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1. Bergische Sagen - S. 27

1911 - Elberfeld : Bacmeister
- 27 - sagte der Schwarze und berührte den Kleinen mit seinem Stabe. Da fühlte unser Männlein einen so heftigen Schmerz in allen Gliedern, als wenn sie ihm auseinander gerenkt werden sollten. Vor Schrecken wäre er beinahe auf die Erde gefallen. In großer Angst lief er davon, so schnell ihn seine Beine nur trugen, und kam wieder nach Remscheid in sein Haus. Aber was war denn das? Als er durch die Haustüre gehen wollte, stieß er mit dem Kopf gegen den oberen Balken. An seiner Stubentür ging es ihm nicht besser, und als er in sein Schlafkämmerlein eintrat, wupp? da hatte er wieder eine arge Beule weg. Ganz dumm und wirbelig war es ihm im Kopse von allen Stößen, als er sich ins Bett legte. Da wollte er sich so recht behaglich ausruhen von allen Mühseligkeiten, aber er hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Oben stieß er mit dem Kopf gegen das Bett, und streckte er die Beine aus, so stieß er gegen das untere Bettende. Er mochte sich drehen und wenden, wie er wollte, überall bekam er blaue Flecke. Zuletzt lag er im Bett zusammengeklappt wie ein Taschenmesser und verbrachte die Nacht in unruhigen Träumen. Der nächste Tag war ein Sonntag. Da sing sein Elend von neuem an. Überall stieß er sich Beulen. Er wollte wieder ein- mal zur Küche und suchte seinen Sonntagsanzug hervor. Aber o Schreck! Der war ihm viel zu eng und zu klein, und ganz traurig und mutlos hängte er die Sachen wieder in den Schrank, nicht ohne sich noch ein paarmal zu stoßen. Zuletzt besann er sich auf den Anzug, den er gestern abend getragen hatte, und rasch zog er ihn wieder an. Glücklicherweise paßten d i e Kleider, denn die waren ja mit ihm gewachsen. Ganz behutsam und vor- sichtig ging er durch die verschiedenen Türen und gelangte endlich auf die Straße. In der freien Luft konnte er sich nun fo recht nach Herzenslust dehnen und recken; denn da waren keine Decken und Balken, an denen man sich stieß. Aber sein Vergnügen währte nicht lange. „Ein Riese! Ein Riese!" tönte es von allen Seiten. Und als er sich nach dem Riesen umgucken wollte, da merkte er, daß die Leute mit den Fingern auf ihn zeigten. So schnell ihn seine Füße trugen, ging er in die Kirche. Da konnte er wohl schön aufrecht stehen, aber er merkte bald, daß alle Leute ihn anstaunten. Sobald es nur anging, schob er sich deshalb aus der Türe und eilte nach Hause. Dort vergaß er aber seine Größe meistens, wenn er aus einer Stube in die andere ging.

