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1900 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: Richter, Julius Wilhelm Otto
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
384 Erstes Kapitel,
Der Greis Minden breitet sich zu beiden Seiten „der Weser aus; in den Weser-
Niederungen fruchtbarer Alluvialboden, der aber der Überschwemmung ausgesetzt ist,
auf den Höhen aus Saud, Lehm und Kalk gemischtes, immer noch im ganzen er-
tragreiches Land; die Weiden von mäßigem Ilmfange (12 Proz.); Bevölkerung fast
ganz evangelisch. Darin: Barkhausen, Dorf iu der Nähe der Weser und der West-
fälischen Pforte; Eisenwerk („Porta"), Zementfabrikation, Steinkohlen- und Eisen-
erzgrnbe. Die „Westfälische Pforte" (Weserscharte) wird gebildet durch den Witte-
kindsb erg am linken (darauf Reste der Margaretenklus und ein 23 m hoher Aus-
sichtsturm) und deu Jakobs- oder Hausberg am rechten Weserufer. An dem
letzteren liegt Haus berge, Flecken an der Weser, 1370 Einwohner; Zigarrenfabri-
kation, große Sandsteinbrüche am Hausberge (beuutzt zum Bau der Weichselbrücke
bei Dirschau und der Befestigungen bei Wilhelmshaven); in der Nähe zwei Glashütten
und eiue Eiseuhütte. Nordwestlich vou Minden das große Bastaubruch (Torfmoor), —
Petershagen, Stadt an der Weser, 1781 Einwohner; ehemaliges Residenzschloß
der Bischöfe von Minden (jetzt evangelisches Schullehrerseminar und Taubstummen-
anstalt); Tabaks- und Zigarrenfabrikation. In der Nähe die Glasfabrik Gernheim
und das Dorf Totenhausen (Sieg Ferdinands v. Braünschweig über die Franzosen,
1759). — Wietersheim an der Weser, ehemals Ordenskomtnrei des Herrenmeister-
tums Sonnenburg (Mark). — Lerbeck, Dorf am rechten Weserufer, zwei Glas-
sabrikeu. — Oeynhausen, Stadt und Bahnstation im Süden von der Mündung
der Werre, 2460 Einwohner. Ziegeleien, Fabrikation von Thonwaren und Zigarren;
Eisenwerk („Weserhütte"), Saline („Neusalzwerk"); vielbesuchter Badeort (kohlensaure
Thermalsolquelleu). Dicht dabei das Dorf Rehme; Eisengießerei. — Dehme, Dorf
an der Weser, mit Steinkohlengrube.
Westlich vom vorigen der Kreis Wibbecke, gleichfalls zu dem ehemaligen Bis-
tum Minden gehörig, ist reich an Brüchen (mit Wiesen) und Weiden; mehrere Stein-
kohlengruben (Wälderformation), Leinwandweberei; Bevölkerung fast ganz evangelisch.
Darin: Lübbecke, Kreisstadt in der Nähe des Wiehengebirges, 2871 Einwohner.
Gerberei, Fabrikation von Zigarren, Strohpapier, Stärke, Seilerei'/ bedeutender
Leinwandhandel. — Nettelstädt, Dorf mit Eisenhütte und Zigarrenfabrikation, —
Preußisch-Oldeudorf, Flecken am Wiehengebirge; Schweinezucht, Leinwand-
Weberei; Rettungsanstalt: Steinkohlengrube. — Bei dem Dorfe Alswede, an der
Großen Aue, das Bad Fiestel (eisenhaltige Schwefelquelle). — Rahden, Flecken;
Viehzucht (Schweine) und Viehhandel; Wollspinnerei und Zigarrenfabrikation, —
Levern, Flecken; Schweinezucht, Leinwandweberei, Steinkohlengrube (Wälderforma-
tiou, wenig abbaufähig); Bad (Schwefelquellen).
Südwestlich von Minden der Kreis Herford, eine meist recht fruchtbare Hügel-
landschast an der Werre, Aa und Else; mit fast ganz evangelischer Bevölkerung.
Darin: Herford, Kreisstadt und Eisenbahnkreuzungspunkt an der Mündung der Aa
in den Weserfluß Werra, 15902 Einwohner, Unter den fünf evangelischen Kirchen
das Münster, die St. Marien- und St. Johanniskirche; Gymnasium, Landwirt-
schastsschnle; Theater, Zuchthaus; Leinwandweberei, Fabrikation von fertiger Wäsche
(Konfektionen), Konditorwaren (Schokolade), Maschinen, Teppichen, Leder, Maschinenöl,
Möbeln, Zigarren, Dünger; bedeutender Leinwandhandel. Ehemalige Reichsabtei
(von Wittekind 789 gestiftet und 1803 mit dem Unterstifte „Berg" eingezogen);
davon getrennt die Stadt (längere Zeit Reichstadt und zur Hausa gehörig), —
Enger, alter Flecken, nordwestlich von Herford, 1957 Einwohner; einst Residenz
Wittekinds; Fabrikation von Wurstwareu, Schinken und Zigarren, Leinwand-
Weberei; Flachsbau, — Bünde, Stadt und Bahnstation an der Else, 2960 Ein-
wohner, Fabrikation von Zigarren und Zigarrenkisten, Eisengießerei: Flachsbau,
Leinwandweberei. Im Norden des Dorfes Rödinghausen der Nonnenstein
(Wiehengebirge). Bei der großen Gemeinde Gohfeld an der Werre Sieg des Erb-
Prinzen von Weimar über die Franzosen (1759). Bei dem Dorfe Obernbeck das
Schloß Beck (Stammsitz der Herzöge von Holstein-Beck). — Löhne, Bahnkreuzungs-
punkt an der Vereinigung von Else und Werre; Flachs- und Hanfbau. Stift
Quernheim im Nordosten von Bünde, jetzt Fräuleinstift, — Vlotho, Stadt in
anmutiger Gegend am linken Ufer der Weser (Weserwinkel), 3300 Einwohner; be-
deutende Zigarren- und Tabaksfabrikation, Fabrikation von Zigarrenkisten, Papier,
Zuckerrassiuerie, Bierbrauerei; Steinbrüche; Schiffahrt, Ruine der Vlothoburg.
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Das Königreich Preußen. 371
Südöstlich von Osnabrück der Kreis Melle, größtenteils Bergland, in den
Thalgebieten fruchtbar; viel Wald; zur Hälfte katholisch. Darin: Melle, Kreisstadt
und Bahnstation an der Else, 2356 Einwohner. Fabrikation von Leinwand, Fleisch-
waren, Zigarren, künstlichem Dünger, Korkpfropfen, Dampfmahl- und -sägewerke;
Steinbrüche. In der Nähe das alte Schloß Grönenberg. — Bei dem Dorfe Ges-
mold findet Bifnrkation zwischen Else und Haase statt. — Wellingholzhausen,
Dorf am Ursprünge der Haase, 941 Einwohner; Steinkohlengrube.—' Buer, großes
Dorf im Nordosten von Melle, in fruchtbarer Gegend, 1135 Einwohner. Bedeutende
Viehzucht (Rinder und Schweine); Vieh- und Holzhandel; Zigarrenfabrikation.
Südlich von Osnabrück der Kreis Iburg, teils Berglandschaft, teils Tiefland;
fruchtbar, waldreich; viele Steinkohlengruben, Darin die Kreisstadt Iburg, in schöner
Lage am Südabhange des Osnings, 1027 Einwohner. Altes Schloß, ehemaliges
Benediktinerkloster (von 1073); in der Nähe der gleichnamige Paß durch den Osning,
der Dösenberg und die Eversburg. In der Nähe viel Handweberei von Segeltuch.
— Dissen, Dorf am Südrande des Osnings, 1536 Einwohner; Fabrikation von
Wurstwaren, Seilerei, Segeltuchmacherei, Schweinezucht, Vieh- und Butterhandel. —
Südöstlich von Iburg Rothenfelde, Saline und Solbad. — Ösede, Dorf an der
Düte, südlich von Osnabrück, Sandsteinbrüche und Steinkohlengrube; Bahn nach der
Georg-Marienhütte. In der Nähe Kloster Ösede, ehemaliges Benediktinerkloster
(von 1170). Im Kreise noch mehrere Steinkohlengruben.
Nordwestlich von Osnabrück der Kreis Bersenbrück, ein fast nach allen Seiten
hin sich abdachendes, von Mooren und Heiden umgebenes Plateau; etwas über die
Hälfte der Einwohner evangelisch. Darin: Bersenbrück, Dorf und Hauptort sowie
Bahnstation an der Haase, 354 Einwohner. Ehemaliges Ciftercienser-Nonnenkloster.
— Ankum, Dorf im Südwesten, 1132 Einwohner; Maschinenbau, Schweinehandel.
In der Nähe bedeutende Hünengräber. — Quakenbrück, Stadt und Bahnstation
am Winkel der Haase, 2665 Einwohner (größtenteils evangelisch); Realgymnasium,
Baumwollweberei, Gerberei, Bürstenmachern, Seilerei; Handel mit Getreide 'und
Vieh (fetten Schweinen); großer Grundbesitz der Stadt. — Fürstenau, Stadt und
Bahnstation, 1336 Einwohner; altes Schloß. — Bei dem Dorfe Vörden, im Norden
von Osnabrück, an der oldenburgifchen Grenze, das „Große Moor" (nördlich) und
ausgedehnte Heide (südlich). — Bramsche, Stadt und Eisenbahnstation an der Haase,
2499 Einwohner. Baumwollspinnerei, Fabrikation von Leinwand, Wollwaren, Tabak
und Zigarren, Gerberei, Färberei und Bleicherei, Dampfmahlmühle und Dampfsäge-
werk; bedeutender Leinwand- und Viehhandel; in der Umgegend starke Leinwandweberei.
Im Westen von Lingen der Kreis Bentheim; derselbe enthält im Süden Hügel-
grnppen mit anstehendem Gestein, im Norden Moor- und Heideland; die Einwohner
sind weitüberwiegend reformiert. Darin: Gentheim, Kreisstadt und Bahnstation in
einem Thal der Bentheimer Berge, 2308 Einwohner. Baumwollweberei, Bad (Schwefel-
quelle), gute Sandsteinbrüche; hochgelegenes Schloß des Fürsten von Benthcim-Stein-
fnrt, mit schönem Park. — Das nahe Dorf Gildehaus, mit Leinwandweberei und
Sandsteinbrüchen, 1353 Einwohner. — Schüttorf, Stadt und Bahnstation an der
Vechte, 2655 Einwohner; mit altem Schlosse, Kattunweberei und Sasfianlederfabri-
kation. — Bei Engden, an der Vechte, ein großes Moor („Engdener Wüste"). —
Nordhorn, Stadt an der schiffbaren Vechte, von welcher sich ein Kanal nach der
Ems und der lange Süd-Nordkanal abzweigt, 1801 Einwohner. Hauptzollamt,
Baumwollspinnerei und -Weberei, Fabrikation von Mostrich, Pappe, Zichorien;
Schiffahrt. Reformierter Oberkirchenrat für die Grafschaft Bentheim. — In der
Nähe Frenswegen, ehemaliges Angustiuerkloster mit schöner Kirche (Fürstl. Bent-
heimsches Erbbegräbnis). — Neuenhaus i. Hann., Stadt an der Dinkel (Zufluß
der Vechte, 1271 Einwohner; Baumwollweberei, Bleicherei, Schiffahrt, Torfstiche. —
Wietmarschen, Dorf zwifchen Neuenhaus und Lingen, 960 Einwohner; Rasen-
eisensteingruben und Eisenhütte. Ringsum große Moore.
Ostlich vom vorigen der Kreis Eingen, hauptsächlich am rechten Emsufer;
im Süden Berglandschaft ohne festes Gestein, im Norden Moor- und Heideland;
die Bevölkerung ist größeren Teils katholifch. Darin: Mngen, Kreisstadt und
Bahnstation am Emskanale und in der Nähe der Ems, 6010 Einwohner (zu
gleichen Teilen evangelisch und katholisch). Gymnasium, Eisenbahnreparaturanstalt,
Eisengießerei und Maschinenfabrik; Strafanstalt für Frauen; Viehhandel; früher
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Das Königreich Preußen. 391
Hönne, 5910 Einwohner. Messing-, Neusilber- und Eisenindustrie (Reit- und Fahr-
geschirre, Draht, Ketten, Reiseeffekten), Walz- und Puddlingswerke; lebhafter Handel
in landwirtschaftlichen Produkten (Getreide und Vieh). In der Nähe noch mehrere
Messing- und Eisenwerke (zu Holzen, Sümmern ?c.). — Limburg an der Lenne,
Stadt und Bahnstation in rauher, waldreicher Gegend, 5849 Einwohner. Eisen-
gießereien, Hammer-, Puddlings- und Walzwerke :c:; Fabrikation von Amboß, Ketten,
Draht, Drahtstiften und Drahtgeweben, Papierfabrikation, Tuch- und Kattunweberei,
Wollenspinnerei, Kalksteinbrüche und Kalkbrennereien Über der Stadt erhebt sich das
Schloß Hohenlimburg; die Gegend ist sehr schön. Limburg ist Hauptort der gleich-
namigen Grafschaft, die jetzt dem Fürsten zu Bentheim-Tecklenburg-Rheda gehört. —
Letmathe, Dorf und Bahnstation an der Lenne, 4300 Einwohner; bedeutender
Bergbau (auf Galmei, Blei und Blende), Zinkhütte und Schwefelsäurefabrikation,
Fabrikation von Ketten, Draht und Dampfkesseln, sowie Papierfabrikation; große
Kalksteinbrüche mit Kalkbrennereien. — Der Fabrikort In der Grüne, an der
Lenne, zieht sich mit zahlreichen Gruben, Hüttenwerken und Fabriken am Grünen
Bache weit hinauf bis in die Nähe von Iserlohn (ähnliche Industrie, wie dieses).
In der Nähe die weltberühmte „Dechenhöhle" (Tropfsteingebilde, l868 entdeckt).
