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getroffen, die ich Euch genauer erklären muß. Seht in den Sand-
kästen! Ich grabe den Kanal ein. Hier wird der Kanal enger. Ich
stelle eine Zigarrenschachtel in diese Stelle. Den Boden und die 2
Seitenwände müßt Ihr Euch aus Stein denken. Die beiden schmalen
Seiten, die ich in der Mitte durchsägt habe, bilden Thore. Nun sährt
ein Schiff vom Thal zur Höhe. Es kommt au das untere Thor, Das-
selbe öffnet sich, das Schiff fährt ein, das untere Thor schließt sich wie-
der und bildet mit dem oberen Thor eine Kammer. In der Kammer
ist jetzt das Schiff. Das untere Thor bleibt geschlossen. Nun wird am
oberen Thor eine unter dem Wasser befindliche Schütze aufgezogen, so
daß Wasser vou oben in die Kammer kommen kann. Diese süllt sich
langsam; das Schiff, das zwischen den beiden Thoren schwimmt, steigt
mit dem in der Kammer steigenden Wasser in die Höhe, bis die Kammer
voll ist und das Schiff gerade so hoch steht, als das Wasser im höher ge^
legenen Kanalteil. Nuu wird das obere Thor geöffnet, und das Schiff kann
weiter fahren, bis es wieder, an eine solche Kammer kommt. Man nennt
eine solche Vorrichtung am Kanal, wie ich sie Euch jetzt vorgeführt habe,
eine Kammerschleuse. Am Ludwigskanal zählt man deren gegen 100.
Fährt das Schiff bergab, so geht es genau so, nur daß hier das Schiff
mit der sich entleerenden Kammer hinabsinkt.*)
Zusammenfassung: Die Kanalschleusen. Am Kanal sind ge-
gen 100 Kammerschleusen. Diese haben den Zweck, die Schiffe
aus dem Kanal über den Jura zu schaffen.
6. Welchen Zweck hat der Kanal? Aus demselben werden schwere
Lasten befördert. Die breiten Kanalschiffe tragen Steine, Backsteine
u. s. w. Große Flöße bringen Balken und Bretter. Diese Lasten werden
von Pferden, die am Rand des Kanales laufen, an langen Seilen ge-
zogen. Bei der größten Last ist nur ein Mann, der zu seinem Schutze
auf dem Schiff oder Floß eine einfache Bretterhütte errichtet hat. Nicht
selten raucht das Herdseuer; denn der Mann kocht während der Fahrt
seine einfache Mahlzeit.
Zusammenfassung: Zweck des Kanals. Auf dem Kanal
fahren Schiffe und Flöße. Diese befördern Balken, Bretter, Steine
und andere schwere Lasten.
e. Was erzählt uns der Karlsgraben? — Welche Flüsse wären auch
durch diesen verbunden worden? Rhein und Donau. — Seht, was Karl
uur versucht hatte, das hat eiu König von Bayern zur Ausführung ge-
bracht. König Ludwig I. war es, der vor etwa 50 Jahren (1836
bis 1845) den Kanal erbauen ließ. Daher nennt man ihn Ludwigs-
kanal. Zur Erinnerung an die Vollendung des Riesenbaues ließ
der Königliche Bauherr bei Erlangen das Kanaldenkmal errichten:
*) Im Unterricht möge auch das ausgeführt werden.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung]]
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gaben, durch welche die Erwerbsfähigkeit gehemmt wird. Man
will Kummer und Sorgen bekämpfen, und statt zum wahren Freunde
zu gehen, der einen mit Rat und Tat unterstützt, geht man zu
falschen Freunden in die Kneipe, die einem sagen: „Du bist nicht
schuld, sondern die heute herrschenden sozialen Einrichtungen, und die
dem Trostsuchenden einen Fußtritt geben, sobald er seine Wirtshaus-
rechnung nicht mehr bezahlen kann."
Die letzte Ausrede des Alkoholfreundes ist die schwerwiegendste:
„Mein Beruf erlaubt es mir nicht, mich des Alkoholgenusses zu
enthalten." Damit wälzt er die Schuld von sich ab und stempelt sich
zum Märtyrer.
Die Statistik weist nach, daß es keinen Beruf gibt, in
dem man nicht ohne Alkohol leben kann. Alle Einwendungen der
Alkoholfreunde schrumpfen in ein Nichts zusammen, es sind Ausflüchte
und Beschönigungen; wer offen und ehrlich sein Glas verteidigen
will, sage doch lieber: Ich trinke Wein und Bier, weil ich gern trinke,
oder weil ich mich schäme, etwas anderes zu trinken.
