1900 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: Richter, Julius Wilhelm Otto
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
328 Erstes Kapitel.
schon sehr srüh erwähnt. In der Nähe das Eisenhüttenwerk Erwinhof (Gußwaren).
— Landsberg im Bezirk Merseburg, Stadt an der Fuhne und dem Kapellenberge,
1586 Einwohner. Zucker- und Malzfabrikation; die Kapelle auf dem Kavellenberae
von 1160.
Im Norden des vorigen der Kreis Mtterseld, von der Mulde geteilt? Wald-
und wiesenreich: im ganzen wenig fruchtbar; doch kommen am linken Ufer auch
fruchtbare Striche vor; viele Kohlengruben. Darin: Gitterfeld, Kreisstadt und
Bahnkreuzungspunkt an der Löbber (nahe der Mulde), 7596 Einwohner. Bedeu-
tende Fabrikation von Thonröhren und Mauersteinen; Fabrikation von Maschinen
und Dachpappe; viele Braunkohlengruben (Fabrikation von Preßsteinen und
Paraffin); großartiges Mühlenwerk; Vorfchußvercin; Getreidemärkte. — Südwestlich
davon das große Dorf Roitfch (2500 Einwohner), drei Rittergüter und eine Do-
mäne; Zuckerfabrikation, Bahnstation. — Brehna, kleine Stadt und Bahnstation
am Roitscher Bache, 2062 Einwohner; Zuckerfabrikatiou, Dampfmühle. In der Nähe
die Privatirrenanstalt Karlsfeld. — Westlich von Bitterfeld die Stadt Zörbig,
nahe der Fuhne, 3936 Einwohner; Ackerbau, Zuckerfabrikatiou; Schloß, Waisenhaus:
bedeutender Torfstich. — Westlich davon die Bahnstation Stumsdorf. — Das
Dorf Plötz iu der Nähe von Löbejün mit Steinkohlenbergbau. — Rechts von der
Mulde Düben, Stadt, 3765 Einwohner. Etwas Tabakbau, Zigarrenfabrikation;
Schloß. In der Nähe große Kiefernwaldungen („Dübener Heide"). — Beim Dorfe
Schwemsal Alaunwerk. — Gräfenhainchen, Stadt und Bahnstation, 2999 Ein-
wohner, Ackerbau (Tabak), Buchdruckerei; Geburtsort des Kirchenliederdichters Paul
Gerhard (1607; Gedächtniskapelle).
Ganz im Südosten des Bezirks der Kreis Mebenwerda, an der Schwarzen
Elster; große Wiesen, Torfgrubeu und Rafeneisensteinlager, sonst dürftiger Sand-
boden und ausgedehnte Wälder; Brannkohlengrubeu. Darin: Licdenwcrda, Kreis-
stadt und Bahnstation an der Schwarzen Elster, 2966 Einwohner. Ackerbau, Flachs-
markt; Schloß (jetzt Armenhaus). — Weiter aufwärts an der Elster: Elsterwerda,
Stadt und wichtiger Eisenbahnkrenzungspuukt, 2101 Einwohner; Ziegeleien, Braun-
kohlengrubeu, Rafeneisensteinlager, Eisenwerk. Im ehemaligen Jagdschlösse ein
Schullehrerseminar. — Flecken Mückenberg an der Schwarzen Elster, Bahnstation;
Schloß mit einem Modellkabinett und einer Sammluug von Gipsabdrücken. — Dicht
dabei das berühmte Eisenwerk Lauchhammer (1725 von der Freifrau von Löwenthal
angelegt, seit 1872 ^Aktiengesellschaft); bedeutende Kunstgußwerke (Statuen ?e.), Öfen
und Kochgeschirre. Rasencisenstein- und Braunkohlengruben. — Im Norden Falken-
berg, Dorf, wichtiger Eisenbahnkreuzungspunkt. — In dem westlichen fruchtbaren
Teile: Mühlberg, Stadt am rechten Elbufer, 3441 Einwohner; Hauptsteueramt,
Zuckerfabrik; Schlacht 1547 (Kurfürst Johann Friedrich von Karl V. besiegt);
Weinberge.
Westlich vom vorigen der Kreis Torgau, zu beiden Seiten der Elbe, von der
Schwarzen Elster im Nordosten fast bis an die Mulde im Südwesteu reichend; der
Boden nur teilweise gut; ausgedehnte Waldungen; mehrere Braunkohlengruben.
Darin: Torgau, Kreisstadt, Bahnstation und Festung am linken Elbuser, 10988
Einwohner: Land- und Schwurgericht; Gymnasium, Waisenhaus, altes Rathaus,
Schloß Hartenfels (Kaserne): Militärlazarett, Zeughaus. Bündnis Johanns des
Beständigen von Sachsen und Philipps von Hessen, 1530 (die „Torgauer Artikel");
Schlacht 1760. Ziegeleien, Guano- und Zündschnurfabrikation. In der Nähe ein
großer Karpfenteich (200 ha); ringsum große Kiefernwaldungen. — Das Dorf
Repitz mit Landgestüt. — Das Dorf Süptitz, im Westen von Torgau, Mittel-
Punkt der Torgauer Schlacht (1760; die Süptitzer Höhen). — Am linken Elbufer
Belgern, Stadt, 2982 Einwohner; Braunkohlengrube, Weinbau. — Schildau,
Stadt im Süden von Torgau, 1399 Einwohner; Thonwarenfcbrik; Geburtsort
des Generals Grafen Gneifenau (1760). — Grabitz, im Südosten von Torgau,
am rechten Elbuser; königliches Hauptgestüt. — Gleichfalls am rechten Elbufer
Prettin (dem Städtchen Dommitsch gegenüber), Stadt, 1854 Einwohner. —
Unmittelbar daneben das große Schloß Lichtenburg (erst kursächsische Residenz;
Zusammenkunft Luthers, Melanchthons, Spalatins, Friedrichs des Weisen und
Karls von Miltitz; jetzt Strafanstalt). — Nordöstlich vom vorigen Annaburg,
Flecken am Neuen Graben; Großes Schloß (Militärknaben-Erziehungsanstalt), früher
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Das Königreich Preußen. 381
Oberpostdirektion, Land- und Schwurgericht, Landratsamt für den Landkreis, Eisen-
bahubetriebsamt, Hauptsteueramt; unter den neun katholischen Kirchen vier gotische
(Dom. Liebfrauen-, Lambertus- und Jgnatinskirche) und zwei romanische (Martinus-
und Mauritiuskirche), dazu eine evangelische Kirche. Akademie mit zwei Fakultäten
(philosophische und katholisch-theologische); katholisches Gymnasium, Realgymnasium
und Lehrerinnenseminar, Zuchthaus, Jrreuaustalt; Kraukenhäuser (evangelisches und
katholisches); altes Rathaus (mit dem „Friedenssaale" vom 24. Oktober 1648), ehe-
malige Bischofsresidenz (Oberpräsidium und Generalkommando), Ständehans; Vereine
für Geschichte, Wissenschaft und Kunst; alte schöne Giebelhäuser; Paläste westfälischer
Adelsfamilien; schöne Promenaden an Stelle der ehemaligen Festungswerke; Fabri-
kation von Maschinen, Papier, Lampen, Korb- und Blechwaren, drei bedeutende
mechanische Banmwollwebereien, Fabrikation von Segeltuch und Säcken, fünf große
Dampfmühlwerke, Dampfsägewerke und Furnierschneiderei, Bierbrauerei, Lohgerberei
und Ziegeleibetrieb, Buchdruckerei ic.; Handel mit Getreide und andern landwirt-
schaftlichen Erzeugnissen, Mehl, Kohlen ?e.; Reichsbankstelle, Provinzialhilsskasse,
Landschaft der Provinz Westfalen, Rentenbänk für Westfalen, Rheinprovinz und
Hefsen-Nassau, Handelskammer. Alte Stadt; Bistum, von Karl dem Großen errichtet
(780), später mit ausgedehntem Besitze ausgestattet; Unwesen der Wiedertäufer 1534/35;
im 18. Jahrhundert mit Kurköln vereinigt, 1803 säkularisiert.
