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bedeutendste Fluß der Provinz; sie durchzieht aber nur auf eine kurze
Strecke den nordöstlichen Theil in der Richtung von Süden nach Norden.
Folgende Nebenflüsse des Rheines haben ihre Quelle in der Pro-
vinz: die Lahn, die Sieg, die Ruhr und die Lippe. Außerdem
entspringt noch in der Provinz die Ems, welche den nördlichen Theil
des Regierungsbezirks Münster von Südosten nach Nordwesten durchfließt.
Wegen des felsigen Bodens in den Gebirgsgegenden und
wegen des vielen Sandes, der Heiden und Moräste in den Ebenen
ist die Fruchtbarkeit Westphalens sehr verschieden. Aber wenn auch
nicht überall so sehr fruchtbares Kornfeld angetroffen wird, wie in
der Gegend von Münster und Paderborn, am Hellweg und in der
soester (spr. sohster) Börde, so fehlt es im Ganzen doch nicht an
den gewöhnlichen Erzeugnissen des Ackerbaues, und die fleißigen und
genügsamen Bewohner Westphalens befinden sich bei ihrem schwarzen
Brod, Pumpernickel genannt, gesund und zufrieden. In der Gegend
von Bielefeld wird viel Flachs gezogen und verarbeitet, und biele-
felder Leinwand ist weit und breit bekannt und beliebt. In andern
Gegenden lebt der Landmann mehr von der Viehzucht, und von dm
zahlreich gezogenen Schweinen kommen die berühmten westphälischen
Schinken. Der südliche Theil der Provinz ist der Distrikt der
Fabriken, besonders in Metallwaaren. Da giebt es Thäler, in
denen sich Eisenhämmer, Schleifmühlen und andere derartige Ge-
bäude Meilen lang hinziehen. Denn das Mineralreich liefert Eisen,
Blei, Kupfer, Galmei, Kalk.und andere Steinarten, Stein-
kohlen in großer Menge, Torf und Salz. — Auch an mineralischen
Heilquellen — deren Wasser in gar vielen Krankheiten zum Trinken
und Baden benützt wird — fehlt es in Westphalen nicht. Die Bäder
zu Driburg und Lippspring waren schon in frühern Zeiten bekannt.
In der neuern Zeit aber ist das Bad Oeynhausen bei Rehme im
Regierungsbezirk Minden berühmt geworden. Bemerkenswerth sind die
Bohrversuche, welche hier angestellt worden find, um Steinsalz
aufzufinden. Bis zu einer Tiefe von 694™ ist man mit dem
Erdbohrer in die Erde eingedrungen. Steinsalz hat man zwar
nicht gefunden, aber die Mühe ist doch nicht unbelohnt geblieben; denn
aus dem Bohrloch sprudell eine warme Salzquelle hervor, deren
Heilkraft die Veranlassung wurde, dort im Jahre 1845 eine Bade-
anstalt zu errichten, welche immer mehr von Kranken besucht wird. —
In der Nähe des Bades Oeynhausen liegt die Saline Neusalz-
werk. Das bedeutendste Salzwerk Westphalens aber ist die Saline
Königsborn bei Unna; sie lieferte im Jahre 1854 über 6000 Lasten
Salz (1 Last sind 4000 Pfd.).
Münster, mit 25,000 Einwohnern — die größte Stadt West-
phalens — ist die Hauptstadt der Verwaltung, der Sitz des
Oberpräsidenten, eines katholischen Bischofs und eines evange-
lischen Konsistoriums. Zu den vielen Merkwürdigkeiten dieser Stadt
gehört der Saal auf dem Rathhause, worin im Jahre 1648 der jam-
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
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- 79 -
Nördlich von Metz liegt an der Mosel die Festung Diedenhofen*),
mit 7000 Einwohnern und bedeutenden Brauereien und Gerbereien.
Unter den übrigen Städten Lothringens sind die bedeutendsten: Saar-
gemünd, mit 7000 Einwohnern — Forbach, mit 5000 Einwohnern
— Salzburg, mit ergiebigen Salzquellen, Gyps- und Steinbrüchen —
und die Festungen Pfalzburg und Bitsch.
Von den Bewohnern des Reichslandes bekennen sich etwa Vs zur
katholischen, V4 zur evangelischen und 50,000 zur jüdischen
Religion.
Seit 1552 hatten die Franzosen im Laufe zweier Jahrhunderte
Elsaß und Lothringen, — nicht auf einmal, sondern ein Stück nach
dem andern —, vom deutschen Reichsverb ande losgerissen und mit
Frankreich vereinigt. Aber in dem siegreichen Kriege 1870—71 sind
dieselben von den Deutschen zurückerobert und durch ein Reichsgesetz
für immer wieder mit dem deutschen Reiche vereinigt worden.
