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der Einbildung des nächtlichen Wanderers Gestalt, und er sieht hier
Zwerge und dort Riesen ihr Wesen treiben, und das ist der Grund
dafür, daß es ebeu in den großartigsten und wildesten Thälern von
Sagen wimmelt. Fast jeder Felsen und jeder Schlund hat seine be-
sondere Geschichte.
Prinzessin Ilse. Hoch oben aus dem Jlsenstein stand einst-
mals das prächtige Schloß des Harzkönigs Jlsnng. Seine Tochter,
die Prinzessin Ilse, übertraf an Schönheit und Anmut alle Jung-
sraueu in weiter Runde. Unten im Thale aber, wo heute das Schloß
von Jlseuburg liegt, wohute eine böse Zauberin mit ihrer einzigen
Tochter, der garstigen Trnte. Als eines Tages ein junger Ritter,
der stattliche Rolf, aus Abenteuer ausging und durch die Harzwälder
streifte, bestürmte die rothaarige Trute ihre Mutter, die alte Zauberin,
ihr einen Liebestrank für Rolf zu brauen.
Rolf verliebte sich auch wirklich heftig in Trute, floh aber in
die Nähe von Jlfuugs Schloß, als die Hexeusäfte uach kurzer Zeit
ihre Kraft verloren.
Im frifchgrünen Tannenwalde traf er dann das wunderholde
Königskind Jlfe, und als er ihr in das liebliche, von goldenein Haar
umwallte Angesicht sah, da war es dieses Mal ohne Zauberkräfte uin
sein Herz geschehen. Nachdem er sich nun bald durch seinen edlen
Mannesmut die Gunst der reizenden Ilse erworben hatte, versprach
der König, ihn zu seinem Eidam anzunehmen.
Aber voller Wut veruahmeu Trute und ihre Mutter die Vor-
gänge, und die Alte beschloß, grausame Rache zu übeu. Sie machte
eiueu Vertrag mit dem bösen Beherrscher des Blocksberges, und dieser
sandte in der Walpurgisnacht eine mächtige Wasserflut von dem
Brocken hiuab ins Thal. Die wilden Gewässer unterwühlten den
Felsen, auf welchem Jlfungs Schloß stand, und die prächtige Burg
mit Zinnen und Türmen versank in die grauenhafte Tiese. Nur die
behende Ilse rettete sich auf die äußerste Felsspitze des Jlsensteines,
und noch heute, in nächtlicher Stille, wenn der Mond mit mattein
Scheine die Felsen im Thale beleuchtet, wandelt das einsame Königs-
kind durch die grünen Farrenkräuter und Gräser am User des rauschenden
Bergstromes, welcher ihren Namen trägt.
Sobald aber die Morgenröte anbricht, muß sie zurückkehren in
ihr versunkenes Schloß unter dein Jlsenstein, und iu alte zottige
Tannen, wie sie am Fuße oes Jlseusteins vielfach stehen, verwandelt
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Dichter; denn kein zweites Harzthal wirkt in seinen großartigen Fels-
gebilden so zauberisch auf uns ein, wie eben dieser Teil des Bode-
thales, und deshalb giebt es auch kein anderes Thal, welches so
sagenreich an die Vergangenheit anknüpft.
Auf der Treseburg lebte der wilde Jäger Hans Hackelberg; auf
dem Hexentanzplatze tanzen die Hexen in der Maiennacht; im Bode-
thale ist die Teufelsbrücke, und hier verfolgte der wilde Böhmenkönig
Bodo die fliehende Bruuhildis, die Tochter des Riesenfürsten; hier
treibt auch der Thalzwerg sein Wesen.
Der wilde Jäger. Wenn die Herbststürme durch das Gebirge
brausen, dann zieht in nächtlicher Stunde das Wodansheer über die
Harzberge. Grauenhaste, gespenstische Jägergestalten, von Nebel um-
wallt, jagen unter dem Gekläff der Meute mit lautem Jagdrufe in
wilder Hast über Berg und Thal dahin.