Der Landkreis Münster umschließt die Stadt und breitet sich längs des Ems-
flufses Werse bis zur Ems hin aus, meist eben; nicht übermäßig fruchtbar; fast
ganz katholisch. Darin: Telgte, Stadt an der Ems, östlich von Münster, 2273
Einwohner. Höhere Privaterziehungsanstalt und Privatirrenhaus; ein „wunder-
thätiges" Marienbild zieht zahlreiche Wallfahrer an; Wollwarenfabrikation. — Im
Westen von Münster, bei Roxel an der Aa, liegt Haus Hülshof, Geburtsort der
Dichterin Annette Freiin v. Droste-Hülshos. — Im Süden von Münster St. Lam-
berti, mit Industrie (Weberei, Färberei, Druckerei ?e.). — Nördlich von Münster
Greven, Dorf und Bahnstation an der schiffbaren Ems (Mündung der Aa), 2200
Einwohner. Baumwollspinnerei, Seidenweberei und Zigarrenfabrikation; Armen-
anstatt. — Nottuln, großes Dorf im Südwesten von Münster; in den nahen
„Baumbergen" Sandsteinbrüche; Dampfsägewerke. Sandsteinbrüche finden sich auch
bei dem Dorfe Albersloh an der Werfe.
Östlich vom vorigen der Kreis Warendorf, zu beiden Seiten der Ems, von
mäßiger Fruchtbarkeit; erheblicher Flachs- sowie Hanfbau und starke Weberei; fast
25 Proz. Weiden; Bevölkerung fast ganz katholisch. Darin: Warendorf, Kreisstadt
am linken Emsufer, 5109 Einwohner. Katholisches Gymnasium und katholisches
Lehrerseminar; Landgestüt, Maschinenweberei für Baumwollenstofse. Alte und früher
bedeutende Stadt (Mitglied der Hanf«). — Nordöstlich von der Kreisstadt, Sassen-
b erg, Flecken an der Hessel; Schloß des Grafen v. Nesselrode, Streichgarnspinnerei.—
Ostlich von Warendorf der Flecken Harsewinkel, in der Nähe der Lütter, Lein-
Weberei; dabei die ehemalige Cistereienserabtei Marienfeld. Starke Leinwand-
Weberei findet sich anch im Flecken Freckenhorst und Everswinkel; bei dem
letzteren das Haus Laugen des Grafen Droste zu Vischering.
Südlich vom vorigen der Kreis Beckum, ein Plateau zwischen Ems und Lippe,
von der Werse durchflössen; die Bodenverhältnisse sehr mäßig; die Bevölkerung fast
ganz katholisch; viel Leinwandweberei; ausgedehnte Weiden lfast 25 Proz.). Darin:
Beckum, Kreisstadt und Bahnstation in hoher Lage an der Werse, 4068 Einwohner.
In der Nähe bedeutende Kalksteinlager; Verwertung derselben zur Zementsabrikation;
Branntweinbrennerei. Ehemals Hansestadt. — Bei Lipporg an der Lippe das
Haus Assen, Stammsitz der Grafen v. Galen. — Ahlen, Stadt und Bahnstation
an der Werse, 4748 Einwohner. Fabrikation verzinnter und emaillierter Eisenwaren.
— Liesborn, Dorf am Liefenbache, ehemaliges Kloster (von Karl dem Großen
gestiftet); das Aliso der Römer (?). — Herzfeld, Dorf an der Lippe, mit Grab-
kapelle der heiligen Ida; Fabrikation von Drainröhren. — Ölde, Stadt und Bahn-
station an der Grenze des Bezirks Minden, 3139 Einwohner. Starke Brannt-
weinbrennerei, Bierbrauerei, Bandfabrikation; fruchtbare Feldmark mit lohnender
Landwirtschaft. — Südöstlich vom vorigen der Flecken Stromberg, bedeutender
Obstbau (Pflaumen)p Bandfabrikation; Ruine, Wallfahrtsort. Die „Stromberger
Hügel" (190 m hoch).
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382 Erstes Kapitel.
Im Norden des Bezirks der Kreis Tecklenburg; derselbe enthält die Ausläufer
des Teutoburgerwaldes und das Jbbenbürener Steinkohlengebirge; Acker-und Garten-
land tritt zurück, ausgedehnt dagegen sind die Weiden (über 36 Proz.); wichtiger
Steinkohlenbergbau; die Bevölkerung weit überwiegend evangelisch. Der Kreis ist
aus den ehemaligen Grafschaften Tecklenburg und Lingen gebildet. Darin: Tecklen-
burg , Kreisstadt auf dem Teutoburgerwalde, 897 Einwohner. Schloßruine, Lein-
wandweberei und etwas Tabakfabrikation. — Südlich davon Lengerich; Stadt und
Bahnstation in der Nähe des Teutoburgerwaldes, 2022 Eiuwohuer. Zahlreiche Kalk-
öfeu, Fabrikation von Drahtseilen, Apothekerkapseln und Tabak; Provinzialirren-
anstatt („Bethesda"). — Ibbenbüren, Stadt und Bahnstation im engen Thale
der Aa, 9489 Einwohner. Bedeutende Sandsteinbrüche, Steinkohlenbergbau, Glas-
fabrikation, Nesselweberei, Dampfmahl- und Sägewerke, Eisenstein- und Bleigrube.
— Westlich davon das Eisenwerk Friedrich-Wilhelmshütte. — Mettingen,
Dorf mit Bad (Schwefelquelle) und Steinbrüchen am Jbbenbürener Steinkohlen-
gebirge. Sandsteinbrüche finden sich noch bei Lienen am Südfnße des Teutoburger-
Wäldes, bei Hörstel am Jbbenbürener Steinkohlengebirge und bei Riesenbeck. —
Der Flecken Westerkappeln, mit Schweinezucht; dabei die Slopsteine (Granitblöcke).
Südwestlich vom vorigen der Kreis Steinfurt; derselbe breitet sich von der
Ems westwärts über die Vechte hin aus und enthält ausgedehnte Heiden und Moore.