Troß all der Mittel, welche die französische Regierung angewendet
hatte, die Bewohner von Elsaß-Lothringen zu französiren, haben
das deutsche Haus und das deutsche Gemüth sich deutsche
Sprache und deutsche Sitte zum größten Theile erhalten und werden
im Bunde mit deutscher Schulbildung wieder beleben, was wäh-
rend einer jahrhundertlangen Entfremdung vom Mutterlande zu ver-
kümmern versucht worden ist: Liebe zum gemeinsamen deutschen
Vaterlande.
61. Meister Erwins Heerschar
Zur mitternächtigen Stunde
Da regt sich's zu Straßburg im Dom;
Es ftetgert die Bauherrn zur Zinne
Und schauen hinüber zum Strom.
Und unter ihnen der Meister
Ruft weit in das Land hinein:
„Wann kommen die Deutschen wieder,
Du alter Vater Rhein?
Wann hallt in den Gassen d'runten
Der Deutschen Rosse Huf?
Wann ragt in Deutschland wieder
Das Bauwerk, das ich schuf?
Wann werden die Retter kommen,
Daß endlich der Bann zerreißt,
Daß frei von den welschen Banden
Sproßt wieder der deutsche Geist?"
Er rief es seit langen Jahren,
Er ries es in jeder Nacht;
Doch die Wellen zogen vorüber,
Sie hatten sein mcht Acht.
Sie zogen seit langen Jahren
An Straßburg's Wällen vorbei;
Doch die Deutsch en schliefen u. z ankten, —
Und Straßburg ward nicht freit
Zur mitternächtigen Stunde
Ruft wieder der Meister einmal,
Er ruft es mit lauter Stimme
Hinauf und hinab durch's Thal.
Und horch, es regt sich und flüstert.
Und bebt durch das weite Land,
Herab von Helvetien's Bergen
Bis zum fernen Meeresstrand.
Da tönt es wie freudiges Rufen
Heraus aus dem wogenden Strom,
Und über die Wälle und Zinnen
Erklingt es hinaus zum Dom:
„Sie kommen, alter Geselle!
Es werden die Deutschen wach;
Sie kommen aus allen Gauen,
Zu sühnen die alte Schmach!
*) Von den Franzosen Thionville, sprich: Thiongwil, genannt.
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Extrahierte Personennamen: Metz
Extrahierte Ortsnamen: Lothringens Forbach Salzburg Lothringen Frankreich Rhein Deutschland
43
Branntweinbrenner, Bierbrauer, Zuckersieder, Eisengie-
ßer, Glasblaser, Papiermacher und Gerber — die Weber
und anderen Arbeiter in Leinen-, Tuch-, Seiden- und Baum-
wollenzeug- oder in Kattunfabriken; endlich die Künstler,
nämlich: Gold- und Silberarbeiter, Metallgießer, Maler,
Zeichner, Kupferstecher, Lithographen, Bildhauer, Bau-
meister, Maschinenbauer u. s. w. Sie alle heißen Gewerb-
treibende, und diejenigen Produkte, die sie durch ihre Arbeiten her-
vorbringen, sind Kunsterzeugnisse oder Kunstprodukte. — Mit
dem Verkaufe der Natur- und Kunstprodukte aber beschäftigen sich die
Kauf- und Handelsleute, welche auch zu den Gewerbtreiben-
den gehören. — Während also die Einen in Feld, Flur und Wald,
im Wasser oder gar im Schooße der Erde thätig sind, die Naturpro-
dukte zu gewinnen — und während die Andern in ihren Werk-
oder Fabrikstätten beschäftigt sind, diese Produkte durch den Fleiß und
die Kunst ihrer Hand zu verarbeiten, sind die Kauft und Handels-
leute rastlos bemüht, mit den gefertigten Waaren Handel zu treiben
und sie zu diesem Zwecke von einem Orte zum andern zu schaffen.