Der Alkohol, wie er im Wein, Bier und Schnaps getrunken
wird, ist also durchaus unnötig, und das viele Geld ist nutzlos
vergeudet. Deutschland gibt in jedem Jahre 3 Milliarden Mark
für Alkohol aus, doppelt soviel als der gesamte Reichshaushalt aus-
macht. Während die ganze Steuer auf den Kopf der Bevölkerung
25 M beträgt, gibt unser Volk pro Kopf 50 M für Alkohol
aus. Und mehr als 150000 Deutsche führt der Alkohol jährlich
vor den Strafrichter. Wieviel Elend und Not enthalten diese
trockenen Zahlen!
Wenn es doch nur vergeudet wäre, aber Alkohol ist ein Gift
und eine Ursache vieler Erkrankungen. Charles Darwin
sagt: „Durch meine, meines Vaters und meines Großvaters lange
Erfahrungen... die sich über mehr als ein Jahrhundert erstrecken, bin
ich zu der Überzeugung gelangt, daß keine andere Ursache so viel
Leiden, Krankheit und Elend erzeugt als der Genuß alkoholischer
Getränke." Dieselbe Ansicht haben die berühmtesten Professoren und
Ärzte. Alle Organe des Menschen werden von diesem Gifte in
ihren Verrichtungen gestört und krankhaft verändert. Der chronische
Katarrh des Rachens und der chronische Magenkatarrh des Trinkers
sind allgemein bekannt. Daß die unheilbaren Nieren- und Leber-
leiden zum großen Teil Folgen des Alkohols sind, hat leider schon
mancher zu spät erfahren müssen. Als Nervengift kennzeichnet sich
der Alkohol schon durch seine lähmende Wirkung am Gehirn. Es
gibt keine Nervenkrankheit, wobei nicht der Alkohol als ursächliches
Moment eine Rolle spielte. Im Berliner Krankenhaus werden jähr-
lich 5 bis 600 an Säuferwahnsinn leidende Kranke ausgenommen, ab"
gesehen von den vielen anderen Nervenkranken.
Nach vr. Franz Schönenberger.
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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Extrahierte Personennamen: Charles_Darwin Franz_Schönenberger Franz
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zu sehen. Ich sah mich verwundert um und war im Begriff,
auf die Straße zurückzugehen, als sich die Hintertür öffnete
und mein Vater mit einer Last von Eisen hereintrat. Jetzt
war all mein Kummer überwunden, und ich war meines Ge-
mütes Herr. Als er seine Last abgesetzt hatte, trat ich auf
ihn zu, grüßte mit dem Handwerksgruße und fragte an, ob er
einen Gesellen brauche. Ihr kommt wie gerufen, antwortete
er, ohne daß er sich Zeit nahm, mich genau anzusehen, und
wenn ihr noch ein halbes Dutzend solcher Burschen, wie ihr
seid, mitgebracht hättet, sie sollten bei mir arbeiten.
Mein Vater war in meiner Abwesenheit merklich gealtert,
sein weißes Haar hing dünn um seine Stirn und Schläfe; aber
es war in seiner Stimme und seinem ganzen Wesen eine muntere
Fröhlichkeit, die mir ganz fremd an ihm war. Nun, legt euer
Bündel ab, setzte er hinzu, und zeigt mir eure Kundschaft
vor, und wenn ihr gute Zeugnisse mitbringt, so soll euch die
Meisterin zurechtweisen. Mein Herz pochte mir bis an die Kehle
hinauf. Ich hörte jetzt, daß meine Mutter noch lebte; aber ich
konnte nicht reden, sondern packte stillschweigend meine Kund-
schaft aus und reichte sie dem Meister hin.
Mein Vater zog bedächtig seine Brille aus der Tasche,
nahm sie aus dem Futteral, setzte sie auf, schlug dann die
Kundschaft auseinander und las. Ich zitterte voll Erwartung
und Freude.
Als mein Vater meinen Namen las, schien er bestürzt;
dann sah er mich an, erkannte mich, ließ die Kundschaft auf
die Erde fallen, ging zur Hintertür hinaus und rief meine
Mutter.