Von ihm eingeschlossen werden die Grafschaft Bentheim-Steinfurt (früher reichs-
unmittelbar), die Staudesherrschaft Salm-Horstmar und das Fürstentum Rheine-
Wolbeck; auf dem Lande herrscht erhebliche Leinwand- und Baumwollweberei; die
Bevölkerung ist weit überwiegend katholisch. Darin: Gurgsteinfurt, Kreisstadt und
Bahnkreuzungspunkt an der Aa, 4311 Einwohner «fast 2/3 evangelisch). Gymnasium mit
Realprogymnasium; Weberei, Färberei und Zeugdruckerei, Zigarrenmacherei. Schloß
des Fürsten zu Bentheim-Steinsurt (mit Park).— Horstmar, Stadt im Südwesten
von Burgsteinfurt, Bahnstation, 1009 Einwohner. Leinwand- und Seidenweberei;
Burgruine, Schloß des Fürsten von Salm-Horstmar. — Metelcn, Flecken und Bahn-
station an der Vechte, Seiden- und Leinwandfabrikation. — Langenhorst an der
Vechte, ehemaliges Stift, jetzt Schullehrerseminar und Taubstummenanstalt. — Neuen-
kirchen, Flecken zwischen Ems und Vechte; Leinwand- und Nesselweberei. -^Ems-
detten, Dorf in der Nähe der Ems; Spinnerei (Flachs, Hanf :e.) und Nesselweberei.
— Rheine, Stadt und Eisenbahnkreuzungspunkt an der Ems, 5652 Einwohner;
katholisches Gymnasium, Waisenhaus. Hauptsteueramt; Spinnerei und Weberei (Jute
und Baumwolle); Eisengießerei und Maschinenfabriken; Tabaksfabrik; Emsschiffahrt.
In der Nähe Schloß Bentlage (Residenz des Fürsteu von Rheine-Wolbeck) sowie
die Saline Gottesgabe. Spinnerei und Weberei finden noch statt in Borghorst,
Nordwalde ?e.
Südwestlich vom vorigen der Kreis Ähaus; derselbe liegt an der Berkel und
Vechte, ist ziemlich unfruchtbar (47 Proz. Senneboden, d. h. schlechtes Weideland);
fast ganz katholisch; auf dem Lande starke Baumwollweberei. Darin: Ähaus, Kreis-
stadt und Bahnstation an der Aa, 2037 Einwohner; etwas Tabaksfabrikation; Schloß
des Fürsten von Salm-Salm (Grafschaft Ahaus-Bocholt). Beim Flecken Schöp-
pingen die gleichnamigen Berge. — Gronau in Westfalen, Stadt an der
Dinkel. Bahnstation, 1570 Einwohner. Schloß des Fürsten zu Beutheim-Tecklen-
burg-Rheda: Baumwollspinnerei und -Weberei; Seifenfabrikation. — Este, Flecken
an der Dinkel, mit Baumwollspinnerei. — Vreden, Stadt an der schiffbaren Berkel,
1875 Einwohner, Progymnasium, Hauptzollamt; Weberei (Plüsche und Nesselstoffe);
Zichorienfabrikation. — Stadtlohn, Stadt an der Berkel, 2187 Einwohner, be-
deutende Steingutfabrikation und Töpferei, Nesselweberei und Bleicherei; Christian
von Braunschweig von Tilly besiegt (1623).
Südöstlich "vom vorigen der Kreis Gorsfeld; enthält die Quellen der Vechte,
Dinkel und Berkel; im Osten Hügelland, im Westen Sennen, doch ist das Weide-
gebiet nicht so ausgedehnt, wie iin vorigen Kreise; die Bevölkerung ist fast ganz
katholisch. Darin: Goesfeld, Kreisstadt und Bahnstation an der Berkel, 4839 Ein-
wohner, katholisches Gymnasium, Waisenhaus; Gerberei, Leinwandweberei und Fär-
berei; zwei Schlösser (in einem derselben residierten die Bischöfe von Münster. In
der Nähe das Schloß Varlar (Residenz der Fürsten von Salm-Horstmar). —
Billerbeck, Stadt und Bahnstation an der Berkel, 1534 Einwohner; Wallfahrtsort;
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Das Königreich Preußen. 383
Flachsbau; Ziegeleien. — Darfeld, Dorf und Bahnstation, Leinwandweberei und
Kalkbrennerei; Kalksteinbrüche. — Dülmen, Stadt und Bahnkreuzungspunkt, 4570
Einwohner. Leinwandweberei, Waisenhaus; Residenzschloß des Herzogs von Croy-
Dülmen. In der Nähe Raseneisensteingruben und das Eisenhüttenwerk „Prinz-
Rudolfshütte." — Haltern, Stadt und Bahnkreuzungspunkt in der Nähe der Lippe,
2993 Einwohner; viele Weiden.
Südöstlich vom vorigen der Kreis Lüdinghausen, hauptsächlich im Gebiete der
Lippe, teilweise nicht unfruchtbar, doch auch nicht unerhebliche Weidegebiete; Flachs-
bau ziemlich verbreitet; Rinder- und Pferdezucht verhältnismäßig stark; Bevölkerung
fast ganz katholisch. Darin: Lüdinghausen, Kreisstadt und Bahnstation an dem
Lippeznslusse Stever, 2321 Einwohner. Ackerbauschule, mehrere Dampfsägewerke,
Brennerei. — Ottmarsbocholt mit schönem Schloß (Gemäldegalerie). — Alt-
lünen an der Lippe, Gemeinde mit der Eisengießerei und Maschinenfabrik West-
falia. In der Nähe Schloß Kappenberg in schöner Gegend, ehemalige altsäch-
fische Feste, dann bedeutende Prämonstratenserabtei (1803 säkularisiert, jetzt Besitzung
des Grafen von Kielmannsegge; Tod des Reichsfreiherrn vom Stein, 1831). Flachs-
bau findet sich bei Südkirchen, Senden, Selm :c.
Südwestlich vom vorigen der Kreis Recklinghansen, am linken Ufer der Lippe
und bis zur Emscher heran; eine Hügellandschaft, welche auch etwas in das Stein-
kohlengebiet au der Ruhr hineinreicht; früher zum Erzstist Köln gehörig, jetzt Graf-
fchaft des Herzogs von Arenberg. Der Boden ist vielfach sandig, bisweilen auch
moorig, aber doch teilweise auch fruchtbar; Bevölkerung fast ganz katholisch. Darin:
Necklinghausen, Kreisstadt und Bahnstation, 9240 Einwohner. Schloß des Herzogs
von Arenberg, katholisches Gymnasium, drei bedeutende Steinkohlengruben, sehr
wichtige Kalkindustrie (über 100 Kalköfen); Ziegeleien, Fabrikation von Pulver, Zinn-
waren, Dochten ?c. In der Nähe das „Grnlbad" (Sole). — Horst in Westfalen,
Dorf und Eisenbahnstation an der Emscher, 2390 Einwohner; Steinkohlengrube,
Maschinenfabrikation; Ziegeleien. Auch bei Bottrop ist eine Steinkohlengrube. —
Osterfeld, großes Dorf an der Emscher, mit Eisenhütte. Im Westen des Dorfes
Kirchhellen die gleichnamige Heide. — Dorften, Stadt und Eisenbahnknoten-
Punkt an der Lippe, 3396 Einwohner; katholisches Progymnasium, Eisengießerei,
Papier-, Wachstuch- und Netzfabrikation; Leinwandhandel; Schiffahrt.
