88 Die Verkehrswege der Gegenwart.
große Verdienste um Vereinfachung und Verbilligung des Telegraphenwesens hat sich
die deutsche Post- und Telegraphenverwaltuug unter ihrem ehemaligen Leiter, dem
Staatssekretär Dr. von Stephan, erworben.^) Ihm verdankt das Deutsche Reich auch
sein ausgedehntes unterirdisches Kabelnetz.
Mit den größten Schwierigkeiten hatte die unterseeische Telegraphie zu ringen.
Als ihr Geburtsjahr gilt das Jahr 1851, in welchem Dover und Calais unterseeisch ver-
Kunden wurden. Indes erst 1866 gelang es, Europa und Amerika dauernd durch eine
Kabelleitung zu verknüpfen. Seitdem folgten sich ueue Unternehmungen in großem Stil
rasch nacheinander und wurden auch glücklich zu Ende geführt. Gegenwärtig betrügt die
Gesamtlänge aller Kabellinien über 475000 km; hiervon sind indes nur 80000 km, also
rund Vg, in staatlichem Besitz; sämtliche übrigen Linien, darunter mit zwei Ausnahmen
alle großen Weltverkehrslinien, gehören Privatgesellschaften; die meisten von ihnen
haben ihren Sitz in London. Da nun die englische Regierung auf diese Gesellschaften
sich einen maßgebenden Einfluß gesichert hat, so ist der größte Teil des Weltkabel-
netzes (rund 60 °/0 aller Seekabel) von England abhängig. In neuester Zeit macht
sich daher in verschiedenen Staaten ein starkes Streben nach Schaffung eigener
Kabellinien geltend. So hat' sich auch das Deutsche Reich bereits zwei direkte Ver-
bindungen nach den Vereinigten Staaten und eine solche nach Südamerika gesichert.
Die Gesamtlänge der deutschen Kabel beträgt gegenwärtig 40000 km = 8% (1870 erst
über 1000 km). Der Gesamtwert des unterseeischen Weltkabelnetzes beläuft sich aus
rund 1 Milliarde M.
Verbreitung. Aus dem beigegebenen Kärtchen erhellt, daß der Tele-
graph nunmehr alle Erdteile und alle Meere durchzieht, die elektrische
Umgürtung der Erde somit zum Abschluß gebracht ist.^)
Die größte Zahl unterseeischer Verbindungen besteht zwischen Europa
und Amerika: 15 zwischen Europa und Nordamerika (9 von Irland, 2 von England,
2 von Frankreich und 2 von Deutschland; letztere gehen von Emden aus und laufen
über die Azoren nach New ?)ork) und 3 zwischen Europa und Südamerika. Im
ganzen sind also gegenwärtig zwischen Europa und Amerika 18 unterseeische Linien
in Betrieb.
Die deutschen Besitzungen in Afrika sind ebenfalls alle an das Welt-
telegraphennetz angeschlossen, desgleichen die Karolinen.
Funkentelegraphie. Ein gefährlicher Mitbewerber droht dein Telegraphen
außer im Telephon auch in der drahtlosen Telegraphie. Ihre Haupterfolge
hat die Funkentelegraphie bisher im Verkehr zwischen Schiffen auf hoher See bzw.
zwischen fahrenden Schiffen und Landstationen erzielt. Die Groß-Station bei Nauen
') Noch 1849 kostete ein einfaches Telegramm (20 Wörter) von Berlin nach Aachen über
15 M. (heute 1 M.) und eine in Berlin nach 9 Uhr abends nach dem gleichen Orte aufgegebene
Depesche von 50 Wörtern, die heute für 2,50 M. befördert wird, 55,10 M. Eine außerordent-
liche Ermäßigung der Tarife trat im Lauf der Jahre für die Kabeltelegramme ein. Für ein
transatlantisches Kabeltelegramm bis zu 20 Worten waren bis 1867 400 M. zu entrichten.