Ich wollte ihm nach ; aber er kam sogleich zurück, faßte
mich bei der Hand und sagte : Willkommen, Philipp ! Gott sei
gedankt, du bist zur guten Stunde gekommen. Diese Hände
haben lange gefeiert ; aber morgen, so Gott will, wollen wir
arbeiten.
Die Mutter nahte jetzt der Tür; ich hörte ihre Fußtritte
und machte eine Bewegung, ihr entgegenzugehen. Aber mein
Vater hielt mich mit der Hand zurück, wandte sich nach meiner
Mutter und sagte, als sie hereintrat : Gott sorgt für uns, Mutter.
Die Werkstätte ist kaum geöffnet, so fragt dieser wackre Gesell
nach Arbeit vor. Mache ihm eine Kammer zurecht und gib
ihm zu essen. Ich denke, er soll uns für zwei arbeiten.
Die Meisterin nannte mich willkommen und reichte mir
die Hand. Da war ich nun meiner nicht mehr Herr. Ich zog
sie an mich, fiel dir um den Hals und sagte : Mutter, kennt ihr
mich nicht? Da schob sie mich leise zurück, sah mich an, fiel
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Philipp_!_Gott Philipp Gott
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Unterdes war das Wasser ins Sieden geraten, und Hühnchen
brachte aus der größeren Tüte fünf Eier zum Vorschein, die zu kochen
er nun mit großem Geschick unter Beihilfe seiner Taschenuhr unternahm.
Nachdem er sodann frisches Wasser für den Tee aufgesetzt und ein
mächtiges Brot herbeigeholt hatte, setzte er sich mit dem Ausdruck der
höchsten Befriedigung zu mir in ein benachbartes Tal des Sofas, und
die Abendmahlzeit begann.
Als mein Freund das erste Ei verzehrt hatte, nahm er ein zweites
und betrachtete es nachdenklich. „Sieh mal, so ein Ei," sagte er, „es
enthält ein ganzes Huhn, es braucht nur ausgebrütet zu werden. Und
wenn dies groß ist, da legt es wieder Eier, aus denen nochmals Hühner
werden, und so fort, Generationen über Generationen. Ich sehe sie ver
mir, zahllose Scharen, die den Erdball bevölkern. Nun nehme ich dies
Ei, und mit einem Schluck sind sie vernichtet! Sieh mal, das nenne ich
schlampampen!"
Und so schlampampten wir und tranken Tee dazu. Ein kleines,
sonderbares, gelbes Ei blieb übrig, denn zwei in fünf geht nicht aus,
und wir beschlossen, es zu teilen. „Es kommt vor," sagte mein Freund,
indem er das Ei geschickt mit der Messerschneide ringsum anklopfte, um
es durchzuschneiden, „es kommt vor, daß zuweilen ganz seltene Exemplare
unter die gewöhnlichen Eier geraten. Die Fasanen legen so kleine, gelbe;
ich glaube wahrhaftig, dies ist ein Fasanenei, ich hatte früher eins in
meiner Sammlung, das sah gerade so aus."
Er löste seine Hälfte sorgfältig aus der Schale und schlürfte sie
bedächtig hinunter. Dann lehnte er sich zurück, und mit halbgeschlossenen
Augen flüsterte er unter dem Schmunzeln eines Feinschmeckers: „Lukullisch!"
Nach dem Essen stellte sich eine Fatalität heraus. Es war zwar
Tabak vorhanden, denn die spitze, blaue Tüte, die Hühnchen vorhin ein-
gekauft hatte, enthielt für zehn Pfennig dieses köstlichen Krautes, aber
mein guter Freund besaß nur eine einzige invalide Pfeife, deren Mundstück
bereits bis auf den letzten Knopf weggebraucht war, und deren Kops,
weil er sich viel zu klein für die Schwammdose erwies, die unverbesser-
liche Unart besaß, plötzlich herumzuschießen und die Beinkleider mit einem
Funkenregen zu bestteuen.
„Diese Schwierigkeit ist leicht zu lösen," sagte Hühnchen, „hier habe
ich den Don Quijote; der eine raucht, der andere liest vor, ein Kapitel
ums andere. Du als Gast bekommst die Pfeife zuerst, so ist alles in
Ordnung."
Dann, während ich die Pfeife stopfte und er nachdenklich den Rest
seines Tees schlürfte, kam ihm ein neuer Gedanke.