Nordwestlich vom vorigen der Kreis, korken, zwischen der Rheinprovinz und
den Niederlanden gelegen; hat mehr unfruchtbares Weideland als der vorige (über
37 Proz.), namentlich findet sich im Osten ausgedehntes Sennegebiet; die Weberei
ist stark verbreitet; die Bevölkerung größtenteils katholisch. Darin: töoxkzn, Kreis-
stadt und Bahnstation an der Aa, 3431 Einwohner. Starke Weberei (Leinwand
und Halbleinen). — Gemen, Flecken an der Aa, mit Schloß des Grafen v. Lands-
berg-Gemen (Standesherrschaft)..— Velen, Dorf mit Schloß des Grafen V.lands-
berg-Gemen; Nesselweberei. — Östlich von Borken Bocholt, Stadt und Bahnstation
an der Aa, 10576 Einwohner. Realprogymnasium, Schloß des Fürsten zu Salm-
Salm; bedeutende Baumwollspinnerei und -Weberei (viele Dampfmaschinen, 40000
Spindeln und 1200 Stühle; dazu bedeutende Handweberei; Fabrikationswert 7 bis
8 Mill. Mark). In der Nähe eine Eisenhütte; Schlacht zwischen Karl dem Großen
und den Sachsen (779). — Dingden, südlich von Bocholt, mit Flachsbau. — An-
holt, Stadt an der alten Assel und an der niederländischen Grenze, 1880 Einwohner;
schönes Residenzschloß des Fürsten von Salm-Salm (Park).
Regierungsbezirk Minden.
Minden, Regierungshauptstadt, Kreisstadt und Bahnstation am linken Ufer
der Weser, 18592 Einwohner (S/6 evangelisch). Regierung, Landratsamt, Oberpost-
direktion, Hauptsteueramt; katholischer Dom und vier evangelische Kirchen; Gym-
nasium mit Realgymnasium; Westfälische Gesellschaft für vaterländische Kultur
(Museum); Eisenbahnwerkstätte, bedeutende Tabaks- und Zigarrenfabrikation, Fabri-
kation von Chemikalien, Farben und Seife, Lampen, Zichorien :e.; Ziegeleien, Dampf-
mahl- und -sägewerke; Hafen, Schleppdampfschiffahrt; Garten- und Gemüsebau;
lebhafter Handel (landwirtschaftliche Produkte, Wein :e.); Reichsbankstelle, Vorschuß-
verein, Handelskammer. Von Karl dem Großen gestiftetes Bistum (1526 reformiert,
1648 brandenburgisch).
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384 Erstes Kapitel,
Der Greis Minden breitet sich zu beiden Seiten „der Weser aus; in den Weser-
Niederungen fruchtbarer Alluvialboden, der aber der Überschwemmung ausgesetzt ist,
auf den Höhen aus Saud, Lehm und Kalk gemischtes, immer noch im ganzen er-
tragreiches Land; die Weiden von mäßigem Ilmfange (12 Proz.); Bevölkerung fast
ganz evangelisch. Darin: Barkhausen, Dorf iu der Nähe der Weser und der West-
fälischen Pforte; Eisenwerk („Porta"), Zementfabrikation, Steinkohlen- und Eisen-
erzgrnbe. Die „Westfälische Pforte" (Weserscharte) wird gebildet durch den Witte-
kindsb erg am linken (darauf Reste der Margaretenklus und ein 23 m hoher Aus-
sichtsturm) und deu Jakobs- oder Hausberg am rechten Weserufer. An dem
letzteren liegt Haus berge, Flecken an der Weser, 1370 Einwohner; Zigarrenfabri-
kation, große Sandsteinbrüche am Hausberge (beuutzt zum Bau der Weichselbrücke
bei Dirschau und der Befestigungen bei Wilhelmshaven); in der Nähe zwei Glashütten
und eiue Eiseuhütte. Nordwestlich vou Minden das große Bastaubruch (Torfmoor), —
Petershagen, Stadt an der Weser, 1781 Einwohner; ehemaliges Residenzschloß
der Bischöfe von Minden (jetzt evangelisches Schullehrerseminar und Taubstummen-
anstalt); Tabaks- und Zigarrenfabrikation. In der Nähe die Glasfabrik Gernheim
und das Dorf Totenhausen (Sieg Ferdinands v. Braünschweig über die Franzosen,
1759). — Wietersheim an der Weser, ehemals Ordenskomtnrei des Herrenmeister-
tums Sonnenburg (Mark). — Lerbeck, Dorf am rechten Weserufer, zwei Glas-
sabrikeu. — Oeynhausen, Stadt und Bahnstation im Süden von der Mündung
der Werre, 2460 Einwohner. Ziegeleien, Fabrikation von Thonwaren und Zigarren;
Eisenwerk („Weserhütte"), Saline („Neusalzwerk"); vielbesuchter Badeort (kohlensaure
Thermalsolquelleu). Dicht dabei das Dorf Rehme; Eisengießerei. — Dehme, Dorf
an der Weser, mit Steinkohlengrube.
Westlich vom vorigen der Kreis Wibbecke, gleichfalls zu dem ehemaligen Bis-
tum Minden gehörig, ist reich an Brüchen (mit Wiesen) und Weiden; mehrere Stein-
kohlengruben (Wälderformation), Leinwandweberei; Bevölkerung fast ganz evangelisch.
Darin: Lübbecke, Kreisstadt in der Nähe des Wiehengebirges, 2871 Einwohner.
Gerberei, Fabrikation von Zigarren, Strohpapier, Stärke, Seilerei'/ bedeutender
Leinwandhandel. — Nettelstädt, Dorf mit Eisenhütte und Zigarrenfabrikation, —
Preußisch-Oldeudorf, Flecken am Wiehengebirge; Schweinezucht, Leinwand-
Weberei; Rettungsanstalt: Steinkohlengrube. — Bei dem Dorfe Alswede, an der
Großen Aue, das Bad Fiestel (eisenhaltige Schwefelquelle). — Rahden, Flecken;
Viehzucht (Schweine) und Viehhandel; Wollspinnerei und Zigarrenfabrikation, —
Levern, Flecken; Schweinezucht, Leinwandweberei, Steinkohlengrube (Wälderforma-
tiou, wenig abbaufähig); Bad (Schwefelquellen).
Südwestlich von Minden der Kreis Herford, eine meist recht fruchtbare Hügel-
landschast an der Werre, Aa und Else; mit fast ganz evangelischer Bevölkerung.
Darin: Herford, Kreisstadt und Eisenbahnkreuzungspunkt an der Mündung der Aa
in den Weserfluß Werra, 15902 Einwohner, Unter den fünf evangelischen Kirchen
das Münster, die St. Marien- und St. Johanniskirche; Gymnasium, Landwirt-
schastsschnle; Theater, Zuchthaus; Leinwandweberei, Fabrikation von fertiger Wäsche
(Konfektionen), Konditorwaren (Schokolade), Maschinen, Teppichen, Leder, Maschinenöl,
Möbeln, Zigarren, Dünger; bedeutender Leinwandhandel. Ehemalige Reichsabtei
(von Wittekind 789 gestiftet und 1803 mit dem Unterstifte „Berg" eingezogen);
davon getrennt die Stadt (längere Zeit Reichstadt und zur Hausa gehörig), —
Enger, alter Flecken, nordwestlich von Herford, 1957 Einwohner; einst Residenz
Wittekinds; Fabrikation von Wurstwareu, Schinken und Zigarren, Leinwand-
Weberei; Flachsbau, — Bünde, Stadt und Bahnstation an der Else, 2960 Ein-
wohner, Fabrikation von Zigarren und Zigarrenkisten, Eisengießerei: Flachsbau,
Leinwandweberei. Im Norden des Dorfes Rödinghausen der Nonnenstein
(Wiehengebirge). Bei der großen Gemeinde Gohfeld an der Werre Sieg des Erb-
Prinzen von Weimar über die Franzosen (1759). Bei dem Dorfe Obernbeck das
Schloß Beck (Stammsitz der Herzöge von Holstein-Beck). — Löhne, Bahnkreuzungs-
punkt an der Vereinigung von Else und Werre; Flachs- und Hanfbau. Stift
Quernheim im Nordosten von Bünde, jetzt Fräuleinstift, — Vlotho, Stadt in
anmutiger Gegend am linken Ufer der Weser (Weserwinkel), 3300 Einwohner; be-
deutende Zigarren- und Tabaksfabrikation, Fabrikation von Zigarrenkisten, Papier,
Zuckerrassiuerie, Bierbrauerei; Steinbrüche; Schiffahrt, Ruine der Vlothoburg.
