Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 236

1911 - Erfurt : Keyser
— 236' — Das Eintreffen des Königs auf dem Schlachtfelde: Gegen 8 Uhr ertönte von rückwärts her, von der Höhe von Dub, lautes Hurrarufen. Der König war auf dem Schlachtfelde angekommen. Es ist Hohenzollernart, in den Stunden der Gefahr dort zu sein, wo für Ehre und Glück des teuren Vaterlandes gekämpft wird. — In dem Augenblicke flog eine Granate heran. Sie schlug, ohne zu Platzen, in eine nickt weit entfernt haltende Schwadron Ulanen. Bald folgten mehrere. Vielleicht gaben die etwa 300 Pferde der Stabswache, die den König begleitete, ein bequemes Ziel. Darum wurde sogleich befohlen, daß das Hauptquartier sich im Gelände verteilen sollte. Der König, die Generale und Bismarck ritten nach Nordosten hinunter in die Ebene. Unweit des Kriegsherrn, welchen Moltke, Roon und Alvensleben umgaben, hielt Bismarck auf einem riesengroßen Fuchs. Wie er im grauen Mantel hoch-ausgerichtet dasaß und die großen Augen unter dem Stahlhelm glänzten, gab er ein wunderbares Bild: ein Riese aus nordischer Urzeit. Nachdem sich der König über die Gefechtslage unterrichtet hatte, befahl er, daß die erste Armee die Bistritz überschreiten sollte. General v. Bose überschritt auf schnell hergestellten Stegen von Aesten und Brettern den breiten Bach und drang in das anliegende Gebölz ein, aus dem sich der Feind ohne Widerstand zurückzog. Jenseit des Flusses schwenkten dann sämtliche Bataillone etwa um 9>2 Uhr gegen den Hola-Wald, welcher ein vortrefflickes Schußfeld und eine ebensolche Deckung zu bieten schien. Im Hola-Walde: Der Hola-Wald bildet ein ziemlich regelmäßiges Viereck von etwa 1100 Schritt Ausdehnung südlich der Chaussee von Sadowa nach Lipa. Er enthält längs der Chaussee hochstämmige Laub- und Nadelhölzer, besteht aber im übrigen aus überaus dichtem Unterholz. Beim Vordringen fanden unsere 31er it. 71er nur schwache Abteilungen des Gegners vor. welche sich ohne Kampf zurückzogen. Mühsam bahnten sich die Musketiere den Weg durch das dichte Gebüsch. Plötzlich — man hatte noch nicht den südlichen Waldsaum erreicht — wurde das Gehölz lichter, und geradeaus erblickte man aus einem kaum 1000 Schritt vorliegenden Höhenzuge bei dem Dorfe Lipa eine lange Artillerielinie. Der Gegner hatte das Unterholz aus einige 30 Schritte vom Waldrande entfernt, um Einsicht zu erlangen. Fast im gleichen Augenblick begrüßte die Preußen ein Hagel von Granaten. Trotz der trüben Witterung zielten die Oesterreicher gut und ihre Granaten schlugen richtig ein. Sie hatten an mehreren Stellen des nach Lipa zugekehrten Saumes Bäume ihrer Rinde beraubt, sodaß die hellen Stämme gute Zielpunkte boten. Das Feuer steigerte sich bald zu einer betäubenden Heftigkeit; Blitz auf Blitz zuckte in weitem Umkreise schnell hintereinander auf, unaufhörlich rollte der Donner und sausend kam Geschoß auf Geschoß mit fürchterlicher Sicherheit daher. Granate

2. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 38

1911 - Erfurt : Keyser
— 38 - Zur andern; auf dem braunen Grunde wuchs wenig anderes als Wolfsmilch, Heidekraut und dunkle Waldbeeren. Dann senkte er sich in ein stilles Waldtal, sührte durch sumpsigeu Grund und das Bett eines Baches und stieg auf der andern Seite wieder in den Wald. Einigemal kamen die Reisenden auch über altes Ackerland; noch waren die Beetfurchen sichtbar, aber Schlehdorn und stachliger Ginster standen dicht wie eine Hecke daraus, und die Pserde halten Mühe durchzudringen. Zuletzt erklommen die Rosse der Reisenden mühsam die Höhe des Jdisberges, auf dessen Mitte sich eine Hobe Esche aus dem niedrigen Kraut erhob. Hier verbrachten sie die Nacht, um sich beim ersten Morgengrauen wieder zum Aufbruch zu rüsten; denn es war noch eine weite Tagsahrt bis in den Bergwald der Tbüringe (Jdisberg = Veste Coburg). Unter Franken und Wenden: Heute ritt der Führer noch schneller als am letzten Tage; aber sein scharser Blick prüfte wieder jeden Busch und Stein. So oft sie aus dem Wald in ein Wiesen-tal kamen, gab er seinen Begleitern ein Zeichen zurückzubleiben und winkte nach einer Weile mit gehobener Hand ihm zu folgen. — In der Landschaft lagen in den Tälern oder aus halber Höhe der Berge, wo ein kräftiger Quell aus dem Boden rann, hie und da Dörfer und einzelne Höfe fränkischer Ansiedler, die meisten Höfe klein, die Häuser zerfallen, notdürftig gestickt, daneben oft leere Brandstätten. Jedes Dorf und jeder Hof waren umwallt, aber auch Wall und Graben waren verfallen und zerrissen. Nur wenig Leute sahen sie auf dem Felde, in den Dörfern rannten die Kinder und Frauen an den Hoszaurt und starrten den Reisenden nach. Zuweilen war am Hausgiebel über dem Zeichen des Besitzers ein Kreuz gemalt, dann segnete der Reisende die Bewohner mit dem Christengruß. — Wieder kamen sie an ein Dorf, ohne Zaun standen die hohen Strohdächer, welche fast bis zum Boden reichten. Nackte Kinder, bräunlich und mit Schmutz bedeckt, wälzten sich neben den Ferkeln aus der Dungstätte. Kleiner waren die Leute, rundlich und Platt die Gesichter und statt der bedächtigen Ruhe, mit welcher die Reiter anderswo von den Dorfbewohnern begrüßt wurden, tönten ihnen hier lautes Geschrei, Schelte und Verwünschungen in fremder Sprache entgegen. „Sind die Fremdlinge häufig auf eurem Grunde?" fragte der Fremde. „Es sind Wenden von ostwärts, in mehreren Dörfern hausen sie hier und in Thüringen, sie zahlen Zins dem Grafen des Frankenherrn, aber übelgesinnt bleiben sie und widerbellig." So ging es eine Stunde vorwärts durch Buschholz und über Wiesengrund, endlich sahen sie in der Entfernung seitwärts vom Wege einen großen Hof unter Lindenbäumen. Da sie aber herankamen, fanden sie das Dach zerrissen, die Tür eingeschlagen, die Kohlen eines Feuers vor dem Hause und im Grase einen toten Mann, das Haupt durch einen Kolbenschlag gebrochen.

3. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 182

1911 - Erfurt : Keyser
— 182 — mehrere Wochen, Egerbrunnen trinkend, hier verweilt. Sie hatten im Hause der Witwe des Biereigen und Holzhändlers Beyer am Plänchen, jetzt Langebrücke 36, mietsweise eine Privatwohnung inne, die Wohl Professor Dominikus ausfindig gemacht hatte. Noch ist eine Glasscheibe der damaligen Wohnung (im Erfurter Städtischen Museum befindlich) erhalten, in die, vermutlich von des Dichters eigner Hand, der Name „Schiller" eingeritzt ist. Vorhanden ist auch noch das im ersten Stock gelegene Erkerstübchen, die Arbeitsstätte des teuren Mannes, aus deren südlichem Fenster man einst in einen duftenden Garten und gerade auf einen herrlichen Apfelbaum hinabsah. Geblieben ist auch der durch eine schmale Galerie (Gang) vom Schillerzimmer aus zu erreichende Vorsaal, unter dessen Stuckdecke der fleißige Forscher so oft mit über den Rücken hängendem Zopfe sinnend hin und her gewandelt ist. Da sich der Egerbrunnen von wohltuender Wirkung auf Schillers Befinden erwies, so zog neue Kraft bei ihm ein. Bereits am 6. September meldete er an Körner nach Dresden, daß er imstande sei, zwei bis drei Stunden des Tages zu lesen, ohne sich anzustrengen, und in der zweiten Hälfte des Septembers diktierte er täglich vier, auch fünf Stunden an der Fortsetzung seines „Dreißigjährigen Krieges". Aber nicht nur der Geschichtsschreiber, sondern auch der dramatische Dichter Schiller sand in jenen Erfurter Tagen Beschäftigung. Die Gesellschaft des Weimarer Hoftheaters führte damals in Erfurt etwa 20 Stücke aus, darunter am letzten Tage, am 25. September, aus des Dichters eigene Veranlassung den „Dom Karlos". Der Erfurter Theaterzettel besagte, daß die Ausgabe, nach welcher das Stück aufgeführt werde, von dem Herrn Verfasser eigens neu bearbeitet fei (eine Theaterbearbeitung in Versen, wie eine solche schon am 6. April 1788 in Mannheim über die Bühne gegangen war); und aus einem Briese eines mitwirkenden Schauspielers wissen wir, daß Schiller gewissermaßen als Dramaturg (Bühnenkenner) mit der Besetzung der Rollen für diese Aufführung zu tun hatte. Einen Tag später wurde hier auch der „Fiesko" ausgeführt, doch nicht von den Weimaranern, sondern von der „hiesigen Nationalgesellschaft", einer Vereinigung Erfurter Dilettanten (Liebhaber). Während des Erfurter Aufenthaltes pilgerten verschiedene ausrichtige Verehrer des Dichters, vornehmlich seurige Jünglinge, doch auch Männer, nach hier, um Schiller ihre Huldigung darzubringen. Leider drückten den Dichter damals Geldsorgen. Der Koadjutor, welcher „recht freundlich um ihn bekümmert" war, und bei dem er die Abende zuzubringen pflegte, konnte ihm, da er selbst einen unverhältnismätzigen Aufwand machte, in dieser Beziehung nicht Helsen. Doch bat Schiller auf sein Anraten den Herzog von Weimar brieflich nm eine Besoldung, die hinreichend wäre, ihn im äußersten Notfälle außer Verlegenheit zu setzen. Der Herzog