Hagen, Stadtkreis und Eisenbahnkreuzuug am Einflüsse der Ennepe in die
Volmc^^9614 Einwohner (größtenteils evangelisch). In einem von felsigen und
waldbedeckten Höhen umgebenen Thale. Landratsamt für den Landkreis, Landgericht
nebst Kammer für Handelssachen und Schwurgericht; Eisenbahnbetriebsamt; Real-
gymnasinm, Gewerbeschule, mehrere Krankenhäuser. Bedeutende Industrie, besonders
in Eisen und Stahl (Fabrikation von Eisenbahnschienen, Eisenbahnbedarf, Stahl-
platten, Werkzeugen, Sensen, Messern, Schlössern, Schrauben, Muttern, Feilen,
Kaffeemühlen, Schaufeln :c.); zu erwähnen sind besonders mehrere Puddlings- und
Walzwerke, vier Gußstahlfabriken, mehrere Hammerwerke verschiedener Art, ein großes
Dampfhammerwerk ?c.; hierzu kommen Textilindustrie (Baumwollspinnerei und -webe-
rei, Strumpfwirkern, Tuch- und Wollweberei und Färberei), Tabak- und Zigarren-
fabrikation; Kalkstein- und Alabasterbrüche. Lebhafter Handel, besonders mit In-
dustrieerzeugnissen; Rcichsbanknebenstelle, Genossenschaftsbank, Handelskammer.
Der Landkreis Hagen breitet sich an Lenne und Ruhr aus, ist außerordentlich
waldreich (44 Proz.), enthält in seinen nordöstlichen Teilen noch etwas Steinkohlen-
bergbau, namentlich aber bedeutende Eisen- und Stahlwarenindustrie; die Bevölke-
rung ist weit überwiegend evangelisch. Darin: Haspe, Stadt und Bahnstation
(zwei Bahnhöfe), 8904 Einwohner. Die eigentliche Stadt ist nur klein, doch gehören
zu ihr 37 Orte, welche mit derselben in einer bedeutenden Eisen- und Stahlindustrie
wetteifern (Eisengießereien, Fabrikation von Eisenbahnbedars, Gußstahl, Eisen- und
Stahlwaren aller Art, namentlich Werkzeuge, Sensen, Hämmer, Kaffeemühlen, Schrau-
den, Nägel :e.); dazu Seilerei. — Börde, Dorf zwifchen Hagen und Schwelm, mit
Stahlhämmern, einem Puddlingswerke und Fabrikation von Eisen- und Stahlwaren.
Drahtgeweben 2c. In der Nähe die große Höhle Klütert. — Breckerfeld, Stadt
zwischen Ennepe und Volme, 1653 Einwohner. Mit derselben Industrie. An die
Stadt schließen sich 42 Ortschaften mit Eisen- und Stahlwarenindustrie an. — Her-
decke, Stadt und Eisenbahnkreuzungspunkt an der Ruhr, nordwestlich von Hagen,
4l24 Einwohner. Außer Fabrikation von Eisenwaren Gerberei, Fabrikation von
Zigarren und Sicherheitslampcn; bedeutende Sandsteinbrüche und Steinhauerei.
Ehemaliges Nonnenkloster; auf dem nahen Kaisberge ein Aussichtsturm als Denk-
mal des Freiherrn von Stein. In der Nähe auch Steinkohlenbergbau. — Volmar-
stein, Flecken in der Nähe der Ruhr, mit Eisenindustrie (Nägel, Schlösser:e.). In
der Nähe Steinkohlen- und Eisensteingruben (Esborn, Bommern, Sprockhövel).
— Wetter, Flecken an der Ruhr, 4300 Einwohner. Eisengießereien, Puddlings-
und Walzwerke, Dampfhammerwerk, Kettenschmieden; außerdem Papierfabrikation
und Steinbrüche.
Südwestlich vom vorigen der Kreis Schwelm^, gleichfalls sehr waldreich; bedeu-
tende Eisen- und Stahlindustrie, überwiegend evangelisch. Darin: Schwelm, Kreis-
stadt und Eisenbahnkreuzungspunkt, 13019 Einwohner. Realprogymnasium; bedeu-
tende Eisenindustrie (Draht, Absatzeisen, Schrauben, Muttern, Maschinenfabrikation
und Hammerwerke); besonders aber auch Fabrikation von Leinwand, Damast, Band,
Litzen, Eisengarn und Papier; Reichsbanknebenstelle. Alter Ort, der mit Kleve 1624
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Das Königreich Preußen. 449
Südlich vom vorigen der Kreis Geldern; derselbe liegt an der Niers, hat
neben ziemlichem Garten- und Acferlande (47 Proz.), nicht unbedeutende Wiesen
(über 12 Proz.) und Weiden über 10 Proz.); auch die Waldungen sind bedeutender
als im vorigen Kreise (über 24 Proz.); die Bevölkerung ist größtenteils (bis auf
2600 evangelische) katholisch. Darin: Geldern, Kreisstadt und Bahnstation an der
Niers, 5690 Einwohner. Eine saubere regelmäßig gebaute Stadt; Fabrikation von
Seidenstoffen, Strumpfwaren, Zigarren, Seife, Likör, Senf :e.; Ziegeleien. Früher
wichtige Festung. Geldern war Mittelpunkt einer Grafschaft, die später Herzogtum
wurde (seit 1339); das Oberquartier Geldern wurde 1713 preußisch; einzelne Ort-
schasten des jetzigen Kreises gehörten früher zu Kurköln. — Issum, Flecken und
Bahnstation au der Aleuthe; Seidenweberei; in der Nähe der Hochwald und eine
alte Burg. — Aldekerk, Dorf und Eisenbahnstation. Fabrikation von Seiden-
und Samtstoffen, Stuhlfabrikation, Naseneisensteingrube. — Strälen, Flecken und
Bahnstation; Fabrikation von Seiden- und Samt>varen. — Wachtendonk, Flecken
an der Niers; Seiden- und Samtweberei, Käsefabrikation. — Kevelaer, großer
Flecken und Bahnstation (2400 Einwohner) an der Niers; berühmter Wallfahrtsort
(zum „wunderthätigen" Marienbilde); bedeutende Schnhfabrikation,
Südlich vom vorigen der Kreis Kempen; derselbe liegt an der Niers und
Schwalm, hat ziemlich ausgedehntes Acker- und Gartenland (über 61 Proz.), aber
wenig Wald (kaum 20 Proz.) und eine größtenteils katholische Bevölkerung, welche
vielfach mit Seidenweberei beschäftigt ist. Darin: Kempen am Rhein, Kreisstadt und
Eisenbahnkreuzungspunkt in ebener Gegend, 5942 Einwohner; katholisches Gymna-
sium, katholisches Schullehrerseminar und Taubstummenanstalt; lebhafte Seiden- und
Strumpfweberei; Flachsbereitungsanstalt, Fabrikation von Kratzen und Maschinen,
Stärke und Wachskerzen, Leder; Wachsbleichen, Gärtnerei (Weißkohl) und Flachs-
bau; Schlacht 1642; Geburtsort des Thomas a Kempis (1380). — Hüls, großer
Flecken und Bahnstation (über 6000 Einwohner); Seiden- und Samtfabrikation. —
St. Thönis, großer Flecken und Bahnstation, westlich von Krefeld (über 6000 Ein-
wohner); lebhafte Fabrikation von Samt- und Seidenwaren, Krawatten und Preß-
Hefe; Dampfmahlmühlen. — Süchteln, Stadt und Bahnstation in der Nähe der
Niers, 9451 Einwohner. Wichtige Seidenweberei und Samtbandfabrikation; Flachs-
spinnerei, Appreturanstalt, Seidensärberei und Zeugdruckerei. Zur Stadt gehören
mehrere große Ortschaften. — Vorst, großes Dorf und Bahnstation an der Niers
(gegen 6000 Einwohner); Fabrikation von Samt und Samtband; Dampfmahl-
und Ölmühlen. — Ödt, Flecken und Bahnstation an der Niers; Samt-, Seiden- und
Zwirnfabrikation; Färberei und Bleicherei. Gleichfalls haben Samt- und Seiden-
Weberei: Grefrath (großes Dorf und Bahnstation, auch Leinwandfabrikation);
Dülken, Stadt und Bahnstation (7479 Einwohner, schöne gotische Kirche der katho-
tischen Gemeinde, Realprogymnasium; auch Flachsspinnerei, Fabrikation von Lein-
wand, Wollwaren, Zwirn, Baumwollenspinnerei, Eisengießerei und Maschinenfabri-
kation; viel Flachsbau, Gewerbebank); Burgwaldniel, Flecken (auch Gerberei und
Flachsbau); Lobberich, Dorf und Bahnstation (auch Fabrikation von Baumwollen-
waren und Geschäftsbüchern); Kaldenkirchen, Stadt und Bahnstation ander nieder-
ländischen Grenze (3240 Einwohner; Hauptzollamt, auch Zigarren- und Zichorien-
fabrikation); Bracht, Dorf; Breyel, Dorf und Bahnstation (auch Gerberei).
Weiter südlich der Kreis Gladbach; derselbe bildet größtenteils eine Ebene;
ziemlich viel Acker- und Gartenland (60 Proz.), auch gute Wiesen (über 9 Proz.),
aber verhältnismäßig wenig Waldboden (16 Proz.); etwa 4/5 der Bevölkerung katho-
lisch; bedeutende Textilindustrie (Seide, Baumwolle, Leinwand). Darin: München-
Gladbach, Hauptort und Eisenbahnknotenpunkt an einem Zuflüsse der Niers, 44230
Einwohner (fast 4/5 katholisch). Gymnasium mit Realprogymnasium; Alexianerkloster
«mit Pflege für Geisteskranke); Pslegeanstalt für blödsinnige Kinder („Hephata").
lebhafte Industrie: istatt der früher fehr lebhaften Leinenindustrie erstreckt sich die
Weberei jetzt hauptsächlich auf baumwollene und halbwollene Gewebe, welche Weltruf
haben. Es sind vorhanden gegen 30 Baumwollenspinnereien (ea. 300000 Spindeln),
gegen 50 mechanische Webereien (mit über 4000 einfachen und ca. 1000 Doppel-
stühlen zur Anfertigung von Nessel, Biber, Ombre, halbwollenen Stoffen :e.), eine
Türkischrot- und einige 30 andre Färbereien, zwei Wollen- und eine Seidenspinnerei;
mehrere Watten-, Damast- und Leinwandwebereien; dazu Appreturen, Zengdruckereien
Das Deutsche Reich. . oq
1900 -
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448 Erstes Kapitel.
und Likören; lebhafte Schiffahrt (Freihafen; regelmäßige Dampfverbindungen nach
Düsseldorf); Handel (Steinkohlen, Holz ac.). — Linn, Flecken und Bahnstation in
der Nähe des Rheins; Seidenweberei, Kraut- und Stärkefabrikation; Burgruine.
Nördlich vom vorigen der Kreis Mors; derselbe bildet im Osten ein frucht-
bares Tiefland, im Westen die mäßige Bodenanschwellnng des Hochwaldes (weniger
fruchtbar); ziemlich viel Acker-und Gartenland (über 62 Proz.); gute Wiesen (6 Proz.),
ausgedehnte Weiden (über 10 Proz.), aber wenig Wald (12 Proz.); fast die Hälfte
der Bevölkerung evangelisch. Der größte Teil des Kreises bildete früher die Graf-
schaft Mörs, andre Teile gehörten zu Kleve und Kurköln. Darin: Mors, Kreisstadt
und Bahnstation an der Mörse, 4500 Einwohner (2/3 evangelisch). Gymnasium,
evangelisches Schullehrerseminar, Taubstummenanstalt, Krankenhaus; Fabrikation
von Seidenwaren und Posamenten, Zigarren?e.; Getreidehandel; seit 1707 preußisch.
— Beim Dorfe Kapellen das Schloß Lauersfort. — Homberg am Rhein, großes
Dorf und Bahnstation (über 4000 Einwohner); Eisenbahnreparaturwerkstätten; Dampf-
mahl- und -fägewerke, Wattenfabrikation, Steinkohlenbergbau; Obst- und Gartenbau.
— Vluyn, Dorf an der Aleuthe: Weberei (Steppdecken), Fabrikation von Watte;
dabei Schloß Blömersheim (Sammlungen). — Orsey, Stadt am Rhein, 1700
Einwohner. Etwas Seidenweberei und Zigarrensabrikation; Obst- und Weidenbau,
sowie ergiebiger Salmfang. — Rheinberg im Bezirk Düsseldorf, Stadt am
Rheinberger Kanäle (zum Rhein 3,5 km lang), 2647 Einwohner; Fabrikation des
Boonekamp of Maagbitter; ehemals bedeutende Festung, die am Rhein lag (bis
1600). — Kamp int Bezirk Düsseldorf (Klosterkamp), Dorf an der Aleuthe;
ehemalige berühmte Cistereienserabtei (Sitz des Primas des Cistercienserordens in
Deutschland); Gefechte zwischen Preußen und Franzosen (1758 und 1760). —
Büderich, Flecken am Rhein; Gemüsebau (Kohl) und Viehzucht (Käsefabrikation);
Fabrikation von Sauerkraut. — Tanten, Stadt und Bahnstation in der Nähe des
Rheins; 3662 Einwohner. Progymnasium, katholisches Lehrerinnenseminar; Samt-
Weberei, Ziegeleien und Brauereien. Alten, römischen Ursprungs (Vetera Castra;
Schlacht im Batavischen Kriege, 70 n. Chr.; „Heimat Siegfrieds"); Erbschaftsvertrag,
1614. — Birthen, Dorf am faulen Rhein; Sieg Ottos I. über seine Feinde (939).