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Das Königreich Preußen. 385
Südlich davon das Bad Seebruch in prächtiger Lage (Thalgrund); in der Nähe
Steinkohlenablagerung.
Südwestlich von Herford Bielefeld, selbständige Stadt und Bahnstation in präch-
tiger und fruchtbarer Landschaft an der Lutter und am Fuße des Teutoburger Waldes,
34931 Einwohner (9/10 evangelifch). Landratsamt für den Landkreis, Landgericht
nebst Kammer für Handelssachen und Schwurgericht; drei evangelische und eine
katholische Kirche; evangelisches Gymnasium mit Realgymnasium. Hauptsitz der West-
Mischen Leinwandindustrie (mehrere große Flachsspinnereien, eine derselben mit
22000 Feinspindeln; zahlreiche Leinwand- und Damastwebereien, großartige Bleich-
anstalten und Leinwandhandlungen, bedeutende Wäschefabrikation mit etwa 3000
Arbeiterinnen (neuerdings auch erfolgreiche Seiden-, Samt- und Plüschweberei;
auch in der näheren und weiteren Umgegend ist diese Industrie als Fabrik- oder als
Handbetrieb zu finden); außerdem großartige Eisenindustrie mit einigen 20 bedeu-
tenden Betrieben (Dampfmaschinen, Kessel, Geldschränke, Feilen, Nähmaschinen, Werk-
zengmaschinen :e.); Fabrikation von Möbeln, Zement, Zigarren, Leder, Dachfilz,
Glas; bedeutende Ziegeleien, Dampfmahlwerke; Garn-, Hanf- und Flachshandel;
Handelskammer, Reichsbankstelle, Westfälische Bank; Minden-Ravensberger landwirt-
schaftlicher Hauptverein; bedeutender Flachs- und Hanfbau in der Umgegend. Stadt
seit 1250, Hauptstadt der Grafschaft Ravensberg (bis 1346), dann Bestandteil des
Herzogtums Berg; nach dem Aussterben der Herzöge von Jülich-Kleve branden-
burgisch. Die schon zu Anfang des 14. Jahrhunderts erhebliche Leinwandindustrie
kam durch die Einwanderung evangelischer Niederländer (im 16. Jahrhundert) zur
vollen Blüte. Auf dem nahen Sparrenberg alte Feste (1177 erbaut, jetzt Gefängnis);
schöne Anlagen und prächtige Aussicht auf dem Johannisberge.
Der Landkreis Bielefeld, zu beiden Seiten des Teutoburger Waldes, auf den
Höhen stark bewaldet, in der Ebene fruchtbares und wohlangebautes Land; starker
Flachs- und Hanfbau, Leinwandweberei; fast ganz evangelisch. Darin: Brackwede,
großes Dorf am Teutoburger Walde; 1700 Einwohner; mit reger Industrie (Eisen-
gießerei, Fabrikation von Chemikalien und Düngstoffen, Hohlglas, Leder, Leim und
fertiger Wäsche; Bleicherei, Ziegeleien und Kalköfen). — Gadderbaum-Sandhagen,
Sandhagen und Jsselhorst haben bedeutende Leinwandindustrie. In der Nähe
von Bielefeld auch die trefflichen Wohlthätigkeitsanstalten des Pastors v. Bodel-
schwingh (Arbeiterkolonie, Heilanstalt sür Epileptische, Asyl für Blödsinnige :e.). —
Helpen, Dorf an der Lutter, bedeutender Flachsbau, Leinwandweberei und Ziegelei-
betrieb. — Schildesche, großes Dorf im Norden von Bielefeld (3500 Einwohner);
Spinnerei, Leinwand- und Seidenweberei, Schinkenhandel; evangelisches Rettuugs-
haus; Eisenwerk.
Nordwestlich vom vorigen der Kreis Halle, am Teutoburger Walde; in den
nördlichen Teilen sehr fruchtbar, weniger in den südlichen; im Gebirge gute Stein-
brüche; Flachsbau und Weberei; Bevölkerung fast ganz evangelisch. Darin: Halle,
Kreisstadt in fchöner Gegend am Teutoburger Walde, 1712 Einwohner; Leinwand-
Weberei; Flachs- und Hanfbau; Wurstmachern, Seilerei und Zigarrenfabrikation.—
Südwestlich davon das Dorf Bokel; dabei das Schloß Tatenhausen (Besitz des
Grafen v. Korff-Schmiesing). — Brockhagen, großes Dorf auf der Südseite des
Gebirges, Hopfenbau und Leinwandweberei.— Werther, Stadt am nördlichen Ein-
gange des Querthales Halle-Werther und nordwestlich von Bielefeld, 1964 Ein-
wohner; bedeutender Flachsbau; Fabrikation von Zigarren und Kunstdünger; Schinken-
Handel. — Borgholzhausen, Stadt im Teutoburger Walde, nordwestlich von Halle,
1126 Einwohner. Segeltuchweberei, Wurstfabrikation, Hansbau. — In der Nähe
die Ruine der Ravensburg (Grafschaft Ravensberg). — Versmold, Stadt ganz im
Westen von Halle, schon im Münsterschen Tieflande, 1503 Einwohner; Fabrikation
feiner Flcifchwaren, Leinwandweberei (Segeltuch :e.).
Südlich vom vorigen der Kreis Wiedenbrück, an der oberen Ems; besteht aus
der ehemaligen Grafschaft Rietberg und der Herrschaft Rheda; der Boden ist zwar
sandig, aber ziemlich fruchtbar, an der Ems gute Wiesen; drei Viertel der Bevölkerung
katholisch. Darin: Wiedenbrück, Kreisstadt an der Ems, 2843 Einwohner (fast
ganz katholisch); bedeutende Seilerei, Fabrikation von feinen Fleischwaren und
Zigarren; Viehzucht. — Rheda, Stadt am linken Ufer der Ems, Hauptort der
Herrschaft Rheda, Bahnstation, 2848 Einwohner; bedeutende Fabrikation feiner
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386 Erstes Kapitel.
Fleischwaren. Gerberei, Seilerei, Fabrikation von Hefen, Zigarrenje.; Schloß des
Fürsten v. Bentheim-Tecklenburg-Rheda (Standesherrschaft). — Wenig nordöstlich
davon Gütersloh, Stadt und Bahnstation an der Dalle, 5356 Einwohner (größeren-
teils evangelisch); evangelisches Gymnasium, Nesselweberei, Branntweinbrennerei
(Wacholderschnaps), Bierbrauerei, Haudel mit landwirtschaftlichen Produkten (Butter,
Vieh), mit Fettwaren und Pumpernickel. — Rietberg, Stadt an der Ems, 1866
Einwohner; früher Hauptort der Grafschaft Rietberg; katholisches Progymnasiäm,
Leinwandweberei; Schloß (früher Besitz des Grafen v. Kaunitz). — Holte, Dorf
mit Schloß und großem Eisenwerke.