4. Heimatkunde des Stadt- und Landkreises Erfurt - S. 96

1916 - Erfurt : Keyser
— 96 — 7. Sprich über die Gewässer des Steigers! 8. Sprich über seine Pflanzen- und Tierwelt! 9. Berichte über einige geschichtliche Denkwürdigkeiten, welche auf den Steiger Be- zug haben! 10. Erzähle vom „Grünen Montag"! 11- Welche wichtigen Straßen führen durch den Steiger? 12. Beschreibe die Wasseranlage im Steiger! 13. Erkläre den Namen „Dreienbrunnen"! 14. Sprich über die Lage des Dreienbrunnens! 15. Welche Bedeutung hatte der Dreienbrunnen sür Erfurt? 16. Gib die Eigenschaften des Dreienbrunnenwassers an! 17. Sprich über die gärtnerische Bebauung des Dreienbrunnens! 18. Beschreibe die Brunnenkresse! 19. Beschreibe die Wassergewinnungsanlage im Dreienbrunnen! 20. Stelle im Sandkasten die Steigerhöhe und den Dreienbrunnen dar! b) Unterrichtsergebnisse: 1. Ein Wald ist eine Landstrecke, die von Bäumen und Sträuchern bewachsen ist. 2. Der Forst ist ein Wald (mhd. vorst ^ Wald). 3. Ein Laubwald ist eiu Wald, in dem Laubbäume wachsen. 4. Ein Nadelwald ist ein Wald, in dem Nadelbäume wachsen. 5. Ein gemischter Wald ist ein Wald, in dem Laub- und Nadelbäume wachsen. 6. Ein Hain ist ein kleiner Wald, ein Wäldchen. 7. Wiederholung der Unterrichtsergebnisse von S. 67 und S. 77. 8. Ein Ansnagungstal (Erosionstal) ist durch die ausnagende Kraft des Wassers entstanden. 9. Warme Quellen sind solche, deren Wärmegrad höher ist als die mittlere Jahreswärme des Ursprungsortes. 10. Ein Garten ist ein nmzänntes Stück Land, welches bearbeitet wird (Garten bedeutet Umzäunung). c) Zum Lesen: 1. Unser Steiger. Lage. Der Steigerwald erhebt sich im südlichen Weichbild der Stadt. Er tritt jetzt unmittelbar an die Stadt heran. Grenzen. Seine Grenzen sind im Norden die Stadt, im Osten die Melchendorfer Flur, im Süden die Fluren von Bischleben, Möbisburg, Rhoda, Waltersleben und Egstedt und im Westen die Gera. Größe. Der gesamte Wald bedeckt einen Flächenraum von rund 730 ha. Bodengestalt. Der Nordabhang des Steigers erhebt sich steil aus dem Tale der Gera. Das Bahngleis, das an seinem Fuße entlang zieht, hat von der Steigerbrauerei bis zur Hochheimer Ecke eine Höhe von 200 m. Die überdachte Ruhebank am Möbisburger Marktweg aber liegt 290 m hoch. Auf dieser kurzen Strecke beträgt der Anstieg somit 90 m. Gl ich steil ist der Anstieg auf der „alten" Arnstädterstraße.