Nordwestlich vom vorigen der Kreis Kleve; derselbe reicht vom Rhein bis zur
Maas; das Acker- und Gartenland ist von ausreichendem Umfange (51 Proz.), doch
das Weideland verhältnismäßig sehr groß (über 20 Proz.; Fettweiden), dagegen bleibt
der Waldboden hinter dem Reichsdurchschnitt zurück (etwas über 20 Proz.); von der
Bevölkerung ist kaum evangelisch. Die Grafschaft Kleve wurde 1392 mit der
Grafschaft Mark vereinigt; 1417 zum Herzogtum erhoben und später auch mit Jülich,
Berg und Ravensberg verbunden; an Brandenburg fiel Kleve durch den Vertrag
von Xanten (1614). Darin: Kleve, Kreisstadt und Eisenbahnkreuzungspunkt am
schiffbaren Spoykanal, 10173 Einwohner. Land- und Schwurgericht, Hauptzollamt-,
Gymnasium, Landwirtschaftsschule; Zuchthaus; Zigarren- und Maschinenfabrikation;
Viehzucht, Käsefabrikation, Vieh- und Flachsmärkte; Kreditbank; zwei evangelische,
zwei katholische und eine mennonitische Kirche; ehemaliges herzogliches Residenzschloß
(„Schwanenburg" mit „Schwanenturm"); Denkmal des Kurfürsten Johann Sigis-
mund (auf dem Marktplatz). In der Nähe der „Alte Park" (Grabmal des Prinzen
Johann Moritz von Nassau-Siegeu, des kurfürstlichen Statthalters von 1650—79),
der „Neue Tiergarten" (mit Kaltwasserheilanstalt) und der Klever Berg (Anssichts-
Punkt). Kleve wurde 1242 Stadt und lag früher am Rhein. — Kranenburg,
Flecken an der niederländischen Grenze, mit Ziegeleien und bedeutender Viehzucht.
— Griethausen, Flecken und Bahnstation am Alten Rhein; bekannt durch den
Opfertod der Johanna Sebus (Denkmal); Rheintrajekt der Staatsbahn. — Schenken-
schanz, Dorf unweit des Rheins; ehemaliges Fort. — Kalkar, Flecken (über2000
Einwohner) mit Tabak-, Maschinen-, Butter- und Käsesabrikation, Gerberei, Ziegelei
und Samtweberei, Tabaksbau und Viehzucht; Geburtsort des Reitergenerals von
Seidlitz (1720, Denkmal). — Hoch, Stadt und Bahnstation an der Niers, 5612 Ein-
wohner. Altes Schloß, zwei Waisenhäuser, Fabrikation von Zigarren, Plüschwaren,
Leder, Bürsten und Pinseln; Gewerbebank. — Pfalzdorf, Dorf und Bahnstation
am Reichswald, 2450 Einwohner. Käse- und Butterfabrikation; Gründung von
Pfälzern (1741). — Asperden, unweit der Niers, ehemals Cistercienfer-Nonnen-
kloster (1250 gestiftet). — Beim Dorfe Hassum das ehemalige Kloster Gaesdonk.
1900 -
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Das Königreich Preußen. 403
Nordwestlich vom vorigen der Kreis Witzenhansen, an der Werra gelegen, sehr
gebirgig und reich an Wäldern (44 Proz.); fast ganz evangelische Bevölkerung;
Braunkohlengruben. Darin: Witzenhausen, Kreisstadt und Bahnstation (3 km ent-
fernter Bahnhof) an der Mündung der Gelster in die Werra, 3l36 Einwohner.
Reger Gewerbfleiß (Fabrikation von Tabak und Zigarren, Papier; Roßhaarspinnerei
und Baumwollweberei, Färberei, Lederfabrikation); bedeutender Obstbau (Kirschen,
Wein); Vergnügungsort Johannisberg. Höchst romantische Umgegend; Burgruine
Bischhausen. — Beim Dorfe Gertenbach an der Werra das Schloß Berlepsch
und bei Oberrieden die Burg Ludwigstein. — Das Dorf Ziegenhagen am
Kaufunger Walde mit Glashütte. — Eichenberg, Dorf und Eisenbahnkreuzungs-
pnnkt; dabei die alte, romantische Burg Arnstein. — Allendorf, Stadt am rechten
Werraufer, 2797 Einwohner. Alte Ringmauern; große Waldungen; Fabrikation
von Chemikalien, Papier und Papierwaren; Kanarienvögelzucht. — Auf dem andern
Ufer der Werra (gegenüber) der Flecken Sooden (1000 Einwohner) mit Bahn-
station, alter Saline und aufblühendem Solbade. — Großalmerode, Stadt in
dem tiefen Gelsterthale, Bahnstation, 2442 Einwohner. Bedeutende Fabrikation von
Steingut- und Thonwaren (Schmelztiegeln, Pfeifenköpfen, feuerfesten Steinen ?e.);
Fabrikation von Chemikalien und Ultramarin; bedeutende Thongruben; Braun-
kohlengruben. — Lichtenau, Stadt und Bahnstation an der Losse, 1205 Einwohner.
Fabrikation von Zigarren und Zement; Vorschußverein. Braunkohlengruben finden
sich bei Fürstenhagen und Hopfelde. — Das Dorf Reichenbach mit schönem
Schlosse.
Südwestlich vom vorigen der Kreis Melsungen, größtenteils Bergland (Kau-
fuuger Wald), von der Fulda und Eder durchflössen, reich an Wald (über 41 Proz.);
mehrfach Braunkohlenablagerungen; Einwohner meist evangelisch. Darin: Melsungen,
schön gelegene Kreisstadt und Bahnstation am Mken Ufer der Fulda, 3636 Ein-
wohner. Schloß; Tuch- und Leinwandweberei; Lederfabrikation. Die Stadt ist von
Basaltfelsen umgeben (Steinbrüche). Institut der „Vilmarianer." — Guxhagen,
Dorf an der Fulda. Dabei das schön gelegene frühere Kloster Breitenau. —
Spangenberg, Stadt und Bahnstation in rauher Gegend an der Psiese, 1676 Ein-
wohner. Weberei und bedeutende Kunsttischlerei. Die gleichnamige hochgelegene
Bergfestung (392 m hoch) war früher kurhessisches Staatsgefängnis. — Altmorschen,
Dorf in freundlicher Gegend an der Fulda, Bahnstation; Zigarrenfabrikation, Gips-
bräche (Alabaster); dabei das Schloß Heyda (ehemaliges Cistereienserkloster). —
Felsberg, Stadt in fruchtbarer Gegend am linken Ufer der Eder, 942 Einwohner.
Burgruine (ehemals Grafensitz). — Altenburg, gegenüber der Mündung der
Schwalm in die Eder; Ruinen der bedeutenden Burg gleichen Namens auf hohem
Basaltfelsen. Braunkohlengruben finden sich bei Wollrode und Gensungen;
mehrfach wird Flachs gebaut.
Ganz im Norden vom Kreise Kassel-Land liegt der Kreis Hofgeismar, zwischen
Weser und Diemel, enthält namentlich den Reinhardswald und ist daher reich an
Forsten (45 Proz.). das Weserthal ist eng und romantisch; die Einwohner sind meist
evangelisch. Darin: Hofgeismar, Kreisstadt und Bahnstation in dem anmutigen
Essethale, 4341 Einwohner. Realprogymnasium; Badeort (kohlensaure Eisenquelle
mit Kochsalz, Glaubersalz je.); Ackerbau; in der Nähe die Ruinen Schönburg und
Schöneberg. — Das waldumgebene Dorf Hombrefseu an der Lempe und im
Reinhardswalde mit vielen Schmieden. — Hümme, Dorf und Bahnkreuzungspunkt,
in dem weiten Thale der Esse. — Lamerden, Dorf an der Diemel, mit Kalkstein-
brächen. — Karlshafen, regelmäßig gebaute Stadt und Bahnstation in herrlicher
Lage, an der Mündung der Diemel in die Weser; 1600 Einwohner. Jetzt sehr still;
etwas Industrie (Tabaks- und Zigarrenfabrikation); schwach besuchtes Solbad;
Schiffahrt. Juvalidenhaus. (1699 vom Landgrafen Karl mit flüchtigen Waldensern
bevölkert). — Hellmarshausen, Stadt und Bahnhof an der Diemel, 1306 Ein-
wohner. Bedeutende Steinbrüche; Ruine. — Trendelburg, Städtchen in hoher
Lage an der Diemel, 846 Einwohner; Burgruine. — Lippoldsberg, Flecken an
der Weser; ehemaliges Nonnenkloster; Flachsbau. — Grebenstein, Stadt und Bahn-
station an der Esse, 2252 Einwohner. Leinweberei; Burgruine auf einem Basalt-
selsen. — Jmmenhanfen, Städtchen und Bahnstation, 1330 Einwohner. In der
Nähe eine Braunkohlengrube. — Beim Dorfe Kalden das ehemalige kurfürstliche
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1900 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: Richter, Julius Wilhelm Otto
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Das Königreich Preußen. 383
Flachsbau; Ziegeleien. — Darfeld, Dorf und Bahnstation, Leinwandweberei und
Kalkbrennerei; Kalksteinbrüche. — Dülmen, Stadt und Bahnkreuzungspunkt, 4570
Einwohner. Leinwandweberei, Waisenhaus; Residenzschloß des Herzogs von Croy-
Dülmen. In der Nähe Raseneisensteingruben und das Eisenhüttenwerk „Prinz-
Rudolfshütte." — Haltern, Stadt und Bahnkreuzungspunkt in der Nähe der Lippe,
2993 Einwohner; viele Weiden.
Südöstlich vom vorigen der Kreis Lüdinghausen, hauptsächlich im Gebiete der
Lippe, teilweise nicht unfruchtbar, doch auch nicht unerhebliche Weidegebiete; Flachs-
bau ziemlich verbreitet; Rinder- und Pferdezucht verhältnismäßig stark; Bevölkerung
fast ganz katholisch. Darin: Lüdinghausen, Kreisstadt und Bahnstation an dem
Lippeznslusse Stever, 2321 Einwohner. Ackerbauschule, mehrere Dampfsägewerke,
Brennerei. — Ottmarsbocholt mit schönem Schloß (Gemäldegalerie). — Alt-
lünen an der Lippe, Gemeinde mit der Eisengießerei und Maschinenfabrik West-
falia. In der Nähe Schloß Kappenberg in schöner Gegend, ehemalige altsäch-
fische Feste, dann bedeutende Prämonstratenserabtei (1803 säkularisiert, jetzt Besitzung
des Grafen von Kielmannsegge; Tod des Reichsfreiherrn vom Stein, 1831). Flachs-
bau findet sich bei Südkirchen, Senden, Selm :c.
Südwestlich vom vorigen der Kreis Recklinghansen, am linken Ufer der Lippe
und bis zur Emscher heran; eine Hügellandschaft, welche auch etwas in das Stein-
kohlengebiet au der Ruhr hineinreicht; früher zum Erzstist Köln gehörig, jetzt Graf-
fchaft des Herzogs von Arenberg. Der Boden ist vielfach sandig, bisweilen auch
moorig, aber doch teilweise auch fruchtbar; Bevölkerung fast ganz katholisch. Darin:
Necklinghausen, Kreisstadt und Bahnstation, 9240 Einwohner. Schloß des Herzogs
von Arenberg, katholisches Gymnasium, drei bedeutende Steinkohlengruben, sehr
wichtige Kalkindustrie (über 100 Kalköfen); Ziegeleien, Fabrikation von Pulver, Zinn-
waren, Dochten ?c. In der Nähe das „Grnlbad" (Sole). — Horst in Westfalen,
Dorf und Eisenbahnstation an der Emscher, 2390 Einwohner; Steinkohlengrube,
Maschinenfabrikation; Ziegeleien. Auch bei Bottrop ist eine Steinkohlengrube. —
Osterfeld, großes Dorf an der Emscher, mit Eisenhütte. Im Westen des Dorfes
Kirchhellen die gleichnamige Heide. — Dorften, Stadt und Eisenbahnknoten-
Punkt an der Lippe, 3396 Einwohner; katholisches Progymnasium, Eisengießerei,
Papier-, Wachstuch- und Netzfabrikation; Leinwandhandel; Schiffahrt.
Nordwestlich vom vorigen der Kreis, korken, zwischen der Rheinprovinz und
den Niederlanden gelegen; hat mehr unfruchtbares Weideland als der vorige (über
37 Proz.), namentlich findet sich im Osten ausgedehntes Sennegebiet; die Weberei
ist stark verbreitet; die Bevölkerung größtenteils katholisch. Darin: töoxkzn, Kreis-
stadt und Bahnstation an der Aa, 3431 Einwohner. Starke Weberei (Leinwand
und Halbleinen). — Gemen, Flecken an der Aa, mit Schloß des Grafen v. Lands-
berg-Gemen (Standesherrschaft)..— Velen, Dorf mit Schloß des Grafen V.lands-
berg-Gemen; Nesselweberei. — Östlich von Borken Bocholt, Stadt und Bahnstation
an der Aa, 10576 Einwohner. Realprogymnasium, Schloß des Fürsten zu Salm-
Salm; bedeutende Baumwollspinnerei und -Weberei (viele Dampfmaschinen, 40000
Spindeln und 1200 Stühle; dazu bedeutende Handweberei; Fabrikationswert 7 bis
8 Mill. Mark). In der Nähe eine Eisenhütte; Schlacht zwischen Karl dem Großen
und den Sachsen (779). — Dingden, südlich von Bocholt, mit Flachsbau. — An-
holt, Stadt an der alten Assel und an der niederländischen Grenze, 1880 Einwohner;
schönes Residenzschloß des Fürsten von Salm-Salm (Park).
Regierungsbezirk Minden.
Minden, Regierungshauptstadt, Kreisstadt und Bahnstation am linken Ufer
der Weser, 18592 Einwohner (S/6 evangelisch). Regierung, Landratsamt, Oberpost-
direktion, Hauptsteueramt; katholischer Dom und vier evangelische Kirchen; Gym-
nasium mit Realgymnasium; Westfälische Gesellschaft für vaterländische Kultur
(Museum); Eisenbahnwerkstätte, bedeutende Tabaks- und Zigarrenfabrikation, Fabri-
kation von Chemikalien, Farben und Seife, Lampen, Zichorien :e.; Ziegeleien, Dampf-
mahl- und -sägewerke; Hafen, Schleppdampfschiffahrt; Garten- und Gemüsebau;
lebhafter Handel (landwirtschaftliche Produkte, Wein :e.); Reichsbankstelle, Vorschuß-
verein, Handelskammer. Von Karl dem Großen gestiftetes Bistum (1526 reformiert,
1648 brandenburgisch).
1900 -
Minden i. W.
: Volkening
- Autor: Schulze, Georg
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Westfalen
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 236 —
ford, im Osten vom Fürstentum Lippe, im Süden vom Kreise
Wiedenbrück, im Westen vom Kreise Warendorf und Halle begrenzt
und hat eine Ausdehnung von 261 qkm.