Voran reitet auf seinem riesigen Jagdrosse der gewaltige Wodan,
der mächtige Beherrscher des Himmels und der Erde. Vor ihm her
fliegen zwei Raben, ihm zur Seite schreiteu zwei Wölfe, und hinter
ihm folgt in bunter Reihe fein Volk. Einer der wildesten Jäger ist
Hans Hackelberg. Er lebte zu Ende des 16. Jahrhunderts aus der
Treseburg, an der schäumenden, brausenden Bode, und seine einzige
Lust war die Jagd; denn wild wie seine Umgebung war sein Gemüt.
Als er einst einen grimmen Eber erlegt hatte und als Sieger
stolz seinen Fuß auf den Nacken feiner Beute setzte, da raffte das
verendende Tier die letzte Kraft zusammen und fuhr mit seinen scharfen
Hauern in Hackelbergs Fuß, daß der wilde Jäger todwund zu Boden sank.
Da fluchte Hans Hackelberg laut und wollte nichts von Himmels-
frieden und Seligkeit wissen, sondern nur jagen können im grünen
Reviere bis zum „Jüngsten Tage".
Sein Wunsch ging schrecklich in Erfüllung; denn mit dem Wodans-
Heer muß er in stürmischen Nächten das Harzgebirge durchjagen ohne
Rast und Ruh bis in Ewigkeit.
Die Roßtrappe. In den Urzeiten wurde der Harz von Hünen
und Zwergen bewohnt. Auf einem Kriegesznge kam der wilde Böhmen-
könig Bodo hierher und verliebte sich leidenschaftlich in Bruuhildis,
die Tochter des Riesenfürsten. Aber Bruuhildis wollte uichts von
ihm wissen und entfloh aus ihrem schnellen Rosse, versolgt von dem
trotzigen Böhmenkönig. Plötzlich gähnt ein grausiger Abgrund vor
ihnen, und schnaubend bäumt Bruuhildis' Roß sich empor, während
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Extrahierte Personennamen: Hans_Hackelberg Bodo Hans_Hackelberg Bode Hans_Hackelberg Bodo
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ihr Verfolger immer näher und näher kommt. Da drückt das Hünen-
kind in ihrer Seelenangst ihrem Tiere die Fersen ties in die Weichen,
und dieses wagt den Spruug von jener Stelle, wo die Hexen ihre
nächtlichen Feste zu seiern pflegten, bis aus den gegenüberliegenden
Felsen. Der Sprung gelingt, und auf dem Felfeu bleibt von dem
wuchtigeu Aufschlagen ein großes Hufzeichen zurück. Ihre Krone war
aber der Prinzessin im Fluge über den Abgrund vom Haupte gefallen
und in den Wellen des Bergstromes begraben; und der Böhmenkönig,
welcher iu wilder Raserei ebeusalls den kühnen Sprung wagte, war
in die Tiefe gefallen, und zu ewigem Gedächtnis wird nach seinem
Rainen der Fluß die Bode genannt.
3. Die Selke entspringt am Unterharze und ist ein Nebenfluß
der Bode. Von Alexisbad an beginnen die Felsbildungen, welche
bei dem sagenreichen Mägdesprung ihre bedeutendste Höhe erreichen.
4. Tie Wipper durchfließt deu Unterharz, gleichlaufend mit der
Selke und mündet in die Saale. In ihrem breiten Wiefenthale
treffen wir nur vereinzelt Klippen an.
6*
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Regionen (OPAC): Aschersleben, Calbe, Oschersleben, Wanzleben
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
ß Allgemeine Landeskunde.
der am häufigsten vorkommende Baum und tritt an vielen Stellen in seltener
Kraft und Schönheit auf. Der Harz ist wasserreich, da feine großen, dunklen
Wälder und ebenso die weiten Torfmoore die Feuchtigkeit der Luft aufsaugen
und als muntere Bäche und Flüsse hinunter in die Ebene schicken. Alle
Harzgewässer fließen entweder der Elbe oder der Weser zu. Bei dem Städtcheu
Thale erheben sich zwei gewaltige Felsriesen, nämlich die Roßtrappe und
derselben gegenüber der Hexentanzplatz, welcher 250 in hoch ist.