Heute bewegt sich die Worttaxe für eine Depesche nach den Vereinigten Staaten von Amerika
um 1 M.
*) Ein von dem Präsidenten der Union Roosevelt am 4. Juli 1903 in Oysterbai bei
New ^ork an den Präsidenten der Pazifikkabelgesellschaft, Mackay, der sich mit Roosevelt
in demselben Räume befand, aufgegebenes Telegramm legte den Weg um die ganze Erde in
10 Minuten zurück. Das Danktelegramm Mackays an den Präsidenten Roosevelt traf schon
nach 9'/, Minuten ein.
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Extrahierte Personennamen: Stephan Mackay Roosevelt Danktelegramm_Mackays Roosevelt
Extrahierte Ortsnamen: Dover Europa Amerika London Weltkabel- England Europa Amerika Europa Nordamerika Irland England Frankreich Deutschland Europa Südamerika Europa Amerika Afrika Nauen Berlin Aachen Berlin Amerika Oysterbai
4 Amerika.
tariofee Toronto, 210000 Einw. Kanada führt beträchtliche Mengen von Weizen,
Obst, Fleisch, Käse, Pelzwaren und namentlich auch von Holz aus.
Ferner gehören zu Britisch-Nordamerika die beiden zusammenhängenden Halb-
inseln Neubraunschweig und Neuschottland mit dem eisfreien Kriegshafen Halifax,
und die Jnfel Neufundland. Auf der großen Bank im So. der Jnfel ist der er-
giebigste Stockfischfang.
3. Die Kordilleren beginnen in der Halbinsel Alaska und ziehen längs der
reichgegliederten und von warmen Meeresströmungen bespülten Fjordküste hin.
In der Küstenkette an der Grenze von Alaska liegt der Eliasberg und diesem
benachbart der Mac Kinley (finle), 6200 m, der höchste Berg Nordamerikas.
Das Gebirgsland bildet die Provinz Britisch-Columbia. Ihr Hauptreichtum be-
steht in Mineralschätzen (am Fraserfluß Gold) und Wäldern.
Die Bewohner von Britisch-Nordamerika sind vorzugsweise englischer
Abkunft und protestantischer Religion; doch ist auch das katholische fran-
zösische Element, besonders um Quebec, stark vertreten. —An Indianern zählt
man über 90000. Ihre wichtigsten Körpermerkmale sind: kupferrote Haut-
färbe, schlichtes, grobes, schwarzes Haar, wenig Bart, untersetzte Statur,
niedrige Stirn, stark hervortretende Backenknochen und breite Lippen.
Verkehr. Sehr viel ist in neuester Zeit in Britisch-Nordamerika für Verkehrs-
mittel geschehen. So besteht vom Unterlaufe des Lorenzstromes bis zum Westende
des Oberen Sees eine ununterbrochene, über 3000 km lange Schiffahrtslinie.
Die Kanadische Pazifikbahn zieht von Quebec bis Vanconver am Stillen
Ozean in einer Länge von 4460 km; sie bildet in Verbindung mit den entsprechenden
Dampserlinien die kürzeste Strecke von England nach Japan, China und Australien.
Englisch sind auch die Bermuda-Inseln, ganz einsam gelegene Korallenbauten
zwischen dem Britischen Nordamerika und Westindien.
Alaska, am Beringsmeer gelegen, mit Fisch- und Pelztierfang, Holzhandel und
Goldgräberei, gehört zu den Vereinigten Staaten von Amerika. Gold wird
besonders an der britischen Grenze und beim Kap Nome (nöm) unweit der Berings-
straße gefunden.
Ü 3 1? 5»
Atlant.
6ooo^ ^ ^ Qr.becker^ Colorado- £ Mississinpi-Tie Hand. 5 Küstenebene
4000 S\ 1300 .B.2ioo/-Nc3 ' ' •"=
Profil durch Nordamerika von W. n. O.
