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1. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 78

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
78 der Einbildung des nächtlichen Wanderers Gestalt, und er sieht hier Zwerge und dort Riesen ihr Wesen treiben, und das ist der Grund dafür, daß es ebeu in den großartigsten und wildesten Thälern von Sagen wimmelt. Fast jeder Felsen und jeder Schlund hat seine be- sondere Geschichte. Prinzessin Ilse. Hoch oben aus dem Jlsenstein stand einst- mals das prächtige Schloß des Harzkönigs Jlsnng. Seine Tochter, die Prinzessin Ilse, übertraf an Schönheit und Anmut alle Jung- sraueu in weiter Runde. Unten im Thale aber, wo heute das Schloß von Jlseuburg liegt, wohute eine böse Zauberin mit ihrer einzigen Tochter, der garstigen Trnte. Als eines Tages ein junger Ritter, der stattliche Rolf, aus Abenteuer ausging und durch die Harzwälder streifte, bestürmte die rothaarige Trute ihre Mutter, die alte Zauberin, ihr einen Liebestrank für Rolf zu brauen. Rolf verliebte sich auch wirklich heftig in Trute, floh aber in die Nähe von Jlfuugs Schloß, als die Hexeusäfte uach kurzer Zeit ihre Kraft verloren. Im frifchgrünen Tannenwalde traf er dann das wunderholde Königskind Jlfe, und als er ihr in das liebliche, von goldenein Haar umwallte Angesicht sah, da war es dieses Mal ohne Zauberkräfte uin sein Herz geschehen. Nachdem er sich nun bald durch seinen edlen Mannesmut die Gunst der reizenden Ilse erworben hatte, versprach der König, ihn zu seinem Eidam anzunehmen. Aber voller Wut veruahmeu Trute und ihre Mutter die Vor- gänge, und die Alte beschloß, grausame Rache zu übeu. Sie machte eiueu Vertrag mit dem bösen Beherrscher des Blocksberges, und dieser sandte in der Walpurgisnacht eine mächtige Wasserflut von dem Brocken hiuab ins Thal. Die wilden Gewässer unterwühlten den Felsen, auf welchem Jlfungs Schloß stand, und die prächtige Burg mit Zinnen und Türmen versank in die grauenhafte Tiese. Nur die behende Ilse rettete sich auf die äußerste Felsspitze des Jlsensteines, und noch heute, in nächtlicher Stille, wenn der Mond mit mattein Scheine die Felsen im Thale beleuchtet, wandelt das einsame Königs- kind durch die grünen Farrenkräuter und Gräser am User des rauschenden Bergstromes, welcher ihren Namen trägt. Sobald aber die Morgenröte anbricht, muß sie zurückkehren in ihr versunkenes Schloß unter dein Jlsenstein, und iu alte zottige Tannen, wie sie am Fuße oes Jlseusteins vielfach stehen, verwandelt

2. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 82

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
82 Dichter; denn kein zweites Harzthal wirkt in seinen großartigen Fels- gebilden so zauberisch auf uns ein, wie eben dieser Teil des Bode- thales, und deshalb giebt es auch kein anderes Thal, welches so sagenreich an die Vergangenheit anknüpft. Auf der Treseburg lebte der wilde Jäger Hans Hackelberg; auf dem Hexentanzplatze tanzen die Hexen in der Maiennacht; im Bode- thale ist die Teufelsbrücke, und hier verfolgte der wilde Böhmenkönig Bodo die fliehende Bruuhildis, die Tochter des Riesenfürsten; hier treibt auch der Thalzwerg sein Wesen. Der wilde Jäger. Wenn die Herbststürme durch das Gebirge brausen, dann zieht in nächtlicher Stunde das Wodansheer über die Harzberge. Grauenhaste, gespenstische Jägergestalten, von Nebel um- wallt, jagen unter dem Gekläff der Meute mit lautem Jagdrufe in wilder Hast über Berg und Thal dahin. Voran reitet auf seinem riesigen Jagdrosse der gewaltige Wodan, der mächtige Beherrscher des Himmels und der Erde. Vor ihm her fliegen zwei Raben, ihm zur Seite schreiteu zwei Wölfe, und hinter ihm folgt in bunter Reihe fein Volk. Einer der wildesten Jäger ist Hans Hackelberg. Er lebte zu Ende des 16. Jahrhunderts aus der Treseburg, an der schäumenden, brausenden Bode, und seine einzige Lust war die Jagd; denn wild wie seine Umgebung war sein Gemüt. Als er einst einen grimmen Eber erlegt hatte und als Sieger stolz seinen Fuß auf den Nacken feiner Beute setzte, da raffte das verendende Tier die letzte Kraft zusammen und fuhr mit seinen scharfen Hauern in Hackelbergs Fuß, daß der wilde Jäger todwund zu Boden sank. Da fluchte Hans Hackelberg laut und wollte nichts von Himmels- frieden und Seligkeit wissen, sondern nur jagen können im grünen Reviere bis zum „Jüngsten Tage". Sein Wunsch ging schrecklich in Erfüllung; denn mit dem Wodans- Heer muß er in stürmischen Nächten das Harzgebirge durchjagen ohne Rast und Ruh bis in Ewigkeit. Die Roßtrappe. In den Urzeiten wurde der Harz von Hünen und Zwergen bewohnt. Auf einem Kriegesznge kam der wilde Böhmen- könig Bodo hierher und verliebte sich leidenschaftlich in Bruuhildis, die Tochter des Riesenfürsten. Aber Bruuhildis wollte uichts von ihm wissen und entfloh aus ihrem schnellen Rosse, versolgt von dem trotzigen Böhmenkönig. Plötzlich gähnt ein grausiger Abgrund vor ihnen, und schnaubend bäumt Bruuhildis' Roß sich empor, während

3. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 83

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
83 ihr Verfolger immer näher und näher kommt. Da drückt das Hünen- kind in ihrer Seelenangst ihrem Tiere die Fersen ties in die Weichen, und dieses wagt den Spruug von jener Stelle, wo die Hexen ihre nächtlichen Feste zu seiern pflegten, bis aus den gegenüberliegenden Felsen. Der Sprung gelingt, und auf dem Felfeu bleibt von dem wuchtigeu Aufschlagen ein großes Hufzeichen zurück. Ihre Krone war aber der Prinzessin im Fluge über den Abgrund vom Haupte gefallen und in den Wellen des Bergstromes begraben; und der Böhmenkönig, welcher iu wilder Raserei ebeusalls den kühnen Sprung wagte, war in die Tiefe gefallen, und zu ewigem Gedächtnis wird nach seinem Rainen der Fluß die Bode genannt. 3. Die Selke entspringt am Unterharze und ist ein Nebenfluß der Bode. Von Alexisbad an beginnen die Felsbildungen, welche bei dem sagenreichen Mägdesprung ihre bedeutendste Höhe erreichen. 4. Tie Wipper durchfließt deu Unterharz, gleichlaufend mit der Selke und mündet in die Saale. In ihrem breiten Wiefenthale treffen wir nur vereinzelt Klippen an. 6*

4. Heimatkunde der Kreise Aschersleben, Calbe, Oschersleben und Wanzleben - S. 6

1897 - Breslau : Hirt
ß Allgemeine Landeskunde. der am häufigsten vorkommende Baum und tritt an vielen Stellen in seltener Kraft und Schönheit auf. Der Harz ist wasserreich, da feine großen, dunklen Wälder und ebenso die weiten Torfmoore die Feuchtigkeit der Luft aufsaugen und als muntere Bäche und Flüsse hinunter in die Ebene schicken. Alle Harzgewässer fließen entweder der Elbe oder der Weser zu. Bei dem Städtcheu Thale erheben sich zwei gewaltige Felsriesen, nämlich die Roßtrappe und derselben gegenüber der Hexentanzplatz, welcher 250 in hoch ist. Blechhiitte. Blick vom Hexentanzplatz. Thalc, Die Roßtrappe. In der frühesten Zeit bewohnten Hünen und Zwerge den Harz. Im Böhmer- walde hauste der Recke Bodo, der Riesen allerstärkster und gewaltigster. Einst sah er die schöne Emma, die Tochter des Königs vom Riesengebirge, und ihre Anmut und Schönheit gefielen ihm so sehr, daß er sie zu seiner Gattin zu erheben beschloß. Als Emma seine Werbung abschlug, beschloß er, durch List und Gewalt sie zu rauben. Diesen Plan suchte er auszuführen, als Emma einst in den Schluchten und Thälern des Riesengebirges jagte. Emma in ihrer Jagdfreude merkte anfangs das Nahen des Unholdes nicht, als sie ihn aber erblickte, gab sie ihrem edlen Zelter die Sporen, und dahin flog sie wie von den Schwingen des Adlers getragen über Berge und Hügel, Flüsse und Ströme, durch Thäler und Ebenen dem Harze zu. Plötzlich stutzte das Roß, denn vor ihm gähnte ein Abgrund, wohl 300 Meter tief, Felsen hüben und drüben. Von unten her drang dumpfes Rauschen in die Höhe. Schaudernd blickte Emma in die Tiefe; keine Rettung schien möglich, denn die nächste Felsenspitze jenseits ist über 300 Meter weit entfernt. Da vernahm sie schon das

