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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 246

1906 - München : Oldenbourg
246 45. Der Bucintoro auf dem Starnberger See. Auf alles dies sei hier nicht näher eingegangen, sondern nur kurz hingewiesen, dagegen soll etwas mehr von dem Bucintoro erzählt werden. Wer Hütte, wenn von der einzigartigen Lagunenstadt, dem unvergleichlich schönen Veuedig die Rede war, nicht auch von dem goldstrotzenden Bucintoro gehört? Jenem glänzenden Prachtschiffe, das bei den meisten Festlichkeiten der Republik Venedig verwendet wurde: beim Empfang fremder Fürstlichkeiten, z. B. König Heinrichs Iii. von Frankreich, ebenso wie bei der Rückkehr der Königin Katharina Kornaro nach ihrem erzwungenen Verzicht auf die Insel Cypern. Auf dem Bucintoro fuhr alljährlich am Himmelfahrtstage der Doge, umgeben von den höchsten Würdenträgern und Beamten und Ratsherren der Republik, unter dem Donner der Kanonen, dem Geläute der Glockeu und dem Schmettern der Trompeten, umringt von einer ganzen Flotille festlich geschmückter Fahrzeuge, hinaus in das Adriatische Meer, um die symbolische Vermählung der Republik mit dem Meere, der Adria, zu feiern. Die Pracht und der Lnxus, womit dies pruukvolle Staatsschiff ausgestattet war, hat nicht verfehlen können auf alle Fremden, welche die stolze Königin der Adria besuchten, einen tiefen Eindruck zu machen. So wird es als eine der Sehenswürdigkeiten Venedigs in den meisten Reisebeschreibungen erwähnt, welche die nach dem Heiligen Land reisenden, m Venedig sich einschiffenden Pilger uns hinterlassen haben. Die Kunde davon war natürlich auch nach Bayern, nach München gedrungen. Es ist irrig, wenn man gesagt hat, erst nach dem Besuche des Kurfürsten Ferdinand Maria und seiner Gemahlin in Venedig im Jahre 1667 sei der bayerische Bucintoro entstanden — derselbe war vielmehr bereits im Jahre 1663 vollendet?) Übrigens hatten die bayerischen Herzoge schon immer zu ihren Lnstsahrten auf dem Starnberger See ihre eigenen Schiffe. Herzog Albrecht V. „belebte den See mit einer Luftflotte, darunter eine königliche Fregatte, drei Schiffe von Lärchenholz mit eichenen Säulen darauf, Gondeln nach Vene bischer Art, alles zierlich geschnitzt, bemalt und vergoldet." Wann freilich Ferdinand Maria oder sehte Gemahlin zuerst den Gedanken gefaßt den Bncintoro selbst nachzubilden ist unbekannt; unsicher auch, wen er zuerst aus Venedig zur Leitung des Banes berufen hat. Es werden die italienischen Zimmermeister Anastasio Margiolo und Francesco Zanti als diejenigen genannt, welche den Bau im Jahre 1661 oder 1662 begonnen haben, Francesco Santnrini und Francesco Manro als die Vollender des Baues bezeichnet. Im Jahre 1664 ist noch ein venezianischer Arsenalarbeiter, namens Nicolo, aus Venedig gekommen um das neue Schiff „aufzutaakeln und in Trimm zu bringen". *) Was die Etymologie des Wortes Bucintoro anlangt, so scheint es am richtigsten von dem lateinischen buceus, bussius, bucia, buccia, bussa, buza abzuleiten zu sein, welches ein größeres Fahrzeug bedeutet und italienisch „buzo“ lautet; Bucintoro wäre dann ein buzo d’oro oder buzin d’oro.

2. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 249

1906 - München : Oldenbourg
45. Der Bucintoro auf dem Starnberger See. 249 und bemalten großen Rudern arbeiteten paarweise, in die bayerischen Nationalfarben gekleidet, 68 Mann, an den kleineren 32 Mann. Acht Mann waren zum Anker, der am Vorderteile des Schiffes herabhing, und zwei Mann zum Auspumpen bestimmt; somit hatten im untersten Verdecke 110 Arbeiter ihre Stelle. Überhaupt waren oft bei 500 Personen auf dem Schiffe. Dennoch erreichte dessen Senkung unter den Wasserspiegel niemals ganz die Tiefe von drei Schuh und es blieb daher immer gefährlich, bei heftigem Wind zu fahren oder sich der Segel zu bedienen. Es begreift sich, daß bei so reicher Ausschmückung der Bucintoro einerseits als ein Wunderwerk gepriesen wurde, anderseits aber auch die Herstellungskosten desselben nicht geringe gewesen sind. Sie mögen sich auf die Summe von etwa 20000 Gulden belaufen haben. Wenn der Bucintoro „in See stach", war er immer von einer Anzahl anderer Schiffe umgeben, welche zum Teil nach der äußereu Farbe benannt waren und zusammen mit dem prächtigen Bucintoro, angefüllt mit einer heiteren, festlich gekleideten Menge, einen überaus malerischen, entzückenden Anblick gewährt haben müssen. Die Geschichte des Bucintoro auf dem Starnberger See ist wesentlich eine Geschichte der Festlichkeiten, die mit demselben und auf demselben gefeiert wurden, sei es daß fremde Gäste zum Besuche des bayerischen Hofes kamen, wie z. B. 1671 der Erzbischof Maximilian Gandolf von Salzburg, oder aus besonderen Anlässen, wie im Jahre 1722 gelegentlich der Vermählung des Kurprinzen Karl Albrecht mit der österreichischen Kaisertochter Maria Amalia. Eine der häufigsten und beliebtesten Festivitäten war eine Hirsch-Seejcigd, wie eine solche aus einem Gemälde im neuen Nationalmuseum zu München zu sehen ist. Man jagte den Hirsch durch eine Waldeslücke an den Ufern in den See, ihm nach stürzten unzählige Jagdhunde; alle Fahrzeuge eilten dem schwimmenden Hirsch nach, umzingelten das geängstigt? Tier, dessen Leben endlich ein Stoß mit einer gewichtigen Partisane inmitten des Sees endigte. Kurfürst Marl Albrecht war der letzte Herrscher Bayerns, der sich aus dem Bucintoro vergnügte. Im Jahre 1741 oder 1745 mußte das Pracht-schiff ans Land gebracht werden, weil es schadhaft geworden war und der Ausbesserung bedurfte. Da aber die Kosten hierfür nicht unerhebliche gewesen wären, nahm man von einer solchen Abstand. In den Jahren 1753 und 1757 wurde der Gedanke einer völligen Wiederherstellung oder Neuerrichtung de* Bucintoro mehrmals erwogen, aber schließlich ebenfalls wegen der Hohe der hierzu nötigen Summe ausgegeben, vielmehr (12. Januar 1758) beschlossen den Bucintoro ganz abzubrechen, was dann auch alsbald ausgeführt wurde. Von dem ganzen Prachtbau ist heutigentags nichts mehr vorhanden als die oben ermähnte fetatue der Pallas, welche das bayerische Nationalmuseum 1862 als Geschenk erhielt, und ein paar Laternen, die sich im Privatbesitze befinden.

3. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 519

1906 - München : Oldenbourg
107. Mit einem Königsherzen. 519 Was soll ich von dem Orte selber Neues berichten? Auch Ampfing zollte dem königlichen Herzen im selben Maße wie Anzing den vollen Tribut dankbarer Liebe. Nach würdiger Beisetzung und Abholung des königlichen Herzens begleitete die Geistlichkeit und ein Bataillon Kraibnrger Landwehr nebst 70 Zöglingen des Salesianer-Institutes aus dem nahe gelegenen großartigen, vormals gräflich Geldernschen Schlosse Zangenberg noch bis an die Grenze der Ampfinger Markung den Zug durch eine zahllose Volksmenge. Auch dieser kleine Ort hatte vollkommen bewiesen, daß Treue und Liebe des Volkes zu seinem Königshaus iu Bayern noch keine leeren, unwahren Begriffe sind. Gegen halb 4 Uhr kamen wir auf die Höhe von Ecksberg. Unter uns rauschte der Inn mit wildgeschwollener Flut ins weite, fruchtbare Tal-gefild. Die Schneehäupter der Salzburger Alpen glänzten in hehrer Majestät zu uns herüber. Die Glocken der Kirche von Ecksberg vermengten ihren Trauerklang mit einem anderen fernen Geläute tief unten im Tal. Und als der Trauerzug langsam vorüberfuhr, da stand — welch eigentümlich wehmütiges Bild in dieser freien, erhabenen Natur! — der durch seine hochherzige Anstalt weithin bekannte Pfarrer von Ecksberg an der Spitze seiner bemitleidenswerten, stumpfsinnigen Pflegekinder und sie hielten alle die rechte Hand aufs Herz und grüßten mit blödem Antlitz den ernsten Zug, den ihr geistiges Auge wohl nur wie durch einen Schleier verdüstert beschaute. Bald darauf verkündeten noch auf der Höhe ferne Böllerschüsse die Nähe von Mühldorf am tiefen Ufer des Inn. Da dort nach dem ursprünglichen Programm gar nicht still gehalten werden sollte, hatten die Bewohner Mühldorfs in München die Bitte gestellt, daß das königliche Herz, wenn auch nur eine Viertelstunde, in ihrer Stadtkirche beigesetzt werden möge, damit sie ihm wenigstens im Gotteshause ihre Liebe und Dankbarkeit sichtlich beweisen könnten. Diese Bitte ward ihnen denn auch gewährt. Ich will nun gar nicht reden von der überaus zahlreichen und festlichen Prozession, die den Trauerzug durch die mit ihren flachen Dächern und arkadenartigen Hallen völlig an südlichen Typus mahnende Hauptstraße geleitete. Besonders die reichen Standarten der Zünfte und die Scharen von weißen Mädchen und Jungfrauen mit weißen Rosen und Myrten im Haar schufen einen wahrhaft poetischen Anblick. Dazu der Trauermarsch der Landwehr, durch deren Reihen der Zug in die Kirche wallte, und über allem ein unbewölkter Himmel, schweigend und feierlich, wie die an den Fenstern und auf der Straße dichtgedrängte Volksmenge — eine Stimmung so ganz des toten Königsherzens würdig, dem dies ehrfurchtsvolle Schweigen galt. Aber von ihrer Kirche will und muß ich den Mühldorfern laut zum Ruhme nachsagen, daß ich wie die anderen Mitglieder der Hoskommission wohl nicht leicht ein mit reicherem Aufwand und ausgesuchterem Geschmack geschmücktes Gotteshaus gesehen habe. Der ganze Chor wder alten, auch

4. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 450

1906 - München : Oldenbourg
450 90. Thorwaldsen im Knorrkeller. Wir sönnen nns bev Erinnerung an basfelbe mit ganzem Herzen freuen; benn die Künstlerfeste, beren Reigen eben jenes Dürerfest so glänzenb eröffnete, ftnb in München bis heute heimisch geblieben. Mag auch im Lause der Zeit mancher Gegensatz in den einzelnen Lagern der Münchener Künstlerschaft sich herangebilbet haben, gilt es ein solches Fest, so treten sie alle zu fröhlichem Beginnen zusammen. Und wie bamals nehmen heute alle Kreise der Bevölkerung Münchens an ihnen genießenb Anteil und freuen sich der Fülle von Schönheit und von jugenbfrtfchem Humor, der in ihnen lebt. Und bieses Erbteil aus der Frühlingszeit der Münchener Kunst wirb auch in Zukunft weiter blühen. 90. Thorwaldsen im knorrkeller. München,-20. Juli 1841. Don Ludwig Steub.2) Wti ]ich unter dem ^Lommerkeller eines Münchener Bräuers etwa einen Keller vorstellen wollte, wie ihn die übrige Welt auch hat, der befänbe sich in einem grossen Irrtum. Es sinb bies feine von jenen ffeinen Grüften, wo die Hausfrau ihre Weinfäßchen aufstapelt und ihr Flaschenbier, sonbern viel-mehr ungeheure Gewölbe, in die man allenfalls vierspännig einfahren sann und die auf ihrem Rücken mächtige Gebäube, wie Ebelsitze und (Schlösser, tragen, welche weit ranfenbe Arme ausstrecken, mit Sommerwohnungen für den Eigentümer, fühlen Hallen für die heißen ©ommertage und netten gemalten Zimmerchen für die Stammgäste. Diese Burgen stehen in einem weiten Gehöft, das gar Mannigfaltiges aufzuweifen hat. So vor allem die vielen Ruhebänke für die labeburstigen Gäste, malerisch auf die schönsten Plätze hingestellt, unter das Dach alter Linben ober stolzer Kastanienbäume. Ferner gehört ein kleiner Walb ba(zu, durch welchen einsame Kiespfabe ziehen ober auch die breite Heerstraße für die Bierwagen. xsm Gehölze selbst aber sinben sich Blumengärtchen, Rosenhecken, Stachelbeergebüfche, grünes Gelänber, länbliches Treppenwerk, stille, stimmungsvolle Lauben und enbltch auch eine wunbervolle Aussicht über die Münchener Hochebene ins Abenbrot ober auf die blauen Züge der fernen Alpen. In einem solchen Keller nun, und zwar in einem der schönsten, bereiteten am Abenb des 20. Juli 1841 die Künstler Münchens dem großen Thorwalbsen ein Fest. Der lange Sommertag begann sich zu neigen und der Keller mit Haus und Hos, Garten und Walb, reichlich geschmückt mit Laubbögen zu ebener Erbe, mit luallenben Flaggen auf den Zinnen, war voll harrenber Verehrer, voll von Jüngern der Kunst ans allen deutschen Gauen, voll von anberen Herren und Damen und voll lieber Jugenb. Ein sanfter Anstieg führt aus der walbigen Talenge, welche die Einfahrt bisbet, allmählich hinauf gegen die kleine Hochebene. Dort sammelte sich nun, !) „Kleinere Schriften". Iv. Band, S. 1 ff. Stuttgart 1875, Cotta.

5. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 455

1906 - München : Oldenbourg
91. Des Kronprinzen Maximilian Hochzeit im Oktober 1842. 455 stand denn geraume Zeit vorher schon auf dem Platze und in der Gasse unzähliges Volk. Endlich kommt der Zug. Voraus eiu Bannerträger mit der Fahne von München, dem Mouche im goldeueu Felde, und dann die Bergschützen von Lenggries und Wackersberg, über 100 Mann, mit ihren Spielleuten, welche die Schwegelpseise bliesen und die Trommel rührten, prächtige Hochländer mit buschigen Schnurrbärten und roten Backen in ruhig fester Haltung einherschreitend, mit grünen Röcken, den grünbebänderten Hut mit den Spielhahn-febern und dem Gemsbarte auf dem Haupte, den sichern Stutzeu im Arm. Aus die grünen Schützen der Berge folgten also die 36 Hochzeitszüge. Die Brautleute erschienen mit ihren Brautführern und Hochzeitladern, den jugendlichen Krünzeljuugferu, mit dem Ehrenvater, der Ehrenmutter und den Güsten — alle zusammen an 400 Personen. Einzelne Genossenschaften waren zu Fuß, audere saßen in laugen, reichverzierten Wagen, die von vier stolzen, urkrästigen Rossen gezogen wurden. Da gab es viele wunderliche Trachten zu beschauen, die zum größten Teil noch jetzt im Ansehen sind, wenn auch hier und da mit lobenswertem Tafte um einige Dezennien zurückgegriffen Untrhe um alte, funkelnde Prachtstücke, die jetzt vielleicht außer Übung gekommen, wieder glänzen zu lassen. Es wäre aber zu große Arbeit den farbenreichen Zug nach all seinen Gewandstücken zu schildern und die 36 Landsmannschaften gesondert abzumalen und so wollen wir denn nur einzelne herausheben. Zuerst kam also der elegante Brautwagen der Landeshanptstadt, von welchem die hübschen Tochter von München herablächelten, die zierlichen Gestalten mit dem blitzenden Riegelhäubchen und dem reichverschnürten Mieder, an dem die hundertjährigen Hecktaler hängen. Mit den Oberbayern erschienen auch die Reichenhaller, denen die heimatlichen Bergschützen das Geleit gaben, mit graue« Joppen und spitzen Hüten. Mit den Mädchen von München in ihrer modernen städtischen Zierlichkeit mochte man die Hochzeiterin von Schroben-Hausen, „der Stadt an der stillen Paar, treu dem Königshause immerdar", zusammenhalten, die in alter bäuerlicher Pracht, die Haare gepudert und. abwärts mit roten Bändern in einen dicken Zopf geflochten, eine schwere, weitausgreifende Krone auf dem Haupte trug. Nach dem Brautpaare aus dem Gebirge von Rosenheim fuhren die rotjarfigen Jungen von Straubing, die mächtig auf ihren Trompeten bliesen, stolz auf ihre Hochzeiterin, die auch in roter Jacke prangte. Hierauf in offener Kalesche die Paffauer, die schönen Mädchen von Passau mit den goldenen Hörnern auf den Köpfchen, sämtlich jenes berühmten Schlages, der am Jnnstrom erblüht von seinen Quellen in Engadin durch Tirol und durch das bayerische Hügelland hinunter bis zu seinem Einfluß in die Donau. Dann die Rottaler Bauernjungseru mit knfen-fönnigen Kronen von Flittergold und nach diesen die ferne Pfalz in städtisch züchtiger Einfachheit — den Reichtum ihrer Herzen beweist das Geschenk der Burg Hambach, das die Pfalz am Rhein in diesen Tagen dem Königssohn

6. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 632

1906 - München : Oldenbourg
632 140. Bayreuth. den Abgrund in die verdämmernde Ferne. Freude an satten Farben, an Mannigfaltigkeit der Formen, an gediegener Pracht offenbart sich im größten wie im kleinsten Raum; Schönheit ist überall: Schilderungen, selbst Abbildungen lassen sie nur ahnen, beide versagen die Stimmung. Feierliche Stille lagert über der Natur. Wie für die Ewigkeit geschaffen ragt diese königliche Burg, auf ehernem Untergrund emporgewachsen, in die Lüste. Und dieser Untergrund ist von Menschenhand ertrotzt, die in jahrelangem Mühen den Felsen bezwang und, wo dessen Zerklüftung dem Bau wehrte, ganze Berge unwiderstehlicher Quadern einfügte. Das sieht man schon hier: dieser Bau ist geschaffen zu dauern, und wenn je einmal Schloß Herrenchiemsee und Linderhof verfallen von ihrem einstigen, prunkvollen Märchen-dasein träumen, dann wird Nenschwanstein noch immer die eherne Sprache einer unverwüstlichen Gegenwart reden. Weiter hinaus gegen das Gebirge zu ist die tiefe Pöllatschlucht überbrückt. Ein schmaler Eisensteg schwebt 300 Fuß hoch über dem lebenden Wasser. Wer hier, von der Marienbrücke, hernieder oder durch die Pöllatschlucht hindurchschaut oder von Westen aus den Blick über Tannendunkel hinwegsendet, der wird sein Sehnen von einer Götterburg verkörpert sehen, denn hier blickt er auf Walhall. Dort auf der Marienbrücke stand Ludwig gern und oft in wolkiger Sommernacht oder unter dem brennenden Sternenhimmel des Winters. Dann fuukelte im dunklen Gemäuer auf dem Tegelfelsen da und dort ein Fenster aus; dann grüßte ihn aus seinem Erker freundliches Licht; dann erstrahlte festlich der Thronsaal seiner stolzen Königsburg. Und er hatte seine Freude. 140. Bayreuth. Von Rudolf Louis. * Zwischen dem nordöstlichen Ende des Fränkischen Jura und den südwestlichen Ausläufern des Fichtelgebirges, am linken Quellflüßchen des Mains, dem sogenannten „Roten Main", liegt in weiter, von lieblich bewaldeten Hügeln abgeschlossener Talebene Bayreuth, die Hauptstadt des bayerischen Regierungsbezirks Oberfranken. Wie so manch andere mittlere Stadt des deutschen Vaterlandes verbindet Bayreuth den Reiz einer glänzenden und an Erinnerungen reichen Vergangenheit mit dem Vorzug einer kräftig emporstrebenden, fortschreitend sich entwickelnden Gegenwart. Daß sein Name aber über die ganze gebildete Welt erklingt, daß er mit Begeisterung genannt wird, wo immer aus Erden sich Verständnis und Liebe findet für die Taten und Werke hoher Kunst, daß mit ihm sich unwillkürlich die Erinnerung verbindet an einen der stolzesten Siege, die deutscher Geist jemals ans künstlerischem Gebiete errungen hat, das verdankt Bayreuth dem überragenden Genie des großen Künstlers, der vor 35 Jahren die kleine Frankenstadt zum Mittelpunkt seiner fünft-

7. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 181

1906 - München : Oldenbourg
34. Herzog Wilhelm V. von Bayern als Kunstfreund. 181 sogenannte Urantagarten auf der nach München schauenden Sübseite der Burg, zwischen dem massigen Wittelsbachertnrm und dem zu einem Sommerhause mit Belvebere und wahrscheinlich auch astrologischem Observatorium umgestalteten, Inneres der Michaelskirche in München. gegen die Stadt hinabblickenben Wasserturme. Hier war nicht allein die Anlage sonbern auch die Vegetation eine ganz sübliche. Weinreben rauften an den Wünben empor und bedeckten die Laubeugünge, zu bereu Wartung ein eigener „Weinzierl" angestellt war, die Schloßrechuungeu sprechen von „Pome-rantzen, Feigen und Lorperpaum", die im Sommer dort zur Aufstellung kamen, ebenso von einem „Wappen" ans Steinchen, das in einem der Parterres

8. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 250

1906 - München : Oldenbourg
250 46. Der bayerische Hof im Zeitalter des fürstlichen Absolutismus. Aber auch der historisch ungleich bedeutungsvollere venezianische Bruder des Bndntoro hat ein ähnliches unrühmliches Ende gefunden. Im Jahre 1727 prächtiger als je neu erbaut fiel er der französischen Revolution, welche 1797 der Republik Beuedig selbst deu Todesstoß versetzte, zum Opfer. Die vergoldeten Teile desselben wurden auf dem freien Platze der Insel S. Giorgio von einer fanatischen, demokratisierenden Menge am Morgen des 9. Januar 1798 verbrannt; der Rumpf des Schiffes wurde in eine Batterie verwandelt und diente einige Zeit zur Verteidigung der Lagune, dann als Strafgaleere, bis er 1824 vernichtet wurde. Heutzutage ist nur mehr eiu Modell von dem berühmten Bucintoro im Arsenal zu Venedig zu sehen. 46. Der bayerische Hof im Zeitalter des fürstlichen Absolutismus. Von M. Doeberl. *) „Der allmächtige Erschaffer der Erde, welcher von sich selbst und durch seine einzige Haud nach seinem Gefallen könnte die Welt regieren, hat jedoch solche Gewalt den Fürsten mitgeteilt, die er gleichsam als Verweser seiner Macht und Herrlichkeit ausgestellt. Die Liebe, die er zu deu Meuscheu trägt, hat ihn vermocht auch seine Autorität mit denselben zu teilen. Gleichwie er in dem Himmel und am Firmament erschafft und gesetzt die Engel, welche man intelligentias nennt, um vorzusteheu der Bewegung derselben: also hat seine göttliche Weisheit für gut angesehen dergleichen Kreaturen auch auf Erden zu bestätigen, welche das Amt trügen die Fürstentümer zu regieren." So urteilte mau in höfischen Kreisen Bayerns über das absolute Fürstentum des 17. und 18. Jahrhunderts. Man wird gemahnt an die überschwenglichen Worte, mit denen in Frankreich die Berechtigung des absoluten Königtums von den juristischen Hospnblizisten aus dem römischen Rechte, von den geistlichen aus der Bibel bewiesen wurde. Der Verherrlichung des absoluten Fürstentums diente die Prachtentfaltung des kurfürstlichen Hofes. Wie am französischen Hofe zu Versailles reihte sich in München und Nymphenburg, in Schleißheim und in den übrigen kurfürstlichen Schlössern Fest an Fest: Opern, Ballette, Schauspiele, Komödien, Schüserspiele, Wirtschaften, Maskenfeste, Feuerwerke, Tänze, Kopsrennen, Turniere, Hirschsaiste, Schweinehatzen, Wasserjagden, Wasserfahrten auf dem Starnberger See, „inter blanditias zephyrorum et nym^harum, inter fides et tubas et in cymbalis bene sonantibus“. Der Grundsatz „le roi s’amuse“ begann am bayerischen Hose heimisch zu werden. Allen voran die Kursürstin Adelheid, die an Vielseitigkeit alles überbot, jagte, tanzte, schauspielerte, musizierte, saug, dichtete, komponierte, malte und — wallfahrtete. x) Aus „Innere Regierung Bayerns nach dem Dreißigjährigen Kriege", Forschungen ^ur Geschichte Bayerns, Band Xii, S. 32. München 1904, R. Oldenbourg.

9. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 348

1906 - München : Oldenbourg
348 65. Eine geistliche Stadt. Bildern so ganz anders dreinschaut als sonst jene mittelalterlichen Städte, bei welchen die Festungstürme mit den Kirchtürmen wetteifern, ja sie an Masse überbieten, während Freisings unansehnliche Tor- und Mauertürmchen von der Schar großer und kleiner Kirchturmspitzen tief in Schatten gestellt sind. Schon von fernher verkündete sich dem Auge die geistliche Stadt. Die Säkularisation von 1803 trachtete bei Freising vor allen Dingen den Charakter der geistlichen Fürstenstadt zu verwischen; sie wandte darum ihren Zerstörungseifer besonders scharf gegen die beiden Berge Weihenstephan und den Domberg. Wer es nicht weiß, der sieht dem Berge des Hl. Stephan jetzt nicht entfernt mehr an, daß dort einmal zwei Klöster mit so vielen Kirchen und Kapellen gestanden haben; alle Bauwerke von irgend kirchlichem Charakter sind entweder abgebrochen oder umgebaut. Auch aus dem Domberge wurde beträchtlich aufgeräumt. Mau nannte ihn damals lieber den „Residenz-berg"; Dom klang zu dumpf und dunkel. Wo früher die Andreaskirche stand, wurde Wäsche getrocknet^, die Stätte der Peterskirche bezeichnete ein Kreuz, die Johannes- und Martinskirche wurden in Magazine verwandelt und auch der Abbruch der altehrwürdigen Domkirche war bereits beantragt wegen vorgeblicher Baufälligkeit. Den ersten Anstoß zu ihrer Rettung gab ein französischer Dragoneroberst, welcher im Jahre 1805 den längst geschlossenen Dom als den besten Platz erkannte um eine Kirchenparade zum Geburtsfeste des Kaisers Napoleon abzuhalten. Mit dem Verschwinden des Domes würde die Physiognomie von Freising ganz anders, das heißt höchst charakterlos geworden sein. Nicht dies aber ist zum Verwundern, daß so viel zerstört wurde auf dem Domberg, sondern daß man so viel übrig gelassen hat. Obgleich kein Bischof mehr da droben sitzt und keine Domherren, kein geistlicher Hofstaat und kein Einsiedler, obgleich längst schon Laien genug innerhalb der beiden Tore wohnen, so ist der Domberg doch auch heute noch ein geistlicher Berg. Er beherrscht nicht mehr die Stadt, aber auf seiner Höhe herrschen wenigstens sozial die Geistlichen und durch den Domberg behauptet Freising einen entschieden geistlichen Zug, wenn man es auch nicht mehr schlechthin eine geistliche Stadt nennen kann. Man darf auch noch von dem „gelehrten" Berge sprechen wegen der vielen geistlichen Lehranstalten (Lyzeum, Klerikalseminar, Knabenseminar, Gymnasium, Realschule, Schullehrerseminar), die auf seiner engen Fläche vereinigt liegen, gleichsam als die letzten Absenker der uralten Domschule. Ist er auch nicht mehr ein gelehrter Berg fürs römische Reich wie zu den Zeiten Ottos2), so ist er doch ein gelehrter Berg für Freising und Altbayern. *) Nunmehr steht ebenda der imposante Neubau des Klerikalseminars. *) Verfasser meint den Fürstbischof Otto I., den Oheim Kaiser Friedrichs I. Barbarossa, den berühmten Geschichtschreiber, der außer einer Chronik ein weiteres wichtiges Quellenwerk „Die Taten des Kaisers Friedrich" hinterlassen hat. Sein würdiges Denkmal von K. Zumbusch ziert seit 1855 den Domplatz.

10. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 515

1906 - München : Oldenbourg
107. Mit einem Königsherzen. 515 Art so seltene Trauerzugj) zwei Tage in feierlichem Schritte doch nur durch eine einzige kleine Stadt, durch zwei bescheidene Märkte, unbekannte Dörfer und zerstreute Weiler und gar lang oft nur auf einsamer, heißer Landstraße inmitten wogender Ährenfelder oder am fchattigen Saum eines rauschenden Forstes! Aber von einer viel wertvolleren Totenfeier, wie sie keine Residenz einem beweinten Monarchen würdiger bereiten kann, habe ich zu berichten — von der Totenfeier einer wahrhaft rührenden Liebe und Pietät für den königlichen Verklärten, die seinem gebrochenen Herzen auf allen Wegen dieser letzten Fahrt entgegenkam. Wie viele von den Hunderten, die in dichten, sinnenden Reihen am frühen Morgen des 11. Juli dem aus feiner Residenzstadt unter dem Trauerklang aller Glocken scheidenden Herzen ihres vielgeliebten Königs Max den letzten stummen Abschied sagten, überkam nicht eine eigene Wehmut, als der Trauerzug jene herrliche Straße hinunterfuhr, die Entstehen und Namen diesem nun längst erkalteten Herzen verdankt, an dessen stolzer Schönheit es so manches Jahr mit solcher Wärme gehangen, in der es so manche neue Zierde nimmer erleben durfte! — Wie vielen Hunderten sind nicht wie vor vier Monaten die Augen wieder naß geworden, als sich die Wagen über die neue Jsarbrücke bewegten und die nach langer, düsterer Regenzeit zum erstenmal wieder in der Morgensonne glänzenden, prächtigen Gasteigan lagen diesem für Naturschönheit so begeisterten Herzen ihres königlichen Schöpfers den letzten Abschiedsgruß herüberrauschten ! Und als dann die alte Leibgarde, die den ernsten Zug von der Königsburg durch alle die vollendeten Bauwerke des Höchstseligen bis zur Höhe des noch unfertigen Maximilianenms begleitet hatten, nun ebenfalls dem Herzen ihres einstigen Gebieters Lebewohl sagten und der uoch formlose Koloß wie em stummberedter Mahner an irdische Vergänglichkeit auf die Silberurne mit dem Herzen seines königlichen Bauherrn herniederschaute, der sich an seiner Vollendung nimmer erfreuen durfte: welchen denkenden Zuschauer hätte da nicht tiefer Lebensernst ergriffen! So fuhren die drei Wagen dann mit den funkelnden Kürassieren hinaus aus der stolzen, menschendnrchwogten Königsstadt durch die einsamen Gefilde der weiten Hochebene. Die vaterländische Alpenkette glänzte in durchsichtiger Blaue zu uns herüber und die Lerchen stiegen jubelnd in den sonnigen Himmel. Das Geläute der Dorfglocken nah und fern gab der ganzen Landschaft eine sonntägliche Stimmung. Und mitten in dieser blühenden, duftenden und klin- 1} Den Zug eröffneten zwei berittene Gendarmen, dann folgten ein vierspänniger hieraus em sechsspänniger Wagen mit den beiden K. Kämmerern Frhr. v. Redwitz und raf Arsch, endlich zwölf Kürassiere in Gala vor und zwölf hinter dem mit sechs Rappen bespannten letzten Wagen mit dem königlichen Herzen, das an der Seite Urne trug !0mmiffär§ ^ H°Mlsdechant Lehner in einer umflorten silbernen 33*
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