M. d. L. 1 : 40000000. M. d. H. 1 : 800000 (50 fache Überhöhung).
Die Vereinigten Staaten von Amerika (Union).
Größe. Die Vereinigten Staaten umfassen das ganze Gebiet zwischen
Britisch-Nordamerika und dem Gols von Mexiko und zwischen dem Stillen und
dem Atlantischen Ozean; es gehören somit zu ihnen die Atlantische Küftenebene,
die Alleghanies, das ganze Mississippibecken und ein großer Teil der Kordilleren.
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TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße]]
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Extrahierte Ortsnamen: Amerika Toronto Kanada Alaska Alaska Eliasberg Berg_Nordamerikas Quebec Britisch-Nordamerika Lorenzstromes Quebec Stillen
Ozean England Japan China Australien Britischen_Nordamerika Westindien Alaska Amerika Nordamerika Gols Mexiko Atlantischen_Ozean
Die deutschen Besitzungen in der Südsee. 93
Die Säugetiere: Pferde, Rinder und Schweine wurden erst von den Europäern
auf die Inseln gebracht.
Bewohner. In der einheimischen Bevölkerung lassen sich 3 Gruppen
unterscheiden:
1. die dunkelfarbigen, kraushaarigen Melanesier oder Papua,
2. die Heller gefärbten Polynesier Malaien) und
3. die Mikronesier, eine Mischrasse von beiden.
1. Deutsch-Mkronesien.
1. Die Marianen haben vulkanische Natur, tätige Feuerberge, heiße Quellen
und meist schwer zugängliche Küsten. — Die größte von ihnen, Guam, gehört
der Union. — Sitz der deutschen Verwaltung ist Saipan mit gutem Hasen.
2. Die Karolinen nebst der Palaugruppe sind kleine, niedrige Flachinseln
und vielfach echte Atolle (Koralleninseln) mit sturmsichern Ankerplätzen. Vulkani-
schen Ursprung haben die beiden wichtigsten Inseln: Jap und Pönape.
3. Die Marshall-Jnseln, ebenfalls Koralleninseln, zählen zu den dichtest-
bevölkerten Inseln der Südsee. Zur Ausfuhr gelangt eine beträchtliche Menge
von Kopra. Sitz des Landeshauptmanns ist Jaluit (schalüt) mit einem treff-
lichen Hasen; nach ihm ist die Jaluit-Gesellschast benannt, deren Sitz
Hamburg ist und die auf den Marshall-Jnseln und den Marianen den ganzen
Handel beherrscht. Die Insel Nauru liefert eine reiche Ausbeute von Phos-
phaten, desgleichen die oben erwähnten Palau-Jnseln.
Ganz Deutsch-Mikronesien hat 2500 qkm (— Sachsen - Meiningen)
und 60000 Entw., darunter gegen 400 Weiße.
2. Deutsch-Melanesien.
Größe und Bedeutung. Das Gebiet stellt den Kern der deutschen
Südsee-Kolonien dar und umfaßt 240000 qkm. mit 420000 Einw.
Natur. Die Inseln sind gebirgig, meist vulkanisch und mit dichtem Urwald
bedeckt. Überall gedeihen die tropischen Nutzpflanzen, besonders die Kokospalme
und der Brotfruchtbaum. Zahlreich und eigenartig entwickelt erscheint die Vogel-
Welt, von der hier Kasuar, Nashornvogel und Paradiesvogel ihre Heimat haben.
Melanesiens Natur bekundet nähere Verwandtschaft mit dem Sunda-Archipel als
mit dem Austral-Kontinent.