2. Bergische Sagen - S. 29

1911 - Elberfeld : Bacmeister
- 29 - und wollte sie gerne zur Gemahlin haben. Eines Tages machte er sich daher auf nach Schloß Hammerstein und bat den Herrn von Kettler um die Hand seiner Tochter Mechthilde. Der Vater wollte die zarte Jungfrau dem rauhen, wilden Ritter nicht an- vertrauen und gab dem Freier eine abschlägige Antwort. Der aber stieß drohende Worte aus und kehrte voll Ingrimm auf seine Burg zurück. Er sammelte seine Kriegsgesellen und be- lagerte die Burg Hammerstein, um die Jungfrau zu rauben. Er wurde aber zurückgeschlagen. Da der Vater fürchtete, daß der wilde Ritter nicht ruhen würde, bis er sein Ziel erreicht hätte, so brachte er seine Tochter in das Kloster zu Gräfrath und ließ sie Nonne werden. Aber Wolfgang von Kronenburg gab sich auch jetzt noch nicht zufrieden. Er sann einen Plan aus, wie er die Jungfrau in seine Gewalt bekommen könnte. Eines Tages gingen die Nonnen von Gräfrath in einer Prozession in den Wald. Wolf- gang von Kronenburg hatte davon gehört und hielt sich mit seinen Spießgesellen im Dickicht des Waldes versteckt. Die Jung- srauen gingen, fromme Lieder singend, nichts ahnend, dahin. Da mit einem Male brachen die Raubgesellen aus dem Dickicht hervor. Eine unbeschreibliche Verwirrung entstand unter den andächtigen Nonnen. Wolfgang aber hob die zitternde Mecht- Hilde auf sein Roß und jagte mit seiner Beute und seinen Kriegs- knechten davon. Der Klostervogt eilte mit seinen Knechten dem frechen Räuber nach und holte ihn am Ufer der Wupper ein. Als Wolfgang merkte, daß die Verfolger ihm dicht auf den Fersen waren, gab er die geraubte Jungsrau einem seiner Spieß- gesellen, damit er sie nach der Kronenburg in Sicherheit bringe. Er selbst riß sein Pferd herum, jagte seinen Verfolgern entgegen und schlug den Klostervogt mit seinem Schwerte nieder. Die Begleiter dieses wackeren Manne? ergriffen feige die Flucht. Der Nonnenräuber ritt nach seiner Burg und machte Mechthilde zu seiner Gemahlin. Die Äbtissin des Klosters von Gräfrath wollte den Frevel nicht ungerächt lassen und verklagte den Räuber bei dem Bischof von Köln, unter dessen Schutz ihr Kloster stand. Der Bischof sprach den Kirchenbann über den Ritter von Kronenburg aus. Der aber verhöhnte ihn und weigerte sich, Buße zu tun. Seine Burg wurde von dem Bischof und seinen Kriegsknechten belagert, aber hinter seinen Mauern trotzte Wolfgang den Angriffen der Feinde. Sie zogen endlich ab.

3. Bergische Sagen - S. 31

1911 - Elberfeld : Bacmeister
- 31 - will dir als treuer Freund in jedem Kampfe helfen. Nur wünscht er zweierlei: Du darfst nicht fragen, wie er heißt, und nicht verlangen, daß er seinen Helm abnehme." Wirich von Nesselrat war hiermit einverstanden, und vergnüglich ritten alle weiter. Als sie in einem freundlichen Wiefental angelangt waren, wurde geruht. Die Männer lagerten im Tale. Der neue Ge- fährte suchte mit seinen Knappen eine nahe Waldwiese aus. Wirich hätte gar zu gern gewußt, wer der fremde Ritter fei, und daher folgte er heimlich dem neuen Freunde nach. Alle hatten ihre Helme abgelegt. Kaum bemerkten sie den Eindrina- ling, als sie ihr Haupt wieder bedeckten. Doch es war zu spät; Wirich hatte in dem sremden Ritter seine Gemahlin erkannt. E? lobte zwar ihr schmuckes, ritterliches Aussehen, doch erlaubte er nicht, daß sie ihn weiter begleite. „Ich will deine Tapferkeit," sagte er ihr zum Tröste, „später ewmal auf die Probe stellen. Bestehst du diese, dann darfst du ein andermal mit in den Streit ziehen." Kunigunde zog traurig heim. Wirich kehrte auch bald um; denn unterwegs erhielt er die Nachricht, daß der Streit schon beendet sei. Als er das Tal von Leichlingen wieder erreicht hatte, war es den kampfeslustigen Männern nicht nach dem Sinn, fchon zur Ruhe zu gehen. Wirich hatte einen abenteuerlichen Plan erdacht, den sie gleich aus- führten. Er wollte sofort die Tapferkeit feiner Gemahlin er- proben. Er stellte sich, als wolle er mit seinen Leuten die Burg Nesselrat erstürmen. Deshalb ließen sie von allen Seiten her Kriegslärm erschallen. Der Turmwächter rief sofort den Burg- bewohnern zu: „Ein Feind zieht heran!" Nun ließ Kunigunde alle Mannschaften, die noch in der Burg waren, zur Verteidigung antreten. Sie selber stellte sich mit Panzer und Schwert an die Stelle, wo die Gefahr am größten war. Seit den Tagen der Kindheit wußte Wirich einen geheimen Zugang zur Burg, der aber so eng war, daß der Ritter Panzer und Schwert ablegen mußte, wenn er hindurch wollte. Er fürchtete sich nicht, ohne Waffen die Burg zu betreten. „Denn," dachte er, „will mich wirklich jemand angreifen, dann brauche ich ja nur meinen Namen zu nennen." Doch es kam anders. Der Ritter erstieg die Burg auf jenem verborgenen Pfade, während seine Knappen im Tale den Kriegslärm fortsetzten. Als er im Burghof angelangt war, stürzte sich seine Gemahlin,