5. Heimatkunde des Stadt- und Landkreises Erfurt - S. 100

1916 - Erfurt : Keyser
— 100 — Muschelkalkes stürzte. Solche Erdfälle entstehen auch heute noch. — Die einzige merkenswerte Quelle*) des Steigers ist die im Rhodaer Grunde beim Forsthaus Eichenberg. Sie gibt immer Wasser. Sonst wird der Steiger noch entwässert durch den Rhodaer Bach und seine zwei Zu- flüsse, durch die Bäche im Tipptal (Westseite des Steigers) und im Hopsengrnnd (Nordseite des Steigers) und durch den Schindleichsgraben. Seinem Laufe folgt die neue Straße nach Arnstadt. Der Hopfengrund- bach entspringt im Quellteich am Möbisburger Marktweg. Die Bäche besorgen nur den Abfluß des Regenwassers. Bei starken Regenfällen und zur Zeit der Schneeschmelze werden sie oft zu reißenden Gewässern. Pflanzenwelt. Im Neuen Steiger finden wir hauptsächlich Laub- bäume Der Alte dagegen zeigt besonders Nadelholzbestand. Einzelne seiner Teile werden deshalb kurz als „Tannenwäldchen" bezeichnet; es sind aber Kiefern, die dort stehen. An Laubbäumen finden wir Winter- und Sommereichen, Buchen, Birken, Eschen, Feldahorn, Haselnnßsträncher, Weiden, Schwarz- und Kreuzdorn. Der Nadelholzbestand zeigt Rottannen oder Fichten und Kiefern. Unter den Bäumen sproßt eine reiche Blumen- welt. Kaum ist der Schnee verschwunden, so heben schon die Frühlings- knotenblumen (Schneeglöckchen) ihre Köpfchen. Ihnen folgen die Leber- blümchen, die in ihren Blütenblättern das Blau des Himmels wiederspiegeln. Bald schwanken Tausende von Windröschen oder Anemonen im Winde, und das Lungenkraut öffnet seine Knospen. Dann bedeckt sich auch der noch blattlose Strauch des giftigen Kellerhalses mit stark duftenden Blüten. Im Verborgenen blühen Haselwurz und verschiedene Arten von Veilchen. Auf sie sehen die schwefelgelben und die goldgelben Schlüsselblumen stolz herab. Im Mai erfüllt der Duft der Maiglöckchen den Wald, und weiße Erdbeerblüten lngen aus dem Gebüsch. Stolze Türkenbundlilien nicken dem schüchternen Ehrenpreis zu. Nun läuten auch die Glockenblumen. Ihr Geläut läßt das Johanneskraut, die Goldruten, das Kreuzkraut und die Rannnkeln aus dem Schlafe erwachen. Doch bald ist ihre Herrlich- keit dahin, und Wachtelweizen, Enzian, Tausendgüldenkraut u. a. treten an ihre Stelle. Jetzt laden die gereiften Erdbeeren zum Schmause eiu, und eßbare Champignons und Steinpilze winken die Pilzsammler zu sich heran. Doch schauen aus dem Grasteppich auch der rote Hut des schäd- lichen Fliegenpilzes und die roten Beeren des gefährlichen Kellerhalses hervor. Tierwelt. Auch die Tierwelt des Steigers ist reichhaltig. Finken, Amseln und Drosseln schmettern im Frühling ihre lustigen Lieder. Daneben läßt der Kuckuck seiuen einförmigen Ruf erschallen. Häher und Spechte wecken uns dnrch ihr Gekrächz oder durch ihr Klopfen aus unsern Träumen, und hoch aus der Luft ertönt der Schrei eines Habichts, einer Weihe oder eines Bnssards. Im Winter besuchen uns Dompfaff. Berg- fink, Tannenmeise, Kernbeißer und Seidenschwanz. — Eilig huscht die *) Versuch: Baue in einen Sandberg eine Tonschicht oder eine Glasscheibe etwas schräg ein und gieße dann Wasser auf.