Blechhiitte. Blick vom Hexentanzplatz. Thalc,
Die Roßtrappe.
In der frühesten Zeit bewohnten Hünen und Zwerge den Harz. Im Böhmer-
walde hauste der Recke Bodo, der Riesen allerstärkster und gewaltigster. Einst sah
er die schöne Emma, die Tochter des Königs vom Riesengebirge, und ihre Anmut
und Schönheit gefielen ihm so sehr, daß er sie zu seiner Gattin zu erheben beschloß.
Als Emma seine Werbung abschlug, beschloß er, durch List und Gewalt sie zu
rauben. Diesen Plan suchte er auszuführen, als Emma einst in den Schluchten und
Thälern des Riesengebirges jagte. Emma in ihrer Jagdfreude merkte anfangs das
Nahen des Unholdes nicht, als sie ihn aber erblickte, gab sie ihrem edlen Zelter die
Sporen, und dahin flog sie wie von den Schwingen des Adlers getragen über Berge
und Hügel, Flüsse und Ströme, durch Thäler und Ebenen dem Harze zu. Plötzlich
stutzte das Roß, denn vor ihm gähnte ein Abgrund, wohl 300 Meter tief, Felsen
hüben und drüben. Von unten her drang dumpfes Rauschen in die Höhe.
Schaudernd blickte Emma in die Tiefe; keine Rettung schien möglich, denn die nächste
Felsenspitze jenseits ist über 300 Meter weit entfernt. Da vernahm sie schon das
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Extrahierte Personennamen: Bodo Emma Emma Emma Emma Emma
Regionen (OPAC): Aschersleben, Calbe, Oschersleben, Wanzleben
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
2. Vodengestaltung. 7
Schnaufen von Bodos Roß und das gellende Lachen des Unholdes. In verzweifelter
Entschlossenheit gab sie dem Rosse die Sporen; einen Augenblick zauderte das edle Tier,
dann aber bäumte es sich hoch empor, sprang über den tiefen Abgrund in herrlichem
Sprunge und fchlug jenseits seinen beerzten Huf tief iu das harte Gestein. Die
schwere, goldene Königskrone fiel der Königstochter vom Haupte hinab in die Tiefe,
die Jungfrau aber selber war gerettet und streichelte den Hals ihres edlen Rosses.
Das Roß des Riesen aber erreichte beim Sprunge den jenseitigen Felsen nicht,
sondern stürzte mit dem Unholde in die Tiefe. Hier verwandelte sich Bodo in einen
Hexentanzplatz. Roßtrappefelsen.
Hund und bewacht als solcher die der Prinzessin entfallene Krone, so daß Taucher
vergeblich nach derselben suchen. Nach dem Riesen Bodo hat der Fluß den
Namen Bode.
Nahe dem Nordrande des Harzes zieht sich von Blankenburg über
Weddersleben nach Balleustedt eiu aus Quadersandsteinen aufgebauter Wall,
welcher an manchen Stellen eine Höhe von 250 m erreicht. Dieser Gebirgs-
wall ist durch große Lücken unterbrochen; er wird die Teufelsmauer genannt.
Die Sage erzählt: Der Teufel wollte einmal die Welt mit dem Herrn Christus
teilen; dieser sollte den Harz, er aber wollte das Flachland nehmen, und um die
Grenze besser kenntlich zu machen, wollte er eine Mauer dahin bauen. Der Herr
war damit zusriedeu, sagte aber, vor dem ersten Hahnenschrei müßte alles fertig sein.
Da arbeitete der Teufel rüstig, und als es gegen Morgen kam, fehlte nur noch ein
Stein. Gerade als er den herbei trug, um ihn einzusetzen, krähte der Hahn. Nun
warf der Teufel unmutig die Quadersteine umher, wie sie noch liegen, und so ist die
Mauer bis diesen Tag unvollendet geblieben.