Dieses geschieht zu Wasser durch die Schifffahrt und zu Lande
auf Landstraßen und Eisenbahnen. Die Wasser- und Land-
straßen, so wie die Eisenbahnen verbinden die entferntesten Theile des
Staates mit einander, und die an den Ufern und Mündungen der
Flüsse oder an den Landstraßen und Eisenbahnen gelegenen großen
Städte treiben gewöhnlich bedeutenden Handel. Die Haupthandelsplätze
des Staates sind: Köln, Elberfeld, Aachen, Frankfurt a. M.,
Hannover, Emden, Altona, Magdeburg, Berlin, Frankfurt
a. d. O., Breslau, Stettin, Danzig und Königsberg. Im
Handel wird überall im Staate nach Thalern, Silbergröschen
und Pfenningen gerechnet, und außer dem Gelde in Kupfer und
Silber ist auch Gold (Friedrichsd'or) und viel Papiergeld in
Umlauf. Das letztere nutzt sich zwar leicht ab, kann aber von Reisenden
leicht fortgebracht werden und ist für Kaufleute ein bequemes Zahlungs-
mittel, da ein kleines Papier von 1, 5, 50, ja 100 Thalern leicht
in einem Briefe weiter geschickt werden kann. Denn ein wichtiges Be-
förderungsmittel für Handel und Verkehr sind noch die Postwagen,
welche nach allen Richtungen hin mit Geldsendungen, Briefen, Palleten
und Reisenden das Land durcheilen. — Ja, überall ist reges Leben,
überall ist man bemüht, durch Arbeit, durch Gewerbe und Han-
del das nöthige Geld zu verdienen zur Beschaffung von Nahrung,
Kleidung und Wohnung. Der Nähr stand ist es also, der ganz
besonders für die leiblichen Bedürfnisse des Menschen sorgt.
Aber der Mensch hat nicht allein leibliche, er hat auch geistige
Bedürfnisse; die Kräfte seines Geistes sollen in seiner Jugend geweckt,
geübt und ausgebildet werden, und diejenigen Personen, welche für
die Ausbildung der Geisteskräfte der Jugend im Staate sorgen,
bilden den
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer]]
295
fett Zitronen, Orangen, (Pomeranzen), Mandeln, Kastanien,
Feigen, Oliven und noch viele andere Früchte und Kräuter in Hülle
und Fülle; besonders gedeiht aber hier guter, feuriger Wein, mit
welchem auch die mittlern Provinzen überreichlich gesegnet sind. Und
wo in Frankreich die Trauben spendende Rebe nicht fortkommen will,
da macht man Obstwein, wie z. B. in der Normandie; denn der
lebenslustige, fast etwas leichtfertige Franzose hält es mit dem Sprüch-
lein: „Der Wein erfreut des Menschen Herz." Deshalb wird in
Frankreich auch nur wenig Mer gebraut. Doch trinkt der Franzose
den Wein nur höchst selten ganz rein. In der Regel mischt er ihn
im Glase zur Hälfte mit Wasser. — Wo das Land des Anbaues fähig
ist, blühen Ackerbau und Viehzucht. Namentlich herrscht aber in
den vielen und mitunter sehr großen Fabriken sehr reges Leben und
eine seltene, musterhafte Thätigkeit; denn die Franzosen sind ein
fleißiges, erstnderisches und betriebsames Volk. Die schönen, geschmack-
vollen Seidenzeuge, die buntfarbigen, prächtigen seidenen Tücher
und Bänder, die ihr in den Gewölben unserer Kaufleute erblickt,
werden größtentheils in Frankreich gewebt. Wegen ihrer feurigen Farben,
ihrer Festigkeit und Reinheit, zieht man sie den deutschen und englischen
seidenen Fabrikaten vor. Pariser Umschlagetücher machen die
Reise durch die ganze Welt. Die Franzosen wirken aber auch Gold-
und Silberstoffe, Tressen, prächtige und kunstreiche Tapeten,
eine große Menge Wollen- und Baumwollenzeuge u. s. f. Und
wie viele andere Galanterie- und Modewaaren verfertigen und
verkaufen nicht die Franzosen? Die Pariser Modewaaren sind in den
Kaufläden aller Länder zu finden.
Der Bergbau will aber in Frankreich weit weniger besagen, als
be: uns in Deutschland; denn der Metallreichthum ist — außer
dem Eisen — nicht groß. Den Ertrag der Steinkohlen schätzt man
auf 16 Millionen Centner jährlich, und doch muß eine noch größere
Quantität für den Bedarf der vielen und großartigen Fabriken aus
England eingeführt werden.
Paris, diese Weltstadt, mit 30,000 Häusern, 1150 Straßen, 300
Kirchen, 25 Hospitälern und Krankenhäusern und 20 großen und kleinen
Theatern, ist die Hauptstadt Frankreichs. Sieben bis acht Stunden
hat diese große Stadt im Umfange, und beinahe zwei Millionen
Menschen wohnen und leben hier. Wie es in den mitunter engen
imb krummen Straßen wimmelt vor: geputzten Herren, Damen und
Soldaten; von prächtigen Kutschen und Karossen; von schmutzigen Wasser-
trägern und Schuhputzern, von fleißigen Einwohnern, wie von Faulenzern
und Bettlern; von ehrlichen Leuten, wie von Betrügern und Diebs-
gesindel i Obwohl Paris im Allgemeinen unregelmäßig gebaut ist und
eine nicht kleine Anzahl krummer und enger Straßen enthält, so findet
Ulan daselbst doch auch viele neu angelegte, breite, schöne und höchst
regelmäßige Straßen mit den stattlichsten und großartigsten Palästen
besetzt, unter denen gar manche wahre Wunder der Baukunst sind.