„Es ist etwas Großes," sagte er, „wenn man bedenkt, daß, damit
ich hier in aller Ruhe meinen Tee schlürfen und du deine Pfeife rauchen
kannst, der fleißige Chinese in jenem fernen Lande für uns pflanzt und
der Neger für uns unter der Tropensonne arbeitet. Ja, das nicht allein,
die großen Dampfer durchbrausen für uns in Sturm und Wogenschwäü
den mächtigen Ozean, und die Karawanen ziehen durch die brennende
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art]]
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61
Da war es aber auch mit seiner eingebildeten Herrlichkeit zu
Ende. Eine Stelle als Kellner, wie er sie wünschte, fand sich für
den Tischlergesellen, der er doch immer war, in keinem Restaurant
und in keinem Gasthofe; überall wollte man „routinierte" Leute
haben, und Friedrich Breitkopf, zu stolz, um wieder zum Handwerk
zurückzukehren, entschloß sich endlich, nachdem die Aussiellungstrink-
gelder verzehrt waren, mit schwerem Herzen dazu, eine Hausknecht-
stelle in einem Fuhrmannsgasthause der Provinzialhauptstadt anzu-
nehmen.
Trinkgelder gab es hier wenig, dafür um so mehr Arbeit, das
heißt schwere und unsaubere Arbeit und — Grobheiten. Die Herren
Fuhrleute und Dienstknechte sind eben zuweilen trotz aller sonstigen
Vorzüge noch ungehobelter als rauhe Bretter. Dem Friedrich Breit-
kopf kam es manchmal recht schwer an, alles das einzustecken, was
ihm von ihnen geboten wurde, bis es ihm eines guten Tages zu viel
wurde und — seine kräftigen Fäuste dem Ärger in seinem Innern
Ausdruck verliehen.
Die erste Folge dieses Auftritts war, daß ihn sein Brotherr zum
Hause hinausjagte, die zweite eine Anklage wegen Sachbeschädigung
und Körperverletzung und die dritte eine Gefängnisstrafe von sechs
Monaten.
Wie schoß das dem armen Friedrich durch Mark und Bein, als
der Richter das Urteil verkündete.
Sechs Monate Gefängnis!
Lebt wohl nun, Reichtum und Ehre, Liebe und Glück!
Im Gefängnis hielt sich Friedrich brav, und als ihm eines
Tages aufgetragen wurde, einige Tischlerarbeiten anzufertigen, da
hätte er fast noch lauter aufgejubelt wie damals, als er Kellner in
der Ausstellung war. Hei, wie ließ er Hobel und Säge spielen,
und wie fleißig hantierte er an den rauhen Brettern herum! Es
war ihm fast, als habe er niemals ein größeres Glück empfunden
als in diesem Augenblick, wo er wieder mit den trauten Freunden
seiner Lehrlingsjahre, mit dem gewohnten Handwerkszeuge, arbeiten
durste. Der Fleiß des jungen Gesellen gefiel auch den Gefängnis-
beamten, und da es Tischlerarbeiten in einem solchen großen Hause
genug gibt, ließen sie ihn in der Gefängniswerkstatt weiter arbeiten
nach Herzenslust, bis endlich seine Zeit abgelaufen war.
Mit freundlichen Ermahnungen und dem Zeugnis über seine
gute Führung wurde Friedrich Breitkopf in seine Heimat entlassen.
Er hatte sich im Gefängnis einen hübschen Groschen Geld erspart
und hätte damit wohl anderwärts hingehen können als gerade zu
all den Bekannten des heimatlichen Dorfes; indessen, Friedrich Breit-
köpf war im Gefängnis ein anderer geworden. Wohl kam es ihm
schwer an, den früheren Bekannten wieder unter die Augen zu tteten;
er hatte sich aber gelobt, er wolle die Strafe für seinen Fehler bis
auf die Hefe auskosten, und die Rückkehr in seine Heimat aus dem
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Breitkopf Friedrich Friedrich_Breit- Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich_Breitkopf Friedrich Friedrich_Breit- Friedrich
99 —
50. Eine Stunde der Versuchung.
Der Tischler Stüber, der in diesen Tagen gestorben ist, erzählte
mir auf seinem Sterbebette ein Ereignis aus seinem Leben, dessen
Erinnerung ihm ein Labsal war.
