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1. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 13

1873 - Essen : Bädeker
13 bedeutendste Fluß der Provinz; sie durchzieht aber nur auf eine kurze Strecke den nordöstlichen Theil in der Richtung von Süden nach Norden. Folgende Nebenflüsse des Rheines haben ihre Quelle in der Pro- vinz: die Lahn, die Sieg, die Ruhr und die Lippe. Außerdem entspringt noch in der Provinz die Ems, welche den nördlichen Theil des Regierungsbezirks Münster von Südosten nach Nordwesten durchfließt. Wegen des felsigen Bodens in den Gebirgsgegenden und wegen des vielen Sandes, der Heiden und Moräste in den Ebenen ist die Fruchtbarkeit Westphalens sehr verschieden. Aber wenn auch nicht überall so sehr fruchtbares Kornfeld angetroffen wird, wie in der Gegend von Münster und Paderborn, am Hellweg und in der soester (spr. sohster) Börde, so fehlt es im Ganzen doch nicht an den gewöhnlichen Erzeugnissen des Ackerbaues, und die fleißigen und genügsamen Bewohner Westphalens befinden sich bei ihrem schwarzen Brod, Pumpernickel genannt, gesund und zufrieden. In der Gegend von Bielefeld wird viel Flachs gezogen und verarbeitet, und biele- felder Leinwand ist weit und breit bekannt und beliebt. In andern Gegenden lebt der Landmann mehr von der Viehzucht, und von dm zahlreich gezogenen Schweinen kommen die berühmten westphälischen Schinken. Der südliche Theil der Provinz ist der Distrikt der Fabriken, besonders in Metallwaaren. Da giebt es Thäler, in denen sich Eisenhämmer, Schleifmühlen und andere derartige Ge- bäude Meilen lang hinziehen. Denn das Mineralreich liefert Eisen, Blei, Kupfer, Galmei, Kalk.und andere Steinarten, Stein- kohlen in großer Menge, Torf und Salz. — Auch an mineralischen Heilquellen — deren Wasser in gar vielen Krankheiten zum Trinken und Baden benützt wird — fehlt es in Westphalen nicht. Die Bäder zu Driburg und Lippspring waren schon in frühern Zeiten bekannt. In der neuern Zeit aber ist das Bad Oeynhausen bei Rehme im Regierungsbezirk Minden berühmt geworden. Bemerkenswerth sind die Bohrversuche, welche hier angestellt worden find, um Steinsalz aufzufinden. Bis zu einer Tiefe von 694™ ist man mit dem Erdbohrer in die Erde eingedrungen. Steinsalz hat man zwar nicht gefunden, aber die Mühe ist doch nicht unbelohnt geblieben; denn aus dem Bohrloch sprudell eine warme Salzquelle hervor, deren Heilkraft die Veranlassung wurde, dort im Jahre 1845 eine Bade- anstalt zu errichten, welche immer mehr von Kranken besucht wird. — In der Nähe des Bades Oeynhausen liegt die Saline Neusalz- werk. Das bedeutendste Salzwerk Westphalens aber ist die Saline Königsborn bei Unna; sie lieferte im Jahre 1854 über 6000 Lasten Salz (1 Last sind 4000 Pfd.). Münster, mit 25,000 Einwohnern — die größte Stadt West- phalens — ist die Hauptstadt der Verwaltung, der Sitz des Oberpräsidenten, eines katholischen Bischofs und eines evange- lischen Konsistoriums. Zu den vielen Merkwürdigkeiten dieser Stadt gehört der Saal auf dem Rathhause, worin im Jahre 1648 der jam-

2. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 69

1873 - Essen : Bädeker
69 sende sich nicht mehr zu fürchten: jene Schiffe widerstehen dem heftigsten Sturme. Die Fischer aber, welche in leichten Kähnen das Gewässer befahren, erkennen meistens an vorausgehenden Zeichen die Gefahr und flüchten in einen Hafen. Fische halten sich zahlreich und gern in dem klaren Gewässer auf, welches noch den Vortheil gewährt, daß es nur selten zufriert. Außer vielen andern Arten, zum Theil von beträcht- licher Größe, fängt man jährlich eme ungeheure Menge sogenannter Blaufellchen, welche für eine Leckerei gelten. Natürlich ziehen sich nach einer solchen Nahrungsquelle auch viele flschfreffende Vögel, Reiher, Strandläufer, sogar Möven und Taucher. Die Ufer des Sees sind sanft aufsteigend und herrlich mit Früchten, Obst und Wein an- gebaut. Die höheren Berge der Schweiz erblickt man nur in der Ferne. Besonders lieblich nehmen sich aber die zwei kleinen Inseln aus, welche in den Erweiterungen des Sees gegen den Ausfluß des Rheins hin liegen, dort wo die alte Stadt Konstanz hervorragt. Wie schön es an dem See sein muß, sieht man auch daran, daß fünf ver- schiedene Staaten sich ein Stück seines Ufers angeeignet haben: im Süden^die.schweiz, westlich Baden, nördlich Würtemberg und Bayern, östlich Österreich, welches mit seinem Tyroler Lande daran stößt. "Wiederliolungssragen! — Zeichnen und Beschreiben! — Ss Das Königreich Würtemberg. (24.) Das Königreich Würtemberg liegt östlich vom Großherzogthum Baden. Es ist im Süden von der Donau und im Norden von dem Neckar, einem Nebenflüsse des Rheines, durchflossen. Die weiten Ebenen, welche von diesen Flüssen und vielen anderen Bächen und Flüßchen bewässert werden, sind fruchtbar. Aber so ist es nicht überall; denn die rauhe oder schwäbische Alp, ein unfruchtbares Kalkstein- gebirge, mit schroffen Felsen und bedeutenden Höhlen, durchzieht das Ländchen. Die Bewohner Würtembergs sind Schwaben, welche einst einen Hauptstamm der deutschen Völker ausmachten. Die Schwaben sind treu, herzlich, dabei fleißig und zu vielerlei Geschäften tüchtig. Auf den 360 Quadratmeilen, welche das Land enthält, wohnen 1,818,000 Menschen, also auf einer Quadratmeile 5000. Da muß fleißig gear- beitet werden, wenn jeder sein Brod finden will. Das thun denn auch die Würtemberger; viele aber wandern auch aus und suchen in der Ferne eine neue Heimath, oder treiben auswärts Handel, wie die schwarzwälder Uhrmacher. Dabei behalten sie jedoch immer große Anhänglichkeit an ihre Heimath, und verlieren niemals ihre schwäbische Mundart, welche zwar breit, aber zugleich sehr gut- müthig klingt.

3. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 79

1873 - Essen : Bädeker
- 79 - Nördlich von Metz liegt an der Mosel die Festung Diedenhofen*), mit 7000 Einwohnern und bedeutenden Brauereien und Gerbereien. Unter den übrigen Städten Lothringens sind die bedeutendsten: Saar- gemünd, mit 7000 Einwohnern — Forbach, mit 5000 Einwohnern — Salzburg, mit ergiebigen Salzquellen, Gyps- und Steinbrüchen — und die Festungen Pfalzburg und Bitsch. Von den Bewohnern des Reichslandes bekennen sich etwa Vs zur katholischen, V4 zur evangelischen und 50,000 zur jüdischen Religion. Seit 1552 hatten die Franzosen im Laufe zweier Jahrhunderte Elsaß und Lothringen, — nicht auf einmal, sondern ein Stück nach dem andern —, vom deutschen Reichsverb ande losgerissen und mit Frankreich vereinigt. Aber in dem siegreichen Kriege 1870—71 sind dieselben von den Deutschen zurückerobert und durch ein Reichsgesetz für immer wieder mit dem deutschen Reiche vereinigt worden. Troß all der Mittel, welche die französische Regierung angewendet hatte, die Bewohner von Elsaß-Lothringen zu französiren, haben das deutsche Haus und das deutsche Gemüth sich deutsche Sprache und deutsche Sitte zum größten Theile erhalten und werden im Bunde mit deutscher Schulbildung wieder beleben, was wäh- rend einer jahrhundertlangen Entfremdung vom Mutterlande zu ver- kümmern versucht worden ist: Liebe zum gemeinsamen deutschen Vaterlande. 61. Meister Erwins Heerschar Zur mitternächtigen Stunde Da regt sich's zu Straßburg im Dom; Es ftetgert die Bauherrn zur Zinne Und schauen hinüber zum Strom. Und unter ihnen der Meister Ruft weit in das Land hinein: „Wann kommen die Deutschen wieder, Du alter Vater Rhein? Wann hallt in den Gassen d'runten Der Deutschen Rosse Huf? Wann ragt in Deutschland wieder Das Bauwerk, das ich schuf? Wann werden die Retter kommen, Daß endlich der Bann zerreißt, Daß frei von den welschen Banden Sproßt wieder der deutsche Geist?" Er rief es seit langen Jahren, Er ries es in jeder Nacht; Doch die Wellen zogen vorüber, Sie hatten sein mcht Acht. Sie zogen seit langen Jahren An Straßburg's Wällen vorbei; Doch die Deutsch en schliefen u. z ankten, — Und Straßburg ward nicht freit Zur mitternächtigen Stunde Ruft wieder der Meister einmal, Er ruft es mit lauter Stimme Hinauf und hinab durch's Thal. Und horch, es regt sich und flüstert. Und bebt durch das weite Land, Herab von Helvetien's Bergen Bis zum fernen Meeresstrand. Da tönt es wie freudiges Rufen Heraus aus dem wogenden Strom, Und über die Wälle und Zinnen Erklingt es hinaus zum Dom: „Sie kommen, alter Geselle! Es werden die Deutschen wach; Sie kommen aus allen Gauen, Zu sühnen die alte Schmach! *) Von den Franzosen Thionville, sprich: Thiongwil, genannt.

4. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 89

1873 - Essen : Bädeker
89 Wie viel Staaten kennt ihr jetzt? — In welchem von diesen Staaten wohnen wir? — Wer kann sie alle in der Reihenfolge aufzählen, wie wir sie kennen gelernt haben? — Wie viel Kaiserreiche sind darunter? — Wie •viel Königreiche? — Wie viel Grossherzogthümer? — Wie viel Herzogthümer? — Wie viel Fürstenthümer? — Wie viel freie Städte? — Wie heisst das deutsche Reichsland? — In der nächsten Stunde sollt ihr diese Staaten nach der Reihenfolge dieser Fragen auszählen! — Diese 27 Staaten bilden mit dem deutschen Reichsland zusammen em..großes Land und zwar Deutschland. Zwei dieser Staaten: das Kaiserthum O st e r - reich und das Fürstenthum Liechtenstein gehören nicht zu dem im Jahre 1871 wieder hergestellten „Deutschen Kaiserreich". Welche von den 27 Staaten Deutschlands bilden also das „Deutsche Kaiserreich"? — Welche von diesen Staaten liegen an der nördlichen Grenze Deutschlands? — An der west- lichen? — Südlichen? — Östlichen? Zeichnet jetzt Deutschland auf die Schiefertafel und sehet dalei besonders auf die Gebirge, Hauptflüsse, Eisenbahnen, Staateneintheilung und Hauptstädte! Ii. Me Natur Deutschlands.') 1. Die drei Naturreiche. Unübersehbar ist der Reichthum der Natur, den Gott über die ganze Erde verbreitet hat, und auch Deutschland hat an Natur- Produtten eine unzählbare Menge aufzuweisen. Die Natur-Produkte sind — wie wir schon im vorhergehenden Lesebuche gelernt haben — entweder Thiere, Pflanzen oder Mineralien. Was sind Thiere? — Was Pflanzen? -— Was Minera- lien? — Wie nennt man alle Thiere zusammen? — Wie alle Pflanzen? — Wie alle Mineralien? — A. Das Thierreich. I. Säugethier e. 2. Das Pferd. Vor allen Thieren zeichnet sich das Pferd aus. Edel und kräftig steht es da; stolz trägt es das Haupt mit schön gewölbter Stirn und Nase; klug und mild blickt es uns an aus dem runden, großen Auge, das im Dunkel mit grünem Schein leuchtet. Mit den spitzen Ohren spielt und lauscht es aufmerksam. Die vorstehende freie Brust zeugt von dem Muthe, der in ihr wobnt; schlank und glatt ist der Nacken, und um den gebogenen Hals *) Auch die nun folgenden Lesestücke werden in ähnlicher Weise, wie dre vorhergehenden, «18 Material zu den Übungen im schriftlichen Ged ankenausdruck benutzt — mit Auswahl — nach Zeit und Umständen.

5. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 91

1873 - Essen : Bädeker
91 3. Der kleine Hirt. (I. Musterstück von Kellner.) (Wortfamilie des Wurzelwortes: Treiben.) Moritz trieb oft des Vaters Kühe und Schafe hinaus auf die blumigen Triften. Besonders gern betrieb er dies Geschäft im Früh- linge, wo alle Bäume und Sträucher lustig frisches Grün trieben. Dann lagerte sich Moritz an einem sonnigen Hügel und schaute umher. Er bewunderte den Kunsttrieb der Vögel, mit dem sie Strohhälmchen und Flocken Wolle zum Bau der Nester auftrieben und vertrieb sich die Zeit mit Beobachtung seiner Heerde. Da kam Friedrich, ein Schulkamerad, herbei und sagte: Komm, Moritz,, wir wollen uns ein Stündchen im nahen Walde umhertreiben; deine Heerde bedarf keines so aufmerksamen Treibers. Moritz aber zeigte dem Freunde mit triftigen Gründen, daß er seine Schafe nicht verlassen dürfe. Sie würden als Thiere, die nur ihren Naturtrieben folgen können, bald gegen das Triftrecht sündigen und den Äckern unserer betriebsamen Nachbarn Schaden thun. Diese würden meine Eltern verklagen, und der Einnehmer würde die festgesetzte Strafe schon beitreiben. Mir fehlt es auch hier nicht an Zeitvertreib. Frie- drich sagte: Du hast Recht, bleibe nur; ich will sehen, ob ich einen andern Kameraden auftreiben kann. Noch oft wurde die Heerde von Moritz aus getrieben; aber immer zeigte sich der kleine Hirt so eifrig und pflichttreu. Ä. Das Neh, welches kaum die Größe und Schwere einer Ziege erreicht und manche Ähnlichkeit mit derselben besitzt, ist eins der niedlichsten Säugethiere in Deutschland. Seine großen Hellen, blauen Augen, seine schlanken Beine, der aufwärts getragene Hals, seine röthlich braune Farbe geben ihm schon ein gutes Aussehen, welches Lei dem Bocke noch durch das zwar nicht vielzackige, aber doch kräftige Geweih vermehrt wird. Vollends die weiß gefleckten Zicklein sind so liebliche Geschöpfchen, daß man sie gern zum Vergnügen aufzieht. Sie werden auch wirklich äußerst zahm, die Böcke jedoch, sobald die Hörner durchstoßen, oft boshaft und gefährlich. Die Leichtigkeit ihrer Sprünge ist eben so groß, als die Schnelligkeit ihres Laufes. Kein Jagdhund vermag ein Reh einzuholen, zumal^ da es voll List seine Richtung bald hierhin, bald dorthin ändert. Übrigens lassen sie sich auch nicht leicht auf fteiem Felde jagen, sie lieben den Wald, besonders niedriges Gehölz, und kommen nur vorsichtig heraus, um auf dem Felde zu grasen. Sumpfige Gegenden gefallen ihnen so wenig als steile Berge, heiße Länder'so wenig, als ganz kalte. Deshalb findet sich das Reh auch vorzugsweise in Deutschland, und seine List und Schnelligkeit haben es bisher vor Ausrottung bewahrt. Doch schießen ordentliche Jäger auch nicht leicht eine Rehkuh, besonders nicht zu der Zeit, wo sie Junge hat, sondern nur Böcke oder junge Thiere. In manchen Gegenden aber locken die

6. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 134

1873 - Essen : Bädeker
134 37. Der Flledersteauch. Es giebt nicht viele Gewächse auf der Erde, die dem Menschen so nützlich wären, als der Flieder, dessen grünes Blätterdach mit den blaßgelben, reichblüthigen Trugdolden uns so oft in der Nähe der Dörfer, hinter Mauern und Zäunen, entgegenschimmert. Die in der Jugend grüne, im Alter graue und rissige Rinde, so wie die Blätter gebraucht man zum Färben, das alte gelbe Holz benutzt der Drechsler zu allerlei niedlichen Arbeiten,,, und ihr alle wißt, wie nette Knallbüchsen sich aus den ausgehöhlten Ästen anfertigen lassen. Wird man von Kopfweh geplagt, so thut ein Umschlag von frischen Blättern des Flie- ders nicht selten die besten Dienste, und bei Erkältungen ist kaum etwas besser geeignet, wohlthätigen Schweiß zu erzeugen, als der Genuß des Fliederthee's oder des Fliedermußes, welches letztere man aus den reifen schwarzen Beeren bereitet. Der Apotheker gebraucht außerdem die Wurzel und die innere Rinde der jungen Zweige, und in Schwa- den tauchen die Leute die ganze Blüthendolde in einen Mehlteig und verspeisen sie als „Holderkuchle". Summa: es ist nichts am Flieder- strauch, was nicht der Mensch benutzen könnte, und darum darf es uns nicht wundern, daß den alten Wenden der Fliederstrauch heilig war. Auch können wir wohl den Worten jenes narurkundigen Mannes Bei- fall schenken, der da sagte: „Vor wvem Fueoerstrauche sollte man die Mütze abnehmen"' 38. Lob der Schönsten. O Rose, öffne deinen Kelch Vollständig ist kein Blumenstrauß, Damit wir Wunder seh'n! Bist du nickt auch oabei, Mit Wohlgeruch bist du erfüllt, Und stnd's dre chönsten Blumen auch Und dabei auch so schön. Von Farben allerlei Du, Rose, prangst vor allen holo In deiner Schwestern Zahl; Dir gleichet nicht der stolze Mohn, Das Veilchen nicht im Thal. Doch hast du auch der Dornen viel, Die schützen immer dich, Und wenn ich einst dich pflücken will, So stechen Dornen mich. Iii. Kr 39. Die Und weil du bist so hold und schön, Sinkt alles vor dich hin Und pflücket dich aus Lust und nennt Dich Blumenkönigin. Wie schön die Knospen um dich her, Wie schön ein jedes Blatt! O gütig, gütig muß der sein, Der dich geschaffen hat. (Rücksrt.) a u t e r. Blumen. Unter allem, was der Frühling Schönes bringt, ist doch nichts so schön, als seine Blumen. Ich begreife nicht, wie man anders kann, als die Blumen lieben. Wer nicht die Blumen liebt, muß noch nie eine Blume recht betrachtet haben, oder es muß etwas in ihm sein, was ihn überhaupt der reinen Liebe unfähig macht. Welch ein unschuldiges, einfältiges, demüthiges, fröhliches Wesen in den Blumen!

7. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 96

1873 - Essen : Bädeker
96 nichts in der Hand, als seine Geige, und in der Angst fängt er an, da vor dem geöffneten Wolfsrachen alle seine Stücklein aufzuzeigen, die ihm aber diesmal selber gar nicht lustig vorkamen. Dem Wolf mußte aber diese Musik ganz besonders schön und rührend vorkommen, denn das dumme Vieh fing an überlaut zu heulen, was wohl, wie bei un- seren musikalischen Hunden, wenn sie Sang und Klang hören, gesungen heißen sollte. Die anderen Wölfe draußen im Walde, da sie ihren Kame- raden drinnen in der Grube so singen hörten, stimmten auch mit ein, und ihr Geheul kam manchmal so nahe, daß das Geigerlein, an welchem kaum ein einziger Wolf satt geworden wäre, geschweige zwei, jeden Augenblick fürchten mußte, es käme noch ein anderer, auch wohl noch dritter und vierter Gast zu seinem Bischen Fleisch in die Grube hinein. Unser Capellmeister in der Wüste guckte indeß einmal übers andere in die Höhe, ob's noch nicht Tag werden wollte, denn das Geigen war ihm sein Lebtag noch nicht so lang geworden und so ganz sauer und niederträchtig vorgekommen, als da vor dem Wolfe, und er hätte lieber Holz dafür hacken wollen, zwanzig Jahre lang alle Wochentage. Ehe aber der Morgen kam, waren schon zwei Saiten gerissen, und da es Tag wurde, riß die dritte, und der Geiger spielte nun bloß noch aus der vierten und letzten, und wäre die auch noch gerissen, so hätte ihm der Wolf, der durch das viele Heulen, die ganze Nacht hindurch, nur noch hungriger geworden war, keine Zeit mehr gelassen zum Wieder- aufziehen, sondern hätte ihn dabei aufgefressen. Da kam zum Glück der alte Jobst, der Jäger, der den Wolf schon von weitem singen, den Geiger aber in der Nähe geigen hötte. Dieser zog den Capell- meister gerade noch zur rechten Zeit von dem hungrigen Wolfe heraus und erlegte dann diesen. Der Capellmeister ging aber ganz still seines Weges und nahm sich vor, künftig lieber am Tage und auf geradem Wege nach Hause zu gehen. Das Geigen im Wirthshause war ihm auch so ganz verleidet, daß er zu seinen Kameraden sagte, er wollte sich lieber mit der Nähnadel (denn er war ein Schneider) sein tägliches Brod erzeigen, und wenn er einmal eins auf Saiten aufspielen wollte, so thäte er's lieber in der Kirche, als im Wirthshause, denn von dort sei ein gerader und sicherer Weg nach Hause, sei auch nicht so weit dahin, als vom Wirthshause. 11. Der Maulwurf. Unter allen Thieren, die ihre Jungen säugen, ist der Maulwurf das einzige, das seiner Nahrung allein in den dunkeln Gängen unter der Erde nachgeht. Und an dem einen ist's zu viel, wird mancher sagen, der an seine Felder und Wiesen denkt, wie sie mit den Maul- wurfshügeln bedeckt sind, wie der Boden zerwühlt und durchlöchert wird, und wie die Gewächse oben absterben, wenn das heimtückische Thier unter den Wurzeln weidet. Nun so wollen wir denn Gericht halten über den Missethäter. Wahr ist's und nicht zu läugnen, daß er durch seine unterirdischen Gänge hin und wieder den Boden durchwühlt und ihm etwas von seiner Festigkeit raubt. Wahr ist es ferner, daß durch

8. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 100

1873 - Essen : Bädeker
100 das endlich die umgebende Schale zersprengt und hervordringt. Die Kraft des schwachen Thierchens, womit es hervorbricht, ist bewunderns- werth. Wie kann doch überhaupt im Ei, das eines Kindes Finger zu zerdrücken vermag, solches Leben wohnen! Ja, hier ist Gottes Wallen 13. Die Henne. Der höchsten Liebe Bild, die Henne sieh, die brütet. Wie mit der Flügel Schild sie ihre Brut behütet. Sie hat der Küchlein viel, doch jedes ist gezählt, Und ruhig ist sie nicht, wenn ihr nur eines fehlt. Versammeln unter sich wird sie den ganzen Haufen Wie weit auch sich von ihr die Einzelnen verlaufen. Wie angelegen läßt sie sich es sein zu locken; Kannst du, verlaufne Brut, dagegen dich verstecken^ Und lockt dich nicht herbei der Mutterliebe Schrei, So schrecke dich von dort mit dem Gekreisch der Weih. Kriech unter, und du bist vor dem Gekreisch geborgen, Und für dein Futter laß der Mutter Liebe sorgen. (Rückert.) 16. Das Leben der Singvögel. Die Singvögel leben sehr vergnügt. Ehe sie noch aus dem Et schlüpfen, ist ihnen schon die Wiege bereitet, in der sie groß gczogev werden sollen. Denn wenn sie aus dem Ei kommen, sind sie entweder ganz nackt oder nur mit einem grauen Flaum bedeckt, und können sich gar nicht helfen. Doch werden sie dann von den Alten sehr sorgfältig gefüttert. Sie brauchen nichts zu thun, als wenn der Vater oder die Mutter kommt, ihre gelben Schnäbelcheu aufzusperren und zu zwitschern. Dazu deckt sie die sorgliche Mutter des Nachts mit ihren Flügeln zu, daß sie nicht naß werden und frieren. Sind sie flügge geworden, d. h. sind ihnen die Federn so weit gewachsen, daß sie fliegen können, so verlassen sie das Nest und setzen sich auf einen Strauch oder Baum, freuen sich im Sonnenschein und warten, bis ihnen der Vater oder die Mutter ein Würmlein, eine Mücke oder ein Käferlein bringt und in den Schnabel steckt. Denn sich ihre Nahrung selber zu suchen, dazu sind sie noch zu einfältig. Haben sie endlich auch das gelernt, und kommt der Winter herbei, so ziehen sie in zahlreicher Gesellschaft, oder auch einzeln fort, um wärmere Gegenden aufzusuchen und da zu war- ten, bis der Winter vorbei ist. Wenn dann die Knospen der Bäume schwellen, wenn die Büsche und Hecken grün werden, ziehen sie wieder in ihre alte Heimath. Sie verkündigen uns dann durch ihre Wieder- kunft den Frühling. Da trifft sie indessen manchmal ein Unglück. Sie lassen sich nämlich bisweilen von warmer Witterung verleiten, zu bald auf die Reise zu gehen. Kommen dann im März oder April noch kalte Tage mit Schnee und Frost, so müffen gar manche von den armen Wanderern erfrieren oder verhungern. Bleibt aber das Wetter warm, so schlagen sie in einem grünen Busch oder auf einem blühenden Baume

9. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 101

1873 - Essen : Bädeker
101 ihre Wohnung auf, springen, singen und spielen mit einander nach Her- zenslust. Auch fangen sie an, Grashalme, Stroh, Haar, Moos, Fe- dern u. s. w. herbeizutragen, um ihren künftigen Jungen im Verbor- genen ein warmes und weiches Bett zu bereiten. Darauf legt das Weibchen Eier und brütet sie aus, während ihm das Männchen etwas vorsingt. Sind die Jungen ausgekrochen, so hören die Alten ganz auf zu singen, weil sie nun alle Zeit aus die Versorgung ihrer kleinen Nest- hocker verwenden müssen. Wenn sie nun alle diese Arbeit treulich ge- than haben, so steht ihnen noch eine schlimme Zeit bevor, nämlich die Zeit, in der sie ihre alten Federn verlieren und neue bekommen oder sich mausen. Während dieser Zeit sind sie kränklich, hören ganz auf zu singen und verkriechen sich in die dickesten Gebüsche, bis ihnen ihr neuer Federrock gewachsen ist. 17. Die Schwalbe. Im Frühjahr, wenn das Eis und der Schnee weggeschmolzen sind, warme Lebenslüste wehen und die Mücken tanzen und Fliegen summen: dann kommen die Schwalben zu uns. Wo waren sie im Winter, von wannen kommen sie? Aus Afrika, weit her, viele hundert Meilen weit über ein großes Meer, über Berge und Thäler und weite Land- strecken. Wer hat ihnen gesagt, haß bei uns wieder Frühlingsluft weht, daß wieder Mücken und Fliegen in der Luft ihr Wesen treiben und zu ihrer Speise bereit sind? Wer zeigt ihnen den Weg durch die Luft, wo keine Straße abgesteckt, kein Wegweiser hingestellt ist? Und doch verliert keines den Weg, jedes kommt wieder am rechten Orte an und zu rechter Zeit. Diese Schwalbe, die vergangenes Jahr in deinem Hausflur ihr Nest baute, kommt heuer wieder zu dem ihr wohlbekannten - Hause, und ihre Söhne und Töchter bauen sich in der Nähe wiederum ihr Nest, das sie das künftige Jahr wieder heimsuchen. Warum bauen sie aber das Nest? Wissen sie denn vorher, daß sie Junge bekommen werden? Sie bauen das Nest gerade so groß, wie es für die Eier nöthig ist, die sie legen werden, nämlich so groß, daß 6 bis 8 Junge darin Platz haben, ganz so, als ob ihnen jemand schon im Voraus gesagt hätte, sie würden 6 bis 8 Eier legen. Das Weibchen macht zuerst an dem Orte, wo das Nest angebracht werden soll, mit denk Männchen gemeinschaftlich eine Uickerlage; alsdann setzt es sich auf diese nieder, dreht den Kopf und die Füße nach allen Seiten hin und her, mißt den Raum für sich und seine künftige Familie, drückt und knetet die feuchte Erdmasse, welche das Männchen herbeischafft, fest zusammen und giebt mit dem Schnabel und den Füßen, so wie durch öfteres Herumdrehen des Körpers dem Neste diejenige Gestalt und Größe, die seinen Bedürfnissen auf das Genaueste entsprechen. Sonst verstehen es meist nur die Weibchen, das Nest zu bauen und einzurichten; bei den Schwalben verstehen es aber auch die Männchen und helfen getreulich mit formen, wenn Material genug da ist. Die Schwalben haben kei- nen Verstand, wie du; sie können nicht denken, wie ein Mensch: und

10. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 102

1873 - Essen : Bädeker
- 102,- boch handeln sie mit einer solchen Überlegung und solcher Weisheit, daß sie manche Menschen beschämen könnten. Sie thun jederzeit das Rechte, weil Gott für sie denkt und ihnen sagt, was sie thun sollen; denn der Schöpfer ist es, der ihnen das Nesterbauen lehrt und ihnen den Weg durch den weiten Himmelsraum zeigt. Darum fliegen sie getrost bei Tag und Nacht, ohne Angst Md Sorge, ob sie auch Nahrung finden werden: überall, wohin sic kommen, ist ihnen schon der Tisch gedeckt. Und weil eine höhere, unsichtbare Hand ihnen bauen hilft, so wird das Nest auch so gut und fest, daß die Jungen vor Wind und Regen trefflich geschützt sind, und daß die Alten viele Jahre lang ihr altes Haus stets wohl erhalten finden und immer von neuem ihre Eier hinein- legen können. Ein Naturforscher band einem Paar Schwalben, die in seinem Hause nisteten, einen Seidenfaden an die Beine, um sie wieder zu erkennen; und siehe, sie kehrten 18 Jahre lang in dieselben Nester zurück, die so gut angelegt waren, daß selten eine Ausbesserung vor- genommen wurde. Man nahm eine Rauchschwalbe zur Zeit als sie brütete, verschloß sie in einen Käsig und reiste mit ihr viele Meilen weit fort. Dann gab man ihr wieder die Freiheit, und der Vogel erhob sich erst hoch in die Luft, als wollte er sich umschauen und zu- recht finden: dann richtete er seinen Flug genau nach der Stelle hin, wo er die junge Familie verlassen hatte. Wenige Vögel wissen so schnell und geschickt zu fliegen, wie die Schwalbe. Da sie vom Schöpfer auf einen fortwährenden Aufent- halt in der Luft angewiesen ist und ihre Nahrung nur im Fluge er- hascht^ so hat sie lange, an festen Muskeln befindliche Flügel bekom- men, mit denen sie sehr leicht die Luft durchschneidet und schnell zu segeln vermag. Zu schnellen Wendungen ist der getheilte, gabelförmige Schwanz besonders geschickt. Wenn man erwägt, wie viele tausend Mal so ein Vöglein seine Flügel den Tag hindurch schwingen muß, und doch bis am Abend frische Kraft behält: so muß man die weise Ökonomie, welche in die kleinen Muskeln so viel Kraft und Ausdauer legte, be- wundern. Fast jeder große Vogel vermag in einem Tage 125 Meilen zurückzulegen; die Schwalbe fliegt aber in einer Stunde zehn Meilen, also 240 Meilen in einem Tage. Da bei der Schwalbe die Flüge! entschieden die Hauptsachen sind, da sie wenig zum Sitzen kommt, noch weniger zum Gehen, so sind auch ihre Füße demgemäß nur klein und schwach gebildet, um den Flug so wenig als möglich zu behindern. Dieselbe Weisheit, welche dem Huhne Gangfüße, dem Specht Klet- terfüße, dem Falken die starken Fänge, dem Storche die langen Beine zum Waten verliehen hat: die hat auch die Beine der Schwalbe so klein und zart gebildet. Eben so ist der Schnabel, welcher nur leichte, winzige Nahrung aufzunehmen hat, sehr klein und dünn, dabei ungebogen Md pfriemförmig, um desto besser die Luft zu durchschneiden, ,und so weit zum Auffperren, daß der ganze Schwalbenkopf in die Öffnung hineinginge. Es sollen ja in die geöffnete Schnabelhöhle möglichst leicht die Jnsellen hineinspazieren.
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