4. Bergische Sagen - S. 40

1911 - Elberfeld : Bacmeister
- 40 - Freundlichkeit, Sanftmut, Geduld und noch viele Tugenden mehr. Doch der Zeit seligen Zusammenseins wurde ein schnelles Ende bereitet. König Heinrichs Boten erschienen eines Tages auf dem Schlosse Berg und forderten den jungen Grafen auf, dem Könige in einen Krieg zum fernen Böhmerland zu folgen. Da gab der Graf einem Ritter den Auftrag, während seiner Abwesenheit die Burg, die Wälder und Felder, seine ganze Grafschaft zu ver- walten. Er nahm schmerzlichen Abschied von seinem treuen Weibe und zog fort. Während er im fernen Lande von Kampf zu Kampf ziehen mußte, herrschte sein Verwalter in der Grafschaft Berg mit großer Strenge. Nur gegen die schöne Gräfin war er sehr freundlich. Gern suchte er ihre Nähe auf, um sich mit ihr zu unterhalten. So oft die Gräfin aber von ihrem Gemahl sprach, zweifelte er daran, daß er wiederkomme. „Ja," sagte er eines Tages, „sicherlich ist dein Gemahl im Kampfe umgekommen. Du wirst ihn nie wieder- sehen. Siehe, ich will dein Gemahl und deinen beiden Söhnlein ein Vater sein." Die Gräfin aber, die den arglistigen Mann durchschaute, wurde sehr zornig. Sie befahl ihm, sofort die Burg zu verlassen, und drohte ihm, sie werde dem Grafen bc- richten, wie treulos er gegen seinen Herrn handele. Da erschrak der Böse. Er fürchtete mit Recht, sein Herr werde ihn hart bestrafen. Deshalb ersann er einen schlimmen Plan. Er zog zum Grafen ins Böhmerland und erzählte ihm Lüge um Lüge. „Dein Weib," sagte er, „hat sich, als du fort warst, einen anderen Mann genommen, und beide verleben gute Tage in deiner Burg." Der Graf glaubte den falschen Bericht, und voll Zorn eilte er in die Heimat zurück. Ohne erst zu unter- suchen, ob der Ritter auch die Wahrheit geredet, erschlug er in seinem Zorn seine eigene Gemahlin. Die beiden Knäblein ließ er in den tiefen Wald tragen, wo sie die Wölfe zerreißen sollten. Aber siehe! um die kleine Waldwiese, wo die Knäblein aus- gesetzt waren, wuchs eine Rosenhecke, die so dicht war, daß kein wildes Tier hindurchdringen konnte. Alle Tage aber erschien eine liebe, freundliche Frau, die die Kindlein pflegte und für sie sorgte. So verging einige Zeit. Bei einer Jagd durchzogen einst die Dienstmänner des Grafen den Wald. Von einem nahen Hügel aus erblickten sie die Rosenhecke und die Knäblein auf der Waldwiese. Sofort eilten sie zum Grafen und erzählten, was