6. Heimatkunde des Stadt- und Landkreises Erfurt - S. 167

1916 - Erfurt : Keyser
— 167 — Thüringer Wald gebot seinem weiteren Vordringen halt. Und das geschah nicht nur einmal, wohl dreimal haben die Eismassen ganz Norddeutsch- land bedeckt und sind zur Zeit ihrer größten Ausdehnung bis nach Thüringen vorgedrungen. So war auch unser Erfurter Gebiet damals von Eis bedeckt. Dafür sind zahlreiche Zeugen vorhanden. Bei seinem Vordringen führte das Eis gewaltige Fels- und Schuttmassen mit. Die ortsfremden Felsstücke und Felsbrocken aber blieben beim Auftauen des Eises liegen. Wir wissen nämlich, daß zwischen zwei Eiszeiten je eine eisfreie Zeit, Zwischeneiszeit genannt, lag. Die steinernen Findlinge sind in unsrer Geramulde häufig. Es sind Feuersteinknollen und Granit- und Syenitbrocken und ebensolche Blöcke. Der Feuerstein stammt aus dem Ostseegebiet, Granit und Syenit aber haben in Skandinavien ihre Heimat. Sie führen auch den Namen erratische Blöcke. Auch die Schuttmassen des Gletschereises blieben liegen. Es sind das die losgerissenen und fort- geschobenen Stücke des Gletscherbodens, die unterwegs zermalmt wurden. Nach ihrer vollständigen Verwitterung blieben sie als Erde liegen und bilden jetzt an vielen Stellen einen Hauptbestandteil der Ackerkrume. — In den Zwischeneiszeiten gingen die Gletscher allmählich zurück, wie ja auch ihr Vordringen nicht plötzlich geschah. Es folgte eine warme, trockene Zeit. Wo früher nur Moose und Flechten kümmerlich wuchsen, entstanden jetzt weite Grasfluren, Steppen. Dem kurzen, heißen Sommer folgte aber ein langer, kalter Winter. Gewaltige Stürme brausten über die öden Flächen dahin. Aller Staub wurde von ihnen emporgewirbelt und an windruhigen Stellen abgesetzt. Dort hielt ihn das dürre Gras fest. Im nächsten Sommer aber sproßte eine neue Grasdecke hervor, die der folgende Winter wieder unter seinen Staubmassen begrub. So entstanden in der ungeheuren Zeitfolge gewaltige Staubbänke, die heute den Namen Löß führen. In unsrer engen Heimat ist der Löß weit verbreitet. Am Quellen- weg steht eine mehrere Meter hohe Lößbank frei an, und große Strecken der Alacher Höhe sind mit Löß bedeckt. Sie bilden hier einen sehr frucht- baren Ackerboden. Sie bestehen nämlich aus Ton und fein zerriebenem Sande. Die abgestorbenen Gräser ließen in der Masse unzählig viele, kleine Röhrchen zurück, durch welche die Feuchtigkeit leicht eindringt. Der Ton aber hält die Feuchtigkeit lange, welche Eigenschaft für die Boden- bearbeitung sehr günstig ist. — Die Witterungsverhältnisse gestalteten sich später noch günstiger; an die Stelle der heißen Sommer traten feuchtwarme. Nun zeigten sich an den Abhängen der Gebirge wieder die ersten Wälder. Bald wurde auch das flache Land von Wäldern bedeckt. An die Stelle der Steppe trat eine Waldlandschaft. Aber auch sie war vergänglich. Der wieder geänderten Witterung folgte von neuem die Steppe. Sie war der Vorbote der neuanrückenden Eiszeit, in der an eisfreien Stellen nur Moose und Flechten kümmerlich wuchsen. — Mit jedem Wechsel in der Pflanzenwelt war auch ein Wechsel in der Tier- welt verbunden. Während der Eiszeit lebten bei uns Mammut, stbi- risches Nashorn, Renntier, Eisfuchs, Schneehase, Steinbock, Murmeltier, Lemming u.a. Die Steppenzeit sah hier das Wildpferd, den Wild-