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Regionen (OPAC): Aschersleben, Calbe, Oschersleben, Wanzleben
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
Kreis Aschersleben. 43
lachte den bischöflichen Boten aus und verspottete ihn mit den Worten: „Ihr könnt
mich lange bannen, ehe ihr mir eine Ripve entzwei bannt." Anders aber faßte
seine Gemahlin, die Burgfrau, die Sache auf, und einst bei einem fröhlichen Gelage
sandte sie ihm den Burgkaplan, der ihm Gottes strafende Gerechtigkeit in ernster
Predigt ins Gedächtnis rief. Der verstockte Burgherr aber verspottete den Diener
Gottes und lästerte den heiligen Gott. Da, als er gerade den Becher an seine
Lippen setzte, sank er, vom Schlage getroffen, entseelt zu Boden.
Die Lauenburg
ist in der Mitte des 12. Jahrhunderts durch den Pfalzgrafen von Sommerschen-
bürg, Vogt des Stifts Quedlinburg, erbaut worden. 1165 mußte er die Burg
„Leweuberch" an Herzog Heinrich den Löwen abtreten, von dem sie Kaiser Friedrich
im Sommer 1180 durch Eroberung gewann. Mit der Vogtei über Quedlinburg
ging die Lauenburg durch verschiedene Hände (Falkensteiner, Blankenburger, Branden-
burger, Regensteiner). 1349 nahm der Bischof von Halberstadt die Lauenburg dem
Grafen von Regenstein durch Eroberung ab und zerstörte sie, baute sie aber Wieder-
aus und gab sie als halberstädtisches Lehen an die Regensteiner zurück (1351).
Seit 1479 hielt der Herzog von Sachsen als Vogt von Quedlinburg das Schloß
Laueuburg besetzt, 1697 kam es an Brandenburg.
Die Blume der Lauenburg.
Als Graf Albrecht von Regenstein diese Burg besaß, wohnte im Wurmthale
eine arme Müllerswitwe mit ihrem liebreizenden Töchterchen. Der Ritter begehrte
die Tochter zu seinem Weibe, die Mutter wollte es nicht zugeben und brachte deshalb
ihre Tochter in ein Kloster. Der Ritter entführte die Maid aus dem Kloster und
wollte sie nach seiner Burg schleppen. Als er mit ihr das Wurmthal durchritt, bat
sie ihn, er möchte ihr erlauben, hier an der Stätte ihrer Heimat noch einmal zu
beten. Der Ritter sagte zu. Da stieg sie vom Rosse und flehte inbrünstig zu Gott,
er möchte sie erretten. In überirdischem Lichte erglänzte da der Himmel, und entseelt
lag die Jungfrau auf dem blumigen Rasen ihrer Heimat. — An der Stelle sprossen
darauf wunderbare Blumen hervor; sie blühen alljährlich einmal um Mitternacht.
Wer sie pflückt, der ist gegen die Versuchung des Bösen gewappnet.
Die Ziebenspringe.
Die Siebenspringe sind sieben Quellen zwischen Neinstedt und Thale. Ein
Harzkönig hatte sieben reizende Töchter, um welche viele deutsche Fürstensöhne ver-
geblich warben. Von ihrer Schönheit und Tugend hörten die sieben Söhne eines
Königs von England. Sie kamen übers Meer, warben um ihre Haud und erhielten
dieselbe. Darüber waren die verschmähten Freier ergrimmt; sie verabredeten mit-
einander, die englischen Prinzen zu überfallen. Ihren Plan führten sie aus, und
im Waldesdunkel in mörderischem Übersall wurden die Prinzen erschlagen. Über
den Tod ihrer Geliebten vergossen die Bräute an dem Fuudorte ihrer Leichen soviel
Thränen, daß daraus die sieben Quellen an der Stelle sich bildeten.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Friedrich Friedrich Regenstein Albrecht_von_Regenstein Albrecht
Regionen (OPAC): Aschersleben, Calbe, Oschersleben, Wanzleben
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
Kreis Oschersleben. 75
kommen werde. Und siehe! nach langen Jahren vergeblichen Harrens kehrt der
tapfere Horst, auf der Walstatt einft halbtot zu Boden gestreckt, leidend und abgezehrt
vom giftigen Pfeilschuß, im Geleite eines Arztes nach mühseligem Umherirren auf
zweirädrigem, vou Ochsen bespanntem Fuhrwerk wirklich zur Heimat zurück und findet,
vom Bruchsee langsam herwandernd, in jenem Hüttchen am Kämerkenberge seine
Gattin und seine Kinder.