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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Extrahierte Personennamen: Ulan
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreich Frankreich Frankreich Deutschland England Paris Frankreichs Paris
— 324 —
englischen und schottischen Baumwollfabriken beschäftigen 1 i/2 Million
Menschen. In Eisen- und Stahlwaaren wurden zu Zeiten schon
in einem einzigen Jahre für 40 bis 45 Millionen Thaler geliefert.
In Lederwaaren werden jährlich auch ungeheure Geschäfte gemacht,
und in der Stadt Worcester allein fertigen gegen 10,000 Menschen
Tag aus, Tag ein — lederne Handschuhe! Das engländische Stein-
gut ist ebenfalls hochberühmt. In der Grafschaft Stafford allein sind
ungefähr 40,000 Menschen mit der Verfertigung von Steingutwaaren
beschäftigt. Die Zahl aller britischen Handelsschiffe, welche die englischen
Fabrikate bis in die fernsten Länder tragen, belief sich schon vor 20 Jah-
ren auf 25 Tausend, die mit 166,583 Seeleuten bemannt waren.
Allein ungeachtet der so hoch stehenden Industrie, des so weit aus-
gebreiteten Handels, sind dennoch in England der Armen unglaublich
viele, und man hat berechnet, daß der 7te bis 8te Mensch meistens
bloß vom Almosen lebt. Dagegen ist aber auch wieder der Reichthum
Einzelner sehr groß. Es ist gar keine Seltenheit, daß ein englischer
Lord (Graf) eine jährliche reine Einnahme von 700 Tausend, ja 8
mal hundert Tausend Thalern hat.
Merkwürdig ist noch die ungeheuer große Staatsschuld des briti-
schen Reiches. Vor 160 Jahren war das ganze Reich noch ohne alle
Schulden, und gegenwärtig seufzt das Land unter einer Staatsschulden-
last von 788,147,000 Pfd. Sterling oder4,728,882,000 Thalern!
Wahrlich, wäre nicht die größeste Gewißheit da, daß der britische Staat
wirklich eine solche Summe schuldet, man würde diese Zahlenreihe für
eine Erdichtung halten.
Von den Bewohnern des britischen Reiches bekennen sich etwa
Vio zur evangelischen Religion; die übrigen 3/10 sind Katholiken,
welche meistens in Irland wohnen.
Die riesenhafte Hauptstadt des britischen Reiches ist London, auf
beiden Seiten der Themse. London zählt über 3 Millionen Ein-
wohner! Die Länge der Stadt mit ihren 300,000 Häusern, 10,000
Straßen, 600 Kirchen und Kapellen rc. rc., beträgt über acht Stun-
den und die Breite vier Stunden. Im Innern der Stadt sind 74
mit Bäumen bepflanzte große Plätze. Wie so mancher erwachsene
Mensch mag jährlich in London sterben, der in seinem Leben nie einen
wogenden Getreideacker, nie einen blühenden Obstbaum, nie einen Lun-
ten Wiesenteppich geschaut hat! O, du große, reiche Stadt! Ach, ihr
armen, bedauernswerthen Menschen!
24. Der Wallfischfang.
In den großen Meeren, besonders den nördlichen, leben Thiere,
welche eine nackte oder doch nur mit einigen Borsten besetzte Haut, keine
Hinterfüße und statt ver Vorderfüße Schwimmflossen und eine wagerecht
ausgebreitete Schwanzflosse haben. Diese Thiere gehören, trotz ihrer
Fischähnlichkeit, nicht zu den Fischen, sondern zu den Säugethieren
und heißen Walle. Zu ihnen gehören z. B. die Seekuh, der
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
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TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