Bevölkerung. Die Eingebornen, Papua, haben eine schwarze Hautfarbe,
wohnen in Pfahlbauten und treiben Fischfang. Als kühne Seefahrer durchschwärmten
sie weite Gebiete der Südsee. Da ihnen die Natur alles freiwillig für ihre beschei-
denen Lebensansprüche darbietet, lassen sie sich nicht leicht zu geregelter Plantagen-
arbeit herbei und sind im allgemeinen dem Weißen nicht wohlgesinnt. Die Arbeiter
müssen meist aus dem Sundagebiet oder aus China eingeführt werden, was die
Produktion verteuert.
Kaiser Wilhelms-Land (182 000 qkm, 110 000 Einw., halb so groß wie
das Königreich Preußen). Das Innere ist ein schönes, waldgeschmücktes Gebirgs-
land, von dem einzelne zeitweilig beschneite Gipfel bis zu 5000 m emporsteigen
Fischer-Geistbeck-Bappert, Erdk. f. Lehrerbildungsanstalten. Iii. 7
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Extrahierte Personennamen: Kopra Melanesiens
Extrahierte Ortsnamen: Papua Guam Saipan Hamburg Nauru Sachsen Meiningen Papua China
Afrika.
67
Ganz besonders hat das deutsche Schiffahrtswesen in Asien große
Erfolge errungen. Die Hamburg-Amerika-Linie und der Norddeutsche Lloyd haben
infolge ihrer vortrefflichen Dampfer einen großen Teil des Verkehrs nach Ostasien
an sich gerissen. Ebenso liegt die ostasiatische Küstenschiffahrt vorherrschend in ihren
Händen, und auch auf dem Jangtsekiang weht bis tief ins Innere die deutsche Flagge.
Rühmlich ist ferner der Anteil der Deutschen an der M i s s i o n s a r b e i t,
besonders in Japan, China und Indien; Deutsche haben sich auch vielfach bei der
geographischen Durchforschung des Erdteils ausgezeichnet.
Betreffs der Zahl der in Asien lebenden Deutschen fehlen sichere Anhalts-
punkte. Die Schätzungen schwanken zwischen 40 000 und 100 000. Palästina, in
dem das Deutsche die am meisten gesprochene Fremdsprache ist, gehören an die
sog. Templerkolonien mit 1500 Seelen Z. In Kleinasien mehrt sich die Zahl der
Deutschen infolge des Baus der Bahnen. An 9000 Schwabens sitzen in Trans-
kaukasien. In Vorderindien sind die deutschen Kolonien von Bombay und Kal
kutta (mit je 200 Seelen) die bedeutendsten. Angesehene deutsche Kolonien be-
finden sich ferner in Bangkok und Manila. Zahlreich sind deutsche Handelshäuser
auch in Niederländisch-Ostindien; namentlich haben die Deutschen an dem gewinn-
bringenden Tabakbau in Ostsumatra großen Anteil. Die Zahl der Deutschen in
Japan beträgt 800 und bleibt unter den Europäern nur hinter jener der Eng-
länder zurück. In den Vertragshäfen von China leben über 4000 Deutsche, im eng-
lischen Hongkong 400. In Bezug auf die Zahl der Firmen folgt Deutschland in China
unmittelbar auf England; die Deutschen find dort in weit höherem Maße als die
Angehörigen anderer Nationen im Großhandel tätig, daher auch ihre hohe gesell-
schaftliche Stellung. In Schanghai und Kiautschou befinden sich bereits deutsche
Hochschulen für Chinesen, die für das Ansehn der deutschen Kultur von größter
Wichtigkeit sind.
Afrika (Iii, 56—84).
30 Mill. qkm, 140 Mill. Einw.
Geologische Beschaffenheit. Afrika, der drittgrößte der Erdteile, bildet mit dem
Doppelkontinent Europa-Asien die Alte Welt. Erst durch Meereseinbrüche der
Tertiärzeit, in der das Mittelländische und das Rote Meer entstanden, ward die
ehemalige Verbindung der drei Erdteile im N. und O. Afrikas aufgehoben. Sie
wird aber noch heute durch den Verlaus der Küste, besonders längs des ganzen
Roten Meers, die Übereinstimmung im Gebirgsbau — der Atlas ist das Zwischen-
glied zwischen den Falten der Sierra Nevada Spaniens und des Apennin, und
Arabien teilt ganz die Natur der Sahara — und die Gleichartigkeit der afrikanischen
Pflanzen- und Tierwelt mit jener von Europa-Asien bestätigt.
