine Medaille, welche auf der einen Seite das Mainzer Rad mit der Umschrift: „Belohnet Friedrich Carl Jos. Churfürst 1800" trug, auf der anderen Seite einen Degen mit Lorbeer zeigte mit der Umschrift: „Die Treue und Tapferkeit." Die Errichtung des Kur- mainzer Landsturmes hat den Nationalgeist und die vaterländische Stimmung der Bevölkerung inmitten der Verderbtheit der damals herrschenden französischen Richtung geweckt. Es war derselbe Geist, welcher 1813 und 1814 das ganze deutsche Volk ergriff, als es sich in den Befreiungskriegen gegen die französische Knechtschaft erhob und den Erbfeind vertrieb. 7*
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