7. Heimatkunde des Stadt- und Landkreises Erfurt - S. 42

1916 - Erfurt : Keyser
— 42 — b) Unterrichtsergebnisse (f. S. 20). c) Zum Lesen: Der Wenige Markt und seine Umgebung. Der Wenige Markt ist wohl der älteste Marktplatz der Stadt. Schon zur Zeit des Bonifacius trafen sich hier germanische, slawische und jüdische Händler. Sie vertauschten ihre Waren oder verkauften sie an die Einheimischen und Fremden. Später wurden ans dem Platze Budeu und Stände errichtet, in denen die Erfurter Handwerker ihre Waren feilboten. So verkauften Tuchmacher, Fleischer und Bäcker hier ihre Erzeugnisse. Noch vor 100 Jahren mußten die Bäcker, die am Sonntag und Festtag das frische Gebäck zu bereiten hatten, auf ihm feilhalten. In späterer Zeit diente der Platz als Getreidemarkt. Hente ist er ganz dem geschäftigen Treiben entrückt. Sein Name hat mehrfache Deutung erfahren. Manche erklären „wenig" mit „klein". Es wäre dann der „Kleine Markt". Andere wieder sagen, das Wort bedeute „Mönch", und der Platz müsse eigentlich „Mönchs- markt" heißen. Noch andere deuten seinen Namen als „Wendischer Markt", weil die Slawen oder Wenden auf ihm ihre Waren verkauft hätten. Außer der Ägidienkirche steht kein merkenswertes Gebäude auf dem Wenigen Markte. In seiner Umgebung sind aber umsomehr vorhanden. In der Gotthardtstraße, in die wir vom Wenigen Markte oder von der Krämerbrücke aus gelangen, liegt das Gasthaus „zum alten Schwan". Hier wohute von 1769—1772 der Dichter Wieland. Er war damals Professor an der hiesigen Universität. In ihm hat auch der Meistersinger Hans Sachs auf seiner Wanderschaft eine Nacht verbracht.*) In der Futterstraße (Straße der Futterer^Futterhändler) liegt das Haus „zum Rebenstock". Es stammt aus dem Jahre 1451, zeigt gotische Bauart und ist mit einem Zinnenkranz und dem Wappen der Edlen von Ziegler (Hirschkopf mit Geweih) geziert. Außerdem liegt in ihr der Kaiser- saal. Er hat den Namen erhalten, weil zur Franzosenzeit Kaiser Napoleon mit seinen fürstlichen Gästen oft darin **) geweilt hat. — Nicht weit *) Auf seiner Wanderschaft kam Hans Sachs auch nach Erfurt in das Gasthaus zum Schwan. Er aß mit den übrigen Gästen zu Abend, konnte aber nicht bezahlen. Da steckte ihn der Wirt zur Strafe in einen Sack. Hans Sachs verbrachte unter großen Schmerzen eine schlaflose Nacht. Am anderen Morgen erlöste ihn auf seine Bitten die Magd aus dem eigenartigen Gefängnis. Da er beim Erscheinen des Wirts nicht wieder in den Sack wollte, so gab ihm die Magd einen Zwölfer, d. h. wohl einen Schilling zu 12 Pfennigen. Er mußte ihn freilich, als er erst wieder im Sacke war, herausgeben, da sie ihn mit einer Ofenkrücke schlug. Endlich erschien der Wirt und befreite ihn unter ernsten Mahnungen aus seiner Zwangsjacke. (Reklam, Bd. 4004/05). **) Das frühere Schauspielhaus war besonders für das französische Theater her- gerichtet worden. Der heutige Tunnel war das eigentliche Parterre. Jeden Abend um 6 Uhr wurde das Theater ringsum mit Wachen besetzt. Niemand wurde eingelassen, der nicht eine Karte besaß oder zur Umgebung der Fürstlichkeiten gehörte. Wenn die Wagen der beiden Kaiser kamen, wurde dreimal, bei jedem König nur einmal die Trommel gerührt. Da geschah es denn, daß einmal die Wache dem König von Württemberg die dreimalige Begrüßung bot. Sofort gebot der Offizier zornig Ein- halt und rief: „Taisez-vous, ce n'est qu'un roi!" — Schweigt, das ist nur ein König!