____Abgesehen vom Faltengebiet des Atlas ist ganz Afrika ähnlich wie Rußland,
Sibirien und Australien ein seit den ältesten Zeiten der Erdgeschichte unbewegt ge-
bliebenes Tafelland, in dem erst gewaltige Verwerfungen, Erosion und Ver-
witterung sowie die Ergüsse vulkanischer Massen, wie sie Abessinien, den Kili-
0 Sie sind infolge der Auswanderung der württembergischen religiösen Bereinigung der
Templergesellschaft entstanden.
2) Auch sie hat das Sektierertum zur Auswanderung veranlaßt.
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TM Hauptwörter (200): [T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr]]
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Asien Ostasien Japan China Indien Asien Kleinasien Bombay Bangkok Manila Niederländisch-Ostindien Ostsumatra Japan China Hongkong Deutschland China England Schanghai Afrika Afrika Nevada_Spaniens Afrika Sibirien Australien
Die Gesteinshülle.
23
lieferten die Flüsse wie bei der Po-Ebene und der Gangesniederung oder die Winde
wie bei den chinesischen Lößebenen. Flachböden wurden außerdem erzeugt durch
völlige oder nahezu völlige Abtragung ehemaliger Gebirge; Beispiele hierfür sind
das Rheinische Schiefergebirge, in das erst wieder die Erosion der Flüsse Täler ein-
geschnitten hat, Finnland, Südschweden, Kanada. Nur der Faltenbau der Gesteins-
schichten verrät hier den einstigen Gebirgscharakter. In solchen Fällen spricht
man von A b r a s i o n s - oder Denudationsflächen.
2. Die Gebirge sind nach ihrer Höhe Mittelgebirge bis zu 2000 m
oder Hochgebirge über 2000 m.
Ihrer Entstehung nach sind die Gebirge: a) Faltungsgebirge
(siehe S. 10). b) Horstgebirge (siehe S. 10). e) Vulkanische Ge-
birge (siehe S. 12) oder ä) Erosionsgebirge; diese hatten ursprünglich
den Charakter von Hochflächen und sind erst durch Erosionswirkungen zu Ge-
birgen geworden, so z. B. die Sächsische Schweiz, das Rheinische Schiefergebirge.
3. Über Talformen und Talbildung vgl. I. S. 16 und Iv S. 20.
Die wagerechte Gliederung des Landes.
Unter wagerechter (horizontaler) Gliederung eines Erdteils versteht man das
Verhältnis seiner Halbinsel- und Jnselflächen zu seiner Rumpffläche. In dieser
Hinsicht sind die nordäquatorialen Erdteile den südäquatorialen weit überlegen;
erstere zeigen eine viel stärkere Gliederung als letztere.
Die Inseln. Viele Inseln und Inselgruppen liegen ganz in der Nähe der Kon-
tinente und teilen mit diesen die Gesteins- und Bodenbeschaffenheit, die Pflanzen-,
Tier- und Menschenwelt, so die Britischen Inseln, die holländischen und deutschen
Jnselreihen, der dänische Archipel, Sizilien, der griechische Archipel, die Sunda-
Jnseln, der Australische Jnselgürtel u. a. Diese Inseln erweisen sich als abgesprengte
Festlandsteile, und man bezeichnet sie als K ü st e n - oder Kontinental-Jn-
s e l n. Sie verdanken ihre Entstehung zumeist einer Verwerfung oder einer Senkung
des Bodens.