Südöstlich vom vorigen der Kreis Paderborn, an der oberen Lippe, auf der
Grenze des Berglandes, teilweise schon dem Tieflande angehörig, mit sandigem und
kalkigem, aber auch fruchtbarem Boden; fast ganz katholisch. Darin: Paderborn,
Kreisstadt und Bahnstation an der Pader, 16 624 Einwohner. Land- und Schwur
gericht, Eisenbahnbetriebsamt, katholischer Bischof nebst Domkapitel, katholischer Dom
(romanisch, Grab des heiligen Liborius; unter demselben die starken Quellen der
Pader), dazu noch drei katholische und eine evangelische Kirche; katholisches Gym-
nasium, katholisches Schullehrerseminar, Blindeninftitut; Eisenbahnwerkstätte; Tabaks-
fabrikation, Dampfmühlwerke; Woll- und Viehmärkte; Reichsbanknebenstclle, In
der Nähe das Jnselbad (mit einer erdig-muriatischeu Stickstoff- und einer erdig-
salinischen Stahlquelle). Sehr alter Ort (Reichstag Karls des Großen 777, Bistum
seit 782, 1802 säkularisiert und an Preußen übergeben.— Nordöstlich Lippspringe,
Stadt in der Nähe der Lippequelle, 2339 Einwohner. Berühmtes Bad (die Armi-
ninsquelle, eine erdig-salinische, eisenhaltige Stickstoffquelle, für Lungenkranke, dazu
eine gipshaltige Schwefelquelle); Papierfabrik. — Neuenbeken, Dorf mit Glas-
Hütte; in der Nähe Altenbeken, Eisenbahnkrenzungspunkt und Eisengrube.— Neu-
haus in Westfalen, Flecken an der Mündung der Alme und Pader in die Lippe;
Kunstwollenfabrikation. (Hier wird die Lippe schiffbar und es zweigt sich der Boker
Kanal ab.) Bei dem Städtchen Delbrück, 1257 Einwohner, die Boker Heide.
Südwestlich vom vorigen der Kreis Mren, auf dem Plateau von Paderborn,
wenig fruchtbar, sehr waldreich (30 Proz.); die Bevölkerung katholisch. Darin:
Mren, Flecken und Hauptort, in einem Thale an dem Zusammenflüsse der Alme
und Alfter, 2196 Einwohner; katholisches Schnllehrerseminar und Taubstummen-
anstatt. — Bei Wewelsburg an der Alme in schöner Gegend Böddeken, mit
Schloß und einer Glasfabrik. — Salzkotten, Stadt und Bahnstation im Südwesten
von Paderborn, 2162 Einwohner. Saline mit vorzüglichem Produkt, Zigarrenfabri-
kation. — Wünnenberg, Flecken an der Alfter und Aa; auf dem nördlich davon
gelegenen Sind- oder Sentfeld schlug Karl der Große die Sachsen (794). Bei dem
Dorfe „Holtheim die Glasfabrik Marschallshagen (Tafelglas).
Östlich vom vorigen der Kreis Warburg, am Eggegebirge und an der Diemel;
das Thalland sehr fruchtbar („Warburger Börde"), dagegen das Gebirgsland un-
fruchtbar; Bevölkeruug fast ganz katholisch. Darin: Warburg» Kreisstadt und Bahn-
station an der Diemel, 4884 Einwohner. Gymnasium, Papierfabrikation; Getreide-
und Viehhandel; starke Pferdezucht in der Umgegend. — Scherfede, Dorf am Fuße
der Egge und in der Nähe der Diemel, Kunstwollenfabrikation; in der Nähe die
ehemalige Beuediklinerabtei Hardehausen (jetzt Oberförsterei). — Dringenberg,
Flecken mit Glashütte; Forellenfischerei im Osenbache. — Gehrden, Flecken ani
Osenbache, und Neuenheerse, an der Quelle der Nethe, beide mit ehemaligen
Klöstern. — Willibadessen, Flecken am Fuße der Egge und im Thale der Nethe,
von Wäldern umgeben, Bahnstation; dabei die „Karlsschanze" (Lager Karls des
Großen); Eisengrube und Eisenhütte. Bei dem Dorfe Daseburg die Ruine Desen-
berg (352 m hoch).
Nördlich vom vorigen der Kreis Härter, zwischen Egge und Weser, gebildet
aus der ehemalige:: Abtei Korvey und Teilen des Stiftes Paderborn; die Frucht-
barkeit teilweise zufriedenstellend, Acker- und Gartenland ausgedehnt (54 Proz.),
ebenso der Wald (27 Proz.), dagegen weniger das Weideland; weit überwiegend
katholisch. Darin: Höxter, Kreisstadt und Bahnstation am linken Weserufer, 6004
Einwohner (größere Hälfte evangelisch). Evangelisches Gymnasium, Baugewerkschule;
zwei Glashütten, Fabrikation von Gummifäden, Leinwand und Zement, Gerberei;
rreffliche Sandsteinbrüche am rechten Weserufer. Prächtige Bergwälder ringsum.
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- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
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- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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Das Königreich Preußen. 387
Schiffahrt und Handel. In der Nähe die ehemals hochberühmte reichsfreie Abtei
Korvey, zu welcher eine prächtige Kastanienallee führt (822 gegründet; berühmte
Klosterschule mit Ansgarius, dem späteren Apostel des Nordens, und dem Geschicht-
schreiber Widnkind v. Korvey; 1803 säkularisiert, 1815 preußisch, jetzt Mediatsürsten-
tum des Herzogs v. Ratibor; Bibliothek mit 150000 Bänden, welcher l860—74
Hofsmann v. Fallersleben vorstand). Der nahe Brunsberg (356 m) mit Wartturm.
Wenig nordwestlich Brenkhausen, an der Schelpe; ehemaliges Benediktinerkloster.
— Albaxen, Dorf, mit Schloß Tonenburg und einer Braunkohlengrube. — Beve-
rungen, Stadt und Bahnstation an der Mündung der Bever in die Weser, 1868
Einwohner. Getreidehandel, Zigarrenfabrikation und Schuhmacherei — Herstelle,
Dorf am Weserwinkel, in der Nähe von Karlshafen; erinnert an ein festes Lager
Karls des Großen. — Brakel, Stadt und Bahnstation in der Nähe der Nethe,
2950 Einwohner. Zigarrenfabrikation, Glashütte, Waisenhaus — Driburg, Stadt
und Bahnstation, im Thale der Aa und am Rande der Egge, 2545 Einwohner.
Zwei Glashütten, besuchtes Bad (Eisenquellen mit Gips, kohlensaurer Kalkerde und
Kohlensäure; Schwefelquelle, zwei Badeanstalten); in der Nähe das Driburao- Schwefel-
moor (Verwendung zu Schlammbädern), die Ruine Iburg (Ort der " .cnsul?) und
ein ehemaliges Trappistenkloster (Forsthaus). — Ni eh eint, S^ nordöstlich von
Driburg, 1718 Einwohner. Viehzucht; bedeutende Ziegeleien <r. .Nation von Drain-
röhren). — Weiter nördlich Steinheim, Stadt an v : mier und dem Heubach,
2654 Einwohner. Getreidehandel; Ziegeleien; ^ . ..x auf dem Stoppelberge.
Bei Münsterbrock das ehemalige Kloster M münster. — In einer Exklave
in der Nähe von Pyrmont Lügde, alte fei;: . und Bahnstation an der Emmer,
2398 Einwohner. Alte Kilianskirche (11. Jahrhundert), Spitzenfabrikation; in der
Nähe Überreste der alten „Arminiusburg."