Er wird durch den Teutoburger Wald, der hier vornehmlich
Osning heißt, in eine nordöstliche und südwestliche Hälfte zerteilt,
die eine mit fruchtbarem Hügellande, die andere, der westfälischen
Bucht angehörig, bildet meistens die sandige und öde Senne I
zwischen der Lutter und dem Ramsbache, und Senne Ii zwischen
diesem und der Lipper Senne. Tie unbedeutenden Flüsse sind die
westfälische Aa, die vom Nordabhange des Teutoburger Waldes bei
Werther kommt, an Schildesche vorbeifließt und unterhalb Milse
in den Kreis Herford eintritt, deren Zufluß, die Lutter aus dem
Bielefelder Lutterkolke mit der Windwehr, die von demselben Ab-
hange bei Däinghausen entspringt; vom Südabhange aus demselben
Kolke eine andere Lutter, an der Ummeln und Jsselhorst liegen
und die oberhalb Warendorf die Ems erreicht; ein anderer Neben-
sluß der Ems, die Talke, von demselben Abhange, verläßt bald
den Kreis, fließt durch den Kreis Wiedenbrück bei Gütersloh vorbei
und mündet oberhalb dieser Stadt. Das Land besteht der Hälfte
nach aus Acker, beiuahe 1jb ist Wald.
Tie Einwohner des Kreises beschästigen sich mit Ackerbau und
Viehzucht; die Leinenweberei spielt eine bedeutende Rolle, aber fast
nur noch die mechanische und fabrikmäßige. Hin und wieder findet
sich Plüsch- und Seidenweberei. Im übrigen blüht die Glas-
fabrikation und die Herstellung von Maschinen und Instrumenten.
Ter Verkehr wird durch die Kölu-Mindener Eisenbahn und durch
deren Abzweigung von Brackwede aus nach Osnabrück gefördert.
Tie 53 200 meist evangelischen Bewohner verteilen sich auf
sechs Ämter: Brackwede-Jsfelhorst, Dörnberg, Gadderbaum, Heepen,
Schildesche, Jöllenbeck mit vierunddreißig Landgemeinden.
Inmitten des Landkreises in einer breiten Schlucht des Teuto-
burger Waldes liegt der Stadtkreis, die Stadt Bielefeld nebst ihrer
nächsten Umgebung in einer Ausdehnung von 12 qkm und mit
47 500 vorwiegend evangelischen Einwohnern.
Tie Stadt Bielefeld ist die Hauptstadt des ganzen Ravens-
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Leipzig
: Spamer
- Autor: Richter, Julius Wilhelm Otto
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
478 Zweites Kapitel.
Runenstein), Forchheim in Sachsen (Fabrikation von Leinwand und Strumpf-
waren, dazu Fabrikation von Pulver und Kisten, Flachsbau). — Zöblitz, Stadt
und Bahnstation an der Zöblitz (2298 Einwohner; Flachsspinnerei; Serpentinbrüche,
Fabrikation von Serpentinwaren), Pobershan, Dorf (Baumwollenfpinnerei. Holz-
Warenfabrikation. In der Nähe der „Schwarze Grund" an der Schwarzen Pockau,
wildromantische Gegend). — Olberuhau, großes Dorf an der Flöha, gegen 5000
Einwohner; bedeutende Fabrikation von Spielwaren, sowie von Zündhölzern, Kisten,
Strumpfwebstühlen, Maschinen, Pulver jc. — Rothen thal, Dorf mit Flanell-
Weberei und Papierfabrik, Beim Dorfe Nieder-Lauterstein die Burgruine Lau-
terstein. Das große Dorf Rüben au mit Fabrikation von Holz- und Spielwaren:
große Waldungen (2709 Einwohner).
Die Amtshauptmannschaft Flöha; dieselbe liegt nördlich von der vorigen und
gleichfalls an den Flüssen Zschopau und Flöha; ziemlich viel Acker- und Garten-
land (fast 58 Proz.), im Waldstand dem Neichsdnrchschnitt etwa entsprechend
(26,, Proz.), Wiesen (11,5 Proz,). Hauptort darin Flöha, Dorf, am Einflüsse der
Flöha in die Zschopau und Eisenbahnkrenzungspunkt, 1650 Einwohner. Baum-
wollenspinnerei, Seilerei, Ziegelei, Fabrikation von Dampfkesseln und Pappe; Stein-
brüche. — Frankenberg in Sachsen, schöngelegene Stadt und Bahnstation an der
Zschopau, Ii 367 Einwohner (1890). Realschule, Weberschule, chemisches Laborato-
rium , bedeutende Fabrikation von wollenen Tüchern und Shawls, bunten wol-
lenen Waren und Flanellen, Seidenweberei, Färbereien, Bleichereien und Appre-
tnren, mehrere Maschinenbauanstalten, Gerbereien und Zigarrenfabriken, Eisengießerei,
viele Manufakturgroßhandlungen. Alte Stadt (1015 gegründet), altes Schloß (jetzt
Straf- und Korrektionsanstalt). — Das Dorf Sachsenburg mit Felsenburg. —
Gewebeindustrie haben noch folgende Ortschaften: Dorf Auerswalde (Strumpf-
waren),„Dorf Ebersdorf (ehemaliges Kollegiatstift mit Stiftskirche, Strumpfwaren),
Stadt Öderau (5727 Einwohner, Bahnstation, Baumwollenfpinnerei, Fabrikation
von Tuch und Flanell, leinenen und baumwollenen Zeugen, Kattun, Teppichen,
Tisch- und Sofadecken, dazu Zigarrenfabriken und Gerberei, landwirtschaftlicher
Kreditverein und lebhafter Handel), Stadt Schellenberg in Sachsen (1962 Ein-
wohner, Fabrikation von baumwollenen und wollenen Stossen. Auf dem gleich-
uamigeu Berge liegt die Auguftusburg, königliches Schloß, erbaut vom Kurfürsten
August 1568—72), Dorfsche^llen berg (Baumwollenspinnerei), Dorf Leubsdorf
(gegen 2000 Einwohner; Baumwollenfpinnerei und Zwirnerei, außerdem Fabrikation
von Holzwaren ze.), Dorf Erdmannsdorf in Sachsen (Bahnstation, Baumwollen-
spinnerei, dazu eine Eisenhütte undkistenfabrikation), Dorf Grünhainichen (über2000
Einwohner, Baumwollenfpinnerei, dazu starke Spielwarenfabrikation zum Export), Dorf
Eppendorf (über 2000 Einwohner, Baumwollenabfallspinnerei, dazu bedeutende
Spielwarenfabriken), Dorf Waldkirchen in Sachsen (Bahnstation, Nefselweberei
und Zwirnerei, dazu Fabrikation von Holzspielwaren), Stadt Zschopau an der
Zschopau (7895 Einwohner, Bahnstation, Schnllehrerseminar, Forstinspektion, Weber-
schule, Streichgarn- und Baumwollenspinnerei, Weberei von Lama und ähnlichen
Stoffen sowie Strumpfware?:, Zwirnerei; dazn Fabrikation von Holzstoff, Papier,
Kisten und Zigarren, Färberei und Bleicherei, Töpferei; Jagdschloß Wildeck), Dorf
Krnmhermersdorf (über 2500 Einwohner, Weberei), Dorf Dittersdorf (Bahn-
station, Baumwollenfpinnerei, Fabrikation von Strumpf- und Filzwaren, Schloß),
Dorf Weißbach (Baumwollenfpinnerei). — Oberwiesa, Dorf, mit Porphyrbrüchen.
Die Amtshauptmannschaft Chemnitz, nördlich von der vorigen, sich vom Erz-
gebirge abwärts in das Bergland hineinziehend; über die Hälfte des Bodens (52,5
Proz.) ist Acker- und Gartenland, umfangreich find auch die Wiesen (über 17 Proz.),
dagegen bleibt der Wald (etwas über 24 Proz.) etwas hinter dem Reichsdurchschnitt
zurück. Großartige Industrie. Darin: Chemnitz, Amtsstadt und Eisenbahnknotenpunkt
in fruchtbarer Gegend an der Chemnitz, 138855 Einwohner (1890). Landgericht nebst
Kammer für Handelssachen und Schwurgericht, Hauptsteucramt, sechs evangelische
Kirchen (St. Jakobikirche), Gymnasium, Realschulei. Ordnung, Haudelslehranstalt, höhere
Gewerbe-, Baugewerk-, Web-, Werkmeister- und Gewerbezeichenschule; viele Wohl-
thätigkeitsaustalten und Stiftungen (Hospitäler zc.); Theater, Börse. Großartige In-
dustrie. Obenan stehen die Baumwollenspinnerei, die Bandweberei und der Maschinen-
bau; über 30 Spinnereien (darunter die meisten für Baumwolle, mehrere für Kamm-
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- Autor: Richter, Julius Wilhelm Otto
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- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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574 Drittes Kapitel.
Die Provinz Oderhessen.
Der Kreis Gießen, an der Lahn gelegen; das Acker- und Gartenland von
leidlicher Ausdehnung (etwas 51 Proz.), auch gute Wiesen (fast 13) und Wälder
(über 29 Proz.); die Bevölkerung fast ganz evangelisch. Darin: Gießen, Hauptstadt
der Provinz und Eisenbahnknotenpunkt in fruchtbarer Ebene an der Mündung der
Wieseck in die Lahn, 20812 Einwohner (1890); Universität mit Bibliothek (120000
Bände) und Sternwarte, Forst- und landwirtschaftliche Lehranstalt, Tierarzneischule,
Gymnasium und Realgymnasium, Provinzialregierung und Kreisamt, Landgericht,
Hauptsteueramt. Schöne Promenaden (an Stelle der ehemaligen Festungswerke).
Eisengießerei, Fabrikation von Maschinen, Geldschränken, Chemikalien (besonders
Ammoniakpräparate und Farben), Zigarren, Leinen- und Baumwollenwaren; Öl-
raffinerie, Gerberei, Bierbrauerei, Ziegeleien. Weinhandel, Handelskammer, Reichs-
banknebenstelle, Gewerbebank. Ackerbau und Viehzucht, Bergbau (Braunstein). Schon
1250 erwähnt, Wirksamkeit des Chemikers Liebig (1824—52.) — Lollar, Dorf und
Bahnkreuzungspunkt an der Lumda; Eisenhütte, Zigarrenfabrikation und Korbflech-
terei. — Staufenberg, Städtchen (625 Einwohner). Schloß auf einem Basalt-
felsen (Besitz der Herren v. Rabenau). Beim Flecken Treis an der Lumda Burg-
ruine (auf dem Totenberg). — Lich, Stadt und Bahnstation an der Wetter, 2558
Einwohner. Schloß des Fürsten von Solms-Hohensolms-Lich; Dampfsägewerk, Bor-
schußvereiu. — Grüningen, Städtchen. 770 Einwohner; Burg, Reste des römischen
Pfahlgrabens. — Hungen, Stadt und Bahnstation an der Horloff, 1350 Ein-
wohner. Schloß, Farbenfabrikation und Bergbau (Eisenstein und Braunkohlen). —
Grünberg in Hessen, Stadt und Bahnstation, 2161 Einwohner. Schöne Gegend,
Schloß. — Merlau mit Burgruine.
Der Kreis Alsfeld; derselbe liegt nördlich vom Vogelsberge, hat Verhältnis-
mäßig wenig Acker- und Gartenland (etwas über 38 Proz.), aber viel Wiesen (über
17) und Wald (39 Proz.); die Bevölkerung ist fast ganz evangelisch. Darin: Alsfeld,
Kreisstadt und Bahnstation an der Schwalm, an dem Abhänge eines Basaltkegels,
4022 Einwohner. Ringsum fruchtbare Felder und Wiesen, sowie von Ruinen be-
deckte Höhen. Ackerbau; bedeutende Fabrikation von Tabak und Zigarren, Leinwand-
und Wollenweberei, sowie Gerberei; Realschule. Im Mittelalter bedeutend. —Alten-
burg, Dorf an der Schwalm; schönes Schloß — Romrod, Stadt an der Antrist,
857 Einwohner; Schloß. — Homberg, Stadt im schönen Ohmthale, 1469 Ein-
wohner; Schloß. — Groß-Felda, Flecken; in der Nähe der Luisenhammer.
Der Kreis Cauterdach; derselbe hat wenig Ackerbau und Gartenland (32 Proz.),
viele Wiesen (über 21), Weiden (6) und Wälder (36 Proz.); er umfaßt einen Teil
des Fuldagebiets und des Vogelsbergs; die Bevölkerung meist evangelisch. Darin:
Cauterbach, Kreisstadt und Bahnstation an der Lauter, 3270 Eiuwohuer. Ackerbau,
Fabrikation von Wachstuch, Leder und Leinwand, Färberei; Leinwandhandel, Ge-
werbekasse, Basaltbruch; in der Nähe die Stammburg der Freiherren von Riedesel.
Beim Dorfe Frischborn das Schloß Eisenbach (Besitz der Familie v. Riedesel).
— Herb stein, Stadt auf einem Basaltfelsen, 1697 Einwohner, Leinweberei. —
Dorf Stockhausen an der Altefeld; Schloß (Familie v. Riedesel), Steinbrüche
(Basalt und roter Sandstein). — Schlitz, Stadt an der Schlitz, 2577 Einwohner.
Leinwandweberei, uralte Kirche (812 erbaut) und fünf Burgen, deren eine Sitz des
Grafen v. Görz (Hallenburg mit Park).
Der Kreis Schotten; derselbe besteht aus Gebiet des Vogelsberges (Quellen der
Ohm, Horloff, Nidda, Nidder); wenig Acker- und Gartenland (34,5 Proz.), viele
Wiesen (23) und Wälder (33 Proz.), Bevölkerung fast ganz evangelisch. Darin:
Schotten, Kreisstadt an der Nidda, 2017 Einwohner. Ackerbau, Fabrikation von Wurst,
Zigarren und Tuch; Strumpf- und Leiuwandweberei; Basaltboden. — Ulrichstein,
Städtchen in armer und rauher Gebirgsgegend am Abhänge des Basaltkegels Mull-
stein, 950 Einwohner; Burgruinen. — Laubach, Stadt an der Wetter, 1875 Ein-
wohner. Progymnasium, großes Schloß des Grafen v. Solms-Laubach (Bibliothek,
Denkmal des Patrioten Grafen Friedrich Ludwig Christian auf dem Schloßhofe).