5. Heimatkunde der Kreise Aschersleben, Calbe, Oschersleben und Wanzleben - S. 7

1897 - Breslau : Hirt
2. Vodengestaltung. 7 Schnaufen von Bodos Roß und das gellende Lachen des Unholdes. In verzweifelter Entschlossenheit gab sie dem Rosse die Sporen; einen Augenblick zauderte das edle Tier, dann aber bäumte es sich hoch empor, sprang über den tiefen Abgrund in herrlichem Sprunge und fchlug jenseits seinen beerzten Huf tief iu das harte Gestein. Die schwere, goldene Königskrone fiel der Königstochter vom Haupte hinab in die Tiefe, die Jungfrau aber selber war gerettet und streichelte den Hals ihres edlen Rosses. Das Roß des Riesen aber erreichte beim Sprunge den jenseitigen Felsen nicht, sondern stürzte mit dem Unholde in die Tiefe. Hier verwandelte sich Bodo in einen Hexentanzplatz. Roßtrappefelsen. Hund und bewacht als solcher die der Prinzessin entfallene Krone, so daß Taucher vergeblich nach derselben suchen. Nach dem Riesen Bodo hat der Fluß den Namen Bode. Nahe dem Nordrande des Harzes zieht sich von Blankenburg über Weddersleben nach Balleustedt eiu aus Quadersandsteinen aufgebauter Wall, welcher an manchen Stellen eine Höhe von 250 m erreicht. Dieser Gebirgs- wall ist durch große Lücken unterbrochen; er wird die Teufelsmauer genannt. Die Sage erzählt: Der Teufel wollte einmal die Welt mit dem Herrn Christus teilen; dieser sollte den Harz, er aber wollte das Flachland nehmen, und um die Grenze besser kenntlich zu machen, wollte er eine Mauer dahin bauen. Der Herr war damit zusriedeu, sagte aber, vor dem ersten Hahnenschrei müßte alles fertig sein. Da arbeitete der Teufel rüstig, und als es gegen Morgen kam, fehlte nur noch ein Stein. Gerade als er den herbei trug, um ihn einzusetzen, krähte der Hahn. Nun warf der Teufel unmutig die Quadersteine umher, wie sie noch liegen, und so ist die Mauer bis diesen Tag unvollendet geblieben.