„Matt entstieg er dem Wagen und trat in das Hüttchen der Seinen, laut auf-"
chluchzend umarmt er Guudeika, den Sohn und die Tochter. Also weinten all in
gegenseitiger Wehmut."
In aller Morgenfrühe entfandte Horst, ungeachtet seiner Wunden und seiner
durch ein solches Wiedersehn noch mehr erschütterten Gesundheit, seinen mit-
gebrachten Gefährten zu Kattwald, ihn wegen seines begangenen Raubes zum Zwei-
kämpf zu fordern. Dieser, zu welchem schon abends zuvor die Schreckenskunde von
der unerwarteten Heimkehr des tot geglaubten Helden gedrungen, und der in schlaf-
loser Nacht deshalb schon mit sich zu Rate gegangen war, was zu thun fei, hüllte
sich schnell in die Haut des Büffels und eilte ohne Schwert und Waffen, in Be-
gleitung seines Sohnes Rudolf und seiner Tochter Lindls in das Hüttchen des
Kämerkenberges, umarmte unter Thränen den edle» Horst und dessen Gattin und
Kinder und bat:
„Laß mich nicht kämpfen mit dir, mein Bruder! Wie bluten die Wunden dir,
dem Erblaßten, welche du rühmlich empfingst von den Römern, unsere Gaue zu
sichern!" —
Er entschuldigte, so gut er konnte, sein Raubwerk, indem er hervorhob, wie er
Horst habe sallen sehen in: Schlachtfelde, und um so mehr nach Verlauf einer längeren
Zeit hätte wähnen müffen, er kehre niemals zurück. Er stellte dann weiter vor, wie
er seitdem den Humberg bepflanzt, das wilde Gesträuch getilgt, die moorigen Sümpfe
getrocknet und die Thäler bebaut habe, und bat, daß Horst ihn nun auch die Früchte
genießen lasse und das Seinige nicht zurücknehme. „Doch" — setzte er dann zuletzt
noch hinzu —, „damit ich vor den Göttern dich sühne,
„Geb ich der Hornahnsa den Rudolf, und Lindla dem Heinrich; statte sie
reichlich aus und baue den Kindern am Bruchsee Burgen, dem Heinrich mit Lindla
südlich, und nördlich dem Rudolf, wie du vom Berg hier die liebliche Gegend be-
schauest. Gewähr' es! Heinrich, mein Eidam, erlege die Wölf und benenne die Burg
sich Wulserstedt, und Hornahnsa erlabe das Hornvieh dort im schattigen Wald und
am See; und ihr zum Gedächtnis nenne, mein Rudolf, zur Ehre der Gattin die
Burg Hornhausen."
Die Kinder reichten sich die Hände zum Bündnis, und Horst, während dieses
Gespräches immer mehr erblassend und den nahenden Tod fühlend, gewährte die
Bitte und sprach: „Nun geh ich versöhnt!" Dann hauchte er nach wenigen Augen-
blicken seine Heldenseele aus.
Mathilde von der Asseburg.
(3. Sage.)