Extrahierte Ortsnamen: England Irland London London
364
48. Die Baumwollenmanufaktur.
Kein Wunder, daß der Mensch dem Schafe seinen dicken Pelz ab-
nahm und sich wärmende Kleider daraus verfertigte! Schon die Alten
verstanden diese Kunst des Wollspinnens und der Wollenweberei. Daß
man aber auch die wollenartigen Fasern, mit welchen gewisse Pflanzen
ihre Samenkörner einhüllen, zu Kleidungsstücken verarbeiten würde, hät-
ten Adam und Eva sich wohl nicht träumen lassen, wenn sie auf einem
Spaziergange zufällig einmal — eine Baumwollenstaude erblickt
haben sollten! Und wer denkt daran, wenn er unsere Frauen und Mäd-
chen in Kattun-, Mousselin-, Batist- und Zephirkleidern, oder
in Spencerchen von Sammtmanchester einherstolziren sieht, daß das
Material dazu auf einer Staude in dem fernen Ost- oder Westindien,
Ägypten oder Südamerika gewachsen? Die Baumwollenpflanze
ist eine Staude. Habt ihr das Wollgras auf den Wiesen je gesehen,
dessen Same in weiße Wolle eingehüllt ist? Gedenkt ihr des rothen
Weidenröschens in deutschen Gebirgswaldungen, deren Samenschoten,
wenn sie aufspringen, mit einer Menge wollenartigen Gewebes jeden
Nahenden bedeckt? Ganz ähnlich, nur in größerer Masse, quillt aus
den Samenkapseln der Baumwollenstaude, die etwa die Größe einer
welschen Nuß haben, die schneeweiße Baumwolle hervor, welche nur von
den Hülsen und Samenkörnern gereinigt zu werden braucht und dann
sogleich verarbeitet werden kann. In diesem rohen Zustande wird sie
zur See nach England, Deutschland re. eingeführt. Im Jahre 1781
betrug die Einfuhr in England an roher Baumwolle nur 5 Millionen
Pfund; 50 Jahre später war sie schon auf 300 Millionen Pfund ge-
stiegen und beträgt jetzt gegen 500 Millionen Pfund oder iy2 Mil-
lionen Ballen. In dem einen Jahre 1838 hatte man in Gigland
379,486,510 Pfund Baumwollengarn gesponnen, und wenn man be-
rechnet hat, daß mit Hülfe einer Spinnmaschine aus einem Pfund Baum-
wolle 356 Strähne gesponnen werden können, deren jeder einen 560™
langen Faden enthält, so daß also ein Pfund Baumwolle einen
1683/4 Meilen und 187™ langen Faden bilden würde, so könnte
wohl nicht ausgerechnet werden, wie lang der Faden sein müßte, wenn
man alles, was die Engländer gesponnen, zusammenrechnen wollte. So
viel aber hat man berechnet, daß, während das rohe, in England seit-
her eingeführte Material etwa 16 Millionen Pfund Sterling gekostet
haben mag, welche dafür aus dem Lande gegangen sind, der Werth
desselben durch Verarbeitung gewiß auf 40 Millionen Pfund Sterling
erhöht worden ist. Die 24 Millionen, die davon im Lande bleiben,
sind kein kleiner Gewinn, und es ist nichts Geringes, daß nach den
neuesten Berechnungen in England im Ganzen über iy2 Millionen
Menschen durch die Baumwollenmanufaktur Beschäftigung und Ver-
dienst finden.
Wenn diese ungeheure Baumwollenmafie mit den Händen hätte ge-
sponnen werden sollen — an der Spindel, am Spinnrade, da würde
wohl manches Fädchen ungesponnen geblieben sein. Da erfand 1767
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
TM Hauptwörter (200): [T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Adam Eva
Extrahierte Ortsnamen: Kattun- Westindien England Deutschland England Gigland England England
ein Weber in England die erste Spinnmaschine, welche später
noch bedeutend verbessert ward, und heut zu Tage wird kein Faden
Baumwollengarn mehr mit der Hand gesponnen! — Meint ihr, daß
es sonst möglich wäre, ein Meter Baumwollenzeug, deren Material in
Indien wuchs, dessen Garn gesponnen und gewebt werden mußte, für
einen Groschen herzustellen? Würdet ihr sonst ein ganzes, schönes,
Luntgedrucktes Kattuntleid für einen Thaler erhalten können? Und da-
bei leben noch Hunderte von Menschen davon; der Pflanzer, der die
Baumwolle baut; der Schiffer, der sie herüber fährt; der Kaufmann,
der das rohe Material verkauft; der Fabrikbesitzer; der Weber und
zuletzt der Krämer, der das Meter Kattun dir abschneidet! Es sind die
Maschinen, die das möglich machen!
Habt ihr sie einmal gesehen, die breiten Walzen mit Drahtkräm-
peln, von denen die gekrämpelte Baumwolle wie ein weißes, dickes Tuch
herabfällt, um dann, in fingerdicke wollige Fäden zertheilt, durch Walzen
aus einander gezogen und gedrehte und auf unzählige, durch unsichtbare
Wasserkräfte getriebene Spindeln aufgewickelt zu werden? — Ein ein-
ziger Mensch steht bei hundert Spindeln — die des Tages hundertmal
mehr fertig bringen, als der fleißigste Handspinner —, knüpft die zer-
rissenen Fäden an, legt das rohe Material auf und nimmt die vollen
Spindeln ab. Was das schnurrt und lärmt und sich dreht, ehe ein
Strick Garn fertig ist! Wie oft dann die Weberschiffchen hinüber- und
herüberfliegen müssen, ehe ein Stück Zeug fertig wird! Wie oft ein
Stück gefärbt und mit den Lunten Formen oder Walzen aus Messing
oder Holz bedruckt und gesengt und geglättet werden muß, ehe ftrr uns
ein Meter Kattun abgeschnitten werden kann.