Ich weiß wohl, sagte er, ich hab' viel Sünden begangen und
vieles Gute unterlassen, was ich hätte tun können. Wenn ich aber
denke, wie ich die Versuchung bestanden, da kühlt mir's das heiße
Kissen, und ich atme leichter. Und doch, begann er dann wieder,
wenn man's genau besieht, ist eigentlich nichts dran. Ich war nur
nicht schlecht, aber ich war in großer, schwerer Versuchung, und ich
hätte mich nicht mein Leben lang so zu plagen gehabt und könnte
meinen Kindern jetzt ein schönes Erbe hinterlassen. Schauen Sie,
Herr Pfarrer, es ist jetzt Winter und ist Nacht, und ich liege da und
kann mich nicht rühren; aber wenn ich mich jener Stunde erinnere,
ist Sommer, ist heller, schöner Abend, und ich stehe noch in den
besten Jahren und höre ganz deutlich den Kupferschmied neben dem
Hause des Stotz einen Kessel klopfen ... Es war ein paar Tage
nach dem Tode des Holzhändlers Stotz. Er war ein kluger Kopf,
er hat nicht bloß Stämme nach Holland geschickt, er hat auch zwei
Sägemühlen angelegt, den größten Teil der Stämme zersägen lassen
und damit viel an Arbeitslohn verdient. Er war ein harter Mann,
und Sie wissen ja, wie er gestorben ist: von einem Baume am
Rockertsberge im Gewitter erschlagen. Ich gehe also nach seinem
Hause und trete in die Schreibstube, gleich rechter Hand, wenn man
zur Tür hineinkommt. Wie ich eintrete, steht der Buchhalter — ich
nenne keinen Namen und bitte, forschen Sie auch nicht nach —,
der Buchhalter steht also an dem eichenen Pult, hat beide Ellenbogen
auf das Pult aufgelegt und hält den Kopf in den Händen. Er
schaut auf, wie ich eintrete, und sagt: „Ei! Herr Stüber, Sie erwarte
ich schon."
„Ich will eigentlich zur Witwe des Stotz," erwiderte ich, „aber
ich kann doch nicht da vorbeigehen und will zuerst mit Ihnen reden.
Sie wissen, ich bin dem Verstorbenen Geld schuldig."
„1187 Gulden und 30 Kreuzer," sagt der Buchhalter und greift
nach einem Papier, „hier ist Ihr Schuldschein, ich habe ihn beiseite
gelegt; er ist noch nicht ins Buch eingetragen."
„Ja, ja! und da wollt' ich eben der Witwe sagen ..."
„Sie weiß nichts davon, und sonst niemand als wir."
„Ich will nur gleich hinaufgehen, ich komme bald wieder."
„Bleiben Sie doch eine Weile! Reden wir doch zuerst ein
wenig allein miteinander", sagte der Buchhalter, gegen die Wand
gekehrt, ohne mich anzusehen. Auch ich kann nicht aufschauen, und
es ist mir, als ob mich ein Schuß ins Herz getroffen hätte.
Der Buchhalter ist gar wohlgemut, er hält den zusammen-
gefalteten Schuldschein vor den Mund und pfeift darauf ein luftig
7*
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195
fährt der Kleine endlich aus seinem Nachdenken auf, sieht mich groß an und
fragt mit gezogenem Tone: „Wollen Sie hier im Hause jemand sprechen?"
Verdrießlich, daß ein solches Männchen es wage, mich ohne weitere
Umstände anzureden, entgegnete ich in ziemlich hochtrabender Weise: „Ich
habe ein Geschäft mit dem Hause Mohrfeld."
Der Kurze lächelte einen Augenblick und sagte dann ziemlich ernst:
„Ich bin Mohrfeld."
Wie? Und von diesem Manne, der seine Fische selbst einkaufte und
in einem abgeschabten Oberrocke einherging, sollte mir Hilfe kommen? —
Aber es war der einzige Hoffnungsanker, nach dem ich greifen konnte; ich
riß also blitzschnell den Hut herunter und sagte mit so einnehmendem
Wesen, als es mir möglich war: „Verzeihen Sie! — Ich hatte bis jetzt
nicht die Ehre — ich habe", hier zog ich die Brieftasche — „ein
Schreiben zu überreichen."