Andere Eilande, meist von viel geringerem Umfang als die eben erwähnten
und von völlig anderem Aussehen, erfüllen bald in langgezogenen Reihen bald
in ganzen Schwärmen, selten nur vereinzelt, die weiten Wasserflächen der
Ozeane; man nennt sie daher ozeanische Inseln. Die einen davon sind
vulkanischen Ursprungs, ragen als hohe Kegelberge über den Spiegel
des Meeres empor und tragen mitunter noch tätige Feuerberge wie die Insel Island
mit dem Hekla, 1550 m, die Liparischen Inseln mit dem Stromboli, der ostasiatische
Jnselsaum, die^Hawaii-Jnseln mit dem über 4000 m hohen Mauna-Loa, Tenerifa,
endlich viele der Westindischen Inseln. Vom deutschen Jnselbesitz in der Südsee
sind vulkanischen Ursprungs die beiden Samoa-Inseln Savaii und Upolu, die
Marianen und von den Karolinen die beiden wichtigsten: Jap und Ponape. Die
andere Gruppe der ozeanischen Inseln ist völlig flach, es sind die Korallen-
inseln. Zu diesen zählen aus dem deutschen Südseebesitz: die Karolinen nebst
den Palau-Jnseln mit Ausnahme der schon genannten Eilande und die Marshall-
Jnseln, von denen die wichtigste Jaluit ist.
Da die Korallentiere nur bei einer Temperatur von 20° C leben können, reichen ihre
Daseinsbedingungen nur bis etwa 40 m Meerestiefe. Tatsächlich senken sich aber die
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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Extrahierte Personennamen: Savaii
Extrahierte Ortsnamen: Rheinische_Schiefergebirge Finnland Kanada Sizilien Island
92 Das Mittelalter.
sie massenhaft der ungewohnten Mhe erlagen. Der menschenfreundliche Priester Las Tasas riet deshalb, fr jene Arbeiten die krftigeren afrika-nischen Heger zu verwenden. Doch nun entstand ein schndlicher Handel mit Negersklaven, der bis in das 19. Jahrhundert betrieben wurde.
5urop? 6uch fr (Europa hatten die Entdeckungen wichtige Folgen. Die massenhafte Einfhrung von Gold und Silber bewirkte eine Preissteigerung aller Gebrauchsgegenstnde. Die Kolonialwaren, wie Zucker, Kaffee, Tee, Tabak, fhrten eine Vernderung der Lebensweise herbei. Der Handelsverkehr steigerte sich gewaltig. Durch seine vllig vernderte Richtung verloren aber die Städte Italiens und Deutschlands sehr an Bedeutung. Dagegen blhten die unmittelbar am Atlantischen Gzean gelegenen Staaten empor, zunchst Portugal und Spanien; die portugiesische Hauptstadt Lissabon wurde der Mittelpunkt des Welthandels.
Versicherung Die lv i s s e n s ch a f t e n, vor allen die Erdkunde und die Naturwissen-wissen- schaften, wurden durch die Entdeckungsfahrten bereichert und berichtigt, schatten per abgereiste Geograph Martin Behaim aus Nrnberg fertigte den ersten Erdglobus an.
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Extrahierte Personennamen: Heger Martin_Behaim
Extrahierte Ortsnamen: Europa Italiens Deutschlands Atlantischen_Gzean Portugal Spanien Lissabon Nrnberg
128 Die Vorboten der Neuzeit.
Bei der Eifersucht der Spanier und Portugiesen gelang es den brigen westeuropischen Vlkern erst spter, an den berseeischen Unternehmungen Anteil zu erhalten. So fuhren die Hollnder, als ihnen nach ihrem Abfall von Spanien die fpanisch-portugiesischen Hfen (vgl. S. 126), besonders Lissabon 1580 verschlossen blieben, selbst nach O st i n d i e n, legten dort Sttzpunkte fr den Handel an und gewannen u. a. die wertvollen Snndainseln; selbst in West-indien faten sie festen Fu. Die Franzosen besiedelten die Gebiete am Lorenz-1600 strm (Kanada) und am Mississippi (L o u i s i a n a). Die Englnder ent-deckten schon gegen Ende des 15. Jahrhunderts^) durch die beiden C a b o t (Vater und Sohn) die Ostkste Nordamerikas, kolonisierten das Kstenland und dehnten ihre Besitzungen auf Kosten der franzsischen aus. Seit 1600 setzten sie sich in O st i n d i e n fest.