6. Heimatkunde der Kreise Aschersleben, Calbe, Oschersleben und Wanzleben - S. 43

1897 - Breslau : Hirt
Kreis Aschersleben. 43 lachte den bischöflichen Boten aus und verspottete ihn mit den Worten: „Ihr könnt mich lange bannen, ehe ihr mir eine Ripve entzwei bannt." Anders aber faßte seine Gemahlin, die Burgfrau, die Sache auf, und einst bei einem fröhlichen Gelage sandte sie ihm den Burgkaplan, der ihm Gottes strafende Gerechtigkeit in ernster Predigt ins Gedächtnis rief. Der verstockte Burgherr aber verspottete den Diener Gottes und lästerte den heiligen Gott. Da, als er gerade den Becher an seine Lippen setzte, sank er, vom Schlage getroffen, entseelt zu Boden. Die Lauenburg ist in der Mitte des 12. Jahrhunderts durch den Pfalzgrafen von Sommerschen- bürg, Vogt des Stifts Quedlinburg, erbaut worden. 1165 mußte er die Burg „Leweuberch" an Herzog Heinrich den Löwen abtreten, von dem sie Kaiser Friedrich im Sommer 1180 durch Eroberung gewann. Mit der Vogtei über Quedlinburg ging die Lauenburg durch verschiedene Hände (Falkensteiner, Blankenburger, Branden- burger, Regensteiner). 1349 nahm der Bischof von Halberstadt die Lauenburg dem Grafen von Regenstein durch Eroberung ab und zerstörte sie, baute sie aber Wieder- aus und gab sie als halberstädtisches Lehen an die Regensteiner zurück (1351). Seit 1479 hielt der Herzog von Sachsen als Vogt von Quedlinburg das Schloß Laueuburg besetzt, 1697 kam es an Brandenburg. Die Blume der Lauenburg. Als Graf Albrecht von Regenstein diese Burg besaß, wohnte im Wurmthale eine arme Müllerswitwe mit ihrem liebreizenden Töchterchen. Der Ritter begehrte die Tochter zu seinem Weibe, die Mutter wollte es nicht zugeben und brachte deshalb ihre Tochter in ein Kloster. Der Ritter entführte die Maid aus dem Kloster und wollte sie nach seiner Burg schleppen. Als er mit ihr das Wurmthal durchritt, bat sie ihn, er möchte ihr erlauben, hier an der Stätte ihrer Heimat noch einmal zu beten. Der Ritter sagte zu. Da stieg sie vom Rosse und flehte inbrünstig zu Gott, er möchte sie erretten. In überirdischem Lichte erglänzte da der Himmel, und entseelt lag die Jungfrau auf dem blumigen Rasen ihrer Heimat. — An der Stelle sprossen darauf wunderbare Blumen hervor; sie blühen alljährlich einmal um Mitternacht. Wer sie pflückt, der ist gegen die Versuchung des Bösen gewappnet. Die Ziebenspringe. Die Siebenspringe sind sieben Quellen zwischen Neinstedt und Thale. Ein Harzkönig hatte sieben reizende Töchter, um welche viele deutsche Fürstensöhne ver- geblich warben. Von ihrer Schönheit und Tugend hörten die sieben Söhne eines Königs von England. Sie kamen übers Meer, warben um ihre Haud und erhielten dieselbe. Darüber waren die verschmähten Freier ergrimmt; sie verabredeten mit- einander, die englischen Prinzen zu überfallen. Ihren Plan führten sie aus, und im Waldesdunkel in mörderischem Übersall wurden die Prinzen erschlagen. Über den Tod ihrer Geliebten vergossen die Bräute an dem Fuudorte ihrer Leichen soviel Thränen, daß daraus die sieben Quellen an der Stelle sich bildeten.