Herr Mohrseld unterbrach mich: „Jetzt nicht; nachher werde ich Sie
sprechen im Kontor, Sie müssen aber etwas warten. Kommen Sie!" —
Er trat in das Haus und ich hinter ihm drein. Auf der Vordiele war
ein reges Leben, zwei große Wagschalen hingen von der Decke herab,
mehrere Quartiersleute schleppten Kaffeesäcke heran, die sämtlich gewogen
wurden, ein Kommis stand mit einer Schreibtafel dabei. Herr Mohrfeld
sah eine Weile schweigend zu und wollte weiter gehen, als einer der Leute
seinen Sack etwas unsanft zu Boden warf, sodaß dieser platzte und die
Bohnen weit umherflogen. „Was ist das für eine liederliche Wirtschaft!"
fuhr der Herr grimmig auf; dann aber bückte er sich und half emsig die
zerstreuten Bohnen aufsammeln, wobei er in Zwischenräumen folgendes
sprach: „Sammelt mir hübsch alles auf, und steckt es wieder in den Sack
hinein — dann soll die schadhafte Stelle ausgebessert werden. — Sic,
Herr Möller," — hierbei sah er den Kommis an — „werden den Sack
besonders nachwiegen lassen, und wenn etwas an dem Gewicht fehlt, be-
rechnen Sie's und schreiben Sie es dem unvorsichtigen Menschen zur Last,
es soll ihm am Wochenlohne abgezogen werden."
„Das ist doch hart," meinte jener, „so ein paar Bohnen —"
„Paar Bohnen?" entgegnete der Kaufmann, „wer das Kleine nicht
ehrt, ist des Großen nicht wert; aus achtundvierzig Schillingen besteht ein
Taler, und zu einem guten Weinjahre gehören viele warme Tage. Also
nicht der Mühe wert? Unachtsamkeit ist ein großer Fehler und der Ruin
eines ordentlichen Geschäftes. Herr Möller, sobald der Mann noch eine
einzige, auch die kleinste Unachtsamkeit begeht, lohnen Sie ihn auf der
Stelle ab, ich mache Sie verantwortlich!"
„Großer Gott," dachte ich, „um einer Hand voll Kaffeebohnen
willen einen Mann außer Brot setzen, wie hart, wie grausam! Wie wird
es mir ergehen!"
Ein junger Mensch, mit der größten Eleganz gekleidet, kam aus dem
Kontor, verneigte sich vor Herrn Mohrfeld und wollte zur Tür hinaus,
aber auf einen Wink seines Prinzipals stand er still.
„Wie sehen Sie denn aus?" ftagte der Kaufmann unwillig, „ist
13*
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh]]
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Die Frau schied mit stummen Tränen des Dankes, und der Kauf-
mann überflog jetzt den ihm von mir übergebenen Brief. Ich verließ
meinen Stuhl und stellte mich in Positur.
„Ihr Brief trägt ein sehr altes Datum," redete er mich plötzlich
an; „ich habe schon längst gewußt, daß dieses Schreiben unterwegs war.
Ihre beschränkte Zeit hat vermutlich einen früheren Besuch verhindert?"
Ich stotterte eine Entschuldigung hervor, daß ich es nämlich nicht
gewagt, einen so tätigen Geschäftsmann zu stören, und daß ich auch jetzt
nur im höchsten Notfall — —
Er ließ mich nicht ausreden. „Sie sind mir übrigens sehr dringend
empfohlen. Wenn ich etwas für Sie tun kann, so sprechen Sie frei;
Fremde haben oft dieses oder jenes Anliegen."
Jetzt war es Zeit, von der tiefen Ebbe meiner Börse zu reden, aber —
o der falschen Scham! — die Worte wollten mir nicht über die Zunge.
„Also nicht?" fuhr jener fort, „nun ein ander Mal. Kommen Sie
doch Sonntag in meinen Garten vor dem Dammtore und essen Sie einen
Löffel Suppe mit mir. Der Geschäftsmann ist an den Wochentagen mit
seiner Zeit sehr beschränkt und kann der bloßen Unterhaltung nur wenig
Zeit widmen."
Da hatte ich meine Abfertigung! Und doch konnte ich nicht ohne
Geld fort; denn ich saß völlig auf dem Trocknen und mußte reisen. In
diesem Augenblicke war ein Kommis mein Retter, der sich zwischen mich
und die Barriere schob, um dem Prinzipal einen Brief zu überreichen, den
eine Stafette gebracht hatte. Alsobald war das Schreiben erbrochen und
gelesen. Es mußte eine freudige Nachricht sein, denn ein behagliches
Lächeln spielte um die Lippen des Kaufmanns. Aber plötzlich, als hätte
er sich auf einer Schwäche ertappt, verschwand dieses wieder, und er legte
mit gewohnter Ruhe den Brief beiseite; dabei fiel sein Blick auf mich.