Der Ort kommt schon im 8. Jahrhundert vor. — Das Dorf Ruppertsburg mit
der Friedrichshütte (Eisenwerk).
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466 Zweites Kapitel.
und Bahnstation; außer Leinwandweberei Bleichen, Fabrikation von Maschinen und
Leim und Kunsttischlern; älteste Herrnhnter Gemeinde, 1724 gegründet durch den
Grafen von Zinzendors, Erziehungsanstalt), Berthelsdorf Schloß, Baumwollen-
Weberei; Sitz der Altestenkonferenz der Herrnhuter), Oberoderwitz (großes Dorf
und Bahnstation, 3800 Einwohner; bedeutende Leinwandfabrikation/Bleichen, Ber-
fertigung von Kinderwagen), Ebersbach (großes Dorf und Bahnkreuzuugspunkt,
über 7000 Einwohner; sehr bedeutende Garnspinnerei, Leinwand- und Baumwollen-
Weberei, Fabrikation von Maschinen, Knochenmehl, Kinderwagen, starker Leinwand-
Handel, Spar- und Vorschußverein; Kirchenruine. In der Nähe die böhmische Fabrik-
stadt Georgswalde), Alt-Eibau (Dorf und Bahnkrenznngspunkt, 4500 Einwohner-
starke Leinwand-, Baumwollen- und Vigogneweberei, bedeutende Geschäftshäuser für
Leinwand- und Baumwollenzeuge, Granit-und Basaltbrüche), Neugersdorf (Dorf
und Bahnstation an der Quelle der Spree, über 4000 Einwohner; Nebenzollamt),
bedeutende Fabrikation von Baumwollen- und Halbwollenwaren). Neusalza (Stadt
und Bahnstation, 1200 Einwohner), Spremberg (Dorf, Schloß; Leinwandweberei,
Fabrikation von Wäscheknöpfen, Flachsbau und Flachsbereitungsanstalt), Dürr-
Hennersdorf (Dorf und Bahnstation, Leinwand), Schönbach (Dorf; Baumwollen-
waren und Leinwand), Tauben heim (großes Dorf und Bahnstation, 2500 Ein-
wohner; Leinen- und Banmwollcnstoffe, Granitbrüche am Taubenberge), Oppach
(drei Dörfer mit im ganzen über 2000 Einwohner; Schloß, Bettzeugweberei, Bleichen),
Knnewalde (großes Dorf, 3300 Einwohner; bunte Leinwand, starke Bleicherei,
Granitbrüche; in der Nähe die schönen Berge Tschernebog und Bielbog, ehemals
heidnische Opferstätten). — Bei den Dörfern Schönau und Bergdorf liegen
Braunkohlengruben. Die Gegend von Bernstadt gehört mit ihrer wesentlich protestan-
tischen Bevölkerung zu den Besitzungen des Klosters Marienstern (als „Eigenscher
Kreis" oder „aus dem Eigen" bezeichnet). — Großhennersdorf, Schloß, Brüder-
gemeinde und Besserungsanstalt für Knaben; in der Nähe der Spitzberg.
Die Amtshauptmannschaft Zittau liegt an der Lausitzer Neiße, im Süden des
Lausitzer Gebirges; ziemlich viel Acker- und Gartenland (61 Proz.) und Wiesen
(20 Proz.), dagegen wenig Wald (kaum 14 Proz.); die Bevölkerung, von welcher
kaum V? katholisch ist, betreibt großartige Industrie (Damast, Leinwand und Baum-
wollenzenge). Darin: Zittau, Amtsstadt und Bahnkreuzungspunkt in der Nähe der
Lansitzer Neiße, 23215 Einwohner. Hauptzollamt; fünf evangelische Kirchen (darunter
die Johanneskirche) und eine katholische Kirche, Gymnasium, Realschule I. Ordnung
mit Handelsabteilung, Baugewerkschule, Rathaus (romanisch, große Bibliothek), Jakobs-
Hospital; freundliche-Stadt (gute Straßeu, angenehme Spaziergänge), Mineralbad.
Bedeutende Industrie, besonders Orleansweberei (elf Fabriken), Leinwand-und Baum-
Wollenweberei (Rock- und Hosenstoffe), Fabrikation von Nessel, Posamenten. Knöpfen,
Teppichen; große Färbereien, Garnbleichen und Appreturanstalten, Fabrikation von
Dachpappe, Möbelfabrikation ?c.; Glasmalerei, viele Garnhandlungen, Speditions-
und Kommissionsgeschäfte, Reichsbanknebenstelle, Oberlausitzcr Bank, Vorschußverein,
Handels- und Gewerbekammer; bedeutender Gartenbau (Gemüse-und Handelsgärtnerei).
In der Nähe Granit- und Basaltbrüche und bedeutende Braunkohlenlager (55 qkm
groß). Reiche Stadt (Besitz der Waldungen auf der fächfifchen Seite des Lausitzer
Gebirges, sowie von 37 meist großen und industriereichen Dörfern). Gründung im
9. Jahrhundert, seit 1255 Stadt. Die Textilindustrie findet sich in folgenden Ort-
schasten: Olbersdorf (über 3500 Einwohner, auch Eisenwerk, Fabrikation von
Packpapier, Braunkohlengruben), Alt- und Neu-Johnsdorf (außer Leinwand
Baumwollen- und Halbwollenstoffe, Mühlsteinsabrikation), Bertsdorf (Leinwand
und Baumwollenzeuge), Hainewalde (großes Dorf und Bahnstation; Schloß,
Orleanssabrikation, 2700 Einwohner); Niederoderwitz (Dorf, 2700einwohner; Lein-
wand), Hirschfelde (Dorf und Bahnstation, Spinnerei, Orleanssabrikation, Burg-
ruine Rohnan; über 2000 Einwohner), Reichenau (großes Dorf, über 6000 Ein-
wohner, bedeutende Orleansweberei. Leim- und Zigarrenfabrikation), Ostritz (Stadt
und Bahnstation an der Lausitzer Neiße. 1597 Einwohner), Königshain (Obstbau,
Braunkohlengrube). Braunkohlengruben befinden sich noch bei Hartau, Groß-
poritfch, Wittgendorf K. — Oybin, Dorf in einem Gebirgsthale, In der
Nähe auf einem Sandsteinfelfen die Ruine eines ehemals berühmten Cistercienfer-
Mönchklosters (1384 gestiftet, 1545 verlassen, 1577 vom Blitz zerstört), daneben eine -
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- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
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Das Königreich Preußen. 381
Oberpostdirektion, Land- und Schwurgericht, Landratsamt für den Landkreis, Eisen-
bahubetriebsamt, Hauptsteueramt; unter den neun katholischen Kirchen vier gotische
(Dom. Liebfrauen-, Lambertus- und Jgnatinskirche) und zwei romanische (Martinus-
und Mauritiuskirche), dazu eine evangelische Kirche. Akademie mit zwei Fakultäten
(philosophische und katholisch-theologische); katholisches Gymnasium, Realgymnasium
und Lehrerinnenseminar, Zuchthaus, Jrreuaustalt; Kraukenhäuser (evangelisches und
katholisches); altes Rathaus (mit dem „Friedenssaale" vom 24. Oktober 1648), ehe-
malige Bischofsresidenz (Oberpräsidium und Generalkommando), Ständehans; Vereine
für Geschichte, Wissenschaft und Kunst; alte schöne Giebelhäuser; Paläste westfälischer
Adelsfamilien; schöne Promenaden an Stelle der ehemaligen Festungswerke; Fabri-
kation von Maschinen, Papier, Lampen, Korb- und Blechwaren, drei bedeutende
mechanische Banmwollwebereien, Fabrikation von Segeltuch und Säcken, fünf große
Dampfmühlwerke, Dampfsägewerke und Furnierschneiderei, Bierbrauerei, Lohgerberei
und Ziegeleibetrieb, Buchdruckerei ic.; Handel mit Getreide und andern landwirt-
schaftlichen Erzeugnissen, Mehl, Kohlen ?e.; Reichsbankstelle, Provinzialhilsskasse,
Landschaft der Provinz Westfalen, Rentenbänk für Westfalen, Rheinprovinz und
Hefsen-Nassau, Handelskammer. Alte Stadt; Bistum, von Karl dem Großen errichtet
(780), später mit ausgedehntem Besitze ausgestattet; Unwesen der Wiedertäufer 1534/35;
im 18. Jahrhundert mit Kurköln vereinigt, 1803 säkularisiert.
Der Landkreis Münster umschließt die Stadt und breitet sich längs des Ems-
flufses Werse bis zur Ems hin aus, meist eben; nicht übermäßig fruchtbar; fast
ganz katholisch. Darin: Telgte, Stadt an der Ems, östlich von Münster, 2273
Einwohner. Höhere Privaterziehungsanstalt und Privatirrenhaus; ein „wunder-
thätiges" Marienbild zieht zahlreiche Wallfahrer an; Wollwarenfabrikation. — Im
Westen von Münster, bei Roxel an der Aa, liegt Haus Hülshof, Geburtsort der
Dichterin Annette Freiin v. Droste-Hülshos. — Im Süden von Münster St. Lam-
berti, mit Industrie (Weberei, Färberei, Druckerei ?e.). — Nördlich von Münster
Greven, Dorf und Bahnstation an der schiffbaren Ems (Mündung der Aa), 2200
Einwohner. Baumwollspinnerei, Seidenweberei und Zigarrenfabrikation; Armen-
anstatt. — Nottuln, großes Dorf im Südwesten von Münster; in den nahen
„Baumbergen" Sandsteinbrüche; Dampfsägewerke. Sandsteinbrüche finden sich auch
bei dem Dorfe Albersloh an der Werfe.
Östlich vom vorigen der Kreis Warendorf, zu beiden Seiten der Ems, von
mäßiger Fruchtbarkeit; erheblicher Flachs- sowie Hanfbau und starke Weberei; fast
25 Proz. Weiden; Bevölkerung fast ganz katholisch. Darin: Warendorf, Kreisstadt
am linken Emsufer, 5109 Einwohner. Katholisches Gymnasium und katholisches
Lehrerseminar; Landgestüt, Maschinenweberei für Baumwollenstofse. Alte und früher
bedeutende Stadt (Mitglied der Hanf«). — Nordöstlich von der Kreisstadt, Sassen-
b erg, Flecken an der Hessel; Schloß des Grafen v. Nesselrode, Streichgarnspinnerei.—
Ostlich von Warendorf der Flecken Harsewinkel, in der Nähe der Lütter, Lein-
Weberei; dabei die ehemalige Cistereienserabtei Marienfeld. Starke Leinwand-
Weberei findet sich anch im Flecken Freckenhorst und Everswinkel; bei dem
letzteren das Haus Laugen des Grafen Droste zu Vischering.
Südlich vom vorigen der Kreis Beckum, ein Plateau zwischen Ems und Lippe,
von der Werse durchflössen; die Bodenverhältnisse sehr mäßig; die Bevölkerung fast
ganz katholisch; viel Leinwandweberei; ausgedehnte Weiden lfast 25 Proz.). Darin:
Beckum, Kreisstadt und Bahnstation in hoher Lage an der Werse, 4068 Einwohner.
In der Nähe bedeutende Kalksteinlager; Verwertung derselben zur Zementsabrikation;
Branntweinbrennerei. Ehemals Hansestadt. — Bei Lipporg an der Lippe das
Haus Assen, Stammsitz der Grafen v. Galen. — Ahlen, Stadt und Bahnstation
an der Werse, 4748 Einwohner. Fabrikation verzinnter und emaillierter Eisenwaren.
— Liesborn, Dorf am Liefenbache, ehemaliges Kloster (von Karl dem Großen
gestiftet); das Aliso der Römer (?). — Herzfeld, Dorf an der Lippe, mit Grab-
kapelle der heiligen Ida; Fabrikation von Drainröhren. — Ölde, Stadt und Bahn-
station an der Grenze des Bezirks Minden, 3139 Einwohner. Starke Brannt-
weinbrennerei, Bierbrauerei, Bandfabrikation; fruchtbare Feldmark mit lohnender
Landwirtschaft. — Südöstlich vom vorigen der Flecken Stromberg, bedeutender
Obstbau (Pflaumen)p Bandfabrikation; Ruine, Wallfahrtsort. Die „Stromberger
Hügel" (190 m hoch).
1900 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: Richter, Julius Wilhelm Otto
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
382 Erstes Kapitel.
Im Norden des Bezirks der Kreis Tecklenburg; derselbe enthält die Ausläufer
des Teutoburgerwaldes und das Jbbenbürener Steinkohlengebirge; Acker-und Garten-
land tritt zurück, ausgedehnt dagegen sind die Weiden (über 36 Proz.); wichtiger
Steinkohlenbergbau; die Bevölkerung weit überwiegend evangelisch. Der Kreis ist
aus den ehemaligen Grafschaften Tecklenburg und Lingen gebildet. Darin: Tecklen-
burg , Kreisstadt auf dem Teutoburgerwalde, 897 Einwohner. Schloßruine, Lein-
wandweberei und etwas Tabakfabrikation. — Südlich davon Lengerich; Stadt und
Bahnstation in der Nähe des Teutoburgerwaldes, 2022 Eiuwohuer. Zahlreiche Kalk-
öfeu, Fabrikation von Drahtseilen, Apothekerkapseln und Tabak; Provinzialirren-
anstatt („Bethesda"). — Ibbenbüren, Stadt und Bahnstation im engen Thale
der Aa, 9489 Einwohner. Bedeutende Sandsteinbrüche, Steinkohlenbergbau, Glas-
fabrikation, Nesselweberei, Dampfmahl- und Sägewerke, Eisenstein- und Bleigrube.