5. Bergische Sagen - S. 45

1911 - Elberfeld : Bacmeister
— 45 - Steinbach als einen redlichen Mann, und keiner wollte an seine Schuld glauben. Auf ein Zeichen des Grafen legte sich die Unruhe, und der Angeklagte trat hervor. „Gott ist mein Zeuge," rief er aus, „daß ich frei bin von Mord und Verrat. Gerlach von Scherven ist gefallen, aber in einem ehrlichen Zweikampf. Weil ich von ihm angegriffen wurde, mußte ich mein Schwert zur Verteidigung gebrauchen. Alles, was sonst Engelbrecht vom Boltenberge gesagt hat, ist Lüge und Verleumdung." Vergebens beteuerte der Ritter seine Unschuld. Die zwölf Männer aus der Ritterschaft Engelbrechts beschworen die Anklage. Somit mußten auch die Schöffen ihn für schuldig erklären. Dreimal schlug der Graf von Berg mit dem umgekehrten Schwert auf den Tisch, zum Zeichen, daß Gerhard von Steinbach für seine Tat bestraft werden solle. — In heißem Zorn rief der Verurteilte seinem Knappen zu, er möge ihm Roß, Schwert und Schild bringen. Seinem Ankläger warf er den Handschuh hin; damit wollte er ihm sagen: „Komm, ich fordere dich zu einem Zwei- kämpf auf. Bin ich schuldig, dann werde ich unterliegen." Doch höhnend entgegnete ihm Engelbrecht: „Mit einem Mörder und Verräter kämpfe ich nicht." Auch die Schöffen verboten den Zweikampf. Nun versuchte Gerhard das letzte, seine Unschuld an den Tag zu bringen. Er bestieg sein Roß, wies mit der Hand über den Felsen, an dessen Fuß tief unten die Wupper rauschte, und rief mit lauter Stimme: „Weil mir kein anderes Mittel bleibt, meine Unschuld zu beweisen, so rufe ich Gott zum Zeugen an. Von diesem steilen Felsen dort sind noch nie Roß und Reiter hinuntergesprengt, aber mit Gottes Hilfe will ich es wagen. Bin ich wirklich ein Mörder und Verräter, so wird mein Leib zer- schmettert unten ankommen, und mein Leichnam mag den Fischen in der Wupper zur Nahrung dienen!" Mit diesen Worten lenkte er sein Roß an den Rand des Abgrundes. Das Pferd bäumte sich auf; es grauste ihm vor der jähen Tiefe. Doch der Ritter drückte ihm die Sporen in die Seiten, und wie ein Pfeil flogen Roß und Reiter den steigen Abhang hinab, bis sie mit einem letzten Sprunge von einem turmhohen Felsen in die Wupper hinab- stürzten. Wohl spritzten die Wasser hoch, doch unversehrt richtete sich der Kühne in seinem Sattel empor. Hoch schwang er Schwert und Schild, und laut ließ er Gott seinen Dank erklingen. Voll Entsetzen hatten seine Richter von der Höhe des Berges aus das

6. Bergische Sagen - S. 47

1911 - Elberfeld : Bacmeister
- 47 - den besten Speisen. Da sattelte der Bursche sein bestes Roß und ritt als stolzer Rittersmann hinab zum Ritter von Strauweiler, um ihn um die Hand seiner Tochter zu bitten. Der stattliche junge Edelmann wurde freundlich in der Burg aufgenommen. Nach kurzer Zeit schon führte er die Jungfrau als sein liebes Weib heim in sein schönes Schloß. Nun begann auf der neuen Burg ein schwelgerisches Leben. Der junge Ritter zog auf die Jagd, ritt zu Kampfspielen und Gelagen, spielte und trank mehr, als ihm gut war. Als er viele Jahre so in Saus und Braus dahin gelebt hatte, war ihm das Ritterleben verleidet. Eines Tages entfernte er sich von seinen Jagdgenossen und legte sich unter die Tannen, unter denen er einst als Bauernbursch geträumt und gesonnen hatte. „Ach," sprach er leise vor sich hin, „wärst du doch wieder so glücklich und zufrieden wie früher? Da gingst du fröhlich an deine Arbeit Tag für Tag und schliefst sorglos und ruhig die ganze Nacht. Wie töricht habe ich mein einfaches, stilles Glück verscherzt, und niemand kann es mir wiedergeben!" Wie mit einem Zauber- schlage aus dem Boden gewachsen, stand auf einmal der graue Mann vor ihm, lächelte gar seltsam und sprach: „Einst hast du dir das Ritterleben so sehnlich gewünscht. Du mußt auch so lange darin bleiben, bis du die Glocken von zwei Domen zu gleicher Zeit erklingen hörst." Kaum war der merkwürdige Mann verschwunden, als von ferne her Glockentöne klangen. Im Kölner Dom wurden die Glocken ge- läutet. Ernst und feierlich drangen die Töne hinauf. Da mischte sich ein anderer Klang hinein. Es waren die Glocken des Alten- berger Domes. Andächtig lauschend lag der ehemalige Bauern- bursche unter den Bäumen, und seliges Entzücken erfüllte sein Herz. Als er aber die Augen öffnete, da war es ihm, als er- wache er aus tiefem, tiefem Schlafe. Und siehe da! Er war wieder ein Bauernbursche wie einst; und vor ihm lag sein alter Bauernhof und sah ihn an wie ein alter, vertrauter Freund. Da sprang er jauchzend auf, eilte heim und ging an die Arbeit. Wie schwer sie auch war, er tat sie gern, und niemals wünschte er mehr etwas Höheres zu sein, als er war. 26. Wie die Treue einer Vraut belohnt wird. Graf Adolf von Berg hatte eine einzige Tochter, Irmgard. Schon als kleines Kind gewann sie die Herzen durch ihr lieb-