L9. Der Tabak.
Es ist merkwürdig, wie leicht die Menschen üble Gewohnheiten an-
derer nachahmen! Während wir civilisirten Europäer die Wilden
Amerika's das unselige Branntweintrinken lehrten, haben wir von ihnen
wiederum das Tabakrauchen gelernt! Eine sonderbarere Gewohnheit
giebt's nicht. Wer, so dentt man, wer wird sich dazu hergeben, einen
beißenden Rauch in den Mund einzuziehen, der jedem, welcher an den-
selben nicht gewöhnt ist, die abscheulichsten Übelkeiten verursacht? Wer
wird für dieses sonderbare Vergnügen noch Geld ausgeben und dazu
die theuren Rauchgesäße — Tabakspfeifen genannt —, aus Meerschaum
oder Porzellan, Maserholz oder Thon geformt, mit theuren Bernstein-
spitzen versehen, sich anschaffen und sie mit Silber beschlagen und mit
allen möglichen berühmten Männern und Frauen ausschmücken oder be-
malen lassen? Wer wird sich dazu hergeben, seine Nase mit dem ge-
hackten, beißenden Schi-mpftabake anzufüllen? Wer wird sich gar ent-
schließen können, die abscheulichen braunen Tabaksblatter in den Mund
zu nehmen und mit Wohlgefallen zu kauen? Wer? — O, unsere
jungen Leute können kaum watten, bis sie mit der Pfeife oder Cigarre
im Munde ihr theures Geld in die Lust blasen dürfen, bis sie eine
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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TM Hauptwörter (200): [T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
§§ 39—40.
Die Rheinprovinz. — Die Bauernhöfe im Münsterlande.
29
Die höchsten Weinberge erfordern oft eine Stunde mühsamen Steigens.
Der bedeutendste Nebenfluß der Mosel ist die Saar.
§ 39. Pie Kheinprovinz (27000 qkm, 5760000 E.). Gib nach
der Karte Lage, Bodengestaltnng und Bewässerung an! An: fruchtbarsten
sind die Niederrheinische Tiefebene und das Maifeld bei Koblenz. Wo
wird Wein gebaut? Große Steinkohlenlager befinden sich an der Ruhr
(Essen, Mühlheim, Ruhrort), der Saar (Saarbrücken) und bei Aachen. In
der Industrie übertrifft die Rheinprovinz alle andern Provinzen des Preußi-
schen Staates. Am bedeutendsten ist sie im Wupper- und Ruhrgebiet, sowie
um Aachen. Die Bewohner sind Deutsche; an der niederländischen und
belgischen Grenze wohnen auch Flamländer und Wallonen. Die Rhein-
provinz hat die dichteste Bevölkerung im Preußischen Staate. 3/4 der Be-
wohner sind kathol., i/i evangel. Die Provinz zerfällt in 5 Regierungs-
bezirke: Koblenz, Cöln, Düsseldorf, Trier, Aachen. Cöln ist die größte
Stadt, Koblenz Hptst.
Koblenz, starke Festg. Gegenüber liegt die Festg. Ehrcnbrcitstein. Bonn,
Universität. Cöln mit der gegenüberliegenden Festg. Deutz eine Festg. ersten Ranges,
wichtige Handelsstadt und Sitz eines Erzbischofs; 370 000 E. Der prachtvolle Dom (1248
begonnen, 1881 vollendet) ist das höchste Bauwerk Deutschlands (160 m hoch). Eine feste
Eisenbahnbrücke verbindet Cöln mit Deutz. Düsseldorf, 215 000 E., Malerschule, Fabriken.
Duisburg (düsburgs, Eisenhütten. Ruhrort, Steinkohlenhandel. Wesel, Festung.
Emmerich, Fabriken und Handel. — Elberfeld, fast 160 000 E., und Barmen, über
140000 E., mit wichtigen Fabriken in allerlei Stoffen. Solingen und Remscheid,
bedeutend durch Stahlwaren-Jndustrie. Essen, 230 000 E., Kruppsche Gußstahlfabrik. —
Aachen, 135 000 E., ehemalige Residenz Karls d. Gr. und Krönungsstadt der deutschen
Kaiser; jetzt bedeutende Fabrikstadt (Tuch) und Badeort (heiße Schwefelquellen). Krefeld,
110000 E., Sammet- und Seidenfabrikation. Trier, uralte Stadt mit Baudenkmälern
aus der römischen Kaiserzeit. Saarlouis, Festung. Saarbrücken, Steinkohlenlager.
Kreuznach, Saline mit Solbad. — Getrennt von der Rheinprovinz liegt Wetzlar an
der Lahn.