Zur Zeit des dreißigjährige Krieges besaßen die von Bornstedt das Schloß
Hornhausen. In den unruhigen und unsicher» Zeiten dieses schrecklichen Krieges
suchte Brigitte von Bornstedt mit ihrer Tochter Mathilde sichern Schutz in einem
Kloster zu finden. Wenige Wochen vor der Abreise schlugen aber Streifzüge von dem
Heere des Herzogs vou Braunschweig in Hornhausen ihre Quartiere auf. In diefem
Heere diente Gotthard von der Asseburg,, eiu naher Verwandter der Mathilde. Er
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
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Extrahierte Personennamen: Horst Horst Rudolf Rudolf Horst Horst Horst Rudolf Rudolf Heinrich Heinrich Heinrich_mit_Lindla Heinrich Rudolf Rudolf Heinrich Heinrich Eidam Rudolf Rudolf Horst Mathilde Brigitte_von_Bornstedt Mathilde Gotthard_von_der_Asseburg
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ordnung der Deutschen und warfen sich plötzlich mit wildem Geheul
auf die nächsten Haufen. Diese hielten den Pfeilregen nicht lange
aus und flohen. Als der König diese große Gefahr sah, winkte er
dem Herzog Konrad von Franken. Wie ein gereizter Löwe sprang
dieser den Ungarn entgegen, warf sie zurück, befreite alle Deutschen,
welche sie gefangen hatten, und brachte sie dem König. Am andern
Morgen betete der König inbrünstig zu Gott und gelobte, wenn
Christus ihm die Feinde des Glaubens und des Vaterlandes über-
winden helfe, ein Bisthum in Merseburg zu stiften. Dann las der
Bischof Ulrich dem Heere die Messe und reichte dem rnieenden Könige
den Leib des Herrn. Als sich Otto wieder erhoben, sprach er zu
den Deutschen: „Seht um euch! Zahllos sind die Haufen der
Heiden; aber mit uns ist der mächtigste Helfer, Christus, mit seinen
Scharen. So laßt uns aushalten, und lieber sterben als weichen!
Doch wozu viel Worte? Statt der Zunge rede das Schwert?"
Hoch zu Roß, den Schild am Arm sprengt er jetzt im Glanz der
Morgensonne seinen Deutschen voran. Nun beginnt die Schlacht.
Unwiderstehlich rückt das deutsche Heer, Mann an Mann, gegen die
Ungarn heran. Schon weichen diese auseinander; aber um so heißer
wird ihre Wuth. Viele deutsche Helden müssen sie fühlen. Endlich
werden die Haufen der Ungarn zersprengt. Die Deutschen schreiten
über die, welche noch widerstehen wollen, zermalrnend hinweg. Jetzt
wird die Verwirmng der Ungarn allgemein; ihr Entsetzen wächst;
die weite Ebene wimmelt von Flüchtigen. Heulend sprengen sie in
den Lech; aber der ist gut deutsch und läßt weder Rosse noch Reiter-
los; Leichen füllen das Flußbett; die blutgefärbten Wasser schwellen
über. — So wird das übermüthige Volk vernichtet; nur wenige
entrinnen denr heißen Tag. Noch am Abend zieht Otto mit dem
Bischof Ulrich glorreich in Augsburg ein und dankt dem Herrn für
Deutschlands Befreiung. — Nur sieben Männer von den hundert-
tausend, die gekommen waren, sollen die Botschaft der Niederlage nach
Hause gebracht haben. — Die Ungarn wagten sich seit der Zeit nicht
weiter vor, als bis zu ihrer Grenzfestung, welche die Eisenburg hieß;
diese stand gar trutzig auf einem Felsen am rechten Donauuser, auf der
Stelle, wo nachher das stattliche Kloster Mölk, etwa in der Mitte
zwischen Wien und Linz, erbaut worden ist.