8. Heimatkunde des Stadt- und Landkreises Erfurt - S. 99

1916 - Erfurt : Keyser
— 99 — „Keuper" ist eine in Franken volkstümliche Bezeichnung für alle mög- lichen Gesteinsschichten mit einer lebhaft bunten Farbe. Die Wissenschaft hat ihn jedoch nur auf die Abteilung oon Gesteinen übertragen, die nach dem Mnschelkalk die Rinde nnserer Erde bildete. Damals hatte sich das Meer znrückgezogen. Der Boden unserer Heimat breitete sich teils flach, teils sanftgewellt bis weit nach Franken hin aus. Wenn auch^das Meer zunächst verschwunden war, so waren doch noch zahlreiche Seen und Tümpel vorhanden. Der tonige Boden ließ das Wasser nicht ver- sickern. Die Witterung jener Zeit war eine tropische. Sie ähnelte der, die Australien jetzt hat. Trockenen, glutheißen Sommern folgten gewaltige Regenzeiten. Dann führten die Ströme den Seen große Wassermengen, aber auch mächtige Sand- und Schlammassen zu. Die Seen waren gefüllt mit Muscheln und mit Molchfischen, die durch Kiemen oder durch Lungen atmeten, je nachdem sie ihren Aufenthaltsort wühlen mußten. In den Sümpfen lebten gewaltige Ungeheuer in Molchgestalt von der Größe eines Elefanten (Mastodousaurus), Sie steckten nach Art der Krokodile die Schnauzenspitze mit den Nasenlöchern aus dem Wasser und lauerten auf die bis mannesgroßen Molchfische als Beute. Eines Menschen Fuß betrat in jener Zeit den Boden unserer Erde noch nicht. Die Ufer waren dicht bewaldet mit Nadelbäume!?, ähnlich den heutigen Araukarien und Sagopalmen, dazwischen standen baumartige Farne und Schachtel- Halme. Die Laubbäume und die bnnten Blumen unserer Wälder fehlten ganz. Der Pslauzenmoder jener Wälder ist in Gestalt kleiner Kohlen- lager erhalten geblieben. Die Kohle führt den Namen Lettenkohle. Sie kennzeichnet in Gemeinschaft mit graugrünem Sandstein, Mergel (kalk- reicher Ton) und dunkelgelbem Dolomit Kohlensaurer Kalk, gemengt mit kohlensaurer Magnesia) den Unteren Keuper. Die Dolomitschichten sind reich an tierischen Resten, besonders an Muscheln. Das Meer hatte zur Zeit ihrer Bildung das Land wieder überschwemmt. Nun aber folgte eine ganz regenarme Witterung. Das wird bewiesen durch die Gips- und Steinsalzlager des Mittleren Keupers. Seine bunten Mergelschichten sind darum fast versteinerungsleer. Gleich dem Unteren Keuper enthält auch der Mittlere Sandsteinschichten. Bewässerung. Infolge seines Aufbaues ist der Steiger arm an Quellen. Die tonigen Schichten, die den Muschelkalkboden überziehen, lassen die Niederschläge uicht eiudnngen und im Innern über andern wasserundurchlässigen Schichten sammeln. Sie hielten und halten das Wasser selbst fest, wodurch sich sumpfige Stellen bildeten. Der Steiger besitzt zehn solcher Sümpfe. Das Dreibatzenloch am Schindleichsweg zwischen der neuen und alten Arnftädterstraße ist aber wohl durch eiuen Eid- fall entstanden. Eine im Mittleren Muschelkalk lagernde Linse von Gips oder Steinfalz*) wurde durch eindringendes Wasser ausgelaugt. Dadurch entstand ein hohler Raum, in den die darüber lagernde Schicht des Oberen *) Versuch: Blumentopf gefüllt mit Sand und unter der Oberfläche Salz ein« gelagert. Das aufgeschüttete Wasser löst das Salz auf und fließt unten ab. Die Sanddecke bricht ein.

9. Heimatkunde des Stadt- und Landkreises Erfurt - S. 111

1916 - Erfurt : Keyser
— 111 — Die Gesamtanlage umfaßt ein Gelände von 58 ha. Eine besondere Beachtung verdient der „Ehrenfriedhof" für unsere hier begrabenen Helden. Zu ihm führt ein geschwungener, von Fichten umrahmter Hohlweg. Er kreuzt einen Querweg, den sog. Umgehungsweg, der um den gesamten Friedhof führt und auf dem sich der Wagenverkehr vollzieht. Den Um- gehungsweg begleitet ein schmaler Fußweg. Zwischen beiden verläuft auf 2 m breiter Rasenbahn eine Kastanienpflanzung. Ist sie überschritten, so gelangt man zum „Ehrenfriedhof". An ihm fällt zunächst auf, daß einzelne, größere Plätze auf dem sonst abfallenden Gelände eben angelegt sind. Sie sind durch Stützmauern voneinander getrennt, aber durch Treppen wieder miteinander verbunden. Innerhalb der Anlage sind größere Rasen- flächen vorhanden, die von zahlreichen, breiten Fußwegen umgeben sind. Auf der mittleren wird sich später ein Denkmal zur Erinnerung an unsere tapferen gefallenen Helden erheben. Die Gräber liegen rings um die Rasenplätze an einer beschnittenen Buchenhecke. Hinter ihr stehen Linden- bäume, deren Kronen anch beschnitten sind. Durch diese Art der Be- Pflanzung ist jeder Gräberplatz des „Ehrenfriedhofes" ein für sich ge- schlossenes Ganzes und die Anlage selbst eine einheitliche Gruppe inner- halb des Hauptfriedhofes. Die übrigen, zwischen den Gräbern liegenden Flächen sind waldartig bepflanzt. Die Anlage zeigt noch einen Schöpf- brnnnen zur Wafferentuahme und ein Feuerbeckeu. Auch sind zahlreiche Sitzbänke ausgestellt, um den Trauernden ein stilles Ruheplätzcheu in der Nähe ihrer Lieben zu bieten. — Unweit des „Ehrenfriedhofes" liegt der Teil, auf dem später die Toten bestattet werden sollen, die an den frühereu Kriegen und an dem großen Weltkampf teilgenommen haben. Beide An- lagen sind durch eine Pflanzung von Alpenrosen getrennt, die selbst wieder von einer Fliederhecke begrenzt wird. Die Alpenrosen stehen auf einer 5 m breiten Rasenbahn. Sie wird in ihrer Mitte von einem viereckigen Platz unterbrochen, der auch eiuen Schöpfbrunnen trägt Auf dem übrigen Friedhof hat man dafür gesorgt, daß durch reiche Bepflanzung die großen Gräberfelder verdeckt werden. Auch sind die größeren Felder in kleinere Abschnitte zerlegt, die von dichtbuschigen Gehölzen umrahmt werden. Und damit in den geradlinigen Reihenfeldern Abwechslung herrscht, ist zwischen je zwei größere Gräberfelder eine sog. landschaftliche Abteilung eingeschoben. Sie zeigt eine mehr der Natur entsprechende, freiere Bepflanzung und Wegeführung. Damit ist unser neuer Hanptsriedhof ein herrliches Werk neuzeit- licher Gartenkunst. 3. Im Norden: Das Tal der Wilden und Schmalen Gera im Weichbild, a) Fragen und Aufgaben: 1. Sprich über die Teilung der Gera im „Venedig"! 2. Nenne die drei Teile des Geratales! 3. Sprich über die Tätigkeit der Gera beim Ausbau des Tales! 4. Nenne die Gesteinsarten, die das Geratal bilven!
   bis 9 von 9
9 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 9 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 1
1 1
2 0
3 2
4 0
5 3
6 0
7 3
8 0
9 0
10 0
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 0
17 0
18 3
19 1
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 0
27 0
28 1
29 0
30 0
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 1
37 1
38 7
39 1
40 0
41 0
42 0
43 0
44 0
45 0
46 0
47 0
48 0
49 1