7. Bergische Sagen - S. 2

1911 - Elberfeld : Bacmeister
2. Vom Zwergenloch an der Kluse. Es gab einst eine Zeit, da sah's hier im Wuppertal ganz anders aus als heute. Von Häusern war nichts zu sehen. Waldige Berge begleiteten die Wupper auf ihrem Lauf. In dem klaren Wasser des Flusses spiegelten sich Himmel und Bäume. Am dichtesten traten bei der Kluse die Berge an die Wupper heran. Das stille Tal mit seinen waldigen Hügeln hatten sich Zwerge zum Wohnorte ausersehen. Am liebsten hielten sie sich an der Kluse und im Island auf. Am Tage arbeiteten sie fleißig im Innern der Berge, schmiedeten kostbare Waffen und Geräte oder gruben in der Erde nach Schätzen, nach edlen Steinen und Perlen. Abends, wenn die Männlein müde von der Arbeit waren, lustwandelten sie im Walde oder ruhten unter schattigen Bäumen aus. Auch als einzelne Leute ihre Hütten im Wupper- tal bauten, blieben die guten Zwerge. Mancher Wanderer, der in der Abenddämmerung durch den Wald an der Kluse ging, hat die Männlein gesehen. . Häufig hielten dann die Zwerge die Vorübergehenden an und plauderten gemütlich mit ihnen. Aber die Leute mußten gut und fromm sein. Ungezogenes Reden oder Tun duldeten die Zwerge nicht in ihrer Nähe. Nach und nach zogen immer mehr Leute hierher. An Stelle der kleinen Häuser, in denen die Garnbleicher wohnten, entstanden Fabriken. Das Wasser der Wupper ward trübe und müde von der vielen Arbeit; es floß nicht mehr so munter dahin. Die Leute holzten manchen Wald ab; die Hügel wurden mit Häusern bebaut. Auch der Kluser Wald verschwand. Da wurde es den Männlein ungemütlich. Sie verließen das ehemals so stille Tal und kehrten niemals wieder. 3. Warum ein reicher Mann nach seinem Tode keine Ruhe fand. Am Kerstenplatz in Elberfeld wohnte einst ein reicher Mann, den die Leute Konellges nannten. Er war aber sehr unehrlich und betrog oft die Leute, die bei ihm Recht suchten, um Hab und Gut. So konnte er sich ein Haus nach dem andern kaufen, und endlich gehörten ihm alle Häuser am Kerstenplatz. Auch besaß er Gärten und Felder am Kirdel. So hieß früher der Berg auf dem rechten Ufer des Mirkerbaches.