22. Gregor Vh. und Heinrich Iv.
1. llntet den Bischöfen der alten Christengemeinden erlangten
früh die Bischöfe zu Jerusalem, Anttochien, Alexandrien, Konstanti-
nopel und Rom ein besonderes Ansehen; das des letzten stieg aber
bald am höchsten. Rom war die Hauptstadt der damaligen Welt
und hatte die bedeutendste Gemeinde; dort waren die Gräber der
Apostel Paulus und Petrus; der Bischof zu Rom sah sich als Nach-
folger des Apostels Petrus an, der daselbst, wie man fälschlich vor-
gab, erster Bischof gewesen sein sollte, und wollte deswegen für
den Statthalter Christi auf Erden gehalten werden. Er nannte sich
Papst, d. i. Vater. Durch den Frankenkönig Pipin war er Besitzer
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude]]
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Extrahierte Personennamen: Konrad_von_Franken Konrad Christus Ulrich Otto Christus Otto Ulrich Gregor_Vh Gregor Heinrich_Iv Heinrich Apostel Paulus Apostels Christi
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Merseburg Ungarn Ungarn Ungarn Augsburg Deutschlands Ungarn Donauuser Wien Linz Jerusalem Rom Rom
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wehrhaft gemacht und trat in den Stand der Knappen ^ als
solcher lebte er seinem Herrn zu treuem Dienst und begleitete
ihn als lein Schildträger zu Ritterspiel und Kampf. Hatte er
nach siebenjähriger Lehrzeit hinreichend Proben seiner Waffen-
tüchtigkeit und eines christlichen Lebens abgelegt , so durfte
er das Rittergelübde ablegen, den Glauben, Wahrheit und
Recht, Witwen und Waisen, überhaupt die bedrängte Unschuld
vertheidigen zu wollen; dann erhielt er den Ritterschlag, und
nun durfte er an den Turnieren oder ritterlichen Waffenspielen
theilnehmen.
Die Ritter wohnten in ihren meist auf Berggipfeln erbau-
ten festen Burgen. Dort, hinter doppelten Mauern mit Tür-
men und Gräben mit Zugbrücken ergötzten sie sich bei Becher-
klang, Saitenspiel und den Erzählungen abenteuerlicher Ge-
schichten; beim festlichen Turnier tummelten sie das Roß, oder
sie zogen zum blutigen Strauß, während die Ritterfrauen und
Töchter spannen und webten, die Dienerschaft beaufsichtigten,
oder bei den ritterlichen Festlichkeiten schön geschmückt zu-
schauten. Fahrende Sänger zogen von Burg zu Burg un$
sangen von der Ehre deutscher Frauen, von den Reizen des
Frühlings und den Thaten alter Helden; und selbst Kaiser und
Könige ergötzten sich an der fröhlichen Sangeskunst und übten
sie. Unter den zahlreichen Bewohnern einer größeren Burg
waren die nöthigen Handwerker. Sie alle nährten sich von
den Abgaben der Bauern, die auf dem Grund und Boden der
Burg wohnten, und vertheidigten sie vor feindlichen Angrif-
fen, welche von dem ins Weite lugenden Turm wart durch
Stöße ins Horn verkündigt wurden. Manche Burg wurde aber
in gesetzloser Zeit ein Raubnest, mancher Ritter ein Wege-
lagerer, ein Schrecken des friedlichen Landmanns und des
sorglos einherziehenden Kaufmanns, der aus fremdem Lande
feine Waren brachte. Blutige Kämpfe zwischen Rittern und
Fürsten, zwischen Herren und Bürgern durchtobten das Land.
Während der Kreuzzüge entstanden die Ritterorden.
Im Kloster und Hospital Johannis des Täufers zu Jerusalem
bildete sich der Johanniterorden. Da sah man Ritter,
sonst in Eisen und Stahl gehüllt, im friedlichen Ordensgewände
liebreich die Kranken pflegen, die Leidtragenden trösten, die
Verwundeten verbinden, überall Liebe und Demuthüben. Ein
Theil der Ordensbrüder aber führte das Schwert gegen die
Ungläubigen. Sie trugen einen schwarzen Mantel mit weißem
Kreuz. Nach dem Verluste des gelobten Landes setzten sie
sich erst auf Rhodus, dann auf Malta fest, weshalb sie auch
Rhodiser oder Malteser Ritter hießen. Die Tempelherren
mit weißem Mantel und rothem Kreuz hatten außer den drei
Mönchsgelübden der Ehelosigkeit, Armuth und des Gehorsams
3gen die Ungläubigen gelobt.