*§ 40. Pie Bauernhöfe im Wunderlande. Wiesen, Felder und
Gärten sind von hohen, breiten Wüllen umgeben, auf denen Büsche und
stattliche Bäume wachsen. Die Bauern wohnen nicht in Dörfern beisammen,
sondern jeder hat sein Gehöft mitten auf seinem Grundstück. Die Banern-
giiter sind also über die weite Ackerfläche hin verstreut und wie im Grün
begraben, denn jedes Haus hat noch seinen Eichenbestand um sich her. Die
Güter werden selten zerteilt. Stirbt der Vater, so erhält der älteste Sohn
das ganze Erbe. Die andern Kinder gehen fast leer aus. Haben diese nicht
ans andere Weise ein sicheres Auskommen zu erwarten, so bleiben sie lieber
aus dem Hofe im Dienste des Bruders. Hier herrscht Arbeitsamkeit, Spar-
samkeit, Einfachheit, Ehrbarkeit und treuer Glaube. Auf diesem Gehöfte
dünkt sich der westfälische Bauer ebenso hoch wie ein Edelmann in seinem
Stammschlosse. In der Fremde fällt der Westfale gar leicht durch seinen
Dialekt auf (S-chinken, Mens-chen). — Die Bauernhäuser sind meist ein-
stöckig, aber groß und geräumig. Wohnung fiir die Menschen, Stallung
für das Vieh und die Tenne sind unter einem Dache, welches mit Stroh
oder Schilf bedeckt ist. Hoch oben vom Giebel schauen wie in uralter Zeit
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Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
30. Friedrich Ii., der Große.
65
er trocken. Etwa dreihundert neue blühende Dörfer gründete er in
jenen früher verödeten Gegenden und konnte voll Freude ausrufen: „Da
habe ich mitten im Frieden eine ganze Provinz gewonnen." Nach, feinem
Ausspruche sollte keine Handbreit Boden im Lande unbenutzt bleiben. —
Er empfahl den Anbau neuer Futterkräuter, so den des Klees und der
Lupine, vor allem führte er den Anbau der Kartoffel ein, da wo man
sich sträubte, mit Gewalt. Auch der Viehzucht wandte er seine Aufmerksam-
keit zu. Er führte das spanische Edelschaf ein und kaufte viele tausend
Stück Rindvieh, die er an arme, aber fleißige Landwirte verschenkte. Auch
empfahl er die Fisch- und Bienenzucht. — Seine Domänen machte er zu
Musterwirtschaften. Durch sie wurde ein besseres Wirtschaftsversahren
im ganzen Lande bekannt, z. B. der Fruchtwechsel und die Stallfütteruug.
— Eifrige Förderung erfuhr die Forstwirtschaft durch den König. —
Auch er schützte die Bauern vor schlechter Behandlung durch Gutsherren
und Beamte und gründete viele Landschulen.
4. Den Adel, der im Siebenjährigen Kriege außerordentliche Opfer
an Gut und Blut gebracht hatte, und der darum sehr verschuldet war,
unterstützte er, indem er die Landschaftsverbände gründete, die dem hilfs-
bedürftigen Rittergutsbesitzer für geringe Zinsen Kapitale liehen. Die
Offizier- und höheren Beamtenstellen gab er gern an Adelige.
5. Dem Bürgerstande half er auf durch Einführung neuer Er-
werbszweige, wie der Porzellanfabrikation, der Spitzenklöppelei u. a., und
durch Hebung der Leinen-, Seiden-, Sammet- und Baumwollenindustrie.
Tüchtige und tatkräftige Bürger unterstützte er bei der Anlage neuer Werk-
stätten und Fabriken mit Geld. Der König legte auch selbst Fabriken an,
die er später an die Leiter derselben, die sich bewährt hatten, verschenkte.
Auch zog er Einwanderer in die Städte, die Gewerbszweige trieben, die in
seinem Lande noch fehlten. Das Hüttenwesen nahm namentlich in Schlesien
durch den Grafen von Reden einen hohen Aufschwung. Zur Belebung
des Handels gründete er die Königliche Bank, die für billige Zinsen dem
Kaufmann Geld darlieh. Unter Friedrichs Regierung wurde allgemein viel
getan zur Hebung des Flußverkehrs durch den Bau von Kanälen
(Bromberger, Plauescher, Finow- und Johannisburger Kanal) und Strom-
regulierungen. Gern gab er Geld her zum Aufbau von Häusern; er sprach:
„Ich habe kein größeres Vergnügen, als wenn ich einem armen Manne
kann ein Haus bauen lassen." Aufs eifrigste betrieb er die Verbesserung
der Feuerlöschordnung in Stadt und Land. — Alle diese Arbeiten kosteten
viel Geld; das entnahm er aber nicht der Staatskasse, sondern seinen
eigenen Einnahmen, da er von der Summe, die er sich zu seinem Privat-
gebrauch ausgesetzt hatte, nur etwa ein Sechstel selbst verbrauchte. So sorgte
der König unausgesetzt für das Große und für das Kleine, um vor allem
die Lage der niederen Stände zu verbessern.