8. Bergische Sagen - S. 3

1911 - Elberfeld : Bacmeister
Auf diesem Berge woyme in einem kleinen Hapse eine Witwe. Ms ihr Mann noch lebte, hatten sie beide tüchtig gearbeitet und waren dabei ganz wohlhabend geworden. Da wurde der Mann von einer tückischen Krankheit befallen. Die Frau Pflegte ihn treu, aber die Krankheit war stärker als die Menschen, und der Mann starb. Während der langen Krankheit brauchten sie viel Geld, und sie konnten die Pacht für ihr Land nicht mehr be- zahlen. Ihr Pachtherr aber war der reiche Konellges. Als nun der Mann begraben war, bat die Witwe ihren Pachtherrn: „Habt ein wenig Geduld; ich will nach und nach alles bezahlen." Der harte Mann aber wollte davon nichts hören, und als der Tag herankam, an dem der Zins fällig war, ließ er der armen Witwe alles wegnehmen, was sie hatte. Die Frau mußte zusehen, wie ein Stück nach dem andern fortgetragen und den Meistbietenden verkauft wurde. Endlich holten sie die letzte Kuh aus dem Stalle. Sie brüllte ganz kläglich, und das schnitt ihrer Herrin ins Herz. Diese dachte daran, wie ihr Mann so froh und glücklich nach Haufe kam, als er die Kuh auf dem Markte von ihrem sauer verdienten Gelde erstanden hatte. „Nie," so meinte die arme Witwe, „kann der reiche, harte Mann, der ein armes Weib so grausam um ihr Hab und Gut bringt, Ruhe finden, selbst im Grabe nicht." Eines Tages wurde der reiche Mann am Kerstenplatz sehr krank. In seinen wilden Fieberträumen ries er die Namen mancher Leute, die er in gesunden Tagen betrogen hatte. Am meisten schien er auf dem Kirdel zu sein, wo er einst der hilflosen Frau die letzte Kuh aus dem Stalle hatte nehmen lassen. Im Traume verfolgte ihn das Tier, und jammervoll war des Kranken Hilferufen und Stöhnen anzuhören. Wie sehr sich auch die gelehrten Doktoren mühten, ihm zu helfen, der reiche Mann starb am Martinstag, gerade als unten in den Gassen die Kinder vor den Kramläden ihr Lied anstimmten: „Mäten es än goden Mann, dä os btav wat geven kann." Der reiche Konellges wurde begraben mit großer Pracht, wie es meist bei so reichen Leuten geschieht. Die Einwohner Elberfelds aber erzählten noch lange von seiner Habgier und von seiner Hartherzigkeit. Manche hatten auch gehört, wie ihn das Gewissen auf dem Krankenlager so gequält hatte, und wie schwer ihm das Sterben geworden war.

9. Bergische Sagen - S. 6

1911 - Elberfeld : Bacmeister
Stadt und Land als Lehen erhalten. Nur dem Kaiser will ich dienen." Da der Kaiser sah, daß durch Güte der Streit nicht bei- zulegen war, befahl er, daß ein Gottesurteil entscheiden solle. Die beiden Feinde stellten sich einander gegenüber, zogen die Schwerter und drangen hart aus einander ein. Lange dauerte der Kampf, bis endlich Drost Brüning seinen Gegner mit einem gewaltigen Schlag zu Boden streckte. „Drost Brüning ist Sieger," erscholl es aus den Reihen der Umstehenden, „und er bleibt des Kaisers Lehensmann." 5. Vom treuen Schildknappen. Wo jetzt die beiden Städte Elberfeld und Barmen liegen, war vor vielen hundert Jahren dichter Wald. Ein silberhelles Bächlein floß hindurch. Buchen spiegelten sich in dem klaren Wasser. An einer Stelle war ein besonders schönes Fleckchen. Ein Wiesental zog sich am Berge hin. Blumen leuchteten aus dem Grase hervor, und Nachtigallen sangen im nahen Gebüsch ihr Lied. , Nicht weit von diesem Wiesental wohnte ein Ritter. Ihn: diente ein treuer Knappe, der seinen Herrn auf jeder Jagd und in jedem Streite begleitete. — Einst waren sie zur Jagd an den Rhein ausgezogen. Plötzlich bemerkten sie hinter sich eine Schar Feinde. Vor ihnen rauschte der Fluß. An ein Entfliehen war nicht zu denken. Der Ritter verzagte. Doch sein treuer Schild- knappe flüsterte ihm zu: „Mut, mein Herr, ich weiß eine Furt im Rhein und führe Euch sicher hinüber." So geschah es. Ehe die Feinde es merkten, war der Ritter mit seinem Knappen am anderen Ufer des Rheins. Zornig blickten die Feinde ihnen nach. Sie konnten sich nicht erklären, wie der Ritter entkommen war, und meinten, der treue Knecht sei ein böser Geist, der durch Zauber seinem Herrn geholfen habe. Nicht lange darnach wurde die Gemahlin des Ritters sehr krank. Kein Arzt konnte sie heilen. Der Jammer aller Burg- bewohner war groß. Da erklärte ein weiser Mann: „Ja, wenn die Burgfrau Löwenmilch tränke, dann würde sie gesund." Dies hörte der Schildknappe. Es verging noch keine Stunde, und der treue Knecht war mit Löwenmilch zur Stelle. Die Frau des Ritters trank und wurde bald gesund, zur großen Freude ihres