„Noch etwas zu Befehl, mein Herr?"
Jetzt mußte ich reden, es koste, was es wolle. Ich trat dicht an
die Barriere, neigte meine Lippen zu den Ohren des Kaufmanns und
strömte einen Schwall von Worten aus, unter denen ich das Wort „Geld-
verlegenheit" am meisten betonte; an einen zierlichen Ausdruck war übrigens
bei dieser langen Rede nicht zu denken.
Der Kaufmann sah mich mit einem seltsamen Blicke an, dann nahm
er das überbrachte Schreiben, las es noch einmal aufmerksam durch, schrieb
einige Zeilen darunter und überreichte es mir: „Hier, mein Herr; haben
Sie die Güte, diese Zeilen bei meinem Kassierer zu präsentieren. Sonntag
rechne ich also darauf, Sie an meinem Tische zu sehen, für jetzt ent-
schuldigen Sie mich gefälligst!"
Ich verbeugte mich stumm und stand bald darauf vor dem Manne,
der von eisernen Kisten umgeben war. Er nahm mein Empfehlungs-
schreiben in die Hand und sagte: „Sie haben hierauf 100 Mark Kurant
zu empfangen; wollen Sie gefälligst quittieren? Hier ist Ihr Geld!"
„Und hier, mein Herr, ist Ihre Quittung!" rief ich mit erleichterter
Brust, strich die 51 Taler 192/g Schillinge ein und eilte aus dem Kontor
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
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200
in bis freie Gottesluft hinaus, der Alsterhalle zu, in deren glänzend
dekorierten Räumen ich mich bald eines soliden Frühstücks erfreute.
Don einem unbekannten Verfasser.
87. Das Kerbholz.
Das „Aerbholz", was ist das für ein Ding? höre ich im Geiste
manchen jüngeren Leser fragen. Gin Aerbholz war gewissermaßen
ein Schulddokument oder ein Schuldkonto. Gs bestand aus zwei
Holzbrettchen von der ungefähren Größe eines Lineals, die durch
einen oben angebrachten Falz auseinander paßten. Gin solches
Brettchen befand sich in den Händen des Schuldners, und das andere
hatte der Gläubiger in Gemeinschaft mit vielen anderen gleichen
an einem Bindfaden in seinem Geschäftslokale aufgehängt. Der Aerb-
hölzer bedienten sich Leute, die nicht lesen oder nicht schreiben konnten.
Die Schuldbeträge wurden in die Aerbhölzer gefeilt. Wenn Leute
Bier, Inilch, Salz oder ähnliche Waren von jemand holen ließen,
aber nicht gleich bezahlen konnten, so schafften sie sich ein Aerbholz
an, und der Aäufer schickte sein Holz an den betreffenden Geschäfts-
mann und ließ sich, soviel er sich z. B. Aannen (Liter) Bier oder
Wilch erbat, soviel ganze Striche in sein Aerbholz seilen. Halbe
Aannen wurden durch halbe Striche angezeigt. Damit nun beide
Aerbhölzer, das Aontoholz des Geschäftsmannes und das Aerbholz
(Beibuch) des Aunden, übereinstimmten, wurde das letztere auf das
erste gelegt, richtig eingefalzt und dann gefeilt.
Dieses Aerbholz hat ein Sprichwort gebildet, das man heute
noch anwenden hört. Wenn man jemand einer Schuld oder eines
Bergehens bezichtigen will, so sagt man: „Dieser oder jener hat auch
noch etwas auf seinem Aerbholze!"
In den Wirtshäusern früherer Zeiten hingen die Aerbhölzer
neben dem Schenktisch und die dazu gehörige Feile mit einem Bind-
faden befestigt an der Wand. So oft die Schuld bezahlt wurde, so
oft schnitt der Wirt oder Verkäufer die sämtlichen eingefeilten Aerben
auf beiden Hölzern weg, und auf den so geglätteten Flächen wurden
dann aufs neue Aerben gefeilt. Förster.
88. Bestimmungen aus dem Handelsgesetzbuch über die
Buchführung.
§ 38. Jeder Kaufmann*) ist verpflichtet, Bücher zu führen und in diesen
seine Handelsgeschäfte und die Lage seines Vermögens nach den Grundsätzen
Ordnungsmäßiger Buchführung ersichtlich zu machen.