Regierungsbezirk Arnsberg.
Arnsberg, Regierungshauptstadt, Kreisstadt und Bahnstation auf einem von
der Ruhr umflossenen Berge, 6756 Einwohner. Regierung, Land- und Schwur-
gericht, Oberpostdirektion, Hauptsteueramt, Bergrevier, Forstinspektion, katholisches
Gymnasium (ehemalige Prämonstratenserabtei mit schöner Kirche); Eisenbahnrepa-
raturwerkstätte. Fabrikation von Papier, Holzstoff und Wagen; Handelskammer.
Großer Kommunalforst, ringsum bedeutende Waldungen. Ehemals Hansestadt und
ein Hauptfreistuhl des Femgerichts (im Baumgarten unter dem Schloß), Hauptstadt
des Herzogtums Westfalen (zu Kurköln); seit 1815 preußisch.
Der Greis Arnsberg, in der Mitte des Regierungsbezirks, und von der Möhne
über die Ruhr weg nach der Lenne zu sich erstreckend, ein waldreiches Gebirgsland
mit tiefen Thalgründen; Acker- und Gartenland tritt hinter dem Walde, der über
die Hälfte des Bodens einnimmt (über 54 Proz,) sehr zurück; mehrere bedeutende
Eisengruben und Eisenwerke :e. enthaltend; Bevölkerung überwiegend katholisch.
Darin noch: Neheim, Stadt und Bahnstation an der Möhnemünduug, 4897 Ein-
wohner. Bedeutende Fabrikation von Lampen, Leuchtern und Metallwaren, Polster-
und Bildernägeln, Holzessig, Branntweinbrennerei, Papierfabrikation und Ziegeleien.
— Hüsten, Flecken an der Mündung dermöhr in die Ruhr, mit Puddliugs- und
Walzwerk. — Müschede, Dorf an der Röhr; Sensenhammer. — Balve, Flecken
an der Hönne; ehemals Hansestadt; im Westen bewaldete Berglandschaft (der „Balver
Wald"). In der Nähe Wocklum, Schloß des Grafen v. Landsberg-Velen, ein
Eisenwerk und Eisengruben sowie Glashütten. — Allendorf, Flecken an der Sarpe,
Maschinen- und Pappenfabrikation. Das nahe Dorf Amecke mit Eisenwerk; in der
Nähe auch Eisengruben. — Sundern, Flecken an der Röhr, Fabrikation von Mes-
singwaren und Packpapier. In der Nähe Eisenhütten und Eisenerzlager, sowie eine
Bleigrube. — Rumbeck, Dorf an der Ruhr, Eisenfrischhammer. — Hellefeld,
Dorf im Sennegebirge und im Süden von Arnsberg, mit Eisenerzlagern. (Nördlich
davon die „Hellefelder Mark".) — Warstein, Flecken im schönen Thale des Wester-
baches und nahe der Möhne, 2650 Einwohner. Eisenhüttenwerk, großes Puddliugs-
und Hammerwerk; Pappenfabrikation. In der Nähe noch mehrere bedeutende Eisen-
werke sowie Eisengruben. — Belecke, Dorf an der Mündung des Westerbaches in die
Möhne, Fabrikation von Ketten und Drahtstiften. — Allagen, Dorf im Möhnethale
und in einer Hügellandschaft, Kettenfchmiederei und Fabrikation von Marmorwaren.
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Das Königreich Preußen. 337
Betrachten wir die Erhebungsverhältnisse der Provinz, so erkennen
wir die letztere als einen Teil des norddentschen Tieflandes. Es lassen sich
in der Oberflächenform drei von einander abweichende Teile unterscheiden:
1) das östliche, fruchtbare Hügelland, welches im Süden mit der mecklen-
burgischen Seenplatte zusammenhängt; 2) ein niedriges, fruchtbares Flachland,
die „Marsch", im Westen und 3) eiue schwachwellige, unfruchtbare Hochebene,
das Heideland, zwischen den beiden ersteren. Die Ostseeinseln gehören der
Hügel-, die Nordfeeinseln der Marsch- oder Geestlandschaft an. Die Wasser-
scheide zwischen der Ost- und Nordsee liegt in dem östlichen Hügellande, an der
Grenze des Heiderückens.
Die mittlere Höhe des Hügellandes beträgt 35—70 in; es tritt oft mit hohen
Uferrändern gegen die See vor. Die höchsten Erhebungen desselben sind der
Bungsberg bei Eutin (159 m), der Pielsberg oder Hessenstein bei Lütjen-
bürg (127 m) und der Scheelsberg bei Eckernförde (109 in). Der Heiderückeu
verflacht sich gegen Westen und geht allmählich in die sogenannte Vorgeest über,
welche wiederum durch die Sandmarsch und Vormarsch zu der eigentlichen Marsch
hinführt. Die letztere besteht aus Alluvium, Niederschlägen des Meeres und der in
dasselbe mündenden Flüsse; die übrigen Teile des Landes gehören dem Diluvium an.
Das Heideland besteht gegen das Hügelland hin aus Geschiebesand, der noch zur
Forstwirtschaft und zum Kornbau ausreicht; weiter westwärts folgt ein weißer Sand,
welcher auf losem, braunem Sandstein ruht und als „Ahlformation" bezeichnet wird.
Die letztere läßt Ackerbau und Banmwnchs kaum zu und stellt daher, besonders in
Holstein, fast gänzlich unwirtbares, nur mit Heidekraut bedecktes Land dar, in welchem
übrigens auch größere Sümpfe und Torfmoore nicht selten sind. In der Nähe der
Marsch finden sich auch Anhäufungen von Flugsand, die sogenannten Binnenlands-
dünen. Feste Gesteinsmassen älterer Formation treten nur selten auf; unter anderm
findet sich bei Segeberg der Kalkberg (Anhydrit und Gips der Zechsteinformation,
unter dem Gips in geringer Tiefe ein großes Steinsalzlager), bei Elmshorn eine
mächtige Rötelschieferablagernng (durchwachsen mit Steinsalz und mit starker Sol-
quelle versehen); an einzelnen Punkten liegen Kreideschichten zu Tage (bei Heiligen-
Hasen und Itzehoe); tertiäre Gebilde sind weit verbreitet, bauwürdige Braunkohlen-
ablagerungen werden indes vermißt. Die Trinkwasserverhältnisse sind im ganzen
nicht günstig. Zwar findet sich in dem östlichen Hügellande meist gutes Wasser in
ausreichender Menge, auf der Geest ist dasselbe indes ziemlich spärlich und bisweilen
durch Eisen- und Moorteile verunreinigt, und noch ungünstiger steht es auf der
Marsch, wo man sich fast, allgemein mit Regenwasser behelsen muß; neuerdings sucht
man dem angedeuteten Übelstande mit mehr oder weniger Erfolg durch artesische
Brunnen abzuhelfen. — Im Jahre 1883 waren von dem Gesamtboden der Provinz
1097428 ha Acker- und Gartenland und Weinberg, 204083 ha Wiesen, 334522 ha
Weide, Hutung, Öd- und Unland, 119690 ha Forsten und Holzungen und 128463 ha
Haus- und Hofräume, Wege und Gewässer. Verhältnismäßig groß sind also die
Weiden :c. (17,. Proz. gegen 2,2 in Schlesien und 4,7 Proz. in der Provinz Sachsen),
sehr gering an Umfang dagegen die Forsten (mit 6,4 Proz. der geringste Stand in
der Monarchie; Brandenburg 32,5, Schlesien 28,g, Hessen-Nassau sogar 40 Proz.).