Die Deutschen suchten sich an den Entdeckungen und deren Nutzbarmachung ebenfalls zu beteiligen. Auer dem Nrnberger Forscher Behaim (S. 125) ist u. a. noch der Augsburger Handelsherr Bartholomus Welser zu nennen, 1531 der von Kaiser Karl V. Venezuela erwerben wollte. Aber der Mangel einer krftigen Reichsgewalt und einer Reichskriegsflotte machte eine nationale Handels- und Kolonialpolitik damals unmglich.
3. Die Folgen der Entdeckungen. Die berseeischen Entdeckungen waren nicht blo fr das Schicksal der entdeckten Lnder von hchster Be-beutung sondern bten auch eine tiefgehende Rckwirkung auf das Wirtschaft-liche, politische und geistige Leben der europischen Menschheit.
a) Wirtschaftliche Folgen. Die neuen Gebiete lieferten neue Produkte, die als Nahrnngs- und Genumittel oder als Rohstoffe (fr die Industrie) wichtig wurden, z. B. Kartoffel, Mais, Kakao, Tabak, Baumwolle usw. Bekannte Natur-erzeugnisse, wie Zucker, Kaffee, Getreide u. dgl., wurden zunchst nach den neuen Lndern verpflanzt, dann dort im berflu gewonnen und wohlfeil wieder nach Europa eingefhrt. Auch gewisse Nutztiere werden in den Kolonien Massen-Haft gezchtet oder erlegt (Pferde, Rinder, Pelztiere). Auerdem entwickelten sich die neuen Lnder mit ihrer Bevlkerung zu bereitwilligen Abnehmern euro-pischer Jndustrieerzeugnisse. Dies bewirkte in Europa einen Aufschwung der Industrie und eine Ausdehnung des Handels. Femer strmten groe Mengen von Edelmetallen nach Europa und forderten hier den Umlauf des Bar-gelbes sowie die berhandnhme der Geldwirtschaft, veranlaten aber auch ein Sinken des Geldwertes und des Zinsfues, eine Erhhung der Warenpreise, ein Steigen der Arbeitslhne u. dgl. Seitdem ist nicht mehr das Mittelmeer, sondern der Atlantische Ozean der Schauplatz des Welthandels.
d) Politische Folgen. Die italienischen Handelsstdte und mit ihnen die deutschen, die jetzt abseits von den groen Verkehrslinien lagen, gingen zurck; damit trat auch eine Verschiebung des politischen Schwerpunktes ein und zwar von Italien und Deutschland westwrts zunchst nach Spanien und Portugal, bald aber nach Frankreich, Holland und England. Da der Anteil an der Eroberung der Erde fortan fr die Weltstellung der Nationen von entscheidender Bedeutung ist, zeigt sich mehr als je ein Streben nach Seemacht und Kolonial-
x) Die Bemhungen hollndischer und namentlich englischer Seefahrer (Cabot Hudson, Baffin u. a.), die nordwestliche" oder nordstliche Durchfahrt^, d. h. einen nrdlichen Weg nach Ostasien und zu den Gewrzlndern, zu finden, fhrten zwar zu keinem unmittelbaren Erfolg, bereicherten jedoch die geographische Wissenschaft.
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TM Hauptwörter (200): [T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr]]
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Kanada Mississippi Nordamerikas Europa Europa Europa Italien Deutschland Spanien Portugal Frankreich Holland England Ostasien