6. Auch der Rechtspflege wandte Friedrich die größte Aufmerksamkeit
zu. Bald nach seinem Regierungsantritte schaffte er die Folter ab. Er er-
strebte ein schnelles und gerechtes Gerichtsverfahren, beugte sich selber unter
F. Hirts Nealicnbuch. Nr. 20. 5
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Friedrichs Friedrichs Friedrich Friedrich
Hrsg.: Steinweller, F., Sieber, Hermann, Paust, J. G., Rohn, R. A.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
§ 30. Friedrich Ii., der Große.
65
er trocken. Etwa dreihundert neue blühende Dörfer gründete er in
jenen früher verödeten Gegenden und konnte voll Freude ausrufen: „Da
habe ich mitten im Frieden eine ganze Provinz gewonnen." Nach seinem
Ausspruche sollte keine Handbreit Boden im Lande unbenutzt bleiben. —
Er empfahl den Anbau neuer Fntterkräuter, so den des Klees und der
Lupine, vor allem führte er den Anbau der Kartoffel ein, da wo man
sich sträubte, mit Gewalt. Auch der Viehzucht wandte er seine Aufmerksam-
keit zu. Er führte das spanische Edelschaf ein und kaufte viele tausend
Stück Rindvieh, die er an arme, aber fleißige Landwirte verschenkte. Auch
empfahl er die Fisch- und Bienenzucht. — Seine Domänen machte er zu
Musterwirtschaften. Durch sie wurde ein besseres Wirtschaftsverfahren
im ganzen Lande bekannt, z. B. der Fruchtwechsel und die Stallfütterung.
— Eifrige Förderung erfuhr die Forstwirtschaft durch den König. —
Auch er schützte die Bauern vor schlechter Behandlung durch Gutsherren
und Beamte und gründete viele Landschulen.
4. Den Adel, der im Siebenjährigen Kriege außerordentliche Opfer
an Gut und Blut gebracht hatte, und der darum sehr verschuldet war,
unterstützte er, indem er die Landschaftsverbände gründete, die dem hilfs-
bedürftigen Rittergutsbesitzer für geringe Zinsen Kapitale liehen. Die
Offizier- und höheren Beamtenstellen gab er gern an Adelige.
5. Dem Bürgerstande half er auf durch Einführung neuer Er-
werbszweige, wie der Porzellanfabrikation, der Spitzenklöppelei u. a., und
durch Hebung der Leinen-, Seiden-, Sammet- und Baumwollenindustrie.
Tüchtige und tatkräftige Bürger unterstützte er bei der Anlage neuer Werk-
stätten und Fabriken mit Geld. Der König legte auch selbst Fabriken an,
die er später an die Leiter derselben, die sich bewährt hatten, verschenkte.
Auch zog er Einwanderer in die Städte, die Gewerbszweige trieben, die in
seinem Lande noch fehlten. Das Hüttenwesen nahm namentlich in Schlesien
durch den Grafen von Reden einen hohen Aufschwung. Zur Belebung
des Handels gründete er die Königliche Bank, die für billige Zinsen dem
Kaufmann Geld darlieh. Unter Friedrichs Regierung wurde allgemein viel
getan zur Hebung des Fluß Verkehrs durch den Bau von Kanälen
(Bromberger, Plauescher, Finow- und Johannisburger Kanal) und Strom-
regulierungen. Gern gab er Geld her zum Aufbau von Häusern; er sprach:
„Ich habe kein größeres Vergnügen, als wenn ich einem armen Manne
kann ein Haus bauen lassen." Aufs eifrigste betrieb er die Verbesserung
der Feuerlöschordnung in Stadt und Land.' — Alle diese Arbeiten kosteten
viel Geld; das entnahm er aber nicht der Staatskasse, sondern seinen
eigenen Einnahmen, da er von der Summe, die er sich zu seinem Privai-
gebrauch ausgesetzt hatte, nur etwa ein Sechstel selbst verbrauchte. So sorgte
der König unausgesetzt für das Große und für das Kleine, um vor allem
die Lage der niederen Stände zu verbessern.
6. Auch der Rechtspflege wandte Friedrich die größte Aufmerksamkeit
zu. Bald nach seinem Regierungsantritte schaffte er die Folter ab. Er er-
strebte ein schnelles und gerechtes Gerichtsverfahren, beugte sich selber unter
F. Hirts Realienbuch. Nr. 20. 5
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Friedrichs Friedrichs Johannisburger Friedrich Friedrich Hirts_Realienbuch