Hinsichtlich der Bewässerungsverhältnisse ergibt sich zunächst eine
weite Küste, und zwar ist dieselbe noch ausgedehnter an der Ostsee als an der
Nordsee; dort machen sich Ebbe und Flut fast gar nicht, hier stark geltend.
Unbedeutende Gewässer gehen in die Ostsee, entwickeltere in die Nordsee (die
Wasserscheide liegt in der Nähe der Ostsee); Überschwemmungen treten an
beiden Küsten auf. Abgesehen von der Elbe, welche nicht nnr die Provinz im
Südwesten begrenzt, sondern auch mehrere Flüsse aus derfelben aufnimmt, ist
die Eid er der Hanptflnß, welcher schon am Ende des vorigen Jahrhunderts
vermittelst eines Kanals zu eiuer Verbindung der Ost- und Nordsee benutzt
wordeu ist. Landseen finden sich besonders im östlichen Holstein ziemlich zahlreich.
Das Deutsche Reich. 99
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Das Königreich Preußen. 389
und Bahustatiou au der Geseke, 4849 Einwohner. Gußstahlwerke und Eiseu-
qießereien, Papierfabrikation, Gerberei, Schinkenhandel; in der Nähe die „Kamener
Mark" (Heide). — Mark, Dorf an der Ahfe, mit der Ruine des Schlosses Mark
(Grafschaft Mark). — Die Dörfer Ober- und Nieder-Masfen mit Kohlenzeche.—
Fröndenberg, Dorf in fchöner Gegend nahe der Ruhr; Bahnstation; Pappen-
fabrikation, Damenstift; in der Nähe die Ruine der Burg Ardei.
Dortmund, selbständige Stadt, wichtiger Eisenbahnknotenpunkt und Haupt-
industrieplatz Westfalens, östlich von der Emscher, in fruchtbarer Landschaft, 78435
Einwohner (größere Hälfte evangelifch). Landratsamt des Landkreises, Landgericht
nebst Kammer für Handelssachen und Schwurgericht; Oberbergamt mit zwei Berg-
revieren, Eifenbahnbetriebsamt, Hauptsteucramt; evangelisches Gymnasium, Real-
gymnasium und Realschule. Großartiger Steinkohlenbergbau (Kohlenzechen Friedrich-
Wilhelm, Westfalia, Tremonia je.); bedeutende Industrie: wichtige Eisengießereien
und Maschinenfabriken (Union, Dortmunder Hütte, Deutschland, Johanneshütte jc).;
Gußstahlwerke, Fabrikation für Eisenbahnmaterial, Zinkhütte, Fabrikation von Werk-
zeugen, Drahtseilen, Hanfseilen, Dampfkesseln, Brücken, Zigarren, Chemikalien,
Mineralwasser, Porzellan- und Thonwaren, Korkpfropfen; Ziegeleien; bedeutende
Bierbrauereien (einige 30); Branntweinbrennereien, Koksanstalten, große Dampf-
mahl-, Öl- und Schneidemühlen; lebhafter Handel (Steinkohlen, Koks, Getreide,
Vieh, Jndnstrieerzeugnisse :e.), Reichsbankhauptstelle, Dortmunder Bankverein,
Handelskammer. Uralte Stadt (als „Tremonia" schon um 800 Stadt; mächtige
Reichs- und Hansestadt, Sitz des Hauptfreistuhls des Femgerichtes; 1803 Besitz von
Nassau-Oranien, 1815 preußisch; der großartige Aufschwung begann durch Stein-
kohleubergbau und Industrie um 1840).
Der Landkreis Dortmund, nördlich von der Stadt, zwischen Emscher und
Lippe, mit fruchtbarem Boden, zahlreichen Kohlengruben und großartiger Eisen-
indnstrie; zwei Drittel der Bevölkerung evangelifch. Darin: Lünen, Stadt und
Bahnstation an der Mündung der Seseke in die Lippe, 3906 Einwohner. Mehrere
Eisenhüttenwerke, Fabrikation für landwirtschaftliche Maschinen; Dampfsägewerk.
Bedeutende Kohlenzechen haben Marten (westlich von Dortmund), Dorstfeld und
Huckarde an der Emscher, Annen-Wulleu (etwa 7000 Einwohner; auch große
Eisen- und Gußstahlwerke, mehrere Glashütten, sowie Fabrikation von Thonwaren),
Rüdinghausen (auch Glasfabrikation), Kastrop, Mengede (an der Emscher),
Barop (dicht bei Dortmund, sehr viele ergiebige Gruben, außerdem große Eisen-
werke), Bodelschwingh, Dorf mit Schloß, Holzwickede :e.
Südlich vom vorigen der Kreis Hörde, zwischen Emscher und Ruhr sowie noch
etwas südlich von der letzteren, eine fruchtbare, teilweise flache, aber auch anmutig
hügelige Landschaft, reich an Kohlenschätzen sowie an Eisenwerken; Bevölkerung über-
wiegend evangelifch. Darin: Hörde, Kreisstadt und Bahnstation an der Emscher,
14598 Einwohner (größere Hälfte evangelisch); bedeutender Steinkohlen- und Eisen-
erzbergbau mit Puddlings-, Stahl- und Eifenwalzwerkeu (Aktiengesellschaft „Hörder
Bergwerks-und Hüttenverein"); Koksbrennerei und Maschinenfabriken. — Schwerte,
Stadt und Bahnkreuzungspunkt an der Ruhr, 6485 Einwohner; höhere Bürger-
schule; bedeutende Eisenindustrie (Puddlings- und Walzwerk, Maschinenfabrikation;
Nickelhütte, Fabrikation von Eisen- und Stahlwareu. Kohlengruben finden sich
namentlich bei Wellinghofen, Kirchhörde, Aplerbeck an der Emscher (auch
Eisenwerke), Schüren (auch Eisenerzgrube und Steinbrüche), Sölde (an der Emscher).
— Westhofen, Stadt und Bahnstation an der Ruhr, 1167 Einwohner. Glocken-
gießerei, Steinbrüche. Schöne Berglandschaft an der Lennemündnng; auf der Höhe
bei dem Dorfe Syburg die Ruine der Hohensyburg und der Denkmalsturm des
verdienten Oberpräsidenten von Vincke.
Westlich von Hörde Lochum, Stadtkreis und Eisenbahnknotenpuukt an einein
Bache, 40 767 Einwohner (fast drei Viertel katholisch). Landratsamt für den Land-
kreis, Bergrevier, Gymnasium, Oberrealschule, Bergschule, mehrere Krankenhäuser.
Außer Ackerbau, Viehzucht (Schweine) und Obstbau auf fruchtbarem Boden (auch
gute Wiesen) namentlich höchst bedeutender Bergbau auf Steinkohlen und Eisenstein
(Zechen Präsident, Konstantin der Große, Prinz von Preußen ?e.) und großartige
Industrie, besonders in Eisen und Stahl (Gußstahlfabrik des Bochumer Vereins
für Bergbau und Gußstahlfabrikation mit etwa 3000 Arbeitern; Gußstahlfabrik der