— Westlich davon das Eisenwerk Friedrich-Wilhelmshütte. — Mettingen,
Dorf mit Bad (Schwefelquelle) und Steinbrüchen am Jbbenbürener Steinkohlen-
gebirge. Sandsteinbrüche finden sich noch bei Lienen am Südfnße des Teutoburger-
Wäldes, bei Hörstel am Jbbenbürener Steinkohlengebirge und bei Riesenbeck. —
Der Flecken Westerkappeln, mit Schweinezucht; dabei die Slopsteine (Granitblöcke).
Südwestlich vom vorigen der Kreis Steinfurt; derselbe breitet sich von der
Ems westwärts über die Vechte hin aus und enthält ausgedehnte Heiden und Moore.
Von ihm eingeschlossen werden die Grafschaft Bentheim-Steinfurt (früher reichs-
unmittelbar), die Staudesherrschaft Salm-Horstmar und das Fürstentum Rheine-
Wolbeck; auf dem Lande herrscht erhebliche Leinwand- und Baumwollweberei; die
Bevölkerung ist weit überwiegend katholisch. Darin: Gurgsteinfurt, Kreisstadt und
Bahnkreuzungspunkt an der Aa, 4311 Einwohner «fast 2/3 evangelisch). Gymnasium mit
Realprogymnasium; Weberei, Färberei und Zeugdruckerei, Zigarrenmacherei. Schloß
des Fürsten zu Bentheim-Steinsurt (mit Park).— Horstmar, Stadt im Südwesten
von Burgsteinfurt, Bahnstation, 1009 Einwohner. Leinwand- und Seidenweberei;
Burgruine, Schloß des Fürsten von Salm-Horstmar. — Metelcn, Flecken und Bahn-
station an der Vechte, Seiden- und Leinwandfabrikation. — Langenhorst an der
Vechte, ehemaliges Stift, jetzt Schullehrerseminar und Taubstummenanstalt. — Neuen-
kirchen, Flecken zwischen Ems und Vechte; Leinwand- und Nesselweberei. -^Ems-
detten, Dorf in der Nähe der Ems; Spinnerei (Flachs, Hanf :e.) und Nesselweberei.
— Rheine, Stadt und Eisenbahnkreuzungspunkt an der Ems, 5652 Einwohner;
katholisches Gymnasium, Waisenhaus. Hauptsteueramt; Spinnerei und Weberei (Jute
und Baumwolle); Eisengießerei und Maschinenfabriken; Tabaksfabrik; Emsschiffahrt.
In der Nähe Schloß Bentlage (Residenz des Fürsteu von Rheine-Wolbeck) sowie
die Saline Gottesgabe. Spinnerei und Weberei finden noch statt in Borghorst,
Nordwalde ?e.
Südwestlich vom vorigen der Kreis Ähaus; derselbe liegt an der Berkel und
Vechte, ist ziemlich unfruchtbar (47 Proz. Senneboden, d. h. schlechtes Weideland);
fast ganz katholisch; auf dem Lande starke Baumwollweberei. Darin: Ähaus, Kreis-
stadt und Bahnstation an der Aa, 2037 Einwohner; etwas Tabaksfabrikation; Schloß
des Fürsten von Salm-Salm (Grafschaft Ahaus-Bocholt). Beim Flecken Schöp-
pingen die gleichnamigen Berge. — Gronau in Westfalen, Stadt an der
Dinkel. Bahnstation, 1570 Einwohner. Schloß des Fürsten zu Beutheim-Tecklen-
burg-Rheda: Baumwollspinnerei und -Weberei; Seifenfabrikation. — Este, Flecken
an der Dinkel, mit Baumwollspinnerei. — Vreden, Stadt an der schiffbaren Berkel,
1875 Einwohner, Progymnasium, Hauptzollamt; Weberei (Plüsche und Nesselstoffe);
Zichorienfabrikation. — Stadtlohn, Stadt an der Berkel, 2187 Einwohner, be-
deutende Steingutfabrikation und Töpferei, Nesselweberei und Bleicherei; Christian
von Braunschweig von Tilly besiegt (1623).
Südöstlich "vom vorigen der Kreis Gorsfeld; enthält die Quellen der Vechte,
Dinkel und Berkel; im Osten Hügelland, im Westen Sennen, doch ist das Weide-
gebiet nicht so ausgedehnt, wie iin vorigen Kreise; die Bevölkerung ist fast ganz
katholisch. Darin: Goesfeld, Kreisstadt und Bahnstation an der Berkel, 4839 Ein-
wohner, katholisches Gymnasium, Waisenhaus; Gerberei, Leinwandweberei und Fär-
berei; zwei Schlösser (in einem derselben residierten die Bischöfe von Münster. In
der Nähe das Schloß Varlar (Residenz der Fürsten von Salm-Horstmar). —
Billerbeck, Stadt und Bahnstation an der Berkel, 1534 Einwohner; Wallfahrtsort;
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- Autor: Richter, Julius Wilhelm Otto
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- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
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- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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306 Erstes Kapitel.
Südwestlich vom Kreise Sagau der Kreis Rothenburg; derselbe liegt zwischen
der Provinz Brandenburg und dem Königreiche Sachsen, ist unfruchtbar und namentlich
im Norden sandig und waldreich; die Bevölkerung ist evangelisch, enthält aber viele
Wenden. Darin: Rothenburg, Kreisstadt an der Görlitzer Neiße, 1311 Einwohner.
Thonwarenbetrieb- Schloß (Baumschule und Ananaszucht). In der Nähe große Torf-
brüche und Thonlager. — Horka, großes Dorf an dem Weißen Schöps, Bahnkreuzung;
große chemische Fabrik — Niesky, Herrenhuter Kolonie (gute Schulen, schöne An-
lagen, naturwissenschaftliches Musemu, zwei Maschinenfabriken, Eisengießerei, Dampf-
fchneidemühle, Lohgerbern, Möbeltischlerei). — Rengersdorf, Dorf am Weißen
Schöps; Bergbau (Kobalt, Nickel und Magnesia); Kalkbrüche. — Ganz nordwestlich
Muskau, Stadt und Bahnstation an der Görlitzer Neiße, 3174 Einwohner. Bukskiu-,
Thonwaren- und Papierfabrikation; Braunkohlengruben und Glashütten. Schönes
Schloß der Standesherrschaft Muskau mit großem, die ganze Stadt umgebenden Park
(1200 ha groß, darin Fischteiche und das Hermannsbad mit Eisenvitriol- und Schwefel-
quelle); Schöpfungen des berühmten Fürsten Hermann Pückler-Muskau; jetzt Besitz
des Grafen von Arnim.
Südlich von Rothenburg Görlitz, Stadt, Stadtkreis und Eisenbahnknotenpunkt
an der Görlitzer Neiße, 55 702 Einwohner). Wichtige Industrie (Streichgarnspinnerei,
Tuch-, Orleans-, Tabaks- und Zigarrenfabrikation, Eisengießereien und Maschinen-
sabrikation, Elfenbein- und Holzschnitzerei, Eisenbahnwagen-, Spiritus-, Preßhefe-
und Stärkezuckerfabrikation, Dampfsägewerke (Furnierschneidereien :e.); lebhafter
Handel; Reichsbankstelle, Handelskammer, Vorschußverein, Landgericht, Eisenbahn-
betriebsamt, Bergrevier, kommunalständische Bank der Oberlausitz; Laudratsamt des
Landkreises. Acht evangelische Kirchen (darunter die Peter-, die Pauls-, die Frauen-
und die kleine Kreuzkirche mit einer Nachbildung des heiligen Grabes) und eine
katholische Kirche. Gymnasium mit Realgymnasium, höhere Bürgerschule, Ober-
lausitzische Gesellschaft der Wissenschaften und naturforschende Gesellschaft (beide mit
großen Sammlungen); Gewerbeverein; Arbeitshaus, altes Rathaus, Hauptwache
(ehemalige Bastion Kaisertrutz); Kriegerdenkmal, Denkmal des Bürgermeisters
Damiani (Marienplatz); Theater, Ständehaus am prächtigen Stadtpark; großartige
Eisenbahnbrücke über die Neiße am „Blockhaus" (830 m lang); bedeutender Kom-
munalbesitz (25600 ha Waldungen). Südwestlich davon die Landskrone, Basalt-
kuppe mit schöner Aussicht und städtischer Restauration im Burgstil (429 m).
Der Landkreis Görlitz, welcher auf der Vorstufe des Lausitzer Gebirges liegt,
enthält im Süden mehrere Berggruppen (Landskrone :e.), im Nordosten Heiden- und
Sumpfflächen; die Bevölkerung ist fast ganz evangelisch. Darin: Gohlfurt, Bahnhof,
bedeutender Kreuzungspunkt. In der Nähe Glasfabrik Pauliueuhütte. — Das große
Dorf R ausch a, (2016 Einwohner); Glasfabrik. — Das große Dorf Pen zig an der
Neiße (3371 Einwohner); große Glasfabriken, Ziegeleien; Eisengießerei, Dampfsäge-
werk und Holzschleifereien. — Der Flecken Rothwasser (2459 Einwohner); Braun-
kohlengrnbe, Ziegeleien. — Das Städtchen Reichenbach (1772 Einwohner); evan-
gelisches Schullehrersemiuar, Rettungshaus für Mädchen; Maschinen- und chemische
Fabrikation. — Ganz dicht bei Görlitz das Dorf Mo Ys; Treffen am 7. Sept. 1757
(tödliche Verwundung des Generals Winterfeldt).
Östlich vom vorigen der Kreis Cauban; derselbe liegt an beiden Seiten des
Queiß und an der nördlichen Abdachung des Lausitzer Gebirges; bedeutende Lein-
wand- und Baumwollenweberei; die Bevölkerung meist evangelisch. Darin: Cauban,
Kreisstadt und Bahnstation am Queiß, 11336 Einwohner. Bedeutende Baumwollen-
und Leinwandweberei, Bleichen, Eisenbahnwerkstätte, Maschinen-, Ol-, Stärke- und
Thonwarenfabrikation; Steinbrüche, Vorschußverein, Gymnasium; ehemaliges Nonnen-
kloster (feit 1220; jetzt Krankenhaus). — Im Nordwesten das Dorf Katholisch-
Hennersdorf (circa 2000 Einwohner); Sieg Friedrichs des Großen am 23. Nov. 1745.
— Im Südwesten Seidenberg, Stadt an der böhmischen Grenze, 2013 Einwohner.
Erhebliche Töpferei und Ziegelei (Ofenfabriken) und zwei große Tuchfabriken. —
Schönberg, Städtchen, 1361 Einwohner. Fabrikation von Teppichen, Leinwand
und Apothekerschachteln. — Lichtenau, großes Dorf; Bergbau (Braunkohlen), Dampf-
ziegelei, Weberei und künstliche Fischzucht. — Südlich von der Kreisstadt der große
Ort Gerlachsheim (3000 meist evangelische Einwohner); Weberei und Landwirt-
schaft. — Ebenfalls südlich: Gebhardsdorf, am Klingenberge, großes wohlhabendes
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- Geschlecht (WdK): koedukativ
388 Erstes Kapitel.
Im Nordosten des Bezirks der Kreis Lippstadt, zwischen Lippe und Möhne,
enthält den westlichen Teil der „Boker Heide"; der Boden ist zum Teil fruchtbar,
Acker- und Gartenland ausgedehnt <64 Proz.), der Waldbestand nicht bedeutend
(15 Proz.); die Bevötkeruug größtenteils katholisch. Darin: Cippstadt, Kreisstadt und
Bahnstation an der Lippe, 10504 Einwohner. Hauptsteueramt, Realgymnasium,
Damenstift, niehrere Krankenhäuser; Fabrik von Tabak und Zigarren, Stärke, Leim
und landwirtschaftlichen Maschinen; Gerberei und Seilerei, Dampfsägewerk und Zie-
geleien; Handel mit landwirtschaftlichen Produkten (Getreide, Rindern und Schwer
nen 2c.). Alte Stadt (seit 1196), bis 1850 halb preußisch, halb Lippisch (am rechten
Lippeufer die fürstlich Lippeschen Dörfer Cappel und Lipperode). — Geseke, Stadt
ganz im Osten der Kreisstadt, 3686 Einwohner. Provinzialsiechenhaus, Flachsbau,
Steinbrüche. (Berüchtigt durch viele Hexenprozesse.) — Ganz südlich Rüthen,
Stadt und Bahnstation auf einer Anhöhe in der Nähe der Möhne, 1723 Einwohner;
katholisches Schullehrerfeminar; Fabrik von Zigarren, Papier und landwirtschaftlichen
Maschinen; Sandsteinbrüche. (Früher Hansestadt.) — Erwitte, Flecken im Süden
der Kreisstadt, Zigarren- und Tabaksfabrikation; früher Königshof. — Benning-
hausen, Dorf an der Lippe, ehemaliges Bernhardiner-Nonnenklofter (jetzt Provin-
zialstrafanftalt).
Westlich vom vorigen der Kreis Zoest, zwischen Lippe und Ruhr, mit größten-
teils sehr fruchtbarem Boden („Soester Börde" und ein Teil des Hellwegs); das
Äcker- und Gartenland überwiegt bedeutend (über 65 Proz.), der Wald tritt zurück
(17 Proz.); die Bevölkerung ist zur kleinereu Hälfte evangelisch. Darin: Soest, Kreis-
stadt und Bahnkreuzungspunkt am Soester Bache in der gleichnamigen fruchtbaren
„Börde", 14846 Einwohner (größerenteils evangelisch), drei evangelische (darunter
die Wiesen- und Petrikirche) und zwei katholische Kirchen; evangelisches Gymnasium
und Schullehrerseminar, Provinzialblinden- und Taubstummenanstalt; Waisenhaus.
Eisenwerk, Brennerei, Gerberei und Bierbrauerei, Hut- und Seifenfabrikation;
Dampfmühle; Handel mit landwirtschaftlichen Produkten (Getreide, Butter, Eiern,
Vieh) sowie mit Pumpernickel; Acker- und Gartenbau (landwirtschaftlicher und
Gartenbauverein), Kreditverein, Viehmärkte. Früher bedeutende Hansestadt mit be-
rühmtem Stadtrecht. Nachdem es in der Soester Fehde alle Angriffe des Erzbischofs
von Köln und seiner Verbündeten abgeschlagen hatte, kam es 1449 unter die Schutz-
Herrschaft des Herzogs von Kleve-Mark. — Vellinghausen, Dorf in der Nähe
der Lippe, Sieg des Herzogs Ferdinand von Braunschweig (1761). — Körbecke,
Dorf an der Möhne; Sensenhammer. In der Nähe schöner Eichenwald. — Wickede,
Dorf und Bahnstation an der Ruhr, mit Puddlings- und Walzwerk. — Werl, Stadt
und Bahnstation an der Quelle des Salzbaches, 5019 Einwohner. Wallfahrtsort,
Waisenhaus; Ackerbau, Branntweinbrennerei, Handel mit landwirtschaftlichen Er-
zeuguifsen; zwei Salinen.