Er ist verpflichtet, eine Abschrift (Kopie oder Abbruch der abgesendeten
Handelsbriefe zurückzubehalten und diese Abschriften sowie die empfangenen
Handelsbriefe geordnet aufzubewahren.
*) Kaufmann ist jeder, der ein Handelsgewerbe betreibt. Als Handelsgewerbe
gilt auch die Bearbeitung von Waren für andere, sofern der Betrieb über den
Umfang des Handwerks hinausgeht.
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
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andern verkaufen. Das geschieht telegraphisch oder telephonisch. Im
Börsengebäude befinden sich im Keller gegen hundert Telephonzellen zur
Verfügung der Börsenbesucher, außerdem ein besonderes Telegraphenamt,
das mit allen Börsenplätzen Europas in direkter Verbindung steht und
während der Stunden von zwölf bis zwei Uhr mittags viele Hunderte
von Telegrammen verarbeitet. Kurz London', bedeutet kurzsichtige
Wechsel auf London, d. h. Wechsel, die in kurzer Frist fällig sind, kurz
London z. B. innerhalb acht Tagen. Es wird an der Börse nämlich
auch mit Wechseln auf auswärtige Bankvlätze gehandelt. Solche Wechsel
werden effektiv gekauft von Leuten, die in dem betreffenden Lande Zah-
lung zu leisten haben, es können aber auch Zeit- oder Differenzgeschäfte in
langsichtigcn Wechseln auf Brüssel, Amsterdam, London, Petersburg, Wien,
auf skandinavische, Schweizer und italienische Bankplätze gemacht werden."
Gehen wir jetzt wieder in den Saal, und lassen wir uns weitere
Erklärungen geben.
„Was bedeutet der beständige Tumult in der Ecke des ersten Saales?
Was wollen die Leute, die da so schreien und gestikulieren?"
„Das ist die Montanccke, in der die Hauptspekulationspapiere in
Bergwerks- und Hüttenattien gehandelt werden. Da wegen der un-
sicheren Nachrichten aus Transvaal die Börse ziemlich lustlos ist, so be-
schäftigen sich die Spekulanten besonders mit den Montanwerten. Sie
sehen, das Gedränge in jener Ecke findet um einen Tisch herum statt, der
mit Schranken umgeben ist. Die Herren, die am Tische stehen, sind
vereidigte Makler. Die gesamten Effekten sind in Gruppen geteilt, und
für jede Gruppe ist ein Makler bestellt. Diese vereidigten Makler (auch
Sensale genannt) sind die offiziellen Geschäftsvermittler. Durch sie wird
gekauft und verkauft, und durch das bei ihnen eingegangene Angebot und
die Nachfrage wird der augenblickliche Handelswcrt, der Kurswert des
betreffenden Papieres, bestimmt. Sie hören die Makler die Kurse ausrufen,
die sich bei ihnen durch Angebot und Nachfrage für das betreffende Papier
ergeben. Die um die Tische herumstehenden Börfenleute rufen dagegen die
Kurse, zu denen sie kaufen oder verkaufen wollen."
„Warum heben denn aber diese Leute um die Barriere herum alle
den rechten Arm hoch?"
„Sie geben mit den Händen Zeichen, um sich rascher verständlich zu
machen. Winken sie mit der Hand nach dem Makler zu, so deuten sie
damit an, daß sie ihm verkaufen wollen, winken sie mit der Hand auf
sich zu, so wollen sie kaufen. Durch die Zahl der aufgehobenen Finger
geben sie an, um wie viele ,Posten' das Geschäft gehen soll. Unter
.Posten' versteht man den gebräuchlichen Einheitsbetrag für Zeitgeschäfte.
Es handelt sich bei jedem Verkauf oder Kauf immer um einen bestimmten,
abgerundeten Betrag oder das Mehrfache eines solchen Betrages. So
wird zum Beispiel englisch-russische Anleihe nur in Posten von 1000 Pfund
Sterling, Eisenbahn-, Bank- und Jndustriepapiere nur in Posten von
15 000 Mark gehandelt. Fünf ausgestreckte Finger bedeuten also fünf-
mal 15 000 Mark des betreffenden Jndustriepapieres."
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Extrahierte Ortsnamen: Europas London London Amsterdam London Petersburg Wien Bergwerks- Transvaal