10. Bergische Sagen - S. 16

1911 - Elberfeld : Bacmeister
- 16 - Jagen ein. Sie kamen in großer Zahl: der Ritter von Elberfeld, von der Lüntenbeck, von Kronenburg, von Horst, von Hardenberg und viele andere. Es Aar auch eine Lust, an einem so prächtigen Wintertage zu jagen. Dichter Schnee bedeckte Wald und Feld. Frau Sonne ließ ihre Strahlen auf der Schneefläche widerspiegeln, so daß man eine Decke von Diamanten vor sich zu haben meinte. Die Eiszäpfchen an den Zweigen der Bäume erglänzten in bunten Farben. Eine Märchenwelt schien die Jäger aufgenommen zu haben. Nur zu schnell verging der Tag. Manch Pfiffiges Häslein, viele flinke Rehe und stattliche Hirsche mußten ihr Leben lassen. Endlich verstummte der fröhliche Ruf der Jäger. Bei herein- brechendem Abend versammelten sie sich zur Heimkehr. Da fehlte Robert, der Sohn des Herzogs von Berg. Laut ließen die Knappen noch einmal das Horn über Verg und Tal erschallen, aber des Herzogs Sohn erschien nicht. Äie Ritter mußten ohne ihn den Heimweg antreten. Nicht weit von des Herzogs Burg, an einer Stelle, wo die Felsen sich steil aus der Wupper erheben, stürzte plötzlich der Hund des Prinzen aus dichtem Gestrüpp hervor. Er lief im Kreise um die Ritter und heulte kläglich. Er zerrte an ihren Kleidern, entfernte sich, kam wieder und wollte so den Rittern zeigen, daß sie ihm folgen sollten. Sie verstanden ihn nicht, meinten, der Rüde sei toll, und wollten ihn töten. Nur der greise Heinrich von Horst rief ihnen zu: „Tut dem Rüden nichts zu- leide. Er ist nicht toll. Wir wollen ihm folgen. Mir ahnt, ein schweres Unglück hat seinen Herrn getroffen." Sofort eilten nun die Ritter durch das Dickicht, aus dem der Hund gekommen. Der Rüde sprang in großen Sätzen vor- aus und führte die Ritter an einen steilen Abhang. In wenigen Sprüngen war er am Fuße des Berges angelangt. Die Jäger erreichten das Tal auf Umwegen. Welch entsetzlicher Anblick bot sich ihnen dar! Da lag der junge Robert. Aus tiefen Wunden floß das Blut. Bei der Verfolgung eines Hirsches war er den Abhang hinabgestürzt. Neben ihm sahen sie das Roß mit zerbrochenen Gliedern. Der treue Rüde aber leckte seines Herrn Wunden und wärmte den erstarrten Körper. So schnell wie möglich fertigten die Ritter aus jungen Holz- stammen und Weiden eine Tragbahre. Vorsichtig hoben sie den
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