Weiter westlich der Kreis Hamm, zwischen Ruhr und Lippe, enthält im Norden
sehr fruchtbares Tiefland, im Süden niedriges Bergland, in welchem das Ruhr-
kohlengebiet seinen östlichen Anfang nimmt; sehr ausgedehnt sind das Acker- und
Gartenland (über 66 Proz,), wenig umfangreich hingegen die Waldungen (gegen
11 Proz.); die Bevölkerung zu zwei Drittel evangelisch. Darin: Hamm, Kreis-
stadt und wichtiger Eisenbahnknotenpunkt an der Lippe (Mündung der Ahse), 22520
Einwohner (zur kleineren Hälfte evangelisch). Oberlandesgericht; evangelisches
Gymnasium nebst Realprogymnasium; zwei großartige Eisenwerke („Westfälische
Union" und „Westfälischer Drahtindustrieverein">, anderweitige Fabriken für Draht,
Nieten, Drahtstifte, Wagenachsen, Lack- und Farbenwaren, Chemikalien (Bleizucker,
Salmiak ?e.), Maschinenöl, Stärke, Eisen- und Blechwaren, eiserne Möbel und
Maschinen, Gerbereien und Handschuhfabriken, Fabrikation von Bürsten, Korbwaren
und Pianinos; Bierbrauereien und Ziegeleien; lebhafter Handel mit diesen Industrie-
erzeugnissen (nach europäischen und außereuropäischen Ländern); Verein für Pferde-
zucht und landwirtschaftlicher Verein; Reichsbanknebenftelle. Ehemals Hauptstadt
der Grafschaft Mark (die 1368 an Kleve und 1666 definitiv an Brandenburg kam);
alte Hansestadt (früher fehr fest). — Unna, Stadt und Eisenbahnkreuzungspunkt
am Anfange des Steinkohlengebirges, 8901 Einwohner. Eisengießereien und Fabri-
kation von Maschinen sowie von Drahtwaren, Bürsten und Chemikalien; Seilereien,
Steinkohlenbergbau; Solbad und Saline Königsborn. — Kamen, alte Stadt
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- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Das Königreich Preußen. 299
ist (schönes Schloß und Park; zwei Papiermühlen). — Bei dem Städtchen Medzibor
(Mittelwalde), 1404 Einwohner, Weinbau.
Südlich davon der Kreis Namslau, im Stober- und Weidagebiete, wenig
fruchtbar, ziemlich waldreich, von den Bewohnern die Hälfte Polen, doch die größere
Hälfte evangelisch. Darin: Namslau, Kreisstadt und Bahnstation an der Weida,
in ebener, sandiger und an Nadelholz reicher Gegend, 5796 Einwohner. Ackerbau
(Flachs und Kartoffeln); Spiritusbrennern und bedeutender Schweinehandel; Fabri-
kation landwirtschaftlicher Maschinen. Alte gotische Kirche; Bürgerhospital, Kreis-
krankenhaus.
Südlich davon der Kreis Grieg, zu beiden Seiten der Oder, namentlich am
linken Ufer derselben sehr fruchtbar; größtenteils evangelisch und deutsch. Darin:
Lrieg, Kreisstadt und Bahnstation auf dem liuken Oderufer, 18899 Einwohner.
Leder-, Posamentierwaren-, Mühlstein-, Maschinen-, Zigarren-, Papier- und Dach-
pappe-, Zucker- und Korbwarenfabrikation; Reichsbanknebenstelle; Uberreste eines
alten Schloffes; evangelische Nikolaus- und katholische Kreuzkirche; Landgerichts
Gymnasium, Gewerbeschule, Irrenhaus, Strafanstalt, Zeughaus, Theater. Bis 1675
Residenz Piaftifcher Fürsten. — Löwen, Stadt und Bahnstation an der Glatzer
Neiße, 2330 Einwohner. Landwirtschaft; Vorschußverein. Das Dominium Löwen
mit herrschaftlichem Schlosse. Viele Ziegeleien. — Das große Dorf Lossen mit
Zinkweißfabrikation. Die Herrschaft Lossen, im Besitze der Grafen Jork v. Warten-
bürg. (Guter Boden.) — An der unteren Stober bedeutende Staatsforsten. —
Westlich von Brieg der Schlachtort Mollwitz (Sieg Friedrichs des Großen 1741). —
Der Flecken Karlsmarkt mit der Bienenschule des katholischen Pfarrers Dzierzon.
Nordwestlich vom vorigen der Kreis Ohlau, weiter unterhalb an der Oder, am
linken Ufer derselben sehr fruchtbar; größerenteils evangelisch. Darin: Ohlau, Kreis-
stadt und Bahnstation am linken Ufer der Oder und rechten der Ohlau, in ebener,
fruchtbarer, reicher Gegend, 8575 Einwohner. Garten- und Ackerbau (Getreide und
Tabak); Fabrikation von Zigarren und Tabak, Bleiweiß, Knochenmehl, Leim und
landwirtschaftlichen Maschinen; im nahen Thiergarten ein Zinkwalzwerk. Schöne
Gartenanlagen; Überreste des Piastenschlosses; alte und schöne evangelische Kirche
(gotisch); altes Wasserhebewerk (mit Badeanstalt), Gymnasium. Früher Residenz der
Herzöge von Brieg. — Am rechten Oderufer Staatsforsten mit bedeutendem Wild-
stände. — Ju dem großen Dorfe Laskowitz Schloß und Winterstation für die Oder-
kühne (Tiergarten). — Die Stadt Wanfen, an der Ohlau, 2294 Einwohner, mit
Tabaksbau und Tabaksfabrikation.
Südwestlich vom vorigen der Kreis Strehlen, sehr fruchtbar; weit überwiegend
evangelisch, drei tschechische Kolonien enthaltend, die aber deutsch reden. Darin:
Strehlen, Kreisstadt und Bahnstation am linken Ufer der Ohlau, 8855 Einwohner
(zwei Drittel evangelisch). Landwirtschaft (Tabak, Flachs, Rüben); Schuhmacherei,
städtischer Granitsteinbruch (Pflastersteine). Alte Stadt; in dem nahen Dorfe Woi-
selwitz hatte Friedrich der Große lange sein Hauptquartier. Ehemaliges Augustiner-
kloster (königliches Lazarett); Gymnasium. — Das Dorf Prieborn mit erheblicher
Viehzucht (Pferde, Rinder, Schafe) und Obstbau; Zuckersabrikation und Brennerei;
Granit- und Marmorbruch (grauer Marmor).
Südlich vom vorigen der Kreis Münsterberg, fruchtbar, mit starker Rinder-
zucht; die Bevölkerung weit überwiegend katholisch. Darin: Münsterberg, Kreisstadt
und Bahnstation an der Ohlau, in wellenförmiger, fruchtbarer Gegend, 6134 Ein-
wohner. Ackerbau (Getreide, Obst), Schuhmacherei, Thonröhrenfabrikation und
Ziegeleien; in der Nähe große Thon- und Lehmlager, auch Braunkohlen. Alte
Stadt, früher Residenz von Herzögen; evangelisches Seminar, Bürgerhospital,
Waisenhaus, Krankenhaus der Elisabethinerinnen. — Heinrichau, ehemaliges
Cistercienserstift (1810 aufgehoben), jetzt Herrschaft (mit 34 Gütern), im Besitz des
niederländischen Königshauses.
Südwestlich vom vorigen der Kreis Habel schwerdt, der südliche Teil der Graf-
schast Glatz; weniger fruchtbar, von bedeutenden Waldungen erfüllt, Rinderzucht
und Flachsbau nicht unerheblich; die Bevölkerung ganz katholisch. Darin: Habel-
schwerdt, hochgelegene Kreisstadt und Bahnstation an der Glatzer Neiße, 5598 Ein-
wohner. Kaltes Klima; Flachsbau, gute Wiesen; Fabrikation von Holzwaren;
katholisches Schullehrersemiuar, Krankenhaus und Bürgerhospital. — Langenau,
1870 -
Breslau
: Hirt
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Westfalen
Das Mulden-Ravensbergische.
15
laffung dazu ist aber in der Ansiedelung der ausgewanderten Nieder-
länder zu suchen, die ihr Vaterland verließen, als die spanischen
Herrscher es furchtbar drückten und ihren Kunstfleiß fremden Ländern
brachten. Um ihren evangelischen Glauben zu erhalten, wanderten
sie aus; besonders kamen Viele aus Antwerpen, Gent und
Brügge. Doch war bereits mehrere Jahrhunderte vorher schon
Flachsbau, Gewebe- und Garnhandel in Bielefeld im Schwünge.
In der Grafschaft Ravensberg wendet noch immer der Landmann,
der im Sommer den Flachs erbaut, die Winterruhe zum Spinnen
und Weben an. Außer zu Bielefeld und Herford wird auch zu
Halle, Schildesche, Gütersloh, Lübbecke, Paderborn viele
und gute Leinwand gewebt. Der meiste Flachs wird mit der Hand
gesponnen. Wer ein rechter Ravensberger ist, hält am Handgespinnst
fest. Es haben sich zum Schutze desselben besondere Vereine gebildet.
Dagegen giebt es in der Provinz auch sehr viele Maschinen, aus
denen Wollgarn gesponnen wird.
Die Grafschaft Ravensberg, zu welcher Bielefeld gehört, hat
ihren Namen von der Burg Ravensberg, welche einige Stunden
nordwestlich von Bielefeld auf dem Teutoburger Walde liegt
und deren Ruinen von ihrer Höhe herab weit hinein in einen großen
Theil der flachen Ebenen des Münsterlandes, über die Ems und
Lippe hin bis nach dem Haarstrange schauen.
Zwischen ihm und dem Stromberge liegt, an der Straße von
Hamm nach Bielefeld, das Städtchen Gütersloh, was wohl vielen
Schulkindern bekannt ist, da von dort manch gutes Schulbuch kommt.
1900 -
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- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Das Königreich Preußen. 307
Dorf (1788 Einwohner); Landwirtschaft, mechanische Weberei mit Bleicherei; Holz-
Warenfabrik (Ablaßkram Tetzels 1508 und 1509). — Ganz südlich: Wigandsthal
(Meffersdorf), Dorf an der böhmischen Grenze und der Tafelfichte. Mehrere Plüsch-
und Baumwollwarensabriken, eine Band- und eine Zigarrensabrik; Fabrikation von
Spielwaren aus Holz jc.: Schloß. — Marklissa, Stadt, 2173 Einwohner. Karten-
sabrikation, Kammgarnspinnerei und Bleichen. — Langenöls, großes Dorf an der
schleichen Gebirgsbahn (3700 Einwohner); Weberei, Dampfbrauerei und -ziegelei,
Ofen- und Möbelfabrikation.
Nordöstlich vom vorigen der Kreis Äunzlau; derselbe wird vom Bober und
Queiß durchflössen; er enthält im Norden große Wiesenflächen und Heiden und im
Süden Bergland: seine Bevölkerung ist weit überwiegend evangelisch, Darin: Gunzlau,
Kreisstadt und Bahnstation, am zweiarmigen Bober, 11532 Einwohner. Erheblicher
Gewerbfleiß (besonders Thon- und Topfwaren, Wollspinnerei, Eisengießerei, Wäsche-
sabrikation, Seidenhaspelanstalt, Bildhauerwerkstätte; zwei Glasfabriken); Getreide-
und Garnhandel; Vorschußverein; evangelisches Gymnasium, evangelisches Schul-
lehrerseminar, Waisenhaus mit Progymnasium; Provinzialirrenanstalt, Bedeutender
Kommunalforst (9432 ha). Nahebei die Anstalt für künstliche Fischzucht „Schönbrunn".
Geburtsort von Martin Opitz (1597). — Im Nordwesten das Dorf Tiefenfurt,
mit zwei Porzellan- und einer Stempelfabrik; Korbflechterei. — Der Flecken Lorenz-
dorf am Queiß (1050 Einwohner); Eisenhütten- und Emaillierwerk, Preßspan-
sabrikation. — Gnadenberg, Herrnhuterdorf mit Weberei, Bleicherei, Gerberei
und einer Mädchenerziehungsanstalt. — Nordwestlich Modlau, Dorf am Schwarz-
wasser; große Waldungen; Eisenhüttenwerk mit Hoch- und Kuppelosen. — Gegen
Südosten Groß-Hartmauusdors, großes Dorf mit bedeutenden Kalksteinlagern.
— Naumburg am Queiß, Stadt in bergiger Gegend, 2134 Einwohner. Töpferei,
Steinbrüche.
Südlich vom vorigen der Kreis Cöwenberg; derselbe reicht vom Jsergebirge
bis ins Katzbachgebirge hinein, teilweise fruchtbar, gewerbfleißig; die Bevölkerung
weit überwiegend evangelisch, doch in der Gegend von Liebauthal auch viele Katholiken.
Darin: Cöwenberg, Kreisstadt und Bahnstation am Bober, 4721 Einwohner. Tuch-
sabrikation, Mühlenbetrieb, Obstbau; Realprogymnasium; Sandsteinbrüche und
Gipslager; 1854—69 Residenz des Fürsten von Hohenzollern-Hechingen. — Gegen
Südwesten Liebenthal, Stadt in bergiger Gegend, 1557 Einwohner. Ackerbau,
Strumpfwirkern; Benediktiner - Nonnenkloster (höhere Mädchenschule); Schullehrer-
seminar; Wallfahrtsort für die böhmischen Grenznachbarn; Taubenmarkt. —Greiffen-
berg, Stadt und Bahnstation am Queiß, 3307 Einwohner. Leinwandindustrie (auch
in der Umgegend); mechanische Weberei; Zigarren-, Uhren-, Düngmittel- und Schwefel-
sänresabrikation; Eisengießerei, Fabrik von Filz-, Leder- und Strumpfwaren. —
Die Stadt Friedeberg am Queiß, 2700 Einwohner, Flachsgarnspinnerei, Bleicherei,
Tuch- und Papierfabrikation; ausgedehnte Gebirgsforsten des Grafen Schaffgotsch.