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 2
4 0
5 3
6 1
7 0
8 0
9 0
10 0
11 0
12 1
13 1
14 0
15 0
16 1
17 0
18 0
19 2
20 0
21 5
22 0
23 0
24 1
25 0
26 0
27 0
28 0
29 0
30 0
31 0
32 1
33 0
34 0
35 2
36 0
37 0
38 0
39 0
40 0
41 0
42 0
43 0
44 0
45 2
46 1
47 0
48 0
49 0
50 0
51 1
52 0
53 0
54 1
55 0
56 0
57 0
58 0
59 0
60 0
61 0
62 0
63 0
64 0
65 0
66 0
67 0
68 0
69 0
70 3
71 0
72 0
73 0
74 0
75 0
76 3
77 3
78 0
79 0
80 0
81 0
82 1
83 0
84 2
85 0
86 0
87 2
88 0
89 0
90 0
91 0
92 0
93 0
94 1
95 0
96 0
97 0
98 0
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 71
1 3
2 2
3 10
4 0
5 4
6 11
7 0
8 0
9 12
10 17
11 4
12 38
13 4
14 7
15 0
16 0
17 37
18 1
19 0
20 0
21 2
22 0
23 0
24 16
25 69
26 8
27 0
28 12
29 6
30 9
31 3
32 7
33 22
34 3
35 6
36 3
37 0
38 0
39 30
40 3
41 6
42 3
43 23
44 1
45 0
46 1
47 32
48 0
49 0
50 39
51 19
52 21
53 0
54 3
55 1
56 0
57 1
58 7
59 34
60 3
61 19
62 11
63 0
64 1
65 14
66 1
67 5
68 0
69 1
70 0
71 1
72 29
73 1
74 0
75 6
76 0
77 2
78 0
79 1
80 13
81 84
82 15
83 3
84 3
85 0
86 0
87 0
88 0
89 19
90 0
91 9
92 0
93 3
94 1
95 26
96 85
97 49
98 1
99 23
100 22
101 0
102 51
103 1
104 0
105 10
106 18
107 2
108 0
109 0
110 29
111 7
112 16
113 4
114 24
115 2
116 7
117 1
118 0
119 16
120 5
121 38
122 9
123 19
124 24
125 20
126 0
127 5
128 0
129 1
130 2
131 30
132 1
133 12
134 0
135 0
136 12
137 7
138 0
139 1
140 41
141 4
142 144
143 25
144 7
145 10
146 0
147 6
148 0
149 0
150 0
151 1
152 12
153 0
154 20
155 19
156 10
157 7
158 0
159 1
160 0
161 42
162 0
163 0
164 10
165 3
166 2
167 13
168 12
169 15
170 17
171 3
172 2
173 13
174 1
175 10
176 0
177 9
178 0
179 6
180 6
181 0
182 22
183 63
184 0
185 2
186 0
187 1
188 10
189 0
190 0
191 2
192 2
193 3
194 6
195 2
196 47
197 0
198 0
199 26