besuchen und sechzig Vater-
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T4: [Orden Ritter Peter Kreuzzug Land Jahr Jerusalem Johanniter Arnold Frankreich], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
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Steinblöcke unverrückt erhalten; fern von den Wohnungen der Men-
schen liegen sie auf öder Stätte; nur zuweilen sieht man einen
Schäfer in seinem weißen Mantel, umgeben von seiner Heerde still
sinnend auf riesigen Felssteinen sitzen, oder einen Jäger seinen Weg
zu den Denkmalen der altdeutschen Dorwelt nehmen. Verklungen
sind die Erinnerungen an die Helden, vergessen der Name der Ge-
feierten, deren Andenken unter den Granitblöcken schlummert. Nur
hin und wieder hat sich eine Sage an diese Denkmale geknüpft
So erzählt die Sage von den Steinen im Hohn:
Als Karl eines Tages aus seinem Hoflager zu Osnabrück mit
zahlreichem Iagdgefolge zu den Waldhöhen ritt, welche nördlich die
Hase umgeben, begegnete er Wittekind, und die beiden Heerführer
ritten lange mit einander; der eine freucte sich des noch immer grü-
nenden Eichwaldes, der andre sah mit Stolz auf die Stellen, wo
er sich bereits erhellte und Klösier und Kirchen in die gebrochenen
Lichtungen aufnahm. Karl wendete sich an Wittekind und bat ihn,
das Christenthum anzunehmen. Aber der Sachsenfürst deutete auf
die Runensteine und Opferaltäre, welche die christlichen Anlagen
Sen, und pries seine Götter. Und im Gespräch über ihren
en ritten die beiden Fürsten über die Waldeshöhe von Harste
und kamen in die Waldschlucht vom Hohn. Dort, bei dem großen
Hünenringe, trennte sich ihr Weg. Karl bat noch einmal und berief
sich auf die hohe Wunderkraft seines Glaubens.
„Nun wohl denn!" sagte Wittekind; „wenn dein Glaube so
mächtig ist, ei, so schlage mit der Haselgerte, die du in der Hand
führst, diesen großen Runenstein durch, damit ich glaube!"
Karl besann sich nicht; er drückte dem Roste, das sich vor dem
gewaltigen Granitblocke scheuete, die goldenen Sporen in die Weichen
und hieb voll gläubiger Hoffnung mit der Gerte auf den Stein.
Siehe! der Stein siel auseinander! Der Glaube hatte Wunder
gethan, und bald darauf ließ sich der Sachsenherzog zu Belm, un-
weit Osnabrück, taufen.
53. Karl der Große und die Sachsen.
1. früher, als zu unsern Vätern, war das Evangelium zu
den Franken gekommen; diese hatten schon seit dem Jahre 496
christliche Könige. Sie waren Nachbaren der Sachsen und hatten
von diesen durch Einfälle in ihr Land viel zu leiden. So waren
die Sachsen einst ins Frankenland gefallen und hatten mehr als
30 Kirchen vernichtet. Da bekriegte sie der Frankcnkönig Pipin bis
in die Wesergegenden und gewährte ihnen nur unter der Bedingung
Frieden, daß sie dem Predigen und Taufen der fränkischen Pnester
nicht wehren wollten. Aber was half es? Sie rissen sich wieder
los und machten neue Raubzüge ins fränkische Reich, plünderten,
mordeten und zerstörten die Kirchen. Dabei geschah es, daß sie nach
ihrer Gewohnheit nach jedem Raubzuge eine Anzahl Gefangener
auslosten, welche sie ihrem Götzen Wodan opferten; die übrigen
vertheilten sie als Sklaven unter sich.
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TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Harste Karl Karl Karl Karl Karl_der_Große Karl