— Nahe der Queißquelle das große Dorf und Bad Flinsberg (eisenhaltiger
Säuerling) in anmutiger Lage; starker Fremdenbesuch.
Südöstlich vom vorigen liegt der Kreis Hirfchberg; derselbe umschließt das
schöne und fruchtbare Hirschberger Thal; ausgedehnte Weberei; die Bevölkerung weit
überwiegend evangelisch. Darin: Hirfchberg, Kreisstadt und Bahnstation am Ein-
sluß des Zackens in den Bober, 15622 Einwohner. Bedeutende Industrie (Kamm-
garnspinnerei, Spitzen, Maschinen, Papier, Holzmasse, Zement, Porzellan, Blumen,
Siegellack, Zigarren, Farben, Pappwaren, Öfen, Fruchtweine und -säfte, Flachsbe-
reituugsanstalt und Strohbleiche); reger Handel (Leinwand, Getreide :e.), Handels-
kammer, Reichsbanknebenstelle, Vorschußverein; Landgericht; evangelische Gnadenkirche
und vier katholische Kirchen; evangelisches Gymnasium; Rathaus mit Bogengängen;
Badeanstalt (zwei Eisensäuerlinge); schöne Umgebung. — Wenig südwestlich Warm-
brunn, Flecken und besuchtes Bad (warme Schwefelquellen) am Zacken, 3286 Ein-
wohner. Schönes Schloß mit prächtigem Park des Grafen v. Schaffgotsch; Kurhaus,
Theater und Promenaden; Steinschleifereien und -schneidereien. — Hermsdorf,
großes Dorf in romantischer Lage (2153 Einwohner); mehrere Glas-, Holzstofffabriken
und Ziegeleien, Zündholzfabrikation; in der Nähe der Granitkegel des Kynast mit
schöner Burgruine. — Westlich das große Dorf Petersdorf, am Zacken, in roman-
tischer Gegend; Holzstoff- und Papierfabriken, Spiegel- und Kristallglasfabrikation,
20*
1900 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: Richter, Julius Wilhelm Otto
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Das Königreich Preußen. 365
Lilienthal, an der Wörpe, Dorf, ehemaliges Cistercienserkloster; landwirtschaft-
licher Verein für die Moorkolonien; Entdeckung der Asteroiden Pallas und Besta
(durch Olbers, l802). — Worpswede im Moor; erste bedeutende Moorkolonie,
1759 von Findorf begründet (Denkmal desselben auf dem Heideberge).
In der Südwestecke an der Weser der Kreis Mumenthal, wellenförmiger Geest-
und Marschboden. Darin: der Hauptort Mumenthal, Dorf, unweit der We,er, 1664
Einwohner. Schiffbau, Schiffahrt und Gerberei; Ziegeleien. — Lesum, Dors an
der schiffbaren Lesum, 1446 Einwohner. Fabrikation von Zigarren und Zigarren-
kisten, Farbenholzmühle. — In der Nähe das Dorf Burgdamm, mit Fabrikation
von Zigarren, Tabak und Zigarrenkisten, sowie das große Dorf Aumnnd, 1716
Einwohner. — Das Dorf Farge, an der Weser; Steingut- und Fayencefabrikation.
An der Weser und Aller, im Süden des Bezirks, der Kreis Verden, enthalt
fruchtbare Niederungen an der Weser, doch auch viel Weiden sowie Moorland.
Darin: Verden, Kreisstadt und Bahnstation an der unteren Aller, 8592 Einwohner.
Land- und Schwurgericht; Gymnasium, Gerberei, Fabrikation von Zigarren und
Stearin, Schiffahrt, Handel, Handelskammer;'Bistum von 786 bis zur Reformation;
Hinrichtung vou 4500 Sachsen durch Karl den Großen (782); von 1648 an mit dem
Erzbistum Bremen schwedisch, dann zu Braunschweig-Lüneburg (Hannover). — Lang-
Wedel, Dorf und Eisenbahnkreuzungspunkt nördlich von der Aller, 795 Einwohner.
Südöstlich von Osterholz der Kreis Achim; derselbe enthält sowohl Marsch- als
Moor- und Geestland. Darin: Achim, Kirchdorf und Hauptort, Bahnstation, am
rechten Weserufer, 2820 Einwohner Bedeutende Viehzucht und Viehhandel, zahl-
reiche Zigarrenfabriken von Bremer Kaufleuten; viele Ziegeleien in der Umgegend.
— Hemelingen, Dorf, unweit der Weser und des bremischen Gebietes, Bahn-
station, 3252 Einwohner. Rege Industrie (über 70 Zigarrenfabriken und Nieder-
lagen, mechanische Spinnereien, Fabrikation von Zigarrenkisten und Dachpappe, Eijen-
und Glockengießerei, Süberprägeanstau 2c.; mehrere Brauereieu und Ziegeleien.
Hauptzollamt in dem nahen Sebaldsbrück. — Ottersberg, Flecken an der Wümme,
1201 Einwohner, Fischerei und Rübenbau. In der Nähe der Wümme, bei den
Dörfern Fischerhude und Posthausen ausgedehnte Moore nebst Moorkolonien.
Im Norden von Verden und Achim der Kreis Rotenburg, an der Wümme
und deren Zuflüssen Veerse und Wiedau; enthält eine äußerst unfruchtbare Sand-,
Moor- und Heidelandschaft. Darin: Rotenburg, Kreisstadt und Bahnstation an der
Wümme, 2228 Einwohner. Großes Schloß der Bischöfe von Verden; Zigarren-
fabrikation und Viehzucht. Im Norden das Borchelsmoor mit Kolonien; ebenso bei
dem Dorfe Scheessel, an der Wümme. — Ganz im Südosten von Rotenburg der
Flecken Visselhövede, Bahnstation, 1062 Einwohner; besuchte Viehmärkte ^Rinder
und Pferde); Zündhölzerfabrikation. In der Nähe der Berg Elmhorst (90 in,.
Im Norden vom vorigen der Kreis Zeven, eine höchst unfruchtbare und schwach
bevölkerte Gegend; Moor- und Heideland. Darin: Zeven, Kreisstadt an einem Zu-
slusse der Oste; ehemaliges Benediktiner-Nonnenkloster, 1252 Einwohner. Konvention
zwischen Franzosen und Hannoveranern über den Rückzug der letzteren (1757). Bei
dem Dorfe Groß-Sittenfen, an der Oste, das große Eikeloher Moor.
In der Mitte des Regierungsbezirks der Kreis Bremervörde, ein Geest- und
Moorgebiet in der Gegend der Oste. Darin: Bremervörde, Kreisstadt an der schiff-
baren Oste, 3111 Einwohner. Fabrikation von Kunstdünger, Brauereien, Brenne-
reien, Schiffbau, bedeutende Torfstiche, Handel mit Torf, Holz und Vieh (Schweinen,
Rindern 2c.); Schiffahrt. Das von Lothar von Süpplingenburg (Kaiser Lothar) auf
einer Anhöhe angelegte „Kastrum Vorde" war lange Residenz der Erzbischöfe von
Bremen (1682 abgebrochen). Ringsum ausgedehnte Moore.
Regierungsbezirk Hildesheim.
Mdesheim, Stadtkreis, Regierungshauptstadt und Bahnkreuzungspunkt an
der Innerste, in anmutiger Gegend, 29386 Einwohner. Regierung, Landratsämter
für den Landkreis Hildesheim und den Kreis Marienburg, Land- und Schwur-
gericht, Hauptsteueramt, katholischer Bischof mit Domkapitel, vier evangelische Kirchen
(St. Andreas- und St. Michaeliskirche), vier katholische Pfarrkirchen (Dom mit
vielen Kostbarkeiten und dem 1000jährigen Rosenstock; Godehardikirche); evangelisches
1900 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: Richter, Julius Wilhelm Otto
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
264 Erstes Kapitel.
Der Kreis Zoran ist wenig fruchtbar, aber sehr gewerbfleißig. Darin: Zoran,
Kreisstadt und Bahnstation in einer vom Soreflüßchen bewässerten Niederung, von
bewaldeten Höhen begrenzt, 13665 Einwohner. Zahlreiche Braunkohlengruben; starker
Gewerbebetrieb, besonders Tuchmachern und Leinwandweberei (mehrere hundert
mechanische und doppelt soviele Handwebestühle sür Tuchmacherei, etwa 100 mecha-
nische und 500 Handwebestühle für Leinwand (zu den letzteren kommen noch etwa
9000 Handwebestühle in der Umgegend); außerdem große Färbereien, Bleicherei, Appre-
turgeschäfte, Stärke-, Wachslicht-, Knopf-, Knochenmehl-, Dachpappen- und Zigarren-
fabrikation, Mühlen-, Brauerei- und Brennereibetrieb. Gymnasium, Jrrenheil- und
Pslegeanstalt, Reichsbankagentur. (Älteste Stadt der Lausitz, schon 840 gegründet
und seit 1815 preußisch. — Forst, Stadt und Bahnstation an der Lausitzer Neiße,
in sandiger, waldumgrenzter Ebene, 18641 Einwohner. Reger Gewerbfleiß, be-
sonders Tuchfabrikation (etwa 200 Betriebe, wovon 1/5 mit Dampf; die Fabrikate im
Werte von etwa 40 Millionen Mark); auch Maschinenbau; an der Tuchmacherei
nimmt auch die Umgegend bedeutenden Anteil); Reichsbanknebenstelle; Progym-
nasinm; schönes Kriegerdenkmal. In dem Städtchen Psördten Schloß des Grafen
von Brühl (Besitzer der Standesherrschaft Forst-Pfördten), mit reichen Gewächs-
Häusern und herrlichem Parke. — Groß-Teuplitz, Dorf und Bahnstation, mit
ergiebigen Braunkohlengruben und bedeutender Töpferei (Bierkruken). — Gassen,
Stadt und Bahnstation, 2018 Einwohner. Schuhmacherei und Töpferei, sowie etwas
Tuchmacherei (Ansiedelung evangelischer Schlesier nach dem Dreißigjährigen Kriege).
— Christianstadt, Stadt am linken Boberufer, 1660 Einwohner. Mit mehreren
Baumwollenspinnereien und einer Flachsspinnerei (Aufnahme evangelischer Schlesier).
— Bei dem Dorfe Kunzendorf (Zusammentreffen mehrerer Bahnen) Braunkohlen-
gruben und Ziegeleien.
Der Kreis Spremberg, im Süden von Kottbns, auch nicht fruchtbar, aber ge-
werbfleißig. Darin: Spremberg, Kreisstadt und Bahnstation auf einer Spreeinfel,
10999 Einwohner. Braunkohlenlager; Industrie, namentlich Tuchfabrikation und
Leinweberei (in der Stadt einige 40, in der Umgegend vier Fabriken mit Dampf-
betrieb und zahlreiche mechanische Webstühle mit Handbetrieb); Export nach der Türkei
und Nordamerika; viele Brennereien; die Glashütte Heidemühle. Reichsbankneben-
stelle, Vorschußverein; Braunkohlengruben; Bergrevier, Realschule. (Spremberg wurde
1815 preußisch). — Die bedeutenden Glashütten Friedrichshain und Proschim.
Nördlich von Spremberg liegt Gottbug, selbständige Stadt und Bahnknoten-
Punkt an der Spree, 28249 Einwohner. Lebhafter Handel (Kolonial- und Farbe-
waren, Wolle und Karpfen) und lebhafter Gewerbfleiß (namenlich starke Tuchfabri-
kation, durch welche, meist mit Dampfkraft, 50 — 60000 Zentner Wolle verarbeitet
werden); bedeutender Export, Eisengießerei und Maschinenbau: Leinweberei, Tabaks-
fabrikation und Bierbrauerei. Reichsbanknebenstelle, zwei Vorschußvereine, Land-
gericht, Eisenbahnbetriebsamt, Hauptsteueramt, Handelskammer, Gymnasium mit
Realklassen, Hospital, Krankenhaus, Zentralgefängnis; seit 1445 brandenburgisch.-
In dem wenig fruchtbaren, aber gewerbfleißigeu Kreise Gottbus liegen: uu-
mittelbar bei Kottbus das Dorf Branitz lbekannt durch die Parkanlagen des Fürsten
Pückler-Muskau, der hier begraben ist). Nordwestlich von Kottbus das Dorf Berg,
Hauptort des Ober-Spreewaldes, jener interessanten, von mehreren hundert Spree-
armen durchflofseuen. moorhaltigen und waldreichen Gegend, welche stark von evan-
gelischen Abkömmlingen der Wenden bewohnt ist. Dieselben (4429) gehören zu der
7 qkm großen Feldflur des Dorfes und treiben Viehzucht und Gemüsebau.— Peitz,
Stadt und Bahnstation, 3690 Einwohner. Tuch-, Leinen-, und Baumwollenweberei,
Maschinenbau, größere Mühleuwerke, Brauereien und Ziegeleien. In der Nähe
große Karpfenteiche (jährlich 100000 kg Fische) und bedeutende Kiefernwaldungen.
Die Festungswerke wurden 1767 geschleift.
Der Kreis Cübben, unfruchtbar, aber gewerbfleißig. Darin: Cübben, Kreis-
stadt und Bahnstation, in einer von schönem Laubwalde bestandenen Niederung,
zwischen mehreren Armen der Spree, 6072 Einwohner. Landwirtschast; außerdem
Kleingewerbe (Horn- und Holzdrechslerei, besonders Tabakspfeifen); Realschule. (Seit
1815 preußisch.) Das Dorf Goyatz am Schwielochfee; ergiebige Torfstiche und
Fischfang. — In der Nähe viele fischreiche Gewässer, Mühlen und Ziegeleien.—
Nordöstlich vom Schwielochfee Friedland, Stadt in sandiger Ebene, von großen