7. Heimatkunde der Kreise Aschersleben, Calbe, Oschersleben und Wanzleben - S. 75

1897 - Breslau : Hirt
Kreis Oschersleben. 75 kommen werde. Und siehe! nach langen Jahren vergeblichen Harrens kehrt der tapfere Horst, auf der Walstatt einft halbtot zu Boden gestreckt, leidend und abgezehrt vom giftigen Pfeilschuß, im Geleite eines Arztes nach mühseligem Umherirren auf zweirädrigem, vou Ochsen bespanntem Fuhrwerk wirklich zur Heimat zurück und findet, vom Bruchsee langsam herwandernd, in jenem Hüttchen am Kämerkenberge seine Gattin und seine Kinder. „Matt entstieg er dem Wagen und trat in das Hüttchen der Seinen, laut auf-" chluchzend umarmt er Guudeika, den Sohn und die Tochter. Also weinten all in gegenseitiger Wehmut." In aller Morgenfrühe entfandte Horst, ungeachtet seiner Wunden und seiner durch ein solches Wiedersehn noch mehr erschütterten Gesundheit, seinen mit- gebrachten Gefährten zu Kattwald, ihn wegen seines begangenen Raubes zum Zwei- kämpf zu fordern. Dieser, zu welchem schon abends zuvor die Schreckenskunde von der unerwarteten Heimkehr des tot geglaubten Helden gedrungen, und der in schlaf- loser Nacht deshalb schon mit sich zu Rate gegangen war, was zu thun fei, hüllte sich schnell in die Haut des Büffels und eilte ohne Schwert und Waffen, in Be- gleitung seines Sohnes Rudolf und seiner Tochter Lindls in das Hüttchen des Kämerkenberges, umarmte unter Thränen den edle» Horst und dessen Gattin und Kinder und bat: „Laß mich nicht kämpfen mit dir, mein Bruder! Wie bluten die Wunden dir, dem Erblaßten, welche du rühmlich empfingst von den Römern, unsere Gaue zu sichern!" — Er entschuldigte, so gut er konnte, sein Raubwerk, indem er hervorhob, wie er Horst habe sallen sehen in: Schlachtfelde, und um so mehr nach Verlauf einer längeren Zeit hätte wähnen müffen, er kehre niemals zurück. Er stellte dann weiter vor, wie er seitdem den Humberg bepflanzt, das wilde Gesträuch getilgt, die moorigen Sümpfe getrocknet und die Thäler bebaut habe, und bat, daß Horst ihn nun auch die Früchte genießen lasse und das Seinige nicht zurücknehme. „Doch" — setzte er dann zuletzt noch hinzu —, „damit ich vor den Göttern dich sühne, „Geb ich der Hornahnsa den Rudolf, und Lindla dem Heinrich; statte sie reichlich aus und baue den Kindern am Bruchsee Burgen, dem Heinrich mit Lindla südlich, und nördlich dem Rudolf, wie du vom Berg hier die liebliche Gegend be- schauest. Gewähr' es! Heinrich, mein Eidam, erlege die Wölf und benenne die Burg sich Wulserstedt, und Hornahnsa erlabe das Hornvieh dort im schattigen Wald und am See; und ihr zum Gedächtnis nenne, mein Rudolf, zur Ehre der Gattin die Burg Hornhausen." Die Kinder reichten sich die Hände zum Bündnis, und Horst, während dieses Gespräches immer mehr erblassend und den nahenden Tod fühlend, gewährte die Bitte und sprach: „Nun geh ich versöhnt!" Dann hauchte er nach wenigen Augen- blicken seine Heldenseele aus. Mathilde von der Asseburg. (3. Sage.) Zur Zeit des dreißigjährige Krieges besaßen die von Bornstedt das Schloß Hornhausen. In den unruhigen und unsicher» Zeiten dieses schrecklichen Krieges suchte Brigitte von Bornstedt mit ihrer Tochter Mathilde sichern Schutz in einem Kloster zu finden. Wenige Wochen vor der Abreise schlugen aber Streifzüge von dem Heere des Herzogs vou Braunschweig in Hornhausen ihre Quartiere auf. In diefem Heere diente Gotthard von der Asseburg,, eiu naher Verwandter der Mathilde. Er

8. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. 271

1862 - Hannover : Meyer
271 ordnung der Deutschen und warfen sich plötzlich mit wildem Geheul auf die nächsten Haufen. Diese hielten den Pfeilregen nicht lange aus und flohen. Als der König diese große Gefahr sah, winkte er dem Herzog Konrad von Franken. Wie ein gereizter Löwe sprang dieser den Ungarn entgegen, warf sie zurück, befreite alle Deutschen, welche sie gefangen hatten, und brachte sie dem König. Am andern Morgen betete der König inbrünstig zu Gott und gelobte, wenn Christus ihm die Feinde des Glaubens und des Vaterlandes über- winden helfe, ein Bisthum in Merseburg zu stiften. Dann las der Bischof Ulrich dem Heere die Messe und reichte dem rnieenden Könige den Leib des Herrn. Als sich Otto wieder erhoben, sprach er zu den Deutschen: „Seht um euch! Zahllos sind die Haufen der Heiden; aber mit uns ist der mächtigste Helfer, Christus, mit seinen Scharen. So laßt uns aushalten, und lieber sterben als weichen! Doch wozu viel Worte? Statt der Zunge rede das Schwert?" Hoch zu Roß, den Schild am Arm sprengt er jetzt im Glanz der Morgensonne seinen Deutschen voran. Nun beginnt die Schlacht. Unwiderstehlich rückt das deutsche Heer, Mann an Mann, gegen die Ungarn heran. Schon weichen diese auseinander; aber um so heißer wird ihre Wuth. Viele deutsche Helden müssen sie fühlen. Endlich werden die Haufen der Ungarn zersprengt. Die Deutschen schreiten über die, welche noch widerstehen wollen, zermalrnend hinweg. Jetzt wird die Verwirmng der Ungarn allgemein; ihr Entsetzen wächst; die weite Ebene wimmelt von Flüchtigen. Heulend sprengen sie in den Lech; aber der ist gut deutsch und läßt weder Rosse noch Reiter- los; Leichen füllen das Flußbett; die blutgefärbten Wasser schwellen über. — So wird das übermüthige Volk vernichtet; nur wenige entrinnen denr heißen Tag. Noch am Abend zieht Otto mit dem Bischof Ulrich glorreich in Augsburg ein und dankt dem Herrn für Deutschlands Befreiung. — Nur sieben Männer von den hundert- tausend, die gekommen waren, sollen die Botschaft der Niederlage nach Hause gebracht haben. — Die Ungarn wagten sich seit der Zeit nicht weiter vor, als bis zu ihrer Grenzfestung, welche die Eisenburg hieß; diese stand gar trutzig auf einem Felsen am rechten Donauuser, auf der Stelle, wo nachher das stattliche Kloster Mölk, etwa in der Mitte zwischen Wien und Linz, erbaut worden ist. 22. Gregor Vh. und Heinrich Iv. 1. llntet den Bischöfen der alten Christengemeinden erlangten früh die Bischöfe zu Jerusalem, Anttochien, Alexandrien, Konstanti- nopel und Rom ein besonderes Ansehen; das des letzten stieg aber bald am höchsten. Rom war die Hauptstadt der damaligen Welt und hatte die bedeutendste Gemeinde; dort waren die Gräber der Apostel Paulus und Petrus; der Bischof zu Rom sah sich als Nach- folger des Apostels Petrus an, der daselbst, wie man fälschlich vor- gab, erster Bischof gewesen sein sollte, und wollte deswegen für den Statthalter Christi auf Erden gehalten werden. Er nannte sich Papst, d. i. Vater. Durch den Frankenkönig Pipin war er Besitzer

9. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. 279

1862 - Hannover : Meyer
279 wehrhaft gemacht und trat in den Stand der Knappen ^ als solcher lebte er seinem Herrn zu treuem Dienst und begleitete ihn als lein Schildträger zu Ritterspiel und Kampf. Hatte er nach siebenjähriger Lehrzeit hinreichend Proben seiner Waffen- tüchtigkeit und eines christlichen Lebens abgelegt , so durfte er das Rittergelübde ablegen, den Glauben, Wahrheit und Recht, Witwen und Waisen, überhaupt die bedrängte Unschuld vertheidigen zu wollen; dann erhielt er den Ritterschlag, und nun durfte er an den Turnieren oder ritterlichen Waffenspielen theilnehmen. Die Ritter wohnten in ihren meist auf Berggipfeln erbau- ten festen Burgen. Dort, hinter doppelten Mauern mit Tür- men und Gräben mit Zugbrücken ergötzten sie sich bei Becher- klang, Saitenspiel und den Erzählungen abenteuerlicher Ge- schichten; beim festlichen Turnier tummelten sie das Roß, oder sie zogen zum blutigen Strauß, während die Ritterfrauen und Töchter spannen und webten, die Dienerschaft beaufsichtigten, oder bei den ritterlichen Festlichkeiten schön geschmückt zu- schauten. Fahrende Sänger zogen von Burg zu Burg un$ sangen von der Ehre deutscher Frauen, von den Reizen des Frühlings und den Thaten alter Helden; und selbst Kaiser und Könige ergötzten sich an der fröhlichen Sangeskunst und übten sie. Unter den zahlreichen Bewohnern einer größeren Burg waren die nöthigen Handwerker. Sie alle nährten sich von den Abgaben der Bauern, die auf dem Grund und Boden der Burg wohnten, und vertheidigten sie vor feindlichen Angrif- fen, welche von dem ins Weite lugenden Turm wart durch Stöße ins Horn verkündigt wurden. Manche Burg wurde aber in gesetzloser Zeit ein Raubnest, mancher Ritter ein Wege- lagerer, ein Schrecken des friedlichen Landmanns und des sorglos einherziehenden Kaufmanns, der aus fremdem Lande feine Waren brachte. Blutige Kämpfe zwischen Rittern und Fürsten, zwischen Herren und Bürgern durchtobten das Land. Während der Kreuzzüge entstanden die Ritterorden. Im Kloster und Hospital Johannis des Täufers zu Jerusalem bildete sich der Johanniterorden. Da sah man Ritter, sonst in Eisen und Stahl gehüllt, im friedlichen Ordensgewände liebreich die Kranken pflegen, die Leidtragenden trösten, die Verwundeten verbinden, überall Liebe und Demuthüben. Ein Theil der Ordensbrüder aber führte das Schwert gegen die Ungläubigen. Sie trugen einen schwarzen Mantel mit weißem Kreuz. Nach dem Verluste des gelobten Landes setzten sie sich erst auf Rhodus, dann auf Malta fest, weshalb sie auch Rhodiser oder Malteser Ritter hießen. Die Tempelherren mit weißem Mantel und rothem Kreuz hatten außer den drei Mönchsgelübden der Ehelosigkeit, Armuth und des Gehorsams 3gen die Ungläubigen gelobt. besuchen und sechzig Vater-

10. Lesebuch für hannoversche Volksschulen - S. 171

1862 - Hannover : Meyer
171 Steinblöcke unverrückt erhalten; fern von den Wohnungen der Men- schen liegen sie auf öder Stätte; nur zuweilen sieht man einen Schäfer in seinem weißen Mantel, umgeben von seiner Heerde still sinnend auf riesigen Felssteinen sitzen, oder einen Jäger seinen Weg zu den Denkmalen der altdeutschen Dorwelt nehmen. Verklungen sind die Erinnerungen an die Helden, vergessen der Name der Ge- feierten, deren Andenken unter den Granitblöcken schlummert. Nur hin und wieder hat sich eine Sage an diese Denkmale geknüpft So erzählt die Sage von den Steinen im Hohn: Als Karl eines Tages aus seinem Hoflager zu Osnabrück mit zahlreichem Iagdgefolge zu den Waldhöhen ritt, welche nördlich die Hase umgeben, begegnete er Wittekind, und die beiden Heerführer ritten lange mit einander; der eine freucte sich des noch immer grü- nenden Eichwaldes, der andre sah mit Stolz auf die Stellen, wo er sich bereits erhellte und Klösier und Kirchen in die gebrochenen Lichtungen aufnahm. Karl wendete sich an Wittekind und bat ihn, das Christenthum anzunehmen. Aber der Sachsenfürst deutete auf die Runensteine und Opferaltäre, welche die christlichen Anlagen Sen, und pries seine Götter. Und im Gespräch über ihren en ritten die beiden Fürsten über die Waldeshöhe von Harste und kamen in die Waldschlucht vom Hohn. Dort, bei dem großen Hünenringe, trennte sich ihr Weg. Karl bat noch einmal und berief sich auf die hohe Wunderkraft seines Glaubens. „Nun wohl denn!" sagte Wittekind; „wenn dein Glaube so mächtig ist, ei, so schlage mit der Haselgerte, die du in der Hand führst, diesen großen Runenstein durch, damit ich glaube!" Karl besann sich nicht; er drückte dem Roste, das sich vor dem gewaltigen Granitblocke scheuete, die goldenen Sporen in die Weichen und hieb voll gläubiger Hoffnung mit der Gerte auf den Stein. Siehe! der Stein siel auseinander! Der Glaube hatte Wunder gethan, und bald darauf ließ sich der Sachsenherzog zu Belm, un- weit Osnabrück, taufen. 53. Karl der Große und die Sachsen. 1. früher, als zu unsern Vätern, war das Evangelium zu den Franken gekommen; diese hatten schon seit dem Jahre 496 christliche Könige. Sie waren Nachbaren der Sachsen und hatten von diesen durch Einfälle in ihr Land viel zu leiden. So waren die Sachsen einst ins Frankenland gefallen und hatten mehr als 30 Kirchen vernichtet. Da bekriegte sie der Frankcnkönig Pipin bis in die Wesergegenden und gewährte ihnen nur unter der Bedingung Frieden, daß sie dem Predigen und Taufen der fränkischen Pnester nicht wehren wollten. Aber was half es? Sie rissen sich wieder los und machten neue Raubzüge ins fränkische Reich, plünderten, mordeten und zerstörten die Kirchen. Dabei geschah es, daß sie nach ihrer Gewohnheit nach jedem Raubzuge eine Anzahl Gefangener auslosten, welche sie ihrem Götzen Wodan opferten; die übrigen vertheilten sie als Sklaven unter sich. 3*
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